Die Weinstein Company und Universal schalteten vor kurzem einen Gang hoch und begannen mit einer umfangreichen Oscar-Kampagne für Inglourious Basterds. Der gefeierte neue Film von Quentin Tarantino wird seitens der Studios in folgenden Kategorien besonders unterstützt:
In der Kategorie "Bestes Original-Drehbuch" hat der ungewöhnlich aufgebaute, intelligent geschriebene und die Sprachkunst feiernde Film wirklich gute Chancen. Um die Mitglieder der Academy daran zu erinnern, wählten die Studios einen in der Rezeption von Inglourious Basterds viel gelobten, diskutierten und analysierten Textausschnitt aus Tarantinos Drehbuch: Landas Beschreibung seiner selbst als jemand, der fähig ist wie ein Jude zu denken. Ein lobreiches Kritikerzitat unterstreicht die Empfehlung für diese Kategorie.
Dank der Regeländerungen (größeres Feld und ein neuer Abstimmungsmodus) könnte Tarantino mit einer neuen Oscar-Nominierung für sein Werk als bester Film rechnen. All zu sicher sollte man sich allerdings nicht sein - Basterds ist und bleibt nunmal ein Film, für den man halt geschaffen sein muss.
Mit Hilfe eines Zitats von Kritikerpabst Roger Ebert sollen auch Christoph Waltz und Brad Pitt zu ihren Ehren kommen. Während Waltz' Nominierung nahezu garantiert sein sollte (bei den Kritikerpreisen sahnte er bislang geschlossen den Preis für den besten Nebendarsteller ab), wäre eine Nominierung von Pitt ein kleines Wunder. Er hat eine witzige, simple, ironische und comichafte Rolle in einem Film, der bei den Golden Globes als Drama, nicht als Komödie, gesehen wurde. Für einen Hauptdarsteller hat er ziemlich wenig zu tun. Pitt verlieh Inglourious Basterds viel Charme und augenzwinkernde Cleverness. Oscarmaterial? Leider nein.
Ah, das große Kategorienpoker. Bei manchen Rollen ist es unklar, ob man sie als Haupt- oder Nebenfiguren einsortieren sollte. Hier greifen die Oscarkampagnen wohl mehr, als sonst, denn mit ihnen beeinflussen die Studios, wie die Stimmberechtigten eine Rolle wahrnehmen. So buxierte Miramax seinerzeit Catherine Zeta-Jones für Chicago in die Nebenkategorie und Zellweger in die Hauptkategorie. Manchmal schiebt man Darsteller, die als beides durchgingen, einfach in die Kategorie, der das Studio ein weniger Star bepacktes, hart umkämpftes Feld vorhersagt.
Mélanie Laurent hätte dieses Jahr, denke ich, größere Chancen nominiert zu werden, zähle man sie als Nebendarstellerin. Dass man sie nun aktiv als Hauptdarstellerin bewirbt, ermöglicht es in der Theorie nebenbei auch den Preis für die beste Nebendarstellerin abzugreifen. Jedoch wird sich Krueger dort kaum durchsetzen können.
Andererseits ist Laurent definitiv eine Hauptdarstellerin des Films, womöglich verkörpert sie sogar die Hauptfigur. Von daher ist es schon Mal lobenswert, dass die Studios sie gar nicht umherschieben, um sich in die Nebenkategorie zu mogeln. Vielleicht ist es letztlich sogar eine kluge Entscheidung - zwar sehe ich für die Art ihrer Figur mehr Erfolgschancen in der Nebenkategorie, andererseits ist das Feld für die Hauptdarstellerinnen dieses Jahr gar nicht Mal so hart umkämpft...
Ich zumindest würde sie gerne am großen Oscarabend auf der Bühne sehen, wie sie sich mit verführerischem Akzent für die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin bedankt... Die Globe-Nominierungen lassen meine Hoffnung jedoch dumm dastehen. Leider.
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