Seiten

Mittwoch, 30. Juni 2010

Wird Amanda Seyfried für Disney zum Aschenputtel?

Achtung, Gerüchtealarm! The Playlist meldet, in Bezug auf einen Gossip-Blog, dass Mamma Mia!-Darstellerin Amanda Seyfried eventuell eine ganz märchenhafte Rolle bekommen könnte. Sie sei nämlich im Gespräch für die Hauptrolle in Disneys geplantem Märchenrealfilm auf der Basis von Cinderella (*mehr dazu*), unzweifelhaft einem Versuch den Erfolg von Tim Burtons Alice im Wunderland zu wiederholen, ebenso wie der Oz-Film mit Robert Downey jr..

Sofern sich das Gerücht bewahrheitet, wäre ich mit dieser Wahl überaus zufrieden. Seyfried gefiel mir in Mamma Mia! sehr gut und sollte man plötzlich die Musicalroute beschreiten, dann hätte sie definitiv die Stimme dafür. Und generell kann ich sie mir besser als Cinderella vorstellen, als Angeline Jolie in der Rolle der Malefiz (*mehr dazu*).

Aber jetzt heißt es erstmal abwarten, bis das Gerücht bestätigt wird und der Film idealerweise einen fähigen Regisseur bekommt.

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XLVIII)

zurück zu Teil XLVII

Platz 45: Der Fuehrer's Face aus Der Fuehrer's Face
Musik und Text von Oliver Wallace

Der Fuehrer's Face ist für mich als Donald-Fan natürlich ein ganz besonderer Film, immerhin brachte dieser Cartoon meinem geliebten Wüterich einen Oscar ein. Ach, und dann ist da noch diese Sache mit der Nazi-Thematik und der für Disney daraus resultierenden niedrigen Wiederverwertbarkeit dieses Cartoons, so dass man in Zeiten vor der Walt Disney Treasures-Reihe zwar einiges über die mordslustige Kriegspropaganda lesen konnte, den Film selbst aber weder zu Gesicht bekam, noch ernsthaft mit einer Veröffentlichung rechnen konnte.
Der Kurzfilm von Donald-Stammregisseur Jack Kinney zeigt Donald als widerwilligen Munitionsfabrikarbeiter im Dritten Reich, der unter den Lebens- und Arbeitsbedingungen im Nazireich zu leiden hat und andauernd in seiner Ruhe gestört wird, indem er zum Hitlergruß aufgefordert wird. Der Cartoon quillt vor visuellen Einfällen und schnellen, spritzigen Gags nur so über und ist zudem Geburtsstätte eines der cleversten und amüsant-hartknäckigsten Ohrwürmer der Disneygeschichte, nämlich dem seinerzeit immens erfolgreichen und titelgebenden Der Fuehrer's Face. Eine vorab veröffentlichte, von Spike Jones and His City Slickers eingespielte Aufnahme des Liedes eroberte Amerika im Sturm, die erste Auflage der Schallplatte soll innerhalb von zehn Tagen ausverkauft worden sein. Und nur aufgrund dieses Erfolges wurde der als Donald Duck in Nutzi Land geplante Cartoon umbenannt, außerdem wies man auf dem Filmplakat explizit daraufhin, dass dies der Film ist, aus dem der Sensationshit stammt. Der Fuehrer's Face imitiert das stereotype Bild deutscher Blas- und Marschmusik und fügt einen doppelbödigen Text hinzu, der den Führerglauben der Nazis und deren blinde Gefolgsamkeit mit Zeilen wie "When der fuehrer says / we is de master race / We heil heil / right in der fueher's face" und "Is this Nutsy land so good / Would you leave it if you could / Ja this Nutsy land is good / We would leave it if we could" auf's Korn nimmt. Die Melodie dieses Songs wurde übrigens im letzten Abschnitt von Jimmie Dodds Quack Quack Quack Donald Duck (Platz 232) wiederverwendet, selbstverständlich mit völlig neuem Text.

Platz 44: Der Geist der Weihnacht ("It Feels Like Christmas") aus Die Muppets Weihnachtsgeschichte
Musik und Text von Paul Williams (dt. Fassung von Eberhard Storeck)

Die Muppets Weihnachtsgeschichte ist für mich eine alljährliche Weihnachtstradition, und der zentrale Song Der Geist der Weihnacht, den der Geist der gegenwärtigen Weihnacht singt um den kaltherzigen Ebeneezer Scrooge langsam zu erwärmen ist genau die Nummer, während der für mich Jahr für Jahr aus der geliebten und amüsanten Tradition ein Stück Weihnachtsfest wird. Die deutsche Version gefällt mir übrigens ganz klar am besten. Zu einem Teil aufgrund der Nostalgie, zu zehn Teilen wegen Hartmut Neugebauer als warmherziger und fröhlich aufgelegter, fülliger Weihnachtsgeist. Mit ihm als Sänger verstärkt sich nochmal die frohgemute, von innen heraus glühende Stimmung der schönen, weihnachtlichen Melodie von Paul Williams um ein vielfaches. Der Geist der Weihnacht fühlt sich als Szene außerdem so richtig schön disneyhaft an, es ist eine wundervolle Nummer, in der ein großes Ensemble an Tänzern auftreten kann und Regie, Kameramann und Schnitt zu Hochform auflaufen können, um ein großes Musicalfeeling aufzuziehen. Und dieses Lied hat dabei eine ordentliche Prise Disneymagie. Einfach großartig.

Platz 43: Hier in Halloween ("This is Halloween") aus Nightmare before Christmas
Musik und Text von Danny Elfman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Nightmare before Christmas beginnt direkt mit seinem wohl bekanntesten Lied, das den Stil und die Stimmung der nachfolgenden Minuten klar definierende Hier in Halloween, welches mittlerweile eine erfolgreiche und eigenständige Karriere als Halloween-Hymne absolviert hat und obendrein von Marylin Manson gecovert wurde. Manson und Tim Burton, diese stilistische Ehe geht ja durchaus auf, aber man muss es sich nochmal auf der Zungen zergehen lassen: Marylin Manson wurde dadurch Teil der weit verzweigten Disney-Familie! Ich denke, das spricht Bände für das Eigenleben, das der kultige Nightmare before Christmas entwickelte. Eine weitere Coverversion des Songs stammt von Panic! At the Disco, außerdem wurde es wie zahlreiche Bösewichtsongs und Grim Grinning Ghosts (Platz 50) in einer vorantreibenden, energischen Version für das Feuerwerkspektakel HalloWishes neu eingespielt. Letztere gefällt mir außerordentlich gut, und gehört für mich zu den gelungensten Neuinterpretierungen innerhalb des wie ich finde wirklich genialen HalloWishes-Soundtracks, der mir desöfteren einen revitalisierenden Kick verleihen darf. Panic! At the Disco dagegen fallen bei ihrem Versuch an einer eigenen Interpretation von Hier in Halloween etwas flach, da sie eigentlich bloß versuchen mit ihren Mitteln die Wirkung des Originals zu imitieren. Da Danny Elfman ein größeres Ensemble an Sängern und zudem ein ganzes Filmorchester zur Verfügung standen, dürfte offensichtlich sein, dass diese Coverversion eher überflüssig ist. Marilyn Manson wiederum macht sich This is Halloween völlig zu eigen, indem er die Melodie mittels eines für ihn typischen Arrangements adaptiert. Dazu gehört auch, dass Manson selbst sämtliche Stimmen des Originals durch seine eigene ersetzt, die er gemäß der übernommenen Rolle verstellt und verzerrt. Mansons Rearrangement ist sehr elektroniklastig, aber dennoch klar einem alternativen, harten Industrial-Rockgenre zu verordnen. Halt typisch für Manson, einem Musikkünstler der mir nicht wirklich sonderlich zugänglich ist, unter anderem eben auch wegen seiner verzerrten und überfrachteten Stilistik, aber auch, weil seinen eigenen Titeln eine mir genehme Melodieführung fehlt. Bezeichnenderweise sind This is Halloween und Tainted Love seine einzigen Lieder, die mir wirklich gefallen (mit Personal Jesus als in sehr geringen Dosen akzeptable Ergänzung). Zu diesem Lied passt Mansons Stil einfach, auch wenn natürlich einiges von der humorig-grotesken Orchestrierung Elfmans darin verloren geht. Denn neben der vergnügt finster hüpfenden Melodieführung des Songs und der herrlich bösen Texte gewinnt Hier in Halloween vor allem durch das im Film verwendete, ursprüngliche Arrangement viel seiner unwiderstehlichen Wirkung, weshalb mir diese Fassung auch klar am besten gefällt, selbst wenn die HalloWishes-Fassung und Mansons Cover wie angedeutet je nach Laune und Anlass ebenfalls willkommen sind. Danny Elfman bereitet mit seiner spaßig-grotesken und pointiert schwarzhumorig-makabren Komposition im Zusammenspiel mit den nicht anders gelagerten Texten vorzüglich auf den Film vor und verbreitet ganz nebenher die wie ich finde perfekte Halloween-Spaßgruselatmosphäre. Die englische Fassung hat unschlagbare Texte, wobei die deutsche Fassung (vom disktuablen "Ob in Wien oder in Berlin / nichts ist schöner als Halloween" abgesehen) insgesamt sehr nah drankommt und vor allem die besseren Stimmen hat, weshalb ich mich zwischen diesen beiden nicht entscheiden kann.

Platz 42: Der Titelsong von Quack Pack
Musik und Text von Jeff Martin (dt. Fassung von ?)

Sir Donnerbold in einer Walnussschale: Donald Duck und fetziger, mitreißender Rock, gesungen von einem gut aufgelegten Interpreten. Sämtliche Grundbedürfnisse zur vollsten Zufriedenheit abgedeckt!
Sowohl der Quack Pack-Titelsong, als auch die dazugehörige Serie werden meiner Ansicht nach nicht genügend respektiert und beachtet, wobei der Song einfach von der schlechten Rezeption der Serie mit in den Abgrund gerissen wurde, statt einen der raren Glücksfälle darzustellen, in denen der Titelsong die Serie bei weiten überlebt. Das könnte wohl an mangelnden Dauerohrwurmqualitäten und einer geringeren Mitsingbarkeit im angetrunkenen Zustand liegen, allesamt Attribute, die den Titelthemen von DuckTales (Platz 86), Käpt'n Balu (Platz 95), Chip & Chap (Platz 99) und ganz besonders Die Gummibärenbande (Platz 290) zu einer sehr hohen Haltwertszeit auf Jugendpartys verhalfen. Wer noch nie von einer Disney-Titellieder trällernden, angeheiterten Mitschülerin begrüßt und fast schon unangenehm lange umarmt wurde, der hat was versäumt. Neben dem angegorenen Apfelsaft, den das Gummibären-Titellied darstellt und dem leichten Biermixgetränk Chip & Chap ist Quack Pack eine starke Vodka/RedBull-Mischung: Energiegeladen, aufpuschend und knallig-rockig. Der Song nimmt die Fetzigkeit des Darkwing Duck-Titelliedes (Platz 54) und potentiert sie mit der Intensität eines donald'schen Wutausbruchs. Gewissermaßen verkörpert der Titelsong so auch die gesamte Geisteshaltung der Serie: Quack Pack ist der aufgedrehte, durchgeknallte und kernige verrückte kleine Bruder von DuckTales und Darkwing Duck, diese Serie hat eine tüchtige Dosis des Wahnwitz' von Timon & Pumbaa oder gar der von Disney in die Vergessenheit gedrängten, kurzlebigen Serie Shnookums & Meat intus, nur mit deutlich konsitenterer Erzähldramaturgie. Wer aufgrund des harten E-Gitarren-Einsatzes während des Titelsongs hier die erwachsenere, reifere Serie erwartet, übt sich in einem Trugschluss, denn das Intro zu Quack Pack schlägt einen strikt jugendlich-punkigen Weg ein. Darüber ist der etwas zurückhaltendere Titelsong zu Darwing Duck bereits wieder hinweg und so auch die Serie. Quack Pack ist knalliger, krawalliger und aberwitziger. Doch genau das mag ich an dieser Serie. Nicht, dass ich einen solchen Stil in DuckTales und Darkwing Duck vemrisst hätte, doch genau wie sich dieser Serien voneinander unterschieden, besetzt auch Quack Pack einen anderen Slot im breiten Spektrum der Disney-Serien. Bloß schienen viele eine etwas gestittetere Serie erwartet zu haben, was Quack Pack zusammen mit den Personaländerungen hinter den verschlossenen Türen von Disneys Fernsehtrickstudios zum Verhängnis wurde. Aber das Titellied rockt in meinem Herzen ewig weiter!

Und wieder ein neues Projekt für Gore Verbinski

Seit Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt in die Kinos entlassen wurde, arbeitet Gore Verbinski redlich daran, einen Ruf wie Robert Rodriguez oder Quentin Tarantino zu erhalten: Den eines Regisseurs, der zahlreiche vielversprechende und/oder kurios klingende Projekte ankündigt, und nichtmal die Hälfte davon auf die Beine stellt.

Seit gestern steht ein weiterer Film auf der stets wachsenden Liste angekündigter Gore-Verbinski-Filme: Eine Neuverfilmung der Kurzgeschichte The Secret Life of Walter Mitty, die bereits 1947 für einen gleichnamigen Film (dt. Titel: Das Doppelleben des Walter Mitty) lose Pate stand. Er handelt vom Muttersöhnchen und Schauerromanlektor Walter Mitty, der in seinen Träumen tollkühne Abenteuer erlebt, die sein Vorgesetzter als Vorlage für neue Romane nutzt. Für Mitty indes verschwimmen langsam Traum und Realität...
Der Film verband grotesken Humor mit Vielschichtigkeit, weshalb ich Gore Verbinski durchaus gerne als Regisseur der Neuverfilmung sehen würde, auch wenn mich eine Rückkehr Verbinskis zu Bioshock beispielsweise deutlich mehr reizen würde.

Besorgnis erregend ist die Wahl des Drehbuchautors: Laut Variety arbeitet Steve Conrad daran, der auch den sülzigen Das Streben nach Glück verfasste.

Dienstag, 29. Juni 2010

Rango: Trailer zum animierten Depp-Spektakel von Gore Verbinski

Gestern angedeutet, heute da: Der Trailer zu Gore Verbinskis nächstem Film, der via Motion Capturing verwirklichten Komödie (?) über ein Chamäleon mitten in einer Identitätskrise. Mit Johnny Depp als titelgebendes Chamäleon. In weiteren Rollen sind Isla Fisher, Abigail Breslin, Bill Nighy, Stephen Root, Ray Winstone, Beth Grant, Ned Beatty, Harry Dean Stanton und Alfred Molina (der schon wieder) zu verorten.



Ähm, öhm, ja. Also, Depps Stimme passt super auf das Chamäleon, allerdings hinterlässt der Trailer bei mir den Eindruck, dass ich von der visuellen Richtung, die eingeschlagen wird, eher abgestoßen werde, da abseits der Hauptfigur und des orangenen Aufziehfisches zu sehr auf anstrengenden Hyperrealismus gesetzt wird. Inhaltlich beschleißt mich ein wenig ein Rapunzel-Gefühl: Der Trailer gibt sich im Humor familienfreundlich leichtfüßig, die gezeigten Bilder (vor allem während der "Action-Montage") könnte man sich allerdings auch so zusammensetzen, dass Rango einen sehr skurrilen, aberwitzigen und auf Mindfucks setzenden Beinahe-Experimentalfilm ergibt, getarnt als animierte Komödie über sprechende Tiere. So ein bisschen wie Am Ende der Welt ein als witziger Piratenabenteuer-Sommerblockbuster getarntes, Zuschauer überforderndes cineastisches Allerlei war. Das würde gefallen... Auch wenn dann immer noch der anstrengende Fast-Fotorealismus wäre.

Update: Laut AICN wurde das Motion-Capturing-Konzept aufgegeben.

Und was treibt Verbinski sonst noch?

Kleines Lebenszeichen von Miramax: "Don't Be Afraid of the Dark" hat Starttermin

Als Disney zu Beginn des Jahres bekannt gab, seine traditionsreiche Independent-Schiene Miramax Films zu schließen und den umfassenden Filmkatalog zu verkaufen, war dies eine Schreckensnachricht für die Sparte des unabhängig produzierten Hollywoodfilms. Zugleich war es ein Schocker für die Verantwortlichen hinter einer kleinen Hand voll von zu diesem Zeitpunkt unvollendeten oder unveröffentlichten Miramax-Filmen.

Darunter befand sich auch ein von Guillermo del Toro verfasstes und produziertes Remake des Fernseh-Horrorklassikers Don't Be Afraid of the Dark mit Katie Holmes, Guy Pearce, Bailee Madison und Jack Thompson in de Hauptrollen.

Wie Heat Vision berichtet, soll der Film am 21. Januar 2011 in die Kinos kommen und tatsächlich unter dem Miramax-Banner veröffentlicht werden. Das veranlasst mich zu einer (wenngleich sehr zurückhaltenden) Hoffnung, dass Disney nach zahlreichen geplatzten Verkaufsdeals wieder zur Besinnung kam und Miramax noch eine Chance gibt.

Wahrscheinlich aber wird man einfach nur die letzten Leichen aus diesem Keller räumen. Aber man wird ja noch träumen dürfen, oder?

Weiterführende Artikel:

Montag, 28. Juni 2010

Ich präsentiere: Johnny Depp in seinem nächsten großen Film

Rango ist ein mit Motion Capturing verwirklichter Animationsfilm von Fluch der Karibik-Regisseur Gore Verbinski. Den abstrusen Pseudo-Teaser zum Film kennt ihr ja vielleicht schon (*klick*) und auch dieser Blick auf Depps Figur lässt einen leicht schrägen Stil erwarten. Ich habe ja Vertrauen in Gore "Ich kann eigentlich jedes Gerne, ich vermisch sie sogar recht gerne" Verbinski, aber irgendwie werde ich mit Rango einfach nicht warm.

Auf der offiziellen Webseite könnt ihr euch noch ein wenig in die Welt dieses Films einleben. In Bälde soll uns aussagekräftigeres Material erwarten.

Sonntag, 27. Juni 2010

Weihnachten fällt für Disneyfans dieses Jahr in den November

Disneyfans dürfen jubeln: Am 30. November werden in den USA gleich drei DVDs veröffentlicht, die für jeden Liebhaber der Disney-Zeichenstudios für Freudentränen sorgen sollten. Es handelt sich um die DVD-Veröffentlichungen der drei äußerst positiv aufgenommenen Hintergrunddokumentationen Walt & El Grupo, The Boys und Waking Sleeping Beauty, die allesamt einsichtsvolle Blicke hinter die Kulissen Disneys werfen (Quelle: Stitch Kingdom).

Die DVD zu The Boys: The Sherman Brothers' Story, einer Dokumentation über das legendäre Songschreiberduo das in den 60er und 70er Jahren erheblich den Klang der Disneymusik prägte, wird als Bonusmaterial unter anderem einen Bericht über die Disneystudios in den 60ern, das Casting zu Mary Poppins, ein Video über Shermankompositionen für die Disney-Themenparks,
ein Porträt des Disneyzeichners Roy Williams und zusätzliche Hintergrundberichte über einige der beliebtesten Sherman-Lieder und Robert Shermans Leidenschaft für Kunst beinhalten.

Walt & El Grupo, eine ausführliche Dokumentation über die von Walt Disney und einigen seiner Mitarbeitern abgehaltene "Good Will"-Tour durch Südamerika und die daraus entstandenen Filme Saludos Amigos und Drei Caballeros, wird auf DVD von einem Audiokommentar, zuästzlichen, vertiefenden Filmsequenzen, den Trailern zu Saludos Amigos und Drei Caballeros sowie der Originalkinofassung von Saludos Amigos begleitet.

Neben der gefeierten und auch selbstkritischen Dokumentation Waking Sleeping Beauty über die Disney-Renaissance und die entscheidenden Personen hinter ihr, wird die dritte Disneydokumentation-DVD eine Übersichtsfeaturette, gestrichene Szenen, Porträts der verstorbenen Schlüsselfiguren hinter den disney'schen 90er Jahren (Roy E. Disney, Frank Wells, Joe Ranft und Howard Ashman), Studiotouren, eine Wiedervereinigung mit Rob Minkoff und Kirk Wise und 3 Kurzvideos beinhalten.

Diese Pflichtkäufe werde ich mir nicht entgehen lassen!

Siehe auch:

Edward mit den Scherenhänden - Remake mit Robert Pattinson?

Es gibt Filme, die eigenen sich für Remakes, es gibt Filme, die eigenen sich nicht für Remakes und dann gibt es Filme, die dermaßen beliebt sind und nichts von ihrer Aktualität verloren haben, dass ein Remake für alle Beteiligten an einen Karrieresuizid grenzt. So gesehen wäre ein Edward mit den Scherenhänden-Remake mit Robert Pattinson vielleicht zu begrüßen.

Ja, richtig gelesen. Es geht das Gerücht um, dass Robert "Glitzer, Glitzer, Glitzer" Pattinson, der Hauptdarsteller der Twilight-Reihe in einer Neuverfilmung des beliebten Tim-Burton-Klassikers Edward mit den Scherenhänden Scherenhände verpasst bekommt und sich an Johnny Depps erster größeren Kinorolle versucht. Und das erst wenige Monate, nachdem bereits auf ein Fear and Loathing in Las Vegas-Remake hingedeutet wurde.

Mit Robert Pattinson als Edward stießen zwei Welten innerhalb einer Subkultur zusammen: Tim Burtons kunstvolle und träumerische Welt des Skurrilen einerseits und glitzernde Emovampire andererseits. Ein talentierter Schauspieler mit Herscharen von Fangirls würde durch Robert Pattinson ersetzt. Die Filmwelt geriete aus ihren uns bislang bekannten Bahnen.

Doch wir dürfen wieder aufatmen: Wie news.gather.com herausstellt, gibt es keinerlei Indizien, dass dieses Gerücht der Wahrheit entspricht. Genau genommen fand dieses Gerücht selbst im klassischen Filmjournalismus und Filmwebseiten bislang kaum Verbreitung. Irgendwer setzte es über Twitter in die Welt, und schnell eroberte Edward Scissorhands die aktuelle Twitter-Trend-Hitliste, da sich zahllose Fans (berechtigterweise) über diese vermeintlichen Pläne beschwerten. Doch abseits des Web 2.0... Tote Hose.

Dieses "Ereignis" führt wundervoll vor, wie Fehlmeldungen entstehen können und ich bin mir sicher, dass einige Webseiten bald vom Edward-Remake berichten werden. Jedoch ohne den erlösenden "Ist nur heiße Luft von Twitter"-Twist. Dann heißt es "Wie einige Quellen berichten, plant Hollywood..." oder "Robert Pattinson wird bald...". Und deshalb habe ich diese No-News gepostet: Damit ihr ganz beruhight und unbeeindruckt mit den Augen rollen könnt, wenn ihr solchen Schwachfug lesen "dürft". Nett von mir, nicht wahr? ;-)

Samstag, 26. Juni 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XLVII)

zurück zu Teil XLVI

Platz 48: Heile Welt ("Perfect World") aus Ein Königreich für ein Lama
Musik von Sting, Text von Sting & David Hartley (dt. Fassung von Frank Lenart)

Ein Königreich für ein Lama war der spritzige Einstieg in Disneys traurigerweise bestenfalls als mäßig erfolgreich zu bezeichnende Phase alternativer Einträge in den offiziellen meisterwerk-Kanon. Im Laufe seiner Produktion wandelte sich Roger Allers epochale, gefühlvolle und zuweilen auch schmalzige Musical-Wiedererzählung von Der Prinz und der Bettelknabe zu einem rasanten, vor verrückten Pointen nur so schäumenden, mit sprühendem Wortwitz und knalligem Cartoonhumor ausgestatteten Anti-Disney-Meisterwerk, das die angetrocknete Disney-Formel auf den Kopf stellte. Unter der Regie von Mark Dindal vermengte sich eine Disney-Sensibilität mit dem cartoonigen Humor von Tex Avery oder Chuck Jones. Das Ergebnis ist eine wundervolle animierte Komödie, die sehr dezent und liebevoll Disney an der Nase herumführt und durch die Bank weg liebenswürdig ist.
Aber nicht jeder fand gefallen an dieser wirklich äußerst eiligen Kompletterneuerung des Projekts. Der für Kingdom in the Sun (wie der Film ursprünglich heißen sollte) engagierte Musiker Sting, von dem man sich offensichtlich erhoffte, dass er einen an Der König der Löwen erinnernden Zauber wie Elton John versprüht, war äußerst erbost darüber, dass seine Songs gnadenlos aus dem Film gekürzt wurden.
Ganz ohne Sting kam Ein Königreich für ein Lama allerdings nicht aus: Im Abspann ist My Funny Friend and Me, Stings langsames, rührendes Loblied auf die Freundschaft zwischen Patcha und Kuzsco zu hören, und zu Beginn des Films erwartet den Zuschauer der spaßige Showtune Heile Welt. Diese schnelle, verspielte und augenzwinkernd überzeichnete, im Las-Vegas-Stil gehaltene Nummer führt furios den ungewöhnlichen Vibe von Ein Königreich für ein Lama vor: Abgefahren, überdreht und launisch. Der narzistische Herrscher Kuzsco hat seinen eigenen Titelsong-Fuzzi, der ihn in unverschähmt hohen Tönen lobt und nur für ihn einen fetzigen, jeden aus dem Sessel fegenden Partysong über Kuzscos wundervolle Herrschaft anstimmt. Heile Welt treibt alles, was zu einem von aufgedrehten Disneynebenfiguren gesungenen, flotten und stimmungsvollen Song dazugehört auf die Spitze und nimmt Kuzscos Arroganz auf's Korn. Das Ergebnis ist einfach großartig. Ursprünglich war kurzzeitig Komponist Sting auch als Sänger dieser großartigen Eröffnungs- und Schlussnummer vorgesehen, doch Sting fand sich für diese vitale und süffisante Komposition zu alt. Stattdessen gewann Disney niemand geringeres als Tom Jones für die Rolle des Titelsong-Fuzzis. Dieser verlieh dem Song das authentische Las-Vegas-Feeling und erwies sich deshalb als absoluter Volltreffer. Selbst wenn er ganze elf Jahre vor Sting das Licht der Welt erblickte. Die deutsche Fassung sah sich in Ermangelung eines deutschen Pendants von Las Vegas und/oder Tom Jones gezwungen, auf kreative Besetzungsvorschläge zurückzugreifen. Und das Ergebnis gehört zusammen mit Jürgen Drews auf Billy Joel (Was soll ich mich ärgern?, Platz 53), Roger Cicero als Stattgalter für Dr. John (In New Orleans aus Küss den Frosch), Kai Pflaume auf Samuel L. Jackson (!) in Die Unglaublichen und Bully (der übrigens kongenial auf Kuzsco besetzt wurde) für Tom Hanks (!!) in Toy Story 3 zu den schrägsten Besetzungsideen überhaupt. Anstelle von Tom Jones tritt in der deutschen Synchronfassung ausgerechnet der triefige Schlagerbarde Nino de Angelo, der deutsche Gehörgänge seit Jahrzehnten mit der Weisheit malträtiert, dass wir Jenseits von Eden sind, wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind. Und wie es bei Disney und seinen absurden Castingentscheidungen gerne Mal so ist: Es funktionert! Die deutsche Fassung klingt genauso großartig wie die englische!

Platz 47: Hakuna Matata aus Der König der Löwen
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Frank Lenart)

Das von der Gesellschaft verstoßene, nahezu unzertrennliche Erdmännchen/Warzenschwein-Duo Timon & Pumbaa taucht pünktlich zur Halbzeit von Der König der Löwen auf, und reißt sofort die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. In der Broadway-Fassung dient ihr Auftauchen und somit Hakuna Matata nach der emotionalen Achterbahnfahrt, die durch die zuvor geschehenen, erschreckenden Ereignisse ausgelöst wurde (Putz weg, Seid bereit, die Gnu-Stampede, Mufasas Tod, die Trauer um Mufasa, Scar reißt die Herrschaft an sich... Mensch, so zusammengefasst ist der erste Akt von Der König der Löwen finster wie die Nacht) bezeichnend als effektiver, stimmungsaufhellender Rausschmiss in die Pause. Diese Rechnung ginge wohl kaum auf, wären Timon, Pumbaa und ihre gesungen präsentierte Lebensphilosophie nicht derart einvernehmend. Vielleicht ist ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Hakuna Matata die Tatsache, dass dieser Song sogleich drei Disneytraditionen vereint, deren Kraft sich in dieser gewaltigen Mischung direkt multipliziert:
Hakuna Matata ist eine "Don't worry"-Nummer (wie u.a. Probier's Mal mit Gemütlichkeit, Was soll ich mich ärgern?, Hawaiian Roller Coaster Ride, Optimistisch sein und Enjoy it), ein Lied über Freundschaft (wie u.a erneut Probier's Mal mit Gemütlichkeit, Ohne dich wär' ich des Lebens nicht froh, The Boys Are Back, Bop Bop Bopbop Bop (Ich lieb dich so), Freundschaft ist das schönste auf der Welt, Du hast 'n Freund in mir und Du brauchst einen Freund) und zu guter letzt ein Lied mit Spaß- beziehungsweise Fantasievokabular (wie u.a. Bibbidi Babbidi Buh, Hi-Diddel-Di-Dei, Higitus Figitus und Supercalifragilisticexpialigetisch).
Letzteres stimmt nicht wirklich, da "Hakuna Matata" ein auf Swahili tatsächlich existierender Ausdruck für "Es gibt keine Sorgen" ist, allerdings wird dieser Terminus für das Kinopublikum wie eine Erfindung Disneys gewirkt haben, so gesehen zählt's dann doch. Abhängig davon, wie sich das befragte Sample zusammensetzt, dürfte Hakuna Matata sogar in zwei dieser drei Kategorien das populärste Exempel sein. Nicht zu Unrecht, schließlich überfrachtet sich Hakuna Matata nicht, indem es mit beiden Händen aus dem Pool seiner Möglichkeiten schröpft. Elton John und Tim Rice sahen glücklicherweise davon ab, ein vollgestopftes Lied über Freundschaft und eine Laissez-faire-Lebensführung zu schreiben, indem obendrein die Hälfte des Liedtextes aus für westliche Ohren unbekannte Ausdrücke besteht. Stattdessen verkörpert das Lied Hakuna Matata beispielhaft Timons und Pumbaas Lebensmotto. Es ist entspannt, gelassen und dermaßen mittwippbar, dass es sofort ansteckend wirkt und man gar nicht mehr anders kann, als sich Timon, Pumbaa und Simba anzuschließen. Die Wirkung von Hakuna Matata lässt sich wundervoll demonstrieren: Ist da draußen irgendjemand, der während Hakuna Matata irgendeinen Gedanken wie "Moment! Simba ist viel besser beraten, auf seinen Vater zu hören und seinen Platz im Ewigen Kreis zu beanspruchen, statt nichts zu tun!" hegte? Nein? Warum wohl? Weil man Hakuna Matata nicht widerstehen kann und Simba diese kleine Entspannungspause vom ganzen Herzen gönnt. Das, was dieses Warzenschwein und das Erdmännchen da predigen, klingt zu verführerisch, als dass man es ausschlagen könnte...
Während Der ewige Kreis, Kann es wirklich Liebe sein (Platz 126) und Ich will jetzt gleich König sein (Platz 57) von Elton John als Popversionen eingespielt wurden (ob aus Liebe zu seinem Material, als Extra für das Soundtrackalbum oder kommerziellem Kalkül, da sich so etwas deutlich besser als Rotationsmaterial für Radiostationen anbietet, das darf jeder selbst entscheiden... ich mag die Antwort "Alle drei zusammen!"), erhielt Hakuna Matata seine semi-offizielle Coverversion durch am Film beteiligte Musiker kurze Zeit später, als Sänger und Chordirigent Lebo M, der für das Spin-Off-Album Rhythm of the Pride Lands zusammen mit Jimmy Cliff eine stilistisch eigenständige Reggae-Version aufnahm, die auch eine zusätzlichen Strophe enthält, die Timons Vergangenheit anschneidet, welche es bekanntermaßen nicht in die Filmversion schaffte und später die Grundlage für einen neuen Song in Der König der Löwen 3: Hakuna Matata bildete.
Welche Version von Hakuna Matata ich bevorzuge, kann ich auf Anhieb schwer sagen. Das Arrangement in der Bühnenaufführung lädt mehr zum mitwippen ein, als die Filmversion und als musikalische Abwechslung für zwischendurch hat Lebo Ms Reggae-Cover wirklich großen Reiz. Dafür kann die deutsche Filmversion mit dem vorzüglichen Ilja Richter aufwarten, einem meiner liebsten Promisprecher. Der König der Löwen ist sowieso ein hervorragendes Beispiel für gelungene Promisynchros und dafür, welche Akzeptanz sie genießen können, wenn sie nicht als solche beworben werden. Ilja Richter ist einfach herausragend als Timon, und erfreulicherweise spricht er Timon nicht nur im ersten Film, sondern auch in den Fortsetzungen, der TV-Serie, in synchronisiertem DVD-Bonusmaterial und auch bei Gastauftritten außerhalb des Löwen-Universums. Denn für mich ist Timon nur dann wirklich Timon, wenn Ilja Richter ihn spricht (weshalb es mich immer riesig freut, wenn auf der Bühne Darsteller agieren, die ihm sehr ähnlich klingen, während etwa Simba oder Mufasa auch ganz anders klingen dürfen). Wirklich, ich liebe Ilja Richters Stimme. Sollte ich jemals einen großen Kinofilm drehen und mir das dafür notwendige Budget zur Verfügung stehen, dann wird Richter als die Stimme Gottes besetzt, Punkt aus. Um aber zum eigentlichen Song zurückzukehren: Müsste ich bestimmen, welche Version des Songs sich mir am stärksten einprägte, dann wäre die Wahl schnell getroffen. Das wäre nämlich die auf's wesentliche (nämlich den Refrain) reduzierte, frenetische und nicht mehr wirklich entspannte Version, die als Intromusik von Abenteuer mit Timon und Pumbaa fungierte.

Platz 46: Fütter die Vögel (Zwei Penny die Tüte) ("Feed the Birds (Tuppence a Bag") aus Mary Poppins
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Eberhard Cronshagen)

Mary Poppins' Gutenachtlied Fütter die Vögel ist ein scharfer Einschnitt in die vorwiegend freudige und zauberhaft-optimistische Stimmung von Walt Disneys meistrespektiertem Realfilm. Aufgrund seiner Relevanz für den Plot und der wundervollen gesanglichen Leistung, welche bei einer so zarten und langsamen, gefühlvollen Nummer von nicht unterschätzbarer Wichtigkeit ist, fühlt sich dieses dramatische, sehr britisch klingende Lied nicht wie ein Fremdkörper an. Fütter die Vögel ist ein integraler Teil von Mary Poppins und zugleich eines der wenigen Beispiele religiöser Thematik in der Walt-Disney-Filmographie. Dass er nicht ins unangenehm moralisierende abgleitet, ist wiederum nicht der gesanglichen Leistung zu verdanken, sondern dem musikalischen Fingerspitzengefühl der Sherman-Brüder, die große Mühen hatten, ihre Musik von Pamela Travers genehmigt zu kriegen. Die Autorin der Mary Poppins-Bücher hätte am liebsten bloß authentische Musikstücke aus dem Zeitalter Eduards VII im Film gehört und schlug anstelle von Fütter die Vögel den Klassiker Greensleeves vor, welcher in der selben Tonart geschrieben wurde.
Obwohl das Lied von Mary Poppins (und somit der begnadeten Julie Andrews, beziehungsweise in der dt. Synchronfassung von Monika Dahlberg) gesungen wird, ging die Szene in die Disneyfilmgeschichte wegen Jane Darwell ein, welche die Futter verkaufende Vogeldame verkörpert, über die das magische Kindermädchen singt. Die legendäre Darwell (Vom Winde verweht, Früchte des Zorns, zahlreiche Shirley-Temple-Filme) war eine von Walt Disneys Lieblingsschauspielerinnen und wurde, ähnlich wie Maurice Chevalier (siehe Platz 110 und Platz 279) von Walt Disney höchstpersönlich um eine Rückkehr aus dem Ruhestand gebeten.
Hauptsächlich aber dürfte Fütter die Vögel seinen Ehrenplatz in der Disneyhistorie dadurch verdient haben, dass es Walt Disneys persönliches Lieblingslied gewesen sein soll. Immer wieder bat er die Sherman Brüder "es" zu spielen, und ohne jeden Verweis, welchen Titel er meinte, wussten sie, dass genau dieses Lied gemeint war. Die Shermans sagten einmal aus, dass sie das Lied auch nach Walt Disneys Tod noch öfters ihm zu Ehren in seinem Büro spielten, und zur Ehrenfeier von Walt Disneys 100. Geburtstag stimmte es Richard Sherman in Disneyland am Flügel an. In einem bewegenden Beispiel wahrgewordenen Disneyzaubers kam zum Schluss des Liedes eine Taube aus dem hellblauen, klaren Himmel zu Richard Sherman heuntergeflogen, nur um kurz darauf wieder zu entschwinden. Manche Zufälle sind halt zu rührend, um sie als solche abzutun, und ja, als ich diese Anekdote auf der Mary Poppins-DVD bestaunte, bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Fütter die Vögel zu Kindszeiten immer als den einzigen langweiligen und unnötig ausgedehnten Moment in Mary Poppins ansah. Zu meiner Verteidigung sei angemerkt, dass sich das recht früh änderte und ich schon vor meinem eigenen DVD-Zeitalter die verträumte Sentimentalität dieses Liedes zu Ehren lernte. Ich werde wohl nie ein Fahnen schwingender Balladenfreund, doch richtig starke kriegen mich dann halt trotzdem rum.

Freitag, 25. Juni 2010

Fünf Gründe, weshalb "Prince of Persia - Der Sand der Zeit" eine Fortsetzung bekommen sollte


Prince of Persia - Der Sand der Zeit läuft an den Kinokassen leider nicht ganz so wie erwartet. Während die internationalen Einnahmen mit über 210 Millionen US-Dollar irgendwo zwischen passabel und gut liegen, will der Film einfach nicht mit dem US-Publikum harmonieren und dümpelt derzeit unterhalb der 100-Millionen-Grenze vor sich hin. Liegt es daran, dass die Amis noch immer gewisse Vorbehalte gegenüber arabische Thematiken haben, war die Konkurrenz durch Für immer Shrek und Sex and the City 2 zu hartknäckig oder rauschte der Film einfach bloß am amerikanischen Filmgeschmack vorbei? Ich kann diese Frage nicht beantworten, aber ich kann ganz klar sagen, dass eine eventuelle Fortsetzung aufgrund der US-Einspielergebnisse zur Diskussion steht, statt inoffiziell beschlossene Sache zu sein. Zwar erkennen die Hollywoodstudios immer mehr an, dass der internationale Markt je nach Film wichtiger sein kann, als der nationale, doch ein Film dieser Größenordnung sollte in den USA schon seine Kosten einspielen.

Die Idee einer Fortsetzung wird dennoch nicht gestorben sein. Wie gesagt, die internationalen Einnahmen sind ganz passabel, und vielleicht rettet sich der Film sogar noch in den oberen Bereich der 300 Millionen Dollar. Je näher er weltweit an die 400 Millionen Dollar kommt, desto wahrscheinlicher wird die Fortsetzung. Wenn die DVDs und Blu-rays sich dann noch besser verkaufen als die der von Nicolas Cages Vermächtnis-Reihe, dann können Persiens Freunde wieder Hoffnungen hegen, ohne sich als Traumtänzer bezeichnen zu lassen.

Ganz gleich, wie sinnvoll eine Fortsetzung von Prince of Persia - Der Sand der Zeit vom wirtschaftlichen Standpunkt her auch sein mag, ich wünsche mir weitere Filme mit Prinz Dastan. Und ich möchte euch erklären, warum...

Grund 1: Prince of Persia bietet klassisch-romantisiertes Hollywood-Abenteuer

Ich liebe die Pirates of the Caribbean-Reihe abgöttisch, und Christopher Nolans tiefenpsychologische, düster-realistische Batman-Reihe wischt mit den vorherigen Batman-Filmen jederzeit den Boden, aber dennoch mag ich das klassische, romantische Hollywoodabenteuer genauso sehr wie abgedrehte, (post-)moderne Abenteuer und grimmen (Pseudo-)Realismus. Prince of Persia ist zwar nicht besonders romantisch, im Sinne einer Romanze, doch es ist romantisch im Sinne der romantischen Erzählkultur. Während die Piraten in Pirates of the Caribbean dreckig sind, gelbe Augen haben und generell eigentlich wenig glorreiches tun und ihre Abenteuer mit schnippischer Ironie erzält werden, ist Prince of Persia eher wie ein Film mit Errol Flynn oder Douglas Fairbanks. Ein schwelgerisches Abenteuer, dessen Ausstattung in schierer Schönheit versinkt. So etwas gibt es heutzutage kaum noch zu sehen, und deshalb wünsche ich mir, dass Prince of Persia genug einspielt, um (erfolgreichere) Fortsetzungen zu rechtfertigen. Dann haben wir neben der launisch-gewaltigen Pirates-Reihe ein zweites, in der Ausführung anders gewürztes Bruckheimer-Abenteuerfranchise, auf das man sich im Kinosommer freuen kann.

Grund 2: Die Prince of Persia-Spiele bieten noch mehr kinotauglichen Stoff, die jemanden vom Kaliber eines Jerry Bruckheimer verlangen

Prince of Persia - Der Sand der Zeit wurde diese Woche zwar zur weltweit erfolgreichsten Videospielverfilmung, und die beste ist sie obendrein auch noch (finde ich), aber da ist noch Luft nach oben. Und wenn man sich in den Fortsetzungen noch einige Elemente aus Warrior Within und The Two Thrones rausklamüsert, die man gut ins Filmuniversum integrieren kann, dann warten noch spannendere, kinotauglichere Abenteuer auf Prinz Dastan, als sein an den Kinokassen passabel angenommenes erstes. Vor allem schreien die Fortsetzungen noch mehr nach Jerry Bruckheimer: Prince of Persia war der wohl zahmste Disneyfilm mit einer PG-13-Freigabe. Für den Stoff, der noch auf uns wartet, braucht es Jerry Bruckheimer, um den an Rich Ross und Co. vorbeizukriegen und auf die kinoleinwand zu bannen.

Grund 3: Jake Gyllenhaal ist ein toller persischer Prinz von der Straße

Simpel: Mir hat Jake Gyllenhaal als Prinz Dastan jede Menge Spaß gemacht und ich glaube, dass er in einer Fortsetzung noch besser sein könnte. Nicht nur, dass er sich jetzt eingespielt hat, die Filmemacher wissen jetzt, dass das Publikum Gyllenhaal die Rolle eines Actionhelden abkauft (daran bestanden zuvor ja einige Zweifel). Man könnte ihm in der Fortsetzung mehr Freiraum geben, denn vieles, was Prinz Dastan so sympatisch machte, war nur zwischen den Zeilen zu lesen, sein Charakter ließ sich am seinem gewinnendne Lächeln, einvernehmend aufblitzenden Augen erkennen. Manche Kritiken bemängelten, dass Gyllenhaal als Dastan zwar liebenswürdig, aber nicht denkwürdig wäre. In der Fortsetzung kann man das ändern. Und das will ich sehen!

Grund 4: Ich will einen Prince of Persia-Ride! Ich will, ich will, ich will!

Das wundervolle an Disney ist ja, dass dieser Unterhaltungskonzern nicht nur ein erfolgreiches Hollywoodstudio aufweist, sondern auch weltführend in der Gestaltung und Leitung von Freizeitparks ist. Wenn Disney etwas ins Kino bringt, das Themenpark tauglich ist, dann kann man tatsächlich auf eine gute Umsetzung für Vergnügungsparks hoffen. Leider ist das davon abhängig, wie profitabel der Film war. Zu Walt Disneys Zeiten wäre hie und da ein grandioses Konzept für eine Attraktion schwachen Kinoeinnahmen zum Trotz in den Park gekommen, doch die sind lange vorbei. Prince of Persia passt in Disneys Freizeitparks, wie die Faust auf's Auge. Doch um die Imagineers, und mehr noch deren Chefs, zu überzeugen, bräuchte es noch ein paar Millionen an Hundert-Dollar-Scheinen mehr auf dem Konto dieses geplanten Franchises.

Grund 5: Jerry Bruckheimers Macht darf nicht in Zweifel gestellt werden

Ich liebe Disney. Aber das heißt nicht, dass ich Disney absolute Freiheit wünsche. Die Disney-Geschäftsführer tendieren dazu, irgendwann durchzuknallen. Sie brauchen Geschäftspartner und Künstler, bei denen sie auflaufen. Leute, die ihnen Grenzen aufzeigen. Ich vermisse das von den Weinsteins geleitete Miramax, und wenn Disney eines Tages Jerry Bruckheimer verliert, dann sehe ich schwarz. Jerry Bruckheimer ist "The Man", "Mr. Blockbuster", und ihn darf man nicht in Frage stellen. Leider liefen Shopaholic und G-Force eher suboptimal an den Kinokassen. Damit es nicht eines Tages heißt, dass man auf Bruckheimers Befehle Ratschläge nicht zwangsweise hören muss, könnte es nicht schaden, wenn Prince of Persia sich mit Müh und Not in den 400-Millionen-Dollar-Bereich rettet, eine Fortsetzung rechtfertigt und die aufgrund eines bessren Kinostarts und positiver Mundpropaganda der Fans des ersten Teils wieder zu einem echten Erfolg im Ausmaße eines popmpösen Bruckheimer-Films wird.

Weiterführende Artikel:

Donnerstag, 24. Juni 2010

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XLVI)

zurück zu Teil XLV

Wo wäre Küss den Frosch gelandet?

Ich hatte mir schon vor ein paar Jahren vorgenommen, irgendwann meine liebsten Disneysongs in einer Artikelreihe vorzustellen. Anlässlich des sich immer schneller nähernden Kinostarts von Küss den Frosch nahm ich mir im Oktober letzten Jahres dann endlich den Mut, und fing an meine bereits für "den Notfall" vorgefertigte Hitliste endlich abdruckreif abzuarbeiten. So startete Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder. Aufgrund des Veröffentlichungsrhythmus nähern wir uns mittlerweile sogar schon dem Kinostart des nächsten Disney-Musicals, dem heiß ersehnten Rapunzel.

Sicherlich werden sich einige Leserinnen und Leser, die erst später dazustießen, wundern, wo denn die ganzen Küss den Frosch-Lieder bleiben. Die kennen halt nicht die eben nochmal angerissene Hintergrundgeschichte dieser Artikelreihe. Küss den Frosch kann in dieser Liste nicht vorkommen, da der Film zu spät herauskam. Damit ich in Zukunft nicht mit Fragen überhäuft werde, eine aktualisierte Version dieser Liste zu veröffentlichen oder zu erklären, wo die Stücke aus Küss den Frosch gelandet wären, möchte ich diese Frage ganz einfach rein prophylaktisch beantworten. Hier also ein kleines Addendum zu Musikalisches Immergrün, das verrät, zwischen welche Songs sich Randy Newmans Froschlieder gedrängt hätten, wäre der Film nur was früher in die Kinos gekommen.

Platz 328: Ichabod Crane aus Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte
Platz 327, 5: Ich lieb' dich, Evangeline ("Ma Belle Evangeline")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Heike Kospach)
Platz 327: Rock, rumble and roar aus A Symposium on Popular Songs

Obwohl ich Rays Liebesbeziehung zu Evangeline wahnsinnig rührend und romantischer finde, als die zentrale Beziehung zwischen Tiana und Prinz Naveen, ist Rays Ständchen für seine Nachtkönigin das meiner Meinung nach schwächste Lied in Küss den Frosch. Ein wenig trägt allein schon das Grundkonzept des Songs eine Schuld daran: Wie auch bei Ja, die Liebe siegt (Platz 258) und der von den Disneyzeichnern anfangs angedachten, durchgehend von Timon und Pumbaa gesungenen Version von Kann es wirklich Liebe sein? (Platz 126) verliert Ich lieb'dich Evangeline viel von seiner Romantik, indem diese Ballade von einer schrägen Figur gesungen wird, deren Stimme sich nicht gerade für solch gefühlvolle Notenfolgen eignet. Hinzu kommt, dass mir Randy Newmans Liebeslied zu schwach ist, es plätschert vor sich hin, ohne zu einem emotionalen Höhepunkt zu kommen. Trotzdem gefällt mir die eingängige Melodie, und der Kontext des Films verhilft dem Stück letztlich doch noch zu ein paar Gefühlsregungen. Ray hätte wirklich ein stärkeres Lied verdient, dennoch muss ich sagen, dass das Liebeslied, das er bekam recht süß ist.

Platz 323: Mensch wieder sein ("Human Again") aus Die Schöne und das Biest
Platz 322,5: Wenn ich Mensch bin ("When We're Human")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Frank Ramond)
Platz 322: Mein Sinn für Stil ("My Strongest Suit") aus Aida

Wenn man mich vor die Wahl zwischen Randy Newman und Alan Menken stellt, dann gebe ich üblicherweise ohne mit der Wimper zu zucken dem Komponisten von Arielle, die Meerjungfrau, Die Schöne & Das Biest, Aladdin, Pocahontas, Der Glöckner von Notre Dame, Hercules, Verwünscht und bald auch Rapunzel klar den Vorzug (den Kuh-Film verschweigen wir, klar soweit?). Dennoch ist Menken nicht vollkommen unfehlbar. Das Arielle-Bühnenmusical beispielsweise verursachte mir stellenweise arge Kopfschmerzen und in der bislang eher eng gesteckten Kategorie der Disneylieder über den Wunsch verzauberter Menschen, bald wieder zurückverwandelt zu werden, muss sich Menken im direkten Vergleich dem 2009 an Disney ausgeliehenen Pixarkomponisten Randy Newman geschlagen geben. Mensch wieder sein (Platz 323) ist angesichts der immer wahrscheinlicher werdenden Rückverwandlung zu zurückhaltend. Das ausgerechnet Randy Newman, dessen Musik mir oftmals zu "hochgeschlossen" ist, für Küss den Frosch eine wesentlich befreitere, glücklichere Zelebrierung der anstehenden Menschwerdung fabrizierte, ist da schon eine kleine Überraschung. Zumal Tiana und Naveen ihre neue Verkörperung als Frösche noch nicht so lange ertragen mussten, wie die Schlossbewohner des Biestes ein Dasein als Mobiliar und Geschirr fristen mussten.
Dank des wundervoll aufgelegten Bill Ramsey und einem beim Singen nicht so dick wie Bruno Campos auftragenden Roger Cicero ist Wenn ich Mensch bin übrigens der einzige Song aus Küss den Frosch, der mir in der deutschen Fassung klar besser gefällt als in der englischen Originalversion. Bei den anderen liedern dieses Films bevorzuge ich die englische Aufnahme oder empfinde die deutsche Fassung als dem Original ebenbürtig.

Platz 316: Lavendelblau ("Lavender Blue") aus Ein Champion zum verlieben
Platz 315,5: Wir nehmen euch jetzt mit ("Gonna Take You There")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Heike Kospach)
Platz 315: Stetig wie der Trommelklang ("Steady As the Beating Drum") aus Pocahontas

Das Cajun-Glühwürmchen Ray bringt für eine witzige Nebenfigur sehr viel Gefühl in Küss den Frosch hinein, doch es singt auch die von einem inhaltlichen Standpunkt gesehen überflüssigste Nummer im ganzen Film. Allerdings ist das in einem urbanen Zydeco-Stil gehaltene Wir nehmen euch jetzt mit sehr kurz und dient klar als atmosphärischer und musikstilistischer Farbtupfer. Das Lied soll ein kleiner Stimmungsheber sein, eine scmissige, kurze Wegschmeißnummer, und die sind in der klassischen, disneyschen Daramturgie durchaus genehmigt. Dass der Song auf Englisch dank Jim Cummings wunderbarem Cajun-Dialekt tausendmal besser wirkt, als in der Synchronfassung, muss ich ja nicht explizit erwähnen, oder?

Platz 210: With a Flair aus Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett
Platz 209,5: Ganz nah dran ("Almost There")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Heike Kospach)
Platz 209: Manteltanz ("Dance of the Robe") aus Aida

Die im Art-Deco-Stil des Harlem-Renaissance-Künstlers Aaron Douglas und auch ein wenig von den Limited-Animation-Cartoons der 50er Jahre inspirierte Traumsequenz Tianas, in der sie sich ausmalt, wie ihr wundervolles Restaurant aussehen wird, dessen sie sich endlich nahezu sicher ist, gehört zu meinen Lieblingsmomenten in Küss den Frosch. Eric Goldberg schuf mit ihr eine warme, einfallsreiche und freundliche Sequenz für Randy Newmans selbstbewusste Abwandlung des sonst so träumerischen, naiven "Ich will"-Songs, den Disneyprinzessinnen normalerweise von sich geben. Es ist die wundervoll in sich greifende Kombination aus Bild und ton, die Ganz nah dran zu einem der Höhepunkte des Films machen. Einzeln für sich genommen sind beide immer noch sehr stark, aber gemeinsam vervielfacht sich der von dieser Sequenz ausgehende Impuls. Als Lied allein ist Ganz nah dran ein tolles Lied über das Gefühl, es fast geschafft zu haben (wobei Tiana es aus einer "das Glas ist halb voll"-Perspektive betrachtet, während es in einem anderen modernen Disneymärchen etwas pessimistischer rüberkommt), doch im Zusammenspiel mit den hübschen, einrahmbaren Bildern komm ich einfach nicht mehr aus dem Lächeln heraus.

Platz 124: Bet on it aus High School Musical 2
Platz 123,5: Du musst nur tiefer in dir graben ("Dig A Little Deeper")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Heike Kospach)
Platz 123: Heut' bist du nichts mehr wert ("You're Only Second Rate") aus Dschafars Rückkehr

Ein in New Orleans spielender Disney-Zeichentrickfilm? Da muss einfach eine Gospelnummer rein! Glücklicherweise dachten das auch Ron Clements und John Musker, und so erhielt die schräge Voodoo-Zauberin Mama Odie eine ausgelassene, inspirierende Gospelnummer. Diese darf dann auch nochmal beweisen, dass Randy Newman mehr beherrscht, als seinen doch etwas trockenen und steifen Pixar-Stil. Eine so losgelöste und positive Komposition hätte ihm sicherlich nicht jeder zugetraut, und ich muss zugeben, dass auch ich vor meiner ersten Betrachtung von Küss den Frosch ein paar Zweifel hegte. Aber Mama Odies herrlich mit ein paar Gospel-Klischees spielende Zusammenfassung der Moral von Küss den Frosch konnte mich mit ihrer mitreißenden, unbeschwerten Art überzeugen. Und als Szene ist sie ein weiterer toller Farbklecks im sowieso schon sehr vielseitigen Farbspektrum dieses gleichermaßen klassischen wie modernen Märchens.

Platz 106: Putz weg ("Chow Down") aus Der König der Löwen - Das Broadway Musical
Platz 105, 5: In New Orleans / Wünsch dir was ("Down in New Orleans")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Frank Ramond, dt. Fassung des Prolog-Parts von Ursula von Langen)
Platz 105: Call Me, Beep Me, das Titellied von Kim Possible

Der swingend jazzige Song In New Orleans entführt die Zuschauer von Küss den Frosch nach dem etwas langatmigen Anfang mit authentisch gewürztem Flair in die disneyfizierte Wunderwelt der atemberaubend schönen Stadt New Orleans. Das Lied dient dem Film als Buchstütze und als gelungene Einführung in die musikalische Richtung, die er einschlägt. Im US-Original sollte anfangs Randy Newman aus dem Off singen, allerdings befürchteten Ron Clements und John Musker somit als Pixar-Kopisten darzustehen. Also wendeten sie sich, durchaus zum Unmut Newmans, an den legendären Dr. John, der seit jeher für New Orleans steht und sich mit seiner ganz eigenen Version von Cruella DeVil (Platz 114) zugleich bereits als auffällige Disneystimme erwies. Und ich bin den Regisseuren Clements & Musker unheimlich dankbar für diese Entscheidung, da Randy Newmans Gesangsstimme auf mich eine sehr schnell einsetzende, einschläfernde Wirkung ausübt. Das wäre Küss den Frosch allerdings nicht gerecht geworden. Hinzu kommt, dass die während In New Orleans gezeigte Filmsequenz selbst keine größeren Reize ausübt, da sie bloß die Atmosphäre New Orleans zeigt und uns die wichtigsten Figuren vorstellt. Die Szene steht und fällt deshalb ganz allein mit dem währenddessen spielenden Song. Mit dem ungewöhnlich cool und gelassen kratzig-quäkenden Dr. John fährt dieser bedeutsam besser als mit dem monotonen Organ Newmans.
Für die internationalen Synchronfassungen stellt Dr. John selbstverständlich eine schwer unverfälscht bezwingbare Herausforderung dar, da solche Stimmbänder wie die seinigen rar gesät sind. In Deutschland sprang Roger Cicero hinter das Mikrofon, dessen glattere Stimme vom Klang her aus einer ganz anderen Jazz-Ecke stammt. Überraschenderweise kompensiert Cicero dies mit unerwartet geschicktem Notenanschneiden, wodurch die ungewöhnliche Ausstrahlung des Songs beibehalten wird, selbst wenn sie in der deustchen Fassung woanders herrührt. Cassandra Steen, die Tiana spricht und somit die finale Reprise des Songs anstimmen darf, reicht dagegen nicht ans US-Vorbild heran. Auch wenn ihr In New Orleans dem vom Kinopublikum leider nicht genügend geliebten Küss den Frosch einen würdigen Abschluss gibt, liefert Anika Noni Rose eine emotionaleren, tonal breiter gestreuten und so mitreißenderen Schlussperformance ab. Allerdings sind die Qualitätsunterschiede zwischen Deutsch und Englisch bei diesem Song wirklich minimal und wir dürfen uns Steens trockener Sprechleistung zum Trotz mit der Synchronfassung glücklich schätzen. Der französische Sänger beispielsweise kann den waschechten New-Orleans-Klang überhaupt nicht in seine Sprache rüberretten. Nicht nur der Text klingt äußerst dissonant, auch der Gesang als solcher überzeugt mich überhaupt nicht, da der Sänger zu sehr bemüht ist, Dr. Johns quäkendes Reibeisen zu imitieren. Da lobe ich mir doch die deutsche Fassung, wo man bezüglich der Stimme kapitulierte und sich einen anderen Trick einfallen ließ, um den Flair des Songs zu wahren.

Platz 55: i2i aus Der Goofy Film
Platz 54,5: Freunde im Schattenreich ("Friends on the Other Side")
Musik und Text von Randy Newman (dt. Fassung von Heike Kospach)
Platz 54: Der Titelsong von Darkwing Duck

Wenn der finstere Schattenmann Dr. Facilier den maldonischen Prinzen Naveen und seinen Diener Lawrence ganz charismatisch in einen hinterhältigen Voodoo quatscht, dann treffen Nur ein kleiner Freundschaftsdienst aus Aladdin und Rosa Elefanten aus Dumbo aufeinander. Galant, gewandt und gerissen tanzt sich der gutaussehende Schurke um seine Opfer und in die dunkelsten Herzen des Publikums. Bruce W. Smith schuf mit Dr. Facilier einen der beeindruckendsten Disney-Bösewichter überhaupt, und während seines großartigen Schurkensongs darf er sich mit seinen flotten und geschmeidigen Tanzschritten im ganz großen Stil ins Scheinwerferlicht schummeln. Die Sequenz und der sie begleitende Szenensong beginnen noch kumpelhaft in einem mittleren Tempo und verschmitzter Klangfarbe. Dr. Facilier quatscht sich durchtrieben lächelnd in den Deal, zaubert schnell genug neue Tricks aus dem Ärmel, um seine Opfer davon abzuhalten, den Verstand wieder einzuschalten und so Faciliers Manipulation zu durchschauen. Sobald aber Lawrence und Naveen in den Handel einwilligen, feuert er ein stattliches, überwältigendes Voodoo-Feuerwerk ab, seine Tikimasken und Zauberpuppen tanzen und singen mit ihm und die Filmsequenz biegt nach Psychedeliaville ab. Freunde im Schattenreich ist als Filmszene ganz klar besser als etwa die zum in dieser Hitliste besser platzierten Song Was soll ich mich ärgern? aus Oliver & Co., der von Randy Newman geschriebene Schurkensong ist zweifelsohne auch intelligenter, komplexer und deutlich besser aufgebaut. Allerdings spürt man beim bloßen Anhören dieses Szenensongs, dass ihm eine enorm wichtige Stütze fehlt, und sich so seine Wirkung deutlich abschwächt. Freunde im Schattenreich benötigt, um sich entfalten zu können, zwingend die dazugehörige (Voodoo-)zauberhafte Szene. Als bloßes Musikstück ist es dann doch etwas schwächer und reiht sich in meiner Gunst deshalb unter dem Darkwing Duck-Titellied ein.

Eli Roth und Til Schweiger arbeiten zusammen

Manchmal sollte man vielleicht doch RTL aktuell einschalten: Wie ich vor kurzem zu Hören bekam, soll Eli Roth Anfang der Woche im RTL-Newsmagazin eine Zusammenarbeit mit seinem Inglourious Basterds-Costar Til Schweiger bekannt gegeben haben.

Und jetzt kommt erst der Clou: Der dicke Kumpel von Quentin Tarantino und Regisseur von Hostel sowie Hostel II soll demnach eingewilligt haben, eine Gastrolle in der zweiten Fortsetzung von Keinohrhasen zu übernehmen! Ohja, Horrorfilmer und Bärenjude Eli Roth tritt in Til Schweigers nächstem Teil seiner komödiantischen Ohr-Trilogie auf!

Ich muss sagen, ich bin total baff und freue mich enorm über diese absolut unpassende Besetzungsidee. Nach Keinohrhasen und Zweiohrküken kommt nun also das Schlitzohrraubtier... Das wird ein Cameo, bei dem ich im Kino sicher ausflippen werde. Und hey, nachdem ich so viele Leute von Inglourious Basterds überzeugt habe, könnte vielleicht auch meine in diesen Film mitgeschleppte Alibifrau erkennen, wer sich da durch Nora Tschirners Kindergarten schlitzt. Jetzt fehlen nur noch Lena Meyer-Landruth als Tschirner in jungen Jahren und Brad Pitt als Schweigers Kamerad aus seiner Wehrdienstzeit...

Waaaas? Man wird doch noch träumen dürfen...?!

Weiterführende Artikel:

Mittwoch, 23. Juni 2010

Sollten Disneyfans Tom Cruises "Knight and Day" die Daumen drücken?

Bereits heute startet in den USA der neue Film mit Tom Cruise in der Hauptrolle: Die Actionkomödie Knight and Day, in der Cruise einen höchstgefährlichen, aber sympatischen Geheimagenten spielt, der bei einer Mission sämtliche Passagiere eines Flugzeugs tötet. Bis auf June (gespielt von Cameron Diaz). Tags darauf entführt dieser June, um sie vor anderen Agenten zu beschützen. Die Trailer zum Film sehen ganz amüsant aus, haben allerdings auch ein heftiges Aroma von "Irgendwie glaube ich nicht, dass der Film immer so gedacht war". Diaz und Cruise, beides Hollywoodstars die ihren Charmezenit längst überschritten haben, kommen so rüber, als spielen sie auf Teufel komm raus gegen Imagekrisen an. Gerade dadurch könnte der Streifen seinen Reiz generieren - oder über seine stattliche Laufzeit von über 140 Minuten damit beginnen, die Nerven zu malträtieren.

Was hat das nun mit Disney zu tun?

Im März wurde bekannt, dass Trickfilmregisseur Brad Bird (Die Simpsons, Der Gigant aus dem All, Die Unglaublichen, Ratatouille), für eine unmögliche Mission engagiert wurde. Nein, sie involviert leider nicht Birds versprechen, jeden der Animation als ein Genre bezeichnet ins Gesicht zu schlagen, sondern seinen Ausflug in den Realfilmbereich. Birds Actionkrimiromantikkatastrophenepos 1906, für das bereits Michale Giacchino als Komponist geködert wurde, bekam in der Konzeptphase allerhand Vorschusslorbeeren, doch als das coproduzierende Warner Bros. Studio Birds Budgetvorstellungen zu sehen bekam, geriet das Projekt ins Stocken. Auftritt Paramount Pictures: Brad Bird soll für dieses Studio sein Talent als Realfilmregisseur von Mission: Impossible 4 beweisen. Sein Händchen für Action konnte er ja bereits vorführen. Und wer weiß, vielleicht weckt ein erfolgreicher vierter Mission: Impossible größeres Vertrauen in 1906?

Jetzt kommt Knight and Day ins Spiel. Dieser von Fox produzierte Streifen wird laut Nikki Finke ganz genau von Paramount beobachtet. Denn angeblich bekamen die Geschäftsführer von Paramount kalte Füße, was das Starappeal von Cruise anbelangt. Je nach (Miss-)Erfolg könnten Eingriffe ins Drehbuch (etwa die Vergrößerung des Subplot über einen Lehrling Ethan Hunts, um "billigere" Szenen auszuweiten und Cruise etwas Leinwandzeit zu nehmen), strikte Budgetkürzungen oder gar die Streichung des gesamten Projekts drin sein.

Stellt sich die Frage, was sich Disney- und Animationsfans wünschen sollen. Wenn Knight and Day floppt und MI4 stirbt, wird Bird nachgeben und früher zur Animation zurückkehren, als erwartet? Das würde bestimmt einige freuen, ich hingegen fände es schade, wenn Birds kleiner Traum unverwirklicht bleibt. Vielleicht hilft der Tod von MI4 sogar 1906? Mein Problem an der Mission: Impossible-Sache war nämlich immer dieser Beigeschmack, das Warner Bros. den Film manchen Stimmen zufolge entweder jetzt oder gar nicht machen will. Und selbst wenn sich Warner umstimmen lässt, wer sagt, dass Bird nach diesem Film noch Lust auf 1906 hat?

Um ehrlich zu sein ist mir Mission: Impossible 4 egal, so lange 1906 Birds Vision getreu ins Kino kommt. Ob mit Warner Bros, oder ohne (Disney könnte ja durch einen enorm erfolgreichen John Carter of Mars dazu inspiriert werden, 1906 im Alleingang zu produzieren), hauptsache 1906!