Aber natürlich ist für euch in meiner Vaudeville-Show noch Platz... Die anzüglichen Klamotten müsst ihr aber selbst mitbringen!
Der vierte Teil der Pirates of the Caribbean-Saga hat also endlich einen Regisseur gefunden. Nachdem Gore Verbinski, der Regisseur der bisherigen drei Teile, absagte um sich Bioshock und gefühlten drei Milliarden anderen Projekten widmen zu können springt mit Rob Marshall der Oscar-nominierte Macher von Chicago in die Bresche und hilft Disney, Johnny Depp und Jerry Bruckheimer bei ihrem Vorhaben so schnell wie möglich ein weiteres Piratenspektakel auf die Leinwände zu bringen.
Ich schrieb ja bereits kurz nach der Verkündung dieser ungewöhnlichen Entscheidung, dass ich die Wahl des Regisseurs richtig aufregend finde und Vertrauen in sämtliche Beteiligten habe.
Mit meiner Euphorie gehöre ich jedoch wie mir scheint einer Minderheit an. Wenn man seinen Blick Mal durch das Internet wandern lässt entdeckt man zahlreiche verwirrte Blicke (gepaart mit zuckenden Schultern) und milde geäußerte Zweifel sowie die eine oder andere Schockreaktion.
Dies ist Anlass genug um für Rob Marshall und die ihn als Regisseur von Pirates of the Caribbean 4 einsetzenden Walt Disney Studios und Jerry Bruckheimer eine Lanze zu brechen. Nachfolgend möchte ich euch darstellen, womit ich bei einer Fluch der Karibik-Fortsetzung von Rob Marshall rechne und somit erläutern, weshalb er eine gute, wenngleich zugegebenermaßen ungewöhnliche, Besetzung für den Regieposten ist.
- Der frühere Choreograph Rob Marshall hat große Erfahrung darin aufwändige Tanzszenen zu inszenieren. Da Schwertkämpfe und Degenduelle im Grunde genommen nichts anderes sind (Menschen bewegen sich in einer zuvor eingeprobten Schrittfolge) können wir bereits jetzt mit ansprechend gestalteten Duellen rechnen, die besonders aufwändig und einfallsreich sind. Wenn dann auch noch der Soundtrack stimmt erwarten uns richtig geniale Szenen in denen Jack Sparrow, Barbossa und Co. die Klingen klirren lassen.
- Appropos Musik: Einer der Gründe, weshalb mir der Soundtrack zur PotC-Trilogie so sehr gefiel war die Integration des Soundtracks mit dem eigentlichen Film. Es wurde kein hämmernder Klangteppich unter die Actionszenen gelegt und irgendwelche 08/15-Betroffenheitsmusik gespielt, wenn es Mal ernst wurde. Wie Gore Verbinski erklärte, bildeten Film und Musik eine Einheit und die einzelnen Stücke wurden als Mini-Opern konzipiert. Damit der nächste Film in meiner Gunst nicht abfällt, wird ein ähnlich gelungener Umgang mit der Musik von Nöten sein (am besten so wie in Teil 3). Natürlich wird dies stark von der Wahl des Komponisten abhängig sein, doch einen Musical-Regisseur am Steuerrad von Teil 4 stehen zu haben macht einen richtigen Umgang mit der Musik und die perfekte Wahl des Komponisten um einiges wahrscheinlicher.
- Da man Marshalls Ader für Timing und Schrittfolgen sicherlich ausschröpfen möchte, werden die Fechtszenen höchst wahrscheinlich eine größere Bedeutung einnehmen als Fluch der Karibik 2 und Am Ende der Welt.
- Ein Blick in seine bisherige Filmografie zeigt uns, dass Rob Marshall bislang sehr Frauent zentrische Stoffe filmte, Geschichten in denen das hübschere Geschlecht der Schöpfung dominiert. In Chicago ließ er süße und gerissene Mörderinnen tanzen, Die Geisha stellt eine ins Geisha-Dasein gezwungene Frau in den Mittelpunkt eines großen Epos und Nine betört mit gleich neun Frauen als Musen der männlichen Hauptfigur. Da stellt sich doch die Frage auf, ob Disney und Bruckheimer Marshall engagierten, weil sie sichergehen wollten, dass die neuen, starken weibliche Charaktere im vierten Pirates of the Caribbean ins rechte Licht gerückt werden. Möglicherweise erwartet uns eine Geschichte um die Geliebten des Jack Sparrow? Okay, wahrscheinlich nicht, aber undenkbar ist es genauso wenig...
- Sollte Marshall seinem Stil treu bleiben, so erwarten uns nicht nur mehr Frauen als in den ersten drei Teilen, sondern auch weniger Hüllen um die Frauen herum. Was die Anzahl der männlichen Zuschauer in die Höhe treiben könnte. Wir haben bislang das versoffene Tortuga kennen gelernt, doch was ist mit den Etablissments, in denen sich Jack Sparrow seine zwei Lieblingsfrauen (siehe oben) angelte? Möglicherweise sind Tortugas Kneipen gar nicht der wahre Publikumsmagnet...
- Rob Marshall erwies in Chicago großen Respekt gegenüber seinem Vorbild Bob Fosse. Streitereien mit den Autoren seiner Filme sind mir bislang unbekannt. Somit erfüllt er eines meiner wichtigsten Kriterien für den Regieposten eines Films im Pirates-Franchise: "Pfusch Ted Elliott und Terry Rossio nicht ins Handwerk!" Denn dieses Autorenduo hat's einfach drauf.
- Am Ende der Welt war meiner Einschätzung nach "ein dramatisches Action-Abenteuer-Epos mit Fantasy-Elementen und zahlreichen humoresken Einlagen". Das nennt man wohl "Genregrenzen sprengend". Und tatsächlich spielte die gesamte Trilogie mit den Konventionen, wobei mein Favorit (Am Ende der Welt) das Regelbuch wohl am weitesten aus dem Fenster schmiss. Dramatik und Witz, Massentauglichkeit und selbstbewusster Avantgardismus, Bodenständigkeit und Verrücktheit wechselten sich im Minutentakt ab, ohne den Film zerfleddert wirken zu lassen. Chicago gehört laut der IMDb ins Genre der "Comedy-Krimi-Drama-Musicals". Er ist intelligent, zynisch, verbittert und verbissen, zugleich eine leichtfüßige Stimmungskanone von einem Film, die einem ein ehrliches Lächeln auf den Gesicht zaubert. Marshall weiß also, wie man sämtliche Genreschubladen sprengt, ohne ein unübersichtliches Chaos zu hinterlassen.
- Rob Marshalls Chicago (*auf zum Trailer*) erhielt in den prüden USA auf wundersame Weise eine PG-13-Jugendfreigabe. Trotz der ganzen Anzüglichkeiten, Doppeldeutigkeiten, der knappen Bekleidung, den Strapsen, Miniröcken, Glitter-Bikinis und all dem Jazz. Von den sexuell suggestiven Tänzen mal ganz abgesehen. Weiß Wunder, was er erst im Pirates of the Caribbean-Franchise anstellen und wieviel intensive Swashbuckler-Abenteuer-Action er an der MPAA (und dem einen oder anderen Offiziellen des Disney-Konzerns) er vorbeischmuggeln kann?
(Zur Erinnerung: Am Ende der Welt erhielt ein "PG-13 for intense sequences of action/adventure violence and some frightening images", Die Truhe des Todes / Des Toten Truh'/Dead Man's Chest/Fluch der Karibik 2 erhielt ein "PG-13 for intense sequences of adventure violence, including frightening images" und Fluch der Karibik bekam sein PG-13 für "action/adventure violence")
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1 Kommentare:
Wow, "Chicago" ist tatsächlich mal ein aktueller Film, den ich gesehen habe (Meine Vorliebe liegt doch eher bei alten Klassikern, wenn auch nicht so übertreiebn wie bei TV-Serien; immerhin gibt es doch wirklich einige neue Filme auf die ich mich wirklich freue) und ich somsit vielleicht mitreden könnte... aber: ja, hm! Iss halt so. Gut. Die neuen Filme werden eh immer im Schatten der alten stehen. Soviel kann man eigentlich gar nicht falsch machen.
Eins vielleicht noch: Obwohl ich ein großer Fan von Filmmusik bin, fällt mir die Musik beim schauen des Filmes oftmals gar nicht auf. Die Komponisten der wenigen Filmmusik, die mir gleich auffällt neige ich dann auch gleich zu favorisieren, obwohl das gar nicht immer so der Fall sein muss (z.B. Hans Zimmer - beim hören des Lion-King-Soundtracks kamen mir die Themen dofort bekannt vor; beim "Simpsons"-Film und bei "Illuminati" fiel mir die Musik gar nicht auf).
"Fluch der Karibik" war einer der wenigen, bei dem mir die Musik schon beim anschauen wirklich (positiv) auffiel. Im dritten Film, habe ich allerdings die ganze Zeit nur auf das Thema gewartet, dass mir so gut gefällt (wohl mittlerweile eines der bekanntesten überhaupt). Schade, dass es erst im Abspann zu hören war.
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