Als Dick Cook Freitag seinen Rücktritt als Vorsitzender der Walt Disney Studios bekanntgab, war die Branche geschockt. Unter den von der Nachricht betroffenen waren große Namen wie Johnny Depp oder Steven Spielberg und der Nachfolger für Cook ist bislang nicht bekanntgegeben.
Nun stellt sich sogar eine weitreichendere Frage: CNBC spekuliert auf der Basis von Insidergetuschel, dass die Disney Company die Zahl der eigenmächtig produzierten Spielfilme radikal kürzen möchte. Unter dem neuen Vorsitzenden (manche spekulieren auf Mark Zoradi, den das internationale Marketing und den Kinovertrieb übersehenden Präsidenten der Walt Disney Studios Motion Pictures Group) soll sich das Studio hauptsächlich darauf konzentrieren die Produktionen von Jerry Bruckheimer, Pixar, den Marvel Studios, DreamWorks und den Walt Disney Animation Studios angemessen in die Kinos zu bringen. Disney würde also hauptsächlich zum Vertrieb dieser markanten Marken und würde nur noch unregelmäßig selbst einige große und ausgewählte Produktionen stemmen.
Einen solchen Schritt sähe ich jedoch etwas voreilig. Auch wenn Disney tatsächlich am meisten Geld mit Bruckheimers und Pixars Produktionen verdiente, so wäre eine Reduzierung auf die genannten Marken eine Abkehr der Anfang dieses Jahrzehnts in die Wege geleitete Entwicklung zu einem abwechslungsreichen Filmstudio. Bruckheimer produziert nunmal vornehmlich Actionblockbuster, und die Marvelstudios werden kaum etwas anderes als Comicadaptionen veröffentlichen. Und vom Verleihanteil der Dreamworks-Filme wird man sicherlich auch nicht reich (siehe auch diesen Artikel). Tja, und mehr würde im Realfilmsektor nicht weiter passieren.
Was ist mit Produktionen wie den außerordentlich vielversprechenden Tron Legacy und Alice im Wunderland? Man kann nicht bloß alle paar Jahre solche Filme produzieren. Filme wie Das Geheimnis von Green Lake, die immerhin in den USA recht profitabel liefen, sollte man nicht völlig aufgeben. Mit etwas mehr Marketingbemühungen wäre der Film zum Beispiel hierzulande sicher auch angekommen.
Den Kopf in den Sand zu stecken ist angesichts einer Durststrecke nicht die richtige Taktik. Vor allem frage ich mich, wie man so künftige Erfolgsgaranten finden möchte? Disney fuhr ja hervorragend mit M. Night Shyamalan. Wenn man jedoch nur ein paar auserwählte Filme produziert, wie hoch ist dann schon die Wahrscheinlichkeit, dass man ein kleines Licht in Hollywood zum Regiewunderkind erhebt? Man wird sich doch nur noch auf erpropte Erfolgsleute verlassen...
Hoffentlich wird diese Spekulation bald als falsch bestätigt. Sonst fürchte ich um meine Non-Bruckheimer-Disneyspielfilme...
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