The Tourist von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck geört zu den Rezeptionsüberraschungen des Jahres, er ist nominiert als "Bester Film Comedy/Musical" sowie für beide Hauptdarsteller-Preise dieser Sparte für den Golden Globe nominiert, zugleich erhielt er aber nahezu ausnahmslos Kritiken, die einer Goldenen Himbeere würdig wären.
Im komödiantischen "Thriller" The Tourist spielt Angelina Jolie eine mysteriöse, vom Scottland Yard beschattete Frau, die einen ahnungslosen, von Johnny Depp gespielten Touristen in ein gefährliches Intrigenspiel zwischen dem Gesetz und der Unterwelt verwickelt.
The Tourist beschreitet einen sehr klassischen Pfad innerhalb seines Genres, möchte das bedächtige Tempo und die erfrischende Leichtigkeit eines augenzwinkernden 60er-Jahre Kriminalthrillers heraufbeschwören, inklusive der obligatorischen Inszenierungsvergötterung seines weiblichen Stars, dem schussligen männlichen Gegenpart und ehrfürchtig-romantisierter Darstellung des alten Europas.
Donnersmarck versteht es tatsächlich, malerische Impressionen Venedigs einzufangen und die oberflächliche Grazie seines Films zu zelebrieren, darüber hinaus scheitert er in seinen Vorhaben jedoch, mit unterschiedlich katastrophalen Ergebnissen.
So kleidet er Angelina Jolie in wunderschöner Garderobe, eine Oscar-Nominierung für die Kostüme wäre die einzig nachvollziehbare Preisehrung die The Tourist erhalten könnte, die MakeUp-Abteilung kleisterte ihr Gesicht jedoch so sehr zu, dass sie keinerlei mimische Ausdrucksfähigkeit mehr besitzt und an einen rehäugigen Modezombie erinnert.
Johnny Depp ist derweil sichtbar unmotiviert und trauert der durch die verfluchte Vertragsunterzeichnung für The Tourist verlorenen Freizeit in Form dreier Gesichtsausdrücke (müder Dackelblick, verwirrter Dackelblick, enttäuschter Dackelblick) hinterher.
Die dramaturgisch als Kriminal-Screwballkomödie gedachte Romanze zwischen Jolie und Depp ist so prickelnd wie die zwischen einer Brausetablette und einem leeren Glas Wasser.
Die Handlung ist hanebüschen und erhält allein durch die Geduld strapazierende Plottwists so etwas wie die Ahnung eines frischen Windes, abseits dieser Kernszenen wird die Thrillerhandlung von bedächtiger Ödnis regiert.
Was The Tourist davor bewahrt zum einschläfernden Freskengemälde Venedigs zu verkommen, sind eingeschobene komödiantische Momente, wie Depps Auseinandersetzungen mit den Gesetzeshütern oder die, hoffentlich absichtlich so in den Film eingebaute, strunzdämliche Inkompetenz des Scottland Yards, dem in der Welt von The Tourist nur noch ein Neon-Leuchtreklameschild fehlt, um noch auffälliger durch die Gegend zu schreiten.
Absoluter "Scene Stealer" ist übrigens, exklusiv in der deutschen Fassung, Marcus Off, der mit ungefähr drei Sätzen einen halben Kinosaaal in euphorische "Jack Sparrow?! Jack Sparrow"-Rufe und entsprechendes Gekicher versetzen konnte, und somit sogar den in einer Sequenz angetrunken spielenden Johnny Depp hinsichtlich Fanreaktionen übertrumpfen könnte; möge Disney Deutschland daraus lesen, was es will...
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