Welcome, foolish mortals!
Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.
Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.
Auch wenn die Disneyparks mit ihrem sorgfältigen Theming hauptsächlich mit - nun ja - Disneyfilmen assoziiert werden, ist es nicht schwer, auch reine Actionerlebnisse und rasante Achterbahnen für die etwas Älteren zu finden. Natürlich stehen auch diese Bahnen nicht nackt im Raum, sondern sind in perfekte Geschichten und Bauten eingebunden, die die Besucher nicht weniger in eine andere Welt eintauchen lassen, als es der klassische Darkride tut - auch wenn zu diesem Zweck gerade in den Neunzigern gerne auch Disney-fremde Settings benutzt wurden. Schließlich, welche Abenteuer-Filmreihe - und speziell deren zweiter Teil - schreit mehr nach einem Achterbahnerlebnis als die Erlebnisse unser aller liebsten Archäologieprofessors?
Bei der Planung des Pariser Parks war ursprünglich ein großes Indiana-Jones-Land angedacht, in dem unter anderem eine aufwändige Fahrt durch die Minenbahn aus „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ und eine von der Jungle Cruise inspirierte Bahn geplant waren. Doch wie so oft lag es an Geld- und Logistikproblemen, dass dieses ambitionierte Projekt erst verschoben und dann auf eine einzelne Achterbahn heruntergekürzt werden musste: Indiana Jones et le Temple du Péril. Für das klassische Indy-Feeling sorgt ein alter, düster überwucherter Tempel, durch den die Wagons im Stil von außer-Kontrolle-geratenen Minenwagen brausen, während sich den Gästen gleichzeitig einer der besten Aussichtspunkte über den Park bietet.
Auch wenn die Bahn nicht schlecht ist - sie kann immerhin den ersten Looping eines Disneyparks aufweisen - ist sie aus heutiger Sicht nichts Außergewöhnliches und der seinerzeit extreme Thrill-Faktor wurde längst von anderen Achterbahnen überholt. Das und die eher versteckte Lage sorgen heutzutage dafür, dass man normalerweise mit Wartezeiten von wenigen Minuten rechnen kann, was die Fahrt schon beinahe zu einem Geheimtip macht.
Erst zwei Jahre später bekam Indy 1995 auch in Anaheim mit Indiana Jones Adventure: Temple of the Forbidden Eye seine große Attraktion spendiert. Dieses Fahrgeschäft ist mit nichts vergleichbar, was ich bisher in Freizeitparks erlebt habe und ich tue mich schwer, einen angemessenen Namen dafür zu finden. Im Gegensatz zu Paris kam hier die neueste Technik zu Einsatz; Disneys neu entwickelte EMV (Enhanced Motion Vehicle). Es handelt sich um große, Jeep-ähnliche Wagen, die über eine derartige Beweglichkeit verfügen, dass eine rasante Action-Fahrt durch ein klassisches Indiana-Jones-Setting auf lebensechteste Weise simuliert werden kann. Die Wagen ruckeln, schaukeln und schwanken in alle Richtungen, während sich die Gäste vor heruntersausenden Fallen und Angriffen aus dem Hinterhalt in acht nehmen.
Diese Bahn bietet eine richtige Storyline, die in der meist langen Schlange ausführlich erklärt wird: Die Besucher fahren in ihrem Jeep durch (was sonst) einen alten Tempel der Gottheit Mara, der sie mit Geschenken segnen wird, solange sie es nicht wagen, ihm ins Auge zu schauen. Natürlich wird der Fluch unter Beihilfe von jeder Menge Feuereffekten ausgelöst und dann geht die Action erst wirklich los; es folgt eine typische Indiana-Jones-Verfolgungsjagd mit jeder Menge versteckter Fallen und am Ende eine große Felskugel, vor der Indy persönlich die Besucher im letzten Moment rettet.
Das Ergebnis kann man vielleicht am besten als Symbiose aus einer Achterbahn und einem Dark Ride beschreiben; eine Abenteuerbahn par excellence. Diese innovative Technik, verbunden mit dem gleichzeitig originellen und klassischen Design, sorgt für eine Bahn, die unter ihresgleichen mit vollem Recht heraussticht.
Dass die Pariser Achterbahn bei weitem nicht so erfolgreich war, führte dazu, dass sie 2000 eine nicht uninteressante Verwandlung durchmachte: Der Name wurde mit dem Zusatz Backwarts! versehen und für einige Jahre liefen die Wagen auf ihren Schienen rückwärts. Durch diese einigermaßen originelle Idee wurde das Fahrerlebnis zu etwas Besonderem, was die Bahn von den anderen Achterbahnen des Parks angenehm abhob. Ich kann nicht ganz verstehen, warum diese Neuerung 2004 wieder rückgängig gemacht wurde - aus heutiger Sicht jedenfalls sieht es nicht so aus, als wäre das Original sehnsüchtig zurückerwartet worden.
Die Entscheidung, welche der beiden Bahnen ich bevorzuge, fällt in diesem Fall leicht. Während die Pariser Achterbahn einem soliden Standard entspricht, der eher unter dem Durchschnitt der Disney-Thillrides liegt, bietet Anaheim ein wirklich herausragendes Fahrgeschäft; originell und absolut einzigartig.
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