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Freitag, 19. August 2011

Captain America: The First Avenger

Mit dem letzten Kinofilm vor dem nächstjährigen Crossover-Kinoevent The Avengers hauen die Marvel Studios einen echten Überraschungsknaller raus: Captain America - The First Avenger nimmt den in meinen Augen uninteressantesten Star der sich seit Jahren abzeichnenden Marvel-Heldenvereinigung und pfeffert unter der Regie von Joe Johnston ein ungeheuerlich spaßiges, fantasiereiches Superheldenabenteuer raus.

Der jüngste Marvel-Film lässt sämtliche aktuellen Superhelden-Trends links liegen. Weder ist Captain America - The First Avenger ein Mitglied des nolan'schen Clubs der grimmigen Denker, noch geht er den strikten Weg der meisten aktuellen Marvel-Verfilmungen, und erzählt eine kernig-flotte, moderne Geschichte mit kleinen Schüssen Ironie. Stattdessen ist Captain America - The First Avenger die Marvel-Variante von Indiana Jones: Man nehme den simplen, geradlinigen Spaß einer 30er/40er-Abenteuerserial, inklusive der herrlich haarsträubenden Einfälle, setze ihn mit der materiellen Wucht eines modernen Blockbusters um und verkehre den ungewollten Humor in gezielten Witz. Dann lässt man die Figren zugänglicher, menschlicher wirken, als in der trashigen Vorlage, verzichte aber darauf, durch zu viel Dramatik das Tempo seines Unterhaltungsfilms zu drosseln. Fertig ist der ernstzunehmende, mit einer gewollten Camp-Note versehene Abenteuerspaß.


Der frühere Effektkünstler Joe Johnston hat mit Captain America - The First Avenger ganz klar seine beste Regiearbeit geliefert. Sowohl seinen Debütfilm Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft (der mit seinem "Wir haben eine verrückte Idee und ziehen da den meisten Abenteuerspaß draus!"-Ansatz gar nicht soooo weit von Captain America entfernt ist), als auch Rocketeer und Jumanji lässt er so weit hinter sich. Hm, Hidalgo ist besser, als sein Ruf, darüber müsste ich vielleicht nochmal nachdenken...

Für mich ist Captain America - The First Avenger aber auch ganz klar der beste Teil des Marvel Cinematic Universe. Objektiv gesehen ist der etwas kernigere, mit seinem Hauptdarsteller brillierende und rundum modern-spaßige Iron Man ein ebenbürtiger Gegner, aber mir bot er immer etwas zu wenig für seine Laufzeit. Iron Man ist abwechselnd die Downey-Junior-Comedystunde und CGI-Action, Captain America ist ein ausgewachsenes Abenteuer, mit handgemachter und abgedrehter Action sowie einer herrlich triefenden Atmosphäre. Die Marvel-Vision der 40er-Jahre ist so schön retro-futuristisch und die Ausstattung dieses Films traumhaft. Ich liebe auch die intensiv eingesetzten Farbfilter, die den Bildern genau den richtigen Anstrich geben. Es erschien manchmal was wahllos, wo die Sepia-Farbtäne eingesetzt wurden, und wo andere Farbstiche, aber das ist nun reinste Haarspalterei.

Iron Man 2 lässt dieser Film hinter sich, da er sich nie so anfühlt, als hätte man irgendwelche Ideen nicht richtig ausgenutzt. Und die Anspielungen auf andere Filme geschehen hier als Bonus für den wissenden Zuschauer, während man in Iron Man 2 mehrfach die Handlung um Tony Stark stoppt, um S.H.I.E.L.D. ins Rampenlicht zu drängen. Am zweiten Hulk saust Captain America vorbei, weil das Tempo (wenngleich immer noch nicht perfekt) deutlich ausgefeilter ist. Und wo die Kunstwelten von Thor eher steril wirkten und der Camp nicht ganz zu den dramatischsten Szenen passte, sieht Captain America fast durchgehend klasse aus (die Red-Skull-Maske ist eher passabel und  ein, zwei Mal riss mich der digitale Hintergrund raus) und schafft es, mich an die simplen, aber ansprechenden Figuren zu binden - und dennoch gibt es wundervolle Albernheiten!

Die Liebesgeschichte, weiterhin rudimentär, ist zum Beispiel besser ausgearbeitet, als in allen anderen auf The Avengers hinleitenden Filmen. Ja, nicht überall hat dieser Film die Nase vorn: Auch wenn Captain America (auch) für diese Version vom (einstigen) flaggenschwingenden Strahlemann zu einem anpsrechenden jungen Mann wurde, der einfach nur helfen will, so ist er noch immer kein solcher denkwürdiger Charaktertyp wie Downey juniors Tony Stark oder der Kino-Thor. Aber dafür sind alle Darsteller super aufeinander eingestellt, von einer charismatischen Hayley Atwell, die die toughe Frau so stark anlegt, wie es in einem Film mit diesem Setting glaubwürdig ist, über den herrrlich komischen Tommy Lee Jones als meckernden Ausbilder, bis hin zu Dominic Cooper (Mamma Mia!) als Erroll-Flynn-Howard-Hughes-Downey-junior-im-40er-Modus-Megamischung Howard Stark.

Doch mein Highlight ist die Parodie auf US-Propaganda aus dem Zweiten Weltkrieg. Begleitet von einem Song des Hercules-Duos David Zippel/Alan Menken!
Das Finale hätte noch etwas mehr Wumms haben können, und in späteren Szenen lässt Hugo Weaving als Red Skull etwas nach (könnte an der Maske liegen), aber... Wow, hatte ich meinen Spaß. So mag ich meine seichten, aber nicht saudummen Blockbuster. Wer 40er-Flair oder zeitgemäße Umsetzungen des zeitlosen Abenteuerserial-Spaßes mach, sollte unbedingt reingehen.

1 Kommentar:

  1. Dann bin ich ja mal gespannt, wie ich den Film aufnehmen werde. Gebe ja gerne zu, dass ich am Anfang kein besonders großes Interesse hatte, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Film doch ganz unterhaltsam geworden ist; und hoffentlich besser als die grüne Laterne.

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