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Montag, 4. April 2011

Sucker Punch

Bislang machte sich Zack Snyder nur mit Adaptionen einen Namen. Über die Qualität werden Fans der Vorlagen, hochgeschlossene Filmkritiker, Cineasten und passionierte Kinogänger freudig streiten, aber jeder seiner Filme konnte eine engagierte und große Fangemeinde aufbauen. Nach der mit Testosteron bepackten Schlachtplatte 300 und der Verfilmung des als unverfilmbar geltenden Graphic-Novel-Klassikers Watchmen kommt der Zeitlupen-Ästhet also mit Sucker Punch an - seiner ersten orginären Filmidee. Sucker Punch sollte ein geekiger Frauenpower-Streifen werden, ein Destillat dessen, woraus die Träume männlicher Nerds sind: Drachen, Roboter, Samurai, Steampunk, halbnackte Mädels. Und um das ganze zu erden, noch ein Schuss Irrenanstalt-Beklommenheit sowie, als Gegenpol, ein Edelbordell-Setting. Klingt völlig gaga, ist es auch. Und möchte es auch sein. Snyder bezeichnete Sucker Punch als "Alice im Wunderland mit Machinengewehren", und danach sahen die Trailer auch aus.

Geht man für dieses abgedrehte Fantasyactionspektakel ins Kino, begegnet einem jedoch zunächst das hier:



Diese Sequenz, die sich wie "Repo! The Genetic Opera trifft ein böses Moulin Rouge" anfühlt, ist mit klarem Abstand das beste an Sucker Punch. Sie besitzt die rauschartigen Qualitäten, die unheimliche atmosphärische Dichte, diese einvernehmende Verzahnung von Bild und Ton, die ein audiovisuelles Spektakel braucht, welches seine Grundvorstellungen und -ideen mehr durch Wirkung, als durch Story und Figurenzeichnung erzählen will. Sucker Punch zeigt nicht gerade mit galanten und kleinen Bewegungen auf die Objektifizierung und Erniedrigung von Frauen, sondern mit viel Pomp und Getöse. Nur hält Zack Snyder diese Sogkraft leider nicht durchgehend aufrecht. Die Dialogsequenzen schleppen sich, die Actionsequenzen sind von überflüssiger Exposition begleitet. Und während Snyder in 300 noch jeder Schlachtsequenz eine ausgeklügelt-coole Kamerachoreographie spendierte, kupfert er in Sucker Punch zu häufig von durchschnittlichen Videospiel-Cutscenes ab. Dadurch wird die Action - das eigentliche Herzstück des Films, schnell langweilig. Also kann man nur noch die von der Proatgonistin erträumten Welten bewundern, was wiederum langwierig werden kann. Die ersten Momente über denkt man "cool", aber da Snyder bloß ein Konzept ans andere reiht, statt diesen Fantasiewelten auch "Tiefe" zu verleihen, hat man bereits zu Beginn des ersten Scharmützels alles entdeckt, was die aktuelle Traumsequenz angeht.

Sucker Punch zieht sich, und möchte gegen Ende plötzlich sehr intelligent sein. Und auch wenn ich Snyder seine feministische, actiongenrekritische Idee zutraue: Schlau umgesetzt hat er sie beim besten Willen nicht. Sucker Punch ist besser als sowas wie Ultraviolet - dessen Niveau Snyder Interviews zu folge weit hinter sich lassen wollte. Aber er ist auch klar hinter Snyders bisherigen Filmen. Wer also mit denen bereits nichts anfangen konnte, sollte es beim Eindruck der obigen Introsequenz belassen (oder sich obendrein die geschnittene Musicaleinlage ansehen).

1 Kommentar:

  1. Mir hat der Film ganz gut gefallen - ich kenne allerdings weder "300" noch "Watchmen" (okay, von ersterem kenne ich die ersten 10 min oder so), von daher war die visuelle Gestaltung neu genug für mich (v.a. da ich eben keine Videospiele spiele :P), im Sinne von, "Hey, sieht cool aus!" und nicht "Och menno, schon 1000mal gesehen!".

    Ich empfand zumindest die letzte Actionszene/Traumszene (Zug) als etwas lang geraten, aber rückblickend hätte man auch die zweite bereits kürzen können. Diese fand ich jedoch, da sie nun mal die erste mit allen Mädels war, noch sehr unterhaltsam (Musstest du auch spontan an "Hellboy 2" denken?).

    Die Dialoge fand ich allerdings nicht schleppend. Irgendwann in der Mitte des Films fiel mir dann auch wieder ein, in welcher Erzählebene wir uns eigentlich gerade befinden. Hatte ich vergessen. *g* Ich wollte mich aber auch nur berieseln lassen, und das ging ziemlich gut. Sah cool aus, bedient genug Fetische, und den Soundtrack muss ich mir holen.

    Du hast aber natürlich recht: An die atmosphärische Dichte der Anfangsszene kommt der Film nicht mehr ran. Fand das Ende aber eigentlich gut gelöst

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