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Dienstag, 21. September 2010

Girls Club

Tausche englischen Titel gegen englischen Titel. Da Deutsche offenbar nicht wissen, was Mean Girls bedeutet, wurde Tina Feys Komödie hierzulande zum Girls Club. Die deutschsprachige Alternative Kratzbürsten kam dem Verleih wohl leider nicht in den Sinn.

Obwohl die Teenie-Satire Girls Club kein Jahrzehnt alt ist, ist sie rückblickend durchaus noch amüsanter geworden, denkt man über die Besetzung und das Marketing nach. Lindsay Lohan spielt eine naive und unschuldige neue Schülerin einer High School, die durch die verschiedenen Cliquen korrumpiert wird und letztlich versucht, diesen schlechten Einfluss wieder zu beseitigen. Amanda Seyfried (Mamma Mia!) spielt als sexy Dummchen zwar mit, aber keine sonderlich große Rolle und die seit 30 Rock immer populärer werdende Tina Fey hat als unterschätzte Mathelehrerin ebenfalls weniger Text, als man ihr wohl heute geben würde. Nur Rachel McAdams (Sherlock Holmes) könnte ich mir heute noch in der Rolle des eiskalt berechnenden Biests vorstellen, das die arrogante (doch gut aussehende) Tussi-Clique der High School anführt.

Aber immer hübsch der Reihe nach: Die Komödie aus dem Jahr 2004 dreht sich um Cady Heron (Lohan), die in Afrika aufwuchs und von ihren Eltern Hausunterricht erhält. Da ihre Mutter eine reizvolle Stelle an der Universität von Chicago angeboten bekommt, zieht die Zoologen-Familie wieder in die USA und Cady wird erstmals in ihrem Leben mit dem Schulalltag konfrontiert, der sie an das Wildleben der Savanne erinnert. Die üblichen Cliquen meiden "die Neue", aber zwei Außenseiter nehmen sich ihr an: Der extrovertierte Schwule Damian (Daniel Franzese) und die herrische Janis (Lizzy Caplan, Cloverfield). Vollkommen unerwartet laden eines Tages aber auch "The Plastics", die Dreier-Clique reicher, gut aussehender und zickiger Tussis, Cady an ihren Tisch ein. Janis drängt Cady dazu, die Plastics zu unterwandern und die Gruppe rund um die hohldumpfe Bummsbirne Karen (Amanda Seyfried), die von ihren Eltern verwöhnte Gretchen (Lacey Chabert) und Zimtzicken-Königin Regina (Rachel McAdams) von innen heraus zu korrumpieren. Doch wie es das Gesetz der Beliebtheit so will, gewöhnt sich Cady an ihr Leben als rosarotes Plastic-Girlie und verliert ihre Mission aus den Augen. Schließlich setzt sie um das Herz des schnuckeligen Aaron (Jonathan Bennett) zu erobern Methoden ein, die der biestigen Regina ebenbürtig sind...

Die von Rosalind Wisemans Selbsthilfebuch Queen Bees and Wannabes inspirierte Komödie lebt natürlich nicht von ihrem Plot. Den haben wir so oder so ähnlich bereits zig Mal gesehen. Was Tina Feys Drehbuch so besonders macht, ist der bissig-satirische Blickwinkel, aus dem die High-School-Geschehnisse beäugt werden. Regisseur Mark Waters, der zuvor bereits in Freaky Friday mit Lohan zusammenarbeitete, beweist in diesem Film ein scharfes Auge für komödiantisches Timing und ein großes Talent dafür, immer wenn seine Komödie Gefahr läuft in Genreklischees zu verfallen und zum "ernst gemeinten" Teeniefilm zu mutieren, radikal die Kurve zu kratzen. Dennoch ist seine Regiearbeit nicht makellos, der Musikeinsatz ist doch zu konventionell und manchmal verweicht die satirische Härte zu eher liebevollen Seitenhieben auf das Genre. Da ich eine "Guilty Pleasure"-Affinität zu nicht vollkommen verblödeten oder allein unterhalb der Gürtellinie angesiedelte High-School- und College-Komödien habe, gefällt mir der Film trotzdem selbst in diesen Phasen. Objektiv betrachtet sind es aber klare Stilausrutscher, die den Gesamteindruck ein wenig trüben.

Die Schauspielriege ist klar auf Männersevice gebürstet. Da Girls Club keinen jungsaffinen Titel hat und auch die Trailer recht "girly" rüberkamen, durchaus nicht schädlich. Allerdings können die Darstellerinnen mehr, als nur hübsch rumstehen. Zumindest, wenn man sie lässt. Seyfried etwa wird vollkommen unterfordert, aber McAdams blüht als eiskaltes Biest völlig auf und auch Lohan gab eine ihrer letzten positiv anzurechnenden Leistungen. Tina Fey schrieb sich eine dramaturgisch ausgereizte Rolle auf den Leib, macht aber das sympatischste daraus. Heimlicher Star ist für mich aber Saturday Night Live-Komiker Tim Meadows als entnervter Rektor der Schule.

Girls Club ist die aufgeweckte und freche Antwort auf Cliquenbildung und Teeniefilm-Klischees. Und sofern sich gesellschaftlich nicht großes bewegt, vor allem auch ein zeitlos-amüsanter Kommentar über die Schüler-Hackordnung, die man unweigerlich irgendwann in seinem Leben zumindest bemerkt.

5 Kommentare:

  1. Ah, ein Artikel zu "Mean Girls". Passt, da ich zur Zeit auf einem Tina-Fey-Trip bin.
    Ich glaube, ich muss mir den nochmal angucken, hab den vor etwa drei Jahren das letzte mal gesehen. Ist mir als unterhaltsamer, netter Streifen in Erinnerung geblieben, obwohl ich dem Film damals nur halbe Aufmerksamkeit schenkte (ich kann besser arbeiten, wenn ein Film im Hintergrund läuft :P).
    Tim Meadows fand ich übrigens eher uninteressant. Nicht im negativen Sinn, aber ich fand seine Auftritte nicht überragend witzig oder aufregend.
    Dennoch, der Film hat einen schönen Cast und genügend Biss, um zu gefallen.

    Eine Frage noch an dich, Sir (wie kürzt man dich eigentlich ab? Sir? Donnerbold? Sir D.? :]): Kennst oder guckst du 30 Rock? Wenn ja, würde mich interessieren, was du davon hältst.

    :>

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  2. "Sir" ist was förmlich. Kann es dir nicht verbieten, aber es liest sich für mich was seltsam. ;-) Ansonsten steht es dir frei, meinen Nickname abzukürzen, wie es beliebt. Bei den meisten Usern hat sich "Sir D" durchgesetzt, sofern du mit dem Strom schwimmen möchtest.

    "30 Rock" kenne ich, aber leider nicht gut genug, um mich eines Urteils anzumaßen. Der dt. Sendetermin passt sich meiner Sehgewohnheit nicht genügend an. Was ich sah, gefiel mir aber sehr (fand im Netz mal den Vergleich "Muppet Show mit Menschen statt Puppen", der nicht all zu falsch ist) und deswegen werde ich mir mal günstig eine DVD-Box besorgen um ein qualifiziertes Urteil abzugeben.

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  3. Erst vor wenigen Tagen mal wieder im TV gesehen, Sir D. Ich find den Film echt gut, da kann ich Bolds Kritik nur zustimmen.

    Man könnte an D!s Artikel noch die Info anfügen, dass kürzlich ein Sequel gedreht wurde. Natürlich ohne Lindsay Lohan, ohne Amanda Seyfried, ohne Tina Fey, ohne Rachel McAdams und .. naja, halt ohne den gesamten Mean Girls Cast mit Ausnahme von Tim Meadows, der erneut dabei ist. Hauptrolle geht an Meaghan Jette Martin, die ich gerade in ABCFs "10 Things I Hate About You"-Serie gesehen habe und die zwar naiv-süß ist, aber schauspielerisch nicht gerade eine Offenbarung. Vom restlichen Cast kenne ich nur Claire Holt und die war im H2O-Cast auch immer die schwächste. Man darf also getrost davon ausgehen, dass die Vorlage ziemlich verramscht werden wird.

    Und jetzt, D.B., darfst du deine Aussage widerrufen, dass dir jede Abkürzung deines Namens recht ist ^^

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  4. Ja, das war mein Problem, "Sir" klingt irgendwie förmlich. Dann schwimm ich wohl mal mit dem Strom. Sir D.
    30 Rock gibt es ja mittlerweile zu erschwinglichen Preisen, habe Staffel 1+2 zu jeweils etwa 15 Euro erstanden. Wenn du des Englischen mächtig bist, auf englisch gucken! In der deutschen Übersetzung geht einiges an Witz verloren.

    @AlphaOrange:
    lol! D! ist gut!

    Eine Fortsetzung kann ich mir schwer vorstellen. Kann man gute Filme nicht einfach so stehen lassen?

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  5. "Girls Club" ist ein wirklich unterhaltsamer Film und einer von denen, die ich immer wieder herauskrame - an so verregneten herbsttagen, wenn man verzweifelt vorm DVD-Regal sitzt und das gerade gekaufte superanspruchsvolle Drama nicht gerade die ansprechendste Wahl ist. Dann lieber so'n locker-lustigen Film zum 100sten Mal. *g*

    Da zeigt sich durchaus auch, dass die Lohan gar nicht so schlecht schauspielert. Sollte sich mal wieder darauf besinnen. Und Rachel McAdams ist eh toll (sieht mMn aber mit braunen Haaren besser aus.^^ Hatte in "Wedding Crashers" diesen verpeilten "Mensch, woher kenn ich die ?!"-Moment *g*).

    Sequel? Och nööö.

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