Mittwoch, 29. August 2012

Darkwing Duck Annual


Abseits der fünf großen Handlungsbögen, die die Darkwing Duck-Comics der Boom!Studios schlagen konnten, erschien 2011 in den USA auch der Sonderband Darkwing Duck Annual #1, der leider zugleich der letzte sein sollte. In diesem Extraband, dessen Inhalt praktischerweise auch in das Paperback des vierten Storyarcs integriert wurde, werden zwei spezielle Einzelgeschichten aus dem Darkwing-Universum erzählt: Eine denkwürdige Story, die den Lesern nicht nur einen der boshaftesten Pläne Quackerjacks, sondern auch einen Einblick in seine verschrobene Psyche bietet, sowie ein komödiantischer Comic von Darkwing Duck-Schöpfer Tad Stones.

Obwohl es aufregend ist, dass auch der Serienproduzent sein Scherflein zur Comic-Fortsetzung beiträgt, so ist die erste Geschichte, Toy With Me, das schwer vergleichliche Vorzeigestück des ersten und letzten Darkwing Duck-Jahressonderbandes. Wie der kundige Comicleser sicherlich erkannt hat, spielt das Cover von James Silvani auf die legendäre Joker-Geschichte The Killing Joke an, in der die (eine) Hintergrundgeschichte von Batmans Erzschurken erzählt wird und in der er Commissioner Gordon beinahe in den Wahnsinn treibt, indem er seine Tochter schwer verletzt, entführt, nackt fotografiert und foltert. Toy With Me ist, so boshaft-spannend es auch wäre, keine Parodie auf jene laut umjubelte, zugleich auch kritisch beäugte Joker-Geschichte, das Cover ist bloß ein nennenswerter Bonus für ältere Darkwing Duck-Leser, der mir zum Beispiel ein dreckiges Grinsen entlockte.

Eine weitläufige Assoziation zur Vorlage besteht dennoch, schließlich hält in beiden Comics ein schurkischer Clown die Fäden in der Hand, und so wie The Killing Joke zu den düsteren Batman-Bänden gehört, ist Toy With Me eine etwas ernstere Erzählung aus St. Erpselsburg: Quackerjack gelangt an den Digitalisierer, mit dem die Whiffelboy-Spielemacher einst ihren Helden aus der realen Welt in die digitale transportierten, und lässt ihn zu einer schrecklichen Waffe umprogrammieren. Mit dieser geht er auf einen rücksichtslosen Rachefeldzug an der Videospielindustrie und ihren abhängigen Kunden. Darkwing Duck hofft, Quackerjacks Spur aufzunehmen, indem er das plüschig-groteske Spielzeug ausfindig macht, das dem wirren Spielzeugmacher einst so treu begleitete. Auf der Suche lernt Darkwing, seinen Feind aus einer neuen Perspektive zu betrachten ...

Statt von James Silvani stammen die Zeichnungen zu Toy With Me von Sabrina Alberghetti, die einen leichteren, schwungvolleren Strich führt. Ihre Bilder sind runder, cartooniger als die des Darkwing Duck-Stammzeichners, was in der schattigen Eröffnungsszene etwas stört, doch Alberghetti trifft dafür in den emotionaleren Phasen des Comics mit Leichtigkeit den Nagel auf den Kopf. Ihre etwas simpleren, weniger überlasteten Hintergründe und klare Posen helfen, diese kurze, tolle Geschichte nachhaltig ins Gedächtnis der Leser zu brennen. Ian Brill erzählt die Handlung straff und schnörkellos, mit wenigen, dafür ins Schwarze treffenden Dialogwitzen und einigen kleinen popkulturellen Seitenhieben. Im Zentrum steht dieses Mal nicht der Comicwahnwitz von Crisis oder F.O.W.L. Disposition, stattdessen wird Quackerjacks Plan ausnahmsweise ernst genommen, was ihm in der Fernsehserie kaum vergönnt war. Alles in allem ein hervorragender Disney-Comic, der die Serie großartig ergänzt und jedem Fan von Darkwing Duck in Erinnerung bleiben wird.

Die Kurzgeschichte The Untimley Terror of the Time Turtle derweil ist ein kurzweiliger, doch auch unspektakulärer Lesespaß. Eddie Erpel geht mit Kiki in eine Tierhandlung, um ihr ein Haustier zu beschaffen. Bei aller Uneinigkeit stolpern sie über eine seltsame Schildkröte, mittels derer man durch die Zeit reisen kann. Da dies St. Erpelsburg ist, ist auch ein Superschurke mit ausgefallenem Kostüm nicht fern, der dieses Tierchen für seine Zwecke gebrauchen will. Amüsant wird dieser Comic nur durch die zahlreichen Disney-Cameos, ein paar Meta-Gags und einem Seitenhieb auf das Zeitreisenkonzept, durch die Kürze der Handlung und die unaufregende Story ist The Untimley Terror of the Time Turtle allerdings so schnell vergessen wie durchgelesen.

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