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Mittwoch, 29. Februar 2012
Romy und Michele
Nach der erneuten Sichtung von Grosse Pointe Blank und dem Kinobesuch von Young Adult stand mir der Sinn nach einer oberflächlichen, dummen Komödie, die sich mit dem Blick zurück auf die Schulzeit beschäftigt. Einfach so, um die Qualität dieser beiden Streifen noch weiter hervorzuheben. An die Touchstone-Komödie Romy und Michele hatte ich nur noch schwammige Erinnerungen, aber dafür war mir die weitestgehend abfällige Rezeption dieses US-Überaschungserfolgs bekannt. Also habe ich mich als jemand, der im zweiten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende lebt und vergangene Dekade seinen Schulabsturz gemacht hat, freudig zurück in die 90er gestürzt, um zwei quietschig gekleideten Blondinen dabei zuzusehen, wie sie an die 80er zurückdenken. Krasse Sache, hm?
Die engen Freundinnen Romy (Mirs Sorvino) und Michele (Lisa Kudrow) kennen sich seit der High School, und da es weder im Berufsleben, noch im Arbeitsleben der schrillen Partymäuschen so richtig rund laufen will, leben sie auch mit 28 Jahren in einer Zweier-WG. Das bekümmert die zwei unzertrennlichen Blondinen auch überhaupt nicht - jedenfalls bis sie von ihrer ehemaligen Mitschülerin Heather (Janeane Garofalo) erfahren, dass ein Treffen ihrer Abschlussklasse kurz bevorsteht. Während Romy und Michele den Fragebogen über die vergangenen zehn Jahre ihres Lebens ausfüllen, dämmert es ihnen: Sie werden niemanden beeindrucken können. Versuche, innerhalb einer Woche massiv Gewicht zu verlieren, einen reichen Lebenspartner zu angeln und einen profilträchtigen Beruf zu ergattern scheitern klaglos. Also bleibt ihnen nur noch eins: Sie lügen! Die glaubwürdigste Lüge, die ihnen in den Sinn kommt: Zu behaupten, sie wären erfolgreiche Geschäftsfrauen, die Post-Its erfunden haben ...
Direkt zu Beginn dieser Komödie von 1997 ereilten mich kurz hintereinander zwei, wenn man das Wort sehr weiträumig definiert, Kulturschocks. In den ersten paar Sekunden war ich völlig baff, dass ich mich gar nicht daran erinnern konnte, was für oberflächliche Tussen die beiden Hauptfiguren sind. Sie leben nur für Drinks, Disco und gemeinsames Pretty Woman-Anschauen, tun so, als wären sie was besseres und haben eine anstrengende Sprache. Ordinär, aber mit einer unverdaulichen Arroganz. Halt dieses stereotypische "Valley Girl"-Gehabe, nur pleite, eine unheilige Kreuzung aus Ke$ha, Paris Hilton und einer Überdosis Beverly Hills 90210.
Nach wenigen Minuten dann der zweite Schrecken: Als sich langsam abzeichnet, welche Tonart Sorvino und Kudrow mit ihren Darbietungen anschlagen, und Rückblenden aufzeigen, in welchen Situationen sich Romy & Michele in der High School befanden, kommt mir der Film tatsächlich viel bissiger und mehrdimensionaler vor. Die Erzählweise ist was dahingeschludert (Romy & Michele graben ihr Jahrbuch aus und sinnieren über die soziale Hackordnung ihrer Jahrgangsstufe), aber was innerhalb der Rückblenden mit den beiden Figuren gemacht wird, hat mich fast schon begeistert: Je nach High-School-Serie oder -Film könnten die jede Mode verfolgenden Blondinen mit ihrer schrillen Attitüde die Antagonistinnen oder die Heldinnen sein. Sie sind oberflächlich, dumm, halten sich für super-mega-cool ... und werden für ihre Abneigung gegen Cliquenbildung und aufgrund ihrer eigenwilligen Macken schickaniert. Romy und Michele sind gleichermaßen Unsympathen wie Karikaturen mit Identifikationspotential, und die High-School-Rückblenden drücken das mit einem knalligen 80er/90er-Charme sowie feinem Sarkasmus aus.
Ist das Jahrbuch erst bei Seite gelegt, folgt ein amüsanter, aber wieder eindimensionaler Übergang, in dem man sich als Zuschauer darüber beömmeln kann, wie Romy und Michele mit ihrer begrenzten, aber ehrlichen Weltsicht versuchen, ihre Lebenssituation zu verbessern. Auch ihr Auftritt als ach-so-geschäftige Geschäftsfrauen in einem Raststätten-Imbiss ist dank des genialen komödiantischen Timings der beiden Hauptdarstellerinnen überzeugend. Ab dann verlieren aber die Inszenierung von David Mirkin (Die Simpsons) und Robin Schiffs zusammengewürfeltes Drehbuch den bisherigen Fokus aus den Augen. Aus dem Nichts wird ein Freundschaften zerstörender Konflikt herbeigezaubert, gleich zwei Mal wird vom Jahrgangstreffen berichtet, und beide Male verkommt er nur noch zu einem geistlosen, sehr oberflächlichen "Rachefeldzug" an jene, die Romy und Michele zur Schulzeit nicht mochten. Romy und Michele werden blamiert, beweisen dass sie überlegen sind, alle feiern sie. Über Logikprobleme mag ich mich gar nicht erst auslassen, aber die Grundstimmung des Films verkommt von der vergleichsweise bissigen und schrillen Komödie zu einem miesen Sitcom-Schulabschlussfilm inklusive saudämlich choreographierter Tanzsequenz, quäkigen Nebenrollen und vermasselten, in die Länge gezogenen Gags.
Sorvino und Kudrow sind fantastisch in ihren Rollen, auch Garofalo ist als biestige Außenseiterin unterhaltsam, aber inhaltlich entgleist Romy und Michele nach einem zusammengeschusterten, aber höchst witzigen Einstieg völlig. Ab der Mitte ist es nur noch eine mittelschwere Katastrophe, die allein vom toll ausgewählten Soundtrack und den Titelheldinnen davor gerettet wird, den Intellekt des Zuschauers zu beleidigen.
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