Manche Filme sind klar "Lieb es oder hass es"-Fälle. Und wieder andere, insbesondere etwasverkopftere Filme, sind eher Kandidaten für die Kategorie "Respektiere sie, oder schlaf dabei ein". Für mich ist The Ides of March ein solcher Film, und auch wenn ich ihn vollauf respektiere und von den Darstellerleistungen in diesem politischen Rachedrama begeistert bin, so kann ich sehr gut verstehen, wenn andere Leute dabei wegnicken. Ich kann es ihnen nicht einmal verübeln, denn Regisseur, Produzent und Co-Autor George Clooney rutscht auf dem schmalen Grat zwischen "subtiler, anspruchsvoller Inszenierung" und "dröge, kalt, emotionslos" inszenatorisch öfters in den zweiteren Bereich. Was sehr schade ist.
Natürlich wäre es falsch, aus dem Theaterstück Farragut North einen reißerischen Politthriller zu machen. Dennoch ist es, zumindest meiner Ansicht nach, nicht zu viel verlangt, wenn der Regisseur dem Publikum etwas mehr Emotion reicht, woran es sich orientieren kann. Etwas mehr Bildsprache, eine etwas schläfrigere Schnittarbeit, und man würde auch Leute erreichen, die vor der Sichtung von Ides of March nicht schon alles wissen und denken, was sie durch Clooneys Polit-Zynismus vermittelt bekommen. Denn Clooneys Machart und das all zu schwerfällige erste Filmdrittel verjagen jeden, der nicht vollauf an einer politischen Intrigengeschichte interessiert ist.
Wenn man aber über Clooneys distanzierte Regieführung (und dafür gab's eine Globe-Nominierung?) hinwegsieht, und die teils überflüssigen Infos während der zähen Exposition verdaut hat, darf man einem genial-hinterhältigen Polit-Verwirrspiel folgen, das ohne Schießpulver, Blut und Nacktfotos auskommt. Ryan Gosling spielt sich nuanciert und vielsagend weiter an die Spitze des jungen Hollywoods, während alte Hasen wie Paul Gimatti und Philip Seymour Hoffmann ihr übliches, tolles Ding drehen. Marisa Tomei ist mir als New-York-Times-Journalistin etwas zu kindisch-schrill (blieb da was von Crazy. Stupid. Love. hängen?), dafür bin ich wohl erstmals vollauf von einem Score aus der Feder Alexandre Desplats begeistert. Sonst finde ich sein musikalisches Geseier ja uninspiriert und prätentiös, doch für Ides of March hat er sich einige doppelbödige, mitnehmende Melodien ausgedacht.
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