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Sonntag, 28. Februar 2010
Nine
Danach brach alles zusammen. Auf jede Lobeshymne folgte eine durchwachsene Kritik, auf jede zweite durchwachsene Kritik eine katastrophale. Nine polarisiert, wie es kaum ein Film ohne kontroversen Inhalt in den vergangenen Jahren. Dennoch ging ich am deutschen Premierentag sofort ins Kino. Den negativen Kritiken zum Trotz wollte ich das neue Musical von Rob Marshall sehen. Die Trailer überzeugten mich noch immer. Außerdem kann es nie schaden, sich den neusten Film des Regisseurs von Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides anzuschauen.
Nun, im Vergleich zu Chicago ist der künstlerische Aspekt von Nine wesentlich stärker aufgesetzt. Das erfolgreiche Miramax-Musical war clever, machte allerdings solch enormen Spaß, dass man es kaum bemerkte. Nine hingegen will unbedingt als Arthouse- und Award-Kandidat wahrgenommen werden. Ein wenig spürt man sogar, wie sich Harvey Weinstein die Hände reibt und auf die potentiellen Oscars schielt, während Rob Marshall mit aller Macht "Chicago in richtig toll anspruchsvoll, aber mit noch wilderen, schneller geschnittenen und hipperen Musikszenen" bewerkstelligen will. Solche Grundhaltungen bei der Produktion eines Films vergiften schnell die Chemie, berauben ihn seiner Natürlichkeit. Wo Chicago wie selbstverständlich floss, stockt Nine künstlich. Und mancher Zuschauer reagiert darauf allergischer als andere. Einer der von mir vermuteten Hauptgründe, weshalb Nine so polarisiert.
Mir persönlich hat der Film trotzdem gut bis sehr gut gefallen. Den kritisierten, stelzenden Handlungsfluss hat Nine von seiner Inspiration 8 ½ geerbt, der sich so etwas als Fellini-Klassiker bei Kritikern wohl eher leisten darf. Wo Fellini auf surreale Traumlogik setzt, entschwebt Marshall in eine parallele Musikwelt, um nach dem Schlusstusch in die Realität zurückzukehren. Wenn Fellini den Geist herausfordert, sorgt Marshall für einen Sinnesrausch. Großartige Kostüme, Setbauten und Kamerafahrten machen Nine wirklich sehenswert. So hörenswert wie Chicago ist er leider nicht, und ausgerechnet das beste Lied hat die geringste Verknüpfung zur Handlung. Naja, drücken wir Mal ein Auge zu.
Vor allem jedoch schaffte es Rob Marshall, mir Penelope Cruz ansatzweise sympatisch zu machen. Überaus beruhigend, bedenkt man, dass sie im nächsten Pirates of the Caribbean mitspielen soll und mir dadurch ursprünglich etwas meiner Vorfreude raubte.
Nine ist zwar kein zweites Chicago, aber dennoch ein sehenswertes Musical über den kreativen Prozess und die Macht der Frauen. Schon allein deshalb hat es bei mir einen Stein im Brett.
Meine ausführliche Meinung zu Nine könnt ihr hier nachlesen!
Weiterführende Artikel:
Tron Legacy - Rückblick auf das Trailer-Event
Die auf Pit Cell angebotenen Tickets sollen innerhalb von 20 Sekunden ausverkauft gewesen sein.
In Los Angeles waren während der exklusiven Aufführung des Trailers Regisseur Joe Kosinski und Produzent Steve Lisberger, der Regisseur von Tron, anwesend, die sich zu einer spontanen Frage-und-Antwort-Runde hinreißen ließen, als das Publikum direkt nach dem Trailer lauthals eine weitere Aufführung forderte und es somit eine kleine Programmlücke zu überbrücken galt. Es entwickelte sich eine 20-minütige Interviewsession daraus. In anderen Städten sollen nach dem Trailer nur T-Shirts verteilt worden sein, weshalb sich manche der weiter gereisten Leute etwas reingelegt fühlten. Sie hatten mehr Programmpunkte in diesem Event erwartet.
Der Trailer selbst jedoch schien das Publikum vollkommen begeistert zu haben, die Online-Reaktionen sind nahezu sensationell. Angeblich wird dieser Trailer erst online gehen, sobald eine weitere virtuelle Schnitzeljagd erfolgreich abgeschlossen wurde. Ansonsten muss man sich mit dem Trailer vor Alice im Wunderland begnügen (und die sicherlich auftauchenden, abgefilmten Youtube-Videos, denen Disney hinterherjagen wird).
Die miteinander befreundeten Kollegen von First Showing und /Film fassten in einem gemeinsamen Video-Log ihre Gedanken zusammen:
Tron Trailer Premiere Video Blog from /Film on Vimeo.
Auf HitFix findet ihr derweil eine Niederschrift der Fragerunde mit Lisberger und Kosinski. Coming Soon bemühte sich dagegen um eine sehr genaue Trailerbeschreibung. Und zwei Redakteure von Collider sprechen darüber, wie das Event in New York ankam:
Weiterführende Artikel:
The Book of Eli
Die Hughes-Brüder hätten beinahe die Regie bei Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides übernommen. Mit Dead Presidents und From Hell im Hinterkopf immerhin eine interessante Wahl. Nach The Book of Eli bin ich richtig glücklich, dass stattdessen der Chicago-Regisseur Rob Marshall den Zuschlag bekam.
Die Geschichte des Endzeit-Thrillers? Mäßig umgesetzter Standard. Eli will ein Buch in den Westen der USA bringen, aber er hat auf dem Weg dorthin mit Kannibalen, Räubern und einem von Oldman gespielten, herrschsüchtigen Despoten zu kämpfen. The Book of Eli ist voll mit meilenweit gegen den Wind stinkenden Plottwists und lässt den herrlichen Gary Oldman zu einer wüst schreienden Selbstparodie verkommen. Denzel Washington ist gut wie eh und je, Mila Kunis darf gut aussehen. Die kleinen Gemetzel bleiben kurz, unspannend und wirken aufgesetzt. Visuell leidet der Film an planlosem Einsatz von Farbfiltern und peinlichen Greenscreen-Effekten.
Neeee, das war nichts.
Überaus knapper Tangled-Teaser online
Samstag, 27. Februar 2010
Valentinstag
Marshalls Filme Pretty Woman, Ganz normal verliebt, Die Braut, die sich nicht traut, Plötzlich Prinzessin (nur Teil 1!) und Liebe auf Umwegen haben allerdings etwas dermaßen charmantes an sich, dass ich mir für sie problemlos erweichen kann.
Dank seiner imposanten Darstellerriege weckte auch Valentinstag mein Interesse. Außerdem habe ich ein kleines Faible für Episodenfilme. Allerdings muss die Auswahl der kleinen Geschichten gelungen sein. Und das ist bei Valentinstag nur teilweise der Fall. Manche der Episoden, auch noch ausgerechnet die blassesten, sind sich zu ähnlich, weshalb sich Valentinstag besonders in der Mitte ein wenig zieht. Und die Talente von Julia Roberts, Bradley Cooper und Jennifer Garner werden in ihren Rollen vollkommen verschwendet.
Dafür bietet der Film eine vitale und gut aufgelegte Jessica Biel, einen herrlich ironischen Jamie Foxx, den bei Marshall allzeits gern gesehenen Hector Elizondo und eine wunderbar komische Anne Hathaway. Valentinstag ist deswegen ein etwas einfallsloser, doch schöner Liebesgruß von der Stange.
Meine komplette Filmkritik zu Valentinstag findet ihr auf Quotenmeter.de
Zum letzten Mal im Februar 2010: Kurze Meldungen
- Robert Rodriguez: Der Mann, der alles auf einmal machen will, gibt langsam auf. Statt über seine tausenden von Projekten in Interviews stets "ja, kommt bald" zu sagen, gab er kürzlich in einem Interview zu Gehör, dass Sin City 2 bloß "vielleicht" Realität wird und er kein Interesse mehr an einer Realverfilmung der Jetsons hat. Um eines der beiden Projekte trauere ich, ratet welches... Außerdem verriet Rodriguez, dass eigentlich schon längst die Dreharbeiten an seinem in Mexiko angesiedelten Sci-Fi-Thriller Nervewrackers ("1 Teil Blade Runner, 1 Teil Desperado")begonnen hätten, allerdings fiel plötzlich sein Hauptdarsteller aus, und nun wartet man auf die nächste Gelegenheit, mit ihm gemeinsam zu arbeiten. Wer der ominöse Schauspieler ist wollte Rodriguez nicht verraten, aber er soll kein US-Amerikaner sein.
- Kevin Smith: In einem Interview mit Cinema Blend sprach der Kultregisseur mal wieder über alles mögliche. Unter anderem ging er nochmal darauf ein, wie sehr ihn die Schließung von Miramax verletzte und außerdem erzählte er, wie es war mit Bruce Willis zu arbeiten.
- Bekommt Pixar Zuwachs? Blue Sky Disney berichtet, dass Henry Selick in jüngster Vergangenheit desöfteren in den Pixar Studios gesichtet wurde. Wartet da etwa eine Kollaboration im Gebüsch?
- Kein Autor im Wunderland: Drehbuchautor John August erzählt in seinem Blog, wie es sich anfühlt gleich drei Mal eine Drehbuchfassung von Alice im Wunderland geschrieben zu haben, die nicht verwirklicht wurde.
- Discombobulate: Collider präsentiert ein feines Musikvideo zu Sherlock Holmes. Wer also Hans Zimmer, Co-Musikproduzent Lorne Balfe, Violinistin Ann-Marie Calhoun und Cellistin Tino Guo sowie den Violinisten Alexsey Igudesman, Banjo-Spieler Davey Johnson und den Cello klopfenden Diego Stocco bei der Arbeit sehen will, sollte sich dieses Video ansehen:
Freitag, 26. Februar 2010
Up in the Air
Ryan Bingham weiß, wie man Leute zu feuern hat. Man sollte sich als der Überbringer dieser schlechten Nachricht niemals entschuldigen oder betonen, wie schwer es einem fällt, diese Botschaft mitzuteilen. Man sollte sich als derjenige positionieren, der einen Prozess in Gang setzt, der viele neue Möglichkeiten eröffnet. Und selbst wenn man als professioneller Kündiger sein Geld mit dem Leid anderer Leute verdient, hat man eine gewisse Würde zu wahren. Es kann nie schaden, sich vorher mit dem Lebenslauf der Personen zu beschäftigen, die man kündigt. Und persönlich anwesend zu sein hält wenigstens den Anschein von Herzensgüte aufrecht. Ein Geschäftsmodell, das man nicht digitalisieren sollte.
Ryan Bingham weiß, wie man den Rucksack zum Mittelpunkt einer ganzen Lebensphilosophie machen kann. Menschen packen ihre Bindungen in einen Rucksack, den es zu tragen gilt. Bindungen an Gegenstände. Fotos, Souvenirs, die heimelige Wohnung, das eigene Auto. Bindungen an Bekannte, Nachbarn, Freunde, die Familie. Mit jedem Gepäckstück wird der Rucksack schwerer. Je schwerer der Rucksack wird, desto schwerer fällt es einem sich zu bewegen. Bindungen schnüren einem die Luft ab, schränken die Bewegungsfreiheit ein.
Ryan Bingham weiß nicht, wie Normalität und Alltäglichkeit zu schätzen sind. Er verkriecht sich lieber in die Welt des künstlichen Lichts, der kratzigen Klimaanlagenluft und beruflich vorgeschriebener Höflichkeiten. Er möchte nichtmal für die Hochzeit seiner Schwester Fotos knipsen. Geschweige denn jemals heiraten oder Kinder kriegen.
Jason Reitmans Up in the Air ist ein Film über einen Mann, dessen Lebensziel es ist eine bestimmte Summe an Meilen zu fliegen, ein Film über jemanden, dessen Beruf es ist Leuten zu kündigen, ein Film über jemanden, dessen Lebensstil vom digitalen Zeitalter bedroht wird und ein Film über eines einzelgängerischen Nomaden des 21. Jahrhunderts, der anfängt Sympathie für seine Familie und ihm ähnlich gesinnte Leute zu entwickeln. Und wie bei einem Mosaik ergeben all diese ansehnlichen Steinchen ein wunderschönes Gesamtbild.
Dass Reitmans liebevoll produzierte und rund inszenierte Tragikomödie den Nerv der Zeit trifft, ist ein glücklicher Umstand. Ursprünglich wollte der Sohn von Ghostbusters-Regisseur Ivan Reitman den Film noch vor seinem hervorragenden, bitterbösen und zugleich fluffig-warmen Regiedebüt Thank You for Smoking verwirklichen, aber dann kam es nunmal anders. Jetzt, nach dem Oscar-nominierten Juno, sah er die Zeit gekommen. Der Einbruch der Weltwirtschaft änderte den Ton seines Films und ließ ihn mitten ins Herz eines veränderten publikums treffen.
Das melancholisch-launige Charakterstück Up in the Air profitiert zwar von der leichtfüßigen, die bittre Ironie interessant verpackenden Regie, lebt jedoch vornehmlich von seinen grandiosen Dialogen und dem Spiel von George Clooney, der als Schauspieler stets so wirkt, als würde er eigentlich überhaupt nichts machen und keinerlei Mühen eingehen. Manchmal tut Clooney tatsächlich nichts (Batman & Robin), manchmal ist gerade dies seine herausragende Leistung. Up in the Air ist ein Paradebeispiel für letzteres, und so ensteht für Clooneys Figur Ryan Bingham jede Menge Mitgefühl, und das, obwohl Up in the Air den Zuschauer eher in eine beobachtende Position versetzt, statt ihn in seine Geschichte zu involvieren.
Unterstützt wird Clooney von der niedlichen und wunderbar zwischen bissiger Neuanfängerin, verletztem Mädchen und engagierter Mitspielerin changierenden Anna Kendrick, die völlig zu Recht für einen Oscar nominiert wurde, und Vera Farmiga, die als Ryans weibliches Pendant überzeugt, von den zentralen Personen des Films allerdings am wenigsten zu tun hat und meinem Gefühl nach wohl nur aus reiner Begeisterung für den Film glatt mitnominiert wurde.
Weitere Schauspieler wie Zack Galifianakis (Hangover) und J. K. Simmons (Spider-Man 1 - 3) mischen sich unter realen Menschen, die frisch gekündigt wurden, und mischen die wahren Statements über Kündigungen komödiantisch und auch rührend auf.
Up in the Air ist eine sehr gelungene Tragikomödie, die trotz ein paar mäßiger Längen unserer Zeit aus der Seele spricht und jede Menge Melancholie mit einer wolkig-fluffigen Grundnote in den Himmel emporhebt.
Weitere Rezensionen:
Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXVI)
Platz 177: Bloß niemals Tagelöhner ("A Professional Pirate") aus Muppets - Die Schatzinsel
Musik von Barry Mann, Text von Cynthia Weil (dt. Fassung von Eberhard Storeck)
Wenn Tim Curry oder Thomas Fritsch singt, dann hat dieses Lied automatisch großes Hitpotential. Fritsch ist einer meiner Lieblingssynchronsprecher, und der feist grinsende Curry verleiht auch ohne Strapse einem jeden Song eine kultige Ausstrahlung. In der Muppet-Version der Schatzinsel singt Curry beziehungsweise Fritsch beim Versuch, Jim Hawkins für seine Seite zu gewinnen, dass Daddy Silver seinem Sohnemann stets riet, er solle Bloß niemals Tagelöhner werden. Long John Silver hingegen weiß, dass man das Piratentum als Profession ausüben kann, und sofern man damit Erfolg hat, ist es ein wirklich reizvolles Leben. Zumindest, wenn man seiner Freibeuterzunge Glauben schenken mag. Und so, wie er es vorträgt, möchte man das auch.
Platz 176: Stand Out aus Der Goofy Film
Musik und Text von Patrick DeRemer & Roy Freeland
Der Goofy Film ist, ähnlich wie Oliver & Co. ein wahres Kind seiner Zeit. Während der gerne übersehenen Initialzündung für die Disney-Renaissance aus sämtlichen Pinselstrichen, Noten und Pixeln die 80er Jahre heraustriefen, schreit Kevin Limas Regiedebüt laut in die Welt hinaus, dass es ein Film der 90er Jahre ist. Und bei all meiner Liebe dazu, Oliver & Co. zu verteidigen: Im Vergleich zur 1995 veröffentlichten Kinoproduktion der "zweiten Garde" der Disney-Trickstudios zieht die freie Dickens-Adaption klar den kürzeren. Der größtenteils in Frankreich und ein Stück weit auch in den späteren DisneyToon Studios in Australien gezeichnete Film wirkt zwar stellenweise bereits wie ein Relikt aus früheren Tagen, hat aber eine zeitlose Charakterdynamik und eine sehr trittsichere, einvernehmende Regieführung vom späteren Tarzan-Macher, die ihm den Rücken stärkt. Daran können auch so schnell veraltete Elemente wie der von Pauly Shore gesprochene Sprühkäse-Süchtling nichts daran ändern. Zumal sie durchaus Kultpotential haben. Es ist halt einfach zu "cheesy", um einen nicht zum Grinsen zu bringen. Selbiges gilt auch für Max' absolut unrealistischen, überdramatischen Auftritt als sein Pop-Idol Powerline, mit dem er die Schuljahresabschlusspauke seines Rektors unterbricht. Mit Schmalztolle, albern hipper Sonnenbrille und im gelben Latex-Overall posiert er von Rauch- und Lichteffekten unterstützt als die personifizierte Überdosis 90er-Popentertainment, die nicht zufällig nach einer diabolischen Kreuzung aus Michael Jackson, Prince und jeder Menge Boyband-Gesangsfiltern klingt. Die fiktive Showgröße Powerline brachte zwei Lieder in Der Goofy Film unter. Den elektrisierenden Stand Out, mit dem Max' für Chaos in seiner Schule sorgt, und i2i, die Hymne des Films. Doch das ist eine andere Geschichte...
Platz 175: Thomas O'Malley ("Thomas O'Malley Cat") aus Aristocats
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)
Ob im englischen Original oder in der deutschen Synchronfassung: Es ist kein Zufall, dass Thomas O'Malley vom Star des vorhergegangenen Disney-Meisterwerkes gesprochen. Phil Harris und Edgar Ott brillierten als der swingende Laissez-faire-Bär Balu und bringen diese charismatische Lockerheit auch in Aristocats zu Gehör. Anders als Balu ist Straßenkater Thomas O'Malley auch mit einer gerade noch gesunden Portion Arroganz gesegnet. Deshalb besingt er sein Leben und die dazugehörige Philosophie auch in einem Lied, das er nach sich selbst benannte. Ganz bescheiden. Und dennoch ist Thomas O'Malley eine äußerst sympathische Figur. Bei einer so freundlichen Stimme und diesem verschmitzten Tonfall kann man ihm seine Selbstsicherheit nicht übelnehmen. Eher im Gegenteil.
Platz 174: True to Your Heart aus MulanMusik von Matthew Wilder, Text von David Zippel
Mulan gehört meiner Meinung nach zu den etwas unterschätzten Disney-Meisterwerken. Zwar wird der Film von der Öffentlichkeit nicht so geflissentlich übersehen wie etwa Drei Caballeros, doch für eine weltweit erfolgreiches Disney-Trickabenteuer hört man erstaunlich selten nostalgische Schwärmereien wie "Ach, weißt du noch, Mulan..."
Vielleicht passt gerade deswegen das für Disney ungewöhnliche Ende recht gut zu diesem Film mit großem Erfolg und nüchterner Reaktion, die so wirkt als würde jeder den Film mögen, aber nicht genug um große Lobeshymnen zu verfassen. Denn nach all den großen Gefühlen und monumentalen Szenen plätschert Mulan zu Hause bei Familie Fa gemütlich seinem abrupten Gag-Ende entgegen. Der Abspannsong läuft bereits, ein kleiner Gag, Abspann. So etwas kommt immer besonders gut bei Fernsehausstrahlungen an, ähnlich wie der Schluss von Fluch der Karibik. Anschwellende Musik, ein letzter Satz. Ende, Werbung. Wirkt im Kino oder auf DVD mit vollem Einsatz der Abspannmusik irgendwie anders...
True to Your Heart repräsentiert Mulan musikalisch, wenn man kritisch an den Song herangeht, ziemlich schlecht. Sehr moderner Boybandpop und ausgelassene Stimmung, die eine schmalzig-ernste Botschaft verkauft. Dennoch passt das Lied sehr gut in den Abspann, weil es die Launigkeit der letzten Sekunden weiterspinnt und das Publikum mit einem Grinsen zurück in den Alltag wirft. Mulan ist zwar zeitlos, in seiner Machart allerdings verhältnismäßig modern für einen Disney-Zeichentrickfilm, da fügt sich True to Your Heart sehr gut ein. Außerdem muss man Bobyband-Sound, der Stevie Wonder und Mundharmonika einvernehmen kann wenigstens ein bisschen Respekt zollen, nicht wahr?
Platz 173: Ein Stern geht auf ("A Star Is Born") aus Hercules
Musik von Alan Menken, Text von David Zippel (dt. Fassung von Frank Lenart)
Zum Abschluss von Ron Clements' und John Muskers cartooniger, beschwingter Umsetzung des Herakles-Mythos schenkt das Regie- und Autoren-Duo seinen zentralen Filmfiguren gute Gründe vor lauter Glück gerührt zu sein. Hercules erhält das Angebot als Gott auf den Olymp emporzusteigen, Megara lernt endlich das selige Gefühl kennen, wie es ist zurückgeliebt zu werden und Phil darf zu den Sternen aufsehen, wo sein Lehrling Hercules verewigt wird, während ein Mann stolz kommentiert, dass der doch von Phil trainiert wurde. Ein Stück weit ist Ein Stern geht auf deswegen Phils Song, da Hercules' Krönung zum gottgleichen, in den Sternen verewigten Helden vor allem seinen Handlungsstrang zu einem glücklichen Ende führt. Der zelebrierende, finale Gospel in Hercules hat genau das richtige Tempo und die ausgelassene Attitüde für den Schluss dieses Films und beendet die wilde Komödie aus dem Jahr 1997 auf einer energetischen Note. Klasse.
Donnerstag, 25. Februar 2010
Tron Legacy: Viral und weltweit
Laut dieser Seite werden in den IMAX-Kinos in New York, Sydney, London, Toronto und Los Angeles am kommenden Wochenende besondere Events stattfinden. Was genau? Keine Ahnung, vielleicht eine mit Showeinlagen aufgepeppte Trailerpremiere?
Spannender finde ich momentan aber auch, wie diese Events angekündigt wurden. Gestern fand in 25 Städten dieser Welt eine weitere Tron-Schnitzeljagd statt, und derjenige, der als erster am Ziel ankam erhielt von Personen in "Flynn Lives"-T-Shirts ein Handy sowie die Aufforderung, eine Nummer anzurufen. Telefonisch erhielt man weitere Instruktionen, deren Befolgung mit Tron-Sammelkarten und zwei Token belohnt wurde.
Auf den Karten befand sich ein Code, der ein Stück eines Tron-Filmbildes enthüllte. Als dies vervollständigt wurde, wurde man auf die erwähnte Pit Cell-Webseite weitergeleitet.
Blue Sky Disney erhielt währenddessen eine Kopie einer frühen Drehbuchfassung von Tron Legacy. Es wurde enttäuscht aufgenommen, jedoch soll es auch kaum noch etwas mit dem endgültigen Film zu tun haben...
Quellen: Collider, AICN, First Showing, SciFi Squad
Oscars 2010: Der Anzeigenkampf der Trickfilme
Oben betont in seinen neuen Anzeigen wieder stärker die Kategorie "Bester Animationsfilm". Gab man den Oscar für den besten Film auf, oder kommen da noch weitere Anzeigen?
Küss den Frosch hat zu starke Konkurrenz aus dem Hause Pixar, als dass es was mit dem Trickoscar wird. Aber da ist ja noch die Song-Kategorie...
Leider keine Musik-Nominierung, aber wenigstens eine für den besten Trickfilm. Einen Preis wird's nicht geben, aber dafür gab es ja ein paar Annie Awards...
Ähnliche Artikel:
Mittwoch, 24. Februar 2010
Alice im Scheiterland?
Aber neuerdings kommt Alice nicht aus den negativen Schlagzeilen raus. Die Entscheidung, den Film in einigen Ländern bereits kurz nach der Kinoauswertung auf DVD zu veröffentlichen und zugleich den Kinolauf vertraglich kürzen zu lassen kam nach anfänglich kooperativen Reaktionen überaus negativ an, weshalb einige Kinoketten mit Boykott drohten. Und in den Niederlanden wird der Film vermutlich überhaupt nicht gezeigt.
Hollywood Elsewhere lässt diese Nachrichten vergleichweise zahm wirken. Einige britische Kinomanager verbreiten demnach nämlich äußerst negative Mundpropaganda: "Es ist kein Schocker, dass Disney diesen Film so schnell wie möglich auf DVD veröffentlichen möchte. Ich bin nicht sicher, was man retten kann; obwohl die Promotion bislang ein fantastisches Startwochenende verspricht, wird die Mundpropaganda den Film killen."
Der Film sei ein chaotischer Haufen ohne richtige Handlung, voller mieser schauspielerischer Leistungen und einiger schlampiger Effekte.
Eine New-Yorker-Quelle wiederum lobt die visuelle Kraft, Witz und Spannung suche man jedoch vergebens.
Negative Stimmen erreichen einen ja immer wieder im Vorfeld des Kinostarts heiß ersehnter Filme. Gerade im Falle Alice im Wunderland beunruhigen diese mich allerdings wirklich. Disney zeigte den Film bislang nur ausgewählten Kritikern. Wenn das passiert, und dann selbst diese Kritiker nur aufheulen, dann wird's gerne mal haarig.
Ich freue mich trotzdem auf den Kinostart und drücke uns die Daumen, dass der Film besser ist, als beschrieen. Wenn's nicht klappt... was soll's, Alice ist eh nicht der Realfilm des Jahres, auf den ich mich am meisten freue... *seufz*
Weiterführende Artikel:
Kevin Smith hat seinen Eishockey-Helden
Kevin Smith möchte sich unbedingt ändern. Obwohl er mit Clerks einen unverzichtbaren Beitrag zur Indie-Bewegung der 90er leistete, hält er sein bisheriges Schaffen für relativ unreif. Mit dem Studiofilm Cop Out, dem düsteren Thriller Red State und dem Hockeydrama Hit Somebody, basierend auf einem Lied von Warren Zevon, soll sich dies ändern. Außerdem hat Smith nahezu kommunistische Pläne für ein neuartiges Hollywoodstudio.
Diese Änderungen können natürlich nur nach und nach abgehakt werden. Und während Red State am finanziellen scheitert und der Filmkommunismus noch rechtlich abgeklopft wird, fand Kevin Smith seinen Hauptdarsteller für Hit Somebody. Und es ist nicht Jason Mewes. Oder Ben Affleck. Oder Jason Lee. Es ist Seann William Scott. Im Gespräch mit NHL.com träumte Smith von Hit Somebody:
"Ich sehe es als Seanns Gelegenheit das Hanks-Niveau zu erreichen. Hanks füllte Jahre lang die kleine Rollen und dann wurde er zu dem [Blockbuster]-Kerl. Dies ist Seanns Chance es ihm gleich zu tun und nicht bloß Stifler zu sein. Und es wird meine Chance sein, nicht bloß der Clerks-Kerl zu sein. Es ist meine Chance etwas großes von epischen Ausmaßen zu machen. Geschichten, die ich erzähle, geschehen immer im Verlauf eines Tages. Diese umfasst dreißig Jahre."
Ganz davon abgesehen, dass Smiths Beobachtung seiner eigenen Filme nicht ganz korrekt ist (Dogma, Jersey Girl und Zack and Miri Make a Porno fallen mir da ein), möchte ich erstmal abwarten. Ich traue Smith eine berührende und dramatische Geschichte über eine fiktive Hockeykarriere und das dahinterstehende Leben zu. Aber ob gerade dies Smiths erster Blockbuster wird? Naja...
Weiterführende Artikel:
Dienstag, 23. Februar 2010
Bruce will es fortsetzen
Willis möchte den Film noch nächstes Jahr drehen und darin mehr Lacher einbauen, sich auch ein wenig über den Film lustig machen. Ob das eine so gute Idee ist? Eine Prise Ironie gehörte immer zu Stirb langsam, aber es sollte eine Prise bleiben. Selbst wenn es immer unrealistischer wird, dass dem selben Polizisten andauernd die selbe Scheiße passiert.
Wesentlich mehr freue ich mich da schon über Willis' Interesse an einer Fortsetzung zu M. Night Shyamalans Thriller Unbreakable. Laut Cinema Blend sprachen Willis und Autor/Regisseur Shyamalan kürzlich darüber, sich wieder zusammenzuraufen und den mittleren Teil der Unbreakable-Trilogie zu drehen, in welcher der Superheld und der Superbösewicht gegeneinander kämpfen, nachdem der erste Teil die Entstehungsgeschichte des Heldens und die erste Begegnung zwischen Gut und Böse beleuchtete. Mehr über das Konzept der Trilogie findet ihr hier.
Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides: Der Bösewicht wurde gecastet!
Die letzten zwei Meldungen bezüglich Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides dämpften meinen Enthusiasmus. Kein Pintel, dafür Penelope Cruz. Nein, danke. Lieber umgekehrt.
Heat Vision weiß meine Vorfreude wieder aufzupolieren: Der Schauspieler Ian McShane soll sich in Verhandlungen um die Rolle des Blackbeard befinden. Der 1942 geborene McShane wirkte unter anderem in den Fernsehserien Dallas und Miami Viceo sowie den Filmen Sie waren Helden und Kung Fu Panda (als Bösewicht Tai Luang) mit.
Und jaaaa... den richtigen Look hat er definitiv. Er zusammen mit Geoffrey Rush als Barbossa auf der Leinwand, jepp, das tröstet über Penelope Cruz hinweg.
Jetzt muss ich Mai 2011 im Kino nur noch überrascht feststellen, dass Pintel, Ragetti und Co. sehr wohl mitspielen, und alles ist wieder in Ordnung.
Weiterführende Artikel:
Montag, 22. Februar 2010
Jan Pinkava lebt! Und er hat ein neues Projekt!
Seit neustem arbeitet Pinkava an einem Animationsfilm für Laika, das Produktionsstudio des fantastischen Henry-Selick-Films Coraline. Laut The Hollywood Reporter soll der Film Little White Lie heißen und auf einer Idee von Pinkava basieren. Pinkava übernimmt auch die Regie. Chris McCoy, der außerdem an zwei Dreamworks-Komödien arbeitet, ist als Pinkavas Co-Autor tätig. Mehr ist über den Film bislang nicht bekannt.
Siehe auch:
Sonntag, 21. Februar 2010
Tangled: Vorschau auf den eventuellen Trailer zum Disneyfilm formerly known as "Rapunzel"
Über das Design des Films lässt sich aufgrund der Rohanimation natürlich noch nichts sagen, und laut genügend Insidern ist Tangled einfach eine Disney typische Umsetzung des Märchens (mehr Aladdin als Hercules), der zwanghaft auf Jungs zugeschnittene Trailer (Flynn stellt klar die Hauptfigur dar) allerdings erweckt mit seiner Musikauswahl (Trouble von Pink? Ehrlich?) und der Actioncomedy-Dynamik einen völlig anderen Eindruck. Ein Disneymärchen actionhafter zu verkaufen wäre ja okay, wenn es nicht so billig gemacht wäre. Von den grausigen Texteinblendungen (Rinse. Rescue. Repat. ist ja wohl die schlimmste Tagline seit Ewigkeiten) mal ganz abgesehen.
Endgültig ist das zum Glück noch nicht. Sonst würde Disney ja nicht online abchecken, was die Leute davon halten...
UPDATE: Neuer Link! Trailer sollte wieder verfügbar sein...
Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XXV)
Disneylieder können zahlreiche Funktionen erfüllen. Manche Songs dienen vornehmlich zur Beschleunigung der Handlung, andere wiederum haben exakt den gegenteiligen Effekt und spielen einen kurzen Moment köstlich in die Länge, etwa indem sie eine neue Figur mehrere Minuten lang charakterisieren. Wieder andere etablieren die Grundstimmung eines ganzen Films oder der kommenden Szenen - oder sie konterkarieren überaus düstere oder heitere Sequenzen durch gekonnten Einsatz des Gegenteils. In wieder anderen Fällen dienen Lieder nur als Feinschliff oder Untermalung des großen Ganzes. Denn selbst in Disneyfilmen kommen hin und wieder die aus "normalen" Filmen bekannten "Was läuft denn gerade im Radio?"-Momente vor.
Nahezu disneyexklusiv sind dagegen die oftmals pathetisch-zuckrigen Paradensongs, die so fern jeglicher Subtilität und in einer Sarkasmus fremden Welt angesiedelt sind, dass sie wieder richtig schön sind. Ein Stück Kindheitsnaivität, verpackt in Esspapier. Mit Sahnehäubchen. Und Schokoguss. Auf einer Platte voller Liebesperlen. Die Aufgabe dieser Songs? Eigentlich genau das: Sie sollen die Disneylandbesucher noch stärker ins nicht nur aus Achterbahnen und Schlangestehen bestehende Erlebnis "Disney" einsaugen.
In diesem Block begegnet uns wieder einmal eine bunte Mischung aus Liedern mit den unterschiedlichsten Funktionen. Doch sie alle haben eins gemeinsam: Sie machen mir auch "einfach so" Spaß, außerhalb ihres eigentlichen (Funktions-)Kontextes.
Platz 183: Hör auf mich ("Trust in Me") aus Das Dschungelbuch
Musik und Text von Richard M. & Robert B. Sherman (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)
Um die von Walt Disney für zu trist gehaltene Handlung des Dschungelbuchs aufzulockern, verfassten die Sherman Brüder für manche eher ernstere Sequenzen sehr humorige Lieder. Unter anderem legten sie der Schlange Kaa ein indisch angehauchtes, hypnotisches Schlaflied in den Mund, welches dank Kaas ständigem Lispeln die eigentlich eher bedrohliche Handlung in einen spaßigen Moment verwandelt. Der Song ist allseits beliebt, obwohl der Protagonist des Films währenddessen beinahe von Kaa gefressen wird. Dafür legen Sterling Holloway im englischen Original und Erich Kestin in der beim Dschungelbuch durch die Bank hinweg der Urversion überlegenen deutschen Synchronfassung zuviel Witz in ihre Gesangsstimme.
Die Melodie von Hör auf mich zerrten die Shermans für Walt Disneys letzten Zeichentrickfilm übrigens aus ihrem Archiv. Eigentlich war sie für eine Gesangseinlage namens The Land of Sand in Mary Poppins gedacht, welche allerdings zusammen mit Bummeln wir doch (Platz 293) Platz für Ein schöner Ferientag machen musste. Was für eine glückliche, einflussreiche Entscheidung.
Platz 182: All Around The World aus Disneyland Park Paris
Musik von Vasile Sirli, Text von Jay Smith
Nach dem Jahreswechsel schlechthin (na, was habt ihr in der Nacht vom 31. Dezember 1999 auf den 1. Januar 2000 gemacht?) dauerte es nicht mehr lange, bis im Pariser Disneyland anlässlich des neuen Jahrtausends eine vollkommen neue Parade auf die Besucher losgelassen wurde. Die Wonderful World of Disney Parade, die in ihrer Inkarnation vor dem Jahr 2000 von Steamboat Willie an chronologisch quer durch das Filmschaffen Disneys führte, machte Platz für Disneys ImagiNations Parade, welche die Gäste mit sieben Hauptwagen und mehreren, kleineren Paradenwagen zwischendurch auf eine Weltreise mitnahm. Die imposanten Wagen mit den klassischen Disneycartoonlieblingen waren bis zu vier Stockwerke hoch und zelebrierten die vielfältigen Kulturen und Sehenswürdigkeiten unseres Globus. Auf jedem der großen Wagen stand ein Disneyheld für einen anderen Winkel dieser Welt Pate: Goofy, der in seiner späten Kinophase den US-amerikanischen Kleinbürger spielte, repräsentierte die USA, der heißblütige Donald führte durch das ihm bereits bestens bekannte Südamerika, Minnie Maus brachte uns Asien näher, Pluto verhedderte sich in europäischen Sehenswürdigkeiten, A- und B-Hörnchen versteckten sich in Afrika und Micky... Micky spielte den Paradenmeister und Weltenbummler.
Der dazugehörige Paradensong, einfallsreicherweise All Around The World betitelt, verzichtet auf eine musikalische Weltreise, dazu sind die Instrumentalmedleys der einzelnen Wagen zuständig, sondern haut den Parkbesuchern in bereits bekannter Manier disneyfizierten Schmalzpop mit Marschqualitäten um die Ohren. Dieser ist allerdings so kraftvoll und dank der voluminösen Stimme der Sängerin Tatjana Hancheroff wirklich einvernehmend. Hat etwas von einem besseren Charitysong.
Platz 181: Ich hab' ihn im Traum gesehen ("A Dream is a Wish your Heart makes") aus Cinderella
Musik und Text von Mack David, Jerry Livingston und Al Hoffman (dt. Fassung von Christine Lembach)
Wahrscheinlich hat Ich hab' ihn im Traum gesehen seinen Status als eine der Disneyhymnen schlechthin vornehmlich seiner Thematik zu verdanken. Mit der dazugehörigen Szene wird es jedenfalls kaum etwas zu tun haben, denn wie die frisch augewachte Cinderella ihren tierischen Freunden von ihrem Traumprinzen vorsingt gehört nicht gerade zu den ausgetüftelsten Sequenzen aus Disneys Zeichentrickfilm von 1950. Die Macht der Träume hingegen ist ein wiederkehrendes Thema im Disneykanon, was Cinderellas kleinen, gesanglichen Monolog näher an den Kern der wertvollen Disneymomente rückt. Was dem Lied aus dieser unscheinbaren Szene weiter zum Durchbruch verholfen haben dürfte, sind seine zahlreichen Neuaufnahmen, die von langweilig-schmalzig bis zu tausendmal besser als die Ursprungsfassung reichen. Ich hab' ihn im Traum gesehen gehört zu den Disneyliedern, welche ich lieber auf Englisch, als auf Deutsch höre und bei denen ich allerhand Coverversionen der Filmfassung vorziehe.
Zu den zahlreichen Künstlern, die sich an diesem Lied versuchten gehören Daniel Bedingfield (mit einer sehr hörenswerten Big-Band-Neuauflage), Diana Ross & the Surpremes, Michael Bolton, Nikki Blonsky, Hilary Duff, Ashley Brown, Bette Midler, Julie Andrews, Cher und der Disney Channel Circle of Stars (*yikes!*). In Disneyparks wurde der Song ebenfalls schon rauf und runter verarbeitet und instrumental eröffnete er als Teil eines großen Disneymedleys schon einige Inkranationen der Disney Anthology-TV-Show.
Platz 180: Paquamasoddy ("Passamashloddy") aus Elliot, das Schmunzelmonster
Music & Text von Al Kasha & Joel Hirschhorn (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)
Der betrügende Quacksalber Doktor Terminus fällt in das Fischerdorf Passamaquoddy ein und versucht mit seiner Wortverdreherei und leeren Versprechungen den schaulustigen Einwohnern des Dorfes seine nichtsnutzigen Mixturen und Tinkturen aufzuschwatzen. Dass diese Szene für mich der denkwürdigste Elliot lose Moment des ganzen Films ist liegt selbstverständlich an Doktor Terminus' musikalischer Marktschreierei. Ohne Luft zu holen lässt Doktor Terminus einen Wasserfall an Werbegeplapper auf einen niederprasseln. Die gelungenen, pointierten Texte und das freudige Spiel von Jim Dale beziehungsweise Joachim Kemmer machen aus dieser Standardszene mit einem schlechten betrüger (der nichtmal den Namen des Dorfes aussprechen kann, welches er auszunehmen versucht) einen noch besseren Song, als das in dieser Hitliste bereits berücksichtigte andere Terminus-Lied Jedes Teil von ihm (Platz 296).
Platz 179: Ja, so ist der Lauf der Welt ("That's What Makes the World Go Round) aus Die Hexe und der Zauberer
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Dr. Hermann Gressieker)
Ja, so ist der Lauf der Welt ist ein ausgemachter Ohrwurm. Dieser geistige Vorfahr von Dories Einfach schwimmen, schwimmen unterrichtet den von Merlin in einen Fisch verwandelten Jungen Floh nicht nur im Schwimmen, sondern auch in Lebensphilosophie. Merlin lebt bereits in diesem Film von 1963 Timons und Pumbaas Hakuna Matata oder Balus Probier's mal mit Gemütlichkeit: Das Leben verläuft halt in verschiedene Richtungen, und man selbst muss damit klarkommen. Ein entspanntes, eingängiges Lied für eine gelassene, prägnante Sicht der Dinge.
Platz 178: Wer ich wirklich bin ("Everything That I Am") aus Tarzan - Das Broadway Musical
Musik und Text von Phil Collins (dt. Fassung von Frank Lenart)
Tarzan muss sich entscheiden, ob er sich selbst weiterhin als Affe sieht und bei seiner Gorillahorde leben möchte, oder ob er seiner geliebten Jane nach England folgt und seine Existenz als Mensch anerkennt. Nach einer berührenden Reprise von Tarzans Kindheitsfrage Warum, wieso? (Platz 202) legt sich der erwachsene Tarzan mittels einiger weitreichender Selbstfragen seine Antwort dar und gibt seinem Leben und seiner verworrenen Gefühlswelt in einer nahegehenden Ballade einen Sinn. Wer ich wirklich bin ist außerordentlich gefühlsstark und kraftvoll. Konstant steigert sich die Intensität von Gesang und Hintergrundmusik, gegen Ende stimmt ganz kurz auch ein geisterhafter Chor mit ein, was Wer ich wirklich bin trotz seiner stattlichen Länge von über fünf Minuten einen straffen Spannungsbogen verleiht. So mag ich meine Balladen!
Wer ich wirklich bin bringt Tarzans Selbstfindungsprozess auf berührende Weise zum Abschluss und führt auch zu einer emotionalen Szene zwischen ihm und seiner "Mutter" Kala. Der Bühnen-Tarzan hat halt wesentlich mehr zu bieten als reine Schauwerte.
Samstag, 20. Februar 2010
Disney-Filmmaterial: "Waking Sleepy Beauty" und "Prince of Persia". Achja, und "Alice"...
Prince of Persia - Der Sand der Zeit bekommt irgendwie die besseren Featurettes als Alice im Wunderland. Die sind irgendwann langweilig geworden. Und zu kurz. Diese Featurette über die Entstehung eines Epos' ist immerhin ein bisschen informativ. Und sie macht mit ihrem neuen Filmmaterial Lust auf mehr:
/Film sprach übrigens sehr ausführlich und ehrlich mit Regisseur Mike Newell über seine Karriere und den Film. Mehr hier.
Hier noch einmal Avril Lavignes Song zu Alice im Wunderland, dieses Mal mitsamt Musikvideo:
Und schon wieder eine Featurette. Mit sehr vielen "Äh, das kenn' ich doch!"-Momenten:
Freitag, 19. Februar 2010
Aufholjagd V: Und sonst so?
- Disneys Damen: Die Vanity Fair beschäftigte sich mit den Frauen in den Walt Disney Studios zu den Zeiten von Onkel Walt.
- Tarantinos Western: Quentin Tarantino deutete schon öfter an, dass er einen Western drehen möchte. Nun verriet er den NY Daily News ein paar Details über seine Pläne. Er möchte den Film in der Zeit der Sklaverei in den USA ansiedeln und sich mit dem Thema beschäftigen, welches die meisten fürchten, anzupacken.
- Spider-Man trifft Cameron: Marc Webb, der Regisseur des Spider-Man-Reboots, traf sich laut MTV mit James Cameron um über das 3D-Potential des Films zu reden. Statt ihn einfach in 3D zu konvertieren, möchte Webb (genau wie Cameron) seinen Film bereits in 3D drehen. Und Cameron will Webb dabei assistieren.
- Ehrlichkeit: Es ist selten, dass Hollywoodregisseure zugeben, dass sie Mist gebaut haben. Noch seltener geben sie es zu, während ihr Film noch in den Kinos läuft. Doch Joe Johnston tut genau dies. Gegenüber Time Out erklärte der Regisseur, weshalb sein frisch gestarteter Wolfman misslungen ist.
- Dinosaurier: Bei Pixar taucht immer mehr Dino-Konzeptkunst auf... Mhhh...
Disney lädt zum Abschlussball
Disney will jedenfalls Nachschub, und arbeitet deswegen an der Jugendkomödie Prom, welche das Studio nur wenige Jahre nach High School Musical 3: Senior Year erneut in die Welt Jugendlicher entführt, die sich auf ihren großen Tanz vorbereiten.
Dem Branchenblatt Variety zu Folge beabsichtigt Disney, die neun Hauptrollen des Films mit vollkommen unbekannten Darstellern zu besetzen, ganz getreu den Vorstellungen von Bob Iger.
Etwas wundersamer sind die Versprechungen bezüglich des Tonfalls der Komödie: Er soll den Jugendfilmen von John Hughes (Ferris macht blau, Der Frühstücksclub, Das darf man nur als Erwachsener) und Cameron Crowe (Teen Lovers) ähneln. Huch, das spricht ja so gar nicht die Kernzielgruppe von Troy Bolton und Konsorten an!
Joe Nussbaum, bislang für die platten Komödien American Pie präsentiert: Nackte Tatsachen und Sydney White berüchtigt, soll das Projekt leiten, das Drehbuch stammt von The Dead Zone-Fernsehautorin Katie Wech.
Eins ist klar: Die Namen der kreativen Verantwortlichen werden niemanden ins Kino locken. Da müssen schon gute Trailer und filmische Qualitäten herbeigezaubert werden.
Laut Variety sollen jedoch auch andere kreative und finanzielle Richtungen im Gespräch sein, alternativ zum bevorzugten "Haltet den preis niedrig"-Kurs. Eventuell kauft man sich dann letzten Endes wider den guten Vorsätzen sehr wohl jeden Teenieschwarm, der bei "Drei!" nicht schon auf dem Mond ist?
Donnerstag, 18. Februar 2010
Von Markennamen und Geldsparmethoden: Disney verzichtet auf Fortsetzung zu Bullock-Hitkomödie
Die romantische Komödie Selbst ist die Braut mit Sandra Bullock nahm trotz durchwachsener Kritiken bei einem Budget von 40 Millionen US-Dollar weltweit über 314 Mio. $ ein. Wie die LA Times verwundert meldet, gab der Konzern den Produzenten dieses gewinnbringenden Films unmissverständlich bekannt, dass keinerlei Interesse an einer Fortsetzung besteht, was im Onlineartikel mit "Es scheint, als würde jemand bei Disney jedes Mal, wenn man sich umdreht, das alte Geschäftsmodell in die Luft sprengen und durch ein flottes, neues Paradigma zu ersetzen" kommentiert wird. Das kann man beinahe ohne jegliche Einwände unterschreiben, die Disneystudios fühlen sich so an, als steckten sie mitten in der Pubertät und würden deswegen alles traditionelle in ihrem Business über den Haufen fahren. Der Verzicht auf das Sequel zu einer schwer fortsetzbaren RomCom gehört auf jeden Fall zu den besten Entscheidungen dieser rebellischen Phase und hat deswegen meine vollste Unterstützung.
Stellt sich bloß die Frage, welcher Geisteshaltung wir diese Verschonung zu verdanken haben. Erlitt der zuvor beim Disney Channel tätige Disneystudio-Geschäftsführer Rich Ross etwa einen Rückfall und vermisst die rosa Glitzerkuschelwelt von High School Musical, Hannah Montana und Co., die sich mit der etwas erwachseneren Welt dieses Films biss? Oder setzt er sein Mantra "mehr Eventkino!" mit "mehr gigantisches Krawumm!-BaBOOM!!-Kino!!!" gleich und versetzt deswegen sämtlichen Produktionen ohne überhöhten Testosteronpegel den Gnadenstoß? Das kann eigentlich nicht angehen, schließlich forderte Rich Ross im selben Atemzug mehr Rücksicht auf die weiblichen Kinogänger, weshalb er Born to be wild 2 auf der Stelle kalt machte.
Tatsächlich ist auch nicht Rich Ross der Strippenzieher hinter dieser Entscheidung. Viel mehr ist es Robert Iger, der sich seit dem Rauswurf Dick Cooks drauf und dran macht die Disney-Filmstudios zu sanieren. Dazu verfolgt er zwei Grundgesetze. Eines kennt der erfahrene Disneyfreund noch aus Eisners früher Geschäftsphase (damals, als er noch nicht völlig durchgeknallt war) und es lautet: Wozu brauchen wir gigantische Stars?
Mitte der 80er bauten Frank Wells und Michael Eisner die Disney-Realfilmstudios, vornehmlich die Touchstone-Sparte, zur Talentschmiede und Rehabilitationsklinik für ausgebrannte Hollywoodstars aus, statt hohe Gehälter an etablierte Größen zu bezahlen. So verhalf man unter anderem Bette Midler, Tom Hanks, Robin Williams und Nick Nolte zum (Neu-)Start ihrer Karriere. Diesen längst verlassenen Pfad möchte Disney wieder betreten und verstärkt preisgünstige Thriller und Komödien mit bereits unter Vertrag stehendem Personal oder verhältnismäßig unbekannten Darstellern verwirklichen.
Anders als in den 80ern möchte man sich im Realfilmdepartement allerdings nicht gänzlich auf solche Low-Budget-Produktionen verlassen. Und hier greift Bob Igers Lebensmotto: "Wir müssen unsere Marken ausbauen!"
Denn der andere Typus von Film, auf den Disney es vermehrt abgesehen hat, ist das 200-Millionen-Dollar-Giga-Mega-Spektakel. Iger will aus dem Disney-Filmkatalog einen Hochglanz-Markenkatalog gestalten. Der Disney-Meisterwerk-Kanon, Pixar, Marvel, Pirates of the Caribbean, die Vermächtnis-Reihe, weitere Bruckheimer-Spektakel (was passiert mit Disney eigentlich, wenn Bruckheimer eines morgens aufwacht und feststellt, dass er mit all seinem Geld von nun an lieber Urlaub macht, statt es in neue Filme zu stecken?), und so weiter.
Dass Iger zweigleisig fährt, erleichtert mich ungemein. Bislang hörte man bei Disney in solchen Fällen stets nur einseitiges, in manchen Phasen wollte man an allen Ecken und Endne knausern, ein ander Mal das Geld im großen Stil verpulvern und in Markenausbau investieren. Ersteres geht auf Dauer nicht gut, letzteres ebenso wenig, denn wo will man bitte das Material für neue Marken herkriegen, wenn man nichts neues wagt? Die plötzlich wie ein Erfolgsfranchise behandelte Vermächtnis-Reihe mit Nicolas Cage etwa war 2004 noch ein Sprung ins lauwarme Wasser. Okay, es war ein Bruckheimer-Actionfilm, doch er basierte auf keinerlei zuvor bekanntes Material. Überhaupt kamen in der Geschichte Hollywoods (und Disneys!) viele wertvolle Filme einfach aus dem Nirgendwo. Da kann man sich nicht allein auf Franchises ausruhen.
Dennoch müssen mich Iger und Ross noch überzeugen. Ihre bisherige Handlungsweise ist nämlich etwas inkonsistent. Wenn man sich auf zugkräftige Marken konzentrieren will, weshalb verkauft man dann Miramax? Neben "Walt Disney Pictures" ist Miramax wohl das Studio, dem man am stärksten eine eigene Identität zuschreiben konnte. Realfilme von Warner, Fox, DreamWorks, Paramount, Universal oder Columbia unterscheidet nur das Eröffnungslogo. Miramax hingegen hatte einen distinktiven Charakter. Klar, es gab Filme, die auch andere Studios hätten machen können, aber es gab auch ganz typische Miramax-Streifen. Und auf diesen Namen verzichtet man einfach...
Wie dem auch sei. Seit Cooks Abgang wurde bei Disney mehr eingestampft, als aufgebaut. Nicht, dass man um Wedding Banned, Born to be wild 2 oder Selbst ist die Braut 2 trauern müsste. Aber ein Studio lebt mehr von dem, was es produziert, als von dem, was es einstellt.
Weiterführende Artikel: