Der US-amerikanische Schauspieler und Produzent Peter Michael Falk, bestens bekannt als Titellheld der langlebigen Krimireihe Columbo, verstarb gestern, am 23. Juni 2011 im Alter von 83 Jahren.
Der Sohn russischer und polnischer Einwanderer wurde am 16. September 1927 in New York geboren. Bereits im Alter von drei Jahren wurde ein Tumor in seinem rechten Auge entdeckt, welches durch ein Glasausge ersetzt werden musste und wodurch Falk sein charakteristischen, zugekniffenen Blick erhielt, der insbesondere für seine Paraderolle des Columbo zum Markenzeichen wurde.
In der High School entdeckte Falk seine Leidenschaft für die Theaterbühne, der er sich nach seiner Zeit in der Marine intensiver widmete. Der Sprung auf die Kinoleinwand fiel Falk deutlich schwerer als der Start einer Theaterkarriere, so ist beispielsweise überliefert, wie ihn der damalige Studioboss von Columbia Pictures mit der Begründung ablehnte, er könne "für den selben Preis einen Darsteller mit zwei Augen" haben. Dennoch ergatterte er 1960 nach einigen kleinen Rollen in den späten 50er Jahren eine prägnante Nebenrolle als süffisant-boshafter Killer im Gangsterfilm Unterwelt. Für diese Leistung erhielt Falk eine Oscar-Nominierung. Im Jahr darauf war Falk neben der Kinolegende Bette Davis in Frank Capras letztem Film Die unteren Zehntausend zu sehen, wofür er erneut eine Oscar-Nominierung ergatterte.
Falk widmete sich danach wieder vermehrt der Theaterbühne, wo er große Erfolge feierte. Unter anderem erhielt er 1972 für seine Rolle im Broadwaystück Das Nervenbündel den begehrten Tony Award. In Film und Fernsehen absolvierte er vorerst nur noch kleinere Parts, wie etwa in der Kultkomödie Eine total, total verrückte Welt.
Internationale Berümtheit erlang Falk jedoch mit der Rolle des Inspektors (bzw. Lieutenants) Columbo. Obwohl Falk unsterblich mit dieser Figur verbunden ist und sein legendärer, zerknitteter Regenmantel aus Falks Privatbesitz stammte, wurde die Rolle nicht für ihn geschrieben. Columbo hatte seinen ersten Auftritt 1960 in einer Episode von The Chevy Mystery Show, welche zwei Jahre später als Bühnenstück realisiert wurde. Erst als NBC 1968 beschloss, dieses Theaterstück als Fernsehfilm zu adaptieren, fanden Falk und seine populärste Rolle zusammen. Und selbst dies war ein reiner Zufall, da Bng Crosby, der Wunschkandidat für diesen Fernsehfilm, absagte.
Aufgrund des Erfolgs dieses Fernsehfilms wurde um Columbo eine regelmäßige Reihe von Fernsehfilmen gesponnen, die Peter Falk schnell einen Emmy einbrachte. Falk erbat nach sieben Jahren ein Ende der Reihe, da er nicht auf die immens beliebte Ermittlerfigur beschränkt sein wollte. Er war es auch, der sich stets dagegen aussprach, aus Columbo eine wöchentliche Serie zu machen, da dies mit einer zu enormen Fallhöhe einherginge. Falk spielte nach dem zwischenzeitigen Ende von Columbo unter anderem im zum Klassiker gewordenen Fantasyfilm Die Braut des Prinzen mit, außerdem spielte er sich selbst in Wim Wenders Der Himmel über Berlin.
1989 kehrte Columbo wegen der hohen Nachfrage aus seinem vorzeitigen Ruhestand zurück, dieses Mal als ein- bis zweimal pro TV-Saison ausgestrahlte Filmreihe. Mit ihrem neben der allgegenwärtigen Konkurrenz der so genannten "Whodunits?" ungewöhnlich wirkenden Aufbau und Falks bestechendem, trotteligen Charme wurde Columbo zu einem internationalen Phänomen - mittlerweile sehr zum Vergnügen Falks. Vergnügt erzählte er Anekdoten, wie er während Afrika-Besuchen von einheimischen Kindern freudig mit "Columbo! Columbo!" empfangen wurde.
Der Mord wurde in Columbo bereits zu Beginn der Filme gezeigt, die Identität der Täter war dem Publikum bekannt - nicht das Rätsellösen sollte für Spannung sorgen, sondern die Art und Weise, wie Columbo den Fall löst. In den letzten Jahren war die Serie deswegen ein, höchst respektiertes, Relikt früherer Zeiten. Dass der keinerlei Gewalt anwendene Columbo nutzte sein verplantes Äußeres zu seinem Vorteil und wiegte sein Gegenüber stets in Sicherheit. Voller Schmeichelen und total harmlos wirkend sammelte er seine Hinweise, die mit einem Fuß aus der Tür zeigend gestellte Floskel "Eine Frage hätte ich da noch..." wurde zum geflügelten Wort und Columbos Vorgehen ging als "Der Columbo-Effekt" ins Polizei-Vokabular ein. 2003 endete Columbo nach insgesamt 69 Episoden.
2007 plante Falk eine finale Episode namens Columbo: Hear No Evil, später umbenannt in Columbo's Last Case. Das Projekt sollte nie umgesetzt werden. Ende 2007 diagnostizierten Falks Ärzte bei ihm schwere Demenz. Als 2009 Falk aufgrund seiner fortgeschrittenen Erkrankung unter Vormundschaft gestellt wurde, konnte er sich nicht einmal an die Figur des Columbo erinnern.
5 Kommentare:
Columbo war die erste „erwachsene“ Serie im Fernsehen, in die ich mich richtig verliebt hatte – nur wenn Columbo kam, durfte ich länger aufbleiben. Sehr sympathischer Mensch, charakterstarker Schauspieler – vielen Dank für alles, Peter Falk.
Was hab ich "Columbo" geliebt - die Filme kamen ja in schöner Regelmäßigkeit im TV. :)
Aufgrund seiner Krankheit und seines Alters musste man ja mit solch einer Nachricht rechnen, nur ist es doch immer wieder ein Schock, gerade wenn es sich um Schauspieler/ Sänger etc. handelt, mit denen man sozusagen aufgewachsen ist.
Und neben "Columbo" hab ich besonders "Die Braut des Prinzen" (warum ist der in Deutschland eigentlich nicht viel beliebter? Im engl.sprachigen Raum ist das doch ein Kultfilm.) und "Eine Leiche zum Dessert" geliebt.
@Sir Donnerbold:
Eine wirklich sehr schöne Kurzbiographie hast du hier abgetippt. Mit dem richtigen Schuss Ernst, aber auch tollen Erwähnungen seiner Bühnendarstellungen und den filmischen Leistungen wirst du dem Wirken von Peter Falk wirklich gerecht.
Wenn überhaupt, so mangelt es mir in diesen Zeilen von dir am persönlichen Wahrnehmen des Mannes, der sicher den meisten zumindest durch den Namen "Columbo" ein Begriff geworden ist.
Von den vielen Werken auf Leinwand und dem Bildschirm, in denen er die Film- und Fernsehlandschaft bereichert hat, habe ich nicht viele gesehen.
Im Fernsehen der 90er + 00er sind nur selten oder garnicht Filme wie "Der Himmel über Berlin", "Die Braut des Prinzen", "Unterwelt", "Sumpf unter den Füßen", "Eine Frau unter Einfluß", "Eine Leiche zum Dessert" oder "Die unteren Zehntausend" gelaufen.
Letzteren habe ich vor einigen Jahren dann doch mal (mittlerweile als begeisterer Filmfreund) rechtzeitzeitig erspäht und wirklich genossen. Einen Kauf der mir noch unbekannten Filme für das "Heimkino" werde ich zumindest bei einem oder zweien seiner Werke überlegen...
Großgeworden als Kind der 80er war, und blieb mir bis heute, seine Rolle als Trenchcoat spazierentragender Inspektor Columbo am stärksten in Erinnerung.
Ganz bestimmt gibt es viele Filme in denen er mitspielte, die meinen heutigen Geschmack treffen und ich freue mich darauf, nach und nach ihre Bekanntschaft zu machen.
Peter Falk hat der Welt neben dem "Columbo-Effekt" und seinem sehr interessanten Werdegang als Mensch - wie auch als Schauspieler - sehr viel entdeckenswertes hinterlassen.
Seine letzten Jahre waren ganz bestimmt für ihn wie auch seine Familie ein schwerer Gang auf das unvermeidliche Ende zu. Mit dessen Erreichen haben seine Angehörigen - aber auch die restliche Welt - einen wunderbaren Menschen verloren. Ein interessanter Mann ist gegangen und hinterlässt Erinnerungen (Glückliche wie Nachdenkliche) sowie auch Trauer.
Meine Gedanken gelten seiner Familie und wohl jeder dem der Name Peter Falk etwas sagt wird keinen Zweifel daran hegen, welchen Platz er einnimmt, sollte nach dem Tod etwas unser Dasein erweitern.
Herzlichen Gruß, Cooper
@Cooper: Mir geht's nicht anders, als wohl den meisten anderen. "Columbo" war meine erste (bewusste) Berührung mit dem erwachsenen Kriminalgenre und Falk habe ich erst viel später in anderen Rollen kennengelernt. Was mir aber stehts an Falk gefiel, war dass er in echt wohl ähnlich bodenständig war, wie in seiner populärsten Rolle. Ich sah nicht viele Interviews mit ihm, aber die fand ich immer "goldig". Habe z.B. seinen "Wetten, dass..?"-Auftritt noch in Erinnerung, als wäre das letzte Woche gewesen.
@Sunshine: Das mit "Die Braut des Prinzen" ist mir auch schon aufgefallen, scheint aber "typisch deutsch" zu sein. Hierzulande ist ja auch schon der Oz-Kult nur eine Randnotiz.
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