Die großen Oscar-Kampagnen gehen los. Zur Freude und zur Verwirrung aller passionierten Oscar-Beobachter. Denn wie Deadline berichtet, startete Disney eine kostspielige Oscar-Kampagne für den Früjhahrs-Milliardenhit Alice im Wunderland.
Die Produzenten Joe Roth und Dick Zanuck möchten den Film nicht nur in den technischen Kategorien repräsentiert sehen, sondern auch in den Sparten für den besten Film und die beste Regie. Nicht in der Hoffnung, den Film kommerziell attraktiver zu machen (die DVDs und Blu-rays sind bereits erschienen, auf den marketingträchtigen "Nominiert für X Oscars, darunter bester Film"-Sticker müsste man also bis zu einer Neuauflage warten), sondern aus der Sehnsucht nach , wie sie es sehen, verdienter Anerkennung:
"Ich denke, es wäre fürchterlich enttäuschend, es nicht unter die Top Ten zu schaffen", erklärt Zanuck. "Du kannst keine Milliarde Dollar einnehmen, ohne dass Millionen von Leuten mit dem Film zufrieden sind. [...] Es sollte mehr Anerkennung dafür geben, dass man solchen Erfolg nicht haben kann, ohne dass zahlreiche Personen mehrfach ins Kino gehen, der Film breite Anerkennung erhält und eine wahre kreative Errungenschaft ist."
Ich kann mich Zanuck nicht anschließen. Der Oscar für den besten Film ist eine Kategorie, die die besten Filme repräsentiert, nicht die populärsten. Und gerade bei Alice im Wunderland denke ich nicht, dass der Film tatsächlich aufgrund seiner Qualität und Publikumsgefälligkeit so erfolgreich wurde. Mir kam es eher so vor, als bestünde eine große, allgemeine Neugier ob Tim Burtons Interpretation der Geschichte, zudem profitierte Alice im Wunderland von der frischen 3D-Euphorie der Avatar-Wochen. Große Zufriedenheit mit dem Film ist mir selten begegnet. Ich stimme zu, dass Alice im Wunderland trotz 3D-Zuschlag nicht die Milliarde geknackt hätte, ohne dass viele Zuschauer mehrmals ins Kino gingen, aber ich habe das weniger als Begeisterung und Wertschätzung filmischer Qualitäten beobachtet. Alice im Wunderland war nicht das filmische Tagesgespräch, weil er hervorragend war, sondern weil er als Event galt. Man muss sich halt im Kino von seinen Qualitäten und Schwächen überzeugen, gegebenenfalls auch mehrfach.
Aber vielleicht sieht das eine(r) der Wiederholungstäter(innen) anders?
Die Oscar-Kampagne soll vor allem auch dazu dienen, die Academy-Mitglieder an den Film zu erinnern. Da er so früh herauskam, hätten einige vergessen, dass er noch dieses Jahr erschien und für den nächsten Oscar qualifiziert ist. Deswegen wird in Los Angeles auch eine viertägige Wiederaufführung für Filmgewerkschaftsmitglieder und Oscar-Wähler abgehalten.
Ich fände eine Nominierung vollkommen unverdient. Aber so weit wird es höchst wahrscheinlich auch nicht kommen. Weder hat er die Elemente eines "typischen" Nominierten, noch ist er denkwürdig genug für eine Überraschungsnominierung.
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5 Kommentare:
Naja, Avatar ist auch ein mieser Film und hat nur wegen seiner Popularität Oscars bekommen...
Von da her kann ich die Vorgehens- und Denkweise durchaus verstehen!
Avatar soll nur wegen seiner Popularität etwa den Effekt-Oscar bekommen haben? Wo lebst du denn?
Es ging speziell um "bester Film" und "beste Regie" - dass Alice die Nominierung zum Effekt-Oscar redlich verdient sollte wohl klar sein.
Aber missgönnen würde ich dem Film die großen Sparten jetzt nicht; vorallem die Schauspieler hätten imo was verdient.
Schauspieler-Preise bei "Alice"? Bestenfalls, mit ganz viel Glück und schwacher Konkurrenz vielleicht eine Comedy-Globe-Nominierung für Depp, aber sonst? Wofür denn? Imo kann der Film froh sein neben ein paar Technik-Nominierungen (Effekte sollten als einziges sicher sein) und eventuell, vielleicht, möglicherweise eine Kostüm-Nominierung zu kriegen. Effekte und Kostüme wären auch die einzigen, die ich ihm vom ganzen Herzen gönne. Beim Rest der Technik wäre es mehr ein "joah, passt". Und die "großen" Kategorien? Nee, da muss ich selbst als Disneyfan passen.
Bis auf die goldene Himbeere für den Schlusssong. Die gönne ich Avril. Sorry, Kleines.
Ich halte es ja auch für extrem unwahrscheinlich, aber verdient hätten es Depp und Bonham-Carter imo schon - deren Performance war neben den Effekten mit Sicherheit das Glanzstück des Films.
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