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Mittwoch, 25. November 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil XI)

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Fragezeichen im Film- oder Songtitel sollen angeblich Unglück bringen. Who Framed Roger Rabbit verzichtete deshalb zum Beispiel darauf, obwohl der englische Titel eine Frage ist.
In Deutschland ist dieser US-amerikanische Aberglaube nicht wirklich verbreitet - deshalb werden wir in diesem Block gleich zwei gesungene Fragen finden können, ohne Angst vor drohendem Pech haben zu müssen. Aber nicht nur Fragen werden dieses Mal gesungen, sondern auch Ratschläge, Aussagesätze (in denen die Aussage des vorangegangenen Films zusammengefasst wird), Zauberformeln und innere Gedankengänge.

Platz 271: We're All in This Together aus High School Musical
Musk & Text von Matthew Gerrard & Robbie Nevil

Die alles abschließende, die Gemeinschaft feiernde und überaus eingängige Finalnummer aus High School Musical wird im dritten Teil nochmal kurz als langsames Chorlied angestimmt und soll in dieser Form den frisch gebackenen High-School-Absolventen einen wohlig ergriffenen Schauer über den Rücken jagen. Doch an die fröhlichere, nicht minder zuckrige, Version aus Teil 1 reicht sie einfach nicht heran. We're All in This Together ist zugleich die große Tanznummer des Films, komplett mit einstudier- und nachtanzbarer Choreographie. Und da wir uns während des Songs in einer Turnhalle befinden, wird hie und da Cheerleader-Anfeuerungsgebrüll in das Lied eingebaut. Die sind es auch, die diesen "So, das war's dann für heute, die Show ist zu Ende, Leute, und wir hoffen es hat euch Spaß gemacht, wir wiederholen euch nun nochmal die Lektion des heutigen Abends, und dann ist Schluss! Fahrt vorsichtig und kommt gut nach Hause"-Song etwas auflockern und für etwas mehr Spaß sorgen. Ohne sie wäre die (wenngleich spaßige) Zuckernummer doch etwas schwer zu verdauen.

Platz 270: Du brauchst nur zu pfeifen ("Give A Little Whistle") aus Pinocchio
Musik von Leigh Harline, Text von Ned Washington (dt. Fassung von Heinrich Riethmüller)

Richtig klassisches Disneymaterial kam in diesem Countdown bislang ja eher kurz. Das liegt unter anderem auch daran, dass selbst ich mit meinem etwas eigenwilligeren Disney-Geschmack dem Charme solcher Klassiker nicht widerstehen kann. Du brauchst nur zu pfeifen hat natürlich nicht die Single-Qualitäten einer Menken-Komposition, sorgt aber dennoch jedes Mal wenn ich es höre für ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht. Überhaupt sind die Songs in Pinocchio nicht nur große Stimmungsgaranten, sondern unglaublich gut in die Erzählung des Films eingebaut. So gut, dass einem gar nicht auffällt, wie frontlastig sie auf den kompletten Film verteilt wurden.
Du brauchst nur zu pfeifen führt die Dynamik zwischen Pinocchio und seinem "Auftragsgewissen" Jiminy Grille aufs treffendste ein und ist dank der eingängigen Melodie und der gelungenen sinfonischen Orchestrierung äußerst einprägsam. Das Timing der dazugehörigen Szene ist perfekt, anders als bei Schneewittchen und die sieben Zwerge wird sich nicht zu lange in Gesang verzettelt und statt sitzender, singender Köpfe (wie bei Schneewittchens Gesangseinlagen im Wald) gibt es kleine, muntere Späßchen mit Pinocchio und Jiminy zu sehen, welche die Charakterisierung der beiden nochmal unterstreichen. Eine in sich rundum gelungene kleine Gesangsnummer, deren größter "Fehler" ist, dass sie außerhalb ihres angestammten Platzes keine sonderlichen Spuren hinterließ.

Platz 269: Sallys Lied ("Sally's Song") aus Nightmare before Christmas
Musik & Text von Danny Elfman (dt. Fassung von Frank Lenart)

Die poetischen, ruhigen Lieder in Tim Burtons und Henry Selicks ideenreicher und lyrisch-grotesker Puppen-Grusical-Operette verbinden sich perfekt mit den Dialogen und Danny Elfmans fantasie- und gefühlvollem Score. Deshalb sind diese stilleren Gesangseinlagen wesentlich schwieriger zu identifizieren als ihre prominenteren "Geschwister" Hier in Halloween oder Nanu?. So setzte sich mir Sallys Lied vornehmlich als instrumentaler Teil der Musikuntermalung von Nightmare before Christmas in meinem Gedächtnis fest und weniger als "vollwertiger" Song. Dabei ist es ein großartiger musikalischer Monolog, in dem Sally ihre Gefühle für Jack Skellington und ihre schlechten Vorahnungen ausdrückt.
Die deutsche Fassung gefällt mir übrigens wesentlich besser als das englische Original. Die schrille Nina Hagen überrascht mit viel Gefühl und einer schaurig-mystischen Note in ihrer Darstellung von Sally und wirft die Fragen auf, wieso sie nicht immer ein paar Gänge von ihrer wilden und aufgesetzten Selbstdarstellung zurückschaltet.

Platz 268: Higitus Figitus aus Die Hexe und der Zauberer
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von Dr. Hermann Gressieker)

Disney und Schwachsinnstexte / Fantasiewörter. Das geht ebenso gut zusammen wie Disney und Zauberei. Und wenn alles zusammenfällt, dann haben wir einen automatischen Klassiker. Was wäre schon eine kleine Zauberei in einem (animierten) Disneyfilm so ganz ohne mysteriöse Wortschöpfungen, die spaßig dahergesungen werden? Ganz sicher nicht so unvergesslich wie mit gesungenem Zauberspruch!
Higitus Figitus ist selbstverständlich nicht das beste Disney-Zauberlied, Charme kann man ihm jedoch keinesfalls absprechen. Insofern ähnelt das wahrscheinlich bekannteste Lied aus Die Hexe und der Zauberer ganz dem von Wolfgang Reitherman geleiteten Meisterwerk, welches pünktlich zum Weihnachtsfest 1963 in die Kinos kam. Es ist kein sonderlich denkwürdiger, aber ein liebenswerter kleiner Film, der zwar nicht das Zeug zum universell gefeierten, unsterblichen Klassiker hat, jedoch sehr ansehnlich ist und sich mit der Zeit seine kleine Kultgemeinde um sich herum versammeln konnte. Diese scheint außerhalb der USA größer zu sein als in seinem Herkunftsland. Vor allem britische Kritiker und das deutsche Publikum scheinen ihn besonders zu mögen. Erstes wird wohl an der Geschichte liegen - und letzteres? Naja, möglicherweise hatte Reitherman ein Gespür für das deutsche Publikum (Das Dschungelbuch war hier ja bemerkenswert erfolgreich), vielleicht verhalfen die zahlreichen Ausstrahlungen im Fernsehen diesem Film zu seiner Anhängerschaft? Wer weiß das schon?

Platz 267: Geh'n wir zusammen? ("Let's Get Together") aus Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt...
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman (dt. Fassung von ?)

Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt..., Disneys muntere, freie Adaption der Erich-Kästner-Geschichte Das doppelte Lottchen, erreicht ihren musikalischen und tricktechnischen Höhepunkt in einem gemeinsamen Duett der getrennt aufgewachsenen Zwillinge Hedi und Susi, die mit ihrer Gesangseinlage Geh'n wir zusammen? ihre Eltern wieder zusammenführen wollen. Zugleich führen sie in diesem Lied ihre unterschiedlichen gesellschaftlichen Herkünfte zusammen. Die etwas freier aufgewachsene Schwester spielt in lässigen Klamotten Gitarre, während die gut situierte Hälfte dieses Zwillingspärchens im züchtigen Kleidchen am Piano sitzt. Gemeinsam ergänzen sie sich perfekt und geben ein harmonisches Duo ab. Gesungen wird der Song von der Darstellerin beider Schwestern, der Disneyikone Hayley Mills. Ihr Duett mit sich selbst wurde nicht bloß als solches beworben, sondern auch ein großer Erfolg und somit zum Namenspatent ihres Albums "Let's Get Together with Hayley Mills".
Ein noch größerer Erfolg als dieser Song wurde der dazugehörige Film. Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt... wurde für zwei Oscars nominiert (in den Kategorien "Bester Ton" und "Bester Schnitt") und begründete eine der frühsten Disney-Spielfilmreihen. In den 80er-Jahren folgten gleich drei (!) Fernsehfortsetzungen (allesamt mit Hayley Mills), namentlich The Parent Trap II (auf Deutsch: Nikki und Mary - Die 5-Minuten-Ehe), The Parent Trap III (bzw. Ein Zwilling kommt selten allein), sowie, und jetzt haltet euch fest, The Parent Trap IV: Hawaiian Honeymoon (hierzulande unbekannt unter dem Namen Flitterwochen auf Hawaii) - denn jede abgenutzte Fernsehreihe muss ja Mal nach Hawaii. 1998 folgte dann ein Remake mit Lindsay Lohan. In den USA wurde der Titel des Originals übernommen, in Deutschland dagegen wurde der unzeitgemäß stelzige Titel durch Ein Zwilling kommt selten allein ersetzt, denn das kam ja schon bei Teil 3 der Reihe so gut an, und Dopplungen sind bei einem Franchise über Zwillinge ja richtig clever. Durchaus clever war auch, Lohans Charaktere im Film das Lied kurz anstimmen zu lassen - und die Synchro hat die Anspielung sogar richtig erkannt und keinen neuen Text zusammengeschwurbelt. Durchaus eine beachtenswerte Leistung!

Platz 266: Guten Tag, wie geht's denn? ("How d'ye do and shake hands") aus Alice im Wunderland
Musik und Text von Oliver Wallace und Cy Coben (dt. Fassung von ?)

In der Kürze liegt wohl die Würze, ganz besonders im Meisterwerk Alice im Wunderland, dessen Lieder kaum in gewohnte Laufzeitengefilde aufbrechen und dennoch hartknäckig im Ohr feststecken bleiben. Guten Tag, wie geht's denn? ist ein ganz besonders langlebiger Vertreter dieser Kategorie und kann einen tagelang dazu verführen albern herumzusummen. Dieses Lied kommt mir immer sehr früh in den Sinn, wenn ich an Alice im Wunderland denke, mehr noch assoziiere ich es aber mit einem Disney-Sing mit uns-Video, genauer gesagt mit dem, welches bereits Geh'n wir auf den Kriegspfad (Platz 304) in diese Hitliste hievte. Dort gab es eine etwas längere Fassung von Guten Tag, wie geht's denn? zu hören, die mich seither in schöner Regelmäßigkeit verfolgt.

1 Kommentar:

  1. Ein paar hübsche Kleinode sind ja diesmal dabei. :)

    Ich hab Nina Hagen als Sally nie verstanden beim Singen. *g* Und wollte nicht glauben, dass das Nina Hagen sein soll. Steht ihr ganz gut.

    Die Hexe und der Zauberer war damals auch einer der Filme, die in Dauerschleife liefen, v.a. natürlich wegen dem bekloppten Zaubererduell. Ohrwürmer hab ich von den Liedern allerdings keine bekommen (obwohl ich mich immerhin sofort wieder an sie erinnern kann). Aber sie passten ganz gut im Film.

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