Platz 7: Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie
Dies ist die erste Serie innerhalb meiner Hitliste, bei der ich die Reaktion "Die kennt doch kein Schwein!" vollkommen verstehen kann. Ich selbst glaube fast schon, mit meiner Zuneigung für diese Serie Teil einer elitären Gruppe von gerade einmal drei Fans im deutschsprachigen Raum zu sein*. Woran der Sender Super RTL nicht völlig unbeteiligt ist: Anfangs wurde Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie donnerstags um 20.15 Uhr erstausgestrahlt. Als die Quoten sanken, wich man auf den Samstagabend aus, denn offensichtlich ist nichts schlüssiger, als eine schwächelnde Familienserie gegen Wer wird Millionär? und andere Unterhaltungsshows zu programmieren. Nach der Erstausstrahlung wurde die Serie einige Zeit später Samstagmittags wiederholt - nicht aber in chronologischer Reihenfolge. Ein Disney-Fluch. Danach verschwand Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie von der Bildfläche.
Im Gegensatz zu einigen tonal vergleichbaren Serien, wie etwa Doctor Who, hat die Fernseh-Weiterführung von Disneys erfolgreicher Liebling,...-Filmreihe auch keine stattliche Fanbase in englischsprachigen Ländern aufzuweisen, die ihr über Umwege zu späteren Ruhm verhelfen könnte. Der Wert in der IMDb ist geradeheraus mitleidserregend, und der Nostalgie-Effekt, der das Interesse an Disney-Serien einige Jahre nach ihrem Ende wieder aufflammen lässt, scheint generell nur für Zeichentrickserien und Produktionen aus Walts Schaffenszeit zu gelten.
Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie hat also nicht bloß mehr Anerkennung verdient, sondern überhaupt erst einmal einen größeren Bekanntheitsgrad. Da erscheint es wie ein wahres Wunder, dass es diese heitere Fernsehproduktion auf drei Staffeln zu jeweils 22 Episoden geschafft hat.
In diesen geht es um die Familie des erfinderischen Wissenschaftlers Wayne Szalinski, der sich bereist durch die Erfindung eines Schrumpfstrahlers einen Namen machte. Die meisten Folgen der Serie drehen sich um weitere Erfindungen Waynes, und wie deren Macken die gesamte Familie in ein Abenteuer stürzen. So kehrt in der ersten Episode der aus den Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft-Filmen bekannte Schrumpfstrahler zurück und wird dazu verwendet, um die gesamte Familie auf eine Reise durch den Körper von Opa Szalinski zu schicken. Andere Folgen drehten sich zum Beispiel um einen von Wayne entwickelten, intelligenten Teddybären (der durchdrehte und die Weltherrschaft an sich reißen wollte), einem Neuronen-Beschleuniger (der letztlich das Gehirn von Wanyes Ehefrau Diane mit dem einer Katze tauscht) oder einem besonders sicheren Auto (das Waynes Tochter Amy entführt).
In weiteren Episoden kamen auch übernatürliche Elemente zum Sci-Fi-Ansatz der Serie hinzu, so begegneten die Szalinskis einer Gruppe Hexen, Wayne entdeckte den Stein der Weisen und in zwei an die Nightmare on Elm Street-Filme angelehnten Folgen erzürnten die Szalinskis Morpheus, den Gott des Schlafes, was in nicht mehr endende, das Leben der Familie bedrohende Albträume mündete.
Was ich an Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie so bemerkenswert finde, ist mit welcher Leichtigkeit die Autoren spritzige, pointierte Dialoge mit knalligen Sci-Fi-/Fantasy-Verrücktheiten zu energiereichen, unterhaltsamen Geschichten verbanden. Die Szalinski-Familie stellt in Sachen Wortwitz zahlreiche Sitcom-Figuren in den Schatten, während die Storys im Normalfall sehr tolle Spielvarianten von Sagen oder Sci-Fi-Urtypen, einfallsreiche Parodien von Genreklassikern oder toll ausgespielte, eigene Ideen sind. Hin und wieder gibt es auch kreative Totalausfälle, in denen man sich die komplette Geschichte noch während des Vorspanns zusammenspinnen kann und während der Episode durch platten Slapstick und alberne One-Joke-Erfindungen (oder -Figuren) quälen muss. Allerdings werden diese Flops durch Goldstunden ausgeglichen, die gefühlvoller oder unerwartet smart an ihre Thematik herangehen. So bin ich voll des Lobes für sämtliche Zeitreise-Folgen der Serie, die sich inhaltlich nicht etwa wiederholten und nur das Setting änderten, sondern allesamt mit anderer Intention an das Konzept herangingen. Einmal ließ man sich klar von Zurück in die Zukunft III inspirieren und blödelte im Wilden Westen herum, eine andere Folge versetzte die in ihren Lehrer verschossene Amy in die 70er zurück, wo sie ihrem Schwarm als Gleichaltrige den Hof machen wollte. Diese Episode näherte sich auf einer emotionalen Ebene dem Zeitreise-Konzept und ließ Amy an einer Art Amnesie erkranken, wodurch sie ihr eigentliches Leben vergaß. Waynes große Zeitreisefolge hingegen spielte mit den üblichen Zeitreiseparadoxen und vermengte eine spaßige Handlung über Nostalgie und verschwommene Erinnerungen an persönliche Lieblingsdinge (in diesem Fall eine Band im Stil der Beatles) mit einem clever gesponnen (Sci-Fi-Fantasy-)Theorem über Déjà Vus.
Zwischen der ersten und der zweiten, und dann erneut zwischen der zweiten und der dritten Staffel änderte sich ein wenig der Grundtenor der Serie. War die erste Staffel noch "Die verrückte Erfindung der Woche" mit einem humoristischen Fokus auf Effekten und Slapstick, wurde in der zweiten Staffel das verrückte Spiel mit Genrekonventionen wichtiger, was in der dritten Staffel erneut wichtiger wurde. Die Serie endete letztlich sogar mit einer proppevoll mit Gags gestopften Persiflage auf den Film noir!
Präferenzen habe ich jedoch nicht, ich finde, dass jede Staffel ihre Vorzüge und Schattenseiten hat.
Aber da kann ja kaum jemand mitreden. Es ist fast so, als würde ich mich an eine Serie erinnern, die es nie gegeben hat.
*Update: Anscheinend ist diese elitäre Gruppe doppelt so groß, wie ich dachte ...
5 Kommentare:
Ha, die Serie kenn ich doch noch. Aber erinnert hätte ich mich von alleine bestimmt nicht an sie.
Auch wenn ich die Serie früher fast jede Woche gesehen habe, denke ich überhaupt gar nicht nostalgisch an sie zurück. Daher auch würde ich sie auch bestimmt nicht vor Chip & Chap oder DuckTales zu platzieren.
Ah, die Serie habe ich als Kind geliebt, bin dann also wohl Nr. 3 unter den deutschen Zuschauern. :D Aber erinnern kann ich mich eigentlich kaum noch an einzelne Folgen.
Wie du siehst, bist du nicht allein Sir D. ... auch ich habe die Serie geliebt...
Ich hab die Serie auch geliebt. Hab die früher immer mit meinem Cousin geschaut.^^
Und nachdem ich die Schauspielerin von Diane in One Tree Hill gesehen und wiedererkannt hatte, habe ich mir sogar nochmal ein paar Folgen angesehen. :P
Ah, das waren noch Zeiten...
Da fühlt man sich glatt wieder in seine Kindheit zurück versetzt.
Du enttäuscht donnerbold, wo bleiben die abartigen Dinge die _wirklich_ keiner kennt?
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