Donnerstag, 26. Januar 2012
The Artist
Mit den Oscar-nominerten Filmen Avatar und Hugo Cabret hat das moderne 3D den Film-Olymp erreicht. Trotzdem wird diese Technologie den Ruf nicht los, nur Augenwischerei zu sein, die keine künstlerische Relevanz hat. Das Kino kam jahrzehntelang ohne 3D aus, wieso sollte man plötzlich damit neue Wege finden, Geschichten zu erzählen?
3D hat allerdings auch seine Verteidiger. Einige von ihnen, darunter Martin Scorsese, vergleichen 3D mit Farbe: Man kann Farbe verwenden, einfach nur, weil es Standard wurde, weil es realistischer aussieht, als schwarz-weiß. Doch man Farbe auch verwenden, um den Prozess des Geschichtenerzählens voranzutreiben.
The Artist schlägt derweil in die komplett andere Richtung aus. Während Martin Scorsese mittels 3D früheren Kinozeiten gedenkt, erinnert Regisseur Michel Hazanavicius daran, dass nicht 3D, nicht Farbe, sondern auch der Ton schierer Luxus ist. Er versetzt uns zurück in eine Zeit, als der Stummfilm noch zur Tagesordnung gehörte, und erzählt die Geschichte eines Stummfilmstars, der sich dem modernen Hokuspokus des Tonfilms verweigert. Und dadurch in ein Karrieretief fällt. Erzählt wird diese Geschichte ... ohne Ton. Prätentiöse Kunst, die sich über moderne Techniken echauffiert? Nein! The Artist ist kein snobistisches Produkt eines der Moderne überdrüssigen Zynikers, sondern eine liebevolle und engagierende Hommage an eine verloren gegangene Filmkunst. Und wie kann man Menschen besser für vergessene Künste begeistern, als sie zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen?
The Artist ist eine wunderbare Vereinigung von Kunst und Unterhaltung. Sich technisch und handwerklich bewusst einzugrenzen und mit einer scheinbaren Leichtigkeit eine Hohelied auf den Stummfilm und Künstlerseelen zu singen, erfordert ungeheures künstlerisches Geschick. Doch zugleich ist The Artist im diesjährigen Oscar-Rennen auch der vergnüglichste Anwärter auf die Goldstatuette für den besten Film. Man lacht und leidet mit den Hauptfiguren, man strahlt über den unschuldigen Witz, den der Filmhund Uggie mitbringt, man summt beinahe schon die vergnügliche Filmmusik mit und man wundert sich letztlich, wieso in Filmen eigentlich so viel gelabert wird. The Artist verzaubert und begeistert ohne große Worte. Das ist Unterhaltungskino wie aus den 20er-Jahren, dank sehr feiner Ironie aufbereitet für ein Publikum des neuen Jahrtausends. Und es ist letztlich auch große Kunst - ohne die Arroganz, vieler anderer großer Kunstfilme.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentare:
Jaja, und Martin Scoresese (sic!) ist doch auch eine hübsche Verballhornung... :-)
Kommentar veröffentlichen