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Die musikalische Bandbreite Disneys ist mitunter erstaunlich. Man muss seinen Blick bloß etwas weiter als gewohnt schweifen lassen und damit aufhören sich auf die vier großen Musicals der vergangenen Disney-Renaissance zu konzentrieren. Abseits der bereits unterschiedlich gestalteten Arielle, die Meerjungfrau, Die Schöne und das Biest, Aladdin und Der König der Löwen zeigt sich, dass Disneykomponisten in den verschiedensten musikalischen Gebieten wilderten und dass es zwar so etwas ähnliches wie eine Disney-Konvention gibt, diese allerdings keinesfalls einefestgelegte, unumstößliche Norm darstellt.
Schon innerhalb des Meisterwerk-Kanons begegnen dem Zuschauer (oder viel mehr Zuhörer) neben den distinktiven Ohrwürmern im Disney/Broadway-Stil schwungvoller, souliger Motown-Sound, heiße Latino-Rhythmen, kernige Country-Klänge und jazzige Gelassenheit.
Wer zusätzlich zu den Disney-Meisterwerken die anderen, mannigfaltigen Bereiche des Disney-Schaffens berücksichtigt, kommt außerdem in den Genuss von rebellischem Rock, sonniger Surfermusik oder nostalgischem Barbershop.
Allein in diesem Block behandeln wir unter anderem Lieder im "Gilbert & Sullivan"-Stil, Rap, afrikanischen Jagdgesang, Pop, Western-Folk und Jazz. Wenn euch also das nächste Mal jemand die Behauptung entgegenschleudert, Disney mache das immergleiche, dann drückt ihm diese Liste ins Gesicht.
(Foto von Joan Marcus)
Platz 224: Der Morgenreport ("The Morning Report") aus Der König der Löwen - Das Broadway Musical
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Michael Kunze)
Der Morgenreport wurde genauso wie Der Wahnsinn von König Scar (Platz 260) im Auftrag Julie Taymors von Elton John und Tim Rice geschrieben, um die Anzahl an Gesangseinlagen in Der König der Löwen zu erhöhen - schließlich dauert ein stattliches Bühnenmusical ein gutes Stückchen länger als Disneys Zeichentrickfilm rund um Simba. Anders als der Schurken-Szenensong hat dieses britisch-noble, mit Wortwitzen überladene "Gilbert & Sullivan"-Liedchen von Zazu ein direktes Vorbild in der Filmfassung von Der König der Löwen. Der allmorgendliche Statusreport über die Lage im geweihten Land, den Simba mit einer seiner ersten Jagdübungen jäh unterbricht, wurde lediglich ein wenig gestreckt und mit einer feinen Melodie versehen. Das Endergebnis ist sympatisch, sehr kurzweilig und ein galanter, stilvoller Farbtupfer in diesem musikalischen Schmelztiegel. Alles könnte so friedlich sein, wenn Disney nicht auf die Idee gekommen wäre, diesen Song in die "Special Extended Edition" von Der König der Löwen einzubauen. Hardcore-Fans hatten ja bereits mit der DVD-Fassung von Die Schöne & das Biest Probleme (veränderte Farben, aufgeräumte Hintergründe), doch die meisten Fans kamen sehr gut mit der DVD zu Recht. Mensch wieder sein ist ja leicht überspringbar. Der Morgenreport eignete sich deutlich weniger für eine solche Behandlung wie der alte, "neue" Song im romantischen Märchen von 1991. Zum einen handelt es sich hierbei ja, wie gesagt, um eine Abwandlung einer bereits bekannten Szene, und nicht um eine zusätzliche, die ganz problemlos übersprungen werden kann. Deshalb lässt sich diese Einlage nicht so nahtlos überspringen, wie Mensch wieder sein - und dass man die Fassung ohne Zazus Gesang obendrein umständlich tief im Menü versteckte (und man sogar nach Anwahl noch immer per Fernbedienung den Audiokommentar abschalten muss), dürfte dem Ansehen des Morgenreports bei Disney-Fans weiter geschadet haben. Solche Kleinigkeiten wie "war auch anders als Mensch wieder sein nie für den Film gedacht" oder "es gäbe viel schönere Lieder, die man hätte wählen können" wollen wir gar nicht erst ansprechen. Fakt ist jedenfalls, dass Der Morgenreport dank der Platinum-Edition-DVD des erfolgreichsten Zeichentrickfilms aller Zeiten bei zahlreichen Disneyfans gehörig in Ungnade gefallen ist, und seither immer wieder unfair angegiftet wird. Es ist ein unterhaltsames, nettes Lied, dass im Bühnenmusical, also dort, wo es hingehört, sehr gut funktioniert. Mehr will es nicht, mehr soll es nicht.
Platz 223: Warum ist die Rothaut rot? ("What Makes the Red Man Red?") aus Peter Pan
Musik von Sammy Fain, Text von Sammy Cahn (dt. Fassung von Christine Lembach)
Langsam wird's schon dünn mit den mir zusagenden Liedern aus Peter Pan - aber wenigstens mag ich Warum ist die Rothaut rot? anders als Geh'n wir auf den Kriegspfad (Platz 304) auch innerhalb des Films, und nicht bloß als völlig umgemodelte Neuaufnahme.
Dass Warum ist die Rothaut rot? zu Zeiten, in denen Leonard Maltin vor Micky-Maus-Cartoons vor rassistischen italienischen Dialekten warnt und ein Film über einen freundlichen Märchenonkel, der von einer miesen, reichen Trulla gepiesackt wird, weil sie die Macht des Geschichtenerzählens nicht kennt und solcherlei Dinge für Schwachsinn hält, als rassistisches Horrorwerk beäugt wird, keinerlei Aufruhr innerhalb des Disney-Konzerns verursacht, ist schon ein kleines Wunder. Schließlich ist der trommellastige Song über die rote Haut von Indianern nicht gerade etwas, das Disney heutzutage noch lässig lächelnd in neue Zeichentrickfilme reinklatschen würde. Aber Peter Pan hat eine unbestechliche Ausrede parat: Es handelt sich hierbei nicht um amerikanische Ureinwohner, sondern um Nimmerland-Indianer. Alles nur halb so wild!
Platz 222: Die Ballade von Davy Crockett ("The Ballad of Davy Crockett") aus der Disneyland-Miniserie Davy Crockett
Musik von George Bruns, Text von Tom W. Blackburn
Die Fernsehreihe Davy Crockett war einer der größten Erfolge Walt Disneys. Und wie es einige der überragendsten Hits nunmal so an sich haben, kam auch der Erfolg von Davy Crockett, der Serie über den legendären Westernhelden, vollkommen überraschend. Davy Crockett packte Amerika im Sturm - und der Song war daran nicht gerade unbeteiligt: Für die ursprünglich drei Filme andauernde Reihe innerhalb seiner Show Disneyland orderte Walt Disney bei George Bruns einen kleinen "throwaway tune", der als Brücke über die Zeitsprünge innerhalb der Serienhandlung hinweghilft. Bruns komponierte Melodie und Refrain in rund 30 Minuten und Drehbuchautor Blackburn verfasste bei seiner ersten Arbeit als Songtexter zwanzig Strophen á sechs Zeilen. Noch bevor die Serie ausgestrahlt wurde, veröffentlichte Disney das Lied als Schallplatte - und der Rest ist Geschichte. Während der ersten sechs Monate verkaufte sich das Lied nahezu sieben Millionen Mal, was The Ballad of Davy Crockett damals zur schnellstverkauften Platte aller Zeiten machte. Auf die berühmteste Version des Songs mit Bill Hayes als Sänger folgten Cover von Fess Parker (dem Darsteller von Davy Crockett in Disneys Serie), Tennessee Ernie Ford, Eddie Arnold, Fred Waring, Steve Allen, Mitch Miller, Burl Ives, The Surpremes, Mannheim Steamroller, Tim Curry (!) und vielen anderen.
Aber zurück ins Jahre 1954: Davy Crockett entwickelte sich zum nationalen Phänomen, nicht nur die Platte verkaufte sich wie geschnitten Brot, sondern auch Trapper-Mützen im Waschbären-Look, Davy Crockett-Kaugummisammelkarten und, und, und... Mit einem solchen Erfolg hatte niemand gerechnet, nicht einmal Walt Disney, der später folgendes dazu sagte: "Wir hatten keine Ahnung, was mit Crockett passierne wird. Zu der Zeit, als die [erste] Show endlich auf Sendung ging, filmten wir bereits den dritten Teil und töteten Davy in aller Seelenruhe bei der Schlacht um Alamo. Die Show wurde über Nacht einer der größten Erolge in der Fernsehgeschichte, und da standen wir mit bloß drei Filmen und einem toten Helden."
Aber Disney wäre nicht Disney, wenn ihm keine Lösung eingefallen wäre, wie man den Erfolg weiter ausschlachten könnte, und so wurde die Geschichte des realen Davy Crocketts einfach fortgesetzt - der legendäre Nationalheld überstand den Kampf bei Alamo überraschenderweise und trieb sich zwei weitere Fernsehfilme lang in den USA herum.
Ginge es hier um den längsten Titel, hätte The Ballad of Davy Crockett übrigens ein leichtes Spiel. Eigentlich sollte der Song The Ballad of Davy Crockett: His Early Life, Hunting Adventures, Services Under General Jackson in the Creek War, Electioneering Speeches, Career in Congress, Triumphal Tour in the Northern States, and Services in the Texas War heißen, jedoch stellte sich dann heraus, dass es problematisch sei, einen so langen Titel auf eine 78.r.p.m. Platte zu drucken, weshalb man sich entschloss den Untertitel komplett zu entfernen.
The Ballad of Davy Crockett ist ein simpler Song mit sehr authentischem Western-Feeling, sogar dermaßen authentisch, dass seinerzeit der populäre Irrtum grasierte, dass der Disney-Konzern ein verstaubtes, traditionelles Volkslied rauskramte und neu einspielte.
Obwohl ich mit Country und Western nicht ganz so viel anfangen kann, gefällt mir The Ballad of Davy Crockett richtig gut. Die Stimmung passt optimal zu den Filmen und dank all seiner Einfachkeit hat es etwas unbesorgtes an sich. Außerdem merkt man, neben all der Folk-Klasse, dem Lied auch seine Disney-Herkunft an. Bruns' Handschrift ist halt doch unverkennbar und macht dieses Lied für mich zu einem waschechten Disney-Klassiker, der zur Historie des Konzerns dazugehört wie Goofy, Dornröschen oder Herbie.
Platz 221: Need magic? aus Disneyland Paris
Musik von Vasile Sirli, Text von Jay Smith
Need magic? ist ein seltsames Lied. Das "offizielle Lied" der Cast Member des Pariser Disney-Resorts hat einen energetisch-verspielten Eurodance-Beat, über den jedoch nicht die typischen Rapeinlagen und ein rhytmisch-melodiös gesungener Refrain gelegt wurden, sondern ein großer, poppiger Chor. Nach ca. 2/3 beschwört uns eine dunkle, volumenreiche Männerstimme, der daran anschließende letzte Einsatz des Refrains wirkt in seiner Losgelöstheit und dem harmonischen Chaos verschieden stark rausgestellter Einzelstimmen wie ein Gospelchor, der einem 90er-Dance-Produzenten in die Hände fiel... Und irgendwie weiß dieses kuriose Ergebnis zu gefallen. Wohl nur was für europäische Ohren, die die 90er Jahre gut überstanden, aber irgendwie muss sich unser Resort ja von den anderen Unterscheiden, nachdem sich sogar die Amis ganz vorsichtig für den Ausschank von Alkohol erwärmen können.
Platz 220: Die Frau, für die ein Kampf sich lohnt ("A Girl Worth Fighting For") aus Mulan
Musik von Matthew Wilder, Text von David Zippel (dt. Fassung von Helmut Frey und Leslie Mandoki)
Stück für Stück haken wir hier die großen Disney-Meisterwerke ab. Jetzt begegnen wir also zum ersten Mal im Rahmen dieser Hitliste also erstmals Mulan, dem ersten musikalischen Schritt Disneys raus aus der Musical-Formel der erfolgreichen 90er. Während Hercules-Texter Zippel an Bord blieb, wurde der Disney stark prägende Komponist Alan Menken bei den Songs durch den poppigeren Matthew Wilder ersetzt, während Filmmusiklegende Jerry Goldsmith für den elektrisierenden Score zuständig war. Im Jahr darauf stellte Tarzan schließlich das Bindeglied zwischen den für Disney so charakteristischen 90ern und den abwechslungsreicheren, steinigen 00ern dar. Dem Song Die Frau, für die ein Kampf sich lohnt aus Mulan merkt man den Komponistenwechsel jedoch nicht an - und das ist völlig wertungsfrei gemeint. Natürlich wäre es etwas gutes, wenn ein neues Team seinen eigenen Stil durchscheinen ließe, andererseits gibt es wohl schlimmere Urteile, als dass man eine Menken-Nummer komponiert habe.
So oder so, Die Frau, für die ein Kampf sich lohnt ist ein frohgemutes, leichte Marschqualitäten aufzeigendes Lied, das vor einer dramatischeren Wende in Mulan nochmal die Stimmung aufhellt - und so die stimmungstechnische Fallhöhe vergrößert. Nicht mein liebstes Lied aus Mulan, aber auch längst nicht das für mich schwächste.
Platz 219: Dig it aus Das Geheimnis von Green Lake
Musik & Text von Mickey Petralia, Michael Fitzpatrick, Doug E. Fresh, Byron Cotton, Brenden Jefferson, Max Kasch, Shia LaBeouf & Khleo Thomas
Einer der zahlreichen Gründe, weshalb Das Geheimnis von Green Lake meiner Meinung nach zu den besten Disney-Filmen der Dekade gehört, ist die große Spielfreude der Darsteller, die de Film sehr viel Charisma und Energie verleiht. Der Spaß, den die Schauspieler beim Dreh hatten, überträgt sich verlustlos auf den Zuschauer und hebt die Adaption des Jugendbuchs Löcher aus dem üblichen Familienfilm einerlei heraus (wobei dies ja bereits schon vom intelligenten Drehbuch erledigt wurde, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein).
Weil die Jugenddarsteller so viel Vergnügen bei den Dreharbeiten hatten, verfassten sie sogar gemeinsam einen kurzen Rapsong, bei dem sie in ihren Filmrollen bleiben und der in seinem monotonen, unterdrückten Refrain wie ein Knastbrüder/Zwangsarbeitkanon wirkt, was ja sehr gut zum Inhalt des Films passt. Obendrein spiegelt sich auch in diesem Song die jugendliche Energie und die Passion der Jungdarsteller wieder, was den Ohrwurm Dig it zu einem sehr netten Song für nebenher macht und ideal in den Abspann des Films passt.
Platz 218: Time of your Life aus Das große Krabbeln
Musik und Text von Randy Newman
Randy Newman und sein Beitrag zu den frühsten Pixarwerken... Ich bin mir weiterhin nicht so wirklich sicher, wie ich dazu stehen soll. Fest steht, dass sich die Pixar Animation Studios seit den 90er Jahren enorm weiterentwickelten. Die verspielten und aufgedrehten Animatoren, Autoren und Regisseure aus der kleinen Animations-Traumfabrik in Emeryville reiften handwerklich und künstlerisch heran und ließen auf ihre unschuldig-süßen Filme mit Kniff (Toy Story, Das große Krabbeln, Toy Story 2 und das Bindeglied Die Monster AG) ambitioniertere, anspruchsvollere Inhalte folgen und verhalfen dem Animationsfilm mit Findet Nemo, Die Unglaublichen, Ratatouille, Wall•E und Oben zu verstärkter künstlerischer Anerkennung als Erwachsenenunterhaltung. Daneben wirkt das altmodische und auf Understatement setzende Liedgut von Randy Newman fast schon altbacken und verstaubt. Und so unpassend Randy Newman bei den letztgenannten Filmen auch geklungen hätte, zum "alten" Pixar passt er irgendwie dann doch wie die Faust auf's Auge. Selbst wenn seine ganz eigene Sangsstimme und die nostalgisch-frohen Kompositionen bei Toy Story naheliegender als bei Das große Krabbeln sind, der inhaltlich und stimmungstechnisch keinerlei Anlässe zeigt mit einem Song wie Time of your Life zu enden, so hat es durchaus seinen Charme und rundet das in Pixar-Diskussionen gerne unter den Tisch fallende Abenteuer rund ab.
Platz 217: Digga-Digga-Dog aus 102 Dalmatiner
Musik und Text von Pamela Phillips Oland and Mark Brymer
Und nun für alle zukünftigen Filmmusikschaffenden eine kleine Lektion in Sachen "Titel- vs. Abspannsong": Als Songwriterin Pamela Phillips Oland gebeten wurde, den Abspannsong für den Disney-Spielfilm 102 Dalmatiner zu schreiben, notierte sie sich bei einer halbstündigen Aufführung mehrerer Szenen des Films und anschließender Lektüre des Skripts, welche das Gesehehene zusammenfassenden Bilder ihr in den Sinn kamen, um darauf aufbauend ein Lied zu komponieren, das für den Zuschauer exakt dies übernehmen soll. Der Abspannsong sollte die Lektion des Films behandeln und das Kinoerlebnis abschließend bearbeiten. Schnell hatte sie eine Idee für den Refrain (welcher wie folgt lautet: "Digga-Digga-Dog, Digga-Digga-Dog, Digga-Digga-Dog, Digga-Digga-Dog, Digga-Digga-Dog, Digga-Digga-Dog, Dog-Dog You Dawg, You!") Sie bat ihren Mitarbeiter Mark Brymer mit ihr zusammen an diesem Projekt zu arbeiten, und über's Wochenende verfassten sie eine erste Fassung des Songs, von der sie sofort ein Demo aufnahmen. Regisseur Kevin Lima mochte den Song so sehr, dass er damit, anders als zuvor vorhergesehen, seinen Film eröffnen möchte, was allerdings überraschenderweise nicht so sehr funktionierte, wie zuvor gedacht. Wie die Songschreiberin sofort bemerkte, und später in ihrem Buch "The Art of Writing Great Lyrics" schrieb, lag dies daran, dass ein Vorspann eine andere Art Songtext benötigt als ein Abspann. Ein Lied im Vorspann muss auf das kommende neugierig machen und vorbereiten - der von ihr geschriebene Song Digga-Digga-Dog dagegen fasste den Film zusammen. Deshalb entwarf Pamela Phillips Oland nach dem Treffen mit Kevin Lima (der zuvor für Tarzan und später für Verwünscht verantwortlich war) allerhand mögliche neue Eröffnungsstrophen, geistreiche, seriöse, obskure und "doggy", woraufhin Lima die Strophen wählte, die nichts über den Inhalt des Films, dafür über seine Attitüde preis gaben, da sie in seinen Augen den hündischen Charme und Einfallsreichtum widerspiegelten.
Was man nicht alles anhand eines Songs namens Digga-Digga-Dog lernen kann... Dessen ungeachtet ist Digga-Digga-Dog richtig funkiger, musikalischer Spaß mit disneytauglichem Sprechgesang und jeder Menge Gute-Laune-Style.
Platz 216: Jagd der Löwinnen ("The Lioness Hunt") aus Der König der Löwen - Das Broadway Musical
Musik und Text von Lebo M
Und schon sind wir beim letzten rein afrikanischen Stück aus dem Broadwaymusical zu Der König der Löwen angelangt, welches es in diese Hitliste schaffte. Rafikis Totenklage funktioniert auf der Bühne zwar sehr gut und drückt die in dieser Szene liegenden Gefühle sehr bewegend aus und kann sich dank seiner Sprache auch einer exotischen Würde und Stärke nicht verwehren, einfach so kann ich das Lied trotzdem nicht hören. Da muss ich schon die komplette Musicalaufnahme aufmerksam am Stück hören oder tatsächlich im Theater sitzen (was zwei Mal der Fall war). Und die Stücke Die Schlacht und Kampf um den Königsfelsen habe ich nie als eigenständige Lieder wahrgenommen, sondern stets als Hintergrundmusik der dazugehörigen Szenen, weshalb ich keine wirkliche Bindung zu diesen Songs aufgebaut habe.
Jagd der Löwinnen hingegen mag ich sehr und kann es mir auch einfach so zwischendurch zu Gemüte führen. Dieses Lied schmeckt fast schon nach der afrikanischen Steppe, der glühenden Sonne und dem Adrenalinschuss einer gemeinsamen Jagd, außerdem wohnt ihm eine ursprüngliche, reine Lebensfreude inne. Hinzu kommt, dass es sich ganz natürlich ins restliche Musical einfügt. Während Grasland Chant (Platz 225) letztlich in seiner vollen Gewalt durchaus unterschwellig etwas langgezogen und von Julie Taymor des Anspruchs wegen hineingezwungen wirkt, ist Jagd der Löwinnen gänzlich in das Löwenkönigerlebnis integriert.
Platz 215: Caroline ("Eglantine") aus Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Eberhard Cronshagen)
Der charismatische Disney-Veteran David Tomlinson macht in Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett als Emilius Browne der Lehrlingshexe Caroline (bzw. im Original Eglantine) Price warme, gesungene Worte, um sie dazu zu bewegen sich mit ihm zu verbünden. Und wie könnte sie ihm widerstehen? Schließlich kommt zu der schwer vergleichlichen Ausstrahlung Tomlinsons noch die leichte, locker-elegante und Ohren schmeichelnde Melodie dieses lieblichen Liedes hinzu, die seine überzeugenden Worte unwiderlegbar verstärkt. Und dennoch lässt sich Caroline nicht beirren - was für eine Standfestigkeit...
Wie der gute Edi Grieg in seinem Disney-Synchron-Archiv (Pflichtlektüre!) schreibt, fand dieser Song sogar Eingang in die deutsche Erstveröffentlichung, und es muss eine Wohltat gewesen sein, den vorzüglichen Friedrich Schoenfelder mit seiner wunderbaren Stimme dieses feine Liedchen singen zu hören. Leider fiel Eglantine vor der Wiederaufführung der Schere zum Opfer, um den Mischfilm in ein überschaubareres Format zu zwängen (Familienfilme dürfen ja keinesfalls eine dreistellige Laufzeit in Minuten haben, nicht wahr?). Die "Nazi-Thematik"-Ausrede zieht übrigens nicht, da sich "der Feind" in dieser Szene nicht blicken lässt oder auch nur erwähnt wird.
Platz 214: Castle in Spain aus Aufruhr im Spielzeugland
basierend auf Musik von Victor Herbert, adaptiert von George Bruns, Text von Mel Leven
Basierend auf Victor Herberts Operette von Victor Herbert, welche 1934 mit Stan Laurel und Oliver Hardy in den Hauptrollen verfilmt wurde, produzierte Walt Disney Anfang der 60er sein erstes Realfilmmusical. Das stark besetzte Musical brachte unter anderem Komiker Ed Wynn, Mousketeer Annette Funicello (die hiermit ihren persönlichen Lieblingsfilm unter ihrer Beteiligung fand) und Ray Bolger (die Vogelscheuche aus Der Zauberer von Oz bzw. Das zauberhafte Land) zusammen und wurde von Disney sehr stark beworben, da er sich einen überragenden Erfolg versprach. Unter anderem wurde die Drehschlussparty geskriptet, gefilmt und in der Show Walt Disney's Wonderful World of Color auf NBC ausgestrahlt. Dennoch blieb Aufruhr im Spielzeugland weit hinter den Erwartungen zurück, weshalb Disney auf eine Wiederaufführung dieses Probelaufs für Mary Poppins verzichtete (für einen Film dieser Größenordnung sehr ungewöhnlich). Der wohl wertvollste Beitrag für das Disney-Vermächtnis waren die Nussknacker-Spielzeugsoldaten aus dem Film, die zum Pflichtbestandteil einer ordentlichen Disneypark-Weihnachtsparade geworden sind. Und natürlich dieses Lied, welches mit seiner Symbiose aus feurigen Temperament und klassischen Boblesse sowie dank der überragenden Performance von Ray Bolger zu einem kleinen Kultklassiker unter spielfilmaffinen Disneyfans wurde.
Platz 213: Once Upon a Time in New York City aus Oliver & Co.
Musik von Howard Ashman, Text von Barry Mann
Exakt 100 Lieder ist es her, dass wir das letzte Lebenszeichen des mittlerweile zum Stiefkind der Disney-Renaissance verkommenen Zeichentrickfilm Oliver & Co. vernahmen (Schön sein). Hier haben wir sie also wieder, die ins Tierreich sowie ins New York der 80er verlagerte Neuerzählung von Charles Dickens Klassiker Oliver Twist. Und so viel möchte ich verraten, dies wird nicht das letzte Mal sein, dass uns diese (in die Jahre gekommene) einstmal erfolgreiche Frischzellenkur der Disney-Trickstudios in diesem Coundtdown begegnet.
Ich erwähnte ja bereits, dass Oliver & Co. von zahlreichen Disneyfans und Filmhistorikern nicht mehr die Anerkennung erhält, die ihm gebührt. Als dieser freche, quicklebendige Film 1988 zusammen mit Falsches Spiel mit Roger Rabbit bewies, dass der Zeichentrick nicht an Alterskrankheit verkümmerte, gewannen Michael Eisner, Jeffrey Katzenberg und Frank Wells erst wieder Vertrauen in diese Kunstform. Ohne Oliver & Co. keine Arielle...
Aber nicht nur der finanzielle Erfolg des Films ist bedeutsam für die Disneyhistorie, sondern auch ein kleiner Name... Der Eröffnungssong Once Upon a Time in New York City ist nämlich der erste Song, den Howard Ashman für die Disneystudios schrieb. Der junge Komponist von Showmusik wurde nach seinem Einstand zusammen mit seinem Arbeitspartner Alan Menken (der mit ihm das erfolgreiche Off-Broadway-Stück Der kleine Horrorladen verfasste) gleichmal für den nächsten Disney-Zeichentrickfilm verpflichtet, die Geschichte einer kleinen Meerjungfrau, die ihre Stimme gegen ein Paar Füße eintauschte...
Da ich mich an dieser Stelle nicht in die endlose Schar derer einreihen möchte, die Oliver & Co. aufgrund seines Nachfolgers übergeht, sie dies nun bei Seite geschoben. Konzentrieren wir uns lieber auf den Song selbst: Once Upon a Time in New York ist ein, wie ich finde, gelungener Einstieg in Oliver & Co., da er kontemporären Flair, etwas popballadesques mit märchenhafter Disney-Rührseligkeit vereint und somit direkt klar macht, als was Oliver & Co. verstanden werden möchte, nämlich als ein moderner Film mit den altbekannten, geliebten Disneyqualitäten. Dass der großartige Huey Lewis (der mit seiner Band Huey Lewis and the News das absolut geniale Album Sports farbizierte, in das jeder, der es nicht kennt, gefälligst reinhören sollte!) hebt den Song noch weiter hervor. Ein wenig mehr Pepp, und es wäre weiter oben in dieser Rangliste gelandet...
2 Kommentare:
"Born on a mountain top in Tennessee, greenest state in the land of the free..."
Einer DER Ohrwürmer schlechthin!
Und wiedermal ein Beweis dafür, dass es nicht mehr als Tonika, Subdominante und Dominante benötigt um einen Super-Hit zu landen.
"The Time of your Life" habe ich durch Zufall entdeckt, als ich mir den Soundtrack zu "A Bug's Life" angehört habe. Obwohl ich Soundtracks sehr mag, muss ich zugeben, dass sie mir nur sehr selten beim Schauen des Films auffallen, aber wenn dann positiv. Randy Newmans Kompositionen zum Ameisenfilm gehören dazu. Das "Hauptmotiv" des Films gehört für mich zu den schösnten Film-Themen überhaupt. Daher wollte ich den Soundtrack gerne mal hören und wurde dabei auch auf eben diesen Song aufmerksam, an den ich mich überhaupt nicht erinnern konnte. Ich gebe zu, er passt nicht so richtig zu Film, der Titel "The Time of your Life" erinnert mich immer an "I've had the Time of my Life" (den "Dirty-Dancing"-Song) und kann von daher in ähnlichem Kontext gebraucht werden. So habe ich ihn als Abspannuntermalung für mien Video von unserem Musik-LK-Probewochenende benutzt, weil das mit die schönste zeit unseres Lebens war. Der Song an sich ist ja durchaus schön. Ich war auch nicht der einzige Randy-Newman-Liebhaber im LK :-)
"Der Morgenreport" ist wikrlich ein nettes Lied und war eines der neuen Lieder, die mir auf der Musical-CD wirklich gut gefallen haben. Ich kann damit leben, dass es bei der DVD integriert wurde, auch wenn ich wohl nie so wirklich verstehen werde, warum so viele Regisseure/Studios ständig an ihren Filmen rumdoktern müssen (und uns deswegen mit immer neuen DVD-Versionen bombadieren).
Die Musik aus "Mulan" find gefällt mir auch ziemlich gut.
"Oliver & Co."! *freu*
Den Rest werd ich mir auf youtube zu Gemüte führen. ;)
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