In einem Anflug von Nostalgie und Sommerferienlaune habe ich mir kürzlich wieder die Tiny Toons-Videopremiere Total verrückte Ferien angesehen, und ich war überrascht, wie gut der Film gealtert ist.
Der rund 75-minütige Sommerspaß verfolgt die höchst unterschiedlichen Sommerferienerlebnisse der Rasselbande aus der pfiffigen 90er-Zeichentrickserie Tiny Toon Abenteuer. Und genauso wie die von Warner Bros. und Steven Spielberg produzierte Serie schafft es auch der Videofilm den verrückten Looney Tunes-Humor den schnelllebigeren 90er-Jahren anzupassen und dabei mit cleveren Gags und viel Charme jung und alt gleichermaßen anzusprechen.
Total verrückte Ferien ist aufgrund seines lockeren Grundkonzepts (wie sehen die Ferien der Serienhelden aus) von sehr episodischer Natur. Zum einen verbringen nicht sämtliche Charaktere gemeinsam ihre Ferien, so dass wir mehreren voneinander losgelösten Plots folgen, zum anderen weil die beiden Plots, auf denen das Hauptaugenmerk des Films liegt so gesehen "Roadmovies" sind. Da wären zum einen Buster und Babs Bunny, die in Folge einer von Buster angezettelten Wasserschlacht auf einem improvisierten Floß landen und einen scheinbar endlosen Fluss entlangschippern. Zum anderen packen sich die Autoren Plucky Duck und lassen ihn gemeinsam mit dem Schwein Hamton und seiner Familie quer durch Amerika fahren um den legendären Erlebnispark Das Lach- und Spaßland zu besuchen.
In weiteren, kürzeren Episoden begegnet der Zuschauer auch Shirley MacLoon (bzw. Shirley Wasserhuhn), Fifi La Fume und Elmyra Duff während der Rest der Tiny Toons-Bande kurze Cameos absolvieren darf.
Trotz der sehr losen Handlung fließt die Handlung von Total verrückte Ferien völlig natürlich und wirkt dabei nichtmal wie eine unnötig in die Länge gezogene Serienepisode.
Der mit Abstand beste Handlungsfaden ist für mich zweifelsohne die rund um Pluckys nervenzerfetzende Autofahrt mit Hamtons Familie. Nicht etwa, weil ich den egoistischen und leicht in Euphorie (aber genauso leicht in Verzweiflung) zu stürzenden Enterich am meisten mag (wen würde es überraschen?), sondern weil sein Ferienerlebnis direkt aus dem Leben gegriffen ist. Seine entgeisterten Reaktionen und aussichtslosen Selbstrettungsversuche sind all zu leicht nachzuvollziehen, wenn Plucky sich einem "Hopps, springt das Wiesel" singenden Familienvater, grausigem Reiseproviant, albernen Autospielchen und einem stinkenden Sitznachbarn ausgesetzt sieht. Wem von uns ist so etwas noch nicht widerfahren?
Ebenfalls großartig ist Shirleys Kinobesuch mit dem quäkigen, lauten und nicht die Klappe halten wollendem Fowlmouth, selten sah man eine treffendere Darstellung eines absolut nervigen Kinogängers wie sie hier den Tiny Toons-Machern gelungen ist.
Das schwächste Segment ist für mich die Geschichte mit Buster und Babs Bunny. Zwar gibt es hier ein durchaus sehenswertes Afglimmen cleverer und pointierter Cartoongewalt zu sehen (die nach ihrem kurzen Aufblühen Anfang der 90er ja wieder abstarb und Platz für stupidere, mehr auf Kontroversen abzielende Cartoongewalt machte) sowie einige gelungene Wortgefechte, jedoch trägt diese Mischung nicht über die ausgedehnte Laufzeit, die ihr gegännt wurde. Irgendwie fehlt hier auch die sympatische Leichtigkeit der anderen Handlungsfäden, man erhält den Eindruck, dass die Autoren diesen Part zu wichtig nahmen, nur weil die zwei Hauptfiguren der Serie in ihr vorkommen.
Schlecht ist das Bunny-Segment allerdings noch lange nicht, es ist nur etwas zu zäh und weniger spritzig als der Rest des Films.
Genau wie die Serie nimmt sich auch der Film die Zeit für einige toll platzierte, gelegentliche Schlenker weg von der eigentlichen "Handlung" und teilt kleine Seitenhiebe aus, hier etwa auf das THX-Logo, Horrorfilme, Warners Rechtsabteilung oder Arielle, die Meerjungfrau.
Von einer die Gehörgänge für Wochen verstopfende Überreizung der schmissigen Titelmelodie abgesehen ist Total verrückte Ferien ein sehr gut gealteter Nostalgie-Spaß mit zahlreichen visuellen Einfällen und einer treffenden (mit Toon-Logik und -Überzeichnung versehenden) Reflektion der guten alten Schulferien. Der Plot ist zwar nicht gerade preisverdächtig und an Disney-Kinofilme reicht die Optik natürlich auch nicht heran, doch für eine kurze Abwechslung und viele Lacher ist der Tiny Toon-Film ideal.
2 Kommentare:
Hops springt das Wiesel
Eine Schande, dass es den Film nicht auf DVD gibt (Deutsch) :-(
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