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Mittwoch, 15. Juni 2011

Die Academy ändert Regeln für den Oscar

Das Regelwerk der Academy of Motion Picture Arts & Sciences befindet sich in einem steten Wandel. Und das ist durchaus begrüßenswert, denn selbst wenn der Oscar als der ruhmreichste Filmpreis überhaupt eine gewisse Konstanz auszustrahlen hat, so muss er aufgrund seines Stellenwerts auch ununterbrochen optimiert werden.

Die letzten größeren Regeländerungen wurden Mitte 2009 bekannt, als verlautbart wurde, dass ab sofort zehn Produktionen in der Kategorie "Bester Film" nominiert werden. Diese Verdoppelung des Nominiertenfeldes war eine nicht-ganz-so-stillschweigende Antwort auf die erbosten Reaktionen zahlreicher Filmliebhaber über die Oscar-Nomminierungen 2009, als weder The Dark Knight noch WALL•E für den wichtigsten aller Oscars nominiert wurden. Zudem war es ein Zugeständnis an das Fernsehpublikum: Die schwächelnden Einschaltquoten der Oscar-Nächte sollten durch die Chance, dass mehr nominierte Filme dem Massenpublikum bekannt sind, wieder aufgebessert werden.

In Folge dieser Neuregelung wurde auch das Abstimmungsverfahren für die Hauptkategorie optimiert, so dass ab sofort nicht ein Film gewinnen kann, der von einer knappen Mehrheit geliebt, von der restlichen Academy jedoch gehasst wird. Das neue Abstimmungsverfahren sollte sicherstellen, dass hinsichtlich des Oscargewinners ein allgemeiner Konsens herrscht - der Film, auf den sich die meisten einigen können sollte die Statue davontragen (mehr dazu *hier*). So erklärt sich etwa auch der diesjährige Sieg von The King's Speech: Auch Leute, die lieber mutigere oder modernere Filme wie Inception oder The Social Network gewählt hätten, werden zustimmen, dass The King's Speech gut war. Nimmt man nun das "Nicht meine Generation"-Potential von Finchers Facebook-Drama und die "Zu laut, zu krachbummig!"-Geheule bei Inception, und schon sieht man, dass ein stotternder König universellere Attraktivität hat.

Das neue System mit zehn Nominierungen für die "Bester Film"-Kategorie wurde insgesamt zwar recht freundlich aufgenommen, fand jedoch auch harsche Kritik. Filme wie Blind Side hätten eine Nominierung nicht verdient, und spannender würde das Oscar-Rennen durch das breitere Feld auch nicht, weil man zwei, drei der nominierten Filme vor dem geistigen Auge eh wieder streichen kann. 2010 wurde etwa A Serious Man von den Coen-Brüdern für exakt einen Oscar nominiert - den für den besten Film. Und der soll eine reelle Chance gegen Avatar, Tödliches Kommando - The Hurt Locker, Inglourious Basterds, ja, selbst gegen den mehrfach nominierten Oben haben?

Offenbar sieht die Academy es ähnlich, und deswegen werden nächstes Jahr keine zehn Filme nominiert. Oder vielleicht doch. Denn ab sofort ist das Nominiertenfeld in der Hauptkategorie nicht auf eine exakte Zahl festgelegt.

In einer Pressemitteilung der Academy (die ihr bei Awards Daily nachlesen könnt), erklärt sie, dass die Leitung der Academy in Zusammenarbeit mit der Prüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Nominierungs- und Wahlstatistiken der letzten zehn Jahre ausgewertet hat. Academy-Präsident Tom Sherak befolgte somit einen Rat des zurücktretenden Executive Directors Bruce Davis.

Dieser erklärt: "Was während des Studiums der Daten besonders auffällig schien, war dass die Acadmey-Mitglieder regelmäßig eine große Zuneigung für mehr als nur fünf Filme zeigten. Eine Nominierung als bester Film sollte eine Anerkennung herausragender Leistungen sein. Wenn es in einem gegebenen Jahr nur acht Filme gibt, die sich diese Ehre verdient haben, dann sollten wir uns nicht verpflichtet fühlen, die Zahl der Nominierten aufzurunden."

Damit reagiert man also auf die Kritk, man habe aufgrund des Fünferfeldes wichtige Filme ignoriert, während die Academy sich gleichzeitig eingesteht, dass Filme "unverdient" ins Zehnerfeld rutschten. Damit dies nicht mehr geschieht wurde nach eingehender Untersuchung der bisherigen Statistiken beschlossen, dass ein Film im Nominierungsprozess mindestens 5% der Erststimmen erhalten muss, um offiziell nominiert zu werden. Das Feld der offiziellen Nominierungen kann 5 bis 10 Filme umfassen. Unabhängig davon wird das 2009 eingeführte Abstimmungssystem für den Oscar-Gewinner beibehalten.

Es gab außerdem Änderungen in der Kategorie für den "Besten Animationsfilm": Die Kategorie muss nicht weiter alljährlich "aktiviert" werden, sondern ist nun ganz regulärer und fester Bestandteil der Oscars. Allerdings fällt die Kategorie aus, wenn weniger als acht Produktionen im Jahr veröffentlicht werden, die den Qualifikationsregeln der Academy genügen. Sollten zwischen acht und zwölf Filme veröffentlicht werden, können zwei bis drei Filme nominiert werden, erscheinen 13 bis 15 Filme, werden bis zu vier Stück nominiert. Die Grenze von 16 Filmen, um ein (bis!) fünf Nominierungen umfassendes Feld zu haben, bleibt bestehen.

In der Kategorie für die besten Effekte, die vergangenes Jahr auf fünf Nominierungen erweitert wurden, nahm die Zahl der Filme zu, die in die "Bakeoff"-Runde gelangen. Statt sieben werden nun zehn Vorabnominierungen getätigt, die von den Stimmberechtigten begutachtet werden, bevor die finalen Nominierungen festgelegt werden.

Außerdem weden die bislang nach anderen Terminen orientierten Doku-Kategorien ab sofort auf das Kalenderjahr abgestimmt. Damit keine Filme durch's Raster fallen, werden deshalb bei den nächsten Oscars ausnahmsweise mehr als zwölf Monate abgedeckt, genauer gesagt alle Dokumentationen, die zwischen September 2010 und Dezember 2011 erschienen sind.

1 Kommentar:

  1. Och, find ich gar nicht so verkehrt, die Idee. Besser, als Filem, die es verdient haben, nicht zu nominieren - oder Filme dabeizuhaben, wo alle denken, "Gab's nix Besseres mehr im letzten Jahr?!". mal gucken, was dabei rauskommt bei den nächsten Oscars.

    Du hast mit Sicherheit die Eröffnung der diesjährigen Tonys mit Neil Patrick Harris gesehen, ja? XD Bisher fühlte ich mich beim Broadway ja schon ausgeschlossen, aber Neil hat mich beruhigt. Ich plädiere dafür, dass er ab sofort jedes Jahr die Tonys moderiert, und zwar zusammen mit Hugh Jackmann. *g*

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