Von Legenden zu historischen Ereignissen, von Märchen bis zu klassischer Literatur - die Zauberkünstler von Disney haben sich der vielfältigsten Quellen bedient, um Stoff für ihre Filme zu finden. Gemein haben sie jedoch alle, dass das Ursprungsmaterial nicht ohne Veränderung in den Disney-Kanon eingeflossen ist.
Diese Reihe von Im Schatten der Maus befasst sich mit dem Entstehungsprozess einiger dieser Meisterwerke:
Die Quellen der Disneyfilme
Schneewittchen ist seit jeher eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen, die die Gebrüder Grimm in ihrer Sammlung vereint haben. Unter dem Namen Sneewittchen, plattdeutsch für Schneeweißchen, ist es seit der ersten Ausgabe von 1812 Teil der Hausmärchen, auch wenn es erst im Laufe der nächsten Ausgaben seine endgültige Form gefunden hat.
Einen Gutteil seiner Popularität verdankt die Geschichte wohl seinem Thema, das seit jeher einen der ursprünglichen weiblichen Grundkonflikte darstellt: das Erwachen des jungen Mädchens zur Sexualität und sein Generationenkonflikt mit der Muttergestalt der alternden Schönheit und ihrem Neid auf die frische Jugend. Gerade diese Thematik wird in der Originalversion noch verstärkt, wo die böse Königin, die Schneewittchen nach dem Leben trachtet, ihre leibliche Mutter ist, ein Punkt, den die Gebrüder auf Dauer als ein schlechtes Beispiel für die deutsche Familienkultur empfanden und in folgenden Versionen bewusst ausmerzten.
Für heutige Leser vielleicht befremdlich ist, dass Schneewittchens Alter im Märchen mit sieben Jahren angegeben wird - ein Alter, dass heute wie zu Grimm‘schen Zeiten kaum als passenden Zeitpunkt für weiblichen Neid oder gar als mögliches Heiratsalter gilt. Doch dieses spezielle Alter passt zu der Konsequenz, mit der die mythische Zahl Sieben das ganze Märchen vom Titel abwärts durchdringt. Passend dazu stellte das siebte Lebensjahr in alten Zeiten den klassischen Übergang vom Kind zur jungen Frau dar.
Auch ansonsten ist das Märchen reich an alter Symbolik vor allem bezüglich der Motive Weiblichkeit und Schönheit. Dieses Thema zieht sich durchgängig durch die Geschichte: von der Farbsymbolik des Schwarz-Weiß-Roten (den Farben der dreifachen Göttin), über den allwissenden Spiegel, der traditionell als Bild der Seele gilt, bis natürlich zu dem Apfel, sowohl in christlich-jüdischer als auch römisch-griechischer Mythologie Zeichen der Verführung und zusammen mit dem Schnürriemen und dem Kamm eines der Attribute der Venus.
Eine oft übersehene Eigenheit bezüglich der drei ikonischen Schneewittchen-Farben ist, dass diese im Märchen nicht spezieller spezifiziert werden - es heißt nur „so weiß wie der Schnee, so roth wie das Blut“. Zusätzlich macht die erste Ausgabe klar, dass die „Schwärze“ sich nicht auf Haare, sondern auf die Augenfarbe von Schneewittchen bezieht, und passenderweise zeigen alte Illustrationen das junge Mädchen oft mit strahlend goldener Haarpracht. Auch von roten Lippen ist im Text selbst keine Rede, stattdessen werden die Wangen des Mädchens erwähnt, die auch im Sarg nicht von ihrer roten Farbe eingebüßt haben. Und worauf sich das Attribut weiß bezieht, wird nirgendwo näher beschrieben.
Zumindest die Farbe schwarz wird in späteren Ausgaben allerdings nach heutigem Muster spezifiziert; dann ist Schneewittchen nicht mehr schwarz, sondern schwarzhaarig wie Ebenholz.
In der Originalversion finden sich noch einige andere Punkte, die von der heute allgemein bekannten Fassung des Märchens abweichen. Am Auffallendsten ist wie gesagt die Tatsache, dass die böse Königin nicht die Stiefmutter, sondern die echte ist - eben dieselbe, die mit ihrem Wunsch das ätherische Aussehen des Kindes erst herausgefordert hat.
Ein anderer erwähnenswerter Unterschied liegt in Schneewittchens Rettung durch den Prinzen. Ursprünglich führte er sein Vorhaben aus und nahm das tote Mädchen mit auf sein Schloss, wo er es verhätschelte, als sei sie noch am Leben - bis irgendwann ein genervter Diener ihr auf den Rücken schlägt und sie so von dem giftigen Apfel erlöst. Gut möglich, dass die spätere Verkürzung auf ein einfaches Stolpern der Diener nicht nur das Timing verbessern, sondern auch eventuelle nekrophile Andeutungen der Geschichte so weit wie möglich abglätten sollte.
Wie alle von den Gebrüdern Grimm aufgeschriebene Märchen wurde Schneewittchen seit langem mündlich überliefert, und wie im Anhang der Erstausgabe steht, war es schon zu dieser Zeit eine der bekanntesten Erzählungen überhaupt. Bis heute gilt es weithin als der Inbegriff des Märchens und wie von den meisten klassisch weitererzählten Geschichten sind auch hier verschiedene Versionen überliefert (unter anderem von Ludwig Bechstein). Doch mit der Fassung der Gebrüder Grimm hat die Geschichte für das heutige Publikum eine eindeutige, allgemein bekannte Form gefunden.
Diese festen und doch so variablen Rahmenbedingungen, verbunden mit einer andauernden Popularität, sorgten dafür, dass sich das Märchen wunderbar für die ehrenvolle Aufgabe eignete, die ihm 1937 zuteil ward: Schneewittchen wurde ausgewählt, um als Material für Walt Disneys ersten Langfilm und den ersten längeren Cel-animierten Film überhaupt zu dienen.
Neben den offensichtlichen Punkten, die für das Märchen sprachen, lag der Hauptgrund für diese Wahl daran, dass Disney und seine Zeichner in den Gestalten der sieben Zwerge sofort ein gewaltiges Potential erkannten. In erzähltechnischer Weise bieten sich diese Gestalten perfekt an, und es wird niemand anzweifeln, dass diese Komponente des Märchens im Zeichentrickfilm voll und ganz ausgeschöpft wird.
Doch auch wenn die kleinen Männer es sogar in den Titel des Films geschafft haben, so war ihre Rolle ursprünglich noch um einiges größer geplant. In den ursprünglichen Story-Entwürfen sollten die Zwerge die Hauptfiguren sein, auf die sich die gesamte Geschichte konzentriert. Der Film sollte erst mit Schneewittchens Ankunft im Wald anfangen und insgesamt ein sehr viel komischeres Grundkonzept verfolgen. Auch die Figuren des Prinzen und der Königin waren ursprünglich als spaßigere Gestalten angelegt, so dass ein Großteil der im Märchen und Film vorhandenen Dramatik wohl gar nicht in Betracht kommen konnte.
Offensichtlich wurde dieses Konzept bis zur endgültigen Version noch stark überarbeitet, doch betrachtet man den Film kritisch, so kann man an der jetzigen Fassung immer noch die experimentelle Vorreiter-Position ablesen. Gerade der Stil der musikalischen Zwischenszenen, in denen Tiere und Zwerge zu fröhlichen Klängen herumscherzen, tragen oft nichts zur Geschichte bei und sind noch stark dem alten Prinzip der Silly Symphonies verhaftet. Doch dieser Anteil des Filmes hält sich in Grenzen; durch eine sehr viel größere Ideenvielfalt und nicht zuletzt die superbe Animation brauchen sich auch diese Szenen vor dem Rest des Filmes nicht zu verstecken.
Ansonsten hält sich die Handlung in ihrer jetzigen Form stark an die Vorlage des Ausgangsmaterials und füllt diese nur mit zusätzlichen Zwischenszenen auf. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die vom Original abweichen, wie das Zitat „rot wie Blut“, das im englischen zu „red as the rose“ wird und der Auftrag der Königin, die im Film statt Lunge und Leber gleich das Herz ihrer Stieftochter verlangt. Außerdem fehlen der Anfang mit Schneewittchens Mutter und die ersten zwei Mordversuche der Königin - obwohl der Schnürriemen, der in der ersten Version des Märchens aus gelber, roter und blauer Seide besteht, gut eine Inspiration für Schneewittchens Kleid gegeben haben könnte.
Ein interessanter Punkt ist die Frage nach dem Alter der Hauptfigur, das im Film nirgendwo speziell referenziert wird. Man kann wohl sicher sagen, dass Schneewittchen bei Disney nicht sieben ist, aber es spricht doch einiges dafür, dass wir es mit einem jungem Mädchen von vielleicht 14 Jahren zu tun haben; einem Mädchen mit kindlicher Stimme, nur knapp sichtbaren Brustansatz und einem durchweg kindlich-naivem Herzen. Auch wenn sie das Haus aufräumt oder die Sauberkeitsvorstellungen der Zwerge rügt, klingt sie eher wie Kind, das Mutter spielt, als wie eine junge Dame.
Natürlich ist von einem derartigem Alter in den Darstellungen der Princess-Line nicht viel übrig, doch in älterem offiziellem Disney-Material steht Schneewittchen ganz selbstverständlich auf einer Höhe mit Alice und wird von Peter Pan sogar noch etwas überragt.
Insgesamt betreffen die einzigen wirklich ins Gewicht fallenden Änderungen jedoch die Beziehung zwischen Schneewittchen und ihrem namenlosen Prinzen. Das beginnt gleich in der zweiten Szene des Films, wo von Anfang an eine Bekanntschaft zwischen den beiden aufgebaut wird, um so die Deus-ex-Machina-Natur des Endes gegenüber dem Märchen um einiges zu relativieren.
Die andere große Abwandlung bietet das Ende selbst, wo die holde Prinzessin in Anlehnung an das Schwestermärchen Dornröschen durch reinen Märchenzauber statt durch die erstaunlich rationale Logik des Originals gerettet wird. Damit ist dies das erste Mal von vielen, dass in einem Disney-Meisterwerk die Macht des ersten Kusses hilft, ein Märchenende noch um einiges weiter zu romantisieren.
Doch zusätzlich zu diesen beiden Szenen gab es eigentlich weitere Pläne, die Rolle des Prinzen zu der eines vollwertigen Actionhelden auszubauen - Pläne, die vor allem durch die bekanntermaßen extrem mühselige Animation des Prinzen schließlich aufgegeben werden mussten.
Ursprünglich sollte die im Film nur angedeutete Vorgeschichte zwischen den jungen Liebenden durch zusätzliche Szenen weiter fundiert werden: Wie später in Dornröschen war geplant, dass der Prinz Schneewittchen während eines Liedes begegnet, in dem sie sich ihren Traumprinzen aus verschiedenen Alltagsgegenständen zusammenbaut.
Dies ist nicht die einzige fallengelassene Idee, die später für Dornröschen wieder aufgegriffen wurde; auch eine Traumszene, während derer die beiden in den Wolken tanzen, war für Schneewittchens Liebeslied angesetzt. Außerdem hätte die Königin Gelegenheit gehabt, den Prinzen in bester Malefiz-Manier in ihrem Kerker an die Wand zu ketten und dort mit der Aussichtslosigkeit seiner Lage zu verhöhnen. Eventuell wäre sogar der gesamte Monolog der Königin, mit dem sie ihrem Raben während der Verwandlung Angst und Schrecken einjagt, an den Prinzen gerichtet worden - bis hin zu dem gehässig gekicherten „Lebendig begraben!“. Doch mit Hilfe von Schneewittchens treuen Tauben sollte er dem gefluteten Verlies im letzten Moment entkommen, gerade rechtzeitig, um die tote Prinzessin in ihrem Sarg anzutreffen und sich mit einem letzten Kuss zu verabschieden. Mit dieser erzählerischen Vorarbeit und dem daraus resultierenden emotionalen Vorbau hätte sich ein Großteil der Vorwürfe, die sich das Ende des Filmes seit jeher anhören muss, zweifellos von vornherein erledigt.
Doch auch in seiner jetzigen Form ist Schneewittchen nicht der Kinderfilm, für den er allgemein gehalten wird; nicht umsonst wurde er seinerzeit allgemein als Erwachsenenfilm betrachtet, bei dem auch die eingeblendeten Texttafeln nicht vorgelesen werden mussten. Und es ist kein Zufall, dass die wohl gruseligste Bahn, die irgendein Disney-Park je zu bieten hatte, auf Schneewittchens düsteren Abenteuern basierte.
Insgesamt ist der Film in vielem reifer als sein Ruf; er ist atmosphärisch, mutig und zeitweise wirklich unheimlich. Schneewittchen selbst ist nicht nur die Jungfrau in Nöten, sondern sie hat keine Probleme, sich im Angesicht der fremden Zwerge durchzusetzen und auch die viel kritisierte Beziehung zu dem Prinzen wird, anders als im Märchen, zumindest genug angedeutet, um das Ende zu rechtfertigen.
Dieser Meinung war auch das Publikum, das dem Film zu keiner Zeit seine Zustimmung verweigerte. Schneewittchen war zu seiner Uraufführung ein großer Erfolg und bis „Vom Winde verweht“ der erfolgreichste Tonfilm überhaupt. Und auch heute noch ist er dank vielfältiger Wiederaufführungen nach Inflationsbereinigung einer der top ten money making films aller Zeiten.
Betrachtet man den Film aus dramaturgischer Sicht, so hebt er sich stark von den späteren Disneyfilmen auch der folgenden Jahre ab. Die gesamte Dramaturgie scheint weit mehr auf Gefühl und Stimmung als auf Logik aufgebaut, was sich unter anderem in der größtenteils gereimten Sprache und den musikalischen Zwischenszenen ausdrückt - ein Punkt, der vielleicht Anlass für einen Gutteil der kritischen Meinungen bietet. Bilder wie der Übergang von der Felsklippe zu den trauernden Zwergen erinnern eher an eine Sinfonie, die von Stimmung zu Stimmung gleitet, als an einen rational aufgebauten Film.
Auf dieser Ebene passt das plötzliche Erscheinen des Prinzen am Ende perfekt, einfach aus dem Grund, dass es an dieser Stelle nun zum großen emotionalen Finale kommen muss - genau wie das grandiose Abschlussbild des hell erleuchteten Wolkenschlosses, das wie eine Verbildlichung des großen Schlussakkordes die bildgewaltige Musikdichtung expressiv beendet.
In vielen dieser Punkte kann man sich sicher streiten, ob es nun eine bewusste Entscheidung war, die zu diesem Ergebnis führte, oder ob es sich um das unwillkürliche Nebenprodukt eines ersten Versuches handelt. Mit Sicherheit gibt es einige begründete Kritikstellen, für die man den Film zur Rechenschaft ziehen kann - auch wenn sowohl die zeitweilige Episodenhaftigkeit als auch die fehlenden Fundamente der Liebesgeschichte schon im Original angelegt sind.
Insgesamt ist es für mich jedes Mal wieder beeindruckend, wie Disney bei seinem ersten Versuch im dramatischen Filmbereich ein klassisches Märchen zu einem derart originalgetreuen Werk verarbeiten konnte, ohne auf die nötige Innovation des Mediums zu verzichten. Mit Schneewittchen und die sieben Zwerge schuf er auf scheinbar mühelose Weise eine eigene sinfonisch überzeugende Filmlegende, die noch heute einen absoluten Meilenstein des Genres darstellt.
Einen Gutteil seiner Popularität verdankt die Geschichte wohl seinem Thema, das seit jeher einen der ursprünglichen weiblichen Grundkonflikte darstellt: das Erwachen des jungen Mädchens zur Sexualität und sein Generationenkonflikt mit der Muttergestalt der alternden Schönheit und ihrem Neid auf die frische Jugend. Gerade diese Thematik wird in der Originalversion noch verstärkt, wo die böse Königin, die Schneewittchen nach dem Leben trachtet, ihre leibliche Mutter ist, ein Punkt, den die Gebrüder auf Dauer als ein schlechtes Beispiel für die deutsche Familienkultur empfanden und in folgenden Versionen bewusst ausmerzten.
Für heutige Leser vielleicht befremdlich ist, dass Schneewittchens Alter im Märchen mit sieben Jahren angegeben wird - ein Alter, dass heute wie zu Grimm‘schen Zeiten kaum als passenden Zeitpunkt für weiblichen Neid oder gar als mögliches Heiratsalter gilt. Doch dieses spezielle Alter passt zu der Konsequenz, mit der die mythische Zahl Sieben das ganze Märchen vom Titel abwärts durchdringt. Passend dazu stellte das siebte Lebensjahr in alten Zeiten den klassischen Übergang vom Kind zur jungen Frau dar.
Auch ansonsten ist das Märchen reich an alter Symbolik vor allem bezüglich der Motive Weiblichkeit und Schönheit. Dieses Thema zieht sich durchgängig durch die Geschichte: von der Farbsymbolik des Schwarz-Weiß-Roten (den Farben der dreifachen Göttin), über den allwissenden Spiegel, der traditionell als Bild der Seele gilt, bis natürlich zu dem Apfel, sowohl in christlich-jüdischer als auch römisch-griechischer Mythologie Zeichen der Verführung und zusammen mit dem Schnürriemen und dem Kamm eines der Attribute der Venus.
Eine oft übersehene Eigenheit bezüglich der drei ikonischen Schneewittchen-Farben ist, dass diese im Märchen nicht spezieller spezifiziert werden - es heißt nur „so weiß wie der Schnee, so roth wie das Blut“. Zusätzlich macht die erste Ausgabe klar, dass die „Schwärze“ sich nicht auf Haare, sondern auf die Augenfarbe von Schneewittchen bezieht, und passenderweise zeigen alte Illustrationen das junge Mädchen oft mit strahlend goldener Haarpracht. Auch von roten Lippen ist im Text selbst keine Rede, stattdessen werden die Wangen des Mädchens erwähnt, die auch im Sarg nicht von ihrer roten Farbe eingebüßt haben. Und worauf sich das Attribut weiß bezieht, wird nirgendwo näher beschrieben.
Zumindest die Farbe schwarz wird in späteren Ausgaben allerdings nach heutigem Muster spezifiziert; dann ist Schneewittchen nicht mehr schwarz, sondern schwarzhaarig wie Ebenholz.
In der Originalversion finden sich noch einige andere Punkte, die von der heute allgemein bekannten Fassung des Märchens abweichen. Am Auffallendsten ist wie gesagt die Tatsache, dass die böse Königin nicht die Stiefmutter, sondern die echte ist - eben dieselbe, die mit ihrem Wunsch das ätherische Aussehen des Kindes erst herausgefordert hat.
Ein anderer erwähnenswerter Unterschied liegt in Schneewittchens Rettung durch den Prinzen. Ursprünglich führte er sein Vorhaben aus und nahm das tote Mädchen mit auf sein Schloss, wo er es verhätschelte, als sei sie noch am Leben - bis irgendwann ein genervter Diener ihr auf den Rücken schlägt und sie so von dem giftigen Apfel erlöst. Gut möglich, dass die spätere Verkürzung auf ein einfaches Stolpern der Diener nicht nur das Timing verbessern, sondern auch eventuelle nekrophile Andeutungen der Geschichte so weit wie möglich abglätten sollte.
Wie alle von den Gebrüdern Grimm aufgeschriebene Märchen wurde Schneewittchen seit langem mündlich überliefert, und wie im Anhang der Erstausgabe steht, war es schon zu dieser Zeit eine der bekanntesten Erzählungen überhaupt. Bis heute gilt es weithin als der Inbegriff des Märchens und wie von den meisten klassisch weitererzählten Geschichten sind auch hier verschiedene Versionen überliefert (unter anderem von Ludwig Bechstein). Doch mit der Fassung der Gebrüder Grimm hat die Geschichte für das heutige Publikum eine eindeutige, allgemein bekannte Form gefunden.
Diese festen und doch so variablen Rahmenbedingungen, verbunden mit einer andauernden Popularität, sorgten dafür, dass sich das Märchen wunderbar für die ehrenvolle Aufgabe eignete, die ihm 1937 zuteil ward: Schneewittchen wurde ausgewählt, um als Material für Walt Disneys ersten Langfilm und den ersten längeren Cel-animierten Film überhaupt zu dienen.
Neben den offensichtlichen Punkten, die für das Märchen sprachen, lag der Hauptgrund für diese Wahl daran, dass Disney und seine Zeichner in den Gestalten der sieben Zwerge sofort ein gewaltiges Potential erkannten. In erzähltechnischer Weise bieten sich diese Gestalten perfekt an, und es wird niemand anzweifeln, dass diese Komponente des Märchens im Zeichentrickfilm voll und ganz ausgeschöpft wird.
Doch auch wenn die kleinen Männer es sogar in den Titel des Films geschafft haben, so war ihre Rolle ursprünglich noch um einiges größer geplant. In den ursprünglichen Story-Entwürfen sollten die Zwerge die Hauptfiguren sein, auf die sich die gesamte Geschichte konzentriert. Der Film sollte erst mit Schneewittchens Ankunft im Wald anfangen und insgesamt ein sehr viel komischeres Grundkonzept verfolgen. Auch die Figuren des Prinzen und der Königin waren ursprünglich als spaßigere Gestalten angelegt, so dass ein Großteil der im Märchen und Film vorhandenen Dramatik wohl gar nicht in Betracht kommen konnte.
Offensichtlich wurde dieses Konzept bis zur endgültigen Version noch stark überarbeitet, doch betrachtet man den Film kritisch, so kann man an der jetzigen Fassung immer noch die experimentelle Vorreiter-Position ablesen. Gerade der Stil der musikalischen Zwischenszenen, in denen Tiere und Zwerge zu fröhlichen Klängen herumscherzen, tragen oft nichts zur Geschichte bei und sind noch stark dem alten Prinzip der Silly Symphonies verhaftet. Doch dieser Anteil des Filmes hält sich in Grenzen; durch eine sehr viel größere Ideenvielfalt und nicht zuletzt die superbe Animation brauchen sich auch diese Szenen vor dem Rest des Filmes nicht zu verstecken.
Ansonsten hält sich die Handlung in ihrer jetzigen Form stark an die Vorlage des Ausgangsmaterials und füllt diese nur mit zusätzlichen Zwischenszenen auf. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die vom Original abweichen, wie das Zitat „rot wie Blut“, das im englischen zu „red as the rose“ wird und der Auftrag der Königin, die im Film statt Lunge und Leber gleich das Herz ihrer Stieftochter verlangt. Außerdem fehlen der Anfang mit Schneewittchens Mutter und die ersten zwei Mordversuche der Königin - obwohl der Schnürriemen, der in der ersten Version des Märchens aus gelber, roter und blauer Seide besteht, gut eine Inspiration für Schneewittchens Kleid gegeben haben könnte.
Ein interessanter Punkt ist die Frage nach dem Alter der Hauptfigur, das im Film nirgendwo speziell referenziert wird. Man kann wohl sicher sagen, dass Schneewittchen bei Disney nicht sieben ist, aber es spricht doch einiges dafür, dass wir es mit einem jungem Mädchen von vielleicht 14 Jahren zu tun haben; einem Mädchen mit kindlicher Stimme, nur knapp sichtbaren Brustansatz und einem durchweg kindlich-naivem Herzen. Auch wenn sie das Haus aufräumt oder die Sauberkeitsvorstellungen der Zwerge rügt, klingt sie eher wie Kind, das Mutter spielt, als wie eine junge Dame.
Natürlich ist von einem derartigem Alter in den Darstellungen der Princess-Line nicht viel übrig, doch in älterem offiziellem Disney-Material steht Schneewittchen ganz selbstverständlich auf einer Höhe mit Alice und wird von Peter Pan sogar noch etwas überragt.
Insgesamt betreffen die einzigen wirklich ins Gewicht fallenden Änderungen jedoch die Beziehung zwischen Schneewittchen und ihrem namenlosen Prinzen. Das beginnt gleich in der zweiten Szene des Films, wo von Anfang an eine Bekanntschaft zwischen den beiden aufgebaut wird, um so die Deus-ex-Machina-Natur des Endes gegenüber dem Märchen um einiges zu relativieren.
Die andere große Abwandlung bietet das Ende selbst, wo die holde Prinzessin in Anlehnung an das Schwestermärchen Dornröschen durch reinen Märchenzauber statt durch die erstaunlich rationale Logik des Originals gerettet wird. Damit ist dies das erste Mal von vielen, dass in einem Disney-Meisterwerk die Macht des ersten Kusses hilft, ein Märchenende noch um einiges weiter zu romantisieren.
Doch zusätzlich zu diesen beiden Szenen gab es eigentlich weitere Pläne, die Rolle des Prinzen zu der eines vollwertigen Actionhelden auszubauen - Pläne, die vor allem durch die bekanntermaßen extrem mühselige Animation des Prinzen schließlich aufgegeben werden mussten.
Ursprünglich sollte die im Film nur angedeutete Vorgeschichte zwischen den jungen Liebenden durch zusätzliche Szenen weiter fundiert werden: Wie später in Dornröschen war geplant, dass der Prinz Schneewittchen während eines Liedes begegnet, in dem sie sich ihren Traumprinzen aus verschiedenen Alltagsgegenständen zusammenbaut.
Dies ist nicht die einzige fallengelassene Idee, die später für Dornröschen wieder aufgegriffen wurde; auch eine Traumszene, während derer die beiden in den Wolken tanzen, war für Schneewittchens Liebeslied angesetzt. Außerdem hätte die Königin Gelegenheit gehabt, den Prinzen in bester Malefiz-Manier in ihrem Kerker an die Wand zu ketten und dort mit der Aussichtslosigkeit seiner Lage zu verhöhnen. Eventuell wäre sogar der gesamte Monolog der Königin, mit dem sie ihrem Raben während der Verwandlung Angst und Schrecken einjagt, an den Prinzen gerichtet worden - bis hin zu dem gehässig gekicherten „Lebendig begraben!“. Doch mit Hilfe von Schneewittchens treuen Tauben sollte er dem gefluteten Verlies im letzten Moment entkommen, gerade rechtzeitig, um die tote Prinzessin in ihrem Sarg anzutreffen und sich mit einem letzten Kuss zu verabschieden. Mit dieser erzählerischen Vorarbeit und dem daraus resultierenden emotionalen Vorbau hätte sich ein Großteil der Vorwürfe, die sich das Ende des Filmes seit jeher anhören muss, zweifellos von vornherein erledigt.
Doch auch in seiner jetzigen Form ist Schneewittchen nicht der Kinderfilm, für den er allgemein gehalten wird; nicht umsonst wurde er seinerzeit allgemein als Erwachsenenfilm betrachtet, bei dem auch die eingeblendeten Texttafeln nicht vorgelesen werden mussten. Und es ist kein Zufall, dass die wohl gruseligste Bahn, die irgendein Disney-Park je zu bieten hatte, auf Schneewittchens düsteren Abenteuern basierte.
Insgesamt ist der Film in vielem reifer als sein Ruf; er ist atmosphärisch, mutig und zeitweise wirklich unheimlich. Schneewittchen selbst ist nicht nur die Jungfrau in Nöten, sondern sie hat keine Probleme, sich im Angesicht der fremden Zwerge durchzusetzen und auch die viel kritisierte Beziehung zu dem Prinzen wird, anders als im Märchen, zumindest genug angedeutet, um das Ende zu rechtfertigen.
Dieser Meinung war auch das Publikum, das dem Film zu keiner Zeit seine Zustimmung verweigerte. Schneewittchen war zu seiner Uraufführung ein großer Erfolg und bis „Vom Winde verweht“ der erfolgreichste Tonfilm überhaupt. Und auch heute noch ist er dank vielfältiger Wiederaufführungen nach Inflationsbereinigung einer der top ten money making films aller Zeiten.
Betrachtet man den Film aus dramaturgischer Sicht, so hebt er sich stark von den späteren Disneyfilmen auch der folgenden Jahre ab. Die gesamte Dramaturgie scheint weit mehr auf Gefühl und Stimmung als auf Logik aufgebaut, was sich unter anderem in der größtenteils gereimten Sprache und den musikalischen Zwischenszenen ausdrückt - ein Punkt, der vielleicht Anlass für einen Gutteil der kritischen Meinungen bietet. Bilder wie der Übergang von der Felsklippe zu den trauernden Zwergen erinnern eher an eine Sinfonie, die von Stimmung zu Stimmung gleitet, als an einen rational aufgebauten Film.
Auf dieser Ebene passt das plötzliche Erscheinen des Prinzen am Ende perfekt, einfach aus dem Grund, dass es an dieser Stelle nun zum großen emotionalen Finale kommen muss - genau wie das grandiose Abschlussbild des hell erleuchteten Wolkenschlosses, das wie eine Verbildlichung des großen Schlussakkordes die bildgewaltige Musikdichtung expressiv beendet.
In vielen dieser Punkte kann man sich sicher streiten, ob es nun eine bewusste Entscheidung war, die zu diesem Ergebnis führte, oder ob es sich um das unwillkürliche Nebenprodukt eines ersten Versuches handelt. Mit Sicherheit gibt es einige begründete Kritikstellen, für die man den Film zur Rechenschaft ziehen kann - auch wenn sowohl die zeitweilige Episodenhaftigkeit als auch die fehlenden Fundamente der Liebesgeschichte schon im Original angelegt sind.
Insgesamt ist es für mich jedes Mal wieder beeindruckend, wie Disney bei seinem ersten Versuch im dramatischen Filmbereich ein klassisches Märchen zu einem derart originalgetreuen Werk verarbeiten konnte, ohne auf die nötige Innovation des Mediums zu verzichten. Mit Schneewittchen und die sieben Zwerge schuf er auf scheinbar mühelose Weise eine eigene sinfonisch überzeugende Filmlegende, die noch heute einen absoluten Meilenstein des Genres darstellt.
Schöner Film, schöne Besprechung.
AntwortenLöschenUnd wie immer gern ausführlich ;)
Als movie maniac sondergleichen liegt mir sehr dran, meinen 8jährigen an die/meine Perlen ranzufüttern.
Und mit 'SnowWhite' hat es wieder geklappt.
Allerdings, und das IST relevant - wenig geschätzte Disney-Sync-Chefs - nur mithilfe der inzwischen ziemlich verrauschten VHS, auf der sich die erste oder zweite (?) Synchronfassung befindet.
Weil, doch weil!, nur diese die originale, sinfonische (genau!) Gesamtstimmung weitestgehend wiedergibt.
Die bildtechnisch 'okay-je' Blu-ray der Diamond Edition mute ich ihm erst zu, wenn er die Originaltonspur geniessen kann.
Für ihn ist es nach eigenem Bekunden der "schönste gruselige(!) Film der Welt", obwohl er 'HP3' und 'Monsters, Inc.' kennt.
Recht hat er.
Mir ist SW nie als der typische 'Kinderfilm' erschienen, als den ihn sowohl seine Mutter als auch seine Großeltern milde gleichgültig abgeheftet haben.
Dass MEIN Zwerg die Doppelbödigkeit des Films überhaupt spürt, im ursprünglichen Sinn des Wortes 'Horror', erfüllt Dad natürlich einigermaßen mit völlig unverdientem Stolz ;)
Für mich ist es der einzige Disney (Animation) neben 'Jungle Book', in dem sich die Songs ausnahmslos organisch in eine schlüssige Dramaturgie einfügen ('Mary Poppins' ist kommt fast ran, zerfällt aber logisch in seine zwei unterschiedlichen - und unversöhnlichen - Dimensionen).
Tja, die Farbe 'Weiß'.
Schneeweiß.
Was bedeutet was in den (europäischen) Märchen (fasel).
Die Literatur, na klar, ist voll von ikonografisch, semiotisch, etymologisch Projezierendem und Spekulierendem.
Den fleißigen Grimm-Brüdern war es konzeptionell und zeitgeschichtlich betrachtet egal, Aarne und Thompson verstehen sich (dankenswerterweise) 'nur' als Bibliographen und 'Buchhalter' denn als Interpreten.
Abrer ein klitzekleines Hauptseminar der ganz gewöhnlichen Kultur- und Medienwissenschaften leipzigeinundleipzig
hat uns vielleicht ein bisschen näher an die Farbe 'Weiß' als explizite Hautfarbe in den visuellen Medien geschubst.
Ein Farbwert, der - natürlich - im historischen Schwarzweiß-High-Contrast-Film wirkungsvoll eingesetzt wurde.
Von der lustvollen Neigung zur 'Heritage Interpretation' abgesehen, waren wir uns schnell einig, dass Weiß nicht nur die bestmögliche Kontrastfolie für die komplex besetzten Farben 'Schwarz - Augen/Haare', 'Blond/Gold - Haare' und 'Rot - Achduliebergott: Camelia!' darstellt, sondern spätestens seit 1800 die in Mittelerde gruppenspezifische Benachteiligung oder Herabwürdigung der 'Rotwelschen' gegenüber dem 'anderen', 'wertvollen', 'edleren' Teil der Menschheit beschreibt.
Schneewittchen als Angehörige der 1%.
Die krummbeinige, verwachsene 'Schrate' und 'Zigeuner' domestizierende höhere Tochter; selbstverständlich mit geradezu postmoderner Nachsicht und schichtenspezifischem 'Stil'.
Vor dem Hintergrund eines später 'freudianisch' genannten, entwicklungspsychologisch zwangsläufigen Endkampfes der hochpubertären, 'rein-weißen', unbefleckten Tochter gegen die aggressiv-frustrierte ovarialinsuffiziente (Stief)Mutter, grün vor Neid.
Hölle, Hölle.
Nix, was ich meinem wunderbaren sensiblen Söhnchen jetzt schon unter die ohnehin skeptische Nase reiben müsste.
Wo der Film doch ebenso wirkmächtig Werte wie Individualität, Demut, Toleranz, Tapferkeit, soziale Kompetenz vermittelt.
In total süß.
:)
Danke für den ausführlichen Kommentar – zu diesem wie zu den anderen Artikeln.
AntwortenLöschenWas die Synchro-Frage betrifft, kann ich dich übrigens beruhigen: Beide VHS-Erscheinungen des Films bieten die 3. Synchronisation, also die gleiche, die auch auf der Bluray sein sollte. Die alten Synchronisationen sind meines Wissens nach niemals außerhalb des Kinos (und einiger Hörspiele) erschienen.
Wie immer ein sehr schöner und ausführlicher Artikel.
AntwortenLöschenSchneewittchen und die sieben Zwerge, ist für mich der Disney Film, der bei mir die stärkste Diskrepanz zwischen dem Gefühl, dass ich in der nostalgischen Erinnerung mit meiner ersten Sichtung im Kino (als ich etwa 3 oder 4 Jahre alt war) sowie dem Betrachten von Einzelbildern und Plakaten damit verbinde, im Gegensatz zu dem Gefühl, dass ich habe, wenn ich ihn später wiedergesehen habe (ab meinem 16. Lebensjahr aufwärts). Irgendwie kommt das nicht an die Stimmung von damals heran.
Ich schätze die zeichnerische Qualität des Films sehr, und erkenne ihn als Meisterwerk, gerade im filmhistorischen Kontext, an, aber ich kann keine so große Begeisterung für den Film entwickeln.
Ich glaube, das liegt für mich daran, dass ich ihn eben nicht für erzählerisch ausgewogen halte. Die Zwerge sind eben doch vor allem comic-sidekicks, die ihre eigene -streng limitierten - Persönlichkeiten haben, aber sie haben eben keine eigene Geschichte. Immer wieder kommt es mir so vor, als seien die Zwerge einfach nur da drin, um die Länge des Films zu strecken.
Wie du schon andeutest, finde ich auch, dass man insbesondere in den Szenen mit den Zwergen die Nähe des Films zu den Silly Symphonies sehen. Ich würde sogar noch weiter gehen: Mir kommt der Film wie eine Aneinanderreihung von ca 8 lose thematisch miteinander verbundenen Silly Symphonies vor, die vorrangig in sich geschlossen sind.
Auch Pinocchio ist noch episodisch aufgebaut, dort sind die Episoden aber länger und haben im erzählerischen Kontext mehr Sinn. Bei Schneewittchen hat man immer das Gefühl, dass hier einzelne Sequenzen geplant und dann so aneinandergereicht wurden, dass es am wenigsten narrative Widersprüche entstehen (etwas überspitzt ausgedrückt).
Auch, wenn die Zwerge die größten Sympathieträger des Films sind, sie sind für mich trotzdem große Störfaktoren und ziehen den Film meiner Meinung nach auch fast auf den Level eines Kinderfilms hinunter, wenn da nicht die zwischenzeitlichen unheimlichen Szenen mit der Königin wären. Dadurch, dass der Film in seinen Anfangsszenen deutlich macht, dass es eben ein Film ist, in dem Schneewittchen die Hauptfigur ist, langweilen die Zwerge mit der Zeit einfach und ich zumindest frage mich immer, wann es endlich mit der Story weitergeht.
Für mich wird der Film vor allem dadurch noch gerettet, dass es eben der Erste abendfüllende Disney-Film war und ich eben anerkenne, dass hier noch in jeder Hinsicht "geübt" wurde. Ich für meinen Teil hätte eine Version, die sich mehr auf die Rettungsversuche durch den Prinzen fokussiert, vermutlich wesentlich mehr geschätzt. Die Reduktion der Figur des Prinzen kommt ja vor allem dadurch, weil Disney so große Probleme hatte, glaubwürdige erwachsene männliche Figuren zu zeichnen, die keine Karikatur darstellten.
In sofern kann ich positiv werten, dass Disney sich eben auf die Stärken seiner Animatoren konzentrirte und die Schwächen unterdrückte, um ein rundes, wunderschönes Gesamtpaket abzuliefern. Trotzdem wirkt es für mich aber oft wie ein Kompromiss.
Übrigens hast du glaube ich gar nicht erwähnt, dass das Ende der Königin im Film auch von der Grimm Fassung abweicht (wobei ich nicht genau weiß, in wiefern die Grimm-Version sich hier mit traditionellen Erzählweisen deckt).
Ich habe damit kein Problem, weil dieses Ende doch sehr sehr grausam gewesen wäre und ich mich immer schon gefragt habe, wie dieses gütige Mädchen und dieser edle Prinz so grausam mit einer anderen Person umgehen können.
Ein kleiner perverser Teil von mir hat sich aber auch immer schon gefragt, wie diese Szene wohl mit der Königin aus dem Disney-Fim ausgesehen hätte.... vor allem, weil ich ihr Ausscheiden aus dem tatsächlichen Film doch ein bisschen lahm finde.
Stimmt, die glühenden Schuhe hab ich nicht erwähnt - wohl weil mir die Vorstellung, so etwas in einem Disney-Film zu sehen, mehr als abstrus vorkam... ;-)
AntwortenLöschenAber wer einen "realistischen" Erklärungsversuch für die recht grausame Behandlung der Königin sucht, ist mit Neil Gaimans Version des Märchens "Snow, Glass, Apples" gut bedient: http://www.holycow.com/dreaming/stories/snow-glass-apples/