Dienstag, 29. Mai 2012
Buried
Paul Conroy (Ryan Reynolds) findet sich in einem wahr gewordenen Albtraum wieder: Er wurde lebendig begraben. Unter mehreren Metern Dreck wacht er gefesselt und geknebelt voller Panik in einem Holzsarg auf. Die Luft ist stickig und nur ein Benzinfeuerzeug spendet ihm etwas Licht. Verzweifelt versucht er, seinem einsamen Grab zu entkommen ...
Der spanische Thriller von Regisseur Rodrigo Cortés und Drehbuchautor Chris Sparling sorgte in Genrekreisen nach seiner Weltpremiere im Jahr 2010 für Furore. Während andere Thriller und Horrorfilme immer größere, schnellere und brutalere Ziele anstreben, beschränkt sich Buried auf einen Schauplatz und einen einzigen Darsteller, den es in Fleisch und Blut zu sehen gibt. Cortés versetzt seine Zuschauer nahezu in Echtzeit an Ort und Stelle, lässt mit minimaler Beleuchtung und einem Maximum an Dunkelheit eine beklemmende Atmosphäre entstehen. Es gibt nichts weiteres, als einen verzweifelten Paul, der alles ihm mögliche versucht, sich zu befreien und der an seiner Situation verzweifelt. In seinem Sarg findet er nur wenige Gegenstände, die wohl jene dagelassen haben müssen, die ihm diese Gräueltat angetan haben, doch deren Nutzen hält sich in Grenzen. Mehr darüber zu verraten, welche Wege Buried geht, würde meines Erachtens nach bereits das unglaublich packende Sehvergnügen ein wenig einschränken, weshalb sich jeder, der diesen Film noch nicht kennt, selbst überraschen lassen sollte.
Wodurch Buried so sehr beeindruckt, ist, dass Cortés sich von der packenden, möglicherweise allerdings schnell ausgeschröpften Prämisse nicht visuell einschränken lässt, und es ihm dennoch gelingt, stets die klaustrophobische Wirkung der ersten, eng an Reynolds verängstigtem Gesicht orientierten Aufnahmen beizubehalten. Mit einer Vielzahl an schlüssig aufeinander folgenden, die potentiell zu erwartende Starre aufbrechenden Bildern entwickelt Buried eine Sogwirkung; kaum eine Einstellung wiederholt sich. Der Kamerawinkel, die Bildgröße und selbst die Brennweite und Beleuchtung reflektieren subtil den sich glaubwürdig wandelnden Zustand des von Ryan Reynolds atemberaubend dargestellten Paul Conroy. Durch die dynamischen, künstlerisch durchdachten sowie beängstigend-minimalen Bilder und Reynolds engagiertes Schauspiel wird Buried zu einer nervenaufreibenden Tortur, die sich in all ihrem Schrecken auch einer gesunden Dosis makabren Galgenhumor nicht verwehrt. Buried hat vielleicht nicht den emotionalen Nachhall der beklemmenden Ein-Mann-Show 127 Hours, geht dafür während seiner rund 90 Minuten noch intensiver durch die Haut. Einzig der Einsatz von Filmmusik dürfte Geschmackssache sein. Meiner Ansicht nach hätte es nach dem cinematische Energie ins Dunkel bringenden Vorspann keiner weiteren Begleitmusik mehr bedarft. Und wenn, so hätte sie sich im bedrückenden Buried größerer emotionaler Kommentare verweigern sollen, um die bewusste Kargheit des Filmes intensiver auf das Publikum eingehen lassen zu können.
Dessen ungeachtet ist Buried eine konzeptuelles Ausnahmewerk, das aufgrund seiner bestechenden Ausführung jedem empfohlen ist, der sich auf ein minimales Werk mit erstaunlichem Nervenkitzel einlassen möchte. Sowie jedem, der sehen möchte, was Ryan Reynolds schauspielerisch alles auf dem Kasten haben kann, sobald man ihn einfach mal in eben solch einen steckt.
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2 Kommentare:
Kein Film für meine Nerven, ich habe mir zum Glück überlegt, erstmal die Wikipedia-Beschreibung zu lesen, bevor ich mir das antue – was ich jetzt nicht tue. Klingt aber … interessant.
Schade, dir entgeht so ein dynamisch-minimalistischer Genre-Geheimtipp. Zur Not schaust du ihn halt in einem hellen Raum. Es soll zu deinem Nachteil nicht sein. :-)
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