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Platz 198: Virginia Company ("The Virginia Company") aus Pocahontas
Musik von Alan Menken, Text von Stephen Schwartz (dt. Fassung von Lutz Riedl)
Bevor es mit Stetig wie der Trommelklang (Platz 315) in die neue Welt geht, dem Hauptspielort von Disneys deutlichstem Versuch eine Nominierung für den "Bester Film"-Oscar zu erhalten, eröffnet das sehr britische, militärische Lied Virginia Company den Zeichentrickfilm Pocahontas. Die musikalische Gegenüberstellung zwischen den Briten und den amerikanischen Ureinwohnern wird in Pocahontas also sehr früh eingeführt und bildet somit fast schon eine musikalische Klammer, schließlich greift der Finalsong Wilde sind's diese Idee wieder auf, wenngleich auf eine direktere, eskalierende Weise.
Virginia Company mag stilistisch nicht wirklich repräsentativ für Pocahontas sein, doch das hindert mich nicht daran, den gutklingenden, wenngleich unspektakulären Einstieg in den Film zu meinen Lieblingsstellen von Pocahontas zu zählen. Das Virginia Company absichtlich unterkühlter als sein Konterlied Stetig wie der Trommelklang ist, finde ich ironischerweise ein bisschen symptomatisch für den gesamten Film. Selbst während der Phasen, in denen ich Pocahontas gegenüber gut zu sprechen bin, lässt er mich für einen Disneyfilm emotional recht kühl. Somit passt Virginia Company mit seiner ganz leicht augenzwinkernden Darstellung der seefahrenden Briten perfekt ins Intro dieses Films.
Platz 197: Wie Sonne und Mond ("Sure as Sun Turns to Moon") aus Tarzan - Das Broadway Musical
Musik und Text von Phil Collins (dt. Fassung von Frank Lenart)
Als ich mir in lauter Vorfreude auf meinen Musicalbesuch erstmals die Tarzan-Musicalaufnahme anhörte, fielen mir bei diesem Lied vor lauter Abscheu beinahe die Ohren ab. Der gesungene Dialog zwischen einer erfreut überraschten Kala und ihrem ausnahmsweise mit den Kindern spielenden Mann Kerchak war mir einfach zu dämlich.
"Oh nein."
-"Oh Doch
"Oh Nein.
-"Ach, Nein?"
"Das weißt du doch!"
Gute Güte, was soll das denn? Ja, Affen sind nicht zwangsweise die eloquentesten Tiere auf der Welt, nur müssen wir uns deswegen nicht unbedingt einer solch mäßig in die Struktur dieses Liedes eingebaute Auseinandersetzung antun, die noch dazu holpernd rübergebracht wird. Ich brauchte wirklich einige Anläufe, um diese Stellen nicht unfreiwillig komisch zu finden, und erst nach mehrmaligem Anhören der kompletten CD konnte der melodischere, gefühlvollere Refrain des Songs die schlechteren Passagen für mich wieder aufwiegen. Wenn Kala Kerchak als Gatte, Freund und auch Gebieter besingt, kommt die Innigkeit zwischen den beiden voll zum Ausruck. Der mit prägnanter, sich dennoch zurückhaltender Dschungelpercussion untermalte Szenensong erarbeitete sich während meines Musicalbesuchs endgültig richtigen Respekt. Obwohl während dieser Szene keine aufwändigen Artistikdarbietungen abgehalten werden, funktioniert sie live wesentlich besser, weil man dann erst den Ausdruck in den Gesichtern der Darsteller sieht, was dem (mit Verlaub) affigen Wortwechsel Glaubwürdigkeit verleiht. Auch die besser getexteten Stellen, in denen Kala und Kerchak das Auf und Ab ihrer Beziehung mit Sonnenmetaphern beschreiben kamen wesentlich besser zur Geltung. Und so wandelte sich diese musikalische Achillesferse des Musicals für mich zu einer liebenswerten, kleinen Einlage, welche die im Film weniger stark beleuchtete Beziehung zwischen tarzans Zieheltern vertieft.
Platz 196: Lights!!! Camera!!! Action!!! aus Walt Disney Studios Park
Musik und Text von J. Barr
Paradenmusiken der Disneythemenparks im "Magic Kingdom"-Style sind natürlich allesamt sehr stark auf die Aspekte Traum, Wünsche, Fantasie, Märchen und so weiter hinkomponiert worden und deswegen in ihrem Heile-Welt-Schematismus ziemlich kitschig. Ohne Kitsch und Pomp würde eine solche Parade ja kaum funktionieren. Wie aber überträgt man diese Kitschüberdosis (so zuckrig-fröhlich, dass man sich gar nicht mehr darüber aufregen will oder kann) auf eine Parade zum Thema Filmemachen in einem Disney-Studiopark? Nun, mit Lights!!! Camera!!! Action!!! ist es unseren französischen Freunden tatsächlich gelungen. Das "Wir sind alle glücklich eins, unter diesem strahlendem Himmel über unserer schönen Traumwelt"-Konzept funktioniert bei einem solchen Paradenlied natürlich nicht, stattdessen besingt der Song, ebenso wie die Disney Cinema Parade die Filmproduktion äußerst abstarkt-fantastisch darstellt, auf eine sehr heitere, gemeinschaftliche Weise. Mit treibendem Euro-Pop und elektrisierend durcheinandersingendem Chor unterlegt läuft Lights!!! Camera!!! Action!!! wesentlich hektischer ab, als der klassische Disneyparadensong, jedoch ist es eine Kitschpostkartenversion des hektischen Treibens hinter den Kulissen eines Filmstudios. Der Sound ist eine hibbelige, filmzentrische und leicht in den 90ern der europäischen Tanzhallenmusik hängengebliebene Version des High School Musical-Rezepts (selbst wenn es zur Zeit der Komposition kaum als Vorbild hätte dienen können). Sozusagen Film School Musical auf einer Überdosis Red Bull. Sehr vergnüglich.
Platz 195: Männer, steigt ihr ein? ("Are You In or Out?") aus Aladdin und der König der Diebe
Musik und Text von Randy Peterson & Kevin Quinn (dt. Fassung von Frank Lenart)
Aladdin und der König der Diebe gehört für mich zu den besten Disney-DTVs, daher sollte es nicht überraschen, dass sich paar Songs aus diesem Film in diese Hitliste meiner liebsten Disneylieder verirrten. Männer, steigt ihr ein? ist wieder ein klassischer Disney-Bösewichtsong: Ohne die einschüchternde Wirkung Saluks zu untergraben schrieben Peterson und Quinn (der uns hier noch ein paar Mal begegnen wird) einen zackigen verschwörungs-/Rekrutierungssong, der die Geschichte auf sehr kurzweilige Weise voranbringt. Die deutsche Fassung wirkt dabei dank der (wie ich finde) besseren Gesangsleistungen bei aller Spaßigkeit gleichermaßen hinterhältig und ist deswegen zu bevorzugen. Denn was wäre schon Saluks große Anstachelung der vierzig Räuber gegen ihren ehemaligen König, wenn sein Loblied auf die Tage vor Cassims Regentschaft und Saluks "Antrittsrede" als neuer König, wenn sie dem kindlichen Zuschauer ungetrübten Spaß bereitet? Es muss doch auch Spannung entstehen, weil man davon überzeugt ist, dass es im Film ab jetzt brenzlig wird!
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