Freitag, 11. November 2011

"Pirates of the Caribbean"-Traditionen, die NIE NIE NIEMALS enden sollten


In Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten brach man ja bereits mit der Tradition des klassischen Jack-Sparrow-Einmarsches. Jack betrat in den ersten drei Teilen der Filmsaga auf ungewöhnliche Weise das Geschehen, während dieses unverkennbare Stück Musik lief. Noch vor Fremde Gezeiten war ich mir sicher, dass diese Tradition weitergeführt wird und ich es überaus enttäuschend fände, würde man sie brechen.

Mittlerweile habe ich das Fehlen dieses Stücks stilistischer Kontinuität verarbeitet, trotzdem finde ich es schade, dass man das Musikstück nicht leicht verfremdet in einem anderen Kontext einsetzte, um damit zu spielen. Hans Zimmer hat ja sogar das Liebesthema aus Teil 1 (jaja, wer kann es NICHT aus dem Stand heraus nachsummen? *Sarkasmus*) wieder rausgekramt und ihm in Kombination mit Up is Down (welches wiederum eine verkehrte Variation des fantastischen Liebesthema aus Teil 3 ist und mit dem Liebesthema aus Fluch der Karibik jederzeit das Deck schrubben kann) eine neue Funktion eingehaucht. Da wäre es doch denkbar, irgendwo im Laufe des Films Jacks Einmarschmelodie mit einer unerwarteten neuen Bedeutung unterzubringen. Von einer Flamencogitarre gespielt fiele mir da schon eine Stelle ein ...

Aber gut, es ist so ein Gedankenspiel von mir, doch kein echter Störfaktor. Jedoch gibt es Traditionen in den Pirates of the Caribbean-Filmen, auf die ich in Zukunft nicht verzichten mag. Und diese seien hier aufgelistet, in der Hoffnung, dass sie uns auch in kommenden Fortsetzungen begegnen werden. Denn wenn nicht ... Ja, dann werde ich sicherlich total enttäuscht sein! Oder ich lass mich von den Filmschöpfenden wieder um den Finger wickeln, schließlich habe ich auch Gore Verbinskis Weggang überlebt, obwohl er für mich ein unverzichtbarer Teil der Reihe war. Andererseits sind manche dieser Traditionen tatsächlich unverzichtbar ... Hmmmmm ...

Ähm, wie auch immer, bevor diese Liste jegliches Stück Dramatik verliert, geht es endlich los. Viel Spaß beim Durchlesen, Kopfschütteln und Mitdiskutieren!
  • Piratenlieder: Fluch der Karibik hatte Yo-Ho, Yo-Ho (A Pirate's Life for Me) aka Yoho, Yoho, Piraten haben's gut, Die Truhe des Todes hatte Dead Man's Chest aka Fünfzehn Mann auf des Toten Truh, Am Ende der Welt hatte Hoist the Colours aka Hisst die Flagge und Fremde Gezeiten hatte My Jolly Sailor Bold aka Mein tapf'rer Seeman hold.
    Und wieso wird in dieser Filmreihe so häufig gesungen? Nun, es ist wohl eine Kombination dreier Gründe. Zunächst sahen sich die Drehbuchautoren beim Verfassen von Fluch der Karibik gezwungen, den legendären Song aus der Themenparkattraktion einzubauen, von der das Ganze inspiriert wurde. Wäre ja sonst eine miese Adaption, wenn man das bekannteste Element ignoriert. Dann kann man halt schwer Piratenfilme drehen, ohne dem Klischee des singenden Seefahrers Tribut zu zollen. Doch die Autoren Ted Elliott & Terry Rossio setzten es sich letztlich zum Ziel, jeden Film der Trilogie mit einem Song auszustatten. Sie erweiterten diesen Spaß bekanntlich auf den vierten Teil, und schufen so eine der besten Szenen der ganzen Filmreihe.
    Diese Tradition muss einfach weitergehen. Auf der Queen Anne's Revenge rennt ja jemand herum, der sicher noch ein paar Lieder auf den Lippen hat. Und jemand, der das garantiert schwer duldet. Also, Teil 5 kann in dieser Hinsicht gerne kommen!
  • Rumwitze: Sie ließen in Fremde Gezeiten bereits stark nach, aber sie waren vorhanden. Und mindestens einen pro Film wird man ja wohl zusammenzimmern können, oder?
  • Die Post-Abspann-Szene gehört einfach dazu. Sie ist ein nettes kleines Geschenk für jene, die den Abspann komplett abwarten. Nicht, dass das bei der tollen Musik schwer wäre. Da fällt mir allerdings ein ...
  • He's a Pirate schmeißt uns aus dem Film raus: Mittlerweile ist es mir ja nahezu egal, wie oft das berühmteste aller Pirates-Themen im eigentlichen Film vorkommt. Fluch der Karibik wirft einem das Stück ja bei jeder zweiten Gelegenheit um die Ohren, Am Ende der Welt hingegen bewies, dass Jack Sparrow und Co. auch sehr gut mit einer weitaus geringeren Dosis auskommen können. Die neuen Melodien müssen halt nur stark genug sein. Hat man sich He's a Pirate nach Am Ende der Welt fast abgewöhnt, wirkt das Stück in Fremde Gezeiten dafür wieder umso frischer und pfeffriger. Es ist mir also gleich, ob in Teil 5 dieses Stück von drei neuen Leitmotiven verdrängt wird, oder im Laufe jeder Actionszene um die Ecke gerast kommt. Wichtig ist nur eins: Der Abspann muss mit He's a Pirate beginnen, ansonsten geht dieses einmalige Hochgefühl flöten, dass die Schlussmomente der PotC-Filme bislang ausmachte. Und wenn wir schon bei der Musik sind ...
  • Die Rückkehr alter Melodien, selbst wenn sie kaum einen / gar keinen Zweck mehr haben: In Die Truhe des Todes fetzt für wenige Sekunden von einer E-Gitarre begleitet das Thema von Barbossas verfluchter Crew die verwöhnten Ohren des Publikums. Die kleine Ausflucht: Naja, der Affe ist halt noch da! In Am Ende der Welt torkelt auch das Motiv für den sturzbesoffenen Jack Sparrow an uns vorbei, obwohl Jack in diesem Film vergleichsweise wenig trinkt. Und in Fremde Gezeiten kehren unter anderem die Liebesthemen aus Teil 1 und Teil 3 zurück, um dieses Mal statt romantischer Gänsehaut Lachanfälle auszulösen. Die ewigen Turteltauben Will und Elizabeth sind ja raus aus der Geschichte, da kann man ja gleich einfach ihre Musikstücke zweckentfremden. Manche beschuldigen Hans Zimmer hier des Selbstklaus und der Ideenarmut (oft sind es die selben Leute, die John Williams dann für die musikalischen Cameos alter Themen bei Star Wars und Indiana Jones in den Himmel loben), ich sehe darin einen spielerischen Fanservice. Man hat die alten Musikstücke ja liebgewonnen, und zumeist findet Hans Zimmer ja eine recht pfiffige Ausflucht für den Griff in die Melodien-Klamottenkiste. So widerstand er ja auch der sicherlich großen Versuchung, Hoist the Colours in Fremde Gezeiten zu verwenden. Der Film hat sich dies nunmal schlichtweg nicht "verdient" und für einen Gag-Einsatz ist das Musikstück zu tragend. In Teil 5 kann also eher Blackbeards Thema neue Verwendung finden. Oder das Spanier-Thema. Ohja, das ist es! Bitte, bitte, bitte!
  • Anspielungen auf das Fahrgeschäft: So langsam hat man die Disney-Attraktion Pirates of the Caribbean "leer-referenziert", ein bisschen was lässt sich jedoch noch zusammenklauben. Aus Fremde Gezeiten wurde ja bereits eine Anspielung rausgeschnitten. Die Erfahrung lehrt, dass sie dafür in Teil 5 zu sehen ist und zwei handlungstragende Figuren durch ein tanzendes Pärchen ersetzt werden. (Glückwunsch! Wer diese Anspielung versteht, hat sich neun von acht imaginären Rum-Süßigkeiten verdient und ist zudem stolzer Besitzer keines Lebens. :-p) Und wenn irgendwann die ganze Bahn durchgearbeitet wurde, kann man ja entweder neue Details einbauen, bloß um sie danach im nächsten Film widerzuspiegeln. So hält man auch die Fans auf Trab. ("Hast du das bemerkt? Die haben die Farbe des Kleids der einen Frau in dieser Szene da geändert! Ob das Relevanz für den nächsten Film hat?!") Und wenn alle Stricke reißen, klaut man aus anderen Bahnen. Die Truhe des Todes ist ja auch bereits eine bessere Adaption von The Haunted Mansion als der eigentlich darauf basierende Film Die Geistervilla ...
  • Sich steigernde Zweideutigkeiten: Ich habe nicht Buch geführt, aber rein vom Gefühl her wurde es in der Reihe ja immer extremer. In Teil 1 gab es hie und da kurzen Elternbonus, der über die kleineren Zuschauer hinwegflog. In Teil 2 heult Elizabeth ja schon über das Jungfrau sein herum, in der Fortsetzung kam es dann zum Fernrohr-Vergleich zwischen Jack und Barbossa. Außerdem sahen wir die "Balls of Steel" des letzteren. Fremde Gezeiten parkte die zweideutigen Witzchen letztlich sogar in der US-Freigabebegründung. Ein Disney-Präzedenzfall. Von mir aus kann es so weiter gehen. Bis Teil 9 haben wir die Reihe dann endlich beim "Arrr!"-Rating. :-p
  • Irgendein Detail aus den Vorgängerfilmen wird fast schon absurd stark ausgebaut: Das wünsche ich mir ja fast allein schon, damit die unausweichlichen Spekulationen für die Fortsetzungen wenigstens irgendeine Grundlage haben. Ob Jacks Kompass, der Satz "... und dann machten sie mich zu ihrem Anführer" und die Erwähnung von Davy Jones in Teil 1 (und später auch die scherzhafte Bemerkung über Meerjungfrauen), der Gottesglaube der Kannibalen in Teil 2 oder Sao Fengs Schatzkarte in Teil 3 (sehr subtil!), alles was in den Pirates-Filmen gesagt oder getan wird, kann und wird gegen den Zuschauer verwendet. Oder so ähnlich. In Pirates of the Caribbean 5 geht es dann also um nistende Seemöven. Ich freu mich schon!
Ich denke, das waren zunächst alle Traditionen, die mir so einfallen. Wer weitere Wünsche hat, was sich weiter kontinuierlich durch die Reihe ziehen sollte, weiß ja, was zu tun ist.

So, und ich entschlüssle derweil weiter die musikalischen Rückgriffe im Soundtarck von Fremde Gezeiten.

Also, nach dem Jack-Actionthema kommt ganz kurz etwas neues, nur um dann via He's a Pirate zur neu interpretierten Schießerei der East India Trading Company hinzuleiten. Und spielen die Streicher im Hintergrund etwa ...? Nein, doch nicht ...

6 Kommentare:

Zeitzeugin / Wortgezeiten hat gesagt…

Kann mich an Teil leider überhaupt nicht mehr erinnern, daher die Frage, die hier noch bleibt:

Wer hatte den nun das längere Fernrohr?! *g*

Zeitzeugin / Wortgezeiten hat gesagt…

"Teil 3". Es ist früh :)

Sir Donnerbold hat gesagt…

Beim ersten Vergleich zog sich Jack Sparrow überaus enttäuscht mit seinem winzigen Fernrohr zurück. Bei der nächstbesten Gelegenheit packte er dafür ein überdimensionales Mordsteil mit heftiger Krümmung aus, das bei Barbossa ein verschmitztes Lächeln hervorzauberte.

Luanalara hat gesagt…

Solange es Ziegen gibt, bin ich glücklich.^^

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich habe lange, lange vor mir hin gegrübelt, ob ich die Ziegen ebenfalls in die Liste aufnehmen soll. Sind sie ja an großen Lachern in Teil 2 & 3 sowie dem fantastischen Schlussgag von Teil 4 beteiligt.

Sagen wir's so: Ich werde mich auch in Zukunft über jede Ziege in der PotC-Reihe freuen. Wenn aber Rob Marshall für Teil 5 zurückkehrt, und man sich sagt "unseren Gruß an Verbinski haben wir ja schon hinter uns", dann kann ich damit sehr gut leben. Sollte Teil 5 mit der versprochenen Ziegen-Szene beginnen, werde ich mich aber vor Lachen nicht im Kinosessel halten können.

Der Mann ohne Namen hat gesagt…

Ich würde noch das Fehlen von Credits zu Beginn des Films hinzuzählen. Credits würden nur ungewollt viel Realität in die Filme einbringen und nach 4 Filmen wäre es zudem lächerlich, plötzlich umzuschwenken.

Zu den Ziegen fällt mir nur ein, dass ich erst durch deinen Ziegen-Beitrag hier im Blog auf diesen Insidergag gestoßen bin, und durch deine Kolumne nach Teil 4 habe ich auch erst den Schlussgag des Films richtig toll gefunden. Seither kommt mir dieser Blog unweigerlich in den Sinn, wenn ich in den Piratenfilmen irgendwas von Ziegen sehe oder höre. Nimm das ruhig als Kompliment.

Über weitere Ziegen würde ich mich deshalb immer freuen. Ich würde aber auch damit klarkommen, wenn "nur" jeder neue Regisseur in seinem ersten Piratenfilm irgendeine Ziegen-Referenz macht, um Gore Verbinski zu grüßen.

Als neue Tradition wünsche ich mir übrigens, dass in jedem zukünftigen Teil der Reihe das Disney-Schloss umgewandelt wird.

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