Freitag, 8. Oktober 2010

The Social Network

Massenphänomen Facebook. Über 500 Millionen aktive User. Was als inoffizielles Studentenverzeichnis von Harvard begann, schwappte aus Universitäten aus aller Welt über und durchbrach letztlich die Alters- und Schichtengrenze. Studenten, Schüler, Auszubildende, Arbeitnehmer, Arbeitslose.

Wie nähert man sich diesem Thema filmisch? David Fincher, der geniale Regisseur hinter Sieben, Fight Club und Der seltsame Fall des Benjamin Button, entschied sich dazu, Facebook als Aufhänger für eine spannende und erstaunlich kurzweilige Parabel über Freundschaft, Gier und Verrat zu nutzen.

Mit einem messerscharfen Skript und exzellenten Darstellern (insbesondere Jesse Eisenberg als sozialinkompetenter Facebook-Gründer Zuckerberg, Andrew Garfield als dessen bester Freund und Justin Timberlake als Napster-Gründer mit Taschenspieler-Charme) unterhält, schockiert und überrascht The Social Network zwei Stunden lang. Die Zeit vergeht wie im Flug und am Ende weiß man: Zeitgeistfilme und Filme über historische Ereignisse können manchmal eben doch funktionieren, wenn sie derart tagesaktuell sind.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Film ist gut?
Zum ersten Mal gehen usnere Meinungen auseinander.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Dann lass doch Mal hören, wieso er schlecht ist.

WildHuhn hat gesagt…

Stimme dir in eigentlich allen Punkten zu Donni.

Klasse Film, mit Sicherheit das beste was Fincher seit Fight Club vorgelegt hat.

Und diesmal ist es nicht einmal eine kitschig-klischeebehaftete Oscarbettelei die Benjamin Button zweifellos war, diesmal ist es ein schmerzhaft ehrlicher Film der zum einen den Verlust der Privatsphäre und der genrellen Einstellung dazu der Generation Web aufzeigt, zum anderen (und dieser Aspekt ist Dankenswerterweise der Wichtigere) aber auch einmal diese gewaltige Rechts-Copyright Geschichte hinter Konzernen/Firmen und Ideen aufzeigt, bei denen es sehr schnell um gewaltige Summen gehen kann.

Das Drehbuch das Sorkin hier zu verfassen hatte kann nur als sehr anspruchsvoll bezeichnet werden. Er musste eine Balance zwischen der Ausleuchtung der Figuren und einer gesunden und für das Massenpublikum bekömmliche Erzähl-Pace entwickeln. Das ist vollends gelungen, besonders die Rückblenden in die verschiedenen Rechtsstreit Anhörungen sind klasse gesetzt, auch wenn man ein paar Minuten braucht um ganz reinzukommen.


Darsteller sind ebenfalls klasse, vorallem Timberlake als Parker war wunderbar gierig/ hibbelig. Garfield hat mir persönlich von Typ her nicht so gefallen, aber du hast schon Recht Donnerbold, er ist der dessen Ansichten man als Laie wohl am ehesten teilt, so ist er also der menschliche und halbwegs am Boden gebliebene Bezugspunkt für das Publikum.

(Darauf das das ebendieser Garfield aber de rneue Spidey sein soll komm ich überhaupt nicht klar, der gefällt mir einfach nicht- auch optisch. Kannst du ihn dir als Spider-Man vorstellen Donnerbold?)

Eisenberg als Zuckerberg hat vorallem mit seiner überhebliche Redegewandtheit überzeugt.
Aber kam das nur mir so vor oder sah es einige Male so aus als hätte Eisenberg beinahe geheult?

Naja, wie dem auch sei. das Fazit ist bombig:

Fincher hat aus einem Thema das sich jetzt nicht gerade zum verfilmen anbiedert ein süffiges Biopic gemacht, er hat einen Unnachgiebigen Protagonisten und den dazugehörigen Zeitgeist skizziert, er ist den ganzen Film ohne unnötige Späße und Comic Reliefs ausgekommen und hat es im Endeffekt mit Hilfe von Sorkins wirklich unverschämt gutem Drehbuch geschafft einen spannenden und wiegesagt geradeheraus ehrlichen Film über das Zerbrechen von Freundschaften im Angesicht von Dingen die Größen erreichen mit denen keiner gerechnet hätte zu inszenieren.

Eine Oscar Nominierung (und Gewinn?) für Sorkins bestes adaptiertes Drehbuch ist PFLICHT, und vielleicht sogar eine Nominierung als Besten Film für Fincher und die Produzenten.

Ich habe in diesem Kinojahr noch nichts besseres auf der Leinwand gesehen. Ich bin gerade nachhaltig beeindruckt (war ich das letzte mal bei Tarantinos Basterds), dieses Erlebnis heute schlägt Inception doch noch mal recht deutlich.


Und wenn Fincher für den Besten Film nominiert werden sollte, so kann man dieses mal auch ruhigen Gewissens sagen das er es verdient hat. Wenn nichts viel besseres mehr kommt bis Februar 2011 wird das villeicht Finchers langersehnter Preiserfolg. Und es wäre ein ehrlicher Erfolg, ebenso ehrlich wie sein Film.

@Donnerbold:

Ohne zu sehr mit anderen guten Filmen die du dieses Jahr schon gesheen hast zu vergleichen, wie würdest du die Oscarchancen von "The Social Network" denn einschätzen? Also, mal ganz allgemein.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Oscarprognose ist schon in Arbeit.

Und ja, Eduardo ist, genauso wie alle anderen Figuren, nicht einfach einzuschätzen. Zwar ist er derjenige mit intaktem Sozialkompass, aber er ist auch ein zögerlicher Typ. Ist halt alles sehr ambivalent.

Dass Zuckerberg/Eisenberg den Tränen nah war, habe ich gerade nicht in Erinnerung. Eine stark unterdrückte Trauer würde aber in ein paar Szenen zum Charakter passen, könnte es mir also vorstellen. Beim zweiten Mal kann ich ja darauf achten.

WildHuhn hat gesagt…

Ich kanns dir genau sagen, In der Szene als Eduardo Marks Laptop zerbatscht hat und gesgat hat : SORRY, mein Prada ist in der Reinigung (übrigens auch in einem sehr verzweifelten Ton- Ist das im O -Ton ähnlich dramatisch?).

In den darauf folgenden Einstellungen sieht Mark doch schon arg emotionalisiert aus.

Ich fand auch die letzte Einstellung klasse, als er ganz ernst / desillusioniert guckend immer wieder Ericas Facebook Seite aktualisiert hat. das hab ich auch schon gemacht bei meiner Ex- Freundin, guter Realtion Moment^^

Sean Parker empfand ich jetzt aber gar nicht so sehr als VERFÜHRER (da sist einer der wneigen Punkte in denen ich dir teilweise widerspreche), ich empfand ihn eher als SEHHHHR zielgerichteten GEWINNLER: Parker hat ja niemanden über den Tisch gezogen und war ja trotz großer Involviertheit mit nur 6% an Facebook zufrieden. Eduardo wurde zwar am Ende übel ausgebootet aber Mark hatte echt Recht als er sagte: Das entwickelt sich so schnell, du wirst auf der Strecke bleiben. Eduardo hatte den Schuss nicht gehört, ich konnte gegen Ende als er da in der Anhörung saß kaum Mitleid für ihn haben.

Ich fand Parker auf sein Handeln bezogen sympatischer als Eduardo.

Sorry Donnerbold das ich dir deine Pinnwand unter diesem Beitrag zukleistere aber ich muss das loswerden, der Film hat so ein tolles Nachhall im Kopf, hatte ich wiegesagt lange nicht mehr.

Fincher ist zurück !!! Obwohl er ja nie weg war. Seine Kult-Modernclassic-A-Güteklasse ist zurück, sagen wir es mal so.


Aber wieso gibst du in deiner Prognose Inception die gleichen Chancen wie The Social Network?

Sicher, beides ungemein intelligente Filme, aber ob der Thematik und des Drehbuches sticht The Social Network doch noch mal hervor.

Inception war zum viel Krawumm, und trotz aller Verschachtelung immer noch in der Blockbuster Erfolgsformel.

Sicher, eine Nominierung verdienen beide denke ich, aber ich hätte vielleicht The Social Network 95% gegeben und Inception 90%, damit bleibt bei beiden die Aussage über exquisite Güte erhalten, aber du zollst deinen Respekt an die Oscar-tauglichere Thematik.

Fincher hat den Oscar echt verdient. Letztes Mal hat er ihn zu sehr gewollt, und das merkte man, dieses mal wollte er einfach einen guten Film machen, und durch die Zusammenarbeit mit einem meisterhaften Skripter ist ein Oscar-tauglicher drauss geworden.

Nochmal sorry wegen der Länge, aber....der Film war so gut ! Hach !!

Da ich ja sowieso jeden Tag hier lese schreib wenigstens noch einmal iiirgendeinen Beitrag (egal was nun genau) zu dem Film (aber erst in ein paar Monaten) damit ich mich nochmal freue dann.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Seit wann beschwer ich mich denn über lange Kommentare. Eher über schnippisch unbedachte (nur weil ich einen Satz über einen Film schreibe, heißt das nicht, dass ich später mal mehr schreibe ;-) )... *g*

Ich finde schon, dass Parker was von einem Trickser, Verfüher, Kartenspieler hat. Es ist nicht seine primäre Intention, aber der in meinen Augen prägende Charakterzug. Er kommt mit diesem knalligen Lebensstil und seiner einwickelnden Art an und bringt Zuckerberg endgültig um den Verstand. Er ist kein bösartiger Verfüher (oder wenigstens nicht explizit als solcher gezeichnet), dafür ist auch seine paranoide Ader zu stark, aber er hat dennoch dieses "Trickster"-Gen.
Und so wie ich das sehe, hat er durchaus genug Anteil am Ausbooten Eduardos. Sieht man, wie ich es finde, an seinen Reaktionen auf die (berechtigte) Szene, die er Zuckerberg macht, als er die ihn feuernden Verträge gelesen hatte.
Aber bei einer so impulsiven Figur ist es natürlich okay, wenn dir was anderes intensiver im Gedächtnis blieb.

Wäre ja öde, wenn wir alle das gleiche mitgenommen hätten.

Die von dir genannte Szene habe ich gerade mehr so parat, dass Mark eine vollkommen perplexe Mimik zeigte, als wüsste er gar nicht was ihm geschieht. Aber ich achte beim zweiten Besuch nochmal drauf.

In meiner Prognose erhielten "Inception" und "The Social Network" die gleiche Prozentzahl, da ich beiden die gleichen Chancen auf eine Nominierung ausrechne, so leicht ist das. :-p

Zu deinem abschließenden Wunsch... Ähhhm... Ich hatte für die nächsten Tage noch etwas (sehr lose) mit dem Film verbundenes vor und im Laufe der Oscar-Phase wird er wohl auch öfter drankommen. Also nicht schlagen, wenn ich jetzt kein monatelanges Facebook-Schweigen anbreche.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Oh... In der Klammer zu Beginn meines Kommentars ist ein "nicht" zu wenig... *yikes*

WildHuhn hat gesagt…

Ich will ja jetzt nicht zanken aber du scheinst die einzelnen Figuren ja teilweise wirklich sehr anders wahrgenommen zu haben. Würdest du wirklich nicht zustimmen wenn ich sage das Eduardo zum Teil selbst Schuld war? Okay, klar kam es am Ende ZU krass für ihn, aber er hat falsch geschaltet.

Übrigens, auf die Vinkelvosses bin ich ja noch gar nicht eingegangen.

DIE waren mir tatsächlich sympathisch. DURCHWEG. Und die hat Mark auch geistig bestohlen, auch wenn er eine ähnliche / selbe Idee selbst gehabt hätte- es gab da zeitlich vor der Facebook Domain Registrierung dieses Gespräch mit den Vinkelvosses, außerdem hat Mark sie spätestens mit dem Aufschub des Kontaktes verarscht, sie wussten erst von Facebook als es für alles präventive schon zu spät war.

Rechtlich hatten sie bis auf dieses Gespräch nicht viel in der Hand weswegen ich sagen muss das sie sich zwar ärgern können aber dennoch mit Ihren fetten 65 Millionen Dollar Abfindung glücklich sein können. Sympathische Figuren die ein halbweges Happy End hinbekommen. ist doch fein.

Vorallem mochte ich die Vinkelvosses mehr als Eduardo weil die nicht so gejammert und ausgelotet haben wie Severin. Der eine Vinkelvoss war etwas zu zurückhaltend, der andere zu direkt, gemeinsam gab das ein gutes Team.

Ich hab übrigens meine Wertung noch gar nicht gesagt: Man könnte ob der Hymnen die ich hier trällere ja meinen das ich 10 / 10 raushauen würde, aber das mache ich fast nie, kann mich nur an 2 Filme erinnern (Shawshank, Pulp Fiction)

"The Social Network" bekommt extrem wohlwollende und Qualität bestätigende 9 / 10 Punkten.

0,5 ziehe ich für Andrew Garfield ab (davon 0,25 weil er mir Eduardo Severin auch etwas zu...lahmarschig und "egal" verkauft, die anderen 0,25 weil mir der Typ optisch einfach nicht passt. Seine Haare sehen aus wie ein Helm. Bäh)

Die anderen 0,5 Punkte gehen dem Film dadurch abhanden das der Film eine Brutale Aufmerksamkeit erfordert. DAS als Abzuggrund nehmen, ist das nicht ein bisschen hart? Eigentlich ja, und den Zuschauer geistig zu involvieren ist toll, passiert heute viel zu selten, nur hier war es wie gesagt brutal.

In dem Film sind soviele Namen die alle in gewissen Verbindungen zueinander stehen und es wird oft in sehr kurzer Zeit sehr viel wichtiges gesagt. Diese Tatsache kombiniert mit den Zeitsprüngen in die Anhörungen sorgt dafür das The Social Network ein Film ist der absolut keine Unachtsamkeit verzeiht. Und das ist vielleicht ein bisschen herb für manch einen der nicht 120 Minuten voll dabei sein kann (Sarrazin inkompatible Menschen etwa)

Auch wenn wir anderer Meinung sind was die feincharakterisierung Parkers und Severins angeht können wir uns doch darauf einigen das wir den Film beide toll fanden oder Donnerbold???

Gut. Weisste warum ich hier soviel schreiben muss? Im Cinefacts Forum das ja nur für Filmdiskussionen gedacht sein soll, geht der Film voll unter D: Über Resident Evil Afterlife, die hohle Fritte, redet man da den Mund fusselig, aber The Social Network interessiert da keinen.

Sir Donnerbold hat gesagt…

Ich denke nicht, dass wir die Figuren so vollkommen anders wahrgenommen haben, wir legen in unserer Ausformulierung nur andere Nuancen. Was in Internetdiskussionen so verzerrt ist, dass es gleich vollkommen unterschiedlich wirkt.

Natürlich ist Eduardos Handeln auch nicht durchweg richtig gewesen. Menschlich habe ich eigentlich keine großen Probleme mit seinen Entscheidungen (das Konto einzufrieren hat ja sichtbar keine Schäden hinterlassen und war in meinen Augen nur ein Weckruf), geschäftlich agierte er aber als Bremsklotz. Ihn deswegen auszubooten finde ich aber vollkommen falsch.

Bei dir klingt's gerade so, als stelle ich es dar, dass die Vinkelvoss-Brüder gar nicht betrogen wurden. Natürlich war es Ideenklau, bestreite ich doch gar nicht.

Bei der Notenbewertung fällt mir aber ein entscheidender Unterschied zwischen uns auf: Die ewige "wie vergibt man die Höchstwertung"-Diskussion, mit all ihren philosophischen Auswüchsen. Ist die Bestnote für die besten Filme reserviert, "once maybe twice in a lifetime"... Oder ist das Punktesystem nicht einfach ein mutiertes Notensystem. In dem Fall wäre diese Definition der 10/10 unangebracht. Manche Schüler sammeln 1er ohne Ende, in einem guten Kurs mit gutem Lehrer gibt's bei einer Klausur mehr als nur einen 1er-Schüler...

Einer der vielen Gründe, weshalb ich auf dieses Punkteverteile auch völlig pfeife. Mich für eine Philosophie entscheiden, die kommunizieren müssen und dann dennoch kritisiert werden, das brauch' ich nicht.
Aber wenn ich Punkte vergäbe, dann tendierte ich zur Schulnoten-Philosophie und sage mir "es kann mehr als zwei Einser im Leben geben". Für "once in a lifetime" gibt's doch immer noch "Lieblingsfilme".

Oh, und Cinefacts ist also der Ort, dem ich dich zu verdanken habe? Ha, die Signatur da hat sich also gelohnt. *g*

Sir Donnerbold hat gesagt…

PS: Jetzt weiß ich auch wieder, welche Frage in meinen FAQs fehlt. Wieso benutze ich kein Noten- oder Punktesystem... das muss genau erklärt werden.

Wenn ich Muse dazu habe.

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