Hör mal, wer da hämmert ist ein waschechter Sitcom-Klassiker. Tim Allen wurde dank der Serie zum Star, seine Figur Tim Taylor wurde zum Inbegriff des liebenswerten und schlagfertigen, schusseligen Familienvaters. Er ist der Urtypus des Heimwerkers, Powerfreaks und des "modernen Machos" - ein steter, lauter Verteidiger seiner Männlichkeit, doch nie frauenfeindlich. Tim ist zwar manchmal schwer von Begriff, aber er verständnisvoll.
Dadurch definierte sich Hör mal, wer da hämmert über weite Strecken: Es war eine Sitcom über den Mann des späten 20. Jahrhunderts und seinem Verhältnis zu Frauen. Wo genügend andere Serien und Komiker beim Thema "Mann/Frau" schnell zu Plattitüden und Pauschalisierungen greifen, die sich zudem noch früh zu wiederholen beginnen, konnte Hör mal, wer da hämmert erfolgreich acht höchstamüsante Staffeln füllen, die bei all ihrer Spaßigkeit den Geschlechterkampf feinfühlig zu behandeln wussten statt ihn etwa weiter anzuheizen.
Jahrelang lief Hör mal, wer da hämmert in Dauerschleife im deutschen Fernsehen und erarbeitete sich eine treue Fangemeinde, einige der Figuren und Gimmicks der Serie erlangten mittlerweile Kultcharakter. Völlig zu Recht, denn Hör mal, wer da hämmert wird niemals alt. Man kann sich die Folgen dieser Serie immer und immer wieder ansehen, man wird stets auf's neue über die genialen Wortgefechte im Ehehaushalt, Tims Missgeschicke beim Heimwerken und die herrlichen Nebenfiguren lachen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich wenn ich an Hör mal, wer da hämmert denke vor meinem inneren Auge die späteren Staffeln sehe, als die Serie ihre Eigenheiten fand und die Quirligkeit seiner Charaktere ausgearbeitet hatte. Die Dynamik zwischen Tim Taylor, passionierter Heimwerker, Moderator einer lokalen Heimwerkersendung, Ehemann und Vater dreier Kinder, und seinen Mitmenschen bringt den richtigen Schwung in die Serie - und in der Premierenstaffel ist das alles rückblickend noch etwas steifer und konventioneller als in späteren Staffeln.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass die erste Staffel von Hör mal, wer da hämmert einfallslos oder sogar schlecht ist.
Die 1991 auf ABC gestartete Sitcom, die auf Tim Allens damaligem Stand-Up-Programm basierte sowie auf seinem Buch Men Are Pigs, unterschied sich bereits von Staffel 1 an in allen bedeutsamen Feinheiten von der üblichen 08/15-Sitcom und brachte so Disney seinen bis dahin größten Fernseherfolg. Der damalige Disney-Vorsitzende Michael Eisner wollte ab dem Moment, in dem er die Leitung des Konzerns übernahm über das Touchstone-Label Fuß im Erwachsenenfernsehen fassen und hatte bereits mit Golden Girls einen respektablen Erfolg. Doch Hör mal, wer da hämmert war beim Publikum nochmal wesentlich erfolgreicher, was wohl vor allem am charismatischen Tim Allen und der vorurteilsfreien Behandlung der Mann/Frau-Thematik liegt sowie Tims für einen Sitcom-Familienvater ungewöhnlichen Beruf des TV-Moderators. Dank Tool Time und dem belesenen Nachbarn Wilson Wilson, jr. konnten de typischen Familienprobleme ganz anders angepackt werden als in anderen Serien.
Als aber in späteren Jahren die Eigenheiten der Charaktere für die Handlung und Gags eine zunehmend größere Rolle spielten und die Stimmung der Serie stärker prägen konnte, wurde Hör mal, wer da hämmert erst so richtig erquicklich. Im Anfangsjahr mussten wir uns noch mit verhältnismäßig normalen Problemchen abtun, die auch auf recht normalem Weg gelöst wurden. Da zerstört Tim mal den Geschirrtrockner (was zwar den brachialen Männer-Humor der Serie einführte, der sich perfekt mit den etwas subtileren und feinsinnigeren Elementen des HMWDH-Witzes ergänzt, in Staffel 1 jedoch nüchtern ausgespielt wurde), oder der jüngste Sohn Mark zerdeppert beim Spielen ein Werkzeug.
Frühe Highlights der Serie zeigen aber bereits in Staffel 1 den richtigen Weg, auf den sich diese Sitcom später stärker konzentrieren wird.
So gehören zu den besten Folgen der ersten Staffel die Folgen, in denen die Baustellenarbeiter von K&B zu Tool Time kommen um mit Werkzeug zu kochen oder damit musizieren und die Episode, in denen Al und Tim bei Tool Time die Jobs tauschen. Tool Time wurde in Hör mal, wer da hämmert immer mehr ins Zentrum geholt, und bot stets eine wundervolle Kulisse für viele, viele Einfälle, die die Serie von anderen Sitcoms abhob. Ebenfalls herausragend war die Folge, in der Tim für Jill ein neues Badezimmer bauen möchte - eine Aufgabe die sich natürlich über Wochen erstreckte und die Ehe auf eine Geduldsprobe stellte. Und eine meiner heimlichen Lieblingsfolgen führte in die Taverne "Big Mike's", wo Tim mit alten GM-Fabrikarbeitern über die Eigenheiten von Ehefrauen reden. Eine wirklich rührende Folge mit toller Stimmung - und ein frühes Topbeispiel dafür, dass Hör mal, wer da hämmert nicht so hohl sein muss, wie Tims brachiale Heimwerkersucht nach "Mehr Power!"
Siehe auch:
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen