Mittwoch, 22. Februar 2012

Young Adult


Young Adult ist das deprimierende, übel gelaunte und desillusionierte (oder doch viel eher in seinen Illusionen versackte?) Gegenstück zur modernen, lauten schwarzen Komödie. Man könnte ewig darüber streiten, ob wenig subtile, aber lauthalses Lachen erzeugende Blockbuster wie Hangover 1 & 2 nun zur einst so schräg-stillen Gattung der schwarzen Komödie gehören, aber akzeptieren wir für einen Moment diesen Fakt: Sie sind böse, schicken ihre Figuren in äußerst finstere Gassen (mal wörtlich, mal im übertragenen Sinne) und stellenweise bleibt einem das freudige Glucksen im Hals stecken.

Young Adult ist keine dieser schwarzen Komödien. Er ist nicht partytauglich, dafür ist er zu verkatert, zu langsam, zu sehr mit der trostlosen Realität konfrontiert. Insofern schufen Diablo Cody und Jason Reitman auch ein Gegenstück zu ihrem Indie-Superhit Juno. Die hippe wie auch nachdenkliche Komödie über Teenagerschwangerschaften ging, bei allem angebrachten Respekt vor dem Thema, den optimistischsten, spaßigsten Weg, den ein ernstzunehmender Film vor diesem Hintergrund nehmen konnte.

Young Adult stolpert ungewaschen und desinteressiert an diesem aufmunternden Weg vorbei. Andere Filme würden auf Moral, Positivismus und gute Botschaften kotzen. Dafür ist sich Young Adult aber zu fein. Kurzum: Es ist keine Schockkomödie, keine derber Gute-Laune-Spaß. Sondern die mit dicken Augenringen und kaputten Haaren wartende Realität. Und daraus machen Autorin Cody mit ihren scharfsinnigen, dennoch vergnüglichen Dialogen, der versierte, die Skurrilität im Alltag subtil ausarbeitende Regisseur Reitman und eine brillant agierende Charlize Theron eine sehenswerte, ab und an erschreckend ehrliche, vor allem unterhaltsam zynische Komödie, die kitschigere Coming-of-Age-Kollegen ohne größeren Kommentar anrempelt.

Theron spielt in Young Adult die kurz vor Verlust ihrer Festanstellung stehende Jugendbuchautorin Mavis Gary. Frisch geschieden, männeraufreißend, sich sonstwas auf ihr mittelprächtiges Appartement in einer Großstadt einbildend. 37. Und langsam auf ihre eigenen Kitschzeilen von Seelenverwandschaft und Bestimmung reinfallend. Als sie davon Wind bekommt, dass ihr in seiner Schulstadt lebender Jugendschwarm glücklich verheiratet ist und nun auch Vater wurde, nimmt sie das als Zeichen einer höheren Macht auf: Es sei ihre Mission, ihn aus den spießigen Klauen der Ehe zu retten. Durch Verführung. Also kehrt sie in das Kaff ihrer Jugendzeit zurück, gründet eine unheilige (sowie eher unbeabsichtigte) Allianz mit dem gehbehinderten Prügelknappen der Sport-Asse ihres Jahrgangs (ein Nerd, der sich von seinen Sitcom-Fesseln befreit: Patton Oswalt) ... Und den Rest solltet ihr euch selbst anschauen. Wenn ihr auf ruhigere schwarze Komödien mit faszinierend unsympathischen Charakteren steht. Unsicher? Dann stellt euch ein uneheliches Kind der Regieführung von Jason Reitman und der Weltanschauung der Coen-Brüder vor. Wer nun neugierig ist, darf das zu recht sein und sollte unbedingt in Young Adult gehen.

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