Platz 22: Fillmore!
Es ist wohl ziemlich naheliegend, weshalb Fillmore! kein hohes Alter beschieden war: Das eigentliche Kernpublikum von Samstagmorgencartoons konnte den Witz dieser 2002 gestarteten Trickserie doch kaum verstehen. Leider. Denn Fillmore! ist eine herrliche Persiflage und Hommage auf 70er-Copserien wie Kojak, Die Straßen von San Francisco oder Starsky & Hutch. Ich selbst kenne diese Serien ja bereits nur, weil mich meine etwas betagteren Eltern mit der Nase auf sie stießen (dankeschön!), und ich war 2002 ja schon aus der offiziellen Zielgruppe dieser Serien herausgewachsen.
Damit zeigt sich aber auch mal wieder, dass Disney-Fernsehserien bei weitem nicht nur Grundschüler anvisieren. Fillmore! will die Eltern und jugendlichen Geschwister mindestens genauso gut unterhalten. Offenbar hat es dabei allerdings dann mit der Verbindung zum Kinder-Publikum gehapert. Naja, für eine "Cop-Serie" wurde hier auch sehr viel geredet, und wenn man als Kiddie nach dem coolen Vorspann (der bereits sehr retromäßig klang) Vorfolgungsjagden ohne Ende erwartet, ist man von gewitzten Dialogen und vergleichsweise kniffligen Fällen womöglich abgetan. Keine Ahnung ...
Serienschöpfer war Scott M. Gimple, der für ABC später mit Flash Forward eine Mysteryserie kreieren sollte, deren Handlungsverlauf vorhersagbarer war, als der seines stylisch designten Cartoons. Die Optik von Fillmore! lebt von seiner Simplizität: Sie ist sehr grafisch, die Farben sind deckend ohne größere Schattierungen ... Alles in allem durchaus ein "Flash Animation"-Look", aber es passt durch die Farbkontraste und Silhouetten der Figuren auch sehr gut zum Serienkonzept.
Fillmore! verlegt in seinen 26 Episoden den Alltag typischer Copshows in die Middle School, und spielt dies vollkommen gerade heraus. Gerade dadurch gewinnt die Serie ihren Humor: Der Ex-Unruhestifter Fillmore ist nun Teil der Schul-Sicherheitstruppe und ermittelt mit seiner Partnerin Ingrid Third in jeglichen Fällen von Schulverbrechen: Mord an Tamagotchis, illegaler Handel mit köstlicher Tartarsoße, das Stehlen von Maskottchen oder Klasurlösungen und so weiter. Fillmore ist der ungestümere, unkonventionellere Cop, während die ruhige, stets schwarz gekleidete Ingrid (noch neu in der Schule und somit arm an Insiderwissen) auf Intelligenz statt Bauernschläue setzt. Dennoch geraten beide häufig an ihren Vorgesetzten sowie die Bürgermeisterin, ach Quatsch, Schulrektorin.
Woran Fillmore krankt, ist dass die überaus einfallsreichen Fälle in die immer gleiche Narrative gezwängt wurden. Die überdeutlich gemachte Drei-Akt-Struktur hat zwar ebenfalls ihren Witz, hätte trotzdem mit etwas Fantasie aufgelockert werden können. Auch sind die Figuren zu emotionsarm, um einen wirklich über Dauer an die Serie zu binden. Trotzdem ist sie sehr unterhaltsam, ungewohnt smart und deswegen auch mehr als nur einen Blick wert. DVDs sind nie erschienen, aber man kann man sich bei iTunes immerhin sämtliche Folgen (in deutscher Fassung) runterladen.
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