Erwartungen können bei der Rezeption eines Films ein starker Stolperstein sein. Als vergangenes Jahr Disneys Direct-to-Video-Produktion TinkerBell erschien, war ich mir zuvor sicher, damit einen qualvollen, schlecht animierten und grauenhaft geschriebenen Werbefilm für die Disney Fairies-Produktreihe erworben zu haben. Stattedessen war TinkerBell, erst Recht für eine Videoproduktion, gut gemacht und magisch, wenngleich stellenweise ärgerlich dümmlich im Umgang mit seinem Publikum.
Dem entsprechend ging ich dieses Jahr mit durchaus erfreulicher Erwartungshaltung an die Fortsetzung TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz heran.
Diese sollte Tinkerbell auf eine abenteuerliche Suche nach einem magischen Gegenstand suchen und durch dieses Handlungselement verstärkt Jungs und erwachsene Zuschauer ansprechen, die vom etwas "mädchenhafteren" ersten Teil möglicherweise abgeschreckt wurden.
Die sich auf den Abenteueraspekt konzentrierenden Trailer haben mir dann auch richtig gut gefallen.
Um es kurz zu machen: Dieses Mal wurde ich enttäuscht.
Die Story ist schnell erzählt: Der Herbst naht und Tinkerbell wurde auserwählt das diesjährige Herbstzepter zu gestalten, welches den Feen beim herbstlichen Blue Moon hilft den für das Leben im Tal der Feen unerlässlichen blauen Feenglanz zu erhalten. Ihr guter Freund Terence bietet Tinkerbell an, ihr beim Gestalten des Zepters zu helfen, dabei kommt es jedoch zu einem erbitterten Streit. Als dann auch noch der magische blaue Mondstein kaputt geht, muss Tinkerbell, ganz auf sich allein gestellt, auf die Suche nach einem Wunschspiegel gehen, von dem sie sich erhofft, dass er ihr dabei hilft den Stein zu reparieren.
Tinkerbells abenteuerliche Reise kommt viel zu kurz, es dauert über zwanzig Minuten bis sie aufbricht. Da TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz bloß 77 Minuten dauert, wobei sieben davon für den Abspann draufgehen, und das an die Schatzsuche anschließende Finale ebenfalls einige Zeit für sich veranschlagt bleibt enttäuschend wenig Luft für das versprochene Abenteuer übrig. Dies ist nicht bloß zu kurz, sondern obendrein zu unaufregend geraten.
Selbstverständlich erwarte ich bei einer vornehmlich an junge Mädchen und erst zweitrangig an den Rest der Familie gerichteten Videopremiere keine hochspannenden und überaus dramatischen Actionsequenzen voller Nervenkitzel und mit einer ordentlichen Prise exotischem Gruselflair, doch von Disney erwarte ich durchaus, dass es ihnen gelingt einen für Kinder geeigneten Film selbst für ältere Semester spannend zu gestalten. Bei Kinoproduktionen wie Aladdin oder sogar DuckTales - Jäger der verlorenen Lampe gelang es immer wieder - wieso also nicht auch hier?
Ein Blick ins Bonusmaterial verärgerte mich noch mehr: Eine aufwändige und in vollendeter Animation sicherlich beeindruckend aussehende Actionszene wurde geschnitten, weil sie angeblich zu lang geworden wäre und die Dramaturgie des Films gestört hätte. Für mich schreit diese Entscheidung jedoch viel mehr nach Kostenersparnis.
Ob Christian Tramitz' Ausscheiden als Stimme von Bobbles aus Kosten- oder Zeitgründen beschlossen wurde, ist mir leider unbekannt, jedenfalls ist es eine kleine Unschönheit in der deutschen Synchronfassung, die aufgrund der kurzen Screentime der Figur glücklicherweise nicht zu stark auffällt. Eine weitere Besetzungsentscheidung wirkt dank Bullys Lissi und der wilde Kaiser schon ein wenig abgegriffen: Mundstuhl sprechen zwei sich streitende Brückentrolle. Sie fallen nicht negativ auf, bessere Besetzungen hätte es allerdings mit Sicherheit gegeben.
Vom zu kurz und zu handzahm geratenen Abenteuerpart (der zu allem Überfluss noch einige himmelschreiende Klischees abhakt) abgesehen störte mich auch der bemühte Zwist zwischen Tinkerbell und Terence, den Regisseur Klay Hall zu sehr aufbläst. Die hölzerne, pseudo-emotionale Inszenierung lässt diesen Subplot fast wie eine "Telenovela im Feenland" wirken.
Doch es gibt nicht nur Kritikpunkte. Einzelne kleine Episoden zwischen den vielen sympatischen Figuren des Films sind sehr amüsant geraten und die Autoren von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz verkaufen ihr kindliches Publikum nicht mehr für so dumm, wie es im Vorgängerfilm der Fall war. Die Songs gefielen mir dieses Mal etwas besser als noch in TinkerBell, an die instrumentalen Kompositionen von Joel McNeely reichen sie dennoch bei weitem nicht heran. McNeely zauberte wieder einen lebhaften, irisch angehauchten Score zusammen, der eine wahre Freude ist.
Visuell ist die Qualität von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz wesentlich konstanter als sein Vorgänger. Die Hintergründe sind malerisch, einfallsreich und farbenfroh, die tierischen Charaktere erfreuen mit einem liebevollen, bilderbuchhaften Design und zumindest Vögel und Nagetieren erfreuen zudem mit einer realistisch-knuffigen Fell- bzw. Federanimation voller Details. Die Darstellung der Feen ist dieses Mal durchgehend gelungen, Ausrutscher auf Plastikpuppenqualität sind nicht mehr auszumachen.
Wie es sich für einen Feenfilm natürlich gehört, sind die Momente voller Zauber und Glitzer die gelungensten. Der digitale Feenstaub wird für große Kinderaugen sorgen und auch als Erwachsener muss man ihm eine gewisse Schönheit anerkennen. Durch die großartige Arbeit der Spezialeffektcrew und McNeelys gelungenem Score lässt sich in TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ganz schnell die beste Sequenz ausfindig machen, nämlich eine feenhafte Märchenstunde, in der die Effektabteilung zu Hochform aufläuft, während ein atmosphärischer Score die schönen Bilder stimmungsvoll verpackt.
Ein weiterer Sehtipp sind die putzigen "Pannen vom Dreh" in bester Das große Krabbeln-Manier.
Fazit: TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ist deutlich schlechter als Teil 1. Hinter der wunderschönen Oberfläche wartet ein nett anzusehendes, harmloses Stück Kinderunterhaltung, das weder weh tut, noch sonderlich denkwürdig ist.
Ist es möglich, dass John Lasseter, der den Vorgängerfilm noch mit einem scharfen Auge überwachte, dieses Mal weniger Aufmerksamkeit auf das TinkerBell-Franchise richtete und die Qualität deshalb so nachließ?
Empfehlenswerte Rezensionen:
Dem entsprechend ging ich dieses Jahr mit durchaus erfreulicher Erwartungshaltung an die Fortsetzung TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz heran.
Diese sollte Tinkerbell auf eine abenteuerliche Suche nach einem magischen Gegenstand suchen und durch dieses Handlungselement verstärkt Jungs und erwachsene Zuschauer ansprechen, die vom etwas "mädchenhafteren" ersten Teil möglicherweise abgeschreckt wurden.
Die sich auf den Abenteueraspekt konzentrierenden Trailer haben mir dann auch richtig gut gefallen.
Um es kurz zu machen: Dieses Mal wurde ich enttäuscht.
Die Story ist schnell erzählt: Der Herbst naht und Tinkerbell wurde auserwählt das diesjährige Herbstzepter zu gestalten, welches den Feen beim herbstlichen Blue Moon hilft den für das Leben im Tal der Feen unerlässlichen blauen Feenglanz zu erhalten. Ihr guter Freund Terence bietet Tinkerbell an, ihr beim Gestalten des Zepters zu helfen, dabei kommt es jedoch zu einem erbitterten Streit. Als dann auch noch der magische blaue Mondstein kaputt geht, muss Tinkerbell, ganz auf sich allein gestellt, auf die Suche nach einem Wunschspiegel gehen, von dem sie sich erhofft, dass er ihr dabei hilft den Stein zu reparieren.
Tinkerbells abenteuerliche Reise kommt viel zu kurz, es dauert über zwanzig Minuten bis sie aufbricht. Da TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz bloß 77 Minuten dauert, wobei sieben davon für den Abspann draufgehen, und das an die Schatzsuche anschließende Finale ebenfalls einige Zeit für sich veranschlagt bleibt enttäuschend wenig Luft für das versprochene Abenteuer übrig. Dies ist nicht bloß zu kurz, sondern obendrein zu unaufregend geraten.
Selbstverständlich erwarte ich bei einer vornehmlich an junge Mädchen und erst zweitrangig an den Rest der Familie gerichteten Videopremiere keine hochspannenden und überaus dramatischen Actionsequenzen voller Nervenkitzel und mit einer ordentlichen Prise exotischem Gruselflair, doch von Disney erwarte ich durchaus, dass es ihnen gelingt einen für Kinder geeigneten Film selbst für ältere Semester spannend zu gestalten. Bei Kinoproduktionen wie Aladdin oder sogar DuckTales - Jäger der verlorenen Lampe gelang es immer wieder - wieso also nicht auch hier?
Ein Blick ins Bonusmaterial verärgerte mich noch mehr: Eine aufwändige und in vollendeter Animation sicherlich beeindruckend aussehende Actionszene wurde geschnitten, weil sie angeblich zu lang geworden wäre und die Dramaturgie des Films gestört hätte. Für mich schreit diese Entscheidung jedoch viel mehr nach Kostenersparnis.
Ob Christian Tramitz' Ausscheiden als Stimme von Bobbles aus Kosten- oder Zeitgründen beschlossen wurde, ist mir leider unbekannt, jedenfalls ist es eine kleine Unschönheit in der deutschen Synchronfassung, die aufgrund der kurzen Screentime der Figur glücklicherweise nicht zu stark auffällt. Eine weitere Besetzungsentscheidung wirkt dank Bullys Lissi und der wilde Kaiser schon ein wenig abgegriffen: Mundstuhl sprechen zwei sich streitende Brückentrolle. Sie fallen nicht negativ auf, bessere Besetzungen hätte es allerdings mit Sicherheit gegeben.
Vom zu kurz und zu handzahm geratenen Abenteuerpart (der zu allem Überfluss noch einige himmelschreiende Klischees abhakt) abgesehen störte mich auch der bemühte Zwist zwischen Tinkerbell und Terence, den Regisseur Klay Hall zu sehr aufbläst. Die hölzerne, pseudo-emotionale Inszenierung lässt diesen Subplot fast wie eine "Telenovela im Feenland" wirken.
Doch es gibt nicht nur Kritikpunkte. Einzelne kleine Episoden zwischen den vielen sympatischen Figuren des Films sind sehr amüsant geraten und die Autoren von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz verkaufen ihr kindliches Publikum nicht mehr für so dumm, wie es im Vorgängerfilm der Fall war. Die Songs gefielen mir dieses Mal etwas besser als noch in TinkerBell, an die instrumentalen Kompositionen von Joel McNeely reichen sie dennoch bei weitem nicht heran. McNeely zauberte wieder einen lebhaften, irisch angehauchten Score zusammen, der eine wahre Freude ist.
Visuell ist die Qualität von TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz wesentlich konstanter als sein Vorgänger. Die Hintergründe sind malerisch, einfallsreich und farbenfroh, die tierischen Charaktere erfreuen mit einem liebevollen, bilderbuchhaften Design und zumindest Vögel und Nagetieren erfreuen zudem mit einer realistisch-knuffigen Fell- bzw. Federanimation voller Details. Die Darstellung der Feen ist dieses Mal durchgehend gelungen, Ausrutscher auf Plastikpuppenqualität sind nicht mehr auszumachen.
Wie es sich für einen Feenfilm natürlich gehört, sind die Momente voller Zauber und Glitzer die gelungensten. Der digitale Feenstaub wird für große Kinderaugen sorgen und auch als Erwachsener muss man ihm eine gewisse Schönheit anerkennen. Durch die großartige Arbeit der Spezialeffektcrew und McNeelys gelungenem Score lässt sich in TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ganz schnell die beste Sequenz ausfindig machen, nämlich eine feenhafte Märchenstunde, in der die Effektabteilung zu Hochform aufläuft, während ein atmosphärischer Score die schönen Bilder stimmungsvoll verpackt.
Ein weiterer Sehtipp sind die putzigen "Pannen vom Dreh" in bester Das große Krabbeln-Manier.
Fazit: TinkerBell - Die Suche nach dem verlorenen Schatz ist deutlich schlechter als Teil 1. Hinter der wunderschönen Oberfläche wartet ein nett anzusehendes, harmloses Stück Kinderunterhaltung, das weder weh tut, noch sonderlich denkwürdig ist.
Ist es möglich, dass John Lasseter, der den Vorgängerfilm noch mit einem scharfen Auge überwachte, dieses Mal weniger Aufmerksamkeit auf das TinkerBell-Franchise richtete und die Qualität deshalb so nachließ?
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