Yarr, ihr Landratten! Dass Spoiler vor uns liegen, sollte niemanden mehr überraschen! Aber seid gewarnt, dies ist ein Artikel aus vom Herzen überzeugter Piratenseele geschrieben, kein stinknormaler Beitrag einer langweiligen Teerjacke! Dass Fan-Gerede folgt, sollte eigentlich klar sein. Aber ich warne dennoch, denn man weiß ja nie, wer hier gerade eine Nebelbank im Hirn hat...
Drei Filme lang haben wir mit ihnen gelacht, ihre Aktionen gespannt und manchmal auch erstaunt verfolgt - und wir haben sogar den Abschied von ihnen mehr oder weniger gut überstanden. Die Pirates of the Caribbean-Trilogie ist Vergangenheit, ein viertes, mehr oder minder unabhängiges Kapitel ist in Reichweite. Die ursprüngliche Trilogie hat uns nicht nur tolle Stunden reiner Unterhaltung geboten, einen Piratentrend geliefert und brachte tolle Soundtracks auf den Markt, nein sie brachte uns vor allem auch zahlreiche geniale Figuren.
Dass Captain Jack Sparrow und Hector Barbossa nicht nur, erzähltechnisch gesehen, laut den Autoren der Reihe Götterfiguren sind und zudem absolut herrlich gestaltete Figuren sind, deren Darsteller sie mit einem Charme erfüllen, der seines gleichen sucht, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein.
Aber was ist mit den anderen Figuren, mit denen, die noch nie Captain der Pearl waren? Wie sind sie so, was bedeuten sie im großen PotC-Universum - sowohl werkimmanent als auch -transzendent betrachtet? Diese kleine Frage möchte ich nun beantworten, um die eigentlich eh unbedeutende Wartezeit auf Fremde Gezeiten noch stärker zu verkürzen. Damit das ganze auch etwas lockerer wirkt habe ich das in eine Hitliste meiner liebsten Figuren der Filmereihe verpackt - außerdem habe ich um wenigstens etwas Spannung zu bewahren, wie bereits angedeutet, Barbossa und Jack Sparrow weggelassen.
Platz 25: Wyvern (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes)
Wyvern hat keinen sonderlich großen Auftritt, aber dafür einen sehr beeindruckenden. Der alte Wyvern löst sich langsam und knarzend von der Flying Dutchman und liefert in einem unheilvollen Sprachduktus kurze Exposition über den Aufenthaltsort des Schlüssels von Davy Jones. Außerdem ist er der erste, der darauf hinweist, dass die Dutchman immer einen Kapitän braucht. Als Figur ist Wyvern vielleicht austauschbar, aber die geniale Animation und die makabere Pointe mit seinem (im wahrsten Sinne des Wortes) zurückgebliebenen Gehirn machen ihn bemerkenswert. Als Sahnehäubchen oben drauf bereitet seine Szene zudem noch eine geniale Jack-Sparrow-Szene in Teil 3 vor... Ich sage nur "Ich habe mein Gehirn verloren!"
Platz 24: Sri Sumbhajee (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Der Piratenfürst des indischen Ozeans fällt zunächst vor allem durch seinen beeindruckenden, weißen Schnauzbart auf. Ansonsten hebt er sich kaum von der wilden und durchgeknallten Meute ab, die den eher eitlen und chaotischen, denn hohen Rat der Bruderschaft darstellt. Dieser Rat wurde einberufen um Becketts Mordfeldzug ein Ende zu bereiten, doch eine Einigung ist mehr als nur in weiter Ferne. Erst nachdem Jack Sparrow sich für Elizabeth Swan als Königin des hohen Rats der Bruderschaft einsetzte und diese den Krieg gegen Beckett und die East India Trading Company erklärte machte sich Sri Sumbhajee, der bislang seine Assistenten für ihn sprechen ließ, bemerkbar. Er baut sich langsam auf und sagt in einer piepsigen Fistelstimme: "Also... werden wir in den Krieg ziehen!" Dieser Gag kommt vollkommen unerwartet und legt jedesmal beinahe das gesamte Kinopublikum flach - und gehört somit zu den besonderen Pointen in den drei PotC-Filmen, der wirklich alle Ziel- und Altersgruppen im Publikum lachend vereint. So simpel kann es manchmal sein - und diese wenigen Worte genügten wieder einmal, um das ganze Fandom wilde Theorien über Sumbhajees Vergangenheit aufzustellen.
Platz 23: Sao Feng (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Eine genial gespielte Rolle, die aber dafür, dass sie auf allen Postern zusammen mit den Hauptfiguren genannt wird, sehr klein ausgefallen ist. Doch das kann man verzeihen, wenn man bedenkt, dass Sao Feng dafür, dass er nur eine lebende Plot-Triebfeder ist, von Chow Yun-fat mit wahrer Inbrunst verkörpert wird und beeindruckendes (Oscar-nominiertes) Make-Up aufweist. Sao Feng ist es, der Will Turner darauf aufmerksam macht, dass ein Pirat vom Verrat anderer Piraten profitieren kann und er ist es, der Elizabeth Swan zu einer Piratenfürstin macht. Außerdem ist sein Badehaus Schauplatz einer genialen Expositions-, Comedy- und Actionszene während der wir auch den möglicherweise ersten Disney-Kopfschuss aller Zeiten sehen (das Hirn-Raussäbeln aus Tron zähle ich mal nicht als Schuss...). Aber gut, juxende Geek-Gründe wieder bei Seite: Sao Feng versprüht im epochalsten Teil der Trilogie dieses Gefühl, dass sich schier unendlich viele Geschichten im Pirates-Kosmos erzählen lassen, macht Lust auf ein "Expanded Universe" wie bei Star Wars. Nur bleibt man hinter den Möglichkeiten und den Versprechungen des Marketings zurück, und somit nur Platz 23...
Platz 22: Käpt'n Bellamy (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes)
Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie wirkt die Besatzung des Handelsschiffes Edinburgh Trader, auf dem sich Elizabeth Swan als Junge verkleidet versteckt um von Porty Royal wegzukommen und Tortuga zu erreichen, so, als ob man sie direkt einem 50er-Jahre-Abenteuerfilm entnommen hätte. Die Kleidung, das Make-Up der Darsteller, ja gar die Schauspieler selbst und ihr Sprachduktus lassen beinahe den Eindruck entstehen, dass das Team von Die Truhe des Todes Geld sparen wollte und sich deshalb eines unbekannten, alten Seemannsfilm annahm, Szenen raus schnitt und mühevoll den Kraken, Elizabeth Swan und Will Turner in die Szenen hineinmogelte. Diese Figuren und ihre wahrlich herrliche Art sind die für mich bodenständigste Verneigung vor alten Abenteuerfilmklassikern, die man in der Trilogie vorfindet. In meinen Augen sticht aus dieser Crew besonders der Käpt'n heraus, der zu den einprägsamsten der normalen Figuren in der gesamten Filmreihe gehört - nicht zuletzt auch dank der goldig altbacken rüberkommenden Synchronisation in der deustchen Fassung! Er ist ein vollkommen einfacher Schifffahrtskapitän, der gegen den Aberglauben seiner Crew und die wucherhaften Steuern der EITC ankämpfen muss. Bellamy und seine Mannschaft sind die erste Reihe von Bauern in diesem gigantischen Piraten-Schachspiel und werden letztlich nach Begegnungen mit Swan und Turner zu Opfern des gewaltigen Kraken. Bellamy stirbt als erster in dem monströsen Angriff - für einfache Seeleute sind in der PotC-Welt keine guten Schicksale angedacht.
Platz 21: Gouverneur Weatherbee Swann (Auftritte in allen drei Filmen)
Sympathisch ist er ja, der Vater von Elizabeth Swan. Er ist ein wenig trottelig und hat keinerlei wirklich schlechten Charaktereigenschaften an sich - sein einziges Problem sind seine eher altmodischen Ansichten. Wenn es nach seiner ursprünglichen Meinung ginge, müssten die Piraten am Galgen baumeln und Elizabeth den ehrenwürdigen Commodore Norrington heiraten, und nicht etwa den Waffenschmied Will Turner. Doch Swan ist lernfähig, wenn auch vieles dessen alleinig aus der Liebe zu seiner Tochter resultiert. Er sieht ein, dass auch Turner ein ehrenwerter Mann ist und gegen Ende des ersten Films bezeichnet er die Piraterie als etwas, das durchaus der richtige Kurs sein kann. Der gutmütige Gouverneur wird jedoch zur Zielscheibe des machthungrigen Lord Beckett: Indem dieser Swans Tochter in Gefahr bringt, erkauft er sich Swans Zusammenarbeit. Er soll der East India Trading Company dienen - was er aus Liebe zu seiner Tochter auch macht. Somit erhält Beckett noch mehr Macht und streicht massenhaft Bürgerrechte aus dem Gesetzbuch. Swan wird hellhörig und ist erschüttert - dies führt jedoch leider zu seinem Tod...
Zum Glück hat man eine Szene aus Teil Eins gestrichen, in der Swan davon redet, wie gut es den Einwohnern Port Royal geht, während er an einem Obdachlosen vorbeifährt. Diese Szene hätte Swan zu ignorant gemacht. Und auch wenn er nicht wirklich wichtig ist, so wäre es schade, wenn diese Figur an Sympathie verlieren würde.
Platz 20: Murtogg & Mullroy (Auftritte in Fluch der Karibik und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Genial durchdacht oder einfach nur ein glücklicher Zufall? Nachdem kurze, eher harmlose Sprüche von Gibbs, Norrington und Familie Swan sowie minimaler Slapstick von Will Turner den Zuschauer in sanften Dosen auf das Comedy-Element von Fluch der Karibik vorbereitet haben, ging es mit Captain Jack Sparrow erst so richtig los. Doch um dem Zuschauer vorzuführen, wie gerissen und vor allem auch witzig Sparrow wirklich ist, benötigte er "Gegenspieler". Oder besser gesagt: Opfer. Auftritt Murtogg und Mullroy! Zwei vertrottelte Marinesoldaten die ein schnuckeliges Boot, äh, Schiff bewachen... sollen. Denn die zwei verstricken sich in eine intensive und verworrene Diskussion über die Black Pearl, ausgelöst von Jack Sparrow, der sich während des Dialogs verkrümelte und nun das Schiff begutachtet. Das Duo bereitet so zudem noch das Publikum auf den Auftritt eines weiteren Komiker-Duos vor: Pintel und Ragetti, die schräge Version dieser Marinesoldaten. Wie das Team schon bemerkte: Murtogg & Mullroy sind "Dick und Doof" - Pintel & Ragetti aber "Dick & Doof auf Ecstasy" - und dadurch, dass die Marinesoldaten vor den Piraten auftauchen ist eine Steigung in der Comedy-Intensivitätskurve zu verzeichnen. Gerissen, oder?
Nachdem die zwei in der Fortsetzung von "Fluch der Karibik nicht vorkamen, kehren sie in Am Ende der Welt schließlich zurück, nun als Soldaten der EITC. Aber irgendwie gehören sie da nicht hin - und wechseln deshalb rüber zu den Piraten... und blamieren sich fast durch ihr übertriebenes Gehabe (zur Freude der Zuschauer).
Platz 19: Cryer (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Okay. Swan hat eine größere Rolle und ist wohl schwer aus den ersten drei Pirates-Filmen wegzudenken. Aber während seine Figur halt "nur" extrem solide gespielt und liebenswürdig angelegt ist, so ist er insgesamt nichts "besonderes", das mich während seiner Szenen vor Freude jauchzen lässt. Anders ist dies bei dieser Figur aus Am Ende der Welt. Wir wissen nicht, ob der im Abspann angegebene Name "Cryer" nur eine Kurzform für seine Berufsbezeichnung "Town Cryer" ist, oder ob diese Figur zufälligerweise auch so heißt - immerhin bringt in Fluch der Karibik auch ein Leutnant Gillette (!) die Eisen (!) und Becketts Assistent aus Am Ende der Welt trägt den Namen "Lefthand". Doch egal, wie der junge Mann auch heißen mag, sein Auftritt ist Teil einer meiner absoluten Lieblingsszenen der gesamten Trilogie und schon allein deshalb verdient er eine Erwähnung in dieser Rangliste. Hinzu kommt aber, dass ich bei jeder bisherigen Sichtung des Filmes ab dem Moment, in dem er auf der Leinwand auftaucht, mit weit offenen Augen dasitze und platt bin. Die Blicke und die Mimik des Stadtausrufers in EITC-Uniform, während er die neusten Erlassungen Becketts vorliest, faszinieren mich immer wieder, und auch seine deutsche Synchronstimme ist wahrlich perfekt. Allein er schafft es schon, die Bedrohung und den Schrecken der East India Trading Company auszudrücken und der Szene eine tiefe Atmosphäre zu verleihen, ohne dass die Szene zu beklemmend wird. Eine Internetrecherche erklärte mir nun, wie es kommen kann, dass diese winzige Rolle mich so sehr beeindruckt und ich jedes Mal wenn ich sie sehe, wie toll doch die schauspielerische Leistung ist: Gespielt wird die Figur von Mark Hildreth - der junge Mann hat mir bisher zwar überhaupt nichts gesagt, doch wie ich erfuhr wurde er schon für zahlreiche Nachwuchsauszeichnungen nominiert und hat auf Filmfan und -kenner-Seiten einige Fans, die sich auch über seine kleine Rolle im dritten Piratenspektakel freuten. Was eine Dosis Talent einer minimalen Rolle also alles verleihen kann...
Diese Figur hätte aufgrund der Darstellerleistung, eigentlich schon aufgrund des alleinigen Umstandes, dass ich mich tatsächlich über so eine Randfigur in einem epischen Film informiere, eigentlich einen noch besseren Rang in meiner Hitliste verdient - aber letzten Endes bleibt sein Auftritt nunmal kurz und die Figur als solche unbedeutend. Irgendwo muss dann selbst ich eine Grenze ziehen, zumal ich mir die drei Pirates-Filme zwar ohne Cryer, aber nicht ohne so manch andere Figur vorstellen kann.
Platz 18: Cabin Boy (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Das Intro des dritten Pirates-Films wird, wie gesagt, schon allein durch den Stadtausrufer zu einer sehr gelungenen Szene. Doch durch eine bestimmte Figur übertrifft sich die Sequenz nochmal selbst: Der kleine, zum Tode verurteilte Junge verdeutlicht noch einmal mit einem Faustschlag ins Gesicht des Kinopublikums, wie grausam und unmenschlich Beckett und seine Gesetze sind. Es ist aber das, was nach dem Gang zum Galgen folgt, was den Auftritt des Jungen so denkwürdig macht. Unsicher blickt er auf eine Silbermünze herab, wendet sie in seinen verschmutzten Händen und beginnt, anfangs verschüchtert, ein Lied zu singen. Dieses Lied ist zwar sehr kurz und eher minimalistisch orchestriert, doch der bedeutungsvolle Text der Filmautoren Ted Elliott und Terry Rossio und Hans Zimmers gefühlvolle, traurige und zugleich erbauliche Melodie verbinden sich zu einem wahrlich großartigen Song, der dieser bedrückenden Szene eine neue Richtung gibt. Ein Happy End für den Jungen und die anderen Gefangenen, die in seinen Gesang mit einstimmen, ist jedoch nicht abzusehen. Beckett bleibt die Ruhe selbst, als sich die Verurteilten aufbauschen, mit ihren Ketten rasselnd das Lied singen und die Wachen einschüchtern - er ist sogar erfreut. Deshalb kommt es so, wie es kommen musste... der Junge und sechs weitere Gefangene werden hingerichtet. Der Darsteller des Kindes verdient meinen vollsten Respekt: Diese Szene gut zu spielen ist ein wahrer Drahtseilakt. Viel zu schnell hätte die Szene kitschig, albern oder aufgesetzt wirken können, als ob Disney der Härte der gezeigten Bilder einige Musicaleinlagen im Film entgegensetzen möchte. Aber Brendyn Bell meisterte dies - nur schade, dass er in den Augen mancher Zuschauer eine frappierende Ähnlichkeit mit Schauspieler Dominic Scott Kay aufweist, welcher ganz am Ende des Films (also runde 165 Minuten NACH Bell) auftaucht und Will Turners Sohn spielt. Dies führte leider zu unnötiger Verwirrung im Publikum - einige fragten sich tatsächlich, wie es sein kann, dass der zu Beginn gehängte Junge nun 10 Jahre später neben Elizabeth rumhüpft und singt. Ich selbst sehe keine Ähnlichkeit zwischen den Darstellern (und den Figuren), weshalb ich nicht beurteilen kann, ob sich manche Zuschauer nun eine Brille kaufen sollten oder ob Disney so dumm wahr, zwei so gleich aussehende Kinder für unterschiedliche Rollen auszusuchen...
Platz 17: Cotton (Auftritte in allen drei Filmen)
Zwar darstellerisch eine viel geringere Leistung, aber dennoch zu respektieren und aufgrund der kleinen, aber mir als Fan doch ans Herz gewachsenen Momenten mit ihm schließlich auf diesem Rang anzutreffen: Cotton, der stumme, zungenlose Pirat mit vom Alter gezeichnetem Gesicht und einem leicht ahnungslosen Blick, der (nachdem ihm die Zunge rausgeschnitten wurde) einem Papagei das sprechen beibrachte. Bis jetzt weiß niemand, wie es ihm gelungen ist, aber ich weiß, dass wohl einige Fans der Trilogie gemeutert hätten, wäre es den Autoren auch nur in den Sinn gekommen, Cotton im großen Endkampf über die Planke ins Reich der Toten gehen zu lassen. Cotton mag zwar nicht unerlässlich sein und auch nicht gerade eine handlungsspezifisch relevante Figur, aber diesen armen alten Mann mit respektablen Leistungen als Steuermann umzubringen wäre eine Schande für die Pirates-Trilogie. Als Bildfüller und gelegentlicher Anteilhaber an erfrischenden Pointen sowie Mitgrund um das Überleben einer Schiffsbesatzung zu bangen ist Cotton ideal und deshalb ist es schade, dass er wohl nicht weiter neben Jack Sparrow dient.
Platz 16: Will Turner (Auftritte in allen drei Filmen)
Ginge es nur nach Sympathie, wäre der ständige Prügelknabe Will wohl nicht so weit oben platziert, aber es spielen hier auch andere Faktoren mit, darunter auch die Wichtigkeit für den Plot. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Sooo schlimm ist Will auch wieder nicht. Er zieht keine einzigen Szene durch eine nervige Präsenz herunter (was man über Ana Maria nicht sagen kann... *duck*) und er hat sogar ein paar gute Seiten: Sein unschuldiger Welpenblick ist recht gut, er hat eine wunderbare Singstimme und er kann wirklich gut kämpfen. Außerdem gefallen mir sein Ledermantel aus Die Truhe des Todes und sein rotes Hemd aus Am Ende der Welt. Öhm... das ist doch was, oder? Ich meine, da sieht man doch gerne über seine leicht verlorene und stellenweise dümmliche Art geflissentlich hinweg... Na fein, dann nicht! Aber seine Actionszenen sind wirklich spektakulär, vor allem der Kampf gegen Jack Sparrow zu Beginn von Fluch der Karibik. Schade nur, dass Will im dritten Teil der Trilogie nichtein weiteres Mal mit feurigen Waffen kämpfen durfte. Dafür wurde er von seinem eigenen, in Teil Eins an Swan ausgehändigten Schwert durchstochen. Das hat einen nicht zu verachtenden Hauch von Schicksal an sich haften. Und da ich sonst keiner Figur so eine durchbohrende, tiefergehende Dramatik gönne, ist Will für die Bodenhaftung der Filmreihe einfach unerlässlich. Und sollte es einen fünften Teil geben und irgendwer meint, man müsse Orlando Bloom nochmal engagieren, dann gebt ihm zwei flammende Schwerter - in diesem Falle werde ich mich sogar über Wills Rückkehr freuen. Alternativ nehme ich auch gerne eine durchchoreographierte Begrüßungssequent an Bord der Flying Dutchman mit offenen Armen entgegen. Das Kraken-Thema, mit Glöckchen neu instrumeniert? Jau, hätte was... Ansonsten sei ihm gedankt, dass er dafür sorgte, dass die Filmreihe nicht endete, nachdem Jack Sparrow vom Gefängnis von Port Royal landete. Dies ist auch ein weiterer Grund für seine hohe Platzierung. Ohne Will geht es halt nicht in Teil 1 bis 3. Aber von nun an darf er gerne abtauchen. Fazit: Will ist in Ordnung, mehr von ihm hätte es nicht sein sollen, weniger muss es aber auch nicht sein. Denn irgendwie braucht jedes größere Filmuniversum jemanden, auf dem es sich rumtrampeln lässt. :-p
Platz 15: Cottons Papagei (Auftritte in allen drei Filmen)
(okay, ganz ehrlich, wer hat nun gelacht, nachdem er gesehen hat, dass ein Papagei besser abschnitt als Will Turner?)
Er ist witzig und allein sein Mut unter Jack Sparrow zu einer Meuterei aufzurufen, verdient Respekt. Dass aber gerade dieser scheinbar mutige Papagei aus lauter Angst vor dem Endkampf im dritten Film einfach flieht, ist doch was verwunderlich. Naja, großer Schnabel nichts dahinter. Für Cottons Papagei erwarte ich dramatische Entwicklungen, sollte er in einem künftigen Teil wieder kommen. Die Autoren gaben ja bereits zu, Cottons Papagei nicht wirklich zu mögen. Ich wittere (und das meine ich tatsächlich ernst) eine Todesszene für den Vogel mit Seemannswortschatz. Und seien wir ehrlich: Wenn dies wirklich geschieht, werden doch wir alle ein bisschen geschockt sein, oder? Allein schon wenn ich mir Cottons trauriges Gesicht daraufhin vorstelle...
Platz 14: Mercer (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Mercer ist filmimmanent eine der unsympathischsten und kaltblütigsten Figuren im gesamten Pirates-Universum. Doch von außen betrachtet ist diese Figur ein bösartiges Kleinod. Becketts treu ergebener Diener tritt zunächst einfach nur als Haftbefehl-Halter-Mann auf, doch im Laufe von Die Truhe des Todes entfaltet sich seine gesamte Natur. Ohne mit der Wimper zu zucken ermordet er unter Anwesendheit des Gouverneurs einen Schiffskapitän und bemerkt dann mit vorwurfsvoller Stimme und einer Art pervertiertem Hundeblick, dass er einen Brief des Gouverneurs gefunden hat. Er stürzt sich auf Swan und fragt ihn drohend nach dem Aufenthaltsort seiner Tochter. Es ist diese Komposition aus Kaltblütigkeit und Freude an dem, was er tut, die Mercer zu einem genialen Helfer des Bösewichts Beckett macht. Als er in Am Ende der Welt erklärt, dass die Armada der EITC nicht geschlagen werden kann, so lange sie von der Flying Dutchman angeführt wird, leuchten seine Augen hell auf und ein Lächeln erfüllt Mercers faltiges Gesicht. Mercer kann man nur hassen - aber es macht einen riesigen Spaß, ihn zum Teufel zu wünschen. Die Faszination des Bösen wurde (zumindest bei Disney) selten zuvor bei einer solch kleinen Rolle so klar rübergebracht. Der verdiente "Lohn" für all diese Abartigkeit Mercers: Ein widerlicher und beinahe schockierender sowie beängstigender Filmtod durch Davy Jones' Tentakelbart. Anders hätte Mercer nicht sterben dürfen - der übrigens trotz all seiner Regungslosigkeit bei Gewaltakten tatsächlich freiwillig über Bord gesprungen ist, als er sich Barbossa im Schwertkampf stellen musste. War dies der Funken Normalität in Mercers schwarzer Seele?
Platz 13: Stiefelriemen Bill Turner (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Stiefelriemen Bill Turner gibt Will Turner in der Trilogie mehr zu tun, als bloß Elizabeth hinterher zu rennen und Jack um Hilfe zu bitten. Man könnte glatt sagen, dass Will durch seinen Vater sogar zu einem halbwegs akzeptablen Piraten wird. Darüber hinaus ist Bill Turner irgendwie liebenswürdig. Er ist ein alter, verzweifelter, aber nicht völlig glückloser Mann, der in seinem Leben, dass er gerne der Piraterie widmen wollte, halt mehrmals zur falschen Zeit am falschen Ort war. Am liebsten würde man diesen Kerl trösten - nur ist er so... verkrustet und fischig... Diese Erscheinung hat er dem möglicherweise besten Make-Up in den letzten Jahren Filmgeschichte zu verdanken, das dem tragischen Charakter noch einige Schauwerte verleiht.
Platz 12: "Poochie", der Schlüsselhund (Auftritte in allen drei Filmen)
Lange bevor jederman bei den Worten "Pirates of the Caribbean" an Johnny Depp, schwarzen Eyeliner und 882 Stücke verfluchtes Aztekengold gedacht hat, gab es einen kleinen, struppigen Hund der vor einer Gefängniszelle saß und sicht mit eisernem Willen den Verlockungen eingesperrter Piraten widersetzte. Unter Disney-Park-Fans erreichte die Wasserbahn Pirates of the Caribbean einen besonderen Kultstatus und eine der berühmtesten Szenen ist besagte Stelle mit dem Gefängnis- beziehungsweise Schlüsselhund. Kein Wunder, dass diese Szene zusammen mit vielen anderen in Fluch der Karibik als Hommage an die beliebte und berühmte Attraktion aus Disneyland eingebaut wurde. Als der Schlüsselhund, nun unter dem Namen Poochie, plötzlich auch in der Fortsetzung eingebaut wurde war die Freude unter den Fans groß. Er wird als der Grund angegeben, das Pintel & Ragetti freikamen. Als Poochie dann auf der Kannibaleninsel zurückgelassen wurde, kamen die etwas feinfühligeren Kinogänger nicht umher, sich um den Kläffer zu sorgen- um so größer dann die Freude als er (angeblich unter Zuhilfenahme von Schildkröten) im dritten Teil wieder auftauchte. Nun als der Schlüsselhund des Hüters des Piratenkodex. Eine winzige Rolle mit großem Knuddelfaktor. Einfach süß und kultig!
Platz 11: Marty (Auftritte in allen drei Filmen)
Klein, aber oho - das ist der Winzling Marty, der im ersten Teil der Pirates of the Caribbean-Kinoreihe noch für einen kurzen Gag beim Appell in Tortuga diente und im zweiten Teil durch seinen erneuten Auftritt und mehr, wenn auch sehr kurze, Textzeilen zum festen Bestandteil der Filme wurde. Es ist beinahe so wie mit dem Film selbst: Teil Eins war genial, aber halt ein Film, ein Überraschungserfolg, ein kleines Phänomen. Erst dadurch, dass es Fortsetzungen gab, wurde der Film zum absoluten Kult und Teil der Pop-Kultur. Ganz so weit ist es mit Marty nicht gediegen, aber er hat es geschafft durch simpelste Aussagen und ein paar Pointen riesige Sympathie unter den Fans für sich aufzubauen. Und in Am Ende der Welt sorgte er für einen der Gags, der wirklich nahezu jeden im Kino zum Lachen brachte. Denn nachdem mehrere Dialogwitze schon eine der festen Banken dieser Trilogie auch im dritten Teil einbauten, etabliert Marty mit einem Paukenschlag die liebenswürdige, fast absurde Slapstick-Situationskomik der Vorgängerfilme im Finalfilm. Er klettert durch ein Loch im Boden des Badehauses von Sao Feng, feuert eine große Waffe ab und wird von deren Rückstoß urplötzlich wieder ins Loch zurückgestoßen. Durch das Timing und die leichte Skurrilität entert der Film nun auch besagten Slapstick-Bereich und ist bereit für Captain Jack Sparrows urkomische Mimik und Gestik.
Platz 10: James Norrington (Auftritte in allen drei Filmen)
Commodore James Norrington hat eine interessante Entwicklung in allen drei Filmen durchgemacht. In Teil Eins sah er sich noch auf der Seite der Guten und war deshalb einer der Gegenspieler unserer Hauptfiguren - denn im Pirates-Universum ist der Zuschauer gegen die Royal Navy eingestellt. Doch Norrington war hier nur der Anführer der "harmlosen" Bösen: Während Barbossa Elizabeth entführt und nichts gegen den Tod von Will und Jack hat, so will Norrington "nur" den Tod von Jack Sparrow. Aber richtig zum Fürchten war Norrington eh nicht, immerhin wurde er mit seinem Eiscreme-Outfit eher zum Opfer der Gags, als zu einer ernstzunehmenden Bedrohung. Anders war dies in Teil Zwei: Zwar weiterhin gegen Jack Sparrow und nun auch gegen Will Turner eingestellt, gewann Norrington zahlreiche Sympathien durch sein Piraten-Dasein. Als verkommener Säufer und Knecht mit feschem Bart erfreute Norrington mich (und zahllose Fans, vor allem auch weibliche) viel mehr, als er es noch in Teil Eins tat - kein Wunder, dass sein Tod in Teil 3 dann (eingangs recht unerwartet) zu den traurigeren Stellen gehört. Er war nie wirklich böse, aber auch nie so ganz auf der Seite der Hauptfiguren. Ihre Schicksale waren verbunden - doch nie eins.
Platz 9: Lord Cutler Beckett (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Lord Cutler Beckett, unerklärlicherweise auch bekannt als "der sieht ja aus wie Norrington", ist die möglicherweise am meisten unterschätzte Figur im gesamten Pirates-Kosmos. Er zieht seine Fäden in weiser Voraussicht und ist für einen Großteil des Plots verantwortlich - ohne jemals selber zu handeln. Beckett steht im Hintergrund, schmiedet seine Pläne und lässt sie von anderen ausführen. Dies macht ihm zu einem kaltherzig berechnenden Widersacher, dem nur schwer beizukommen ist. Genau genommen ist er, zumindest für mich, sogar der einzige "pure" Bösewicht in der gesamten Trilogie: Barbossa ist zu charmant und in dem dritten Teil zu kooperativ (zumindest für einen Piraten), als dass man ihn einfach nur als einen Bösewicht abstempeln könnte, Sao Feng taucht viel zu kurz auf, als dass man sich ein größeres Bild machen könnte, und Davy Jones erregt zu viel Mitleid für dieses Prädikat. Becketts Schoßhündchen Mercer ist zwar ebenfalls durchweg verdorben, jedoch zeigt er zu wenig Eigeninitiative für die Rolle des ultimativen Bösewichts. Zu guter Letzt hat Lord Cutler Beckett, deren Auswirkungen trotz kurzer Screentime enorm sind, eine fantastische Todesszene, die mit Symbolik und genüsslichem Pathos nur so trotzt. Und herrje, in der deutschen Fassung wird er von Axel Malzacher vertont, muss man da eigentlich noch argumentieren?
Platz 8: Elizabeth Swann (Auftritte in allen drei Filmen)
Auch wenn Elizabeth den fatalen Fehler begann, Jack Sparrow an den Kraken zu verfüttern und somit an sich eindeutig als hinterlistiges Biest bezeichnet werden müsste, sollte man sich zugestehen, dass man Elizabeth nach dieser Szene nicht jedesmal wenn sie im Bild zu sehen ist, zum Teufel wünschen und auch guten Gewissensnie zu den Bösewichtern zählen kann. Sie behält weiterhin gewisse grundlegende Sympathiepunkte und allein dies hat eine gewisse Achtung vor ihrer Darstellerin Keira Knightley verdient. Elizabeths Wandlung von einer kleinen Piratenanhängerin zu einem Piratenopfer, das sich selbst wehren kann, zu einer echten Piratenbraut bis hin zum König des hohen Rats der Bruderschaft, zieht sich klar, aber niemals zu aufdringlich durch die gesamte Filmreihe und ist die wohl deutlichste Charakterentwicklung in dieser Trilogie. Und im Gegensatz zu ihrem dümmlicheren Ehemann Will Turner hat Elizabeth auch richtig was auf dem Kasten, sie formt die Geschichte aktiv mit. Des Weiteren ist sie Teil einiger der einvernehmendsten Momente der Trilogie: Von dem kleinen, unfreiwilligen Rendez-vous mit Jack Sparrow auf dem winzigen Eiland Black Sam's Spit, hin zur verführerischen Neugierde-Sequenz hin zum Abschluss der Trilogie, die sie bereits schon eröffnete. Und deshalb gehört Elizabeth, wenn auch relativ knapp für eine so prominente Figur, zu den Top 10 dieser Liste.
Platz 7: Captain Teague (einziger Auftritt: Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Der Hüter des Kodex wird von niemand geringerem als Rolling Stones-Gitarrist Keith Richards gespielt, der mit diesem kurzen Auftritt als gefürchteter Pirat und eigenwilliger Vater von niemand geringerem als Captain Jack Sparrow höchstpersönlich einen der besten Film-Cameos der letzten Jahre hinlegt.
Diesen Auftritt sollte man nicht mit zu vielen Worten totquatschen - er ist schlichtweg cool und zudem ist die Idee dass Richards (als Vorlage für Sparrow) Jacks Vater spielt genial selbstreferentiell - und der Einfall, dass Jacks Mutter nach der Szene mit Teague an Sparrows Gürtel baumelt herrlich!
Platz 6: Der Kraken, der Krakeeen, der Kraaaakeeeeen!!! (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Welches bösartige Haustier eines Tentakelbartträgers, das ganze Schiffe verschlingen und einem das Gesicht wegsaugen kann hat schon eine genialere, eigene Titelmelodie als der gefürchtete Leviathan des teuflischen Davy Jones? Schon allein aufgrund des von Hans Zimmer als sein "Rock'n'Roll"-Thema der Pirates-Reihe bezeichneten Musikstücks The Kraken muss man diesen überdimensionalen Special Effect lieben. Der Kraken, eine mehrere Millionen Dollar teure Hommage an Disneys Spielfilmklassiker 20.000 Meilen unter dem Meer, bringt frischen Wind in den zweiten Teil der Filmreihe, indem er Seeschlachten der etwas anderen Art ermöglicht. Die gewaltigen Actionszenen in denen der Kraken die Edinburgh Trader und später auch die Black Pearl angreift, sind einfach atemberaubend und waren für Disney-Verhältnisse ziemlich brutal (allein der Bodycount des Kraken sollte neue Maßstäbe gesetzt haben, aber spätestens seit Pirates 3 dürfte niemanden mehr irgendwas in Sachen Gewalt bei Disney verwundern), doch das geniale Musikthema macht aus diesen Szenen auch noch einen Mordsspaß. Und eine ultimativere Bedrohung konnte es zu diesem Zeitpunkt im Pirates-Universum einfach nicht geben. Mit dem Kraken lässt sich nicht verhandeln, er trotzt Kanonenkugeln und Schwerter werden ihn wohl schlimmstenfalls ein bisschen jucken. Eigentlich schade, dass dieses Monster zwischen Teil 2 und 3 sterben musste - aber andererseits sollten wir froh sein, dass man diese "Figur" nicht überreizt hat und noch eine weitere Krakenszene in die Trilogie einbauen wollte.
Platz 5: Tia Dalma / Calypso (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Die einzige Figur in der gesamten Trilogie, die mir gegen Ende schlechter gefiel als zu Beginn, ist Tia Dalma. Nach ihrem kurzen, expositionslastigen und herrlich mystisch-verschrobenen Auftritt in Pirates of the Caribbean -Die Truhe des Todes hätte sie sich Platz 1 dieser Liste und Platz 3 der Hitliste aller Figuren aus den PotC-Filmen gesichert. Ein wunderbarer Akzent und die unter all ihrer Verschrobenheit weiterhin vorhandene Attraktivität der Vodoo-Zaubererin mit Kenntnissen zahlreicher Geheimnisse, schloss ich sofort in mein Herz. In Am Ende der Welt ist sie immer noch eine gelungenee Figur, aber leider nicht mehr ganz so einzigartig. Ihr Verhalten gleicht sich dem der anderen Figuren an und durch ihre neu gewonnene Schwäche verliert sie etwas von ihrer reizenden Aura. Außerdem mangelt es ihrem Ausgeh-Kleid an der Verspieltheit des Kleides aus ihrer wunderbaren Hütte, die wir noch in Teil Zwei gesehen haben. Doch ihre "Liebesszene" mit Davy Jones und die kleinen Turteleien mit dem einmaligen Jack lassen sie nicht völlig abstürzen. Und somit ein stolzer fünfter Platz für die Frau, der es gelingt, jede Wahnvorstellung noch ein bisschen makaberer zu gestalten.
Platz 4: Jack (Auftritte in allen drei Filmen)
Die Karriere eines Affen: In Teil Eins war er in meinen Augen kaum mehr als eine nette Idee, doch bereits in Teil Zwei erhielt er den Status "Pflichtprogramm". Putzig, frech und kultig - der kleine verfluchte und deshalb untote Affe mit leichter Kleptomanie. Und in Teil Drei setzte er noch einen drauf. Egal ob er mit großen Augen in die Kamera blickt, während er sich im Eismeer seinen kleinen Hintern abfriert oder ob er Barbossa in Singapur mit Feuerwerkskörpern zur Seite steht, ob er von Pintel und Ragetti aus einer Kanone abgefeuert wird oder ob er den hilflosen Papageien von Mister Cotton mit einer Knarre bedroht, Jack ist einfach eine vorzügliche Ergänzung zu seinem genialen Herrchen Barbossa. Punkt, Ende.
Platz 3: Davy Jones (Auftritte in Pirates of the Caribbean - Die Truhe des Todes und Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt)
Weniger süß und viel mehr tentaklig, denn struppig ist der gefürchtete Davy Jones, der in der englischen Fassung des Originalfilms erwähnt wurde und in den zwei darauf folgenden Filmen auch zu sehen war. Und was man da vor Augen geführt bekam, ist eine wahrliche, wenn auch schleimige und in Realität sicher beängstigende, Augenweide. Davy Jones ist die Inkarnation des gelungenen Spezialeffekts, eine nahezu perfekte Symbiose aus schauspielerischer Leistung und unzähligen Arbeitsstunden am Computer. Dank iMoCap konnte man Bill Nighy zusammen mit allen anderen Darstellern bei den Dreharbeiten filmen, so als porträtiere er eine völlig normale Figur. Und daraufhin verlieh man ihm am Computer sein faszinierendes Äußeres, darunter auch seinen Bart mit eigenem Willen. Doch Jones ist nicht nur ein toller Effekt, sondern auch ein unheimlicher Bösewicht mit Teleportationsfähigkeit, einem gefährlichen Haustier (das eine geniale eigene Erkennungsmelodie aufweisen kann), einem schaurigen Schiff und zu guter Letzt auch einer zutiefst verletzten Seele. Seinen Schmerz drückt er durch sein talentiertes Orgelspiel aus (eine weitere nicht gerade kostengünstige Hommage an 20.000 Meilen unter dem Meer) und ansonsten genießt er förmlich sein Leben als herzloser, "verfluchter Bastard", der verunglückte Seeleute für seine Crew anheuert... oder hinrichten lässt. In Am Ende der Welt wird er unfreiwillig zu Becketts neuster Promenadenmischung und muss unter seinem Kommando sämtliche Piraten angreifen und Becketts wahnsinnigen Plan, bei dem es "nur ums Geschäft" geht in die Tat umsetzen. Außerdem bekommt Davy Jones eine eigenständige Plotline, in der seine Liebe zu Calypso beleuchtet wird. Und kurz vor seinem Tode darf Davy Jones mit einem von Will Turner geschmiedeten Schwert hoch oben auf dem Mast der Flying Dutchman gegen Jack Sparrow ein Schwertduell austragen - dies ist zwar kurz und knapp, aber dafür atemberaubend und eine gelungene Effekt-Extravaganza, die trotz ihrer sicherlich hohen Kosten gar nicht laut aufschreit "bestauned mich, ich bin ein Effekt!". Dass Davy Jones von einigen Filmkritikern als gelungenes, traditionelles Make-Up bezeichnet wurde, ist gar nicht Mal eine so große Blamage für diesen Berufsstand. Jones wirkt so real, man mag kaum ein Computereinsatz glauben.
Platz 2: Pintel & Ragetti (Auftritte in allen drei Filmen)
Verrückt, dreckig, gemein, witzig und einfach nur irre: Pintel & Ragetti, das verdreckte Idioten-Duo der Black Pearl, das sich opportunistisch der Seite anschließt die gerade am profitabelsten ist. Nachdem Barbossa von Jack getötet wurde, der Fluch aufgelöst und mit Hilfe von Poochies Schlüssel die Kerkertür geöffnet stießen sie auf Jack und schlossen sich ihm einfach an, immerhin hat er ja jetzt die Pearl, das einzige Schiff das die Dutchman schlagen kann. Als sie dann aber die Truhe des Todes stehlen konnten, haben sie sich wieder abgekapselt und ihr eigenes Ding durchgezogen - aber so ganz haben ihre Pläne nicht funktioniert und beim Krakenangriff waren sie wieder mit den anderen im selben Boot. Dort beweisen sie sogar so etwas wie Güte, als sie Elizabeth vor dem Kraken retten. Als dann aber später Barbossa die Pearl gekrallt hat, sind sie wieder auf seiner Seite - auch wenn Pintel & Ragetti Gewissensbisse äußern. Sie sind also Piraten wie sie im Buche stehen - nur sehr viel dümmer. Aber gerade das ist das Herrliche an ihnen. Wann immer ein Gag gebraucht wird, sie sind zur Stelle. Und da ich nach drei Filmen keineswegs müde von ihnen bin und sie gerne auch in weiteren Filmen der Reihe gesehen hätte, dürfen sie gerne den Ruhm genießen und sich auf Platz 2 aufhalten.
Platz 1: Joshamee Gibbs (Auftritte in allen drei Filmen)
Das Pirates-Franchise steckt voller angedeuteter, implizierter und angeschnittener Storylines sowie voller mystischer und sagenumwobener Begebenheiten und Orten, von denen teilweise auch die Figuren in diesem Universum noch nie gehört haben - kein Wunder, dass dann auch der Zuschauer eher unwissend ist. Um dies bestmöglich zu unterbinden, benötigt es in den Filmen dieser Reihe besonders viel Exposition - und die muss ja auch irgendjemand vermitteln. Den genialen Autoren sei dank wurden gleich mehrere Figuren entworfen, die äußerst kurzweilig Informationen übermitteln können. Barbossa ist einfach herrlich, wenn er Informationen über den Aztekenfluch, Sao Feng, das Ende der Welt oder Calypso liefert. Pintel & Ragetti liefern kurz, knapp und vor allem witzig kleine Zusatzinformationen und über Tia Dalma muss ich wohl nichts mehr sagen. Aber da gibt es noch Mister Gibbs, der im Gegensatz zu den vorher genannten Figuren fast ausschließlich für die Exposition geschaffen wurde - und dabei mehr als nur brilliert. Die Gesichte dieses alten Seebären mit einem Bart der an Meister Dachs erinnert, bleibt eher nebulös - einst war er Teil der Marine doch später verschwand er im Nirgendwo, gab seine Angst vor Piraten auf und wurde zu einem freundlichen nahezu knuddeligen, aber auch gewieften und eindeutig ziemlich versoffenen Piraten mit beinahe lexikalischem Wissen über alles was piratig ist.
Wann immer eine neue Person, ein neuer Ort, ein neuer Gegenstand oder auch nur die Antwort auf eine neue Frage gesucht ist, Gibbs ist stets zu Rat und liefert seine Informationen auf liebenswürdige und unterhaltsame Art und Weise. Am Ende der Trilogie scheint er (mit Hilfe von Jack Sparrow) sein Glück in Tortuga gefunden haben. Doch ein Seebär wie Gibbs verschwindet nicht spurlos mit zwei Huren unter'm Arm in eine verruchte Hafenstadt, ohne sich daraufhin wiederzumelden. Gibbs verfasste seine eigene Version des Piratenkodex und wird uns, Jack Sparrow und weitere Gestalten sicherlich noch mit sehr viel Seemannsgarn versorgen. Seemannsgarn, an den man besser glauben sollte...
Soviel jedenfalls über die Vergangenheit dieses faszinierenden Franchises. Doch wie sieht es mit dessen Zukunft aus? Begegnungen mit einer Meerjungfrau stehen aus, sowie mit einem jungen Pfarrer. Dieser wird anhand seines dümmlich-knuffigen Blicks in den Trailern zu Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten bereits als Will Turners Reinkarnation bezeichnet. Nun, gönnen wir ihm das Beste...
Dann wäre da noch Angelica, eine weitere Piratenbraut. Sie bringt spansiches Temperament mit... aufgrund meiner Reserviertheit gegenüber Darstellerin Penelope Cruz warte ich mit den Jubelstürmen. Doch es gibt jemanden, dem ich bereits in den Trailern aus der Hand fresse: Ian McShane, der einen wundervoll dick auftragenden, selbstverliebten und bedrohlichen Blackbeard gibt. Er hat die Chance, sich hinter Barbossa und Jack Sparrow einen Podiumsplatz in meiner Gunst zu ergattern. Ich bin jedenfalls gespannt - in einem Monat weiß Kinodeutschland mehr...
Am 19. Mai ist es endlich so weit: Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten startet in Deutschland. Bis dahin werdet ihr hier im Blog wohl kaum an der dreckigen, blutigen Piratenmeute vorbeikommen. Zu Beginn des Endspurts wollte ich für all jene, die ihn noch nicht kannten, meinen alten Forenbeitrag über die besten Pirates-Figuren hervorkramen. Natürlich in aktualisierter Form. Aber keine Bange - in den nächsten Wochen gibt's auch neues Material! Bis dahin wünsch ich euch immer eine Handvoll Rum unter'm Kiel und jede Menge Salzwasser in euren Buddeln... oder so...
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5 Kommentare:
Richtig durchlesen muss ich mir diesen Beitrag mal in einer müßigen Stunde währned der Feiertage. Aber ich habe überflogen und kann zumindest sagen: Bei mir wäre Norrington um einiges weiter oben, Pintel und Ragetti würde ich weiter unten ansiedeln. Aber eine wirkliche Reihenfolge habe ich nicht (außer dass Jack und Barbossa ganz oben stehen *g*).
Gibbs wäre aber auf jeden Fall auch gaaaanz weit oben; ich hätte allerdings auch ein Plätzchen für Anamaria übrig. ;)
Das nur so grob. Mal schauen, wo sich am Ende die neuen Charaktere in deine Liste einordnen.
Großartiger Artikel! Ich kann deiner Argumentation für die einzelnen Figuren gut folgen, stimme dir allerdings in einigen Punkten nicht zu. Tia Dalma wäre bei mir weiter unten gelandet, Will Turner weiter oben.
Ich mochte Will Turner, war sogar recht erstaunt, dass er auf Platz 16 schon auftauchte. Ich finde, ohne ihn würde der Trilogie einiges fehlen, auch die Verkörperung durch Orlando Bloom mochte ich und kann mir schwerlich andere Schauspieler in der Rolle vorstellen. (etwa James MacAvoy oder einen der Hobbits - neeee.)
Interessant, dass du Cotton und seinen Papagei separierst, aber Pintel & Ragetti sowie Murtogg & Mullroy als einen Punkt behandelst.
Nummer 19 konnte ich nicht einordnen. Der Name und dessen Tätigkeit haben mir leider nicht geholfen, zu erkennen, wen du meinst. Vielleicht schiebst du noch eine szenische Einordnung der Figur hinterher?
Schade, dass du Barbossa und Sparrow nicht genannt hast. Mich hätte zum einen interessiert, ob du auch Barbossa vor Jack vor allen anderen gesehen hättest und was du zu den beiden schreibst.
Auf jeden Fall ist mir beim Lesen klar geworden, dass ich meine Blu-Rays der Trilogie mal wieder nutzen muss und werd die gleich in den Player schieben als Hintergrundberieselung.
Gruß, CodeNaga
p.s.: hab nun einen hörenswerten Podcast! -> www.dirtyminutesleft.de
@CodeNaga:
Vielen Dank für's Lob!
Klar würde ohne Will Turner etwas wesentliches fehlen... Nur muss ich ihn deswegen nicht lieben. :-p Aber ich geb' zu, es ist zum Teil gelebter Running Gag, auf Will draufzuhauen - aber zum Teil resultiert seine Platzierung halt auch daher, dass er für die Trilogie klasse war, mir aber von allen, die zurückkehren könnten, am wenigsten fehlen würde. Außer natürlich, man wandelt ihn zur Witzfigur. Was man natürlich aus Respekt gegenüber seinen Fans kaum machen würde.
Dass ich Cotton und seinen Papageien trennte, nicht aber andere Duos, liegt einfach daran, dass ich Murtogg & Mullroy und Pintel & Ragetti jeweils gleich sehr mag. Cotton und seinen Papageien halt nicht. :-p
Ich dachte, dass die Szenenbeschreibung bei Platz 19 konkret genug sei, aber da du fragst, hab' ich mal ein Bild eingefügt. Vielleicht hilft das schon auf die Sprünge?
Grüße,
Sir Donnerbold
(Podcast wird bei Gelegenheit angehört :-) )
Jeder hat natürlich seine eigenen Vorstellungen und Prioritäten, so daß man stundenlang darüber diskutieren kann, wer welchen Platz auf dieser Liste einnehmen soll, muß oder darf. Ich würde Will Turner unter die Top 10 einordnen, gemeinsam mit Elizabeth Swan auf einen Platz. Beide gehören einfach zusammen, indem sie mit ihren jeweiligen Stärken die Schwächen des Partners kompensieren. Zugleich haben sie beide denselben Ausgangspunkt und nehmen dieselbe Entwicklung. Zu Beginn des ersten Filmes sind Will und Elizabeth zwei naive Anfänger mit romantischen Vorstellungen, aber im Laufe der Trilogie emanzipieren sie sich mehr und mehr davon, bis sie sich am Schluß nach einigen Irrungen und Wirrungen zu eigenständigen, verantwortungsbewußten und selbständigen Persönlichkeiten entwickelt haben.
Wie wichtig Will und Elizabeth für die Handlung sind, zeigte sich ja im vierten Film: ohne sie fehlten einfach die vernünftigen Partner des chaotischen Jack Sparrows. Nur mit dem Chaos als Prinzip kann kein Film gestaltet werden - in einige Szenen liegt die Sympathie des Zuschauers bei Blackbeard, wenn er Jack einen kräftigen Fußtritt (bildlich gesprochen) verpaßt, nachdem dieser allen Beteiligten auf den Nerven herumgetrampelt ist. Das Ersatzpaar aus einem Missionar und einer Meerjungfrau konnte für das Fehlen von Will und Elizabeth nicht entschädigen.
Wenn Will und Elizabeth in einem fünften Film zurückkehren, dann am besten in der Rolle von Jack Sparrows großen Geschwistern, die aufpassen, daß ihr kleines Brüderchen nicht alles total durcheinanderbringt. Diese Konstellation gibt mit Sicherheit jede Menge an Möglichkeiten für eine wirklich witzige Handlung, wenn sie Jack aus jedem Schlamassel retten müssen, in den er sich mit lautstarkem Hurra hineinmanövrierte. Man sollte dem leidgeprüften Mr. Gibbs durchaus eine kleine Ruhepause gönnen ... ;-) ;-) ;-)
Mit den besten Grüßen zum Feiertag,
Swashbuckler
Ich würde Will Turner auch keineswegs als unbedeutend bezeichnen oder seine Screentime in der Original-Trilogie (wenn man die Gore-Filme so bezeichnen will) großartig beschneiden. Er ist mir aber weder sonderlich sympatisch, noch grinse ich aufgrund seiner Coolness oder anderen spaßigen Faktoren jedes Mal, wenn er die Szene betritt. Bei meinen Lieblingsfiguren (pre "Fremde Gezeiten") hat es ihn somit etwas nach hinten geschlagen.
Wären dies die "wichtigsten Figuren" wiederum ... Somit wären wir ja schon beim "jeder definiert solche Hitlisten anders"-Ansatz. Aber dadurch machen sie ja auch mitunter so viel Spaß. ;-)
Ich finde übrigens nicht, dass Jack in Teil 4 dringend etwas geerdetere Mitspieler benötigt hat. Zum einen versucht sich Barbossa ja für weite Strecken als der "straight man" im Abenteuer und zum anderen finde ich, dass sich Jack nach den turbulenten Ereignissen des dritten Teils auch in seiner Exzentrik was gezügelt hat.
Was dagegen fehlte, war ein Schuss Komplexizität. Ich werde nie verstehen, wie manche den Film als "unverständlich" und "zu kompliziert" bezeichnen konnten.
Feiertägliche Grüße zurück,
Sir D.
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