Robert Sherman (rechts) und sein Bruder Richard (links) am Set von Mary Poppins
Zweifacher Oscar-Gewinner, Preisträger mehrerer der höchsten internen Würdigungen, die der Disney-Konzern zu bieten hat, fünffach Golden-Globe-nominiert und Teil der Songwriter Hall of Fame ... doch vor allem: Mitgestalter der Kindheitserinnerungen mehrerer Generationen, musikalischer Zauberer, dessen Bann zeitlos wirkt. Am Montag ging eine der wichtigsten Stützen des Disney-Erbes von uns, Robert Sherman, die ältere Hälfte des verbrüderten Komponisten-Duos, das mit Mary Poppins, Das Dschungelbuch und zahlreichen anderen Filmen Musik-, Film- und Disney-Geschichte schrieb.
Der am 19. Dezember 1925 geborene New Yorker verstarb im Alter von 86 Jahren. Laut Angaben seines Sohnes Jeffrey verschied er nach monatelangem Ringen friedlich und eines natürlichen Todes. Robert Shermans Lebenswerk kann man nicht besser zusammenfassen, als in Jeffreys Statement zum Tod seines Vates: "Wie er immer sagte, wollte er der Welt Freude bescheren, was ihm zweifelsohne gelang. Seine Liebe, seine Gebete, seine Philosophie und seine Poesie werden eweig weiterleben. Seine Lieder und sein Genie werden für immer Hoffnung, Glücklichkeit und Liebe in diese Welt bringen, die klein, so klein ist."
Dass all dies dem legendären Komponisten mit einer so mühelos scheinenden Dauerhaftigkeit gelang, ist seine wohl bemerkenswerteste Leistung. Der Sohn des russisch-jüdischen Tin-Pan-Alley-Musikers Al Sherman diente im Alter von nur 19 Jahren führte er die erste Truppe alliierter Soldaten an, die das nur wenige Stunden zuvor von den Nazis verlassene Konzentrationslager in Dachau erreichten. Wenige Tage später wurde Sherman im Einsatz ins Knie geschossen, die Folgeverletzung war so schwer, dass er für den Rest seines Lebens auf eine Gehhilfe angewiesen war. Auch im Schoße der Familie war Shermans Leben nicht frei von Spannungen. Obwohl er und sein Bruder professionell eine fruchtreiche, jahrzehntelange Zusammenarbeit genossen, war ihr privates Verhältnis zueinander äußerst kompliziert und angespannt.
Und dennoch war die Musik der Shermans nahezu ausnahmelos freudiger Natur: "Wir mögen die düstere Seite von Dingen nicht, wir wollen die Menschen einfach nur unterhalten. Wir mögen singbare Lieder im Gegensatz zu, beispielsweise, Liedern speziell für musikalisch gebildete Performer. Wir schreiben nicht für jemanden, wir schreiben für jeden", erklärten die Shermans ihre Musik, die zahlreiche Genres überspannte und dennoch stets eine wiedererkennbare Handschrift trug. Mit dieser prägten sie den Klang Disneys auf unvergleichliche Weise mit: Über 200 Lieder schrieben sie für den Disney-Konzern, darunter auch Walt Disneys persönliches Lieblingslied, Feed the Birds aus Mary Poppins.
Die Kooperation ergab sich, da ihr Vater die Sherman-Brüder herausforderte, sich doch als Komponisten und Songtexter zu versuchen. Einer ihrer ersten Erfolge war Tall Paul für Anette Funicello aus dem Mickey Mouse Club, die mit diesem Song 1959 als erste Frau einen Rock'n'Roll-Titel in den Top Ten platzierte und somit ihre Gesangskarriere rasant in Gang brachte. Zugleich wurde dadurch Walt Disney auf die Shermans aufmerksam. Sie machten aus Mary Poppins den beschwingen Klassiker, den wir ihn alle kennen und lieben, schrieben den zahlreichen Statistiken nach am häufigsten gespielten Song der Geschichte (it's a small world) und auch abseits Disneys hinterließen sie mit Dauerbrennern wie Tschitti Tschitti Bäng Bäng ihre Spuren.
Jedem, der sich für Disney, Musik oder kreative Arbeit interessiert, sei in Gedenken an Robert Sherman die einsichtsvolle Dokumentation The Boys empfohlen:
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