Freitag, 14. Oktober 2011
Wie ausgewechselt
Ich bin ein grausamer Mensch. Der ätzende Trailer zu Wie ausgewechselt belästigte mich schon seit Monaten und ist direkt nach dem saudämlichen und vor Klischees ersaufenden Real Steel-Trailer sowie der anstrengenden Kinovorschau zu Die Relativitätstheorie der Liebe geichauf mit dem kein Ende findenden Männerherzen 2-Trailer auf Platz 3 der Dinge, die mir dieses Jahr meine Kinobesuche am meisten versauten.
Tja, und was mache ich, wenn sich mir die Gelegenheit bietet, Wie ausgewechselt (kurz) vor Kinostart zu sehen? Ich frage natürlich einen Freund, ob er nicht mit mir mitleidet. Somit versaut meine Arbeit als Kinokritiker nicht nur meine Freizeit, sondern auch die von Menschen, die ich kenne. Und irgendwie auch diesen Blog, denn statt meine Melancholia-Kritik zu tippen, schreibe ich ja gerade das hier. Aber ich verspreche, mich ranzuhalten...
Jedenfalls... Wie ausgewechselt: Man nehme das berühmte Freaky Friday-Schema, entnehme ihm jeden Charme, den die Disney-Verfilmungen hatten, ersetze ihn durch ideenlosen, vulgären Holzhammer-Humor und hoffe, dass alles zusammenhält. Die Hoffnungen des Shanghai Knights-Regisseurs David Dobkin waren allerdings vergebens, denn das offensichtlich vollkommen verkatert dahingeschluderte Drehbuch der Hangover-Autoren Jon Lucas & Scott Moore fällt schneller in sich zusammen, als man "Magischer Pissbrunnen" sagen kann.
Die Figuren sind eindimensionale Abziehbildchen: Ryan Reynolds gibt einen Weiber aufreißenden Tunichtgut, Jason Bateman einen überarbeiteten Familienvater. Beide sind befreundet, beneiden beim Pinkeln den anderen um sein Leben, tauschen die Rollen, leben sich aus, finden die Sache dann doch wieder scheiße... Ach, ihr kennt die Geschichte sicher schon, malt sie euch selbst aus. Bis es zum vorhersagbaren Finale kommt, zeigt Wie ausgewechselt allerdings erstmal fast zwei Stunden lang ganz ungewollt, welch gute Schauspielerin Lindsay Lohan mal war. In ihrem Freaky Friday von 2003 unterschieden sich ihre Figur der Teenage-Tochter und nach dem Rollentausch die Rolle ihrer Mutter im Körper besagter Teenagerin auch anhand der Mimik und Gestik. Ebenso bei ihrer Leinwandmutter Jamie Lee Curtis. In Wie ausgewechselt erkennt man den vollzogenen Körpertausch nur anhand der vertauschten Dialoge. So ist es plötzlich Jason Bateman, der ohne jeden Grund herumflucht.
Die Gags werden nie wirklich vorbereitet (und wenn doch, dann zu lang), und obendrein einfallslos. Und nach einer Stunde voller mieser Sexszenen, Furzwitzen und Grimassenschneiderei wird bis zum Ende des Films mit Gewalt die Moral der Geschichte ausgebreitet. Damit auch was Dramatik rüberkommt. Ist ja auch sinnvoll - je flacher die Figuren, desto mehr Gefühl sollte eine Komödie zeigen... Ächz.
Aber hey: Leslie Mann bekommt wieder die Gelegenheit, etwas von ihrem Schauspieltalent zu zeigen. Doof nur, dass ihr Gefühlsausbruch in diesem Misthaufen wieder erstickt wird.
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2 Kommentare:
Das war mehr oder weniger genau das, was ich nach dem Trailer von diesem Film erwartet habe. Kein Verlust also.
Im Moment ist das Kinoprogramm irgendwie recht spärlich besetzt. "Fright Night" war ein Lichtblick, aber sonst? "Wickie" hätt ich schon irgendwie gern gesehen, aber es war auch nicht so dringend, dass ich mich da übermäßig drum bemüht hätte.
Hm... Ich denke nicht, dass unbedingt "Freaky Friday" aus dem Jahr 2003 derart gelobt zu werden braucht - schließlich gibt es seit Jahrzehnten Filme dieses Subgenres.
Nur um ganz vergleichbare Filme zu nennen (Eckdaten hierzu: 2 Personen wechseln miteinander die Körper) lasse ich Filme, bei denen z.B. nur eine Figur einen Seelenwandel oder Körperwandel durchmacht, weg.
Darum fallen hier 'Dr. Jekyll & Mr. Hyde' ebenso durch das Raster, wie z.B. 'BIG' oder '30 über Nacht' sowie der geniale 'Solo für Zwei'. Entweder durchleben die Figur/-en eine Körperveränderung oder sie weisen eine Art Schizophrenie auf - wobei hier 'Solo für Zwei' eindeutig noch der Idee folgt - wenngleich der Tausch auch nur für eine der zwei Figuren geschieht - so dass sich letztlich 2 Seelen einen Körper teilen müssen.
Der Film 'Im Körper des Feindes' ist ebenfalls kein "Bodyswitch"- sondern schlicht ein Körperveränderungsstreifen genauer gesagt - ein "Body-Modification"-Film, der ihn von "Bodychange"-Filmen wie 'die Fliege' unterscheidet.
So teuer mir der Film - Switch, die Frau im Manne (1991, Ellen Barkin) auch ist, auch er fällt leider etwas aus dem Rahmen, da hier eine Seele nacheinander zwei Körper bewohnt...
Was bleibt nun also noch an vergleichbaren Filmen?
- Eine verflixte Begegnung im Mondschein (2004, Uwe Bohm & Sandra Leonhard)
- Hot Chick – Verrückte Hühner (2002, Rob Schneider & Rachel McAdams)
- Wenn Wünsche in Erfüllung gehen (1996, Katherine Heigl & Danielle Harris)
- Bodyswitch - Verhexte Küsse (1992, Meg Ryan & Sydney Walker)
- Endlich wieder 18 (1988, George Burns & Charlie Schlatter)
- Ich bin du (1988, Fred Savage & Judge Reinhold)
- Wie der Vater, so der Sohn (1987, Kirk Cameron & Dudley Moore)
- Freaky Friday (1976, Barbara Harris & Jodie Foster)
Es zeigt sich, dass weder das Genre noch die Ideen nach einigen Filmen voneinander unterscheidet.
Mein persönlicher, völlig subjektiver Lieblig unter den eindeutigen "zwei Menschen tauschen ihre Körper"-Komödien ist:
"Ich bin du", denn Fred Savage spielt sehr toll den Erwachsenen, während Judge Reinhold mit seiner infantilen Darstellung wirklich zu unterhalten weiß!
Von allen genannten Filmen wäre "Switch" dicht gefolgt von "Solo für 2"! xD
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