Ladys and Gentlemen: ...der beste Hauptdarsteller des Jahres?!
Motion Capturing beschäftigt Hollywood seit längerem. Nicht nur, welche Möglichkeiten es eröffnet (etwa das Besetzen von Tom Hanks als kleines Kind), wie kommerziell verwertbar es ist und wie ästhetisch die Ergebnisse dieser Technologie sind, sondern auch in rein kategoriellen Fragen. So stellt sich die Frage, ob Motion Capturing ein Animationsmedium wie Stop Motion, Zeichentrick und Computeranimation ist, oder ob es viel eher reine Schauspielerei mit digitaler Kosmetik an Stelle von "realer" Effektschminke. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences entschied im Fahrwasser von James Camerons Megaerfolg Avatar, dass Motion Capturing kein Trickmedium ist. Demnach können Tim & Struppi oder Happy Feet 2 (eigentlich) nicht für den Trickoscar nominiert werden - und zugleich müssten die Schauspieler hinter dem digitalen Maekup als klassische Akteure akzeptiert werden. Oder?
Genau dies denkt sich das Management von Andy Serkis, dem Mann hinter Peter Jacksons King Kong, Gollum und Käpt'n Haddock in Spielbergs Tim & Struppi. Dieses Jahr begeisterte er zahlreiche Kritiker als Caesar, die affige Hauptrolle von Planet der Affen - Prevolution, weshalb sein Agent mit 20th Century Fox eine Abmachung traf: Wie Deadline Hollywood vor kurzem berichtete, wird Fox eine Oscar-Kampagne für Andy Serkis als Bester Darsteller starten.
Was ist davon zu halten? Nun, ich habe Planet der Affen - Prevolution nicht gesehen, weshalb ich nur rein prinzipiell antworten kann. Und was dies angeht: Ja, ich finde, dass Motion-Capturing-Darsteller definitiv für ihre Leistungen belohnt werden sollten, wenn sie gut genug waren. Klar, natürlich hat die Effektivität ihres Schauspiels in solche Fällen auch sehr viel den Effektkünstlern zu verdanken, doch dafür gibt es ja auch den Effekt-Oscar. Bei Schauspielern, die sich unter Tonnen von Makeup verstecken, ist das ja auch nicht entscheidend anders - wer etwa in seinen Zwanzigern einen großartigen Hundertjährigen spielt, kann dafür nominiert werden, und erhöht auch die Chancen, dass die Leistung der Makeup-Künstler bemerkt und gewürdigt wird.
Regelwidrig ist dieser Versuch Fox', Andy Serkis ins Oscar-Feld zu bringen, sowieso nicht. Selbst die Sprecher in Animationsfilmen dürften rein theoretisch nominiert werden (sie sind ja "Voice Actors") - bloß ist das bisher noch nie passiert.
Zur Frage, ob Motion Capturing nun ein Animationsmedium oder Realfilm ist... Ich finde, dass es da keine klare Antwort gibt. Motion Capturing ist das moderne Rotoskopieren, weshalb de Qualität des Ergebnisses (sogar, wenn man es auf stumm schaltet) sowohl vom Schauspieler abhängt, als auch vom Animator. In den Bonusmaterialien zu Filmen wie Fluch der Karibik 2 oder King Kong sieht man immer wieder Szenen, in denen Ein Computerkünstler erklärt, dass man hie und dort von den eingefangenen Ergebnissen abwich und beispielsweise eine Augenbraue etwas anders anhob, um einen ästhetischeren Ausdruck zu gewinnen.
Reine Motion-Capturing-Filme wie die ganzen Zemeckis-Streifen sind deshalb schwer einzuordnen. Sie sind schon eher Animationsfilme, als etwa effektlastige Realfilme a la Avatar, oder die Star Wars-Prequels, da sich die Animation in Tim & Struppi und Co. nicht dem Realismus unterordnet. Ein Davy Jones oder Gollum soll nicht als Effekt wahrgenommen werden, die Pinguine in Happy Feet dagegen wollen dann letztlich ja doch irgendwie ein Trickfilm sein. Da dies aber eine sehr schwammige Regel ist, nehme ich es mit Pixar-Köpfen wie Brad Bird (man denke an den Ratatouille-Abspann): Motion Capturing ist ein Effektmedium, keine reine Animation. Es steckt viel Schauspielerei drin, was man meinethalben tatsächlich als "Abkürzung" definieren kann. Also ja - ich mag Tim & Struppi nicht gegen Rango um den Oscar für den besten Trickfilm kämpfen sehen. Und ja, Andy Serkis darf für die Rolle des Affen Caesar gerne eine Oscar-Nominierung erhalten. Doch das dürfte Johnny Depp für das Sprechen von Rango ebenfalls. Oder, in der Theorie, auch Larry the Cable Guy für Hook in Cars 2.
In der Realität hingegen...
3 Kommentare:
Also ich hab da so meine Zweifel, ob die Motion Capture Regel auf Happy Feet 2 zutrifft. Sofern ich mich nicht irre, wurden bei beiden Happy Feet Filmen nur in den Tanzszenen Motion Capturing verwendet. In dem Fall finde ich sollte es entscheidend sein, wieviele Minuten der Gesamtlaufzeit diese Szenen ausmachen.
Zum Beispiel: Der Mischfilm Arthur und die Minimoys wurde soweit ich mich errinnere damals als möglicher Kandidat für den Oscar disqualifiziert, weil der Realfilm Anteil zu hoch war.
Solche Beispiele sind mir bekannt, wie ja auch Yogi Bär beim vergangenen Oscar knapp disqualifiziert wurde und somit das Feld von 5 auf 3 Nominierungen sank. Dennoch vielen Dank für den Hinweis - hinsichtlich "Happy Feet" wusste ich nicht, dass nur die Tanzszenen motiongecaptured (?) wurden.
Bei "Happy Feet 2" schenke ich bloß den bisherigen Berichten glauben, dass wohl so viel Motion Capturing vorkommt, dass er eigentl. kaum qualifiziert werden wird. Wirklich WISSEN werden wir es aber eh frühstens bei Kinostart, das stimmt natürlich.
Also ich sehe Tim und Struppi eher als Animationsfilm. Ich kenn zwar nur den Trailer, ich sehe aber keine Menschen sondern computergenerierte Personen. Wobei ich auch denke, dass es in der Zunkunft möglich sein wird, einen komplett photorealistischen Film am PC herzustellen.
Bei den Wahl zu den besten Darstellern hoffe ich, dass die Juroren in der Lage sind, um zu erkennen wie viel schauspielerische Fähigkeit ein Schauspieler zeigt, ob mit oder ohne CGI. Also den Affen könnte man schon als besten Darsteller auszeichenen, auch wenn ich Prevolution nicht gesehen habe. Auch wenn ich mich schon sehr gewundert hätte, wenn Andy Serkins für Gollum mit dem Oskar ausgezeichnet worden wäre. Dennoch sollte es eine Möglichkeit geben, auch seine Leistungen zu würdigen, wenn sie denn besser ist als die der anderen.
Also Pro Oskar für Motion-Capture Darsteller, aber das sollten lieber Leute bewerten, die sich mit der Schauspielerei auskennen. Aber keinen Darsteller-Oscar nur für Sprecher bitte (außer eine ganz neue Kategorie). In einem Studio in ein Mikrofon sprechen ist doch noch was anderes als richtiges Schauspielern.
In der Kategorie Animations-Film sollten Motion-Capture Filme hingegen nicht antreten dürfen (dürfen sie ja auch tatsächlich nicht). Ich denke, dass das Drehen dieser Filme mit echten Schauspielern doch näher am Realfilm ist als am typischen Animationsfilm. Auch wenn das Endprodukt anders aussieht.
Wobei in Zukunft die Kategorie bester Animationsfilm auch ganz abgeschafft werden kann. Ein Animationsfilm kann mir genauso gefallen wie ein Realfilm, da braucht der keine extra Kategorie. Zumal in der Kategorie auch nicht das Technische ausgezeichnet wird, sondern nur wie gut der Film jemanden gefallen hat, also das selbe wie beim Oscar für den besten Film. Zumal gäb es dann eine Kategorie weniger, wo komplett subjektiv abgestimmt werden und immer die falschen gewinnen. So gewinnen immer nur Dramen oder änhliches den Oscar für den besten Film, aber Actioner können manchmal besser sein.
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