Die Cellisten Stjepan Hauser und Luka Sulic bekriegen sich in einem Michael Jacksons Smooth Criminal adaptierenden Cello-Duett. Neben des gelungenen Umarrangements von Jacksons Songs ist dieses Musikvideo auch wegen der äußerst subtilen Bildsprache von Kristijan Burlovic sehenswert. Denn nichts ist epischer, als zwei Cellisten, allein, in einem Raum voller Stühle.
Sonntag, 30. Januar 2011
Kevin Smith nimmt "Red State" nochmal in den Schneideraum
Als Kevin Smiths lang erwarteter Thriller/Horrorfilm Red State auf dem Sundance-Festival uraufgeführt wurde, waren die Reaktionen äußerst geteilt. Was aber die meisten Kritiken gemeinsam hatten, waren flammendes Lob für Michael Parks und die Kritik, dass der Film phasenweise zu zäh wurde, zehn Minuten schlanker wesentlich besser wäre. Auch Smiths jahrelanger Unterstützer Bob Weinstein schlug dies dem Regisseur vor.
Ich äußerte bereits die Furcht, dass Kevin Smith seit der kommerziellen Enttäuschung, die Zack & Miri Make a Porno erfuhr, nicht mehr in der Lage sei, diese Kritik aufzunehmen und umzusetzen. Glücklicherweise irrte ich: First Showing berichtet nun, dass er die Reaktionen während der Sundance-Premiere beobachtete um zu sehen, was besser und schlechter als erwartet ankam. Bevor Red State auf US-Tour geht, werde er sich den Film nochmal vorknöpfen, um im Schnitt seinem Werk die bestmögliche Form zu verpassen. Er vermutet, insgesamt fünf bis zehn Minuten schneiden zu müssen, wahrscheinlich auch Teile von Michael Parks zwanzigminütigem Monolog zu Beginn von Red State.
Im März startet die Red State-Zour durch Amerika, im Oktober kommt er regulär in die Kinos. Internationale Verleiher wurden bislang nicht gefunden (wurden sie überhaupt gesucht?).
Ich äußerte bereits die Furcht, dass Kevin Smith seit der kommerziellen Enttäuschung, die Zack & Miri Make a Porno erfuhr, nicht mehr in der Lage sei, diese Kritik aufzunehmen und umzusetzen. Glücklicherweise irrte ich: First Showing berichtet nun, dass er die Reaktionen während der Sundance-Premiere beobachtete um zu sehen, was besser und schlechter als erwartet ankam. Bevor Red State auf US-Tour geht, werde er sich den Film nochmal vorknöpfen, um im Schnitt seinem Werk die bestmögliche Form zu verpassen. Er vermutet, insgesamt fünf bis zehn Minuten schneiden zu müssen, wahrscheinlich auch Teile von Michael Parks zwanzigminütigem Monolog zu Beginn von Red State.
Im März startet die Red State-Zour durch Amerika, im Oktober kommt er regulär in die Kinos. Internationale Verleiher wurden bislang nicht gefunden (wurden sie überhaupt gesucht?).
Samstag, 29. Januar 2011
Hinter den Effekten von "Black Swan"
Natalie Portman eroberte vergangenes Wochenende die Doppelspitze: Mit Freundschaft plus auf Platz 1 der US-Kinocharts, in Deutschland als Black Swan auf Platz 1. Meine Glückwünsche an die deutschen Mitarbeiter von Fox, die es sich trauten, einem künstlerischen und weniger effekthascherischen Psychohorror eine Marketingkampagne mit hoher Präsenz zu spendieren. Es zahlte sich aus: Black Swan erreichte in den USA nie die Spitzenposition, und in Deutschland ist die Nummer 1 für solche Filme ja auch eher selten. Sicher hat der Award-Hype mitgeholfen, doch man darf als Filmliebhaber den Wert der Oscars nicht überschätzen. Hat etwa No Country for Old Men in der Startwoche die Spitzenposition erobert?
Bei den Oscar-Nominierungen liest man leider viel seltener von Black Swan, als ich erwartet habe. Doch das bedeutet nicht, dass der Film in den Kategorien, wo er keine Nominierung erhielt, plötzlich uninteressant ist.
Awards Daily stieß auf eine sehenswerte Featurette, die einige der visuellen Effekte von Black Swan aufschlüsselt. Wer den Film schon gesehen hat, wird ihn daraufhin sicher noch mehr zu schätzen wissen.
Spoiler-Warnung! Dieses Video begnügt sich nicht mit den ersten Minuten des Films! Erst Black Swan gucken, dann die Effektzusammenstellung! Ich warne euch!
Siehe auch:
Bei den Oscar-Nominierungen liest man leider viel seltener von Black Swan, als ich erwartet habe. Doch das bedeutet nicht, dass der Film in den Kategorien, wo er keine Nominierung erhielt, plötzlich uninteressant ist.
Awards Daily stieß auf eine sehenswerte Featurette, die einige der visuellen Effekte von Black Swan aufschlüsselt. Wer den Film schon gesehen hat, wird ihn daraufhin sicher noch mehr zu schätzen wissen.
Spoiler-Warnung! Dieses Video begnügt sich nicht mit den ersten Minuten des Films! Erst Black Swan gucken, dann die Effektzusammenstellung! Ich warne euch!
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Freitag, 28. Januar 2011
Tron: Legacy
Als ich frisch aus Tron: Legacy stolperte, sagte mir mein Verstand, ich sei hin und weg. Mein Bauchgefühl war dagegen verlangender als befriedigt. Nun gut, ich hatte mich mit Trailer-Dauerberieselung und stetem Verfolgen der viralen Kampagne sowie zahlreicher Interviews auch dermaßen hochgehypt, dass es eine cineastische Offenbarung benötigte, um mich weiterhin positiv überraschen zu können.
Mittlerweile habe ich jedoch eine Ahnung, was den wahren Grund für meine ambivalente Erstreaktion auf Tron: Legacy darstellte. Ich erwartete nichtmal zuviel, sondern was falsches. Ich malte mir eine Entwicklung von Super Mario Bros. zu Super Mario 64 aus, oder gar zu Super Mario Galaxy. Stattdessen steht Tron: Legacy seinem Vorgänger gegenüber, wie Super Mario Bros. 3 zu Marios Jump'n'Run-Lehrstunde. Meine Hoffnung hätte sicherlich einige Tron-Liebhaber verärgert, Tron: Legacy sollte das Original nehmen und radikal umstürzen, einen vollkommen anderen Ton anschlagen und anderen filmphysikalischen Gesetzen gehorchen. Tron: Legacy aber ist viel mehr eine konsequente Weiterentwicklung von Tron. Seine Welt ist ausgereifter, sein Verständnis und seine Bewertung der Computertechnologie dem heutigen Standard angepasst, gestalterisch setzt Tron: Legacy allerdings schlichtweg das um, was man schon damals gemacht hätte, wäre die entsprechende Voraussicht, Expertise und Technik vorhanden gewesen. Nur ein wenig glasiger, schlanker und transparenter ist es, das Spieleraster. Ein Hauch mehr Apple-Sexiness statt Arcade-Klobigkeit.
Im Hinblick auf die Fangemeinde und beim Versuch, etwas von meinen subjektiven Wünschen abzukehren, ist der Weg, den Tron: Legacy ging weiser gewählt, als der von mir erhoffte Pfad. Nicht, dass Tron: Legacy nur das Gute von Tron wiederholte. Die Figuren mögen schärfer umrissen und interessanter sein, ihre Dynamik untereinander und von Kevin Flynn und Quorra abgesehen auch ihre gesamte Charakterisierung ist eher mau beziehungsweise flach. Nur Michael Sheens schrille, wandelnde Jukebox namens Castor, eine Art "Cyberspace-Frank-N-Furter, hätte ihn Lucas Grabeel unter den weisen Ratschlägen von Ziggy Stardust gespielt", darf von den restlichen Figuren so offensichtlich charakterisiert sein, wie sie nunmal ist. Wirklich, Castor ist ein schillernder Pfau unter den Programmen von Tron: Legacy und verdient seine eigene Cyberpunk-Sitcom. Manche werden Castor hassen, aber die wissen seine verschrobene Art einfach nicht zu schätzen.
Dennoch, Tron: Legacy ist smarter, als viele wegen seines Blockbuster-Budgets und berauschend lärmenden Art zutrauen wollen. Es ist eine auf Film gebannte, schimmernde und tönende Kunstinstallation, deren ganzer sinnästhetischer Sinn sich nicht auf Anhieb entschließt, die aber ohne jeden Zweifel etwas über Technologie, Massenmedien und deren Nutzer aussagt. Dass nebenher noch eine konventionelle Popcornkino-Story erzählt wird, ist dem Medium geschuldet.
Was, ihr glaubt mir nicht, dass Tron: Legacy neben sinnloser Unterhaltung auch Verstand bietet? Eins sage ich euch, fänden einige der Szenen von Tron: Legacy nicht auf einer Leinwand im Multiplex statt, sondern auf der Theaterbühne oder (mit runtergedrehter Lautstärke und weniger Effekgewitter) zwischen zwei anerkannten Kunstfilmen, dann fingen alle an, die Architektur der Szenerie zu analysieren, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen (so lange es nicht um zwischenmenschliches geht, sind die Dialoge eigentlich recht passabel) und über die Sinnästhetik sowie ihrer verborgenen Intention zu philosophieren.
Was Kosinski und den Autoren Adam Horowitz & Edward Kitsis, wie schon den Macher von Tron, nicht gelang, ist es beide Rezeptionswelten ihres Films so zu verschmelzen, dass er problemlos sowohl als eigenwilliges Experiment, wie auch als unterhaltender Blockbuster erkannt wird. In dieser Hinsicht blieb man dem Tron-Vokabular zu treu, um die eingeschworenen Fans nicht zu vergraulen, als dass man die Gelegenheit nutzte, das Drehbuch zu verfassen, dass Steven Lisberger zu Beginn der 80er Jahre mangels Erfahrung nicht kreieren konnte. Doch das ist sehr viel verlangt. Schon beim intelligenteren Inception werfen Cineasten ein, dass der Film nur intellektuell auftrete und eigentlich vollkommen hohl sei, da man der Handlung ja folgen kann. Als wenn sich Niveau nur auf der oberflächlichen Narrative abspiele...
Ein bedeutenderer Kritikpunkt ist, dass die Autoren keine fließende Dramaturgie schufen - und Regieneuling Joseph Kosinski inszenatorisch nicht gegen das unbeabsichtig episodische Naturell seines Films anzusteuern vermochte. Man könnte fast der TV-Herkunft der ehemaligen Lost-Autoren die Schuld in die Schuhe schieben. Da haben wir den alles in Bewegung bringenden Piloten, die Disc-Wars-Episode, die rührende Vater/Sohn-Drama-Folge, die spannungstechnisch durchhängende und Exposition nachschiebende Brückenepisode, die vollkommen abgefahrene Highlight-Episode mit jeder Menge "Nein, das entstand wirklich komplett nüchtern, ehrlich!"-Momenten... Tron: Legacy ist ein wahnsinniger Zusammenschnitt einer kompletten Fernsehserie, die es nie gab, und der einvernehmende, klanggewaltige Score von Daft Punk verstärkt dieses Gefühl nur. Dank Daft Punk und Kosinskis in Kapiteln betrachtet sehr zielsicheren und ästhetischen Inszenierung ist Tron: Legacy immer wieder für den Moment faszinierend und spannend - sobald man den gesamten Handlungsbogen betrachtet, halten die holpernden Aktübergänge den Gesamtfilm etwas stärker in Zaum.
Trotz eines das Werkumspannenden, sinnästhetischen Reizes, ist das Tron: Legacy demnach weniger als die Summe der beeindruckenden Actionpassagen und seiner gelungeneren Charaktermomente, welche abstrahiert einen über die konventionelle Handlung hinweg führenden, tieferen Sinn erörtern.
Anders ausgedrückt: An der Kinokasse Hirn gegen 3D-Brille austauschen und berauschen lassen, den Plot zugunsten der Spannung und Gesamtwirkung ungefragt hinnehmen. Oder aber die Membranen auf Hochtouren bringen und künstästhetische, philosophisch-informatische Analysen über den hinter der stupiden Blockbuster-Fassade der Narrative verborgenen Subtext führen. Bis die Fortsetzung kommt, und Tron endlich zur verdienten Perfektion bringt. Möglicherweise.
Weiteres zu Tron Legacy:
- Meine Quotenmeter-Kritik
- Die Historie von Tron
- Die 10 besten Soundtracks 2010
- Derezzed-Musikvideo
- Elektrifiziert die Jungs und Mädchen...
- Hinter den Kulissen des Tron: Legacy-Sounddesigns
- Neues vom Musikraster
- Der dritte umwerfende Trailer zum Film
- Somewhere Over The Grid
- Erlebnisbericht: Tron Night
- Wie der Lichtrenner gestaltet wurde
- Die Darsteller und der Regisseur verraten interessante Details
- Das Konzeptvideo, mit dem alles begann
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Donnerstag, 27. Januar 2011
Tron Legacy: Wie der Lichtrenner gestaltet wurde
Endlich läuft Tron: Legacy auch in den deutschen Kinos! Ich empfehle ein gutes 3D-Kino, Sitzplätze in der Mitte der Reihe und leicht nach hitnen vom Zentrum des Saals versetzt, ein Kino mit fetter Soundanlage und die Fähigkeit, sich für rund 120 Minuten fallen zu lassen.
Die Dialoge, ja, sie sind ab und zu unterwältigend. Aber das Design, die Ideen und die Musik... Wow!
Siehe auch:
Die Dialoge, ja, sie sind ab und zu unterwältigend. Aber das Design, die Ideen und die Musik... Wow!
Siehe auch:
- Neues vom Musikraster
- Tron und der digitale Bürger
- Mein Erlebnisbericht von der Tron Night
- Der erste reguläre Kinotrailer
- Der zweite reguläre Kinotrailer
- Der dritte reguläre Kinotrailer
- Somewhere Over The Grid
- Elektrifiziert die Jungs und Mädchen, wenn ihr so freundlich wärt...
- Die Mathematik der cineastischen Sympathieverteilung
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Mittwoch, 26. Januar 2011
Pack' den Hasen nochmal in die Kiste!
Con Air ist der wohl beste Michael-Bay-Film, den Michael Bay niemals gedreht hat. Der mittlere Teil von Jerry Bruckheimers inoffizieller "Größer, lauter, krawalliger"-Trilogie aus den späteren 90er-Jahren stammt nämlich vom damaligen Regiedebütanten Simon West, der dieses Jahr Jason Statham im Actionfilm The Mechanic über die Leinwand jagt. Mit markigen Sprüchen, selbstironischen Darstellerleistungen und einem für einen Regieanfänger sicherlich überwältigenden Haufen an explosivem Chaos ausgestattet gehört Bruckheimers zweifach Oscar-nominierte Popcornproduktion zu den Protoypen des zwischen produktionstechnischem A- und selbstbewusstem, inhaltlichen B-Kino steckenden Testosteronkinos der Post-Achtiger-, Pre-Dauerterroralarm-Ära.
Und genau dies könnte uns bald wieder die Soundboxen um die Ohren fliegen lassen. Jedenfalls, so lange es nach West geht. Dieser wünscht sich laut Coming Soon eine Fortsetzung des Nicolas-Cage-Vehikels. Seine Bedingung: Es müssten alle zurückkehren - und mit dieser Klassenzusammenführung hat West bislang nicht angefangen. Er versprach aber, Nicolas Cage einen Floh ins Ohr zu setzen.
Also, wenn ich die Wahl zwischen "echten" Michael-Bay-Filmen wie Transformers 3 und "falschem" Bay wie Con Air habe, dann wähle ich Con Air. Inhaltlich kann man eh nicht viel kaputt machen, von daher sorge ich mich nicht um eine etwaige "Unfortsetzbarkeit" des Originals. So lange es nicht der gleiche Film, nur mit einem Bus an Stelle des Flugzeugs, wird und man die selbe Balance aus Humor, partieller Härte und Hochglanz-Krawallaction beibehalten kann, bin ich am Starttag mit dabei!
Empfehlenswerte Artikel:
Und genau dies könnte uns bald wieder die Soundboxen um die Ohren fliegen lassen. Jedenfalls, so lange es nach West geht. Dieser wünscht sich laut Coming Soon eine Fortsetzung des Nicolas-Cage-Vehikels. Seine Bedingung: Es müssten alle zurückkehren - und mit dieser Klassenzusammenführung hat West bislang nicht angefangen. Er versprach aber, Nicolas Cage einen Floh ins Ohr zu setzen.
Also, wenn ich die Wahl zwischen "echten" Michael-Bay-Filmen wie Transformers 3 und "falschem" Bay wie Con Air habe, dann wähle ich Con Air. Inhaltlich kann man eh nicht viel kaputt machen, von daher sorge ich mich nicht um eine etwaige "Unfortsetzbarkeit" des Originals. So lange es nicht der gleiche Film, nur mit einem Bus an Stelle des Flugzeugs, wird und man die selbe Balance aus Humor, partieller Härte und Hochglanz-Krawallaction beibehalten kann, bin ich am Starttag mit dabei!
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Dienstag, 25. Januar 2011
Meine Lieblings-Kinofilme 2010 (Teil II)
Es ist an der Zeit, weitestgehend mit 2010 abzuschließen. Nach der abschreckenden Liste der schlechtesten Kinofilme des Jahres und meinen halbwegs sortierten Gedanken über das Kinojahr 2010, fing ich vor einigen Tagen die Übersicht auf meine Lieblings-Kinofilme 2010 an. Die Top Ten habe ich ganz dreist ausgelassen, nicht zuletzt auch, weil ich mir über die Rangfolge der zehn Spitzenproduktionen der vergangenen zwölf Monate noch einige Gedanken machen musste.
Jetzt bin ich endlich so weit, meine Momentaufnahme spruchreif zu veröffentlichen - also zögere ich es besser nicht weiter hinaus. Schließlich stehen mittlerweile sogar die Oscar-Nominierungen fest!
Hier also meine zehn Lieblingsfilme des Kinojahres 2010!
Da mir im Kinojahr 2010 ein paar vielversprechende Independent-Filme entgangen sind, hätte ich beinahe ein schlechtes Gewissen bekommen, Prince of Persia nun an dieser Stelle über A Serious Man oder Up in the Air zu platzieren. Aber nur beinahe. A Serious Man wird zwar mit mehrfachem Ansehen imer bisser (nicht, weil man ihn dann erst verstünde, sondern weil sein Humor schlichtweg durch Wiederholung an Reiz gewinnt), bloß ist diese Hitliste keine Zukunftsprognose, sondern eine Bestandsaufnahme. Und Up in the Air hatte im Mittelteil ein paar leicht behebbare Hänger. Prince of Persia gab mir als Popcornfilm in seiner Liga mehr, als die zwei genannten Oscar-Kandidaten 2010 in ihrer Kategorie, und deswegen sehe ich nicht ein, mich für diese Entscheidung zu verteidigen. Mit seiner reisewütig machenden Orient-Abenteuerromantik, einem außerordentlich charismatischen Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle und einer ebenfalls sehr schmucken Gemma Arterton sowie einem spaßig aufgelegten Alfred Molina ist Prince of Persia ein sehr kurzweiliges Stück Popcornkino geworden, das Bruckheimers Hochglanz-Pomp mit altmodischen Hollywood-Epen vereint. Und der Score von Harry Gregson-Williams wird mit jedem Mal Anhören nicht etwa öde, sondern immer betörender. Wenn Tron: Legacy mit einem vergleichbaren weltweiten Einspielergebnis eine Fortsetzung erhält, wüsste ich nicht, weshalb es keinen zweiten Ausflug nach Bruckheimers Persien geben sollte.
Superhelden sind in unseren Unterhaltungsmedien allgegenwärtig, so dass die Filmwelt nunmehr fast alle Spielarten durchexerziert hat: Ob spaßig wie Iron Man, beschwingt mit angedeuteter Tiefe (Spider-Man) oder grimm, reif und nachdenklich wie Nolans Batman-Filme, in parodistischer Form (Superhero Movie), als schwelgende sowie eigenständige Hommage (Die Unglaublichen) oder als Dekonstruktion (Watchmen), die maskierten Rächer haben schon vieles durchgemacht. Kick-Ass nimmt dieses Spektrum und schmeißt es in einen Mixer - wodurch wir eine extrem kurzweilige, freche, alberne, knallig-bunte und beißend gesellschaftskritische Comicadaption erhalten, die an den Kinokassen leider etwas unter wert lief. Aber der treffend ausgewählte Soundtrack, ein genüsslich übertreibender Nicolas Cage und die hervorragende Chloe Mortez als rotziges und saucooles Hit-Girl werden ihn im kollektiven Nerd-Gedächtnis sturmfest verankern.
Noch vor einem Jahr wäre mir wahrscheinlich selbst im Traum nicht die Idee gekommen, den "Klassenfeind" Dreamworks mit einer derart hohen Platzierung zu ehren. Aber die Disney-Flüchtlinge Dean DeBlois und Chris Sanders (Lilo & Stitch) zauberten mit Drachenzähmen leicht gemacht einen liebevoll ausgearbeiteten Abenteuerfilm über Freundschaft und Identitätsfindung herbei, der sich mit seiner reichhaltig geschaffenen Welt obendrein optimal für das vom Studio so geliebte Geschäft mit Fortsetzungen eignet. Statt Madagascar 6 einen neuen Film über Hicks und Ohnezahn sehen zu dürfen, ist eine ungleich angenehmere Vorstellung. Neben seinen sympatischen Figuren bestach Drachenzähmen leicht gemacht insbesondere durch sein von Kameralegende Roger Deakins unterstütztes, stimmungsvolles und die gesamte Wikingerwelt des Films greifbarer machendes Lichtdesign. Und John Powell schrieb für DeBlois' und Sanders' Dreamworks-Debüt den mit Abstand besten Score seiner bisherigen Karriere - die epochalen schottisch-nordischen Folkloreklänge lassen einen sofort in eine faszinierende, familienfreundliche und trotzdem nicht ungefährliche Welt abtauchen, in der Wikinger Drachen zähmen und vielleicht bald lernen werden, wie man ein Pirat wird...
Edgar Wright drehte mit Shaun of the Dead eine irrwitzige Zombie-Parodie, auf die dann mit Hot Fuzz eine absolut abgefahrene und einfallsreiche Actionparodie folgte. Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt mag zwar keine Parodie sein, verfolgt aber konsequent Wrights exponentielles Wahnwitz-Wachstum. Der knallige, bunte und rasante Geekgasmus von einem Film wäre ein Spitzenanwärter auf den Titel "Bester Videospielfilm aller Zeiten"... entstamme seine Idee nicht einem Comic. Selten (oder gar "Noch nie"?) lehnte sich ein Realfilm so sehr an Videospiel-Dramaturgie einerseits, Comic- und Anime-Ästhetik andererseits an, und war dennoch ansehnlich und unterhaltsam. Scott Pilgrim ist in erster Linie Nerd- und Situationskomik pur, gefolgt von einem großartigen Style, der vermeintlich über die Substanz geht. Aber hier lassen sich, so meine Beobachtung, zu viele von dem feschen Äußeren blenden. Gewiss, die Handlung selbst ist sehr geradlinig und nicht gerade Stoff, der die grauen Zellen überfordert. Doch die den Film durchziehende Symbolik und die von der simplen Geschichte umspannte Thematik bieten durchaus reizvolles Analysematerial. Es ist vielleicht trivial, Liebesproblematik via Videospielmetaphern auszuloten - zumindest ist Scott Pilgrim somit dem Vorwurf der Einfallslosigkeit gefeiht. Denn all jene klassischen und dementsprechend allgemeinhin als anspruchsvoll und intellektuell akzeptierten Liebesmetaphern sind längst überrereizt. Scott Pligrim währenddessen, wird den von der Moderne losgelösten, verstaubten Museumsstereotypen Rätsel aufgeben. Und... was soll's... der Film macht einen Mordsspaß!
Ich mag Ben Affleck. Und seit The Town soviel positive Resonanz und Medienaufmerksamkeit erhielt, wie sie schon Gone Baby Gone verdiente, kann man sich im Internet auch wieder trauen, dies zuzugeben. Als Schauspieler gab er im dramatischen Kriminalthriller / spannenden Sozialkrimi / sozialkritischen Thrillerdrama /whatever zwar nicht seine Karrierebestleistung (dies wäre im dramatischen Fach ungebrochen seine Rolle in Chasing Amy), aber als Drehbuchautor und Regisseur steht Affleck noch großes bevor. Wie er ohne den belehrenden Zeigefinger zu erheben die harsche Realität in zur Kriminalität tendierenden Sozialmilieus aufzeigt, und gleichzeitig stille, freundliche Töne ausbalanciert, die adrenalingeladenen Banküberfälle nahtlos in den sonst etwas gediegeneren Film einwebt, hat echt hohe Klasse. The Town ist feinfühlig und umwerfend zugleich und ich hoffe, dass uns Affleck mit weiteren Filmen auf diesem (oder gerne auch höherem) Qualitätniveau spendiert.
Im Anschluss an seinen vermutlich berühmtesten und kultigsten Film, die Gonzo-Journalismus-Leinwandadaption Fear and Loathing in Las Vegas, verließ den US-amerikanisch-britischen Fantasten Terry Gilliam das Glück. The Man Who Killed Don Quixote war eines der größten Produktionsdebakel aller Zeiten, Brothers Grimm litt unter einem herrischen Harvey Weinstein und wurde äußerst kritisch aufgenommen. Zuletzt ging Gilliam auf die Suche nach seinem inneren Kind, welches sich als kleines und hilflos in einer eingebildeten Welt gefanges Mädchen herausstellte. Das Ergebnis, die Buchadaption Tideland, wurde böse verrissen. Um seine von ansehnlichen Höhen und niederschmetternden Tiefen geprägte Karriere zu verarbeiten, tat sich Gilliam mit seinem früheren Skriptpartner Charles McKeown zusammen, woraufhin sie ins Leere hinein die mehrfach verschlüsselt autobiographisch geprägte, surrealistische Tragikomödie Das Kabinett des Doktor Parnassus entwarfen. In die Filmhistorie ging dieses vor Einfällen beinahe platzende, gleichermaßen melancholisch einer fantasievolleren und den Kuriositäten der Welt aufgeschlossenere Zeit nachtrauernde, wie hoffnungsvolle und die Imagination zelebrierende Gedankenkonstrukt jedoch aufgrund einer Tragödie und ihren den Film (makabererweise?) aufwertenden Folgen ein: Hauptdarsteller Heath Ledger verstarb während der Dreharbeiten, weswegen die mit ihm befreundeten Schauspieler Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell für die verbliebenden Fantasiesequenzen einsprangen. Das Kabinett des Doktor Parnassus besticht mit einer traumgleichen Logik, die dennoch nicht völlig die Narrative übernimmt, so dass die grundlegende Handlung verständlich bleibt, sowie mit einem eingespielten und ambitionierten Ensemble. Eine angemessene Prise Humor, an Ideenreichtum überbordende Ausflüge in die Welt der Vorstellungskraft und eine bei allem Chaospotential fokussiert bleibende Inszenierung machen Das Kabinett des Doktor Parnassus für mich zu einem von Gilliams eindrucksvollsten Werken.
Inception. Intelligentes Kino mit berauschenden Schauwerten und einer wummernd-schwelgerischen Filmmusik. Eine clevere, die Konventionen mehrerer Genres verträumt auf den Kopf stellende, für den konzentrierten Zuschauer einfach zu verfolgende Geschichte, die allerdings nicht zwangsweise auf dem leichtesten Weg zu verstehen ist. Christopher Nolan überlässt uns unserem eigenen Schicksal in seiner im Detail irrealen Traumkonstruktion. Beschränken wir uns allein auf die Ebene des spannenden und Actionthrillers, öffnen wir uns auch der emotional vernarbten Ebene, die nicht bloß unseren Unterhaltungsnerv, sondern auch unser Herz anspricht? Oder trauen wir uns auch auf die intelektuelle Ebene? Denn was viele Cineasten nicht verstehen... vor allem jene die Nolan so lange die Treue hielten, bis er kommerziellen Erfolg verbuchte... und sich nun wieder in den Nischen anderer großer Könner verkriechen, welche bloß leider weniger Vertreter des Durchschnittspublikums verführen...: Anspruchsvolles Kino ist nicht gleichbedeutend mit einer schwer zu verfolgenden Narrative! Man kann ein simples Plotkonzept nehmen ("Mann sucht Hund") und daraus einen dummen Film drehen ("Adam Sandler hat Blähungen, sein Hund läuft ihm weg. Rob Schneider hilf Sandler, den Hund zu suchen. Chaos vorprogrammiert!") oder einen intelligenten Film, dessen oberflächliche Handlung simpel bleibt, der aber so gestaltet ist, dass wir über zahlreiche Themen nachdenken und die Symbolik des Films grübeln dürfen, sofern wir wollen. So ist Inception. Man muss nicht über die Bedeutung der Traumebenen, die Relevanz des Schuldgedanken oder vermeintliche Irrführungen diskutieren. Man kann es aber - und das finde ich wesentlich gehaltvoller, als Filme, nach denen man allein darüber rätselt, was überhaupt die Handlung war.
Dies ist der Grund, weshalb ich so lange gebraucht habe, um meine Top Ten zusammenzustellen: Die Frage "The Social Network oder Inception?" Ich habe lange mit mir gerungen. Inception hat die bessere Musik, die aufregendere Kameraarbeit und natürlich auch das überwältigendere Szenenbild. Aber The Social Network ist straffer erzählt und packt einen mit simpleren Mitteln genauso sehr, wie Nolans Großwerk. Inception erzählt eine sehr gute Idee... sehr gut. The Social Network nimmt das weniger cineastische Thema Facebook und kreiert eine zeitlose Parabel über Freundschaft, Machtgier und Verrat. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welchen Film ich besser platzieren sollte. Letztlich habe ich mich, wie ihr unschwer sehen könnt, ganz knapp für The Social Network entschieden. Die Figuren in Inception reizen mich ein Stück weit weniger, als die in The Social Network, und er hat eine (wirklich nur ein wenig) reizvollere, ambivalente Atmosphäre. Die Darstellerriege wird bei Filmpreisen leider nicht genug geehrt, dafür scheint sie wohl auch etwas zu jung sein (so manche Jury tendiert ja zu etwas gesetzteren Semestern), denn die mehrdimensionalen Figuren von The Social Network machen aus der potentiell laffen Moral-Lehrstunde eine scharfe Beobachtung ohne simple Antworten. Obwohl, okay, wir können sicher alle einigen, dass Zuckerberg ein charakterliches Arsch ist, Genie hin oder her.
Quentin Tarantinos Lieblingsfilm des Jahres - wer hätte gedacht, dass man das jemals über einen Disney/Pixar-Film sagen könnte? Der Ex-Videothekar ist zwar für seinen facettenreichen Filmgeschmack bekannt, von Softcore über Samuraifilme und Spaghettiwestern hin zu großer Kunst, und dennoch klingt es ungewöhnlich, dass er Toy Story 3 dermaßen wertschätzt. Aber wieso sollte er es auch nicht tun? Lee Unkrich nimmt das Kinopublikum in Toy Story 3 auf eine emotionale Achterbahfahrt mit, von scharfem Wortwitz und überzeichnetem Slapstick zu herzerwärmender Sehnsucht nach unbeschwerten Kindheitstagen, hochspannenden Momenten und herzzerreißender Dramatik, die einen an den Rand seines Sessels zerrt. Sehr selten fiebert man derart mit Leinwandfiguren (noch dazu einem Haufen Spielzeug!) mit, wie in Toy Story 3, einem Film der Erwachsenen gleichviel bietet, wie Kindern. Für Kinder dürfte die emotionale Reise noch aufregender (und womöglich beschwerlicher) sein, als für Erwachsene, da die gruseligen und nervenzerfetzenden Passagen die unverdorbene Jugend noch stärker treffen dürfte, gleichzeitig entfalten die rührenden und herzlicheren Stellen erst ihre volle Wirkung, wenn man wie Andy oder seine Mutter erst ein paar Jährchen mehr hat, auf die man zurückblicken kann. Toy Story 3 ist enorm kurzweilig und nicht auf den Kopf gefallen, denn der fein getarnte Gefägnisausbruchfilm berührt mit seiner toll erzählten Handlung Themen wie das Erwachsenwerden, Trennungen und Freundschaft.
Jetzt bin ich endlich so weit, meine Momentaufnahme spruchreif zu veröffentlichen - also zögere ich es besser nicht weiter hinaus. Schließlich stehen mittlerweile sogar die Oscar-Nominierungen fest!
Hier also meine zehn Lieblingsfilme des Kinojahres 2010!
Platz 10: Prince of Persia - Der Sand der Zeit
Da mir im Kinojahr 2010 ein paar vielversprechende Independent-Filme entgangen sind, hätte ich beinahe ein schlechtes Gewissen bekommen, Prince of Persia nun an dieser Stelle über A Serious Man oder Up in the Air zu platzieren. Aber nur beinahe. A Serious Man wird zwar mit mehrfachem Ansehen imer bisser (nicht, weil man ihn dann erst verstünde, sondern weil sein Humor schlichtweg durch Wiederholung an Reiz gewinnt), bloß ist diese Hitliste keine Zukunftsprognose, sondern eine Bestandsaufnahme. Und Up in the Air hatte im Mittelteil ein paar leicht behebbare Hänger. Prince of Persia gab mir als Popcornfilm in seiner Liga mehr, als die zwei genannten Oscar-Kandidaten 2010 in ihrer Kategorie, und deswegen sehe ich nicht ein, mich für diese Entscheidung zu verteidigen. Mit seiner reisewütig machenden Orient-Abenteuerromantik, einem außerordentlich charismatischen Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle und einer ebenfalls sehr schmucken Gemma Arterton sowie einem spaßig aufgelegten Alfred Molina ist Prince of Persia ein sehr kurzweiliges Stück Popcornkino geworden, das Bruckheimers Hochglanz-Pomp mit altmodischen Hollywood-Epen vereint. Und der Score von Harry Gregson-Williams wird mit jedem Mal Anhören nicht etwa öde, sondern immer betörender. Wenn Tron: Legacy mit einem vergleichbaren weltweiten Einspielergebnis eine Fortsetzung erhält, wüsste ich nicht, weshalb es keinen zweiten Ausflug nach Bruckheimers Persien geben sollte.
Platz 9: Kick-Ass
Superhelden sind in unseren Unterhaltungsmedien allgegenwärtig, so dass die Filmwelt nunmehr fast alle Spielarten durchexerziert hat: Ob spaßig wie Iron Man, beschwingt mit angedeuteter Tiefe (Spider-Man) oder grimm, reif und nachdenklich wie Nolans Batman-Filme, in parodistischer Form (Superhero Movie), als schwelgende sowie eigenständige Hommage (Die Unglaublichen) oder als Dekonstruktion (Watchmen), die maskierten Rächer haben schon vieles durchgemacht. Kick-Ass nimmt dieses Spektrum und schmeißt es in einen Mixer - wodurch wir eine extrem kurzweilige, freche, alberne, knallig-bunte und beißend gesellschaftskritische Comicadaption erhalten, die an den Kinokassen leider etwas unter wert lief. Aber der treffend ausgewählte Soundtrack, ein genüsslich übertreibender Nicolas Cage und die hervorragende Chloe Mortez als rotziges und saucooles Hit-Girl werden ihn im kollektiven Nerd-Gedächtnis sturmfest verankern.
Platz 8: Drachenzähmen leicht gemacht
Noch vor einem Jahr wäre mir wahrscheinlich selbst im Traum nicht die Idee gekommen, den "Klassenfeind" Dreamworks mit einer derart hohen Platzierung zu ehren. Aber die Disney-Flüchtlinge Dean DeBlois und Chris Sanders (Lilo & Stitch) zauberten mit Drachenzähmen leicht gemacht einen liebevoll ausgearbeiteten Abenteuerfilm über Freundschaft und Identitätsfindung herbei, der sich mit seiner reichhaltig geschaffenen Welt obendrein optimal für das vom Studio so geliebte Geschäft mit Fortsetzungen eignet. Statt Madagascar 6 einen neuen Film über Hicks und Ohnezahn sehen zu dürfen, ist eine ungleich angenehmere Vorstellung. Neben seinen sympatischen Figuren bestach Drachenzähmen leicht gemacht insbesondere durch sein von Kameralegende Roger Deakins unterstütztes, stimmungsvolles und die gesamte Wikingerwelt des Films greifbarer machendes Lichtdesign. Und John Powell schrieb für DeBlois' und Sanders' Dreamworks-Debüt den mit Abstand besten Score seiner bisherigen Karriere - die epochalen schottisch-nordischen Folkloreklänge lassen einen sofort in eine faszinierende, familienfreundliche und trotzdem nicht ungefährliche Welt abtauchen, in der Wikinger Drachen zähmen und vielleicht bald lernen werden, wie man ein Pirat wird...
Edgar Wright drehte mit Shaun of the Dead eine irrwitzige Zombie-Parodie, auf die dann mit Hot Fuzz eine absolut abgefahrene und einfallsreiche Actionparodie folgte. Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt mag zwar keine Parodie sein, verfolgt aber konsequent Wrights exponentielles Wahnwitz-Wachstum. Der knallige, bunte und rasante Geekgasmus von einem Film wäre ein Spitzenanwärter auf den Titel "Bester Videospielfilm aller Zeiten"... entstamme seine Idee nicht einem Comic. Selten (oder gar "Noch nie"?) lehnte sich ein Realfilm so sehr an Videospiel-Dramaturgie einerseits, Comic- und Anime-Ästhetik andererseits an, und war dennoch ansehnlich und unterhaltsam. Scott Pilgrim ist in erster Linie Nerd- und Situationskomik pur, gefolgt von einem großartigen Style, der vermeintlich über die Substanz geht. Aber hier lassen sich, so meine Beobachtung, zu viele von dem feschen Äußeren blenden. Gewiss, die Handlung selbst ist sehr geradlinig und nicht gerade Stoff, der die grauen Zellen überfordert. Doch die den Film durchziehende Symbolik und die von der simplen Geschichte umspannte Thematik bieten durchaus reizvolles Analysematerial. Es ist vielleicht trivial, Liebesproblematik via Videospielmetaphern auszuloten - zumindest ist Scott Pilgrim somit dem Vorwurf der Einfallslosigkeit gefeiht. Denn all jene klassischen und dementsprechend allgemeinhin als anspruchsvoll und intellektuell akzeptierten Liebesmetaphern sind längst überrereizt. Scott Pligrim währenddessen, wird den von der Moderne losgelösten, verstaubten Museumsstereotypen Rätsel aufgeben. Und... was soll's... der Film macht einen Mordsspaß!
Platz 6: The Town
Ich mag Ben Affleck. Und seit The Town soviel positive Resonanz und Medienaufmerksamkeit erhielt, wie sie schon Gone Baby Gone verdiente, kann man sich im Internet auch wieder trauen, dies zuzugeben. Als Schauspieler gab er im dramatischen Kriminalthriller / spannenden Sozialkrimi / sozialkritischen Thrillerdrama /whatever zwar nicht seine Karrierebestleistung (dies wäre im dramatischen Fach ungebrochen seine Rolle in Chasing Amy), aber als Drehbuchautor und Regisseur steht Affleck noch großes bevor. Wie er ohne den belehrenden Zeigefinger zu erheben die harsche Realität in zur Kriminalität tendierenden Sozialmilieus aufzeigt, und gleichzeitig stille, freundliche Töne ausbalanciert, die adrenalingeladenen Banküberfälle nahtlos in den sonst etwas gediegeneren Film einwebt, hat echt hohe Klasse. The Town ist feinfühlig und umwerfend zugleich und ich hoffe, dass uns Affleck mit weiteren Filmen auf diesem (oder gerne auch höherem) Qualitätniveau spendiert.
Platz 5: Das Kabinett des Doktor Parnassus
Im Anschluss an seinen vermutlich berühmtesten und kultigsten Film, die Gonzo-Journalismus-Leinwandadaption Fear and Loathing in Las Vegas, verließ den US-amerikanisch-britischen Fantasten Terry Gilliam das Glück. The Man Who Killed Don Quixote war eines der größten Produktionsdebakel aller Zeiten, Brothers Grimm litt unter einem herrischen Harvey Weinstein und wurde äußerst kritisch aufgenommen. Zuletzt ging Gilliam auf die Suche nach seinem inneren Kind, welches sich als kleines und hilflos in einer eingebildeten Welt gefanges Mädchen herausstellte. Das Ergebnis, die Buchadaption Tideland, wurde böse verrissen. Um seine von ansehnlichen Höhen und niederschmetternden Tiefen geprägte Karriere zu verarbeiten, tat sich Gilliam mit seinem früheren Skriptpartner Charles McKeown zusammen, woraufhin sie ins Leere hinein die mehrfach verschlüsselt autobiographisch geprägte, surrealistische Tragikomödie Das Kabinett des Doktor Parnassus entwarfen. In die Filmhistorie ging dieses vor Einfällen beinahe platzende, gleichermaßen melancholisch einer fantasievolleren und den Kuriositäten der Welt aufgeschlossenere Zeit nachtrauernde, wie hoffnungsvolle und die Imagination zelebrierende Gedankenkonstrukt jedoch aufgrund einer Tragödie und ihren den Film (makabererweise?) aufwertenden Folgen ein: Hauptdarsteller Heath Ledger verstarb während der Dreharbeiten, weswegen die mit ihm befreundeten Schauspieler Johnny Depp, Jude Law und Colin Farrell für die verbliebenden Fantasiesequenzen einsprangen. Das Kabinett des Doktor Parnassus besticht mit einer traumgleichen Logik, die dennoch nicht völlig die Narrative übernimmt, so dass die grundlegende Handlung verständlich bleibt, sowie mit einem eingespielten und ambitionierten Ensemble. Eine angemessene Prise Humor, an Ideenreichtum überbordende Ausflüge in die Welt der Vorstellungskraft und eine bei allem Chaospotential fokussiert bleibende Inszenierung machen Das Kabinett des Doktor Parnassus für mich zu einem von Gilliams eindrucksvollsten Werken.
Platz 4: Inception
Inception. Intelligentes Kino mit berauschenden Schauwerten und einer wummernd-schwelgerischen Filmmusik. Eine clevere, die Konventionen mehrerer Genres verträumt auf den Kopf stellende, für den konzentrierten Zuschauer einfach zu verfolgende Geschichte, die allerdings nicht zwangsweise auf dem leichtesten Weg zu verstehen ist. Christopher Nolan überlässt uns unserem eigenen Schicksal in seiner im Detail irrealen Traumkonstruktion. Beschränken wir uns allein auf die Ebene des spannenden und Actionthrillers, öffnen wir uns auch der emotional vernarbten Ebene, die nicht bloß unseren Unterhaltungsnerv, sondern auch unser Herz anspricht? Oder trauen wir uns auch auf die intelektuelle Ebene? Denn was viele Cineasten nicht verstehen... vor allem jene die Nolan so lange die Treue hielten, bis er kommerziellen Erfolg verbuchte... und sich nun wieder in den Nischen anderer großer Könner verkriechen, welche bloß leider weniger Vertreter des Durchschnittspublikums verführen...: Anspruchsvolles Kino ist nicht gleichbedeutend mit einer schwer zu verfolgenden Narrative! Man kann ein simples Plotkonzept nehmen ("Mann sucht Hund") und daraus einen dummen Film drehen ("Adam Sandler hat Blähungen, sein Hund läuft ihm weg. Rob Schneider hilf Sandler, den Hund zu suchen. Chaos vorprogrammiert!") oder einen intelligenten Film, dessen oberflächliche Handlung simpel bleibt, der aber so gestaltet ist, dass wir über zahlreiche Themen nachdenken und die Symbolik des Films grübeln dürfen, sofern wir wollen. So ist Inception. Man muss nicht über die Bedeutung der Traumebenen, die Relevanz des Schuldgedanken oder vermeintliche Irrführungen diskutieren. Man kann es aber - und das finde ich wesentlich gehaltvoller, als Filme, nach denen man allein darüber rätselt, was überhaupt die Handlung war.
Platz 3: The Social Network
Dies ist der Grund, weshalb ich so lange gebraucht habe, um meine Top Ten zusammenzustellen: Die Frage "The Social Network oder Inception?" Ich habe lange mit mir gerungen. Inception hat die bessere Musik, die aufregendere Kameraarbeit und natürlich auch das überwältigendere Szenenbild. Aber The Social Network ist straffer erzählt und packt einen mit simpleren Mitteln genauso sehr, wie Nolans Großwerk. Inception erzählt eine sehr gute Idee... sehr gut. The Social Network nimmt das weniger cineastische Thema Facebook und kreiert eine zeitlose Parabel über Freundschaft, Machtgier und Verrat. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden, welchen Film ich besser platzieren sollte. Letztlich habe ich mich, wie ihr unschwer sehen könnt, ganz knapp für The Social Network entschieden. Die Figuren in Inception reizen mich ein Stück weit weniger, als die in The Social Network, und er hat eine (wirklich nur ein wenig) reizvollere, ambivalente Atmosphäre. Die Darstellerriege wird bei Filmpreisen leider nicht genug geehrt, dafür scheint sie wohl auch etwas zu jung sein (so manche Jury tendiert ja zu etwas gesetzteren Semestern), denn die mehrdimensionalen Figuren von The Social Network machen aus der potentiell laffen Moral-Lehrstunde eine scharfe Beobachtung ohne simple Antworten. Obwohl, okay, wir können sicher alle einigen, dass Zuckerberg ein charakterliches Arsch ist, Genie hin oder her.
Platz 2: Toy Story 3
Quentin Tarantinos Lieblingsfilm des Jahres - wer hätte gedacht, dass man das jemals über einen Disney/Pixar-Film sagen könnte? Der Ex-Videothekar ist zwar für seinen facettenreichen Filmgeschmack bekannt, von Softcore über Samuraifilme und Spaghettiwestern hin zu großer Kunst, und dennoch klingt es ungewöhnlich, dass er Toy Story 3 dermaßen wertschätzt. Aber wieso sollte er es auch nicht tun? Lee Unkrich nimmt das Kinopublikum in Toy Story 3 auf eine emotionale Achterbahfahrt mit, von scharfem Wortwitz und überzeichnetem Slapstick zu herzerwärmender Sehnsucht nach unbeschwerten Kindheitstagen, hochspannenden Momenten und herzzerreißender Dramatik, die einen an den Rand seines Sessels zerrt. Sehr selten fiebert man derart mit Leinwandfiguren (noch dazu einem Haufen Spielzeug!) mit, wie in Toy Story 3, einem Film der Erwachsenen gleichviel bietet, wie Kindern. Für Kinder dürfte die emotionale Reise noch aufregender (und womöglich beschwerlicher) sein, als für Erwachsene, da die gruseligen und nervenzerfetzenden Passagen die unverdorbene Jugend noch stärker treffen dürfte, gleichzeitig entfalten die rührenden und herzlicheren Stellen erst ihre volle Wirkung, wenn man wie Andy oder seine Mutter erst ein paar Jährchen mehr hat, auf die man zurückblicken kann. Toy Story 3 ist enorm kurzweilig und nicht auf den Kopf gefallen, denn der fein getarnte Gefägnisausbruchfilm berührt mit seiner toll erzählten Handlung Themen wie das Erwachsenwerden, Trennungen und Freundschaft.
Platz 1: Rapunzel
Fast ein Jahrzehnt in der Planungsphase. Der 50. abendfüllende Animationsfilm der Disney-Trickstudios. Die Rückkehr des Hofkomponisten Alan Menken. Eine turbulente Produktionsgeschichte und das Versprechen, die Starre der Computeranimation mit der Wärme und Zartheit der disney'schen Zeichentrickfilme zu unterwandern. Oder, um zum Punkt zu kommen: Alles andere, als mindestens die Silbermedaille für Rapunzel, wäre eine herbe Enttäuschung! Doch Disneys zweiter Versuch in Folge, wieder zu den Wurzeln zurückzukehren, ist mehr als bloß geglückt: In Deutschland ist Rapunzel auf dem besten Wege, Inception von Platz 3 der Jahrescharts zu stürzen, in den USA reichte es für die Produktion der Walt Disney Animation Studios immerhin für die Top 10 (zum ersten Mal Tarzan 1999) und weltweit steht er allein hinter Tarzan, Aladdin und Der König der Löwen. Da der blonden Prinzessin noch einige profitable Märkte bevorstehen, könnte sie sogar bald in die Top 3 aufsteigen. Aber das (zumindest im Rahmen dieses Artikels) entscheidendste ist: All dieser Erfolg kommt vollstens verdient! Rapunzel wird dem Durchschnittspublikum sicherlich als ein gutes Disneymärchen in Erinnerung bleiben, aber für mich als Disneyfan ist es ein lang ersehntes und mit viel Liebe gestaltetes Geschenk. Disney soll keinesfalls wieder die Musicalformel überreizen oder sich allein auf Märchen beschränken, aber wenn gelegentlich solche Glanzstücke wie Rapunzel entstehen, dann geht mir wahrlich das Herz auf. Die Animation ist fantastisch, die künstlerische Gestaltung im besten Sinne märchenhaft und die Figuren haben diesen magischen Disney-Charme, den man einem Nicht-Disneyfan so schwer erklären kann. Zauberhafte Romantik, gesunder Humor und eine fesche Prise Abenteuer verleihen der atemberaubenden Verpackung von Rapunzel einen Inhalt, wie man ihn sich von seinem aufgeweckten Disney-Märchen wünscht und machen Glen Keanes Traumprojekt zu einem Disney-Meilenstein für die Ewigkeit. Soll so viel über die Kreisel aus Inception diskutiert werden, wie man will, soll David Finchers Freundschafts- und Gierparabel mit ihrem den Zeitgeist einfangenden Facebook-Aufhänger doch seine ganzen Preise abräumen und Toy Story 3 als zigster Pixar-Film vom Feuilleton als die Reifewerdung des kindischen Trickfilms gefeiert werden - Walt Disneys Dumbo feiert am 23. Oktober den 70. Jahrestag seiner Uraufführung, und noch freuen sich Kinder und Erwachsene gleichermaßen über die Neuveröffentlichung dieses Films für ihr Heimkino. In 70 Jahren werden Filmhistoriker und Animationsliebhaber in einer Dokumentation erklären, wieso Rapunzel heutzutage so rezipiert wurde und warum er in der Retrospektive so wirkt. Es sei denn natürlich, die Inkas haben recht. Aber für den verfrühten Weltuntergang kann unser Langhaar ja nichts.
Eine ehrenhafte (oder unehrenhafte?) Sonernennung geht an dieser Stelle noch an Knight & Day. Der Agentenactioner mit Tom Cruise und Camerin Diaz gehörte zu den unterhaltsamsten Kinoerlebnissen des vergangenen Jahres. Aber aus unfreiwilligen Gründen. Es stimmt einfach kaum etwas in diesem Regiedesaster, James Mangold verlor jeglichen Fokus und ließ seine Produktion in alle möglichen Richtungen abdriften. Und Tom Cruise gibt, ohne es zu wissen, die beste Tom-Cruise-Parodie aller Zeiten ab. Ich wollte keine unabsichtlich gelungenen Filme in die Hitliste mit einschließen, täte ich es jedoch, wäre er wohl im ersten Teil dieser Hitliste gelandet.
Außerdem habe ich lange überlegt, Tron: Legacy zu berücksichtigen. Doch ich fand es nachvollziehbarer, wenn ich mich am deutschen Kinojahr orientiere. Da das Spektakel aber erst dieses Jahr startet, habe ich es aus der Liste rausgekürzt.
Viel mehr kann ich an dieser Stelle auch nicht mehr über mein Kinojahr 2010 erzählen. Ich kann nur hoffen, dass Disneys Trickstudios, Dreamworks und Illumination Entertainment und Pixar das Niveau halten können, während sich Bruckheimer, Kevin Smith und das Independent-Kino 2011 steigern können. Der Nerdfaktor von 2010 kann sich übrigens gerne auf 2011 übertragen.
Weitere Hitlisten:
Eine ehrenhafte (oder unehrenhafte?) Sonernennung geht an dieser Stelle noch an Knight & Day. Der Agentenactioner mit Tom Cruise und Camerin Diaz gehörte zu den unterhaltsamsten Kinoerlebnissen des vergangenen Jahres. Aber aus unfreiwilligen Gründen. Es stimmt einfach kaum etwas in diesem Regiedesaster, James Mangold verlor jeglichen Fokus und ließ seine Produktion in alle möglichen Richtungen abdriften. Und Tom Cruise gibt, ohne es zu wissen, die beste Tom-Cruise-Parodie aller Zeiten ab. Ich wollte keine unabsichtlich gelungenen Filme in die Hitliste mit einschließen, täte ich es jedoch, wäre er wohl im ersten Teil dieser Hitliste gelandet.
Außerdem habe ich lange überlegt, Tron: Legacy zu berücksichtigen. Doch ich fand es nachvollziehbarer, wenn ich mich am deutschen Kinojahr orientiere. Da das Spektakel aber erst dieses Jahr startet, habe ich es aus der Liste rausgekürzt.
Viel mehr kann ich an dieser Stelle auch nicht mehr über mein Kinojahr 2010 erzählen. Ich kann nur hoffen, dass Disneys Trickstudios, Dreamworks und Illumination Entertainment und Pixar das Niveau halten können, während sich Bruckheimer, Kevin Smith und das Independent-Kino 2011 steigern können. Der Nerdfaktor von 2010 kann sich übrigens gerne auf 2011 übertragen.
Weitere Hitlisten:
- Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder
- Fear and Loathing in Disneyville
- Mehr Nazis braucht man nicht
- Abseits der Attraktionen: Meine Top Ten im Disneyland Paris
- Meine Lieblings-Kinofilme 2010
- Meine Lieblings-Kinofilme 2011 - Teil I
- Meine Lieblings-Kinofilme 2011 - Teil II
- Meine Lieblings-Kinofilme 2011 - Teil III
- Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Teil I)
- Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Teil II)
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- Meine 25 Lieblingsfilme 2012 (Das Finale!)
- Meine 30 Lieblingsfilme 2013 (Teil I)
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- Meine 30 Lieblingsfilme 2014 (Teil I)
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Oscar 2011: Die Nominierungen für die 83. Academy Awards
Nein... nein... nein! Das kann nicht sein! Neeeeeein! Christopher Nolan bekommt keine Regie-Nominierung? Und wo ist die Anerkennung für Rapunzel?
Wann für mich die momentane Oscar-Saison losging? Das erste, zarte Aufflackern der Oscar-Vorfreude vernahm ich erstaunlich früh, nämlich am 25. März 2010. An diesem Tag startete in Deutschland Drachenzähmen leicht gemacht, ein klarer Anwärter auf eine Nominierung in der Kategorie "Bester Trickfilm" (sowie ein verdienter Kandidat für den Musik-Oscar). Richtig los ging es aber am 29. Juli, als zeitgleich Toy Story 3 und Inception, zwei Spitzenkandidaten für Nominierungen in der Hauptkategorie hierzulande anliefen. Über ein halbes Jahr fieberte ich also auf diesen Moment hin, die Verlesung der Nominierungen. Schafft es Pixar zum zweiten Mal in Folge ins zehn Filme umfassende Hauptfeld? Wie schneidet Christopher Nolans Traumthriller ab?
Jetzt ist endlich Gewissheit eingekehrt... Hier die Nominierungen für die 83. Academy Awards:
(Siehe außerdem meinen Kommentar zu den Nominierungen bei Quotenmeter.de)
Bester Film:
- “Black Swan” Mike Medavoy, Brian Oliver und Scott Franklin
- “The Fighter” David Hoberman, Todd Lieberman und Mark Wahlberg
- “Inception” Emma Thomas und Christopher Nolan
- “The Kids Are All Right” Gary Gilbert, Jeffrey Levy-Hinte und Celine Rattray
- “The King's Speech” Iain Canning, Emile Sherman und Gareth Unwin
- “127 Hours” Christian Colson, Danny Boyle und John Smithson
- “The Social Network” Scott Rudin, Dana Brunetti, Michael De Luca und Ceán Chaffin,
- “Toy Story 3” Darla K. Anderson
- “True Grit” Scott Rudin, Ethan Coen und Joel Coen
- “Winter's Bone" Anne Rosellini und Alix Madigan-Yorkin
Kommentar: Ich bin sehr, sehr enttäuscht, dass es The Town nicht geschafft hat. Aber was solls! Wir haben nun einen dritten Animationsfilm im Bunde der "Bester Film"-Nominierten, yay!
Beste Regie:
- “Black Swan” Darren Aronofsky
- “The Fighter” David O. Russell
- “The King's Speech” Tom Hooper
- “The Social Network” David Fincher
- “True Grit” Joel Coen und Ethan Coen
Kommentar: Wohl der größte Schocker dieser Liste. Statt (wie von mir vermutet) David O. Russel auszuknocken, haben die Coens Christopher Nolans Platz in der Regiekategorie eingenommen. Mir schwant, dass darüber noch sehr viel diskutiert wird...
Bester Hauptdarsteller:
- Javier Bardem in “Biutiful”
- Jeff Bridges in “True Grit”
- Jesse Eisenberg in “The Social Network”
- Colin Firth in “The King's Speech”
- James Franco in “127 Hours”
Kommentar: Huiii, dass ich mich so sehr über Javier Bardem freue, der auch während der Verkündung am meisten Applaus bekam (da seine Publizisten im Raum waren), liegt allein daran, dass ich mit meinem vermeintlich riskanten Tipp richtig lag. Habe Biutiful ja noch nicht gesehen. Wie dem auch sei, der Gewinner steht eh ziemlich sicher fest: Colin Firth für The King's Speech, der Wiederbelebung des klassichen Oscar-Miramax-Films (wenngleich unter anderem Studionamen).
Bester Nebendarsteller:
- Christian Bale in “The Fighter”
- John Hawkes in “Winter's Bone”
- Jeremy Renner in “The Town”
- Mark Ruffalo in “The Kids Are All Right”
- Geoffrey Rush in “The King's Speech”
Kommentar: Nagut, dass es mit Timberlake nichts wird, hätte man sich ja denken können, aber dass Andrew Garfield leer ausgeht, ist eine echte Überraschung. Ob man hieran schon ablesen kann, dass Finchers Film längst nicht so übermächtig wie erwartet ist?
Beste Hauptdarstellerin:
- Annette Bening in “The Kids Are All Right”
- Nicole Kidman in “Rabbit Hole”
- Jennifer Lawrence in “Winter's Bone”
- Natalie Portman in “Black Swan”
- Michelle Williams in “Blue Valentine”
Kommentar: Fast das gleiche Spiel, wie bei den Hauptdarstellern: Portman wird gewinnen und während ihre Agenten für sie jubelten, freute ich mich bei Michelle Williams' Nennung, dass ich gut getippt habe.
Beste Nebendarstellerin:
- Amy Adams in “The Fighter”
- Helena Bonham Carter in “The King's Speech”
- Melissa Leo in “The Fighter”
- Hailee Steinfeld in “True Grit”
- Jacki Weaver in “Animal Kingdom”
Kommentar: Das Oscar-Feld ist dieses Jahr eh schon erstaunlich jung, da musste es wohl irgendwo ein paar Opfer unter den Jungdarstellern geben. Mila Kunis erhielt leider keine Nominierung für ihre Rolle in Black Swan.
Bester Animationsfilm:
- “Drachenzähmen leicht gemacht” Chris Sanders und Dean DeBlois
- “The Illusionist” Sylvain Chomet
- “Toy Story 3” Lee Unkrich
Kommentar: Rapunzel... :'-(
Bester Schnitt:
- “Black Swan” Andrew Weisblum
- “The Fighter” Pamela Martin
- “The King's Speech” Tariq Anwar
- “127 Hours” Jon Harris
- “The Social Network” Angus Wall und Kirk Baxter
Kommentar: Weder der einfallsreiche Scott Pilgrim, noch Nolans epochales Werk Inception haben es unter die Nominierten geschafft. Wirklich schade, aber vielleicht überzeugen mich ja die in Deutschland noch nicht veröffentlichten "Ersatznominierten"?
Bestes Szenenbild:
- “Alice im Wunderland” Produktionsdesign: Robert Stromberg; Set-Dekoration: Karen O'Hara
- “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1” Produktionsdesign: Stuart Craig; Set-Dekoration: Stephenie McMillan
- “Inception” Produktionsdesign: Guy Hendrix Dyas; Set-Dekoration: Larry Dias und Doug Mowat
- “The King's Speech” Produktionsdesign: Eve Stewart; Set-Dekoration: Judy Farr
- “True Grit” Produktionsdesign: Jess Gonchor; Set-Dekoration: Nancy Haigh
Kommentar: Da habe ich die Liebe für Black Swan wohl überschätzt und den Zauberschüler unterschätzt.
Beste Kostüme:
- “Alice im Wunderland” Colleen Atwood
- “I Am Love” Antonella Cannarozzi
- “The King's Speech” Jenny Beavan
- “Der Sturm” Sandy Powell
- “True Grit” Mary Zophres
Kommentar: Mit dem italienischen Liebesdrama I Am Love hätte ich an dieser Stelle wirklich nicht gerechnet. Dafür haben sich wieder zwei der großen Damen in dieser Kategorie getroffen, Sandy Powell und Colleen Atwood. Sehr häufig gewinnt in solchen Fällen auch eine der beiden. Oscar-Wettfreaks werfen nun eine Münze in die Luft und setzen daraufhin ihr Geld...
Beste Kamera:
- “Black Swan” Matthew Libatique
- “Inception” Wally Pfister
- “The King's Speech” Danny Cohen
- “The Social Network” Jeff Cronenweth
- “True Grit” Roger Deakins
Kommentar: Abgesehen davon, dass ich mich über einen 5/5-Wert meiner Prognose freue, freue ich mich auch sehr über dieses Nominiertenfeld. Der eher ruhige Kameramaestro Roger Deakins gegen den hypnotischen und wagemutigeren Wally Pfister, die fantastische Arbeit aus Black Swan, Danny Cohen UND Jeff Cronenweth. Ein Spitzenfeld.
Bester Tonschnitt:
- “Inception” Richard King
- “Toy Story 3” Tom Myers und Michael Silvers
- “Tron: Legacy” Gwendolyn Yates Whittle und Addison Teague
- “True Grit” Skip Lievsay und Craig Berkey
- “Unstoppable” Mark P. Stoeckinger
Kommentar: Black Swan habe ich in den "technischen" Kategorien allgemein überschätzt - und ja, mit zwei Animationsfilmen zu rechnen war auch sehr utopisch von mir... Aber insgeheim freue ich mich für Unstoppable.
Bester Ton:
- “Inception” Lora Hirschberg, Gary A. Rizzo und Ed Novick
- “The King's Speech” Paul Hamblin, Martin Jensen und John Midgley
- “Salt” Jeffrey J. Haboush, Greg P. Russell, Scott Millan und William Sarokin
- “The Social Network” Ren Klyce, David Parker, Michael Semanick und Mark Weingarten
- “True Grit” Skip Lievsay, Craig Berkey, Greg Orloff und Peter F. Kurland
Kommentar: Black Swan und Tron: Legacy überschätzt, The Social Network und The King's Speech unterschätzt. Und Respekt an Sony, wer auch immer sich die Oscar-Taktik mit den nur an bestimmte Academy-Mitglieder versandten Kopien ausdachte, kann sich diese Nominierung auf die Fahnen schreiben. Gebt dem Kerl verfrühtes Weihnachtsgeld!
Bestes Makeup:
- “Barney's Version” Adrien Morot
- “The Way Back” Edouard F. Henriques, Gregory Funk und Yolanda Toussieng
- “The Wolfman” Rick Baker und Dave Elsey
Kommentar: Autsch...
Beste Dokumentation:
- “Banksy - Exit through the Gift Shop” Banksy und Jaimie D'Cruz
- “Gasland” Josh Fox und Trish Adlesic
- “Inside Job” Charles Ferguson und Audrey Marrs
- “Restrepo” Tim Hetherington und Sebastian Junger
- “Waste Land” Lucy Walker und Angus Aynsley
Beste Kurzdokumentation:
- “Killing in the Name” Nominees to be determined
- “Poster Girl” Nominees to be determined
- “Strangers No More” Karen Goodman und Kirk Simon
- “Sun Come Up” Jennifer Redfearn und Tim Metzger
- “The Warriors of Qiugang” Ruby Yang und Thomas Lennon
- “Biutiful” Mexiko
- “Dogtooth” Griechenland
- “In einer besseren Welt” Dänemark
- “Incendies” Kanada
- “Outside the Law (Hors-la-loi)” Algerien
Kommentar: Biutiful ist (nicht zu letzt durch Bardems Nominierung in der Darstellerkategorie) der Favorit, aber das bedeutet in dieser Kategorie meistens auch sicheres scheitern...
Bester animierter Kurzfilm:
- “Day & Night” Teddy Newton
- “The Gruffalo” Jakob Schuh und Max Lang
- “Let's Pollute” Geefwee Boedoe
- “The Lost Thing” Shaun Tan und Andrew Ruhemann
- “Madagascar, carnet de voyage (Madagascar, a Journey Diary)” Bastien Dubois
Bester Kurzfilm:
- “The Confession” Tanel Toom
- “The Crush” Michael Creagh
- “God of Love” Luke Matheny
- “Na Wewe” Ivan Goldschmidt
- “Wish 143” Ian Barnes und Samantha Waite
- “Alice im Wunderland” Ken Ralston, David Schaub, Carey Villegas und Sean Phillips
- “Harry Potter und die Heiligtümer des Toded - Teil 1” Tim Burke, John Richardson, Christian Manz und Nicolas Aithadi
- “Hereafter” Michael Owens, Bryan Grill, Stephan Trojanski und Joe Farrell
- “Inception” Paul Franklin, Chris Corbould, Andrew Lockley und Peter Bebb
- “Iron Man 2” Janek Sirrs, Ben Snow, Ged Wright und Daniel Sudick
Kommentar: Kein Tron: Legacy, ehrlich? Ich denke, irgendwo in Burbank setzt sich nun jemand heulend neben Byron Howard und Nathan Greno...
Bestes adaptiertes Drehbuch:
- “127 Hours” Drehbuch von Danny Boyle & Simon Beaufoy
- “The Social Network”Drehbuch von Aaron Sorkin
- “Toy Story 3” Drehbuch von Michael Arndt; Story von John Lasseter, Andrew Stanton und Lee Unkrich
- “True Grit” Für die Leinwand verfasst durch Joel Coen & Ethan Coen
- “Winter's Bone” Für die Leinwand adaptiert durch Debra Granik & Anne Rosellini
Kommentar: Und ein neuer Pixar-Film, der sich in einer Drehbuchkategorie durchsetzen kann. Zudem ist es eine der wenigen Fortsetzungen, die sich in der Adaptionskategorie gegen die klassischeren Theater- und Buchadaptionen durchsetzen konnte. Ein Sieg scheint aber leider ausgeschlossen... Verflucht seist du... Faaaaaceboooooook! *erkenne die Hommage!*
Bestes Original-Drehbuch:
- “Another Year” Geschrieben von Mike Leigh
- “The Fighter” Drehbuch von Scott Silver und Paul Tamasy & Eric Johnson; Story von Keith Dorrington & Paul Tamasy & Eric Johnson
- “Inception” Geschrieben von Christopher Nolan
- “The Kids Are All Right” Geschrieben von Lisa Cholodenko & Stuart Blumberg
- “The King's Speech” Drehbuch von David Seidler
Kommentar: Irgendwo beginnt ein Blogger gerade eine erregte Hasstirade auf die Academy-Abneigungen gegenüber Horrorfilme und Psychothriller, da Black Swan trotz all seiner Kritikeranerkennung keine Nominierung erhielt, während Mike Leigh (mehr oder weniger überraschend) eine weitere Nominierung abgreifen konnte.
Beste Filmmusik:
- “Drachenzähmen leicht gemacht” John Powell
- “Inception” Hans Zimmer
- “The King's Speech” Alexandre Desplat
- “127 Hours” A.R. Rahman
- “The Social Network” Trent Reznor und Atticus Ross
Kommentar: Sehr, sehr, sehr schade um Tron: Legacy, aber ich freue mich unheimlich über die trotz allem unsicher scheinende Nominierung für Drachenzähmen leicht gemacht.
Bester Song:
- “Coming Home” aus “Country Strong” Musik und Text von Tom Douglas, Troy Verges und Hillary Lindsey
- “I See the Light” aus “Rapunzel” Musik von Alan Menken, Text von Glenn Slater
- “If I Rise” aus “127 Hours” Musik von A.R. Rahman, Text von Dido und Rollo Armstrong
- “We Belong Together” aus “Toy Story 3" Musik und Text von Randy Newman
Kommentar: Ich lag richtig, dass der fünfte Slot leer bleibt, und dass Rapunzel nominiert wird. Ansonsten: Upps...
Die meistnominierten Filme:
12 Nominierungen für The King's Speech
10 Nominierungen für True Grit
8 Nominierungen für The Social Network
8 Nominierungen für Inception
7 Nominierungen für The Fighter
6 Nominierungen für 127 Hours
5 Nominierungen für Black Swan
5 Nominierungen für Toy Story 3
4 Nominierungen für The Kids Are All Right
4 Nominierungen für Winter's Bone
3 Nominierungen für Alice im Wunderland
2 Nominierungen für Biutiful
2 Nominierungen für Drachenzähmen leicht gemacht
2 Nominierungen für Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1
Das fürfte viele überraschen: Nicht The Social Network oder Inception erhielt die meisten Nominierungen, sonder The King's Speech. Es könnten glatt wieder die 90er-Jahre sein, als Harvey Weinstein die Oscarwelt dominierte. Toy Story 3 steht Zehenspitze an Zehenspitze mit Black Swan, was man als Ehrung für den einen oder als Entäuschung für den anderen bezeichnen könnte. Rapunzel hätte mehr Liebe verdient. Und nichtmal eine Nominierung für Christopher Nolan als bester Regisseur? Ehrlich?
Prognosen-Gesamterfolg: 75/101
Ich bin insgesamt recht zufrieden mit meiner Prognose, aber es kann immer noch besser werden. Es zeichnet sich in den letzten Jahren ab, dass ich mich oft zu Gunsten von Filmen irre, die ich bereits sah. Wird Zeit, dass ich die Möglichkeit bekomme, alle Topfavoriten vor dem Tag der Nominierung zu sehen!
Weitere Oscar-Artikel:
Golden Globes in Trubel?
Besonders empfindsame Gemüter haben sich weiterhin nicht von Ricky Gervais' Moderation der diesjährigen Golden Globes erholt, da weist die NY Times ihre Leser auf ein viel ernsteres, aber weniger Schlagzeilten-attraktiveres Problem mit den Globes hin. Die Chancen stehen nämlich äußerst schlecht, dass es kommendes Jahr eine im Fernsehen übertragende Preisverleihung geben wird.
Wie der NY Times zu entnehmen ist, stehen die Hollywood Foreign Press Association (die Organisation hinter den Globes) und die Showproduktionsfirma Dick Clark Productions im Rechtsstreit zueinander. Die HFPA soll bereits am 17. November letzten Jahres die Produzenten der Preisverleihung verklagt haben, weil sie sich mit den Showrechten verselbstständigt und eigenmächtig eine neue, achtjährige Vereinbarung mit dem Fernsehsender NBC eingegangen sei. Vergangenen Dienstag haben beide Seiten ihre Terminvorschläge eingereicht, für wann sie eine gerichtliche Verhandlung machbar halten. Nicht nur, dass beide Parteien unterschiedliche Termine einreichten, beide seien augenscheinlich fatal für die Planung der nächstjährigen Globes-Verleihung, da sie kein ausreichendes Zeitfenster übrig lassen, in dem die HFPA einen neuen Showproduzenten finden und alle weiteren organisatorischen Pflichten erledigen könnte.
Naivlinge unter uns fragen sich, wieso nun alle davon ausgehen, dass die Globes ausfallen müssen, obwohl man sie ja auch schlicht etwas später nachholen könnte, doch sie wagen es nicht, diese Anmerkungen auszusprechen, da sie sicherlich unfassbar dumm ist. Da muss ein offensichtlicher Grund unübersehbar im Raum stehen... Nicht wahr?
Wie der NY Times zu entnehmen ist, stehen die Hollywood Foreign Press Association (die Organisation hinter den Globes) und die Showproduktionsfirma Dick Clark Productions im Rechtsstreit zueinander. Die HFPA soll bereits am 17. November letzten Jahres die Produzenten der Preisverleihung verklagt haben, weil sie sich mit den Showrechten verselbstständigt und eigenmächtig eine neue, achtjährige Vereinbarung mit dem Fernsehsender NBC eingegangen sei. Vergangenen Dienstag haben beide Seiten ihre Terminvorschläge eingereicht, für wann sie eine gerichtliche Verhandlung machbar halten. Nicht nur, dass beide Parteien unterschiedliche Termine einreichten, beide seien augenscheinlich fatal für die Planung der nächstjährigen Globes-Verleihung, da sie kein ausreichendes Zeitfenster übrig lassen, in dem die HFPA einen neuen Showproduzenten finden und alle weiteren organisatorischen Pflichten erledigen könnte.
Naivlinge unter uns fragen sich, wieso nun alle davon ausgehen, dass die Globes ausfallen müssen, obwohl man sie ja auch schlicht etwas später nachholen könnte, doch sie wagen es nicht, diese Anmerkungen auszusprechen, da sie sicherlich unfassbar dumm ist. Da muss ein offensichtlicher Grund unübersehbar im Raum stehen... Nicht wahr?
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Montag, 24. Januar 2011
Kevin Smiths "Red State" splittet das Sundance-Publikum
Es hätte so eine schöne und einprägsame Sensation werden können. Jahrelang heizte uns Kult-Filmregisseur Kevin Smith wegen seines Religionshorrorthrillers Red State ein, der als grimme und pessimistische Antithese zu Dogma seine Karriere und womöglich sogar Hollywoods Independentkino revolutionieren sollte. Die Tickets zur Premiere im Rahmen des Sundance Festivals gingen auf dem Schwarzmarkt für dreistellige Summen weg. Obwohl niemand, außerhalb des Ensembles und der Filmcrew, Red State gesehen oder überhaupt eine aussagekräftige Inhaltsangabe gelesen hat, versammelten sich christlich-fanatische Protestler auf dem Filmfestival, um im Namen Gottes gegen diesen Film und alle abscheulichen Sünden der modernen Welt, insbesondere Homosexualität, zu wettern. Mhjaaa... manche Leute scheinen wohl Bibelkopien zu besitzen, in denen dieser ganze lästige Ballast von wegen Toleranz und Nächstenliebe nicht vorkommt. Wie soll man denn auch sonst seine Freizeit gestalten, wenn nicht durch dämliche Proteste?! Kevin Smith reagierte jedenfalls auf seine eigene, markante Weise und veranstaltete mit Freunden eine Gegendemonstration, deren Hassplakate mit Sprüchen wie "God Hates Mewes" oder "Dick Tastes Yummy!" verziert waren.
Das Vorfeld zur Neuerfindung eines der knalligsten Sprachrohre einer Generation (semi-)unabhängiger Filmemacher stimmte... und dann wurde Red State aufgeführt... und dann explodierte Twitter. Liebe, Akzeptanz, Hass. Einige Filmkritiker und -blogger schwörten, nie wieder über Kevin Smith zu berichten. Andere sahen die Ambitionen hinter Red State und drückten deshalb trotz großer Schwächen ihr Wohlwollen aus. Wieder andere sprachen von wahrer Kunst, wenngleich nicht perfekt ausgereifter. Wenn eines alle Reaktionen vereinte, dann die Hoffnung, dass Smith (ähnlich wie Quentin Tarantino im Anschluss der Inglourious Basterds-Premiere in Cannes) diese Festivalaufführung als Testlauf sieht und nochmal in den Schneideraum spurtet, um seinem Film (wahlweise als Chaos oder ungeschliffenen Diamanten zu bezeichnen) den letzten Dreh zu verleihen. Hoch stehen die Chancen jedoch nicht, denn Tarantino ist erfahrungsgemäß selbstkritischer als der "neue" Kevin Smith, der die letzten Monate (oder Jahre?) seiner Karriere damit verbrachte, Filmkritiker anzugreifen, statt nach konstruktiven Besserungsvorschlägen zu suchen.
Spricht man über die Internetreaktionen auf Kevin Smiths Red State, darf man eins nicht außer Acht lassen: Dass sich mehr und mehr die Medienresonanz auf Smiths Handeln und Schaffen auf filmischer Ebene verstärkt mit der Position bezüglich seiner Persona und außerfilmischen Tätigkeiten vermengt. Ähnlich, wie einige Vertreter der Medien die Kritik am langweiligen und energielosen The Tourist mit einer vehementen Abneigung gegenüber Florian Henckel von Donnersmarck verwechselten, so dass aus schlechten Kritiken flammende Hasstiraden wurden.
So schworen Collider und einige andere namenhafte Filmportale über Twitter im Anschluss an die zur Premiere gehörenden Q&A-Stunde mit Kevin Smith, diese Kerl nie wieder Aufmerksamkeit zu schenken - denn er sei zu einem doppelzüngigen und megalomanischen Taschenspieler verkommen. Was geschehen ist? Kevin Smith kündigte über Twitter an, er werde die Vertriebsrechte an Red State direkt nach der Aufführung losschlagen - "Auction Style!!!". Filmportale deuteten dies so, dass er seinen Film dem Ergebnis einer außergewöhnlichen und in diesem Stil wohl einmaligen Versteigerung überlässt. Sehr naheliegend, doch weiterhin eine Interpretation Smiths Aussage. Was passierte stattdessen, nachdem der Abspann von Red State durchlief (und verkündete, dass der Großteil des Casts im Hockeydrama Hit Somebody zurückkehren wird)? Smith erklärte, wie sehr er die Vertriebsmaschinerie Hollywoods hasst, und er noch mehr Marketing verabscheut. Ein Film wie Red State, der vier Millionen Dollar kostete, um produziert zu werden, müsse in diesen Zeiten mit einem Marketingbudget von mindestens 20 Millionnen Dollar in die Welt entlassen werden, und das sehe er nicht ein. Die Marketing- und Vertriebsrechte abzugeben, wäre für ihn so, als erziehe jemand anderes sein Kind. Dann kündigte er seinen Produzenten Jon Gordon an, der sich nun als Auktionator um den zukünftigen Vertrieb von Red State sorgen wird. Smith bot daraufhin sofort 20 symbolische Dollar - und bekam ohne zu zögern den Zuschlag. Es folgte ein Smith-typischer Monolog über die Hollywoodmaschinerie, und wie sehr er sie verabscheue --- währenddessen schwappten die verprellten Reaktionen auf den Auktions-Gag ins Web über. Nicht nur Kinokritiker sollen wütend gewesen sein. Laut der LA Times befanden sich auch einige Studiobosse im Publikum, darunter der jahrelange Smith-Unterstützer Harvey Weinstein, hoffend den plötzlich wieder verlockend klingenden Film erwerben zu können. Als die Scherzauktion über die Bühne lief, liefen ihm auch viele Studiobosse davon.
Mit den Vertriebsrechten in der Hand, wolle Smith übrigens richtig weit zurück in der Filmtradition zurückgehen. Ab dem 5. März soll Red State in den USA auf Roadshow-Tour gehen. Stück für Stück werden einige Städte abgeklappert, in denen Red State für einige Zeit bleibt, vorzugsweise als Kinoevent inklusive Q&A mit Kevin Smith, der solche manchmal trockenen Veranstaltungen immer in ein urkomisches Stand-Up-Improprogramm verwandelt. Zum 17. Jahrestag des Kinostarts von Clerks, am 19. Oktober, wird Red State, sofern alles nach Smiths Plänen verläuft, regulär in den US-Kinos starten. Bis dahin hofft der sehr eigensinnig gewordene Filmschaffende knapp die Hälfte des Budgets wieder eingeholt zu haben. Für Smith sei der Schritt zurück in die Vergangenheit ein Schritt in die Zukunft des Independentkinos, als erweitertes Modell der Miramax-Taktik aus goldenen Zeiten dieses Studios, wo man Good Will Hunting in nur zwei Städten startete, ihm wochenlang den Raum gab, sich zu beweisen und Mundpropaganda zu produzieren und dann strategisch ausgewählt die Kopienanzahl langsam erweitert wurde. Nicht, dass Expansionen mittlerweile tabu wären, aber sie finden nicht mehr mit so ausgefuchsten Strategien statt, wie damals, als Miramax das Independentkino dominierte.
Aber die Träume Smiths fanden einige Kritiker: So könnten (heutzutage) nur wenige Filmemacher von Roadshows leben. 70-Dollar-Karten für einen Film inklusive Q&A, das funktioniert bestenfalls bei engagierten und kurzweiligen Plaudertaschen wie ihm oder Tarantino. Traumtänzerisch, die Vorstellung, dass irgendwer unbekanntes Smiths Modell übernehmen könne.
Auch die weiteren Pläne des Clerks-Machers wurden, bestenfalls, durchwachsen aufgenommen. Mit Hit Somebody möchte er seinen letzten eigenen Film drehen, daraufhin werde er nur noch anderen Independent-Filmern zur Seite stehen, sei es als Mentor oder Produzent (manche Seiten sprechen auch von einer möglichen Funktion als Ideengeber). Zudem ist Teil seines neuen Konzepts, sämtlichen Filmjournalismus zu übergehen. Ähnlich wie Seltzer/Friedberg (Angst vor Hass) oder Til Schweiger (weil der Feuilleton keine seichte Unterhaltung mag).
Aber wie reagierten die Zuschauer nun auf Red State selbst, wie ist der Konsens, versucht man die völlig vergrämten Stimmen auszusieben? Ich habe mal ein buntes Sammelsurium an Meinungen zusammengestellt:
David Chen lobt in seinem kurzen Vlog den ohne festen POV arbeitende Aufbau von Red State, Peter von /Film nennt Red State Kevin Smiths aus filmtechnischer Sicht gelungstes Werk und ist besonders begeistert von den hochspannenden Actionsequenzen. (*klick*)
Katey von Cinema Blend kritisiert die Unmengen an Exposition, die unsympatischen Figuren, die unkonzentrierte Dramaturgie sowie die zu ausgedehnten Dialogpassagen.
Erik von Cinematical zählt Red State klar zu den besten Filmen von Kevin Smith, nennt ihn einvernehmend und klaustrophobisch, aber sequenzweise unnötig durch unpassende Old-School-Kevin-Smith-Dialoge verlangsamt und moralsauer. Doch selbst die schlechtesten Stellen des Films sollen durch das großartig aufspielende Ensemble, insbesondere Michael Parks, gerettet werden. Red State ist rau, intensiv, glaubwürdig und redsam... und redsam... und redsam...
FirstShowings Ethan sieht Red State als einnehmenden, spannenden sowie schwarzhumorigen Thriller mit dem besten geschriebenen Material in Smiths Karriere. Parks' Figur ist herausragend gespielt und bekommt kraftvolle, eloquent verfasste, fehlgeleitet-poetische Dialogzeilen. Eine Oscar-Nominierung für Parks wäre mehr als nur verdient. Bloß ist sein zentraler Monolog viel zu lang. Wie der gesamte Film - ein paar Kürzungen wären sehr hilfreich. Die Figuren seien überzeichnet, aber relevant und kraftvoll, ebenso wie die Moral zwar deutlich, allerdings sehr wichtig und kraftvoll sei.
Neil Gaiman schrieb über Twitter, Red State sei das beste, was Kevin Smith je tat.
Todd McCarthy von THR schrieb, dass Ultrakonservative Red State hassen werden. Andere werden Smiths unerschütterliche Respektlosigkeit und freigeistige Umkehrung von Genreerwartungen lieben. Die Regie nennt er behände, die Kameraarbeit nett (im positven Sinne, nicht im "naja... pfff... nett... irgendwie"-Sinne).
Auf HitFix hingegen schrieb Redakteur Drew McWeeny kritisiert, dass man für keine der Figuren mitfühlt, der Ablauf repetitiv sei und der gesamte Film undurchdacht und halbgar.
Worin sich die meisten der verlinkten Kritiken und viele weitere einig sind: Michael Parks ist in seiner Rolle als fundamentalistischer Priester genial. Oscar-Wetten werden ab jetzt angenommen. Bis die übernächsten Nominierungen feststehen, drücken wir die Daumen, dass Kevin Smith seinen Stolz schluckt und nochmal an Red State die Schere ansetzt. Wenn selbst die positivsten Kritiken, sogar jene die ihn als Kunstwerk bezeichnen, sagen, dass die Oscar-würdige Darstellung von Michael Parks am 20-minütigen Monolog leidet (geschweige denn der gesamte Film), dann sollte man vielleicht nachschauen, ob er ein wenig gestrafft werden kann. Wie gesagt, sogar Quentin Tarantino schnipselte an Inglourious Basterds herum - und so sehr ich Kevin Smith als Autor respektiere, er ist kein derart versierter Regisseur wie Tarantino, so dass er sich komplette Kritikresistenz erlauben könnte.
Mehr über Kevin Smith:
Das Vorfeld zur Neuerfindung eines der knalligsten Sprachrohre einer Generation (semi-)unabhängiger Filmemacher stimmte... und dann wurde Red State aufgeführt... und dann explodierte Twitter. Liebe, Akzeptanz, Hass. Einige Filmkritiker und -blogger schwörten, nie wieder über Kevin Smith zu berichten. Andere sahen die Ambitionen hinter Red State und drückten deshalb trotz großer Schwächen ihr Wohlwollen aus. Wieder andere sprachen von wahrer Kunst, wenngleich nicht perfekt ausgereifter. Wenn eines alle Reaktionen vereinte, dann die Hoffnung, dass Smith (ähnlich wie Quentin Tarantino im Anschluss der Inglourious Basterds-Premiere in Cannes) diese Festivalaufführung als Testlauf sieht und nochmal in den Schneideraum spurtet, um seinem Film (wahlweise als Chaos oder ungeschliffenen Diamanten zu bezeichnen) den letzten Dreh zu verleihen. Hoch stehen die Chancen jedoch nicht, denn Tarantino ist erfahrungsgemäß selbstkritischer als der "neue" Kevin Smith, der die letzten Monate (oder Jahre?) seiner Karriere damit verbrachte, Filmkritiker anzugreifen, statt nach konstruktiven Besserungsvorschlägen zu suchen.
Spricht man über die Internetreaktionen auf Kevin Smiths Red State, darf man eins nicht außer Acht lassen: Dass sich mehr und mehr die Medienresonanz auf Smiths Handeln und Schaffen auf filmischer Ebene verstärkt mit der Position bezüglich seiner Persona und außerfilmischen Tätigkeiten vermengt. Ähnlich, wie einige Vertreter der Medien die Kritik am langweiligen und energielosen The Tourist mit einer vehementen Abneigung gegenüber Florian Henckel von Donnersmarck verwechselten, so dass aus schlechten Kritiken flammende Hasstiraden wurden.
So schworen Collider und einige andere namenhafte Filmportale über Twitter im Anschluss an die zur Premiere gehörenden Q&A-Stunde mit Kevin Smith, diese Kerl nie wieder Aufmerksamkeit zu schenken - denn er sei zu einem doppelzüngigen und megalomanischen Taschenspieler verkommen. Was geschehen ist? Kevin Smith kündigte über Twitter an, er werde die Vertriebsrechte an Red State direkt nach der Aufführung losschlagen - "Auction Style!!!". Filmportale deuteten dies so, dass er seinen Film dem Ergebnis einer außergewöhnlichen und in diesem Stil wohl einmaligen Versteigerung überlässt. Sehr naheliegend, doch weiterhin eine Interpretation Smiths Aussage. Was passierte stattdessen, nachdem der Abspann von Red State durchlief (und verkündete, dass der Großteil des Casts im Hockeydrama Hit Somebody zurückkehren wird)? Smith erklärte, wie sehr er die Vertriebsmaschinerie Hollywoods hasst, und er noch mehr Marketing verabscheut. Ein Film wie Red State, der vier Millionen Dollar kostete, um produziert zu werden, müsse in diesen Zeiten mit einem Marketingbudget von mindestens 20 Millionnen Dollar in die Welt entlassen werden, und das sehe er nicht ein. Die Marketing- und Vertriebsrechte abzugeben, wäre für ihn so, als erziehe jemand anderes sein Kind. Dann kündigte er seinen Produzenten Jon Gordon an, der sich nun als Auktionator um den zukünftigen Vertrieb von Red State sorgen wird. Smith bot daraufhin sofort 20 symbolische Dollar - und bekam ohne zu zögern den Zuschlag. Es folgte ein Smith-typischer Monolog über die Hollywoodmaschinerie, und wie sehr er sie verabscheue --- währenddessen schwappten die verprellten Reaktionen auf den Auktions-Gag ins Web über. Nicht nur Kinokritiker sollen wütend gewesen sein. Laut der LA Times befanden sich auch einige Studiobosse im Publikum, darunter der jahrelange Smith-Unterstützer Harvey Weinstein, hoffend den plötzlich wieder verlockend klingenden Film erwerben zu können. Als die Scherzauktion über die Bühne lief, liefen ihm auch viele Studiobosse davon.
Mit den Vertriebsrechten in der Hand, wolle Smith übrigens richtig weit zurück in der Filmtradition zurückgehen. Ab dem 5. März soll Red State in den USA auf Roadshow-Tour gehen. Stück für Stück werden einige Städte abgeklappert, in denen Red State für einige Zeit bleibt, vorzugsweise als Kinoevent inklusive Q&A mit Kevin Smith, der solche manchmal trockenen Veranstaltungen immer in ein urkomisches Stand-Up-Improprogramm verwandelt. Zum 17. Jahrestag des Kinostarts von Clerks, am 19. Oktober, wird Red State, sofern alles nach Smiths Plänen verläuft, regulär in den US-Kinos starten. Bis dahin hofft der sehr eigensinnig gewordene Filmschaffende knapp die Hälfte des Budgets wieder eingeholt zu haben. Für Smith sei der Schritt zurück in die Vergangenheit ein Schritt in die Zukunft des Independentkinos, als erweitertes Modell der Miramax-Taktik aus goldenen Zeiten dieses Studios, wo man Good Will Hunting in nur zwei Städten startete, ihm wochenlang den Raum gab, sich zu beweisen und Mundpropaganda zu produzieren und dann strategisch ausgewählt die Kopienanzahl langsam erweitert wurde. Nicht, dass Expansionen mittlerweile tabu wären, aber sie finden nicht mehr mit so ausgefuchsten Strategien statt, wie damals, als Miramax das Independentkino dominierte.
Aber die Träume Smiths fanden einige Kritiker: So könnten (heutzutage) nur wenige Filmemacher von Roadshows leben. 70-Dollar-Karten für einen Film inklusive Q&A, das funktioniert bestenfalls bei engagierten und kurzweiligen Plaudertaschen wie ihm oder Tarantino. Traumtänzerisch, die Vorstellung, dass irgendwer unbekanntes Smiths Modell übernehmen könne.
Auch die weiteren Pläne des Clerks-Machers wurden, bestenfalls, durchwachsen aufgenommen. Mit Hit Somebody möchte er seinen letzten eigenen Film drehen, daraufhin werde er nur noch anderen Independent-Filmern zur Seite stehen, sei es als Mentor oder Produzent (manche Seiten sprechen auch von einer möglichen Funktion als Ideengeber). Zudem ist Teil seines neuen Konzepts, sämtlichen Filmjournalismus zu übergehen. Ähnlich wie Seltzer/Friedberg (Angst vor Hass) oder Til Schweiger (weil der Feuilleton keine seichte Unterhaltung mag).
Aber wie reagierten die Zuschauer nun auf Red State selbst, wie ist der Konsens, versucht man die völlig vergrämten Stimmen auszusieben? Ich habe mal ein buntes Sammelsurium an Meinungen zusammengestellt:
David Chen lobt in seinem kurzen Vlog den ohne festen POV arbeitende Aufbau von Red State, Peter von /Film nennt Red State Kevin Smiths aus filmtechnischer Sicht gelungstes Werk und ist besonders begeistert von den hochspannenden Actionsequenzen. (*klick*)
Katey von Cinema Blend kritisiert die Unmengen an Exposition, die unsympatischen Figuren, die unkonzentrierte Dramaturgie sowie die zu ausgedehnten Dialogpassagen.
Erik von Cinematical zählt Red State klar zu den besten Filmen von Kevin Smith, nennt ihn einvernehmend und klaustrophobisch, aber sequenzweise unnötig durch unpassende Old-School-Kevin-Smith-Dialoge verlangsamt und moralsauer. Doch selbst die schlechtesten Stellen des Films sollen durch das großartig aufspielende Ensemble, insbesondere Michael Parks, gerettet werden. Red State ist rau, intensiv, glaubwürdig und redsam... und redsam... und redsam...
FirstShowings Ethan sieht Red State als einnehmenden, spannenden sowie schwarzhumorigen Thriller mit dem besten geschriebenen Material in Smiths Karriere. Parks' Figur ist herausragend gespielt und bekommt kraftvolle, eloquent verfasste, fehlgeleitet-poetische Dialogzeilen. Eine Oscar-Nominierung für Parks wäre mehr als nur verdient. Bloß ist sein zentraler Monolog viel zu lang. Wie der gesamte Film - ein paar Kürzungen wären sehr hilfreich. Die Figuren seien überzeichnet, aber relevant und kraftvoll, ebenso wie die Moral zwar deutlich, allerdings sehr wichtig und kraftvoll sei.
Neil Gaiman schrieb über Twitter, Red State sei das beste, was Kevin Smith je tat.
Todd McCarthy von THR schrieb, dass Ultrakonservative Red State hassen werden. Andere werden Smiths unerschütterliche Respektlosigkeit und freigeistige Umkehrung von Genreerwartungen lieben. Die Regie nennt er behände, die Kameraarbeit nett (im positven Sinne, nicht im "naja... pfff... nett... irgendwie"-Sinne).
Auf HitFix hingegen schrieb Redakteur Drew McWeeny kritisiert, dass man für keine der Figuren mitfühlt, der Ablauf repetitiv sei und der gesamte Film undurchdacht und halbgar.
Worin sich die meisten der verlinkten Kritiken und viele weitere einig sind: Michael Parks ist in seiner Rolle als fundamentalistischer Priester genial. Oscar-Wetten werden ab jetzt angenommen. Bis die übernächsten Nominierungen feststehen, drücken wir die Daumen, dass Kevin Smith seinen Stolz schluckt und nochmal an Red State die Schere ansetzt. Wenn selbst die positivsten Kritiken, sogar jene die ihn als Kunstwerk bezeichnen, sagen, dass die Oscar-würdige Darstellung von Michael Parks am 20-minütigen Monolog leidet (geschweige denn der gesamte Film), dann sollte man vielleicht nachschauen, ob er ein wenig gestrafft werden kann. Wie gesagt, sogar Quentin Tarantino schnipselte an Inglourious Basterds herum - und so sehr ich Kevin Smith als Autor respektiere, er ist kein derart versierter Regisseur wie Tarantino, so dass er sich komplette Kritikresistenz erlauben könnte.
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Sonntag, 23. Januar 2011
Teaser für neuen "Tron"-Film abgedreht
Donnerstag startet Tron: Legacy endlich in den deutschen Kinos. Der weltweite Erfolg der von Disney gehypten und Tron-Fans lang erwarteten Fortsetzung bietet Diskussionsstoff, um ganze Bücher zu füllen (Box Office Mojo feiert ihn als erstaunlicher Ausbau einer Nischenmarke, andere belachen ihn ob des enormen Marketings als weit unter den Erwartungen liegend), und dennoch werden deutsche Kinogänger das 3D-Kinoevent mit einem anderen Hintergrundwissen erleben können, als es noch die ersten US-Zuschauer taten.
Sie können sich nämlich mit einer größeren gewissheit darauf verlassen, dass Disney an seinen Plänen für eine Fortsetzung festhalten möchte. Wie Harry von AICN erfuhr, wurde ein drei Sequenzen umfassender, spezieller Teaser Trailer gedreht, der als Extra für DVD/Blu-ray den Grundstock für den dritten Tron-Film legen wird. Dieser Teaser Trailer enthält, mehr oder minder naturgemäß, Spoiler für Tron: Legacy, weshalb ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte (wer sich nicht zügeln möchte, kann sich ja den Artikel bei AICN durchlesen). Allerdings kann ich schonmal sagen, dass Tron 3 offensichtlich intensiv in der ausführlichen Marketing-Kampagne für Tron: Legacy verankert ist und zahlreiche Verknüpfungspunkte an die viralen Aktionen hat. Die Interviewaussagen der Autoren und von Regisseur Joseph Kosinski, man habe sich eine ausgefeilte Mythologie erdacht, scheinen also Substanz zu haben.
Stellt sich bloß noch die Frage, was Tron hat, das Prince of Persia nicht hatte. Tron: Legacy hat nicht einmal alle Kinomärkte abgeklappert und wird wohl seine Fortsetzung erhalten (augenscheinlich soll das Teaser-Material schon länger abgedreht sein, aber würde Disney es weiterhin als Teaser deklarieren, wäre Teil 3 tot?), während Prince of Persia-Fans weiterhin auf eine offizielle Stellungnahme warten. "Fortsetzung? Niemals!" oder "Jupp, könnte kommen!"? Beide Filme spielen in der gleichen Box-Office-Liga: Prince of Persia nahm 335 Millionen Dollar ein und lief sehr gut auf Blu-ray, Tron: Legacy liegt derzeit bei 330 Millionen Dollar und sollte mit seinen noch ausstehenden Märkten auf 350 bis 400 Millionen Dollar klettern, letzteres aber nur bei einem Sensationserfolg in Deutschland, der Türkei und Frankreich. Wieso ist Disney bei Tron also sorgenfrei und winkt die Fortsetzung ohne zu zögern durch, während Prince of Persia als Problemfall und Flop gilt?
Einerseits profitiert Tron: Legacy davon, dass er eine schon bekannte Marke aktualisierte und bekannter machte - Prince of Persia wäre aus Disneys Sicht dagegen erst ein Franchise-Start gewesen. Etwas am Leben zu erhalten ist eine leichtere Entscheidung, als erst groß etwas aufzuziehen. Dann nahm Tron: Legacy wesentlich mehr in den USA ein, als es Bruckheimers Abenteuerfilm tat (160 Mio. vs. 90 Mio.) - und zu guter letzt: Tron soll wohl ordentlich Merchandising verkaufen. Die ElecTRONica-Nächte im Disneys California Adventure-Park sind ebenfalls ein Renner und werden voraussichtlich bis April weitergeführt. Das bot Prince of Persia nicht.
Ich hätte zu beiden Filmen gerne eine Fortsetzung - von daher nehme ich die Meldung bezüglich Tron 3 dankend an. Und ja, ich muss sagen, der Teaser klingt super...
Siehe auch:
Sie können sich nämlich mit einer größeren gewissheit darauf verlassen, dass Disney an seinen Plänen für eine Fortsetzung festhalten möchte. Wie Harry von AICN erfuhr, wurde ein drei Sequenzen umfassender, spezieller Teaser Trailer gedreht, der als Extra für DVD/Blu-ray den Grundstock für den dritten Tron-Film legen wird. Dieser Teaser Trailer enthält, mehr oder minder naturgemäß, Spoiler für Tron: Legacy, weshalb ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte (wer sich nicht zügeln möchte, kann sich ja den Artikel bei AICN durchlesen). Allerdings kann ich schonmal sagen, dass Tron 3 offensichtlich intensiv in der ausführlichen Marketing-Kampagne für Tron: Legacy verankert ist und zahlreiche Verknüpfungspunkte an die viralen Aktionen hat. Die Interviewaussagen der Autoren und von Regisseur Joseph Kosinski, man habe sich eine ausgefeilte Mythologie erdacht, scheinen also Substanz zu haben.
Stellt sich bloß noch die Frage, was Tron hat, das Prince of Persia nicht hatte. Tron: Legacy hat nicht einmal alle Kinomärkte abgeklappert und wird wohl seine Fortsetzung erhalten (augenscheinlich soll das Teaser-Material schon länger abgedreht sein, aber würde Disney es weiterhin als Teaser deklarieren, wäre Teil 3 tot?), während Prince of Persia-Fans weiterhin auf eine offizielle Stellungnahme warten. "Fortsetzung? Niemals!" oder "Jupp, könnte kommen!"? Beide Filme spielen in der gleichen Box-Office-Liga: Prince of Persia nahm 335 Millionen Dollar ein und lief sehr gut auf Blu-ray, Tron: Legacy liegt derzeit bei 330 Millionen Dollar und sollte mit seinen noch ausstehenden Märkten auf 350 bis 400 Millionen Dollar klettern, letzteres aber nur bei einem Sensationserfolg in Deutschland, der Türkei und Frankreich. Wieso ist Disney bei Tron also sorgenfrei und winkt die Fortsetzung ohne zu zögern durch, während Prince of Persia als Problemfall und Flop gilt?
Einerseits profitiert Tron: Legacy davon, dass er eine schon bekannte Marke aktualisierte und bekannter machte - Prince of Persia wäre aus Disneys Sicht dagegen erst ein Franchise-Start gewesen. Etwas am Leben zu erhalten ist eine leichtere Entscheidung, als erst groß etwas aufzuziehen. Dann nahm Tron: Legacy wesentlich mehr in den USA ein, als es Bruckheimers Abenteuerfilm tat (160 Mio. vs. 90 Mio.) - und zu guter letzt: Tron soll wohl ordentlich Merchandising verkaufen. Die ElecTRONica-Nächte im Disneys California Adventure-Park sind ebenfalls ein Renner und werden voraussichtlich bis April weitergeführt. Das bot Prince of Persia nicht.
Ich hätte zu beiden Filmen gerne eine Fortsetzung - von daher nehme ich die Meldung bezüglich Tron 3 dankend an. Und ja, ich muss sagen, der Teaser klingt super...
Siehe auch:
- Neues vom Musikraster
- Tron und der digitale Bürger
- Mein Erlebnisbericht von der Tron Night
- Der erste reguläre Kinotrailer
- Der zweite reguläre Kinotrailer
- Der dritte reguläre Kinotrailer
- Somewhere Over The Grid
- Elektrifiziert die Jungs und Mädchen, wenn ihr so freundlich wärt...
- Die Mathematik der cineastischen Sympathieverteilung
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Samstag, 22. Januar 2011
Oscar 2011: Meine dritte Prognose
Am Dienstag werden sie endlich bekannt gegeben, die Nominierungen für die mittlerweile 83. Academy Awards. Mit weiteren Nominierungs-Kurzlisten und den Golden Globes im Rücken, hoffe ich eine akkuratere Prognose abgeben zu können, als noch vor einigen Wochen.
Als Orientierung für meine Prognose dienen, wie eh und je, Oscar-Vorwissen, bisherige Preise, Hype um gewisse Filme bzw. Leistungen sowie Bauchgefühl. Wie viel das wert ist, wissen wir in wenigen Tagen...
Die Reihenfolge meiner potentiellen Nominierten drückt aus, wie wahrscheinlich ich eine Nennung am Dienstag einschätze. Sichere Tipps zuerst.
Bester Film:
Wild geratene Überraschung: Shutter Island
Ich bleibe meinen Tipps aus der zweiten Oscar-Prognose treu. Die Sicherheit, mit der ich manche Filme nenne, hat sich geändert, manche gewannen an Vertrauen, andere verloren, doch ich bleibe dabei, dass dies die zehn nominierten Filme sein werden. Damit gäbe es dieses Jahr eine absolute Deckungsgleichheit mit den Nominierungen der Produzentengewerkschaft.
Beste Regie:
Es ist gewagt, gegen die Nominierungen der Director's Guild Awards zu setzen, aber ich denke, dass die Academy die Coens mehr liebt, als die Regie-Gewerkschaft. Somit bleibe ich einfach bei meiner letzten Prognose. Sollte ich mich irren, dann war es ein naheliegender Fehler und Russel wird den Platz der Coens einnehmen, aber wenn ich richtig liege, umso mehr Ruhm für meine hellseherischen Fähigkeiten!
Bester Hauptdarsteller:
Die Schauspieler-Gewerkschaft nominierte bei ihren Preisen Duvall an Stelle von Bardem, doch Anton Chigurh hat viele Anhänger in der Academy und zudem bekam Bardem eine überraschende BAFTA-Nominierung. Die Liebe für True Grit bleibt bestehen, und so muss ich leider zwei der Globe-Nominierten rauskegeln. Wahlberg und Gosling standen bei meiner letzten Prognose am unteren Ende des Feldes und müssen deshalb leider packen. Und aufgrund Duvalls SAG-Nominierung, rutschen sie auch hinter ihn.
Beste Hauptdarstellerin:
Ich fühle mich hilflos. Bening und Portman sind nahezu sicher (Portman wird auch garantiert gewinnen), aber der Rest ist ein gewaltiges Gedränge für die verbliebenen Plätze. Und rein theoretisch könnten sowohl Steinfeld, als auch Moore genauso gut durch etwas Stimmen-Verschieberei in die Nebendarstellerinnen-Kategorie gemogelt werden. Ich beiß die Zähne zusammen und warte auf die Bekanntgabe der Nominierten...
Bester Animationsfilm:
Ich bleibe bei meiner letzten Vorhersage: Die Academy liebt Disney, so sehr, dass sie damals Bolt einigen anderen Kandidaten (wie Waltz with Bashir) vorgezogen hat. Das sollte Rapunzel (verdient) in das viel zu enge Nominiertenfeld hieven.
Bestes Original-Drehbuch:
Ich bin mir der Schizophrenie bewusst, The Fighter nun im Rennen für einen Drehbuch-Oscar zu sehen, während ich David O. Russell weiterhin nicht im Regie-Feld sehe. Aber die Nominierungen für die WG-Awards sind nicht zu missachten. Zwar sind die gestrengen Regeln der Autoren-Gilde immer Anlass, ein oder zwei Filme rauszustreichen, da ein paar der disqualifizierten Drehbücher bei den Oscars wieder Anerkennung finden... doch ich schätze, dass von den fünf WGA-Nominierungen in dieser Kategorie Please Give bei weitem die verletztlichste ist. Deren Platz nimmt The King's Speech ein.
Bestes adaptiertes Drehbuch:
Da ich im Gegensatz zu vielen anderen Bloggern Winter's Bone nicht fest zu den zehn Nominierungen in der Hauptkategorie zähle, und The Town zu meiner Freude bei den WGAs nominiert wurde, gehe ich das Risiko ein und "befördere" ihn vom Ersatzkandidaten zum potentiellen Kandidaten. Verdient hätte es Ben Afflecks spannendes Kriminaldrama auf jeden Fall.
Bester Schnitt:
Mangels Nominierung bei den Preisen der Cutter-Gewerkschaft, sind die Chancen für The Town enorm gesunken. Als Ersatz habe ich jedermanns Lieblings-Oscarüberraschungsmöglichkeit The King's Speech gewählt, auch wenn The Fighter ebenfalls gute Chancen hat, schließlich benötigt es als Sportlerdrama einen dynamischen Schnitt. Aber diesen Slot gebe ich weiterhin Scott Pilgrim. Es wäre eine Überraschung, aber er hat eine Comedy-Nominierung für den Besten Schnitt bei den Cutter-Preisen, und mutige Innovationen sollten doch eigentlich bei den Oscars entlohnt werden...
Bester Nebendarsteller:
Beste Nebendarstellerin:
Obwohl Steinfeld eigentlich zu den Hauptdarstellerinnen zählt, hat man sie erfolgreich in die Nebenkategorie abgeschoben, wohl auch, weil Kinder dort eher Glück haben. Die SAG-Awards bestätigten meine letzte Prognose, und deshalb werde ich sie trotz der ungewöhnlichen BAFTA-Nominierungen (Barbara Hershey anstatt Kunis für Black Swan, Manville für Another Year, Miranda Richardson für We Want Sex statt Leo für The Fighter) beibehalten. Mein Bauchgefühl ist bei den oben genannten fünf Schauspielerinnen einfach stabiler...
Beste Filmmusik:
Ich setze weiterhin stur auf Tron: Legacy und behalte meine letzte Prognose bei. Rahman soll, wie mir zu Ohren kam, große Fans in der Academy haben, allerdings soll gleichermaßen die zu Beginn der Saison starke Liebe für 127 Hours wieder erloschen sein - und ich hoffe, dass Daft Punks sich perfekt mit dem Film vermischende Musik davon profitieren kann. Es ist ein ungewöhnlicher Soundtrack für die Oscars, aber wenn zwei Hip-Hop-Songs gewinnen können, wieso sollte ein elektronisches Dance-Orchester nicht nominiert werden? Zumal ist es ein erfolgreicher Soundtrack, und das wird in den Musik-Kategorien hin und wieder entlohnt...
Beste Kamera:
The Social Network ist keine garantierte Nominierung! Bei den BAFTAs wurde David Finchers Drama nicht einmal nominiert, dafür fand 127 Hours Berücksichtigung. Und dennoch nehme ich Danny Boyles Abenteuerdrama aus "meinem" Kamerafeld heraus. Wie bereits gesagt, soll die Unterstützung für 127 Hours nachlassen, und die BAFTA-Nominierung lässt sich vielleicht mit Boyles Pass erklären. Als Ersatz habe ich angesichts des steigernden Buzz The King's Speech ausgesucht - somit würden die ASC Awards und die Oscar-Nominierungen deckungsgleich sein, was etwa alle zehn Jahre mal geschieht. Aber wieso sollte es nicht passieren?
Bestes Szenenbild:
Spiegel, wohin man schaut, Sets mit bedrohlichen Schatten und generelle Liebe für diesen Film: Ich springe auf den Black Swan-Zug auf und opfere für ihn Shutter Island. Der Film ist "zu alt" für die Oscars.
Beste Kostüme:
Keine Neuerungen bei dieser Vorhersage. Burlesque glitzert und schimmert zwar, aber dies sind nicht die Make-Up-Preise, wo die eigentliche Filmqualität völlig ignoriert werden. Black Swan wäre eigentlich ein naheliegender Kandidat, allerdings müssen die nicht von Amy Westcott für den Film gestalteten Ballett-Kostüme ausgeblendet werden, was die Alltagskleidung der Figuren zurücklässt, die die mondäne, nach der in dieser Kategorie üblicherweise gestrebt wird, vermissen lässt. Also hätten wir einen von vielen bereits völlig vergessenen Historien-Schinken (Robin Hood) oder Michael Wilkinsons exzentrisch-stylische Retro-Futurismus-Kluften aus Tron: Legacy auf dem Zettel. Da wäre letzterer klar die bessere Wahl und ich hoffe inständig, dass Wilkinsons Arbeit auch mit einer Nominierung entlohnt wird.
Bestes Make Up:
Bloß sieben Filme kommen für die drei Slots dieser Kategorie in Frage, und dennoch fischt die gesamte Oscar-Bloggerwelt im Dunkeln. Beim Make-Up kann einfach alles passieren, und so geht es auch allen anderen. Ich tippe wild auf blass geschminkte Dauer-Kollaborateure eines verrückten Regisseurs, den dreckig-realistischen Western-Look von True Grit und Verletzungseffekte bei The Fighter.
Beste Spezialeffekte:
Seit meiner letzten Prognose hat sich nicht wirklich was in diesem Bereich getan - und deshalb bleibe ich bei diesen Fünfen.
Bester Ton:
Laut den Insiderstimmen von In Contention soll Columbia Pictures wohl in einem ganz raffinierten Schachzug "For Your Consideration"-Kopien von Salt nur stimmberechtigten Academy-Mitgliedern geschickt haben, die während der NominierungsperiodeZeit totzuschlagen hatten - in der Hoffnung, dass sie sich Salt ansehen und mit frischen, positiven Erinnerungen an den Nominierungsprozess gehen. Angeblich soll das wohl gut funktioniert haben, zumindest sollen etwas redseligere Mitglieder ausgeplaudert haben, dass ihnen Salt akustisch sehr gut gefiel. Tron: Legacy dagegen sei manchen zu laut - wir dürfen also damit rechnen, dass Salt oder Tron: Legacy wahlweise von einem der Nominierten für den Cinema Audio Society Award oder durch die BAFTA-nominierten 127 Hours und/oder The King's Speech ersetzt werden. Wenn sich nicht Pixar durchsetzt.
Bester Tonschnitt:
So weit mich mein Laienwissen hier nicht verlässt (eventuell sind wir schon Dienstag klüger), sollte Tron: Legacy hier bessere Chancen haben, da "zu laut" als Beschwerde eher dem Ton bzw. der Tonmischung angelastet wird, und nicht dem Tonschnitt. Da hat das Effektspektakel mit seinen einschneidenden Toneffekten ein kleines Heimspiel - und während bei den CAS Awards der Tonmixer keine Liebe für Tron: Legacy gezeigt wurde, waren die Töne schneidenden Mitglieder der MPSE gönnerhafter. Inception dürfte verhältnismäßig sicher sein, auch beim kunstvoll-melodramatischen Ballett-Psychohorror Black Swan bin ich zuversichtlich, schließlich müssen die Schockmomente perfekt gesetzt sein. Ansonsten setze ich auf "Liebe für Pixar" und auf Randy Thom, der vor Drachenzähmen leicht gemacht zwei Oscar-Siege nach Hause fuhr (Die Unglaublichen und Der Stoff, aus dem die Helden sind) und zwölf weitere Male nominiert war (u.a. für Ratatouille, Die Rückkehr der Jedi-Ritter und dem womöglich stillsten Disney-Realfilm aller Zeiten, Wenn die Wölfe heulen).
Bester fremdsprachiger Film:
Ich halte mich eigentlich vor der Bekanntgabe der Nominierten aus dieser Kategorie raus, weil ich überhaupt kein Gefühl dafür habe, was bei der Academy ankommt und was nicht, aber ich will mich einfach mal herausfordern. Nachdem das Feld von offizieller Seite eh auf neun Filme runtergekürzt wurde, kann es auch nicht viel schlechter als beim Make Up werden. Meine Begründungen für die fünf "Auserwählten": Der dänische Beitrag gewann den Golden Globe, Mexiko hat mit Iñárittu (21 Grams) einen prestigeträchtigen Regisseur, Incendies ist in meiner Liste, weil die meisten Oscar-Blogger sich so sicher mit dem Film sind (das kann also entweder einen guten Grund sein, oder alle plappern irgendwem nach, der wild herumgeraten hat), Life, above all gefiel Kritikerpabst Roger Ebert enorm und der algerische Beitrag, der ein Familiendrama gegen Algeriens Kampf um Unabhängigkeit schneidet... der klingt einfach zu typisch, als dass ich ihn raushalten könnte.
Damit ihr euch zu Hause selbst eure eigene Oscar-Vorhersage für diese Kategorie zusammenbasteln könnt, habe ich die meistgenannten weiteren Lieder aus anderen Prognosen mal für euch aufgezählt. Ich bleibe derweil stur bei meiner "Es werden nur drei Lieder nominiert!"-Theorie, bloß dass ich Chanson Illusionist durch den Song Shine aus der das US-Bildungssystem kritisierenden Dokumentation Waiting for Superman ersetzt habe. Grammy-Gewinner John Legend scheint mir doch etwas mehr Zugkraft zu haben, als die von mir gemutmaßte Sympathie der Academy für Musik aus Filmen von Sylvain Chomet.
Das waren dann auch schon meine Prognosen für die Dienstag anstehenden Oscar-Nominierungen. Wer sich dafür interessiert, mit welchem naiven Enthusiasmus und Glauben an Überraschungen ich meine erste Prognose für dieses Jahr anging, der klickt hier. Rückblickend noch putziger ist meine erste Prognose für die Oscars 2009. Für einen detaillierteren Blick auf die meiner Meinung nach beste Oscar-Kampagne dieses Jahres, solltet ihr hier klicken.
Als Orientierung für meine Prognose dienen, wie eh und je, Oscar-Vorwissen, bisherige Preise, Hype um gewisse Filme bzw. Leistungen sowie Bauchgefühl. Wie viel das wert ist, wissen wir in wenigen Tagen...
Die Reihenfolge meiner potentiellen Nominierten drückt aus, wie wahrscheinlich ich eine Nennung am Dienstag einschätze. Sichere Tipps zuerst.
Bester Film:
- The Social Network
- Inception
- Black Swan
- Toy Story 3
- The King's Speech
- The Kids Are All Right
- The Fighter
- True Grit
- 127 Hours
- The Town
Wild geratene Überraschung: Shutter Island
Ich bleibe meinen Tipps aus der zweiten Oscar-Prognose treu. Die Sicherheit, mit der ich manche Filme nenne, hat sich geändert, manche gewannen an Vertrauen, andere verloren, doch ich bleibe dabei, dass dies die zehn nominierten Filme sein werden. Damit gäbe es dieses Jahr eine absolute Deckungsgleichheit mit den Nominierungen der Produzentengewerkschaft.
Beste Regie:
- David Fincher - The Social Network
- Christopher Nolan - Inception
- Darren Aronofsky - Black Swan
- Tom Hooper - The King's Speech
- Ethan & Joel Coen - True Grit
Es ist gewagt, gegen die Nominierungen der Director's Guild Awards zu setzen, aber ich denke, dass die Academy die Coens mehr liebt, als die Regie-Gewerkschaft. Somit bleibe ich einfach bei meiner letzten Prognose. Sollte ich mich irren, dann war es ein naheliegender Fehler und Russel wird den Platz der Coens einnehmen, aber wenn ich richtig liege, umso mehr Ruhm für meine hellseherischen Fähigkeiten!
Bester Hauptdarsteller:
- Colin Firth - The King's Speech
- James Franco - 127 Hours
- Jesse Eisenberg - The Social Network
- Jeff Bridges - True Grit
- Javier Bardem - Biutiful
Die Schauspieler-Gewerkschaft nominierte bei ihren Preisen Duvall an Stelle von Bardem, doch Anton Chigurh hat viele Anhänger in der Academy und zudem bekam Bardem eine überraschende BAFTA-Nominierung. Die Liebe für True Grit bleibt bestehen, und so muss ich leider zwei der Globe-Nominierten rauskegeln. Wahlberg und Gosling standen bei meiner letzten Prognose am unteren Ende des Feldes und müssen deshalb leider packen. Und aufgrund Duvalls SAG-Nominierung, rutschen sie auch hinter ihn.
Beste Hauptdarstellerin:
- Natalie Portman - Black Swan
- Annette Bening - The Kids Are All Right
- Nicole Kidman - Rabbit Hole
- Jennifer Lawrence - Winter's Bone
- Michelle Williams - Blue Valentine
Ich fühle mich hilflos. Bening und Portman sind nahezu sicher (Portman wird auch garantiert gewinnen), aber der Rest ist ein gewaltiges Gedränge für die verbliebenen Plätze. Und rein theoretisch könnten sowohl Steinfeld, als auch Moore genauso gut durch etwas Stimmen-Verschieberei in die Nebendarstellerinnen-Kategorie gemogelt werden. Ich beiß die Zähne zusammen und warte auf die Bekanntgabe der Nominierten...
Bester Animationsfilm:
- Toy Story 3
- Drachenzähmen leicht gemacht
- Rapunzel
Ich bleibe bei meiner letzten Vorhersage: Die Academy liebt Disney, so sehr, dass sie damals Bolt einigen anderen Kandidaten (wie Waltz with Bashir) vorgezogen hat. Das sollte Rapunzel (verdient) in das viel zu enge Nominiertenfeld hieven.
Bestes Original-Drehbuch:
- David Speidler - The King's Speech
- Christopher Nolan - Inception
- Stuart Blumberg & Lisa Cholodenko - The Kids Are All Right
- Mark Heyman, Andres Heinz & John J. McLaughlin - Black Swan
- Eric Johnson, Scott Silver & Paul Tamasy für The Fighter
Ich bin mir der Schizophrenie bewusst, The Fighter nun im Rennen für einen Drehbuch-Oscar zu sehen, während ich David O. Russell weiterhin nicht im Regie-Feld sehe. Aber die Nominierungen für die WG-Awards sind nicht zu missachten. Zwar sind die gestrengen Regeln der Autoren-Gilde immer Anlass, ein oder zwei Filme rauszustreichen, da ein paar der disqualifizierten Drehbücher bei den Oscars wieder Anerkennung finden... doch ich schätze, dass von den fünf WGA-Nominierungen in dieser Kategorie Please Give bei weitem die verletztlichste ist. Deren Platz nimmt The King's Speech ein.
Bestes adaptiertes Drehbuch:
- Aaron Sorkin - The Social Network
- Michael Arndt - Toy Story 3
- Ethan & Joel Coen - True Grit
- Danny Boyle & Simon Beaufoy - 127 Hours
- Ben Affleck, Peter Craig & Aaron Stockard für The Town
Da ich im Gegensatz zu vielen anderen Bloggern Winter's Bone nicht fest zu den zehn Nominierungen in der Hauptkategorie zähle, und The Town zu meiner Freude bei den WGAs nominiert wurde, gehe ich das Risiko ein und "befördere" ihn vom Ersatzkandidaten zum potentiellen Kandidaten. Verdient hätte es Ben Afflecks spannendes Kriminaldrama auf jeden Fall.
Bester Schnitt:
- Lee Smith - Inception
- Andrew Weisblum - Black Swan
- Kirk Baxter & Angus Wall - The Social Network
- Tariq Anwar für The King's Speech
- Jonathan Amos & Paul Machliss - Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Mangels Nominierung bei den Preisen der Cutter-Gewerkschaft, sind die Chancen für The Town enorm gesunken. Als Ersatz habe ich jedermanns Lieblings-Oscarüberraschungsmöglichkeit The King's Speech gewählt, auch wenn The Fighter ebenfalls gute Chancen hat, schließlich benötigt es als Sportlerdrama einen dynamischen Schnitt. Aber diesen Slot gebe ich weiterhin Scott Pilgrim. Es wäre eine Überraschung, aber er hat eine Comedy-Nominierung für den Besten Schnitt bei den Cutter-Preisen, und mutige Innovationen sollten doch eigentlich bei den Oscars entlohnt werden...
Bester Nebendarsteller:
- Christian Bale - The Fighter
- Geoffrey Rush - The King's Speech
- Andrew Garfield - The Social Network
- Jeremy Renner - The Town
- Justin Timberlake - The Social Network
Beste Nebendarstellerin:
- Melissa Leo - The Fighter
- Helena Bonham Carter - The King's Speech
- Amy Adams - The Fighter
- Hailee Steinfeld - True Grit
- Mila Kunis - Black Swan
Obwohl Steinfeld eigentlich zu den Hauptdarstellerinnen zählt, hat man sie erfolgreich in die Nebenkategorie abgeschoben, wohl auch, weil Kinder dort eher Glück haben. Die SAG-Awards bestätigten meine letzte Prognose, und deshalb werde ich sie trotz der ungewöhnlichen BAFTA-Nominierungen (Barbara Hershey anstatt Kunis für Black Swan, Manville für Another Year, Miranda Richardson für We Want Sex statt Leo für The Fighter) beibehalten. Mein Bauchgefühl ist bei den oben genannten fünf Schauspielerinnen einfach stabiler...
Beste Filmmusik:
- Hans Zimmer - Inception
- Trent Reznor & Atticus Ross - The Social Network
- Alexandre Desplat - The King's Speech
- John Powell - Drachenzähmen leicht gemacht
- Daft Punk - Tron: Legacy
Ich setze weiterhin stur auf Tron: Legacy und behalte meine letzte Prognose bei. Rahman soll, wie mir zu Ohren kam, große Fans in der Academy haben, allerdings soll gleichermaßen die zu Beginn der Saison starke Liebe für 127 Hours wieder erloschen sein - und ich hoffe, dass Daft Punks sich perfekt mit dem Film vermischende Musik davon profitieren kann. Es ist ein ungewöhnlicher Soundtrack für die Oscars, aber wenn zwei Hip-Hop-Songs gewinnen können, wieso sollte ein elektronisches Dance-Orchester nicht nominiert werden? Zumal ist es ein erfolgreicher Soundtrack, und das wird in den Musik-Kategorien hin und wieder entlohnt...
Beste Kamera:
- Wally Pfister - Inception
- Matthew Libatique - Black Swan
- Roger Deakins - True Grit
- Jeff Cronenweth - The Social Network
- Danny Cohen - The King's Speech
The Social Network ist keine garantierte Nominierung! Bei den BAFTAs wurde David Finchers Drama nicht einmal nominiert, dafür fand 127 Hours Berücksichtigung. Und dennoch nehme ich Danny Boyles Abenteuerdrama aus "meinem" Kamerafeld heraus. Wie bereits gesagt, soll die Unterstützung für 127 Hours nachlassen, und die BAFTA-Nominierung lässt sich vielleicht mit Boyles Pass erklären. Als Ersatz habe ich angesichts des steigernden Buzz The King's Speech ausgesucht - somit würden die ASC Awards und die Oscar-Nominierungen deckungsgleich sein, was etwa alle zehn Jahre mal geschieht. Aber wieso sollte es nicht passieren?
Bestes Szenenbild:
- Guy Dyas - Inception
- Eve Stewart - The King's Speech
- Jess Gonchor - True Grit
- Robert Stromberg - Alice im Wunderland
- Therese DePrez - Black Swan
Spiegel, wohin man schaut, Sets mit bedrohlichen Schatten und generelle Liebe für diesen Film: Ich springe auf den Black Swan-Zug auf und opfere für ihn Shutter Island. Der Film ist "zu alt" für die Oscars.
Beste Kostüme:
- Colleen Atwood - Alice im Wunderland
- Jenny Beaven - The King's Speech
- Mary Zophres - True Grit
- Sandy Powell - Der Sturm
- Michael Wilkinson - Tron: Legacy
Keine Neuerungen bei dieser Vorhersage. Burlesque glitzert und schimmert zwar, aber dies sind nicht die Make-Up-Preise, wo die eigentliche Filmqualität völlig ignoriert werden. Black Swan wäre eigentlich ein naheliegender Kandidat, allerdings müssen die nicht von Amy Westcott für den Film gestalteten Ballett-Kostüme ausgeblendet werden, was die Alltagskleidung der Figuren zurücklässt, die die mondäne, nach der in dieser Kategorie üblicherweise gestrebt wird, vermissen lässt. Also hätten wir einen von vielen bereits völlig vergessenen Historien-Schinken (Robin Hood) oder Michael Wilkinsons exzentrisch-stylische Retro-Futurismus-Kluften aus Tron: Legacy auf dem Zettel. Da wäre letzterer klar die bessere Wahl und ich hoffe inständig, dass Wilkinsons Arbeit auch mit einer Nominierung entlohnt wird.
Bestes Make Up:
- Alice im Wunderland
- True Grit
- The Fighter
Bloß sieben Filme kommen für die drei Slots dieser Kategorie in Frage, und dennoch fischt die gesamte Oscar-Bloggerwelt im Dunkeln. Beim Make-Up kann einfach alles passieren, und so geht es auch allen anderen. Ich tippe wild auf blass geschminkte Dauer-Kollaborateure eines verrückten Regisseurs, den dreckig-realistischen Western-Look von True Grit und Verletzungseffekte bei The Fighter.
Beste Spezialeffekte:
- Inception
- Tron: Legacy
- Alice im Wunderland
- Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 7.1
- Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Seit meiner letzten Prognose hat sich nicht wirklich was in diesem Bereich getan - und deshalb bleibe ich bei diesen Fünfen.
Bester Ton:
- Inception
- True Grit
- Black Swan
- Tron: Legacy
- Salt
Laut den Insiderstimmen von In Contention soll Columbia Pictures wohl in einem ganz raffinierten Schachzug "For Your Consideration"-Kopien von Salt nur stimmberechtigten Academy-Mitgliedern geschickt haben, die während der NominierungsperiodeZeit totzuschlagen hatten - in der Hoffnung, dass sie sich Salt ansehen und mit frischen, positiven Erinnerungen an den Nominierungsprozess gehen. Angeblich soll das wohl gut funktioniert haben, zumindest sollen etwas redseligere Mitglieder ausgeplaudert haben, dass ihnen Salt akustisch sehr gut gefiel. Tron: Legacy dagegen sei manchen zu laut - wir dürfen also damit rechnen, dass Salt oder Tron: Legacy wahlweise von einem der Nominierten für den Cinema Audio Society Award oder durch die BAFTA-nominierten 127 Hours und/oder The King's Speech ersetzt werden. Wenn sich nicht Pixar durchsetzt.
Bester Tonschnitt:
- Inception
- Tron: Legacy
- Black Swan
- Toy Story 3
- Drachenzähmen leicht gemacht
So weit mich mein Laienwissen hier nicht verlässt (eventuell sind wir schon Dienstag klüger), sollte Tron: Legacy hier bessere Chancen haben, da "zu laut" als Beschwerde eher dem Ton bzw. der Tonmischung angelastet wird, und nicht dem Tonschnitt. Da hat das Effektspektakel mit seinen einschneidenden Toneffekten ein kleines Heimspiel - und während bei den CAS Awards der Tonmixer keine Liebe für Tron: Legacy gezeigt wurde, waren die Töne schneidenden Mitglieder der MPSE gönnerhafter. Inception dürfte verhältnismäßig sicher sein, auch beim kunstvoll-melodramatischen Ballett-Psychohorror Black Swan bin ich zuversichtlich, schließlich müssen die Schockmomente perfekt gesetzt sein. Ansonsten setze ich auf "Liebe für Pixar" und auf Randy Thom, der vor Drachenzähmen leicht gemacht zwei Oscar-Siege nach Hause fuhr (Die Unglaublichen und Der Stoff, aus dem die Helden sind) und zwölf weitere Male nominiert war (u.a. für Ratatouille, Die Rückkehr der Jedi-Ritter und dem womöglich stillsten Disney-Realfilm aller Zeiten, Wenn die Wölfe heulen).
Bester fremdsprachiger Film:
- In einer besseren Welt - Dänemark
- Biutiful - Mexiko
- Life, above all - Südafrika
- Outside the Law - Algerien
- Incendies - Kanada
Ich halte mich eigentlich vor der Bekanntgabe der Nominierten aus dieser Kategorie raus, weil ich überhaupt kein Gefühl dafür habe, was bei der Academy ankommt und was nicht, aber ich will mich einfach mal herausfordern. Nachdem das Feld von offizieller Seite eh auf neun Filme runtergekürzt wurde, kann es auch nicht viel schlechter als beim Make Up werden. Meine Begründungen für die fünf "Auserwählten": Der dänische Beitrag gewann den Golden Globe, Mexiko hat mit Iñárittu (21 Grams) einen prestigeträchtigen Regisseur, Incendies ist in meiner Liste, weil die meisten Oscar-Blogger sich so sicher mit dem Film sind (das kann also entweder einen guten Grund sein, oder alle plappern irgendwem nach, der wild herumgeraten hat), Life, above all gefiel Kritikerpabst Roger Ebert enorm und der algerische Beitrag, der ein Familiendrama gegen Algeriens Kampf um Unabhängigkeit schneidet... der klingt einfach zu typisch, als dass ich ihn raushalten könnte.
Bester Song:
- I See the Light / Endlich sehe ich das Licht aus Rapunzel
- You Haven’t Seen the Last of Me” aus Burlesque
- Shine aus Waiting for Superman
Damit ihr euch zu Hause selbst eure eigene Oscar-Vorhersage für diese Kategorie zusammenbasteln könnt, habe ich die meistgenannten weiteren Lieder aus anderen Prognosen mal für euch aufgezählt. Ich bleibe derweil stur bei meiner "Es werden nur drei Lieder nominiert!"-Theorie, bloß dass ich Chanson Illusionist durch den Song Shine aus der das US-Bildungssystem kritisierenden Dokumentation Waiting for Superman ersetzt habe. Grammy-Gewinner John Legend scheint mir doch etwas mehr Zugkraft zu haben, als die von mir gemutmaßte Sympathie der Academy für Musik aus Filmen von Sylvain Chomet.
Das waren dann auch schon meine Prognosen für die Dienstag anstehenden Oscar-Nominierungen. Wer sich dafür interessiert, mit welchem naiven Enthusiasmus und Glauben an Überraschungen ich meine erste Prognose für dieses Jahr anging, der klickt hier. Rückblickend noch putziger ist meine erste Prognose für die Oscars 2009. Für einen detaillierteren Blick auf die meiner Meinung nach beste Oscar-Kampagne dieses Jahres, solltet ihr hier klicken.
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