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Platz 248: Aus und vorbei ("This is the End") aus Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere
Musik entliehen aus der 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven, Text von Chris Otsuki (dt. Fassung von Andreas Hommelsheim)
Micky ist dem Tode geweiht. Nur noch die vereinten Kräfte seiner Freunde Donald und Goofy könnten Disneys wandelndes Konzernwahrzeichen vor einem qualvollen Ende bewahren. Aber Donald denkt nicht daran, sein Leben auf's Spiel zu setzen um den quiekenden Mäuserich zu retten. Der Erzähler des Films, ein Schildkröten-Trubadur, greift in das Geschehen ein und stachelt Donalds Ehrgefühl mit einem dramatischen, sein Verhalten kritisierendem Lied an.
Diese äußerst knapp gehaltene Gesangseinlage in Disneys Drei Musketiere-Adaption mit Micky, Donald und Goofy kann sich auf drei gewaltigen Bonuspunkten ausruhen. Mit Beethovens Fünfter kann man kaum etwas falsch machen, besonders nicht in dramatischen Momenten, und dass meiner Lieblingsfigur besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, gibt diesem kurzen Lied einen weiteren Vorsprung gegenüber dem Großteil des Soundtracks (siehe dazu auch Platz 311). Und zu guter letzt begleitet dieses Lied ein tüchtiger Wutausbruch des von mir so geliebten, cholerischen Erpels (welcher in Die drei Musketiere viel zu zahm charakterisiert wurde).
Aus und vorbei gehört im Übrigen zu den raren Momenten von Micky • Donald • Goofy: Die drei Musketiere, in denen die deutschen Liedtexte meiner Meinung nach um einiges besser funktionieren als die englischen.
Platz 247: Timons Hula ("Timon's Hula Song") aus Der König der Löwen
basierend auf Hawaiian War Chant von Johnny Noble und Prinz Leleiohaku, Text von ? (dt. Fassung von Frank Lenart)
Timons Hula bedient sich bei der Melodie des hawaiianischen Volksliedes Kaua I Ka Huahua`i von Prinz Leleiohaku, welches 1936 mit minimalen Änderungen in der Notenfolge und einem englischen Text von Ralph Freed auch auf dem Festland berühmt wurde. Diese Version, bekannt als Hawaiian War Chant, wurde seither in zahlreichen Filmen verwendet und entwickelte sich zudem zu einem Publikumsliebling in den Hotels auf Hawaii. Jahre, bevor das Lied mitsamt neuem Text in Der König der Löwen zu einem der größten Lacher des genialen Duos Timon und Pumbaa wurde, fand das Lied bereits als Finalsong des Enchanted Tiki Rooms (siehe auch Platz 303) seinen Weg zum Disneykonzern. Auch im Adventurers Club im Erwachsenendistrikt Pleasure Island konnte man das Lied hören.
Die wohl beste Fassung des Songs ist aber Timons herrlich aufgedrehter Ablenkungsversuch im Finale von Der König der Löwen. Leider konnte ich nicht herausfinden, wer dieser traditionellen hawaiianischen Weise ihren neuen, englischen Text verlieh.
In der Broadwayfassung von Der König der Löwen wird aus dem Hula, weswegen auch immer, ein gesitteter Charleston. Ein Punkt, in dem das Zeichentrickmeisterwerk unbestritten die Nase vorn hat.
Platz 246: Er ist verliebt in Daisy ("Crazy Over Daisy") aus Verrückt nach Daisy
Musik und Text von Oliver Wallace und Tom Adair (dt. Fassung von ?)
Walt Disney lebte mit einem Fuß in der Zukunft und mit einem Fuß in der Vergangenheit. Der technische Visionär, der schneller als der Rest der Filmindustrie die Möglichkeiten des Ton- und Farbfilms erkannte, ohne mit der Wimper zu zucken monatelange Arbeit in den Papierkorb werfen ließ, weil sie ihm technisch nicht ausgereicht genug war und dessen letzter Lebenstraum die Erschaffung einer prototypischen, utopischen Großstadt war, hing mit seinem ganzen Herzen vergangenen Tagen nach. Seien es die idyllischen Tage auf der Farm im Familienbesitz, welche er in einem liebevoll produzierten Mischfilm verarbeitete (siehe auch Platz 316 und Platz 331), oder die Kleinstadtatmosphäre kurz nach der Jahrhundertwende, deren Geist er in der nach Vorbild seiner Heimatstadt Marceline Main Street, U.S.A. oder den Kurzfilmen Die schmucken Neunziger oder Verrückt nach Daisy verewigte, seine Liebe zum ausklingenden viktorianischen Zeitalter ist unmöglich zu übersehen.
Im Cartoon Verrückt nach Daisy von 1950 sehen wir Donald als Hochrad fahrenden, heiteren Schönling zur Jahrhundertwende, stilecht mit Strohhut, Koteletten und locker gebundener, schwarzer Fliege. Rausgeputzt und das Leben genießend radelt er zu seiner geliebten Daisy, um ihr einen Strauß Blumen zu überreichen. Die Welt wäre so schön, wären da nicht A- und B-Hörnchen, denen Donalds eitles Aussehen nicht schmeckt und sich deswegen aufmachen, ihm den tag zu vermiesen.
Der Cartoon wird von einem im authentischen Klang dieser Zeit geschriebenen Song untermalt, der auf Harry Dacres Gassenhauer Daisy Bell aus dem Jahr 1892 anspielt. Das Musikstück schien es in seinem nostalgischem Charme Walt Disney besonders angetan zu haben. Es wurde, mit neuem Text versehen, ins Standardmusikreportoire der Main Street, U.S.A. im Disneyland eingegliedert und zu einer der Erkennungsmelodien des Barbershop-Quartetts The Mellomen (gegründet von Thurl Ravenscroft), welches 1958 das nun als Meet Me Down on Main Street bekannt gewordene Stück sogar zum Titellied seines Disneyland-Albums machte. Die inoffizielle Titelmelodie des Themenparkbereiches wurde auch als Single veröffentlicht - aber keine Version gefällt mir besser, als die deutschsprachige Cartoon-Fassung. Hier vereinen sich die stille Harmonie des Barbershop-Gesangs und die sprühende Eindringlichkeit der Musik zu einem wunderschön, aufheiterndem Wohlklang.
Platz 245: Ich bin das Baby, müsst mich lieb haben ("I'm the Baby (Gotta Love Me)") aus Die Dinos (Episode: Pangaea Werwolf)
Musik von Ray Colcord, Text von Stuart Pankin (dt. Fassung von ?)
Komponiert von Ray Colcord, dem Hauskomponisten dieser obergenialen, bissigen Satire/Puppensitcom, und mit Texten aus der Feder von Stuart Pankin (Earl Sinclairs Originalstimme) versehen, wurde Ich bin das Baby zum populärsten Titel des Albumbs Dinosaurs: Big Songs, auf dem in bester 90er-Jahre-Tradition die Serienhelden kindgerechte Lieder sangen. Ich bin das Baby bekam ein eigenes Musikvideo, welches auf US-Videosammlungen der Serie Die Dinos zu sehen war und in gekürzter Form auf einigen Disney- und Touchstone-Videos als Werbetrailer für die prähistorische Sitcom fungierte. Außerdem wurde das Musikvideo an die schaurige Episode Pangaea Werwolf gehängt, in der sich Robbie Sinclair in einen tobenden Höhlenmenschen verwandelt. Das überaus bescheidene, gar nicht selbstverliebte Lied des quasselnden Dinobabys mag zwar zum närrischsten und flapsigsten gehören, was man im Rahmen der überaus anspruchsvollen und sarkastischen Serie zu sehen bekam, doch es trumpft mit jeder Menge Liebenswürdigkeit auf, so dass ich mich ihm schlichtweg nicht verwehren kann. Ja, Baby Sinclair, ich hab' dich lieb', dich und deine ganze Sippschaft!
Platz 244: Was das nächste Ufer bringt ("Just Around The Riverbend") aus Pocahontas
Musik von Alan Menken, Text von Stephen Schwartz (dt. Fassung von Lutz Riedl)
Mit einem sich zwischen ruhig und rasant wechselndem Tempo gleicht Pocahontas' gesungener Monolog Was das nächste Ufer bringt dem Lauf eines Flusses. Während dieses Liedes lernt der Zuschauer den Charakter der titelgebenden Häuptlingstochter besser kennen. Zunächst sorglos und das Abenteuer suchend paddelt die Hauptfigur von Jeffrey Katzenbergs filmgewordenem Traum einer "Bester Film"-Oscarstatuette einen sich windenden Fluss entlang, die Gedanken an ihre Zukunft eher spielerisch abhandelnd.
An einer Gabelung angelangt, wird Pocahontas schließlich nachdenklicher. Wird sie den stattlichen Kokoum, dem sie als Frau versprochen wurde, zum Mann nehmen, selbst wenn er ihr zu ernst ist, oder hat das Schicksal etwas anderes für sie in petto?
Pocahontas ist einer der wenigen Disney-Trickfilme, deren Anerkennung meinerseits nahezu unabhängig von der Musik verläuft. Ein Disney-Musical profitiert natürlich stark von gefälliger Musik, während schlechte Lieder eher schädlich sind. Bei Pocahontas missfällt mir keines der Lieder, doch auch die von mir gemochten Musikstücke (unter denen Was das nächste Ufer bringt bereits zu meinen größeren Favoriten gehört) spielen bei meiner Einschätzung von Pocahontas eine untergeordnete Rolle. Die Lieder aus Pocahontas kommen mir erstaunlich spät in den Sinn, wenn ich an diese Produktion aus dem Jahr 1995 zurückdenke. Damit möchte ich ihnen keineswegs ihre Denkwürdigkeit absprechen - sie haften lediglich bei mir weniger kräftig, als meine Lieblingslieder aus anderen Disney-Filmen. Vielleicht liegt es aber auch allein an meiner stets wechselnden Gesamteinschätzung der Disney-Indianerlegende...
5 Kommentare:
247: Daran kann ich mich gar nicht erinnern. An welcher Stelle kommt der denn? Und im Musical ist der doch gar nicht vorhanden. Ich hab es auf CD (die Originalfassung - macht das einen Unterschied?)
245: Buch und Regie der dt. Fassung hatte zumindest Thomas Keck ("DuckTales").
zu "Timons Hula": Na hör Mal, den Film muss man auswendig kennen. ;-)
Simba bittet Timon die Hyänen abzulenken, woraufhin er fragt, was er denn machen soll. Sich in einen Fummel schmeißen und Hula tanzen?
Und im Musical kommt der Hula, wie gesagt, nicht vor. Jepp. Dafür ein Charleston. Und der ist nicht auf der CD, weder deutsch noch englisch, aber deshalb muss man ja nicht gleich davon ausgehen, dass es gar nicht vorkommt. Um den zu sehen muss man schon ins Musical. "The Lion Sleeps Tonight" und "It's a small World (After All)" bzw. die deutschen Übersetzungen dieser kurzen gesanglichen Pointen wurden ja auch nicht auf CD gepresst.
Platz 245: Ist nur die Frage, ob Keck auch das Lied übersetzt hat. Ist ja nicht auszuschließen, dass das jemand anderes übernahm.
Timon's Hula Song war der größte Lacher in dem kompletten Film! :D "ham, ham, Schinken!" :D
247: Jein, auf der US-CD ist zumindest "The Lion Sleeps Tonight" in einer sehr coolen, leider zu kurzen Version drauf. Auf der deutschen fehlt sie wohl.
Im Musical war ich sogar - sogar im deutschen ;-) aber daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Damals wusste ich auch noch nicht, was Charleston ist.
245: Ich weiß, daher schrieb ich ja so "vorsichtig".
"Timons Hula" hätte doch viiiiel höher platziert sein müssen, also wirklich! *g* Die Szene ist einfach zum Schießen, auch wenn ich damals den Text nie verstanden hab (jaja außer "Ham Ham, Schinken!").
Ohhh, "Die Dinos"! An das Lied kann ich mich ganz dunkel erinnern... was hab ich das Baby immer geliebt! Tu ich eigentlich immer noch... *g*
Die "Pocahontas"-Lieder kämen bei mir vermutlich fast alle weiter oben und ich kram sie immer wieder gern zum nebenbei Hören hervor. Mal gucken, wo du "Farbenspiel des Winds" siehst...
Es kam schon lange kein "Aida" mehr. *vermiss*
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