Was Monsieur Anton Ego wohl davon halten würde, wenn man ihm nach drei Bissen den Teller wegnimmt?
So ähnlich ergeht es derzeit den Filmkritikern Japans fühlen, denen das legendäre Toho Studio eine um die letzten zehn Minuten erleichterte Fassung des in Japan heiß ersehnten, abschließenden Teil der Sci-Fi-Trilogie 20th Century Boys vorführt.
Dies soll verhindern, dass vor Kinostart die zum Schluss des Films enthüllte Identität einer mysteriösen Figur, die bislang nur als "Friend" bekannt ist und einen Kult anführt, dem Kinopublikum bekannt gegeben wird. Diese Praxis ist ein klarer Schritt gegen spoilernde Filmkritiken und Internetleaks, laut Variety ist das große Geheimnis der auf einem erfolgreichen Manga basierenden Reihe bislang nur zehn an der Produktion beteiligten Leuten bekannt.
Wenn man sich nun vor Augen führt, dass diese Praxis Schule machen könnte, stehe ich dem ganzen zwiegespalten gegenüber. Zum einen finde ich einen so harten Schritt großartig: Filmkritiken sollten üblicherweise die Entscheidung vereinfachen, ob man einen Film sehen möchte oder nicht - etwas, dass sich bei vielen Filmkritiken (vor allem in prestigeträchtigeren Publikationen und ganz besonders bei sämtlichen für das intellektuelle bzw. sich dafür haltende Publikum) eigentlich völlig erledigt, da der Leser bereits nach fünf Zeilen unvorbereitet alle entscheidenden Punkte verraten bekam.
Natürlich gibt es auch tiefergehende Filmanalysen, die zugleich als Rezension fungieren, die hauptsächlich für Leute gedacht sind, die den besprochenen Film bereits sahen. Es soll zum Reflektieren der eigenen Meinung und zum Nachgrübeln über den Film einladen - und ja, ich selbst schreibe ab und zu solche Besprechungen. Jedoch habe ich auch den Anstand, meine Leser vorzuwarnen. Und da ich diese Kritiken generell (lange) nach Kinostart veröffentliche, kann niemand aufgrund einer bei mir aufgeschnappten information gespoilert werden.
Um das lästige Spaßverderben zahlreicher Kritiker (und das anschließende Rumgeistern deren Spoiler im Internet) zu vermeiden ist dies eine geniale Idee. Andererseits erhalten die Filmkritiker kein komplettes Bild von den Filmen, die sie besprechen müssen. Dies raubt den Rezensionen auf andere Weise den Sinn: Wenn die letzten zehn Minuten eines guten Films absolut grottig sind, so grauenhaft, dass sie den gesamten Film zerstören, würde die Rezension völlig anders aussehen, als wenn der Kritiker den Schluss nicht kennt. Der Zuschauer kann sich also nicht mehr vollstens auf die Filmbesprechungen verlassen.
Kann man nicht einfach die Prügelstrafe für unangekündigte Spoiler über noch kommende / frisch angelaufene Filme einführen? *g*
1 Kommentare:
Hmm.. also da ich ja jemand bin der sich nicht ganz so oft Rezensionen durchliest bin ich eigentlich eher dagegen. Mir ist das Spoiler problem nämlich noch nicht wirklich Untergekommen. Aber das nicht ganz gesehene Film nicht Vollständig Bewertet werden können ist klar. Matrix 3 wurde z.B. auch erst durch das Ende so richtig richtig schlecht.
Also hoffen wir mal dass das nicht zum Trend wird.
mfg
Martin
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