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Donnerstag, 7. Juni 2012

Disneyland°2 - Treffen mit den Disney-Figuren

Welcome, foolish mortals!

Disneyland Paris feiert sein 20-jähriges Jubiläum, und während ich es kaum erwarten kann, die großartig angekündigte neue Wassershow Disney Dreams! selbst zu sehen, ist dies für mich die ideale Gelegenheit, den hiesigen Park mit dem Anaheimer Original zu vergleichen.

Abgesehen von erstklassigen Action-Bahnen und einem Unterhaltungsspektrum für jede Altersklasse leben die Disney-Freizeitparks insbesondere von ihrem hohen Anspruch, was das Theming angeht - und mit dem gesamten Disney-Erbe auf ihren Schultern ist das eine ebenso verantwortungsvolle wie dankbare Aufgabe. Die ganzen Parks sind so storyspezifisch aufgebaut, dass eine Aufzählung schwerfällt; von der gesamten Architektur über spezielle Themenbahnen und Paraden bis zum Aufbau des Feuerwerks atmet alles den Geist des Disney-Universums.
Anaheim
Doch wenn es einen Aspekt dieses lebendig-werden-Lassens gibt, den es sich lohnt, gesondert anzuschauen, so sind das die Figuren der Disneyfilme, die in den Parks höchstpersönlich herumflanieren - nicht als die billigen Maskottchen, die in manch anderem Freizeitpark herumblödeln, sondern mit dem Anspruch, die ikonischen Leinwandlegenden lebendig werden zu lassen. In Disneyland haben die Besucher, ob klein oder groß, die einmalige Gelegenheit, ihre liebsten Disneyfiguren persönlich anzutreffen, vielleicht noch ein paar Worte zu wechseln und schließlich mit einem Foto noch ein wertvolles Erinnerungsstück zu ergattern. Gesetzt natürlich, die Kinder schwärmen nicht gerade von etwas unpopuläreren Gestalten - und das fängt leider mit allem an, was nicht hochaktuell ist oder einen Auftritt in der Diamond-BR-Linie verbucht.
Diese besondere Disney-Tradition, die seit Eröffnung des ersten Parks Teil des einzigartigen Erlebnisses war, ist für viele Besucher vielleicht nichts Besonderes oder höchstens ein nettes Gimmick. Doch es gibt nicht wenige Menschen, für die dieser Aspekt eines der Hauptmerkmale ist, der Disneyland von anderen Parks unterscheidet und einen Besuch erst wirklich ausmacht. 

Diese Begegnungen mit den Figuren können nun höchst unterschiedlich aussehen. Natürlich gibt es die Paraden und Umzüge, in denen gleich eine ganze Staffel an Stars an den Zuschauern vorbeiflaniert, aber am besten ist es wohl, den großen Kindheitshelden ganz persönlich zu begegnen. Es gibt kaum etwas Zauberhafteres, als bei einem Erkundungsgang durch das Adventureland plötzlich auf Aladdin und Jasmin oder die Dschungelbuch-Tiere zu stoßen.
Anaheim
Gerade dieses Vergnügen der zufälligen Treffen ist in Anaheim zwar möglich, aber geschieht doch eher selten. Stattdessen gibt es für die Figuren aufwendig hergerichtete Kulissen und Pavillons, wie einen in mühevollster Kleinarbeit hergerichteten Wald für die Nimmerland-Feen, oder gar einen extra zu diesem Zweck errichteten Rapunzel-Turm mit wehendem Haar (wessen Haare das auch immer sind - Rapunzel selbst trägt im Innern einen Zopf). Es wird fraglos alles getan, um den Begegnungen mit den Märchenwesen ein großartiges Ambiente zu verleihen.


Anaheim


Aber nichts davon war für mich vergleichbar mit einem speziellen Erlebnis: Am letzten Tag meines Besuches kam ich dank meines Tickets schon eine Stunde vor der allgemeinen Öffnung in den Park, und nachdem die wenigen schon geöffneten Bahnen abgeklappert waren, habe ich mich schließlich umgesehen, vor welchem noch geschlossenen Bereich sich das Warten am meisten lohnt. Eine riesige Menschenmenge, die sich kurz vor „It‘s a Small World“ auftürmte, weckte schließlich meine Neugier - wartezeittechnisch konnten die tanzenden Puppen kaum das Ziel sein und ich kannte keine andere sonderlich beliebte Attraktion in der Nähe. Also gesellte ich mich zu den Wartenden und war schließlich vorne dabei, als endlich die Leine fiel und der gesamte Pulk gemeinsam vorpreschte. Dabei waren wohlgemerkt Besucher jeden Alters vertreten; insbesondere bemühte sich eine Gruppe scherzender Halbstarker darum, ihrem Vorsprung zu halten. 
Tja, und wohin wendete sich diese Hetzjagd?
Anaheim
Das Ziel war ein riesiger Pavillon, dem ich bisher keine Beachtung geschenkt hatte. Hinter hohen Rosenhecken, die den überdachten Platz zu Sichtschutzzwecken einteilten, befanden sich drei aufwendig eingerichtete Schlossbühnen, die Schneewittchen, Cinderella und Dornröschen Platz boten, sich in aller Ruhe ihren großen und kleinen Fans zu widmen.
Anaheim
Da nur eine Handvoll Besucher vor mir angekommen waren, hatte ich das außergewöhnliche Glück, nicht wie gewöhnlich Stunden, sondern nur etwa 20 Minuten auf die königliche Audienz warten zu müssen. Dafür wird das Ganze wirklich mit allen Mitteln zu einem riesigen Event hochgehypt; die Wartenden werden von einem Herold persönlich zu den drei Hoheiten geführt, die sich redlich bemühen, jedem Gast einzeln Zeit zu schenken. 

Aber gerade durch den Vergleich der Prinzessinnen wird überdeutlich, dass die einzelnen Figuren hier, im Gegensatz noch zu den Feen, über keinerlei Persönlichkeit mehr verfügen - man trifft auf perfekt hergerichtete Barbie-Püppchen mit freundlich-beängstigendem Stepford-Lächeln.

Paris
Paris
In Paris folgen die Begegnungen mit den Disney-Figuren bislang noch einem etwas anderen Schema. Während man in Anaheim bemüht ist, die Treffen als einen möglichst intimen Moment ohne störende Zuschauer zu gestalten, geschieht das Ganze hierzulande um einiges öffentlicher. Die Figuren streifen oft ungezwungen durch den Park und haben die Möglichkeit, mehr oder weniger ungezwungen auf die Gäste zu reagieren. Dadurch gewinnt das ganze Treffen eine andere Atmosphäre; die Darsteller können improvisieren und erhalten sehr viel mehr Platz, ihre Rollen vollkommen auszuspielen. Und der für mich fast wichtigste Aspekt ist, dass man hinter jeder Ecke ganz unerwartet auf seine Lieblinge treffen kann.
Paris
Natürlich gibt es auch in Paris die offiziellen Meetings, und gerade die Fab Five oder die Prinzessinnen wird man kaum ohne größere Schlange aus der Nähe sehen. Und diese Strategie, die Treffen zu großen Events aufzubauen, nimmt mit den aufwendigen Pavillons, die sich gerade im oder kurz nach dem Bau befinden fraglos weiter zu. Was die neuen Bauten anbelangt, so kann ich dazu nichts sagen, doch die bisherige Bühne, auf der die Prinzessinnen bislang vor der grandiosen Schlosskulisse flanieren durften, hat zu den Anaheimer Treffen einen entscheidenden Unterschied: Hier laufen auch die begehrtesten Audienzen noch völlig öffentlich ab, so dass auch weniger fanatische Fans der Damen wenigstens hin und wieder von weitem einen Blick erhaschen können.


Paris

Paris
Ein persönliches Optimum bietet für mich die Begegnung mit Jack Sparrow, direkt vor der „Pirates of the Caribbean“-Burg. Natürlich war es bei einer derart beliebten und gefragten Figur nötig, eine gewisse Ordnung in seine Auftritte zu bringen; nicht zuletzt, um verärgerten Gästen vorzubeugen, die ihren Liebling zufälligerweise verpasst haben. Doch statt der üblichen streng durchorganisierten Treffpunkte hat Jack völlige Bewegungsfreiheit und einen weitläufigen Platz, um sich zur Freude der Besucher auszutoben. Und das aus gutem Grund: Ein Jack Sparrow, der brav neben seinem Cast-Member steht und wartet, dass ihm die Fans einer nach dem anderen vorgeführt werden, wäre nun wirklich die Krone der Charakter-Entstellung.



Ein ganz anderer Aspekt, den die amerikanischen Darsteller für sich verbuchen können, ist die Frage der Sprache. Durch die gemeinsame englischsprachige Basis, die dort alle Figuren und der überwiegende Teil der Gäste teilen, ist es in Anaheim ganz natürlich, mit den vertrauten Figuren persönliche Gespräche zu führen.
Anaheim
In Paris sind beide Seiten in dieser Hinsicht meist eher vorsichtig. Durch den internationalen Hintergrund kann man im Vorhinein nie wissen, was nun die Muttersprache des Gegenübers ist, und selbst wenn die Darsteller über ausreichende Französisch- und Englischkenntnisse verfügen, so ist in mindestens einer Sprache doch ein leichter Akzent zu erwarten. Das führt dazu, dass es mir persönlich beinahe lieber wäre, die Figuren würden hier einfach gar nicht sprechen, ist doch die in Amerika herrschende, unbeschwerte Stimmung, was die Gespräche angeht, sowieso nicht übertragbar.


Paris

Doch abgesehen von diesem Aspekt ist es für mich keine Frage, welche Umgebung ich für die Treffen bevorzuge. Das freie Klima, in dem man die Disney-Figuren in Paris erleben kann, gibt diesem Erlebnis für mich eine ganz eigene Realität und ist in meinen Augen einfach unübertrefflich.


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