Welcome, foolish mortals!
Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.
Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.
Anaheim |
Disneylands Geisterhaus, das Haunted Mansion, ist sicher eine der ikonischsten und beliebtesten Attraktionen aller Parks, eine Tatsache, die schon an sich jede nähere Betrachtung erschwert wie interessant macht. Doch dadurch, dass diese Bahn für Paris zwar erhalten, aber gleichzeitig rundum ummodelliert wurde, wird der Vergleich zwischen dem Haunted Mansion und seiner europäischen Version, dem Phantom Manor, zu einem absoluten Spezialfall - ein Fall, für den das heutige Datum wie geschaffen scheint.
Anaheim |
Obwohl in der ganzen Attraktion doch ein eindeutig spürbares Grundkonzept vorhanden ist, das sie bis heute von den meisten auch elaborierteren Geisterbahnen abhebt, bietet die Fahrt durch Disneys Geisterhaus anders als die meisten Disneyland-Bahnen dem Besucher bewusst keine eindeutige Geschichte. Sie besteht vielmehr aus einer Ansammlung von fliegenden Eindrücken und Stimmungen, die der Zuschauer in sekundenschnelle aufnehmen kann und die somit ohne spürbaren Aufwand eine allumfassende Grusel-Stimmung erschaffen.
Anaheim |
Paris |
Im Gegensatz zu Orlando und Tokio, wo das Haunted Mansion beinahe eins zu eins reproduziert wurde, hat man sich in Paris für ein vollkommen anderes Konzept entschieden: eine „neue“ Attraktion namens Phantom Manor.
Die beiden Bahnen haben eine große Familienähnlichkeit, die sich schon in der quasi identischen Schienenführung abzeichnet, die größtenteils durch dieselben Szenerien führt, doch gleichzeitig könnte ihr Charakter kaum unterschiedlicher sein. Man meinte, das Fahrerlebnis für die hiesigen Gewohnheiten anpassen zu müssen, und so verwandelten die Imagineers das fröhliche Spuk-Fest in ein wirkliches Grusel-Erlebnis, das stark an die Tradition von europäischen Gothik-Horror-Geschichten wie dem Phantom der Oper angelehnt ist.
Paris |
Paris |
Der erste Teil der Bahn, der auch in der Anaheimer Version hauptsächlich von seiner dunklen Stimmung lebt, ist bis auf Melanies Figur praktisch unverändert, und auch der Seance-Raum mit Madame Leota gleicht dem Original. Doch ab der großen Ballsaal-Szene, bei der im Haunted Mansion der übermütige Teil der Geisterparty beginnt, wird der Unterschied zwischen den Bahnen nur zu deutlich: Im Phantom Manor ist es keine Geburtstags- (oder Todestags-) Feier, zu der die Geister erscheinen, sondern die nicht stattgefundene Hochzeit, die von dem klagenden Gesang der Braut und der düsteren Anwesenheit des Phantoms auf verstörende Weise begleitet wird.
Paris |
Paris |
Man könnte es als Ironie bezeichnen, dass im Plot-orientierten Phantom Manor wegen der europäischen Vielsprachigkeit auf die Einspielungen im Wagen selbst verzichtet wurde, doch sieht man sich das Ergebnis an, macht diese Entscheidung Sinn. Im Gegensatz zu seinem älteren Gegenstück wird im Phantom Manor nicht mit locker-makaberen Sprüchen gearbeitet, sondern mit einer sorgfältig aufgebauten Grundstimmung, die durch begleitende Erläuterungen nur verlieren könnte. Das spiegelt sich vor allem auch im Soundtrack wider: Statt der Orgel- und Bandbegleitung des Haunted Mansion, die für eine „realistische“ Hintergrundmusik sorgen, ist das Phantom Manor mit einem grandiosen Hollywood-Soundtrack unterlegt, wie es sich für ein derart präsentiertes Horror-Drama gehört.
Anaheim |
Paris |
Ich persönlich kann mich wirklich nicht für einen Favoriten entscheiden, dafür ist das Fahrerlebnis insgesamt einfach zu anders. Stattdessen bin ich aufrichtig dankbar, dass beide Versionen existieren und dass ich (wenn auch mit unterschiedlichem Aufwand) die Möglichkeit habe, beiden Geisterhäusern hin und wieder einen Besuch abzustatten.
Anaheim |
Zum Ende noch ein kleiner Tip: Ein eher psychologischer Vergleich der beiden Bahnen ist vor kurzem hier in Gestalt dieses Blogeintrages von LongForgottenHauntedMansion erschienen.
Für jeden, der an dem Anaheimer Original der Bahn interessiert ist, kann ich diesen Blog nur wärmstens empfehlen; der Autor durchforstet in den verschiedenen Artikeln jedes Detail der Bahn und legt den Schwerpunkt auf ausgeklügelte, oft geradezu hochpsychologische Analysen, die unbedingt lesenswert sind. Außerdem ist zu erwähnen, dass er einer der wenigen Menschen ist, der den berüchtigten, nur wenige Tage laufenden Hatbox-Ghost selbst erlebt hat, sich daran erinnern kann und auch noch interessiert genug ist, davon zu berichten.
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