Sacha Baron Cohen schmeißt nach den kultigen, vulgären, satirischen und erstaunlich scharfsinnigen Komödien Borat und Brüno sein großes Erfolgsrezept weg: In Der Diktator gibt es keine echten Interviews, in der ahnungslose Normalmenschen mit seinen exzentrischen Kunstfiguren konfrontiert werden und durch mehrbödige Fragen oder gezielte Provokation aus der moralischen Reserve gelockt werden. Davon abgesehen, dass Baron Cohen nicht weiter durch das Grauen der Realität auf die Risse in der gesellschaftlichen Moral und Toleranz hinweist, ist Der Diktator aber so, wie man sich einen Film von dem britischen Komiker vorstellt: Erst bekommt man seine schrille Figur in ihrem Element vorgeführt, dann bricht alles zusammen und eine Reihe von vulgären und albenen Momenten markiert den Versuch, wieder an die Spitze zu gelangen. So manche naiv-unschuldige Aktionen seitens der Hauptfigur sollen allem einen derben, gut gemeinten Charme verleihen.
Kann das zum dritten Mal in Folge gelingen, nun auch ohne Baron Cohens bestes Gimmick? Oder erwartet uns ein zweites, unterdurchschnittliches Ali G in da House?
Nun, ich würde definitiv sagen, dass es Der Diktator durchaus gelungen ist. Es gab einige Gründe, die mich von der Qualität dieses Films überzeugt haben ...
Der Autor dieser Zeilen wurde nicht, ich wiederhole, NICHT vom feinfühligen Herrscher Wadiyas bestochen oder gar erpresst. Obig ist nur ulkiges Monopoly-Geld zu sehen sowie ein Passfoto des Blogautors und, äh, ein Liebesbrief ...
Der Diktator ist selbstredend nicht so hintersinnig wie seine Vorgänger, und was den Schockhumor angeht, so ist es noch immer ein derber Film, aber eher in der blödelnden, denn in der provozierenden Richtung. Das Drehbuch hat so manche Schwächen, allerdings machen Baron Cohens ganz eigener, schwer widerstehlicher Stil und das perfekte Timing aller Beteiligten einiges wieder wett. Vom Drehbuch her könnte es auch eine ätzende Adam-Sandler-Komödie sein, jedoch ist die Umsetzung viel passionierter und durchdachter, als bei Sandler normalerweise der Fall ist. Kurzum: Der Diktator ist kein Volltreffer, doch Freunde von Baron Cohens sonderbarer Mischung aus kindlichem, pubertärem und satirischem Humor (zu denen ich mich zähle) werden für die etwas mehr als 80 Minuten gut unterhalten.
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