Mittwoch, 22. August 2012
Disneys Totgesagten fliegen länger
Wenn sich Kinofilme aussuchen dürften, bei welchem Studio sie floppen, so wären sie gut beraten, Disney als Stätte des Scheiterns zu wählen. Nirgendwo sonst können einstige finanzielle Rückschläge zu Erfolgen erblühen und sich eventuell auch Fortsetzungen oder passionierte Neuauflagen sichern. Disneys Historie mit gescheiterten Kinofilmen, die ihren Wert steigern, reicht bis ins Jahr 1940 zurück, in dem Pinocchio hinter den Erwartungen Walt Disneys zurückblieb und Fantasia eine Enttäuschung von filmhistorischen Ausmaßen darstellte. Beide Produktionen gelten nunmehr als Klassiker der Trickfilmgeschichte und spülen konstant gutes Geld in die Konzernkassen. Ähnliches geschah auch mit Bambi und Dornröschen, im Realfilmsektor kann Disney unter anderem auf Tron und Newsies zurückblicken. Während ersterer nach fast drei Jahrzehnten eine gigantische Fortsetzung erhielt, bekam das Kinomusical über streikende Zeitungsjungen nach zwei Jahrzehnten eine Broadway-Adaption spendiert.
In diesen Reigen der unverhofft mit Anerkennung bedachten Disney-Projekten darf nun auch Rocketeer aufschließen: Die 1991 in die Kinos gelangte Comicverfilmung über einen mit Köpfchen, Pistole und Jetpack Nazis und die Mafia bekämpfenden Schaupiloten sollte ursprünglich ein florierendes Action-Franchise für Disney begründen, woraus mangels Publikumsinteresse nichts wurde. Seither hat sich der Film eine treue Fanbase erarbeitet, Disney erachtet ihn als wichtig genug, um zum 20-jährigen Jubiläum ein großes Event abzuhalten und Regisseur Joe Johnston überzeugte Kritiker und Kinogänger gleichermaßen mit einer anderen Comicverfilmung über einen Nazis verprügelnden Typen. Und in der Disney-Fangemeinschaft war dieser Kassenschlager Anlass für einige lautstarke Rufe nach mehr Rocketeer-Kinoabenteuern.
Wie Vulture berichtet, hat man bei Disney offenbar ein offenes Ohr für dieses Verlangen: Unter der Führung des neuen Studiobosses Alan Horn trommelt das Studio derzeit zahlreiche Drehbuchautoren zusammen, in der Hoffnung, dass einer von ihnen einen kinoreifen Ansatz für einen neuen Rocketeer-Film hat. Im Hause Disney ist also Platz genug für einen Nazis bekämpfenden Supersoldaten, einen Schurken austricksenden Multimilliardär mit fliegender Rüstung und einem charmanten 40er-Jahre-Jedermann mit Raketenrucksack. Großartig! Hoffen wir, dass ein talentierter Drehbuchautor eine Idee hat, die einen fähigen Regisseur anzieht. Vielleicht mag Joe Johnston nochmal ran?
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