Mittwoch, 18. Januar 2012
Tag und Nacht
Wollen wir mal wieder die Grundlage für kuriose Suchbegriffe schaffen, die ich in einer gewissen, beliebten Artikelreihe ausschlachten kann: Zwei Wiener Studentinnen gehen anschaffen, weil sie keinen Bock auf's Kellnern haben. Beim Escort-Service "Tag und Nacht" erhalten sie die Möglichkeit, ihren Körper für Geld zu verkaufen. Zu ihren Kunden zählen Kerle, die darauf stehen, ausgeschimpft zu werden, schlaffe Säcke, die nach einem äußerst kurzen Rein-und-wieder-Raus-Spiel auf der beorderten, jungen Hure einschlaffen, sowie Opas, die in Strapsen Lyrik rezitieren, während ihnen einer geblasen wird.
*Auf die Besucherstatistik guck* *mit dem massiven Anstieg glücklich sei*
Was will uns die Regisseurin Sabine Delfinger mit Tag und Nacht sagen? Möchte sie überhaupt etwas sagen? Ganz offensichtlich, denn bei all der inszenatorischen Schwerfälligkeit und dem spürbar hohen Selbstanspruch kann man Tag und Nacht kaum als gehaltloses Exploitationkino ansehen. Dafür wird der Sex ja auch viel zu wenig glorifiziert. Und trotzdem ... Ein schockierendes Drama über die Sexualisierung der Gesellschaft ist dies ganz gewiss nicht. Die Macken und Ticks der Freier sorgen hauptsächlich für Amüsement bei den sich verhurenden Studentinnen, und dass sie es so witzig finden, stellt Delfinger auch nicht als unschöne Sache dar. Ein Charakterdrama, das möchte Tag und Nacht womöglich sein. Nach rund einer Stunde aneinandergereihter, pointen- und konfliktloser Sexszenen taucht immer wieder die Frage auf, ob die Prostitution die Freundschaft der Figuren belastet. Anzeichen dafür gibt es keine, urplötzlich stellt uns der Film dann vor eine Antwort. Wenn Tag und Nacht also ein Charakterdrama sein möchte, so hätte man die (zwar recht kurzweilig gespielten) eindimensional geschriebenen Figuren vielleicht auch mit so etwas wie einer Persönlichkeit ausstatten sollen. Oder möchte Tag und Nacht einfach ein atmosphärisch-realistisches, jedoch fiktives "Slice of Life"-Movie sein, das auf zwei sich freiwillig sexuell ausbeuten lassende Studentinnen blickt? In dem Fall hätte man aber eine interessantere Konstellation konstruieren sollen, denn dauernd fragt man sich "Wieso?" In Not sind die Figuren nämlich nicht, was soll das alles also?
Nun, nicht jeder stille Film muss eine Aussage sein. Er sollte aber eine Auswirkung auf den Zuschauer haben. Ist es eine kunstvolle, ästhetisch außergewöhnliche Befassung mit der Sexualität (a la den 2011 gestarteten Sleeping Beauty)? Nö. Ist der Film deprimierend? Ähm, neee. Dafür geschieht zu lange zu wenig (und wenn was passiert, wird's aus dem Hut gezaubert und kurz darauf wieder abgewunken). Bestenfalls kann man den Film als Verharmlosung von Prostitution fehlinterpretieren. Das scheint aber nicht im Sinne der Verantwortlichen. Es wäre aber immerhin was - denn wenn man Tag und Nacht nimmt, wie dieses Drama ist, so ist's eigentlich nur rund zwei Stunden Schall und Rauch. Ist das etwa die hinterlistig versteckte Absicht des Films? Ein paar Bildinformationen, weder abstoßend noch anregend, an einem vorbeiplätschernde Geräusche, angetäuschte Höhepunkte und dann ist alles vergessen. Aber wenigstens ist was passiert. Erinnert an den schlechten Sex, den die Protagonistinnen beschreiben. Hm ... wer's will ...
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8 Kommentare:
Und weil ich's nicht im Beitrag anbringen wollte, hier noch ein PS: Erst grüble ich laut, in welchem Disney-Lied ich immer "Ficken!" (ver)höre, dann Verblendung mit seiner akustisch ungewöhnlich wirkungsvollen vergewaltigung, nun Studentinnen-Huren ... Eigentlich hatte ich gar nicht vor, hier im Blog eine Sex-Themenwoche zu veranstalten.
Wird Zeit für einen abrupten Themenwechsel! :-p
Hmm.... Du hattest beim Halloween-Podcast damals doch sogar ein Sex-Special vorgeschlagen... Da wär ich dabei! *im Blog bequem mach und auf weitere Schweinereien wart*
Wo wir gerade dabei sind: Wie hieß das Lied denn nun eigentlich?
Hier noch die Erläuterung zur Notwendigkeit dieser Information: Jetzt wissen alle Leser, dass es ein Disney-Lied gibt, bei dem man das raushören kann. Also ist durchaus die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass irgendein Leser diesen Verhörer wiederholt, sollte er zufällig beim Filmekucken über dieses Lied stolpern. Dabei kann man aber nicht sicher sein, ob der Verhörer evtl. mit diversen Anwesenden geschieht und die eigene Reaktion auf den Verhörer daher nicht folgenlos bleibt. Sie würde hingegen folgenlos bleiben, wenn wir den Titel bereits hier erfahren (weil das Lesen wohl eher nicht in einer Filmkuckrunde auftaucht).
Ich nehme mal an, du grübelst noch, wie das Lied hieß, weshalb der Titel noch nicht nennbar ist. Also, wenn dir der Titel einfällt, sag Bescheid.
MfG
Ja, das ärgerliche daran ist: Ich hatte den Titel noch vor kurzem als Ohrwurm. In der "Agathe Bauer"-Version. Aber kaum sah ich das 52-Songs-Thema der Woche war es wie weggeblasen. (Höhö ... "Ficken" hören, wegblasen lassen ... Güte, was für eine juvenile Woche das hier ist)
Ich komm ja nichtmal mehr auf den Film! Weshalb ich mich gerade selbst für ziemlich dumm halte, wie ein Stück "Wissen" mit einem Schlag verschwinden kann ...
Das ist so frustrierend... Gibt man bei Google einfach mal die Stichwörter "Verhörer" , "Disney" und "Ficken" ein kommt man immer nur auf deine Seite... Wie soll man denn so Google anständig nutzen können???
War es eigtl. eine englische oder deutsche Version eines Disney-Songs?
Schneewittchen und die 7 Zwerge?? *Schmutzige Phantasie vorstell* :-p
Ich glaube, dass war die Serie von 101 Dalmatiner: Fangt (f*) die Hündchen
Ja, das liefert bereits brauchbare Ergebnisse:
http://www.youtube.com/watch?v=osjf2p6oym0
Man braucht für das "Fuck Youtube" vielleicht etwas Anstrengung, aber danach klappt es wunderbar.
Das Thema lässt mich wirklich nicht mehr los, jetzt such ich schon aktiv nach diesem Verhörer. Ein weiteres Zwischenergebnis hab ich bei Susi und Strolch gefunden, in der Szene mit den Siamesen (und zwar echte =^_^_^=). Hier der Link:
http://www.youtube.com/watch?v=2dS204cOYbk
In der vorletzten Zeile heißt es laut Videobeschreibung "In der Wiege finden wir ganz sicherlich", und wegen der sehr undeutlichen Aussprache kann man das "finden" eben recht falsch verstehen.
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