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Platz 76: The Army Is Not The Army Anymore aus Donald in Uniform
Musik von Paul J. Smith (?), Text von Carl Barks
Carl Barks, der geistige Vater von halb Entenhausen und der mit Abstand bekannteste Comiczeichner- und Autor des Disney-Universums. Schade nur, dass die Hardliner unter den Donaldisten Barks als alleinigen Entenzeichner sehen wollen und sich zugleich gerne über den Cartoon-Donald brüskieren (*mehr dazu*). Dabei gibt es abseits von Barks Comicwerken so viel weiteres zu entdecken. Etwa, man wage es zu glauben, andere hervorragende Donald-Comics oder, Überraschung, Donald Duck in bewegten Bildern. Teilweise ebenfalls von Carl Barks geschrieben. So etwa den Kurzfilm Donald in Uniform von 1942, besser bekannt als Donald Gets Drafted, der erste Cartoon in einer Reihe mit Donald als den (typischen?) naiven US-Soldaten, der sich hat einziehen lassen und dann feststellt, dass das Armeeleben nicht ganz so wie erwartet ist. Diese Filme, die Disney neben weiteren klassischen Cartoons sowie Lehr- und Propagandafilmen für's Militär produzierte, dienten gleichermaßen als ironischer Kommentar und als kurzweilige und humoristische Flucht vor dem Alltag nach dem US-Kriegseintritt.
The Army Is Not The Army Anymore repräsentiert mit seiner Spritzigkeit und einem subtil beißendem Schuss Ironie genau den Humor, der die "Soldat Donald"-Kurzfilme für mich zu den besten Filmen mit dem charismatischen Wüterich machen: Offensichtlich haltlose und leere Versprechungen, wie angenehm der Soldatendienst heutzutage ja sei, gesungen zu einer heiteren Ohrwurmmelodie. Das ist genau die Art von Texten, die Barks an seinen besten Tagen verfasste und wegen denen Carl Barks bei Erwachsenen so beliebt wurde.
Donald Gets Drafted ist ein, bedenkt man sein Thema, überraschend erfrischender Donald-Cartoon und The Army Is Not The Army Anymore, das Militärwerbelied, das einfach zu viel verspricht um noch zu funktionieren, wurde später im fantastischen The Vanishing Private wiederverwendet. Bedenkt man, wie eng Walt Disney seinerzeit mit dem Militär zusammenarbeitete (bzw. zu dieser Kooperation gezwungen war), ist es wirklich erstaunlich, dass dieses Lied es in die Kinos geschafft hat.
Platz 75: Jedermann will einen Lachplatz haben ("Everybody's Got a Laughing Place") aus Onkel Remus' Wunderland
Musik und Text von Allie Wrubel & Ray Gilbert (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)
Jahre, bevor ich erfuhr, dass Onkel Remus' Wunderland in den USA in vielen Kreisen vollkommen ungesehen den Ruf eines rassistischen Schundwerks genießt, das sich für alles außer Zip-A-Dee-Doo-Dah und Jedermann will einen Lachplatz haben gefälligst zu schämen hat, und Jahre, bevor ich den Film zum ersten Mal sah, bescherte mir die ARD meinen ersten Kontakt mit Disneys schönem, wenn auch etwas melodramatischen Mischfilm aus dem Jahr 1946. In einem der zahlreichen Disney-Specials, in denen ein Moderator durch die Parks wandert und Cartoons, Filmausschnitte und Musikvideos ankündigte, präsentierte Stefan Pinnow Toontown. Und irgendwann wurde ein längerer Clip aus Onkel Remus' Wunderland abgespielt, der im Grunde das wesentliche aus der Lachplatz-Geschichte zeigte. Meister Lampe wurde von Brumm, dem Bären, und Patzig, dem Fuchs, gefangen und sieht sein letztes Stündlein geschlagen. Dann kommt ihm die rettende Idee: Er erzählt den beiden von seinem Lachplatz, einem Ort, an dem man fröhlich ist und wo einen keine Seele stört. Brumm zwingt Patzig, Meister Lampe so lange zu verschonen, bis er ihnen seinen Lachplatz zeigt. Unterwegs zum vermeintlichen Lachplatz singt Meister Lampe davon, was ein Lachplatz ist und was er denn nun bedeutet. Dieses kleine Liedchen macht richtig Freude, hebt jede Laune und geht wahnsinnig schnell ins Ohr. Mein erster Eindruck von Onkel Remus' Wunderland war deswegen ein sehr lockerer und charmanter. Und als ich den Film letztlich komplett sah, wurde er vollkommen bestätigt.
Platz 74: Donald Duck Song
Musik und Text von Oliver Wallace
Das Titellied der späteren Donald-Duck-Cartoons löst bei mir sozusagen einen pawlowschen Reflex aus. Sobald die ersten paar Takte ertönen, geht mir das Herz auf. Oliver Wallaces witzige Hymne auf den cholerischen Erpel bringt mich stets in die richtige Stommung für einen Cartoon mit Donald und liegt mir als eingeschworenem Donald-Fan natürlich sehr am Herzen. Der Donald Duck Song ist alles anderes als spektakulär und aufgrund seiner Funktion als Eröffnungsmelodie von Kurzfilmen natürlich sehr knapp gehalten, aber dennoch liebe ich ihn und strahle jedes Mal, wenn er zu hören ist. Weitere Lobhodeleien bedarf dieses Lied gar nicht.
Platz 73: Einmal ("Out There") aus Der Glöckner von Notre Dame
Musik von Alan Menken, Text von Stephen Schwartz (dt. Fassung von Frank Lenart)
Aufgrund der sich stellenweise stark von der Filmvorlage entfernenden Bühnenadaption von Disneys Der Glöckner von Notre Dame könnte bei diesem Liedtitel durchaus Verwirrung bestehen. Das von mir favorisierte Glöckner-Lied mit dem deutschen Titel Einmal ist die im Original Out There genannte, aufmunternde und optimistische, Quasimodos Hoffnungen von einem normalen Leben außerhalb Notre Dames ausdrückende "Ich will"-Ballade. Diese wurde von Michael Kunze für die Bühnenfassung in Berlin vorlagengetreuer in Draußen umgetextet, während das aus dem eigentlichen Film geschnittene und für die Showbühne wieder in die Handlung integrierte Abspannlied Someday den deutschen Titel Einmal vererbt bekam. Someday ist mir allerdings zu schmalzig und langweilig, dieses Lied plätschert vollkommen uninspiriert vor sich her. Während Out There dagegen kann man mitverfolgen, wie nach Quasimodos und Frollos depressiven, düsteren Duett (das für die Bühne als eigenes Lied namens Zuflucht ausgekoppelt wurde) in Quasimodo aus einem Traum eine selbstsichere und glückliche Zuversicht erwächst. Alan Menkens Komposition entwickelt sich nicht nur auf dramaturgisch sehr schöne Weise, sondern changiert auch wundervoll zwischen beschwingten, spielerischen Phasen, in denen sich Quasimodo seinen Tag als akzeptierter Normalsterblicher ausmalt und pompöseren Stellen, die eine triumphierende, befreiende Wirkung haben. Out There erinnert mich übrigens ein wenig an Ich werd's noch beweisen (Platz 148) aus dem ein Jahr später gestarteten Hercules. Ein paar Sekunden lang kommt mir die Notenfolge dieser beiden Lieder doch recht ähnlich vor, allerdings macht Out There/Einmal wesentlich mehr aus seiner Prämisse eines dramatisch gesehen gehaltvolleren "Ich will"-Songs für einen männlichen Protagonisten, der größere Probleme hat, als sich eine hübsche Prinzessin zu erträumen (*polemischer Seitenhieb auf die Disney-Prinzessinnen*). Out There ist ein schönes, Hoffnungen gebendes Lied, das Gänsehaut verleiht und einen mit Quasimodo mitfühlen lässt. Mir selbst gefällt von den deutschen Versionen die Filmversion besser, was vermutlich eine Frage der Gewöhnung sein wird. Allerdings bilde ich mir ein, dass Einmal von den phonetischen Qualitäten her näher am hellen Out There liegt, als das dumpfere Draußen. Rein gesanglich gefällt mir Hendrick Brucks deutsche Version ebenfalls besser als das englische Original von Tom Hulce. Die bislang beste Version hörte ich aber während einer Gesangsshow im Disneyland Paris, die sehr emotional vorgetragen wurde und das Lied sehr originell und fließend mit Ich werd's noch beweisen verschmelzte (weshalb ich die beiden Songs geistig wohl niemals vollständig trennen können werde).
Platz 72: Kommt, kleine Kinder ("Come, Little Childen" aka "Sarah's Theme") aus Hocus Pocus
Musik von John Debney, Text von Brock Walsh (dt. Fassung von Andreas Pollak)
Hocus Pocus ist nicht nur eine der kultigsten Disneykomödien der 90er Jahre, sondern für mich auch ein absolutes Halloween-Pflichtprogramm geworden. So, wie ich Weihnachten nicht ohne Santa Clause (Teil 1!) und Die Muppets Weihnachtsgeschichte auskommen kann, ist es für mich zur Tradition geworden, an Halloween oder bei einem engeren Terminplan wenigstens im direkten Vorfeld dieses inoffiziellen und heidnischen Feiertages diese Bette-Midler-Komödie von Regisseur Kenny Ortega einzulegen. Ja, selbstverständlich bietet es sich an, zu Halloween waschechte Horrorfilme rotieren zu lassen, aber dabei kommt doch kaum richtige Halloween-Feierstimmung auf. Mit Disneys energiereichem Juwel Hocus Pocus dagegen ist man sofort in der richtigen Laune, um das morbid-spaßige und schaurig-schöne Fest mit dem nötigen Augenzwinkern zu begehen und sich so aus der nervigen "Mümmümü mü, blöder Ami-Kapitalistenkram, mümümü"-Mentalität zu entgehen. Mein absolutes Highlight in Hocus Pocus ist Bette Midlers super inszenierte, kraft- und vor allem schwungvolle Darbietung von I Put A Spell On You, doch einen ebenfalls äußerst respektablen zweiten Platz belegt... Sarah Jessica Parker mit Kommt, kleine Kinder. Ja. Wer hätte je gedacht, dass diese Frau irgendwas für mich brauchbares auf die Beine stellen kann? Doch sie hat es getan. Parker spielt Sarah, die dumme blonde dritte im Bunde eines Hexenschwesterntrios. Winnifred (gespielt von Bette Midler), die Kinder wittern könnende Mary (gespielt von Kathy Najimy) und Sarah Sanderson trieben im 17. Jahrhundert in Salem ihr Unwesen und versuchten sich ewiges Leben zu verschaffen, indem sie kleinen Kindern das Leben aussaugen. Doch die Sanderson-Schwestern wurden von den Bewohner Sakems geschnappt und gehängt, allerdings nicht schnell genug, um zu verhindern, dass Winnifred, die mächtigste der dreien, einen Zauber spricht, mit dem sie ins Leben zurückkehren können. Wenn in der Halloweennacht eine Jungfrau eine schwarzflammige Kerze entzündet, werden sie von den Toten auferstehen. 1993 geschieht genau das und so entfaltet sich ein richtig lustiges, flottes und keine Zeit verschwendendes Halloween-Abenteuer, während dem lange Zeit allerdings eine Frage offen bleibt: Wieso müht sich die begabte und kluge Winnifred überhaupt noch mit iherer strohdummen und hinderlichen blonden Schwester ab? Die Antwort folgt in Form einer erschreckend schönen Sequenz, in der Sarah über Salem fliegend mit einem Sirenengesang sämtliche Kinder der Stadt anlockt. Die Melodie dieses kurzen Liedes und die dazugehörigen, an der Stil von Edgar Allan Poe angelehnte Text sind traumhaft, magisch und furchterregend zugleich. Die hypnotische Kraft dieser dunklen Poesie ist enorm und verdeutlicht nochmal die nach dem Intro des Films runtergespielte Schrecklichkeit der drei Antagonistinnen.
2 Kommentare:
Hm, mal eine Episode, zu der ich nicht viel sagen kann.^^
Außer: Oh, "Einmal" ist so schön! :) Ich liebe Hendrik Bruchs Version, mir gefällt aber auch die Musical-Version sehr gut (wobei Drew Sarich da leider noch ein wenig mit dem Akzent gekämpft hat - deutsche Sprache, schwere Sprache.), weil auch mit guter Emotion rübergebracht. Blöd nur, dass ich dazu neige, die Texte beim mitsingen durcheinanderzubringen. *g*
"Who's got the sweetest disposition? One guess, that's who. Who never ever starts an argument, who never shows a bit of temperment? Who's never wrong, but always right? Who'd never dream of starting a fight? Who gets stuck with all the bad luck?"
Ich liebe es! =)
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