Aber nicht in allen Kategorien stellen die Nominierungen ein Spiegelbild der Qualität dar, in der sich ein Segment des Filmschaffens sonnen darf. Zuweilen diktiert die Quantität das Feld der Nominierten, so etwa im Animationssektor. Mit Filmen wie Coraline, Oben und Küss den Frosch erlebten wir 2009 eines der besten Jahre in der Geschichte des Animationsfilms. Sowohl wenn man die Filme im luftleeren Raum für sich betrachtet, als auch unter Berücksichtigung ihrer Rezeption. Dass zu Beginn dieses Jahres das Trickjahr 2009 durch fünf Oscar-Nominierungen statt der meistens anzutreffenden drei Titeln geehrt wurde, resultierte aber daher, dass die von der Academy gesetzte Hürde geknackt wurde. Wenn 16 Animationsfilme oder mehr dem Reglement entsprechen und (ornungsgemäß) für eine Berücksichtigung der Academy angemeldet wurden, dann werden fünf Nominierte auserkoren. Dass WALL•E etwa bloß Bolt und Kung Fu Panda als Konkurrenz auszustechen hatte, lag nicht etwa daran, dass 2008 ein künstlerisch oder zahlenmäßig schwaches Animationsjahr war, sondern weil einige Studios Filme, die sich rein theoretisch qualifiziert hätten (wohl aber nie nominiert worden wären) nicht anmeldeten - und so die Zahl unter 16 Stück hielten.
Ähnliches geschah dieses Jahr. Wie die Academy in einer Pressemitteilung bekannt gab, wurden fünfzehn animierte, abendfüllende Filme für den Nominierungsprozess zugelassen. Ein einziger Film mehr, und statt bloß drei nominierter Filme gäbe es 2011 fünf Filme zu bejubeln. Wie In Contention gestern meldete, wurden 16 Filme eingereicht, wovon einer (Yogi Bear 3D) wohl aufgrund eines zu geringen Animationsanteils disqualifiziert wurde. Ein weiterer potentieller Nominierter (Chico & Rita) wurde nicht eingereicht. Die britisch-spanische Koproduktion wäre mangels US-Verleihs auch nicht qualifiziert worden. Dabei lief sie bereits im Spetember auf dem Telluride Festival. Doch die Academy kennt andere Regeln - Filme müssen mindestens 40 Minuten lang sein und im Los Angeles County mindestens sieben aufeinanderfolgende Tage lang kommerziell verwertet werden.
Witz und Humor vereint: Ich - Einfach unverbesserlich kam überraschend aus dem Nirgendwo. Bei einem breiten Oscar-Feld wäre ihm eine verdiente Nominierung sicher. Stattdessen könnte er 2011 von namenhafter Studiokonkurrenz (Disney, Dreamworks, Pixar) verdrängt werden.
Ich finde es nahezu erbärmlich, dass die Academy das Rennen um den Animations-Oscar von einer derart willkürlichen Ziffer abhängig macht. Wenn Cats & Dogs 2 sich schon qualifiziert, dann fragt man sich, wie viele Tricksequenzen mehr in Yogi Bear hätten geschnitten werden müssen, um später fünf Filmen die Ehre der Nominierung zu Teil kommen zu lassen. Und wenn so etwas darüber entscheidet, ob ein starkes Animationsjahr wie 2010 mit fünf oder drei Nominierungen in die Oscarhistorie eingeht, dann fragt man sich glatt, wie viel eine Nominierung überhaupt wert ist. Dass so etwas wie Yogi Bear eventuell das Zünglein an der Waage ist, die beschließt, ob gelungene Filme Ich - Einfach unverbesserlich nominiert werden oder nicht, ist schlicht unfair.
Man sollte es wie in der Songkategorie halten, in der die Zahl der Nominierten viel variabler ist. Ein starkes Jahr erreicht problemlos die klassischen fünf Slots, doch auch vier oder drei sind möglich, (nahezu) unabhängig von der Zahl der qualifizierten Songs. Bedeutsamer ist die Zahl der guten Songs (bzw. der Songs, die den Stimmberechtigten gefallen). So sollte es auch beim Animationsfilm umgesetzt werden.
Jeffrey Katzenberg feiert seine Rivalität und Kollegialität: Er möchte Drachenzähmen leicht gemacht und Toy Story 3 als "Best Picture"-Nominierte und deren Medium geadelt sehen
Die fünfzehn qualifizierten Filme:
- Alpha and Omega
- Cats & Dogs: The Revenge of Kitty Galore (Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr)
- Despicable Me (Ich - Einfach unverbesserlich)
- The Dreams of Jinsha
- How to Train Your Dragon (Drachenzähmen leicht gemacht)
- Idiots and Angels
- The Illusionist
- Legend of the Guardians: The Owls of Ga’Hoole (Die Legende der Wächter)
- Megamind
- My Dog Tulip
- Shrek Forever After (Für immer Shrek)
- Summer Wars
- Tangled (Rapunzel)
- Tinker Bell and the Great Fairy Rescue (TinkerBell - Ein Sommer voller Abenteuer)
- Toy Story 3
In vergangenen Jahren wurde noch geunkt: Beim Animations-Oscar bestimmt das Einspiel die Chancen mehr, als in jeder anderen Kategorie. Dieses Mal traut man Großverdiener Shrek bloß schwache Karten zu.
Ob von den genannten 15 Filmen fünf eine Nominierung verdient hätten? Eigentlich ist dies zweitrangig, da es mir wenigerdarum geht, das eventuell zwei meiner Favoriten leer ausgehen, sondern dass dies jeder Zeit wieder passieren könnte. Dennoch: Mit Toy Story 3, Drachenzähmen leicht gemacht, und Ich - Einfach unverbesserlich sind schon drei Filme aufgezählt, die ich bis jetzt gesehen habe und einer Nominierung würdig empfinde. Man nehme noch Rapunzel und Der Illusionist dazu, zwei Filme bei denen ich mir sicher bin, dass sie sehr gut werden, und man hätte alle fünfe voll. Megamind hätte, von den Trailern und Kritiken zu urteilen, es in einigen Jahren ebenfalls zur Nominierung geschafft. Manchen Leuten soll ja sogar Für immer Shrek gefallen haben, und schon hätten wir völlig gleich, wer nominiert wird, bereits zwei respektable Filme über. Das ist mehr, als in manch anderem Animationsjahr, in dem sämtliche guten Produktionen des Jahres auch nominiert wurden.
Dass es das Trickmedium bei den Oscars unnötig schwer hat, ist ja leider nichts neues. Völlig gleich, welche drei Animationsfilme im Januar nominiert werden: Es hätten mehr sein können und sollen, aber ein am Reißbrett entwickeltes Regelwerk verhinderte es. Und sowas geschieht beim prestigeträchtigsten Filmpreis Hollywoods.
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1 Kommentare:
Mich würde nicht mal wundern, wenn die Forderung, das Animationsaufgebot auf drei Filme zu beschränken, von den Fernsehstationen kommt, die das Spektakel übertragen. "Lasst uns hier und da etwas verkürzen, dann darf die Best Actress 10 Sekunden länger heulen."
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