Dieses Jahr feiert eine von Disneys beliebtesten und frühsten Figuren den achtzigsten Jahrestag ihres Leinwanddebüts: Goofy! In dieser Reihe zerren wir den optimistischen Tölpel aus dem Schatten der Maus und blicken zur Feier seines Jubiläums auf seinen cineastischen Werdegang unter Walt Disney. Dies sind Goofys Meilensteine.
Nachdem 1940 mit Goofy's Glider die How to ...-Reihe begründet wurde, in der Goofy zur Demonstration diverser Sportarten und Tätigkeiten herangezogen wurde, nahm sich das Team rund um Jack Kinney dem Skifahren, Reiten, der Kunst der Selbstverteidigung, Schwimmen, Angeln, Leichtathletik, Segeln und Golf an. 1942 betrat man zudem Neuland, indem How to Play Baseball in Form eines Baseball-Lehrvideos (inklusive chaotischer "Übersichts"diagramme) eine Begegnung zweier Ballsportmannschaften zeigte, bei der jeder einzelne Spieler von Goofy dargestellt wurde. Somit begann Goofys Karriere als austauschbarer, tölpelhafter Jedermann, die im von der Benzinknappheit während des Zweiten Weltkrieges inspirierten Victory Vehicles fortgeführt wurde, wo jeder Bewohner einer Stadt ein minimal veränderter Goof ist.
Das Poster zum Film
1944 folgte How to Play Football, den viele Animationsliebhaber als einen von Kinneys besten Kurzfilmen loben. Zugleich ist es auch einer der seiner Thematik gegenüber am kessesten auftretenden: Bereits in den ersten Sekunden macht sich der Film durch seinen Erzähler darüber lustig, dass zum Football eine wilde Meute von Fans, zahllose Sanitäter, Fotografen, Maskottchen, Cheerleadern ... und irgendwann halt auch zwei Mannschaften gehören. Die Regeln werden sogleich von der riesigen Masse an Fans übertönt, so zweitrangig sind sie. Zum Ende des im Film gezeigten Spiels ist der Trainer reif für die Irrenanstalt, während der Kommentator seinen Scharfsinn auslobt.
Das Subjekt des Kurzfilms ist jedoch nicht Profi-Football, sondern College-Football, was die damalige Wertung des Ballsports reflektiert: In den Vierzigern war Baseball noch der US-Nationalsport Nummer eins, gefolgt von Boxen und Reiten, während Profi-Football noch eine Randsportart war, während sich in College-Städten die Partien der Studentenmannschaften durchaus großer Beliebtheit erfreuten.
Das frenetische, kaum eine Pause zwischen den Tollpatschigkeiten der Goofys und den Irrsinnigkeiten des Erzählers lassende Slapstickspektakel erlaubte sich auch zahlreiche Insidergags, die zu einem Standard in Disney-Kurzfilmen über Teamsportarten werden sollten. So decken sich die Spielernamen mit Namen aus den Disney-Studios. In How to Play Football sind die prominentesten Disney-Angestellten, die so zu kurzem Ruhm gelangen, Kurzfilmregisseur Clyde Geronomi (dessen 1941 veröffentlichter Micky-und-Pluto-Kurzfilm Lend a Paw einen Oscar gewann), der gestalterische Künstler Don DaGradi (der in Victory Vehicles die verrückten Fortbewegungsmittel erfand), der begnadete Goofy-Zeichner John Sibley und Autor Roy Williams, der später als großer Mousketeer im Mickey Mouse Club vor die Kamera treten sollte.
Mit seinem Nonstop-Humor bescherte How to Play Football Goofy seine erste Oscar-Nominierung. Bei der 1945 abgehaltenen, 17. Verleihung der Academy Awards war es die einzige nominierte Disney-Produktion, sie unterlag jedoch dem Tom & Jerry-Kurzfilm Mouse Trouble, in welchem Tom (zumindest bis zum Beginn des nächsten Cartoons dieser Reihe) das Zeitliche segnet.
Nach How to Play Footaball brachen die DIsney-Studios die Formel der Goofy-Cartoons wieder etwas auf. Neue Kurzfilme Kinneys wie der 1945 veröffentlichte, Safari-Abenteuer versprühende African Diary und die Wild-West-Parodie Californy'er Bust setzten ebenfalls auf einen Erzähler und die Diskrepanz zwischen dessen würdevoller Attitüde und dem schlacksigen Goofy, allerdings stellten diese Cartoons keine Lehrfilm-Parodien mehr dar. Mit Eishockey (Jack Kinneys Hockey Homicide, 1945) und Basketball (Jack Hannahs Double Dribble, 1946) wurden noch zwei weitere Teamsportarten durch den Kakao gezogen. Auch Hannahs A Knight for a Day erinnerte stark an den Stil der How to ...-Reihe, darüber hinaus aber wurde Goofy wieder mit Donald zusammengesteckt (Jack Hannahs No Sail & Frank Duck Brings 'em Back Alive sowie Bob Carlsons Crazy with the Heat).
1948 und 1949 nahmen sich jeweils Hannah (Pferdewetten, They're Off) und Kinney (Tennis in Tennis Racquet, Muskeltraining in Goofy Gymnastics) mit leichten Abwandlungen der alten How to ...-Formel an, dann jedoch sollte die Sportära Goofys vorerst eingemottet werden. Dass sowohl die zentralen Themen der Goofy-Cartoons, als auch deren Humor in den Fünfzigern neue Formen annahm, geschah auf Wunsch von Walt Disney persönlich. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe dieser Reihe ...
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