Zwei Vertreter der Navajo begrüßen Johnny Depp am Set von The Lone Ranger
Die Disney Studios hatten mit Jerry Bruckheimer schon einige turbulente Jahre, insbesondere wenn er Filme von Gore Verbinski produzierte, sorgte er wohl für gleichermaßen große Kopfschmerzen wie Freudesfeiern: Als Disney seinen Erfolgsproduzenten darum bat, sich dem altbackenen Entwurf für einen Pirates of the Caribbean-Film anzunehmen, verwandelte er mit einem neuen Autorenduo, wagemutigen Besetzungen und einem unerwarteten Regisseur zu einem riskanten Projekt mit (für Disneys damalige Verhältnisse) exorbitanten Budget. Einige Personen in der Chefetage verloren ihre Überzeugung für diese Idee, weshalb sie kurz vor Drehstart die Produktion stoppen wollten. Der Legende nach benötigte Bruckheimer nur ein einzelnes Gespräch mit den Disney-Chefs, und plötzlich hatte er ein größeres Budget zur Hand. Wenige Jahre später: Disney fürchtet, dass die Kosten für die Fortsetzung von Fluch der Karibik dem Konzern das Genick brechen könnten und wollten den Film einstellen. Einige Tage später fiel die erste Klappe. Dann schoss das Budget in die Höhe, unter anderem, weil das Wetter der Produktion übel mitspielte. Die beim Dreh eingeplanten Arbeitstage für Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt waren noch herber betroffen und so wurde dieser Teil zum teuersten Film aller Zeiten.
Da verwundert es kaum, dass Disney bei den angeschlagenen Kosten für The Lone Ranger kalte Füße bekam. 250 bis 260 Millionen Dollar für einen Western von Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski, mit ihrem Fluch der Karibik-Star Johnny Depp ...
Ihr konntet die Pointe sicherlich mehrere Meilen gegen den Wind wittern. Überraschung! Das Budget von The Lone Ranger ist bereits explodiert, momentan wird mit Kosten von 250 Millionen Dollar gerechnet (manche Insider sprechen sogar davon, dass diese Marke überschritten wurde), darüber hinaus hinkt die Produktion dem Drehplan mehrere Tage, eventuell sogar Wochen hinterher. Zum Teil hatten Verbinski und Co. bloß wieder Pech mit dem Wetter: Starker Wind und ein Sandsturm (sowie ein Schneesturm!) zerstörten kostspielige Setbauten, wodurch sich auch der Dreh verzögerte. Andererseits spielt auch wieder das hohe Selbstbewusstsein der beteiligten Partien mit: Weil Züge eine große Rolle in The Lone Ranger haben, legte Regisseur Gore Verbinski großen Wert darauf, seinen Ansprüchen genügende, historisch akkurate Züge auf Film bannen zu können. Nach den Budgetkürzungen war abgemacht, dass zu diesem Zweck einige Lokomotiven umgebaut werden sollen - stattdessen ließen Verbinski und Bruckheimer komplett neue Fahrzeugen herstellen und legten zudem neue Schienen an den Drehorten. Ein Fakt, mit dem Jerry Bruckheimer vor wenigen Wochen stolz auf Twitter prahlte. Offenbar versäumt man es bei Disney, den Bombastproduzenten mit Adleraugen zu verfolgen.
Darüber hinaus wird das Drehbuch derzeit erneut umgearbeitet - es besteht Unklarheit, ob man so die Kosten wieder drücken will, oder ob Verbinski, Depp und Bruckheimer schlicht erneut auf das Modell der Pirates of the Caribbean-Trilogie setzen, wo Ted Elliott & Terry Rossio am Set zur Verfügung standen. Dieses Mal ist es Justin Haythe, der am Set auf seinen Einsatz wartet.
Alan Horn, seit wenigen Tagen im Amt als Chef der Disney-Studios, muss allerdings noch nicht darum bangen, dass er mit einem außer Kontrolle geratenen Projekt seinen Einstand feiert. Nun, zugegeben, The Lone Ranger gerät außer Kontrolle, trotzdem muss er deswegen nicht bangen. Zumindest wenn man den Quellen des Branchenmagazins THR glaubt: Kenner des bislang gedrehten Materials schwören, dass Verbinski auf dem besten Wege ist, dem Western mit The Lone Ranger die Spritze zu verpassen, die er 2003 mit Fluch der Karibik dem Piratenfilm gab. "Es ist außer Kontrolle", zitiert das Magazin einen Insider (die Formulierung kommt mir bekannt vor ...), "aber wenn man auf jemanden wettet, dann auf Gore, Johnny und Jerry." Ich hoffe, dass die Strippenzieher bei Disney es genauso sehen, denn zumindest ich vertraue blind auf dieses Trio. Und ich habe schon Werbung für Fluch der Karibik gemacht, als dem Projekt niemand etwas zutraute. Wenn Disney nicht auf mich Vertrauen kann, auf wen dann? Äh, beantwortet diese Frage besser nicht ...
3 Kommentare:
Also ich fürchte einen Flop wie John Carter. Keine Ahnung warum ein Film überhaupt so teuer sein muss.
Ich habe mich nicht mit dem Film beschäftigt, aber irgendwie wirkt Johnny Depp in dem Aufzug unfreiwillig komisch. Ist das Absicht?
Wiewohl ich mit der ganzen Piraterie nie wirklich 'warm' (oups) geworden bin und - scheu formuliert - die Herren Depp und Verbinski für leicht überschätzt halte (nicht zu reden von Bruckheimer), so sehr habe ich großen Respekt für den verblüffend schnellen und nachhaltigen Neustart eines absolut toten Filmgenres und natürlich für den gewaltigen weltweiten Raubzug an den Kinokassen ;)
Daraus allerdings eine Art Pfadfinderhandbuch des movie money making ausformulieren zu wollen, könnte großkalibrig ins Knie gehen.
Siehe John Carter.
Da macht das vermeintliche dream team nicht viel fett, fürchte ich.
Das Geniale an PotC war, aus dem Blickwinkel des DUZ (dümmsten anzunehmenden Zuschauers; also meinereinem) der Mut zum völligen Reboot.
Raus aus dem Kanon. Zum Teufel mit der Filmgeschichte.
Dings auf das Feuilleton und irgendwelche käsigen Medienwissenschaftler und deren Kulturbeauftragte.
Und vor allem: Weg von den Geeks.
Insider-Kino bleibt auch an der Kasse im kleinen Kreis.
Statt dessen die clever beantwortete kluge Frage: Was stellen sich John Doe, Lieschen Müller und Ping Pong unter 'Piraten' vor.
Naja. Viel Wasser eben, am besten blau, sea monsters, Geisterschiffe, Skelette, Säbel, komische Hüte und einen Schatz (okay, bisschen Unsterblichkeit war auch dabei ;)
Das Ganze gut unterheben, keine Sekunde ernst nehmen und gut angewärmt (oups II) servieren.
Konnte das schiefgehen?
Dann 'John Carter'. Toternstes special interest Kino für hardcore-low-fantasy-freaks mit Skull-Tattoo, die zum Lachen in die Schlangengrube gehen und zum Weibe mit der Peitsche.
Weit und breit kein R2D2.
Oder Fahrzeuge, die sich mit Lego nachbauen lassen.
Nix zu lachen, wie gesagt. Nicht mal coole Sonnenbrillen. Und das auf dem Mars!
Konnte das gut gehen?
Jetzt also 'Lone Ranger'.
Immerhin ein völlig totes Filmgenre, auch dank Kevin Costner.
Immerhin Johnny Depp im PotC-Makeup und mit komischem Vogel statt komischem Hut.
Und mit einem käsigen Hauptdarsteller, der zumindest am Kopf wie ein Panzerknacker aussieht.
Also, 'Panzerknacker'. 'Beagle Boys'. Disney! Lustig!
Und Züge wird es wohl geben. Die kann man eventuell mit Lego nachbauen, immerhin.
Bleibt jedoch ein Figuren-Universum, das niemand außerhalb - sagen wir - Oklahoma kennt, und ein Mythos, der sich wahrscheinlich gerade mal knapp über die technische Reichweite von ABC (Disney halt) hinaus erstreckt.
Und die bislang noch nicht sehr clever beantwortete kluge Frage: Was stellen sich John Doe, Lieschen Müller und Ping Pong unter 'Lone Ranger' vor.
Nun ja. 'Ranger'?
Irgendwas mit Hüten?
Sind die wenigstens komisch? Die Hüte, meine ich.
Und das Budget ist egal?
Totgeburt ...
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