Keinohrhasen lockte (nicht unbedingt verdienterweise) 6.286.012 Besucher in die deutschen Kinos. Kein Wunder, dass Produzent, Regisseur, Autor und Darsteller Til Schweiger rasch eine Fortsetzung ankündigte.
Moment... "Kein Wunder"? Immerhin war Keinohrhasen eine romantische Komödie, also der Vertreter eines Genres, dass sich im Gegensatz zum Horror- oder Actionfilm eher weniger durch zahllose Fortsetzungen einen gewissen Ruf erarbeitete.
Aber nurweil RomCom-Fortsetzungen eher selten sind, sind sie nicht unmöglich (und vor allem die Italiener machen das ziemlich regelmäßig mit ihren eigenen Erfolgen in diesem Genre). Und so fragte Schweiger die Fans des ersten Teils nach Liebesanekdoten, die er als Stolperfallen für das Liebespaar Ludo und Anna in ihrem ersten gemeinsamen Jahr verwenden möchte.
Eine RomCom, die nicht mit dem zusammenkommen endet? Mh, klingt ja halbwegs, ansatzweise originell.
Oder?
Weitere Trailer zu Zweiohrküken
Ich weiß nicht, ob diese Anbiederung an den ersten Teil charmant oder einfallslos, stupide und nervig ist. Im Zweifellsfall eher letzteres. Definitiv nervig ist dieses "gaaaanz doll wünschen"-Gerede... Kann ich nicht mehr hören...
Da mir der erste Teil jedoch gefiel, könnte es vielleicht noch etwas mit dem Kinobesuch werden (bessere Trailer vorausgesetzt).
Weiterführende Artikel:
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Dienstag, 30. Juni 2009
"Unstoppable" kann sehr wohl aufgehalten werden
Der bei 20th Century Fox geplante Tony-Scott-Thriller mit Denzel Washington in der Hauptrolle befindet sich in einer argen Lage: Die im März angekündigte, mittlerweile fünfte Zusammenarbeit zwischen Tony Scott und dem Oscar-Preisträger Washington wurde nun, so The Hollywood Reporter, urplötzlich auf Eis gelegt.
Ursprünglich wollte Fox den actionlastigen Film schnellstmöglich über die Bühne bringen, doch Uneinigkeiten über das Budget resultierten darin, dass Fox die Deals mit den Darstellern und Regisseur Scott nicht besiegeln möchte. Die enttäuschenden Einspielergebnisse von Pelham 123 und Land of the Lost sollen ebenfalls bei Fox' Zögerlichkeiten eine Rolle gespielt haben.
Budgetuneinigkeiten können in Hollywood das Aus für ein Projekt bedeuten, manchmal wird das Drehbuch umgeschrieben oder der Regisseur wird ausgetauscht. Manchmal landet das Projekt auch in der Development Hell oder wird der Zankapfel in ewiglichen Verhandlungen (Halo oder jüngst Bioshock). Oder man wird von Jerry Bruckheimer produziert und bekommt nach einer Konferenz zwischen dem Produzenten und dem Studio eine unvorhergesehene Budgeterhöhung. Das ist jedoch die Ausnahme.
Ursprünglich wollte Fox den actionlastigen Film schnellstmöglich über die Bühne bringen, doch Uneinigkeiten über das Budget resultierten darin, dass Fox die Deals mit den Darstellern und Regisseur Scott nicht besiegeln möchte. Die enttäuschenden Einspielergebnisse von Pelham 123 und Land of the Lost sollen ebenfalls bei Fox' Zögerlichkeiten eine Rolle gespielt haben.
Budgetuneinigkeiten können in Hollywood das Aus für ein Projekt bedeuten, manchmal wird das Drehbuch umgeschrieben oder der Regisseur wird ausgetauscht. Manchmal landet das Projekt auch in der Development Hell oder wird der Zankapfel in ewiglichen Verhandlungen (Halo oder jüngst Bioshock). Oder man wird von Jerry Bruckheimer produziert und bekommt nach einer Konferenz zwischen dem Produzenten und dem Studio eine unvorhergesehene Budgeterhöhung. Das ist jedoch die Ausnahme.
Collider-Videointerviews mit Bruckheimer und Pixar-Animator MacLane
Collider hatte die Gelegenheit während der Saturn Awards Interviews mit Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer und Pixar-Animator Angus MacLane (der hier bereits über Toy Story 3 sprach) zu führen, und ich möchte euch diese Interviews nicht vorenthalten.
Luxo jrs Liveauftritt
Am 22. Juni hatte Luxo jr. seinen ersten Auftritt im Disney's Hollywood Studios Park - seit der offiziellen Ankündigung sind nur wenige Tage vergangen, Respekt an Disney!
Ein Video der süßen Lampe gibt es hier zu sehen, auf Cinematical könnt ihr auch Videos von Remy und Carls Haus (aus Oben) bewundern:
Ein Video der süßen Lampe gibt es hier zu sehen, auf Cinematical könnt ihr auch Videos von Remy und Carls Haus (aus Oben) bewundern:
Montag, 29. Juni 2009
Auch Jason Lee gehört zu "A Couple of Dicks"
Laut /Film wird auch Jason Lee in Kevin Smiths bislang größter Regiearbeit (und zugleich seiner ersten, die nicht auf einem eigenen Skript basiert) A Couple of Dicks mitspielen. Lee gehört, genauso wie Ben Affleck und Jason Mewes, zu Smiths Stammschauspielern und hatte bereits Rollen in Mallrats, Chasing Amy, Dogma, Jay und Silent Bob schlagen zurück, Jersey Girl und Clerks II.
A Couple of Dicks wird eine Polizistenkomödie mit Bruce Willis und Tracy Morgan in den Hauptrollen, die einer gestohlenen, im fabelhaften Zustand erhaltene Baseball-Sammelkarte von 1952 hinterherjagen. In weiteren Rollen sind Sean William Scott und Adam Brody zu sehen. Smith hofft, nach eigenen Aussagen, das Gran Torino-Publikum anzusprechen.
A Couple of Dicks wird eine Polizistenkomödie mit Bruce Willis und Tracy Morgan in den Hauptrollen, die einer gestohlenen, im fabelhaften Zustand erhaltene Baseball-Sammelkarte von 1952 hinterherjagen. In weiteren Rollen sind Sean William Scott und Adam Brody zu sehen. Smith hofft, nach eigenen Aussagen, das Gran Torino-Publikum anzusprechen.
Die Geschichte von Woody und Buzz altert mit Würde
Dass Toy Story 3 keine heitere Fortsetzung nach dem Motto "Wo hat der freche Charlie Naseweiß denn die Kaffeesahne versteckt? Und wird Rex rechtzeitig zum Tanzwettbewerb den Walzer lernen?", war ja bereits klar, seit nicht mehr Disney, sondern Pixar für den Film zuständig ist. Als Journalisten ein Konzeptbild eines mit geneigtem Haupt auf Andys leergeräumtes Zimmer blickenden Woody gezeigt wurde, konnte man sich dann sicher sein, dass Pixar keine Zimperlichkeiten zeigen wird. Toy Story 3 könnte mit großem Abstand der erwachsenste Teil der Reihe werden.
Angus MacLane (Animator bei Pixar seit Toy Story 2, mit BURN•E lieferte er sein Regiedebüt) war in der Vorproduktion von Toy Story 3 für die Entwicklung neuer Charaktere (etwa auch ihm hier?) zuständig und bestätigt diese Vermutung im Gespräch mit Sci-Fi Wire, ebenso wie die seit einiger Zeit von Filmkritikern bemerkte Wandlung der Pixarfilme, die wohl parallel zum Reifegrad der Pixarcrew abhängig ist:
"I feel like we've grown up making these movies, and each of the films represents where the filmmakers were at the time of making the films. Certainly we're approaching this film 10 years later, so I think we're sort of coming at it from the standpoint of [Andy] has grown up, and we've grown up with these toys, and we have a reverence for them, but we also have different things as a priority."
Wie mittlerweile bekannt sein sollte, nimmt Toy Story 3 die bereits in Toy Story 2 von Jesse angesprochene Befürchtung eines heranwachsenden Andys auf und verfolgt Woody, Buzz und Co., wie sie mit Andys Jugendjahren und Umzug auf's College umgehen.
Die bittersüße Geschichte soll die Toy Story-Saga zu einem würdigen Abschluss bringen, und ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, dass mir der dritte Teil am besten gefallen wird. Und solange Pixar sich nicht zu sehr in seine neue Erwachsenenwelt verrennt, wird es sicher auch wieder einige junge Fans geben.
Es besteht also kein Grund zur Sorge, denn Pixar bleibt Pixar: Obwohl die Leute dort auch gewachsen sind und ernstere Filme machen, sind sie noch immer Kinder: Während die Technikcrew dieses T-Shirt produzierte und trägt, schmückt laut MacLane ein T-Shirt mit der Rückenaufschrift "Franchise Guardian" die Leute aus der Storyabteilung.
Mehr zum Film:
Angus MacLane (Animator bei Pixar seit Toy Story 2, mit BURN•E lieferte er sein Regiedebüt) war in der Vorproduktion von Toy Story 3 für die Entwicklung neuer Charaktere (etwa auch ihm hier?) zuständig und bestätigt diese Vermutung im Gespräch mit Sci-Fi Wire, ebenso wie die seit einiger Zeit von Filmkritikern bemerkte Wandlung der Pixarfilme, die wohl parallel zum Reifegrad der Pixarcrew abhängig ist:
"I feel like we've grown up making these movies, and each of the films represents where the filmmakers were at the time of making the films. Certainly we're approaching this film 10 years later, so I think we're sort of coming at it from the standpoint of [Andy] has grown up, and we've grown up with these toys, and we have a reverence for them, but we also have different things as a priority."
Wie mittlerweile bekannt sein sollte, nimmt Toy Story 3 die bereits in Toy Story 2 von Jesse angesprochene Befürchtung eines heranwachsenden Andys auf und verfolgt Woody, Buzz und Co., wie sie mit Andys Jugendjahren und Umzug auf's College umgehen.
Die bittersüße Geschichte soll die Toy Story-Saga zu einem würdigen Abschluss bringen, und ich persönlich kann mir sehr gut vorstellen, dass mir der dritte Teil am besten gefallen wird. Und solange Pixar sich nicht zu sehr in seine neue Erwachsenenwelt verrennt, wird es sicher auch wieder einige junge Fans geben.
Es besteht also kein Grund zur Sorge, denn Pixar bleibt Pixar: Obwohl die Leute dort auch gewachsen sind und ernstere Filme machen, sind sie noch immer Kinder: Während die Technikcrew dieses T-Shirt produzierte und trägt, schmückt laut MacLane ein T-Shirt mit der Rückenaufschrift "Franchise Guardian" die Leute aus der Storyabteilung.
Mehr zum Film:
Sonntag, 28. Juni 2009
Es wird deutsch: "The Princess and the Frog"-Logo und Poster online
Endlich ist es so weit: Monatelang mussten die deutschen Disneyfans auf das deutsche Logo zu The Princess and the Frog warten, die Gerüchte über die Titelgebung kochten über. Ist der Titel Küss den Frosch offiziell oder nicht?
Anfang des Monats wurde bestätigt, dass der bislang nur aus Internetportalen und als ausblendbarer Untertitel auf DVD-Trailern bekannte Titel offiziell ist, außerdem kündigte Disney das Poster für Mitte Juni an. Die Mitte des Monats liegt schon hinter uns, das Poster kam nicht.
Aber jetzt hat das Warten endlich ein Ende. Über den Titel kann man noch immer streiten, aber wenigstens wurde die freie deutsche Titelgebung gestalterisch hübsch umgesetzt.
Zum Vergrößern einfach anklicken.
Der Kinostart von Küss den Frosch, Disneys Rückkehr zum märchenhaften Zeichentrickmusical (wie wir es aus den 90er Jahren kennen und lieben) ist am 10. Dezember 2009.
(Rechteinhaber der Bilder: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany)
Weiterführende Artikel:
Endlich da: Ein langer "Wickie und die starken Männer"-Trailer
Einatmen. Ausatmen. Erwartungen nach unten schrauben. Anklicken:
Iiiiiiirgendwie eine total antiklimatische Sache. Noch immer eine hübsche Optik, aber völlig platte Gags, die lieblos aneinander gereiht wurden. Möglich, dass man sich nicht traut, den Film als ernstzunehmende Abenteuerkomödie zu vermarkten und deshalb die einzigen platten Gags raushaut, um den deutschen Kinogänger zu ködern, doch so ganz überzeugt mich meine Ausrede nicht.
Schade, ich hätte Bully was richtig gutes zugetraut. Vielleicht kann der nächste Trailer meine Erwartungen wieder aufpeppeln.
Mehr dazu:
Iiiiiiirgendwie eine total antiklimatische Sache. Noch immer eine hübsche Optik, aber völlig platte Gags, die lieblos aneinander gereiht wurden. Möglich, dass man sich nicht traut, den Film als ernstzunehmende Abenteuerkomödie zu vermarkten und deshalb die einzigen platten Gags raushaut, um den deutschen Kinogänger zu ködern, doch so ganz überzeugt mich meine Ausrede nicht.
Schade, ich hätte Bully was richtig gutes zugetraut. Vielleicht kann der nächste Trailer meine Erwartungen wieder aufpeppeln.
Mehr dazu:
Basterds-Prequel wahrscheinlicher als gedacht, Weinstein schimpft über Kürzungsgerüchte
Letzten Monat verhärteten sich die Gerüchte, dass Quentin Tarantino bereits ein Inglourious Basterds-Prequel plane, jetzt schüttet Produzent Harvey Weinstein mit seinem GQ-Interview Öl ins Feuer: Tarantino habe so viel Material für den Film geschrieben, dass man anfangs plante entweder eine Reihe von Filmen oder eine kostenintensive Mini-TV-Serie daraus zu machen. Und wenigstens ein bisschen davon möchte man in ein Prequel stecken, in dem auch Brad Pitt wieder auftauchen wird.
Die Gerüchte, er dränge Tarantino dazu, 40 Minuten aus Basterds zu schneiden, bestreitet Harvey Weinstein indes vehement. Zwar nahm Quentin Tarantino den Film wieder mit in den Schneideraum, jedoch handle es sich bloß um Feinadjustierungen. Weinstein hoffe sogar, dass einige geschnittene Szenen wieder in den Film eingefügt werden: "There’s scenes with Brad Pitt and the Basterds, and I’m praying he puts that shit back in, ‘cause it’s un-fucking-believably great."
Nun, sollte diese Meldung stimmen, dann bekommt Weinstein seinen Willen... Und ich hab nichts dagegen.
Die Gerüchte, er dränge Tarantino dazu, 40 Minuten aus Basterds zu schneiden, bestreitet Harvey Weinstein indes vehement. Zwar nahm Quentin Tarantino den Film wieder mit in den Schneideraum, jedoch handle es sich bloß um Feinadjustierungen. Weinstein hoffe sogar, dass einige geschnittene Szenen wieder in den Film eingefügt werden: "There’s scenes with Brad Pitt and the Basterds, and I’m praying he puts that shit back in, ‘cause it’s un-fucking-believably great."
Nun, sollte diese Meldung stimmen, dann bekommt Weinstein seinen Willen... Und ich hab nichts dagegen.
Pixar Power: Was es da noch so zu melden gab... (+ Gewinner der Saturn Awards)
Ich bin ja noch immer dabei die vergangene Woche abzuarbeiten - es ist halt das eine oder andere passiert und so ganz ohne Erwähnung im Blog soll das alles ja auch nicht sein.
Um aber wieder schnell auf den aktuellen Stand der Dinge zu kommen, bündle ich hier einfach mal alles, was es im Blog noch zu Pixar zu erwähnen gibt.
Da wäre zum einen der Ultimate Buzz Lightyear:
Wie Pixar Planet meldet, wird diese interaktive Buzz-Figur zwischen 130 und 150 US-Dollar kosten und spricht 100 verschiedene Sätze. Er ist Teil der von John Lasseter und Disney Toymorrow erarbeiteten ultimativen Toy-Story-Kollektion, zu der auch ein Mr. Potato Head, dessen Körperteile rausschießen, wenn man in die Hände klatscht.
Auch zum Thema WALL•E gibt es wieder lesenswertes, denn endlich erfahren wir mehr über die wunderschöne Abspannsequenz! Der Abspannregisseur Jim Capobianco und Animator Alex Woo gaben der sowieso schon interessanten Seite The Art of the Title ein ausführliches Interview, dass ihr euch hier durchlesen könnt.
Etwas spolierish wird es dafür bei diesem Artikel über einen fallen gelassenen Oben-Plot und diesen Artikel über eine rührende Sequenz aus dem neuen Pete-Docter-Film.
In der letzten Woche wurden außerdem die Saturn Awards verliehen, der alljährliche Film- und Fernsehpreis der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films. WALL•E erhielt den Award für den besten Trickfilm, während The Dark Knight als bester Action, Abenteuer oder Thriller-Film ausgezeichnet. Weitere Preise erhielt Nolans Meisterwerk in den Kategorien bestes Drehbuch, beste Musik, Beste Spezialeffekte und bester Nebendarsteller (Heath Ledger). Der beste Fantasyfilm ist Der seltsame Fall des Benjamin Button. Weitere Infos findet ihr hier.
Um aber wieder schnell auf den aktuellen Stand der Dinge zu kommen, bündle ich hier einfach mal alles, was es im Blog noch zu Pixar zu erwähnen gibt.
Da wäre zum einen der Ultimate Buzz Lightyear:
Buzz Lightyear Robot Toy from Gizmodo on Vimeo.
Wie Pixar Planet meldet, wird diese interaktive Buzz-Figur zwischen 130 und 150 US-Dollar kosten und spricht 100 verschiedene Sätze. Er ist Teil der von John Lasseter und Disney Toymorrow erarbeiteten ultimativen Toy-Story-Kollektion, zu der auch ein Mr. Potato Head, dessen Körperteile rausschießen, wenn man in die Hände klatscht.
Auch zum Thema WALL•E gibt es wieder lesenswertes, denn endlich erfahren wir mehr über die wunderschöne Abspannsequenz! Der Abspannregisseur Jim Capobianco und Animator Alex Woo gaben der sowieso schon interessanten Seite The Art of the Title ein ausführliches Interview, dass ihr euch hier durchlesen könnt.
Etwas spolierish wird es dafür bei diesem Artikel über einen fallen gelassenen Oben-Plot und diesen Artikel über eine rührende Sequenz aus dem neuen Pete-Docter-Film.
In der letzten Woche wurden außerdem die Saturn Awards verliehen, der alljährliche Film- und Fernsehpreis der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films. WALL•E erhielt den Award für den besten Trickfilm, während The Dark Knight als bester Action, Abenteuer oder Thriller-Film ausgezeichnet. Weitere Preise erhielt Nolans Meisterwerk in den Kategorien bestes Drehbuch, beste Musik, Beste Spezialeffekte und bester Nebendarsteller (Heath Ledger). Der beste Fantasyfilm ist Der seltsame Fall des Benjamin Button. Weitere Infos findet ihr hier.
Samstag, 27. Juni 2009
Was ich ja noch nachholen muss: Weitere Bilder zu Burtons Alice
Montag gab es die ersten Bilder der endgültigen Inkarnationen von Depps, Hathaways und Bonham Carters Rollen in Alice in Wonderland von Tim Burton.
Während meiner kurzen Auszeit tauchten außerdem das Logo, ein Bild von Alice und eins von Tweedlee und Tweedledum auf. Möglicherweise kennt ihr sie schon, falls jedoch nicht, dann viel Spaß damit:
Einfach großartig. Alice ist nah an der Disneyversion, aber dennoch burtonmäßig - einfach fantastisch. Ich kann den Kinostart einfach nicht mehr abwarten!
Während meiner kurzen Auszeit tauchten außerdem das Logo, ein Bild von Alice und eins von Tweedlee und Tweedledum auf. Möglicherweise kennt ihr sie schon, falls jedoch nicht, dann viel Spaß damit:
Einfach großartig. Alice ist nah an der Disneyversion, aber dennoch burtonmäßig - einfach fantastisch. Ich kann den Kinostart einfach nicht mehr abwarten!
Heavy Metal: Tenacious D schrieben Song für den Episodenfilm. Außerdem: Neue Musikkomödie mit Black in Planung
David Finchers Remake des Erwachsenentrickfilms Heavy Metal ist schon lange in Planung - zu lange - aber immerhin kommen die Vorbereitungen in den vergangenen Wochen langsam vorran. James Cameron sagte bereits zu, bei einer Episode Regie zu führen, jetzt kündigt Jack Blacks Comedyrockduo Tenacious D an, dass es für Heavy Metal einen Song geschrieben hat. Wie Black gegenüber MTV sagte, muss das Studio allerdings noch sein Okay für den Film geben.
Eine der Episoden soll von Mark Osbourne, dem Kung Fu Panda-Regisseur, gedreht werden. Da Black an dieser beteiligt ist, kann man davon ausgehen, dass der neue Tenacious D-Song für diese Sequenz geplant wurde. Und vielleicht taucht auch Blacks Bühnenpartner Kyle Gass in ihr auf...
Außerdem plant Jack Black eine Musikkomödie mit JJ Abrams als Produzenten. Mehr möchte Black über das Projekt leider noch nicht verraten, aus Angst, dass es letzten Endes nicht verwirklicht wird und er dann verärgerte Reaktionen auf sich zieht.
Eine der Episoden soll von Mark Osbourne, dem Kung Fu Panda-Regisseur, gedreht werden. Da Black an dieser beteiligt ist, kann man davon ausgehen, dass der neue Tenacious D-Song für diese Sequenz geplant wurde. Und vielleicht taucht auch Blacks Bühnenpartner Kyle Gass in ihr auf...
Außerdem plant Jack Black eine Musikkomödie mit JJ Abrams als Produzenten. Mehr möchte Black über das Projekt leider noch nicht verraten, aus Angst, dass es letzten Endes nicht verwirklicht wird und er dann verärgerte Reaktionen auf sich zieht.
"The Princess and the Frog"-Featurette: Rückkehr des Zeichentricks
Hier ist die versprochene Featurette zu The Princess and the Frog, die Disneys Rückkehr zum klassischen Zeichentrickfilm zelebriert:
Andreas Deja tanzen zu sehen ist Gold wert! Ansonsten versprach ich mir etwas mehr von der Featurette, aber sie ist trotzdem eine willkommene Abwechslung von der "zeigt zigtausend Clips vom Film" Onlinestrategie, die mittlerweile in Hollywood Überhand nahm.
Andreas Deja tanzen zu sehen ist Gold wert! Ansonsten versprach ich mir etwas mehr von der Featurette, aber sie ist trotzdem eine willkommene Abwechslung von der "zeigt zigtausend Clips vom Film" Onlinestrategie, die mittlerweile in Hollywood Überhand nahm.
Freitag, 26. Juni 2009
Oscars erweitern das Feld
Da bin ich wieder! Und es war eine großartige Freizeit... Ich hoffe, ihr habt mich nicht zu sehr vermisst. Jedenfalls vielen Dank für eure zahlreichen Kommentare, so kann es gerne öfter im Blog aussehen...
Jetzt kann ich euch ja auch endlich verraten, weshalb ich im Urlaub war: Ich schubste die aktuelle Entscheidung der Academy of Motion Picture Arts & Sciences in die richtige Richtung...
Nein, natürlich nicht. Dennoch soll es in meinem ersten "normalen" Posting seit Montag um die Oscars gehen:
Ich staunte nicht schlecht als ich las, dass ab der nächsten Oscarverleihung gleich 10 Nominierungen in der Kategorie Bester Film bekannt gegeben werden sollen.
Die am Mittwoch bekannt gegeben Entscheidung ist eine der größten Regeländerungen einer etablierten Kategorie, die es in der Oscargeschichte gab und führt die Oscarverleihung zurück in ihre Anfangsjahre, wo acht bis zwölf Nominierte in der Hauptkategorie die Norm waren. Seit 1943 hat sich dies allerdings geändert.
Mit dieser plötzlichen Regeländerung steuert die Academy gegen ihren engstirnigen Ruf an, sie würde weder auf Zuschauer oder Filmfans hören und liebend gerne ihre eingefahrenen Traditionen (vor allem in der Zusammenstallung der fünf Nominierten in der Topkategorie) verfolgen. Durch die Erweiterung des Feldes ermöglicht man es, mehr Filme mit dem Oscarprestige zu segnen, und so erklärte auch der Präsident Sid Ganis den Beschluss:
Selbstverständlich lässt sich nun darüber diskutieren, dass eine Verteilung dieses Segens auf mehr Filme seinen Wert schmälert - aber das ist in meinen Augen nicht mehr als ein kritisches Gedankenspiel. Möchte jemand behaupten, dass die Oscarnominierung in der Kategorie Bester Animationsfilm für Der Schatzplanet weniger wert ist, als die für Kung Fu Panda, weil es im Pandajahr weniger Nominierungen gab? Oder ist der Makeup-Oscar mit seinen im Normallfall drei Nominierten mehr wert als der Oscar für die beste Hintergrundmusik?
Und ist es nicht für den Gewinner der Kategorie eine größere Leistung, neun Gegner ausgestochen zu haben als nur vier?
Ich denke, dass unter der Voraussetzung eines gerechten Teilnehmerfelds der Wert eines Nominierung (und definitiv das Publikumsinteresse für die Verleihung) steigen könnte. Wenn die Academy nun damit beginnt, ein breiteres Feld an guten Filmen anzuerkennen, könnte der Oscar wieder wirklich die besten Filme (Hollywoods) feiern, statt nur die fünf besten, einem gewissen Schema entsprechenden Produktionen.
Und zumindest in der Theorie könnte es klappen. Gegenüber der NY Times sagte Ganis, dass zum Beispiel The Dark Knight eine Rolle in der Entscheidungsfindung spielte. Es sei diskutiert wurden, nachdem der von Kritikern gefeierte Nolan-Film keine Oscarnomminerung in der Hauptkategorie erhielt.
Wichtig war auch der Erfolg der diesjährigen Oscarshow beim Publikum. Nach der Hugh-Jackman-Show, in der auch populären Filmen, die nicht im Rennen waren, Tribut gezollt wurde, kam man zum Entschluss, ein größeres Spektrum an Filmen abdecken zu wollen.
Der strahlende Sieger dieser Entscheidung könnte Pixar sein: Einige Pixarproduktionen (Oben, WALL•E, Ratatouille, zu gewissem Grad auch Findet Nemo) erhielten neben herausragenden Kritikerreaktionen auch die Ehre, dass aufgrund ihnen in Hollywood laut darüber nachgedacht wurde, dass ein Animationsfilm doch mal den Oscar für den besten Film gewinnen solle - oder wenigstens mal wieder nominiert werden müsste. Doch bislang bleibt Die Schöne & das Biest der einzige, dem diese Ehre zu Teil kam.
Durch das vergrößerte Feld hat Pixar nun bessere Chancen... Und vielleicht kommt dann eines Tages ein verdienter Sieg...
Mehr: Die erste Oscar-Prognose 2010
Jetzt kann ich euch ja auch endlich verraten, weshalb ich im Urlaub war: Ich schubste die aktuelle Entscheidung der Academy of Motion Picture Arts & Sciences in die richtige Richtung...
Nein, natürlich nicht. Dennoch soll es in meinem ersten "normalen" Posting seit Montag um die Oscars gehen:
Ich staunte nicht schlecht als ich las, dass ab der nächsten Oscarverleihung gleich 10 Nominierungen in der Kategorie Bester Film bekannt gegeben werden sollen.
Die am Mittwoch bekannt gegeben Entscheidung ist eine der größten Regeländerungen einer etablierten Kategorie, die es in der Oscargeschichte gab und führt die Oscarverleihung zurück in ihre Anfangsjahre, wo acht bis zwölf Nominierte in der Hauptkategorie die Norm waren. Seit 1943 hat sich dies allerdings geändert.
Mit dieser plötzlichen Regeländerung steuert die Academy gegen ihren engstirnigen Ruf an, sie würde weder auf Zuschauer oder Filmfans hören und liebend gerne ihre eingefahrenen Traditionen (vor allem in der Zusammenstallung der fünf Nominierten in der Topkategorie) verfolgen. Durch die Erweiterung des Feldes ermöglicht man es, mehr Filme mit dem Oscarprestige zu segnen, und so erklärte auch der Präsident Sid Ganis den Beschluss:
Having 10 Best Picture nominees is going allow Academy voters to recognize and include some of the fantastic movies that often show up in the other Oscar categories, but have been squeezed out of the race for the top prize. I can’t wait to see what that list of ten looks like when the nominees are announced in February.
Selbstverständlich lässt sich nun darüber diskutieren, dass eine Verteilung dieses Segens auf mehr Filme seinen Wert schmälert - aber das ist in meinen Augen nicht mehr als ein kritisches Gedankenspiel. Möchte jemand behaupten, dass die Oscarnominierung in der Kategorie Bester Animationsfilm für Der Schatzplanet weniger wert ist, als die für Kung Fu Panda, weil es im Pandajahr weniger Nominierungen gab? Oder ist der Makeup-Oscar mit seinen im Normallfall drei Nominierten mehr wert als der Oscar für die beste Hintergrundmusik?
Und ist es nicht für den Gewinner der Kategorie eine größere Leistung, neun Gegner ausgestochen zu haben als nur vier?
Ich denke, dass unter der Voraussetzung eines gerechten Teilnehmerfelds der Wert eines Nominierung (und definitiv das Publikumsinteresse für die Verleihung) steigen könnte. Wenn die Academy nun damit beginnt, ein breiteres Feld an guten Filmen anzuerkennen, könnte der Oscar wieder wirklich die besten Filme (Hollywoods) feiern, statt nur die fünf besten, einem gewissen Schema entsprechenden Produktionen.
Und zumindest in der Theorie könnte es klappen. Gegenüber der NY Times sagte Ganis, dass zum Beispiel The Dark Knight eine Rolle in der Entscheidungsfindung spielte. Es sei diskutiert wurden, nachdem der von Kritikern gefeierte Nolan-Film keine Oscarnomminerung in der Hauptkategorie erhielt.
Wichtig war auch der Erfolg der diesjährigen Oscarshow beim Publikum. Nach der Hugh-Jackman-Show, in der auch populären Filmen, die nicht im Rennen waren, Tribut gezollt wurde, kam man zum Entschluss, ein größeres Spektrum an Filmen abdecken zu wollen.
Der strahlende Sieger dieser Entscheidung könnte Pixar sein: Einige Pixarproduktionen (Oben, WALL•E, Ratatouille, zu gewissem Grad auch Findet Nemo) erhielten neben herausragenden Kritikerreaktionen auch die Ehre, dass aufgrund ihnen in Hollywood laut darüber nachgedacht wurde, dass ein Animationsfilm doch mal den Oscar für den besten Film gewinnen solle - oder wenigstens mal wieder nominiert werden müsste. Doch bislang bleibt Die Schöne & das Biest der einzige, dem diese Ehre zu Teil kam.
Durch das vergrößerte Feld hat Pixar nun bessere Chancen... Und vielleicht kommt dann eines Tages ein verdienter Sieg...
Mehr: Die erste Oscar-Prognose 2010
Verlorenes Herzblut und die verfluchten 70mm
Es war einmal eine Zeit, zu der die Disney-Animationstudios eine wahre Siegesstrecke bejubeln durften. Jeder neue Film aus dem mit Kreativität und Magie gesegneten Studio wurde wohl aufgenommen und feierte auch finanziell große Erfolge. Sicherlich, über so manches Meisterwerk konnte man bloß "naja, hatte halt schon Erfolg..." sagen, während andere riesige Publikumsrenner waren, doch wer möchte schon auf solch hohem Niveau klagen?
Disney hatte sie gefunden, die güldene Patentformel für einen beliebten und gewinnbringenden Zeichentrickfilm. Tragischer- und törchterweise dachte man bei Disney, dieses Rezept könne man beliebig oft nacheinander verwenden.
Und so schnitten sich die fantasiereichen Magier aus Burbank ins eigene Fleisch, verzogen ihr Publikum. Es war der bisherigen Erfolgsformel überdrüssig. Die Kinogänger waren übersättigt, doch zugleich nicht willens, Experimente einzugehen. Sie verlernten ihre Neugierde und Probierfreudigkeit.
Darunter mussten so manche Disney-Zeichentrickfilme enorm leiden. Sie gingen katatsrophal unter und rissen so für eine Zeit lang Hollywoods komplette Kinozeichentricksparte in einen Abgrund.
Mittlerweile wurden Fehler korrigiert und Wunden verheilten. Einst abgestoßene Filme erhalten nun die ihnen zustehende Liebe und werden vom breiten Publikum sowie eingeschworenen Disneyfans als Klassiker anerkannt. Doch während so mancher Film, der gut, aber unter den Erwartungen lief und auch so mancher Totalflop mittlerweile warm in den Arm genommen wird, hat ein Film, der vor dem künstlerischem Zusammenbruch der Disney-Trickstudios entstand unverständlicherweise selbst bei einigen toleranten Disneyfans mit Anerkennung zu kämpfen.
Dieser Film, in den die Regisseure so viel Herzblut pumpten, ist zwar nicht (mehr) völlig geächtet, aber die radikale Rehabilitation, die vergleichbare Meisterwerke durchmachten, wurde ihm kurioserweise bislang nicht vergönnt.
Eine solche Ungerechtigkeit ruft mich natürlich auf den Plan! Ich kann das nicht mehr länger tatenlos mit ansehen!
Meine Damen und Herren, ich erbitte mir mehr Respekt für...
Es fällt mir wahrlich schwer, größere Mängel an Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt zu finden. Zwar gehört der Ausflug raus aus dem Fantasyland hinein ins Adventureland (mit ein paar Spritzern Discoveryland) für mich nicht zur absoluten Speerspitze der Disney-Meisterwerke, dennoch hält mich dies nicht davon ab, für ihn zu kämpfen. Denn dass Atlantis so katastrophal unterging liegt zum Großteil nicht am Film selbst, sondern am Publikum (beziehungsweise Disneys Politik in den 90er Jahren). Allein daran kann ich den Flop nachvollziehen, nicht etwa an den wenigen Kritikpunkten, die ich an Atlantis ausmachen kann. Ein schlappes Einspielergebnis von weltweit gerade Mal 186 Millionen Dollar rechtfertigen diese nämlich bei weitem nicht.
Mit Atlantis konnte Disney es einfach nicht genügend Menschen Recht machen, als dass er zu seinem Kinostart ein Erfolg hätte werden können. Disney überreizte in den 90er Jahren seine Musical-Masche gnadenlos - kurzfristig gesehen brachte Disney zwar durch diese Taktik mehrere gute bis sehr gute Filme heraus und füllte seine Kinokassen, doch langfristig führte es zu der katastrophalen Lage, in der sich die Zeichentrickstudios seit der Jahrhunderwende nunmal befinden: Weder wollten die Menschen klassisches Material sehen (hatten wir alles oft genug), noch andersartiges. Erst zum Abschluss dieser Dekade erwartet uns mit The Princess & the Frog eine Rettung aus dieser Misere.
Von dieser verqueren Publikumserwartung wurde Atlantis zum Kinostart ziemlich hart getroffen: Mit Mulan und Tarzan lenkte Disney Ende der 90er Jahre ja noch recht vorsichtig von seiner alten Formel ab, Ein Königreich für ein Lama dagegen war mit seiner cartoonigen Spritzigkeit schon ein kleiner Schreck. Aber Atlantis? Was wurde nicht überall von allen Seiten geheult... Zu düster, zu brutal, zu komplex, plötzlich wollten alle ihre Lieder wiederhaben (die zuvor ja sooo sehr genervt haben), wie kann man das nur im Jahr 2001 zu Disneys 100. Geburtstag rausbringen...
Vor allem beim letzten Kritikpunkt stellen sich mir noch heute die Haare zu Berge. Als wenn man bei Disney gesagt hätte "oh, wir müssen mit Atlantis schneller fertig werden, damit wir was ganz besonderes zu Walts Jubiläum haben!" beziehungsweise "Halt! Wir müssen Atlantis verschieben, der kann erst 2002 raus!" - Disney mag zwar bei DVD-Veröffentlichungen gerne Mal auf Jubiläen achten, aber doch nicht bei Kinostarts von neuen Filmen!
Sehr viele meckern auch über den Zeichenstil in Atlantis. Zugegebenermaßen könte an manchen Stelle eine kleine Aufpolierung der Figuren nicht schaden (Audreys bzw. Annas Mund oder Milos Hände sind nicht immer gleich gelungen - für nötig halte ich eine Überarbeitung allerdings nicht), die visuelle Gesamtvision finde ich allerdings perfekt, vor allem die Detailtreue und die Hintergründe sind beeindruckend. Auch die stilisierten Effekte und die gelungene Verquickung von CGI-Elementen und traditioneller Animation wissen zu gefallen. Vor allem frage ich mich, wie man dauernd rumjammern kann, dass Atlantis zu eckig sei: Was verlangt ihr, Leute? Ein explosiver Action-Abenteuerfilm mit Fantasyelementen, der total rund, knuffig und knuddelig ist? Dann würde doch nur jeder rumheulen, dass Disney es einfach nicht sein lassen könne - da macht man schon 'nen harten Inhalt und verpackt alles in Bonbonfarben und kantenloser Dumbo-Optik.
Gerade in Totalen zeigt sich, dass der von Mike Mignola (Hellboy) inspirierte Zeichenstil eine ideale Wahl war.
Atlantis kam schlicht und ergreifend zum falschen Zeitpunkt in die Kinos. Heuer besteht eine offener diskutierte Nachfrage nach Erwachsenen orientierten Animationsfilmen aus den großen Studios und Familien, selbst die mit den am lautensten keifenden Zickenmüttern, dulden eine offensichtlichere Orientierung an das gereifte Publikum (Danke, Pixar). Außerdem rennen die Leute mittlerweile nicht mehr mit von Zornesröte und schäumenden Mündern entstellten Fratzen aus dem Saal, wenn in Disneyfilmen mehr Figuren als ein Elternteil des Helden und der Bösewicht sterben (Danke, Jerry Bruckheimer!) - ob Atlantis heutzutage ein großer Erfolg werden würde vermag ich nicht zu prognostizieren, aber man würde ihn sicherlich weitaus weniger schinden.
Weshalb genau Atlantis allerdings selbst bei eingeschworenen Disneyfans weniger verspätete Liebe empfängt, als seine anderen Kollegen aus der Ära von Ein Königreich für ein Lama bis Bärenbrüder kann ich mir nicht wirklich erklären. Vermutlicherweise fällt er hinter den anderen Meisterwerken einfach zurück, so dass er in allgemeinen Diskussionen vergessen wird - das Lama fällt mit seinem Cartooncharme auf und Bärenbrüder kann mit seiner Mischung aus epischer Bandbreite und intimer Geschichte punkten - was er mit so manchem 90er-Film gemeinsam hat. Und Der Schatzplanet erarbeitete sich unter Animationsfans Der Schatzplanet durch seine Optik und die hohen Produktionswerte ein hohes Prestige - der ebenfalls aufwändige, aber weniger auffällige Atlantis versäumt da nunmal schlichtweg den Anschluss in den Diskussionen. Das ist zumindest meine Theorie.
Und schon bleibt für Atlantis ein recht kleiner Kreis von Anhängern zurück, darunter auch Kritikerpapst Roger Ebert. Oder halt meine Wenigkeit (die für sämtliche Pre-Die Kühe sind los!-Meisterwerke der 00er die Fahne schwingt).
Aber natürlich habe ich trotz meiner Liebe zu diesem andersartigen Meisterwerk ein paar Kritikpunkte anzumerken -sonst wäre er ja zumindest Teil meiner persönlichen Disney-Meisterwerk-Speerspitze und nicht bloß ein sehr gutes, ungerechtfertigt geschundenes Meisterwerk.
So passt zum Beispiel der Original-Abspannsong überhaupt nicht zum Film und kollidiert extrem mit der Stimmung und Musik der letzten Szene. Der Song in der deutschen Fassung passt da rein musikalisch schon etwas besser, ob es aber gerade die No Angels sein müssen, die da herumträllern ist wieder eine andere Frage. Am besten wäre es eh gewesen den Film mit einer prallen Creditsuite zu verabschieden, denn der wahlweise mystische oder abenteuerliche, manchmal auch amüsante und vor allem kraftvolle Soundtrack aus der Feder des eh völlig unterschätzten James Newton Howard (der auch Dinosaurier und Der Schatzplanet musikalisch veredelte) ist einer der gewaltigsten Pluspunkte von Atlantis - und es wäre ein Traum, mit einer energiereichen Komposition die verlorene Stadt zu verlassen.
In meinen Augen dürfte Atlantis auch gerne etwas länger sein - die Fallhöhe und die Charakterisierung einiger Figuren würde sicher davon profitieren und es spricht in meinen Augen nichts gegen die ursprünglich von den Filmemachern geplante "Monsterparade" auf dem Weg nach Atlantis. Lavawale, Tintenfischfledermäuse und Riesenkäfer - ich kann einfach nicht verstehen, dass man diese Ray-Harryhausen-Abenteuerfilm-Elemente rausstrich, weil man Angst hatte, es würde zu lange dauern, bis die Charaktere endlich Atlantis erreichen. Sicher, der Film würde dadurch etwas episodischer wirken, aber das gehört nunmal bei einem Expeditionsabenteuer dazu. Und was das verspätet auftauchende Atlantis angeht: Dafür tauschte man ja den Wikingerprolog gegen den bombastischen und das Publikum ins eiskalte, chaotische Wasser stoßenden Anfang mit dem Untergang von Atlantis aus. Problem gelöst, jetzt warte ich gerne 30 bis 40 Minuten auf den nächsten Blick auf diese sagenumwobene Stadt.
Damit einhergehend wäre Atlantis womöglich etwas düsterer, sicherlich aber actionreicher und eventuell brutaler geworden - was bei mir sicherlich auf keinerlei Ablehnung stoßen würde. Erfolgreicher wäre Atlantis durch solche Änderung allerdings wohl kaum geworden, zumindest nicht während seiner Kinolaufzeit. Das Kinder- und Musicalimage von Disney war damals so fest in den Köpfen der Kinogänger einzementiert, dass diejenigen, die darauf zählten nur noch negativere Mundpropaganda von sich gegeben hätte, während die anvisierte Zielgruppe weiterhin rumzweifelte und (im Idealfall) auf die DVD wartete um den Film von Kindern ungestört zu begutachten.
Ich hielte es allerdings für möglich, dass mein Wunsch-Atlantis nach DVD-Veröffentlichung etwas schneller wieder Boden gut gemacht hätte, um nicht weiter in der Flopschublade zu versacken.
So hingegen haben wir einen spannenden, ungewöhnlich aussehenden und mit beeindruckenden Hintergründen auf der verfluchten Cinemascope-Leinwand gebannten Zeichentrickfilm vor uns, der besonders mit seinen mystischsten Sequenzen und seiner gelungen inszenierten Action zu bannen weiß. Vor allem merkt man dem Film aber an, welche Ambitionen und Hoffnungen einst in ihm steckten. Fast macht es mich schon traurig, wie die Träume der Regisseure Gary Trousdale und Kirk Wise sowie des Produzenten Don Hahn und Autor Tab Murphy zerstört wurden. Nach Der Glöckner von Notre Dame und Die Schöne & das Biest wollten sie die Musicalwelt hinter sich lassen und getreu dem Motto "Weniger Songs - mehr Explosionen" einen Film wie aus ihren Jugendtagen machen. Einen Abenteuerfilm, den sich Kinder und Jugendliche mit faszinierten Augen in der Samstag-Matinee anschauen würden, und der sie mit seiner Atmosphäre und breznligem Abenteuer fesselt.
Anders als etwa Der Glöckner von Notre Dame war Atlantis keine von Geschäftsleuten vordiktierte Idee, es war ein von Grund auf von Regisseuren geschaffenes Projekt (etwas, dass Pixar immer und immer wieder als sein Erfolgsrezept auszeichnet), das unabhängig von Marktforschungsergebnissen konzipiert und Michael Eisner vorgesetzt wurde. Wundersamerweise gab er grünes Licht - Wise, Trousdale und Hahn hatten große Erfolge gefeiert, sie wissen schon, was sie tun...
Und so wurde mit Innbrunst ein Abenteuerfilm entwickelt, wie sie ihn kannten. Zugleich sollte er aber auch Dinge enthalten, die man in der Form noch nicht sah. Deshalb entwarf man ein Atlantis, das nicht nach dem antiken Griechenland aussah und warf sich auf die esoterische Theorien von magischen, denkenden Kristallen. Um aus den anderen Disneytrickfilmen herauszustechen, griff man (auch genrebedingt) als erster Disney-Trickfilm seit Taran & der Zauberkessel nach dem PG-Rating und als einziger neben dem gefloppten Taran & der Zauberkessel und dem mittlerweile als Klassiker gefeierten, ursprünglich Walt Disney enttäuschenden Dornröschen sollte Atlantis als 70mm-, Panoramaleinwandfilm in die Kinos kommen. Blickt man auf die historischen Beispiele, waren es wahrlich mutige Pläne - aber man war sich sicher, dass Atlantis funktionieren könne. Man entwarf ein ganzes Paralleluniversum, entwickelte bis ins tiefste Detail die atlantische Kultur und bereitete so den Weg für mehrere Fortsetzungen, eine TV-Serie und Spin-Offs im Printbereich, darunter auch Abenteuerromane für Erwachsene (mehr dazu und zum ganzen Film gibt's im Atlantis-Artikel der Duckipedia).
All diese ambitionistischen Pläne wurden durch das miese Kinoeinspiel zerstört, ebenso wie die zwei leidenschaftlich geplanten und groß angelegten Pläne für Atlantis-Themenparkattraktionen. Was bleibt, ist ein Schatten des ersehnten Atlantishypes und 95 Minuten ungewöhnlichen Disneyspaßes, in die von den Verantwortlichen so viel persönliche Hingabe und Sehnsucht nach Entlohnung durch Anerkennung stecken, wie in nur wenigen anderen Meisterwerken.
Und deshalb hat Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt mehr Respekt verdient.
Schenkt auch diesen Filmen mehr Respekt:
Disney hatte sie gefunden, die güldene Patentformel für einen beliebten und gewinnbringenden Zeichentrickfilm. Tragischer- und törchterweise dachte man bei Disney, dieses Rezept könne man beliebig oft nacheinander verwenden.
Und so schnitten sich die fantasiereichen Magier aus Burbank ins eigene Fleisch, verzogen ihr Publikum. Es war der bisherigen Erfolgsformel überdrüssig. Die Kinogänger waren übersättigt, doch zugleich nicht willens, Experimente einzugehen. Sie verlernten ihre Neugierde und Probierfreudigkeit.
Darunter mussten so manche Disney-Zeichentrickfilme enorm leiden. Sie gingen katatsrophal unter und rissen so für eine Zeit lang Hollywoods komplette Kinozeichentricksparte in einen Abgrund.
Mittlerweile wurden Fehler korrigiert und Wunden verheilten. Einst abgestoßene Filme erhalten nun die ihnen zustehende Liebe und werden vom breiten Publikum sowie eingeschworenen Disneyfans als Klassiker anerkannt. Doch während so mancher Film, der gut, aber unter den Erwartungen lief und auch so mancher Totalflop mittlerweile warm in den Arm genommen wird, hat ein Film, der vor dem künstlerischem Zusammenbruch der Disney-Trickstudios entstand unverständlicherweise selbst bei einigen toleranten Disneyfans mit Anerkennung zu kämpfen.
Dieser Film, in den die Regisseure so viel Herzblut pumpten, ist zwar nicht (mehr) völlig geächtet, aber die radikale Rehabilitation, die vergleichbare Meisterwerke durchmachten, wurde ihm kurioserweise bislang nicht vergönnt.
Eine solche Ungerechtigkeit ruft mich natürlich auf den Plan! Ich kann das nicht mehr länger tatenlos mit ansehen!
Meine Damen und Herren, ich erbitte mir mehr Respekt für...
Es fällt mir wahrlich schwer, größere Mängel an Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt zu finden. Zwar gehört der Ausflug raus aus dem Fantasyland hinein ins Adventureland (mit ein paar Spritzern Discoveryland) für mich nicht zur absoluten Speerspitze der Disney-Meisterwerke, dennoch hält mich dies nicht davon ab, für ihn zu kämpfen. Denn dass Atlantis so katastrophal unterging liegt zum Großteil nicht am Film selbst, sondern am Publikum (beziehungsweise Disneys Politik in den 90er Jahren). Allein daran kann ich den Flop nachvollziehen, nicht etwa an den wenigen Kritikpunkten, die ich an Atlantis ausmachen kann. Ein schlappes Einspielergebnis von weltweit gerade Mal 186 Millionen Dollar rechtfertigen diese nämlich bei weitem nicht.
Mit Atlantis konnte Disney es einfach nicht genügend Menschen Recht machen, als dass er zu seinem Kinostart ein Erfolg hätte werden können. Disney überreizte in den 90er Jahren seine Musical-Masche gnadenlos - kurzfristig gesehen brachte Disney zwar durch diese Taktik mehrere gute bis sehr gute Filme heraus und füllte seine Kinokassen, doch langfristig führte es zu der katastrophalen Lage, in der sich die Zeichentrickstudios seit der Jahrhunderwende nunmal befinden: Weder wollten die Menschen klassisches Material sehen (hatten wir alles oft genug), noch andersartiges. Erst zum Abschluss dieser Dekade erwartet uns mit The Princess & the Frog eine Rettung aus dieser Misere.
Von dieser verqueren Publikumserwartung wurde Atlantis zum Kinostart ziemlich hart getroffen: Mit Mulan und Tarzan lenkte Disney Ende der 90er Jahre ja noch recht vorsichtig von seiner alten Formel ab, Ein Königreich für ein Lama dagegen war mit seiner cartoonigen Spritzigkeit schon ein kleiner Schreck. Aber Atlantis? Was wurde nicht überall von allen Seiten geheult... Zu düster, zu brutal, zu komplex, plötzlich wollten alle ihre Lieder wiederhaben (die zuvor ja sooo sehr genervt haben), wie kann man das nur im Jahr 2001 zu Disneys 100. Geburtstag rausbringen...
Vor allem beim letzten Kritikpunkt stellen sich mir noch heute die Haare zu Berge. Als wenn man bei Disney gesagt hätte "oh, wir müssen mit Atlantis schneller fertig werden, damit wir was ganz besonderes zu Walts Jubiläum haben!" beziehungsweise "Halt! Wir müssen Atlantis verschieben, der kann erst 2002 raus!" - Disney mag zwar bei DVD-Veröffentlichungen gerne Mal auf Jubiläen achten, aber doch nicht bei Kinostarts von neuen Filmen!
Sehr viele meckern auch über den Zeichenstil in Atlantis. Zugegebenermaßen könte an manchen Stelle eine kleine Aufpolierung der Figuren nicht schaden (Audreys bzw. Annas Mund oder Milos Hände sind nicht immer gleich gelungen - für nötig halte ich eine Überarbeitung allerdings nicht), die visuelle Gesamtvision finde ich allerdings perfekt, vor allem die Detailtreue und die Hintergründe sind beeindruckend. Auch die stilisierten Effekte und die gelungene Verquickung von CGI-Elementen und traditioneller Animation wissen zu gefallen. Vor allem frage ich mich, wie man dauernd rumjammern kann, dass Atlantis zu eckig sei: Was verlangt ihr, Leute? Ein explosiver Action-Abenteuerfilm mit Fantasyelementen, der total rund, knuffig und knuddelig ist? Dann würde doch nur jeder rumheulen, dass Disney es einfach nicht sein lassen könne - da macht man schon 'nen harten Inhalt und verpackt alles in Bonbonfarben und kantenloser Dumbo-Optik.
Gerade in Totalen zeigt sich, dass der von Mike Mignola (Hellboy) inspirierte Zeichenstil eine ideale Wahl war.
Atlantis kam schlicht und ergreifend zum falschen Zeitpunkt in die Kinos. Heuer besteht eine offener diskutierte Nachfrage nach Erwachsenen orientierten Animationsfilmen aus den großen Studios und Familien, selbst die mit den am lautensten keifenden Zickenmüttern, dulden eine offensichtlichere Orientierung an das gereifte Publikum (Danke, Pixar). Außerdem rennen die Leute mittlerweile nicht mehr mit von Zornesröte und schäumenden Mündern entstellten Fratzen aus dem Saal, wenn in Disneyfilmen mehr Figuren als ein Elternteil des Helden und der Bösewicht sterben (Danke, Jerry Bruckheimer!) - ob Atlantis heutzutage ein großer Erfolg werden würde vermag ich nicht zu prognostizieren, aber man würde ihn sicherlich weitaus weniger schinden.
Weshalb genau Atlantis allerdings selbst bei eingeschworenen Disneyfans weniger verspätete Liebe empfängt, als seine anderen Kollegen aus der Ära von Ein Königreich für ein Lama bis Bärenbrüder kann ich mir nicht wirklich erklären. Vermutlicherweise fällt er hinter den anderen Meisterwerken einfach zurück, so dass er in allgemeinen Diskussionen vergessen wird - das Lama fällt mit seinem Cartooncharme auf und Bärenbrüder kann mit seiner Mischung aus epischer Bandbreite und intimer Geschichte punkten - was er mit so manchem 90er-Film gemeinsam hat. Und Der Schatzplanet erarbeitete sich unter Animationsfans Der Schatzplanet durch seine Optik und die hohen Produktionswerte ein hohes Prestige - der ebenfalls aufwändige, aber weniger auffällige Atlantis versäumt da nunmal schlichtweg den Anschluss in den Diskussionen. Das ist zumindest meine Theorie.
Und schon bleibt für Atlantis ein recht kleiner Kreis von Anhängern zurück, darunter auch Kritikerpapst Roger Ebert. Oder halt meine Wenigkeit (die für sämtliche Pre-Die Kühe sind los!-Meisterwerke der 00er die Fahne schwingt).
Aber natürlich habe ich trotz meiner Liebe zu diesem andersartigen Meisterwerk ein paar Kritikpunkte anzumerken -sonst wäre er ja zumindest Teil meiner persönlichen Disney-Meisterwerk-Speerspitze und nicht bloß ein sehr gutes, ungerechtfertigt geschundenes Meisterwerk.
So passt zum Beispiel der Original-Abspannsong überhaupt nicht zum Film und kollidiert extrem mit der Stimmung und Musik der letzten Szene. Der Song in der deutschen Fassung passt da rein musikalisch schon etwas besser, ob es aber gerade die No Angels sein müssen, die da herumträllern ist wieder eine andere Frage. Am besten wäre es eh gewesen den Film mit einer prallen Creditsuite zu verabschieden, denn der wahlweise mystische oder abenteuerliche, manchmal auch amüsante und vor allem kraftvolle Soundtrack aus der Feder des eh völlig unterschätzten James Newton Howard (der auch Dinosaurier und Der Schatzplanet musikalisch veredelte) ist einer der gewaltigsten Pluspunkte von Atlantis - und es wäre ein Traum, mit einer energiereichen Komposition die verlorene Stadt zu verlassen.
In meinen Augen dürfte Atlantis auch gerne etwas länger sein - die Fallhöhe und die Charakterisierung einiger Figuren würde sicher davon profitieren und es spricht in meinen Augen nichts gegen die ursprünglich von den Filmemachern geplante "Monsterparade" auf dem Weg nach Atlantis. Lavawale, Tintenfischfledermäuse und Riesenkäfer - ich kann einfach nicht verstehen, dass man diese Ray-Harryhausen-Abenteuerfilm-Elemente rausstrich, weil man Angst hatte, es würde zu lange dauern, bis die Charaktere endlich Atlantis erreichen. Sicher, der Film würde dadurch etwas episodischer wirken, aber das gehört nunmal bei einem Expeditionsabenteuer dazu. Und was das verspätet auftauchende Atlantis angeht: Dafür tauschte man ja den Wikingerprolog gegen den bombastischen und das Publikum ins eiskalte, chaotische Wasser stoßenden Anfang mit dem Untergang von Atlantis aus. Problem gelöst, jetzt warte ich gerne 30 bis 40 Minuten auf den nächsten Blick auf diese sagenumwobene Stadt.
Damit einhergehend wäre Atlantis womöglich etwas düsterer, sicherlich aber actionreicher und eventuell brutaler geworden - was bei mir sicherlich auf keinerlei Ablehnung stoßen würde. Erfolgreicher wäre Atlantis durch solche Änderung allerdings wohl kaum geworden, zumindest nicht während seiner Kinolaufzeit. Das Kinder- und Musicalimage von Disney war damals so fest in den Köpfen der Kinogänger einzementiert, dass diejenigen, die darauf zählten nur noch negativere Mundpropaganda von sich gegeben hätte, während die anvisierte Zielgruppe weiterhin rumzweifelte und (im Idealfall) auf die DVD wartete um den Film von Kindern ungestört zu begutachten.
Ich hielte es allerdings für möglich, dass mein Wunsch-Atlantis nach DVD-Veröffentlichung etwas schneller wieder Boden gut gemacht hätte, um nicht weiter in der Flopschublade zu versacken.
So hingegen haben wir einen spannenden, ungewöhnlich aussehenden und mit beeindruckenden Hintergründen auf der verfluchten Cinemascope-Leinwand gebannten Zeichentrickfilm vor uns, der besonders mit seinen mystischsten Sequenzen und seiner gelungen inszenierten Action zu bannen weiß. Vor allem merkt man dem Film aber an, welche Ambitionen und Hoffnungen einst in ihm steckten. Fast macht es mich schon traurig, wie die Träume der Regisseure Gary Trousdale und Kirk Wise sowie des Produzenten Don Hahn und Autor Tab Murphy zerstört wurden. Nach Der Glöckner von Notre Dame und Die Schöne & das Biest wollten sie die Musicalwelt hinter sich lassen und getreu dem Motto "Weniger Songs - mehr Explosionen" einen Film wie aus ihren Jugendtagen machen. Einen Abenteuerfilm, den sich Kinder und Jugendliche mit faszinierten Augen in der Samstag-Matinee anschauen würden, und der sie mit seiner Atmosphäre und breznligem Abenteuer fesselt.
Anders als etwa Der Glöckner von Notre Dame war Atlantis keine von Geschäftsleuten vordiktierte Idee, es war ein von Grund auf von Regisseuren geschaffenes Projekt (etwas, dass Pixar immer und immer wieder als sein Erfolgsrezept auszeichnet), das unabhängig von Marktforschungsergebnissen konzipiert und Michael Eisner vorgesetzt wurde. Wundersamerweise gab er grünes Licht - Wise, Trousdale und Hahn hatten große Erfolge gefeiert, sie wissen schon, was sie tun...
Und so wurde mit Innbrunst ein Abenteuerfilm entwickelt, wie sie ihn kannten. Zugleich sollte er aber auch Dinge enthalten, die man in der Form noch nicht sah. Deshalb entwarf man ein Atlantis, das nicht nach dem antiken Griechenland aussah und warf sich auf die esoterische Theorien von magischen, denkenden Kristallen. Um aus den anderen Disneytrickfilmen herauszustechen, griff man (auch genrebedingt) als erster Disney-Trickfilm seit Taran & der Zauberkessel nach dem PG-Rating und als einziger neben dem gefloppten Taran & der Zauberkessel und dem mittlerweile als Klassiker gefeierten, ursprünglich Walt Disney enttäuschenden Dornröschen sollte Atlantis als 70mm-, Panoramaleinwandfilm in die Kinos kommen. Blickt man auf die historischen Beispiele, waren es wahrlich mutige Pläne - aber man war sich sicher, dass Atlantis funktionieren könne. Man entwarf ein ganzes Paralleluniversum, entwickelte bis ins tiefste Detail die atlantische Kultur und bereitete so den Weg für mehrere Fortsetzungen, eine TV-Serie und Spin-Offs im Printbereich, darunter auch Abenteuerromane für Erwachsene (mehr dazu und zum ganzen Film gibt's im Atlantis-Artikel der Duckipedia).
All diese ambitionistischen Pläne wurden durch das miese Kinoeinspiel zerstört, ebenso wie die zwei leidenschaftlich geplanten und groß angelegten Pläne für Atlantis-Themenparkattraktionen. Was bleibt, ist ein Schatten des ersehnten Atlantishypes und 95 Minuten ungewöhnlichen Disneyspaßes, in die von den Verantwortlichen so viel persönliche Hingabe und Sehnsucht nach Entlohnung durch Anerkennung stecken, wie in nur wenigen anderen Meisterwerken.
Und deshalb hat Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt mehr Respekt verdient.
Schenkt auch diesen Filmen mehr Respekt:
- Bernard & Bianca im Känguruland
- Jersey Girl
- No Panic
- Condorman
- Vollidiot
- Rocketeer
- Die drei Musketiere (1993)
- Das schwarze Loch
12 Gründe, weshalb "Batmans Rückkehr" der bessere Burton-Batman ist
Während die Kritiker und das Massenpublikum Batmans Rückkehr schlechter fanden als seinen dirtekten Vorläufer Batman von 1989, steht der Regisseur Tim Burton eindeutig hinter der Fortsetzung, während er mit seinem bislang größten Erfolg auf US-Boden (Batman spielte inflationsbereinigt sensationelle 433 Millionen Dollar ein) ziemlich unzufrieden.
Auch ich favorisiere den zweiten Batman-Film von Burton. Zwar reicht auch er in meinen Augen nicht an Christopher Nolans Batman Begins heran (geschweige denn an The Dark Knight), aber immerhin wusste er mich zu unterhalten, während ich den Batman-Film von 1989 ehrlich gesagt ziemlich (spr)öde fand.
Nachdem dieses Unding von einem Statement endlich raus ist und mich manche von euch sicherlich bereits jetzt am liebsten verteufeln würden, kann ich ja ins kalte Wasser springen und euch 12 (rein subjektive) Gründe nennen, weshalb Batmans Rückkehr ganz klar der bessere Fledermausfilm von Tim Burton ist:
12. Kim Basinger spielt nicht mit
11. Christopher Walken spielt mit
10. Der Film spielt zur Winterzeit (bei Burton immer einen Bonuspunkt wert)
9. Keine unpassende, vom Studio durchgerungene Popmusik
8. Das "Tierthema" sorgt für eine tolle Figurenkonstellation und ein herrlich eigenartiges Leitmotiv, überhaupt ist die Bösewichtpaarung des abartigen Pinguins und der offensiven Catwoman auf der einen Seite, und die Leinwandchemie zwischen Keaton und Pfeiffer andererseits ein gewaltiges Plus für diesen Film
7. Ich werde mir mit dieser Meinung Feinde machen, aber ich finde Burtons Pinguin wesentlich origineller, als "seine" bzw. Nichelsons Joker-Interpretation
6. Weniger Batman-Szenen (was zu Burtons Ansatz einfach besser passt)
5. Pfeiffer spielt eine großartige, sexuell frustrierte Sekretärin
4. Das Produktionsdesign ist besser
3. Ich finde den finster-skurrilen Stil von Batmans Rückkehr schlichtweg besser, als die dunkel-familientaugliche Blockbuster-Ausstrahlung von Batman
2. Die Entstehungssequenz der Catwoman ist intensiv, tiefsinnig und gleichzeitig ironisch-übertrieben und comichaft - und somit ein schlagendes Argument für Batmans Rückkehr.
und der Topgrund, weshalb Batmans Rückkehr besser als Batman ist, ist:
Sexuelle Frustration, Außenseitertum, Abartigkeit, Gewalt, tiefenpsychologische Charakterzeichnung und das alles in einem überdrehten Comic-Actionfilm mit albernen Gefährten wie riesigen Booten in Quiteschentenoptik - so eine Mischung muss man einfach dem im direkten Vergleich sehr konservativen ersten Batman-Film vorziehen.
Auch ich favorisiere den zweiten Batman-Film von Burton. Zwar reicht auch er in meinen Augen nicht an Christopher Nolans Batman Begins heran (geschweige denn an The Dark Knight), aber immerhin wusste er mich zu unterhalten, während ich den Batman-Film von 1989 ehrlich gesagt ziemlich (spr)öde fand.
Nachdem dieses Unding von einem Statement endlich raus ist und mich manche von euch sicherlich bereits jetzt am liebsten verteufeln würden, kann ich ja ins kalte Wasser springen und euch 12 (rein subjektive) Gründe nennen, weshalb Batmans Rückkehr ganz klar der bessere Fledermausfilm von Tim Burton ist:
12. Kim Basinger spielt nicht mit
11. Christopher Walken spielt mit
10. Der Film spielt zur Winterzeit (bei Burton immer einen Bonuspunkt wert)
9. Keine unpassende, vom Studio durchgerungene Popmusik
8. Das "Tierthema" sorgt für eine tolle Figurenkonstellation und ein herrlich eigenartiges Leitmotiv, überhaupt ist die Bösewichtpaarung des abartigen Pinguins und der offensiven Catwoman auf der einen Seite, und die Leinwandchemie zwischen Keaton und Pfeiffer andererseits ein gewaltiges Plus für diesen Film
7. Ich werde mir mit dieser Meinung Feinde machen, aber ich finde Burtons Pinguin wesentlich origineller, als "seine" bzw. Nichelsons Joker-Interpretation
6. Weniger Batman-Szenen (was zu Burtons Ansatz einfach besser passt)
5. Pfeiffer spielt eine großartige, sexuell frustrierte Sekretärin
4. Das Produktionsdesign ist besser
3. Ich finde den finster-skurrilen Stil von Batmans Rückkehr schlichtweg besser, als die dunkel-familientaugliche Blockbuster-Ausstrahlung von Batman
2. Die Entstehungssequenz der Catwoman ist intensiv, tiefsinnig und gleichzeitig ironisch-übertrieben und comichaft - und somit ein schlagendes Argument für Batmans Rückkehr.
und der Topgrund, weshalb Batmans Rückkehr besser als Batman ist, ist:
Sexuelle Frustration, Außenseitertum, Abartigkeit, Gewalt, tiefenpsychologische Charakterzeichnung und das alles in einem überdrehten Comic-Actionfilm mit albernen Gefährten wie riesigen Booten in Quiteschentenoptik - so eine Mischung muss man einfach dem im direkten Vergleich sehr konservativen ersten Batman-Film vorziehen.
Donnerstag, 25. Juni 2009
Die Nolan-Garde
Regisseur Christopher Nolan erarbeitete sich innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit jede Menge Respekt bei Filmfreunden in aller Welt. Vor elf Jahren lief sein Debütfilm Following auf mehreren Filmfestivals und legte den finanziellen Grundstein für den weiterhin als Independentfilm zu bezeichnenden, aber schon wesentlich großflächiger (und unabhängig von Festivals) gestarteten Memento, der zu einem Überraschungserfolg wurde und weltweit für Aufmerksamkeit sorgte. Nolan war von nun an dem bewanderten Cineasten ein Begriff und mittlerweile führt nahezu kein Weg mehr an ihm vorbei. Seine Batman-Filme, vor allem der unvergleichliche Erfolg von The Dark Knight, katapultierten ihn vom respektierten Genrefilmer in Hollywoods Topriege.
Dass er jetzt allerdings nicht sofort einen dritten Batman nachreicht, sondern wieder sein eigenes Ding dreht, hängt von seiner Selbsttreue und Integrität ab. Er dreht die Filme, die er drehen möchte. Wie er sie möchte. Und er hetzt keine halbgaren Ideen in die Produktionsphase. Das Drehbuch muss wohlüberlegt sein. Darauf beruht sein hoher Qualitätsstandard - weder sein billig produzierter, mit Freunden und Verwandten besetzter Debütfilm Following, noch seine hoch budgetierte Studioarbeit The Dark Knight (noch dazu eine Fortsetzung und somit gerne Mal Opfer von sich einmischenden Studiobossen) enttäuschten. Und in den Welten dazwischen kam er ebenso gut zu Recht.
Nolan ist einer der wenigen Regisseure, die bislang eine (meinem Geschmack nach) makellose Karriere hinter sich haben. Aber welcher von Nolans sechs bisherigen Filmen überzeugte mich am meisten? Und wie weit vom Rest ist sein schwächstes Werk abgeschlagen?
Erfahrt es jetzt in meiner rein subjektiven, und sicherlich nicht dem generellen Konsens entsprechenden Christopher-Nolan-Hitliste. Nicht nach der am Ende des Absatzes folgenden Benotung, sondern chronologisch sortiert. Wie gut das zu Nolan passt, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Following (1998)
Drehbuch: Christopher Nolan
Produzenten: Emma Thomson, Jeremy Theobald, Peter Broderick
Länge: 70 Minuten
Nolans Erstlingswerk beginnt damit, dass ein junger, erfolgloser Schriftsteller zur Inspiration Menschen beobachtet und verfolgt. Eines Tages begegnet er einem Mann namens Cobb, der den Schriftsteller dabei erwischt, dass er ihn beobachtet. Die zwei kommen ins Gespräch und Cobb nimmt seine neue Bekanntschaft mit zu seiner ungewöhnlichen Freizeittätigkeit: Er bricht bei fremden Leuten ein, wühlt ein wenig durch ihre Sachen, macht sich seine Gedanken über diese Personen und bringt ihren Haushalt ein kleines bisschen durcheinander. Cobb stiehlt, wenn überhaupt, nur wenige (meist eher wertlose) Gegenstände, und der Schriftsteller Bill ist von dieser Form des Einbruchs fasziniert und wird zum Wiederholungstäter.
Bereits in Following offenbaren sich dem Zuschauer Nolans markante Umgehensweise mit der Erzählstruktur sowie sein Talent für spannende Geschichten mit vielschichtigen Charakteren im Mittelpunkt. Und sogar ein Querverweis auf Batman hat sich bereits in Following eingeschlichen.
Following ist, mit Blick auf die Produktionsgeschichte, eigentlich bloß ein ambitionierter Amateurfilm: Über Monate hinweg drehte Nolan den Film nach Feierabend mit Bekannten, Freunden und Verwandten als Darstellerriege, das Budget war mickrig. Dennoch sieht der Film so gut aus, wie er aussehen muss. Er hat einen rauen Film-noir-Charme, der sich sehr gut dem Inhalt anpasst. Auf dieser Ebene trifft mich schließlich der einzige Punkt, der mich während des Anschauens ein klein wenig enttäuschte: Following verwendet zu Beginn in seinen Dialogen einige hervorragende Beobachtungen über Menschen, der ganze Ansatz an der Wohnung einer Person seinen Charakter abzulesen ist super und wird für einige mich begeisternde Szenen genutzt. Danach beschleunigt die eigentliche Geschichte und drängt sich nach vorne. Und das ist zwar eine sehr spannende (und ungewöhnlich erzählte) Noir- bzw. Kriminalhandlung, jedoch bei weitem nicht so einzigartig und beispiellos, wie der Anfang antäuscht.
Natürlich ist gegen eine spannende, vertrackte Geschichte über Einbruch, Lug und Trug nichts einzuwenden, aber es fehlt hier der letzte Funken Genialität und Unvergleichlichkeit, die den anderen Nolan-Streichen innewohnt. Selbiges gilt auch für die Erzählstruktur: Man muss Nolan dafür loben, dass er es vollbringt seine aufmerksamkeitfordernden Geschichten unchronologisch zu erzählen, ohne dabei dem Publikum unfair zu werden. Wer aufpasst, wird bei Nolan immer genügend folgen können.
Aber bei Following ist die ungewöhnliche Erzählstruktur nicht wesentlich mehr als ein Trick, um die Spannung zu erhöhen. In Memento und Prestige (und zu gewissem Grad in Batman Begins und Insomnia) bindet er sie dagegen in die Geschichte ein, es besteht eine Einigkeit zwischen Form und Inhalt. Das ist selbstverständlich keine Grundvorraussetzung, die ich von jedem Film verlange, doch es führt zweifelsohne zu einigen Bonuspunkten.
Following hat jeglichen Respekt verdient, besonders wenn man bedenkt, unter welchen Verhältnissen er gedreht wurde. Technisch dürfte man niemals den selben Anspruch wie an Nolans Hollywoodfilme stellen. Trotzdem ist er (ganz knapp) für mich Nolans schwächster Film. Er ist sehr gut, keine Frage, nur gefallen mir Nolans andere Filme besser. Dessen ungeachtet sollte man als Noir-, Nolan- oder Independentfan Following unbedingt mal gesehen haben, erst Recht wenn man Nolans übrige Filmographie kennt.
Memento (2000)
Drehbuch: Christopher Nolan, basierend auf einer Kurzgeschichte von Jonathan Nolan
Produzenten: Jennifer Todd, Suzanne Todd
Länge: 113 Minuten
Ich muss zugeben, dass ich erst ziemlich spät in den Bann von Memento gezogen wurde.
Nicht, weil ich am Film kein Interesse hatte. Ganz im Gegenteil, ich war mir im Vorraus so sicher an ihm Gefallen zu finden, dass ich ihn mir als 2-Disc-DVD holen wollte, anstatt in der Single-Edition. Die Doppel-DVD konnte sich allerdings lange Zeit nicht in meinen Finanzhaushalt fügen, so dass es zu meinem Unmut recht lange dauerte, bis ich sie mir endlich gönnen konnte. Dann war jedoch sofort klar, welcher Film ganz oben auf meiner "Noch zu gucken"-Prioritätenliste aufgeführt werden musste. Und ich wurde in keinster Weise enttäuscht.
Denjenigen unter euch, die Memento bislang nicht gesehen haben tu ich an dieser Stelle den Gefallen, und halte meine Beschreibung besonders kryptisch: Der Film beginnt mit einem Mord, und läuft zur Hälfte in rückwärts arrangierten Szenen ab. Jede zweite Szene endet mit dem Anfang der vorletzten vorangegangenen Szene. Dazwischen läuft der Film chronologisch korrekt ab und liefert uns einen Monolog beziehungsweise Dialog in feinstem Film noir-Stil, der uns die Hauptfigur, den unter einer Gedächtnisstörung leidenden Leonard, näher bringt.
Klingt möglicherweise verwirrend, entwickelt sich für den aufmerksamen und miträtselnden Zuschauer zu einem unglaublich spannenden, das Publikum in eine tiefergehende psychologische Abwärtsspirale mitreißenden Thriller, in dem man nie weiß, wasals nächstes geschieht zuvor geschah und wie man die vorkommenden Figuren einschätzen sollte. Wer ist vertrauenswürdig, wer schmiedet seine eigenen Pläne, wer hetzt wem wen auf den Hals? Und wie konnte es nur zum Ende dieser Geschichte, also zum Anfang dieses Films kommen?
Memento hat neben seiner spannenden Geschichte, die packend, originell und unglaublich fesselnd erzählt wird (und, um das nochmal anzubringen, trotz allen Anspruchs in ihrer Vertracktheit stets fair gegenüber dem Publikum bleibt) zwei technisch-künstlerische Aspekte aufzuweisen, die für ihn bestechender Wirkung sind. So ist Memento Christopher Nolans erste Zusammenarbeit mit seinem Stamm-Kameramann Wally Pfister, der (so zumindest meine Vermutung) ursprünglicherweise hauptberuflich Hypnotiseur werden wollte.
Anderweitig ist es mir jedenfalls nahezu unerklärlich, wie Pfister es immer und immer wieder vermag Nolans packende Storys, die eigentlich keines optischen Schmankerls bedürfen, in solch grimmen, den Zuschauer in die Geschichte involvierenden und dennoch unwirklich wirkenden Bilder zu packen.
Die Oscar nominierte Leistung des Schnitts ist ebenfalls herauszustellen, da sie Nolans Erzählabsicht, das Publikum in die Welt des unter einem Kurzzeitgedächtnisschaden leidende Figur einzubeziehen, dieses unbehagliche Gefühl der Ahnungslosigkeit zu simulieren.
Die Darstellerriege ist ebenfalls großartig und schafft es, die steten Zweifel die Nolans Drehbuch in ihren Figuren sät gekonnt umzusetzen und dabei trotzdem eine ihnen angemessene Bindung zwischen Figur und Publikum zu ermöglichen. Besonders Guy Pearce als kühler, mit seinem Zustand umzugehen versuchender und von seinem Ziel getriebener Leonard und Joe Pantoliano als der schwer einzuschätzende Teddy sind großartig.
Memento ist intelligent, jedoch nicht selbstverliebt verkopft, hoch spannend, kühn durchdacht und hat eine nachhaltige Sogwirkung. Zusammen mit einem späteren Nolan-Film glasklar der Gewinner meiner persönlichen Silbermedaille und ein wahres Must-See für jeden Filmfan.
Insomnia (2002)
Drehbuch: Hilary Seitz, basierend auf dem norwegischen Film Todesschlaf
Produzenten: Broderick Johnson, George Clooney
Länge: 118 Minuten
Insomnia ist in vielerlei Hinsicht der bislang ungewöhnlichste Film von Christopher Nolan. Im Gegensatz zu Nolans anderen Regiearbeiten, war Nolan hier nicht zusätzlich als (Co-)Autor tätig. Nolan war nicht einmal immer als Regisseur dieses Remakes geplant, man könnte ihn sozusagen als "Auftragsarbeit" bezeichnen, nicht als eigenes Wunschprojekt. Außerdem muss man herausstellen, dass Insomnia von wenigen, sehr kurzen Flashbacks abgesehen, linear abläuft, wie kein weiterer von Nolans Filmen vor The Dark Knight.
Trotzdem ist Insomnia ein bedeutender Teil von Nolans Filmographie: Es ist sein erster Film mit einer hochkarätigen Darstellerriege (ich krieg jetzt bestimmt wieder von einigen Ärger dafür, dass ich Al Pacino und Robin Williams eher als Hochkaräter ansehe als Carrie-Anne Moss), Nolan konnte sich in Insomnia im Inszenieren von Actionszenen einüben, genauso wie im adaptieren und seinem Stil anpassen von bereits (mehr oder minder) bekanntem Material. Außerdem wurde Nolan nach Insomnia (sozusagen seiner Feuerprobe, ob er denn überhaupt mit Budget umgehen kann) für den nächsten Batman-Film angeheuert.
Während bei Following und Memento die Inszenierung und Geschichte die Topstars waren, sind für mich bei Insomnia in erster Linie die darstellerischen Leistungen von Altmeister Al Pacino und von Robin Williams noch vor Nolans hier besonders subtiler Regieführung die denkwürdigsten Elemente des Films. Pacino ist in dieser Geschichte über einen Cop, der zur Zeit während der Mitternachtssonne in Alaska einen Mordfall aufklären soll und sich vergebens von den gegen ihn gerichteten internen Ermittlungen abzulenken versucht, gut wie eh und je und spielt den innerlichen Verfall seiner Figur großartig, während Robin Williams als Hauptverdächtiger eine wahre Glanzleistung abliefert. 2002 war für ihn das Jahr seiner düsteren Rollen, ein klarer Versuch sich in ein abwechslungsreicheres Licht zu rücken und vielfältigere Rollenangebote zu erhalten. Leider gelang ihm das nicht so ganz, was angesichts Insomnia wahrlich verwundert und mich sogar verärgert. Williams zeigte im Laufe seiner Karriere öfters, dass er ein begnadeter Schauspieler sein kann, ob in Insomnia, Good Will Hunting oder in seinen Touchstone-Tragikomödien Good Morning, Vietnam oder Der Club der toten Dichter.
Nolans Stil ist, trotz der Linearität der Geschichte, weiterhin spürbar. Die Charaktere sind komplex und schwer zu durchschauen (auch wenn vor allem die Hauptfigur im norwegischen Original wesentlich dunklere Züge hat), Nolan legt das Hauptaugenmerk auf die Geschichte und liefert im erneut von Wally Pfister in hypnotische, uns in den psychischen Zustand des Protagonisten versetzende, Bilder gepackten Psychothriller genügend Ansätze für tiefergehende Charakterpsychogramme. Und genau wie bei Memento ist nicht so bedeutend, wer den Mord am Anfang begann, sondern wieso, weshalb, warum. Der Unterschied ist nur, dass sich der Zuschauer jetzt fragt, wie es ausgeht, und nicht, wie es anfängt.
Allerdings gibt es bei Insomnia auch ein paar kleinere Gründe zum Meckern: Hilary Swank agiert als vorbildliche Jungpolizistin etwas zu blass, gegen Mitte des Films gibt es ein paar zähe Stellen und irgendwie bin ich mir sicher, dass Nolan das Gefühl der Schlaflosigkeit und innerlichen Zerissenheit etwas stärker und mit nachhaltigeren Mitteln nachstellen kann, als er es hier tat.
Trotzdem ist Insomnia auf Platz Vier meiner Nolan-Bestenliste anzusiedeln. Ein großartig abartig spielender Robin Williams und Pfisters Kameraarbeit heben ihn ganz knapp über Following. Zur Erinnerung sei übrigens nochmal erwähnt: Es gibt zwar bislang sechs Regiarbeiten, doch aufgrund eines Unentschiedens vergebe ich hier bloß fünf Ränge.
Batman Begins (2005)
Drehbuch: Christopher Nolan, David S. Goyer, Story von David S. Goyer, basierend auf Charakteren von DC Comics
Produzenten: Emma Thomas, Larry J. Franco, Charles Rouven
Länge: 140 Minuten
Wer zuvor noch nichts von Christopher Nolan gehört hat, der musste sich nach Kinostart von Batman Begins so langsam tüchtig anstrengen, um diesem Namen weiterhin entgehen zu können. Deutschland erreichte das Fieber rund um den Kinoneustart der Batman-Reihe zwar etwas zeitversetzt und breitete sich erst nach DVD-Beröffentlichung so richtig aus, während der Film in den USA über 205 Mio. Dollar einspielte, doch die Meinung unter denjenigen, die sich Batman Begins angesehen haben war nahezu einhellig: Wow!
Nolan schaffte den Sprung ins Mainstreamkino, ohne sich selbst auf irgendeine Weise untreu zu werden. Einzig und allein der Name Batman genügte, um das Durchschnittspublikum (in Comicfilm affinieren Ländern als Deutschland) wieder anzulocken - und Nolans konsequent düstere Atmosphäre, sein einzigartiger Erzählstil und der dazu passende realistische sowie nachdenkliche Ansatz dieser Neuinterpretierung sorgten generell für Begeisterungsstürme. Bloß ein paar Fans der vorhergegangenen Batman-Filme sprachen von "pseudointellektuell" und einer Entmystifizierung. Bei einer so oft so unterschiedlich gestalteten Figur wie Batman kann man halt nicht jeden glücklich machen.
Wirklich fantastisch ist, welche Darstellerriege sich Nolan hier zusammenstellen konnte: Christian Bale gibt eine intensive Leistung als Bruce Wayne und Batman ab, Gary Oldman schaffte es trotz seiner geringen Screentime Jim Gordon zu einer erinnerungswürdigen Figur zu verwandeln, Morgan Freeman ist sympatisch wie es sich für ihn auch gehört und Michael Caine ist ein witziger, weiser und charmanter Butler Alfred. Auch Cillian Murphy und Liam Neeson sind sehr gut aufgelegt und Katie Holmes ist ebenfalls gar nicht mal so schlecht.
Was mir ebenfalls besonders an Batman Begins gefällt ist seine Bildästhetik. Nolan ist kein "Style over Substance"-Regisseur und an früheren Batmanadaptionen kritisierte er, dass sie zu sehr visuelle Stilistikübungen und zu wenig handlungsorientiert waren (was er ändern wollte), aber das heißt längst nicht, dass Nolan völlig auf die Optik pfeift. Batman Begins ist ganz konsequent in einem Braunschimmer gehalten, der dabei hilft die Düsternis der Geschichte und Zurückgezogenheit der Hauptfigur visuell zu unterstützen ohne dabei auf die übliche Farbklischees dunklerer Filme zurückzugreifen. Außerdem passt sich das rotbraun des Films sehr gut an seine Comicwurzeln an.
Die weitschweifigen Kamerafahrten sind atemberaubend und verleihen Batmans Herkunftsgeschichte ein zeitlos episches Gefühl, vor allem die Kamerafahrten über den zugefrorenen See während des Rückblicks auf Batmans Lehrjahre im fernen Osten sind malerisch, ohne von der Handlung abzulenken.
Die realistische und psychologische Herangehensweise an Batman weiß mir zu gefallen und ich finde Scarecrow einen sehr guten ersten Gegner für diesen Batman. Das Leitthema Angst wird konsequent verfolgt ohne dabei aufgesetzt zu wirken und die Actionszenen sind kurz, aber intensiv. Das Finale kommt mir mittlerweile ein klein wenig zu plötzlich, nachdem ich beim ersten Ansehen noch gegen Ende des zweiten Akts ein paar Längen ausfindig machte. So kann sich die Art und Weise, einen Film zu sehen, ändern. Außerdem ist Batman Begins in manchen Momenten doch etwas zu trocken - der insgesamt nicht minder ernsthafte The Dark Knight konnte seine kleinen Humorspritzen gleichmäßiger verteilen.
Batman Begins belegt in meiner Favoritenliste einen klaren dritten Platz, weniger aufgrund seiner kleinen Schwächen, sondern mehr wegen der schwer bestechlichen Stärken der höher platzierten Nolan-Filme.
Prestige (2006)
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, basierend auf dem Roman von Christopher Priest
Produzenten: Christopher Nolan, Emma Thomas
Länge: 130 Minuten
Prestige... Über dieses schwer in Worte zu fassende Meisterwerk von einem Film könnte ich viel öfter lamentieren. Im Grunde könnte ich so viele Worte über Prestige verlieren, dass ich genauso gut gar nichts sagen könnte. Weder weiß ich, wo ich anfangen soll, noch würde ich, wenn ich erstmal in Schwung komme, zum Punkt kommen. Versuchen wir's trotzdem:
Ich schwärme für diesen erstaunlichen, filmgewordenen Zaubertrick und er hat sich einen wohl bewachten Ehrenplatz in meinem Filmfanherzen verdient.
An Prestige gibt es gar nichts zu mäkeln. Der Film ist hochintelligent und hat eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die hypnotische Aura dieses Meisterwerks übertrifft alle anderen Filme Nolans, was wirklich etwas heißen will, schließlich ist Nolan darin begnadet, seinen Filmen eine stimmige, einvernehmende Stimmung zu verleihen.
Prestige ist extrem spannend, ohne dabei auch nur irgendwie ins Thriller-artige abzugleiten. Die Spannung in Prestige entsteht daraus, dass man mehr sehen möchte, sich verzaubern lassen will, vom trüben Rivalitätskampf zweier ungleicher Illusionisten mitgerissen wird und wissen möchte, wer was als nächstes tun wird. Und wie. Bei alledem schaffen es die Dialoge in Prestige hin und wieder einen zum Lachen zu bringen, ohne die mühevoll aufgebaute Aura des Films anzugreifen. Die genialen Pointen in den Dialogen sind rar, aber zielgenau gesetzt.
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen mit Überraschungen gespickten Filmen (und zahlreichen normalen Zaubertricks) verliert Prestige bei wiederholtem Ansehen nichts von seiner Faszination, sattdessen gewinnt er sogar dazu. Mehr noch als Memento. Mit jeder einzelnen Sichtung entdeckt man weitere Details, die an Bedeutung gewinnen, wenn man die ganze Geschichte kennt. Vor allem aber kann man von Prestige immer wieder neu zum Rätseln gebracht werden, da Nolan manche Einzelheiten bewusst im Unklaren lässt und verschiedene Deutungen zulässt. Deshalb ist Prestige ein fantastischer Film, um Kommunikation anzuregen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich Prestige mit lieb gewonnenen Personen anzusehen, allein schon um danach die Geschichte diskutieren zu können. Oder auch die Bedeutung des Films: Prestige liefert nicht nur mit manchen Überraschungen und mehrdeutigen Momenten jede Menge Zündstoff, man kann auch sehr viel in ihn hineininterpretieren und anhand der Geschichte viel über moralische, philosophische und emotionale Streitpunkte grübeln. Zumindest meiner Meinung nach ist Prestige Christopher Nolans bislang tiefsinnigstes Werk - wobei man ihn sogar noch weniger als "Kopffilm" bezeichnen könnte, als Memento, da Prestige dafür zu stark an einen großartigen Zaubertrick erinnert und den Zuschauer für seine Laufzeit in seine eigene, betrüblich-magische Welt entführt.
Wer sich Prestige lieber alleine anschauen möchte, ist übrigens nicht aufgeschmissen: Mit seiner einzigartigen Atmosphäre und dem ungewöhnlichen Gefühl, dass er bei einem hinterlässt, ist Prestige genauso wie Memento ein ebenso guter Kandidat für eine einsame Sichtung in einem dunklem Zimmer, wie für ein kollektives Seherlebnis.
Was an Prestige ebenfalls begeistert, sind die Schauspieler: Christian Bale und Hugh Jackman sind perfekt als Illusionisten-Rivalen und spielen ihre Rollen sehr feinfühlig, schaffen es zugleich die extrovertiertere Bühnenpesönlichkeit ihrer Figur und die besesseneren Züge in das zum Tempo des Films passende ruhige Spiel einfließen zu lassen. In den Nebenrollen überzeugen Scarlett Johansson, Michael Caine und vor allem David Bowie in einer kleinen, aber einschneidenden Rolle.
Wie auch bei Nolans anderen Filmen seit Memento, komme ich nicht umher, seinen Stamm-Kameramann Wally Pfister zu loben, der in Prestige meiner Meinung nach seine bislang mystischsten und wirkungsvollsten, stimmungshaftesten Bilder seiner Karriere machte. Durch Nolans Inszenierung und Pfisters Kameraarbeit erhält auch die realistisch-verfallene Ausstattung von Prestige ihre ganz eigene Sogwirkung. Man fühlt sich förmlich mitten im viktorianischen London, hinter den Kulissen einer Zaubershow.
Was Prestige allerdings den letzten Schliff verleiht und mit dickem Abstand auf Platz Eins meiner Nolan-Hitliste katapultiert ist das Paradox, dass sich dieser Film wie eine Ewigkeit anfühlt, ohne dass während ihm auch nur eine Spur von Langeweile aufkommt oder Szenen vorkommen, die langatmig sind. Prestige ist einfach so reich an Handlung und Themen ausgestattet, dass man nicht glauben kann, dass das alles in nur 130 Minuten abgewickelt wird. Dennoch wundert man sich nach Prestige gleichzeitig, dass so viel Zeit vergangen ist, weil während des Films die Zeit wie im Fluge vergang. Klingt perplex? Ja, richtig. Und das macht Prestige so einzigartig.
The Dark Knight (2008)
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, Story von Christopher Nolan und David S. Goyer, basierend auf Charakteren von DC Comics
Produzenten: Christopher Nolan, Charles Roven, Emma Thomas
Länge: 152 Minuten
Am 20. August 2008 saß ich, wie einige andere, in der Vorpremiere zu The Dark Knight und war wie gebannt von diesem intelligenten, hochspannenden und zuweilen tragischen Musterbeispiel für einen Thriller, ich fand es einfach außerordentlich, wie Christopher Nolan es schaffte seinem zweiten Batman-Film ein Gefühl von Tiefe zu verleihen. Während dieser Kinovorstellung spielte sich das Geschehen nicht einfach auf der Kinoleinwand ab, das korrupte, im dunkelblauen Nichts zwischen rettungslos verloren und Wiederaufkeimen versinkende Gotham verschlung das Kinopublikum, die Themen von Anarchie und Chaos waren greifbar, ja sogar spürbar, und der Schrecken der unvermeidlichen Eskalation saß einem im Nacken.
Es war ein besonders intensiver Kinobesuch und danach konnte ich nur noch nach Hause fahren und wie in einem Schokzustand meine komplette Filmrezension in einem Rutsch runterschreiben.
Wie sehr mich die geballte Gewalt von Vigilantismus, moderner griechischer Trägodie und purer Zerstörungswut, die sich in The Dark Knight mannifestierte, überwältigte lässt sich wohl am besten daran aufzeigen, dass mich der Film völlig vereinnahmte, obwohl ich an diesem Abend einem besonders nervigen Kinobuplikum ausgesetzt war, welches sich auf Platz 7 der größten Assis in meinem bisherigen Leben als Kinobesucher katapultierte und mich ein paar Tage nach Kinobesuch zu einer Schimpftirade über nervige Kleinigkeiten während des Kinogangs inspirierte. Trotz einer solchen Beschallung konnte sich an diesem Abend bei mir die volle Wirkung von The Dark Knight entfalten - und das muss ein Film erst einmal schaffen.
Nolans The Dark Knight ist ein Glücksfall in der Geschichte der Comicadaptionen. Hier kamen die richtigen Leute mit der richtigen Einstellung zum richtigen Zeitpunkt zusammen. Außerdem ist The Dark Knight eine weitere Leuchtgestalt in der Historie von Hollywoodfortsetzungen. Ohne die inhaltlichen Vorlagen von Batman Begins, hätte Christopher Nolan wohl kaum ein solches Bild von Gotham zeichnen können und Batman in dieser psychologischen Lage porträtiert. Ohne die Fingerspitzenübung namens Batman Begins hätte er wohl kaum solch faszinierenden Actionszenen auf die Beine stellen können, sie so fulminant in die Handlung eingewoben und vor allem hätte kaum ein Filmstudio der Welt ihn das alles genau so machen lassen. Doch man ließ Nolan seine Visionen umsetzen, und es machte sich bezahlt, sowohl für die Filmfans (die ein gewaltiges Meisterwerk geschenkt bekamen), als auch für das Studio (zweiterfolgreichster Film aller Zeiten in den USA, über eine Milliarde weltweites Gesamteinspiel).
Erneut muss man Wally Pfisters meisterliche Kameraarbeit loben. Die dramatischen, rauen und realen Bilder sind ein unersetzlicher Teil der Sogwirkung von The Dark Knight. Nolans Wunsch, den Film zum Teil mit IMAX-Kameras zu drehen war ein echter Volltreffer, die überwältigenden IMAX-Bilder bleiben lange vor dem inneren Auge des Zuschauers haften. Ebenfalls jede Lobpreisung verdient haben sich die Komponisten Hans Zimmer und James Newton Howard, deren Musikuntermalung anarchisch ist und wie ein tollwütiger Hund auf einen hereinbricht. Der Soundtrack ist kühl, düster und bombastisch, jedoch ist er all dies in keinerlei konventionellem Sinne. Der Score zu The Dark Knight ist still, leise, angespannt und einschüchternd, ganz und gar untypisch, ohne dem Zuhörer vor den Kopf zu stoßen.
Natürlich kann man The Dark Knight nicht bejubeln, ohne Heath Ledgers phänomenale Leistung zu erwähnen. Sein Joker ist Anarchie, Chaos, eine Verkörperung des absolut Bösen. Und trotz seiner Abartigkeit hat er eine einvernehmende und wahnsinnig komische Art. Unumstritten ein Stück Schauspielkunst, das verdienterweise in die Geschichte eingehen wird und die Zeit überdauert. Unabhängig von den tragischen Umständen.
Im Vergleich zu Nolans anderen Filmen belegt The Dark Knight auf meiner persönlichen Hitliste gemeinsam mit Memento den zweiten Platz, und irgendwie gehören die zwei Filme auch zusammen. Memento ist ein Paradebeispiel für einen "attraktiven" anspruchsvollen Film, The Dark Knight ist ein Paradebeispiel für anspruchsvolle Unterhaltungsfilme. Beide tragen ganz klar Christopher Nolans Handschrift und sind dennoch grundverschieden. Sie bringen komplexeres Kino und weniger gradlinige, eben nicht nach Hollywoodart gedrehte Thriller einer größeren Masse näher.
Von diesen zwei Filmen ist The Dark Knight natürlich der mit den meisten Schauwerten, aber Memento ist noch einen kleinen Tick hypnotischer. Ich möchte diese zwei brillanten Filme einfach nicht gegeneinander ausspielen - und deshalb bleibe ich bei meiner Entscheidung
(weitere Ausführungen zu The Dark Knight und einige analytische Ansätze findet ihr in meiner Rezension des Films).
Das ist also meine Nolan-Hitliste. Wer ebenfalls alle Filme dieses meisterlichen Regisseurs sah, und eine andere Meinung hat, darf sie gerne in den Kommentaren hinterlassen. Alle anderen füllen bitte ihre Wissenslücken auf. Ihr werdet es mir danken.
Auch empfehlenswert:
Dass er jetzt allerdings nicht sofort einen dritten Batman nachreicht, sondern wieder sein eigenes Ding dreht, hängt von seiner Selbsttreue und Integrität ab. Er dreht die Filme, die er drehen möchte. Wie er sie möchte. Und er hetzt keine halbgaren Ideen in die Produktionsphase. Das Drehbuch muss wohlüberlegt sein. Darauf beruht sein hoher Qualitätsstandard - weder sein billig produzierter, mit Freunden und Verwandten besetzter Debütfilm Following, noch seine hoch budgetierte Studioarbeit The Dark Knight (noch dazu eine Fortsetzung und somit gerne Mal Opfer von sich einmischenden Studiobossen) enttäuschten. Und in den Welten dazwischen kam er ebenso gut zu Recht.
Nolan ist einer der wenigen Regisseure, die bislang eine (meinem Geschmack nach) makellose Karriere hinter sich haben. Aber welcher von Nolans sechs bisherigen Filmen überzeugte mich am meisten? Und wie weit vom Rest ist sein schwächstes Werk abgeschlagen?
Erfahrt es jetzt in meiner rein subjektiven, und sicherlich nicht dem generellen Konsens entsprechenden Christopher-Nolan-Hitliste. Nicht nach der am Ende des Absatzes folgenden Benotung, sondern chronologisch sortiert. Wie gut das zu Nolan passt, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Following (1998)
Drehbuch: Christopher Nolan
Produzenten: Emma Thomson, Jeremy Theobald, Peter Broderick
Länge: 70 Minuten
Nolans Erstlingswerk beginnt damit, dass ein junger, erfolgloser Schriftsteller zur Inspiration Menschen beobachtet und verfolgt. Eines Tages begegnet er einem Mann namens Cobb, der den Schriftsteller dabei erwischt, dass er ihn beobachtet. Die zwei kommen ins Gespräch und Cobb nimmt seine neue Bekanntschaft mit zu seiner ungewöhnlichen Freizeittätigkeit: Er bricht bei fremden Leuten ein, wühlt ein wenig durch ihre Sachen, macht sich seine Gedanken über diese Personen und bringt ihren Haushalt ein kleines bisschen durcheinander. Cobb stiehlt, wenn überhaupt, nur wenige (meist eher wertlose) Gegenstände, und der Schriftsteller Bill ist von dieser Form des Einbruchs fasziniert und wird zum Wiederholungstäter.
Bereits in Following offenbaren sich dem Zuschauer Nolans markante Umgehensweise mit der Erzählstruktur sowie sein Talent für spannende Geschichten mit vielschichtigen Charakteren im Mittelpunkt. Und sogar ein Querverweis auf Batman hat sich bereits in Following eingeschlichen.
Following ist, mit Blick auf die Produktionsgeschichte, eigentlich bloß ein ambitionierter Amateurfilm: Über Monate hinweg drehte Nolan den Film nach Feierabend mit Bekannten, Freunden und Verwandten als Darstellerriege, das Budget war mickrig. Dennoch sieht der Film so gut aus, wie er aussehen muss. Er hat einen rauen Film-noir-Charme, der sich sehr gut dem Inhalt anpasst. Auf dieser Ebene trifft mich schließlich der einzige Punkt, der mich während des Anschauens ein klein wenig enttäuschte: Following verwendet zu Beginn in seinen Dialogen einige hervorragende Beobachtungen über Menschen, der ganze Ansatz an der Wohnung einer Person seinen Charakter abzulesen ist super und wird für einige mich begeisternde Szenen genutzt. Danach beschleunigt die eigentliche Geschichte und drängt sich nach vorne. Und das ist zwar eine sehr spannende (und ungewöhnlich erzählte) Noir- bzw. Kriminalhandlung, jedoch bei weitem nicht so einzigartig und beispiellos, wie der Anfang antäuscht.
Natürlich ist gegen eine spannende, vertrackte Geschichte über Einbruch, Lug und Trug nichts einzuwenden, aber es fehlt hier der letzte Funken Genialität und Unvergleichlichkeit, die den anderen Nolan-Streichen innewohnt. Selbiges gilt auch für die Erzählstruktur: Man muss Nolan dafür loben, dass er es vollbringt seine aufmerksamkeitfordernden Geschichten unchronologisch zu erzählen, ohne dabei dem Publikum unfair zu werden. Wer aufpasst, wird bei Nolan immer genügend folgen können.
Aber bei Following ist die ungewöhnliche Erzählstruktur nicht wesentlich mehr als ein Trick, um die Spannung zu erhöhen. In Memento und Prestige (und zu gewissem Grad in Batman Begins und Insomnia) bindet er sie dagegen in die Geschichte ein, es besteht eine Einigkeit zwischen Form und Inhalt. Das ist selbstverständlich keine Grundvorraussetzung, die ich von jedem Film verlange, doch es führt zweifelsohne zu einigen Bonuspunkten.
Following hat jeglichen Respekt verdient, besonders wenn man bedenkt, unter welchen Verhältnissen er gedreht wurde. Technisch dürfte man niemals den selben Anspruch wie an Nolans Hollywoodfilme stellen. Trotzdem ist er (ganz knapp) für mich Nolans schwächster Film. Er ist sehr gut, keine Frage, nur gefallen mir Nolans andere Filme besser. Dessen ungeachtet sollte man als Noir-, Nolan- oder Independentfan Following unbedingt mal gesehen haben, erst Recht wenn man Nolans übrige Filmographie kennt.
Memento (2000)
Drehbuch: Christopher Nolan, basierend auf einer Kurzgeschichte von Jonathan Nolan
Produzenten: Jennifer Todd, Suzanne Todd
Länge: 113 Minuten
Ich muss zugeben, dass ich erst ziemlich spät in den Bann von Memento gezogen wurde.
Nicht, weil ich am Film kein Interesse hatte. Ganz im Gegenteil, ich war mir im Vorraus so sicher an ihm Gefallen zu finden, dass ich ihn mir als 2-Disc-DVD holen wollte, anstatt in der Single-Edition. Die Doppel-DVD konnte sich allerdings lange Zeit nicht in meinen Finanzhaushalt fügen, so dass es zu meinem Unmut recht lange dauerte, bis ich sie mir endlich gönnen konnte. Dann war jedoch sofort klar, welcher Film ganz oben auf meiner "Noch zu gucken"-Prioritätenliste aufgeführt werden musste. Und ich wurde in keinster Weise enttäuscht.
Denjenigen unter euch, die Memento bislang nicht gesehen haben tu ich an dieser Stelle den Gefallen, und halte meine Beschreibung besonders kryptisch: Der Film beginnt mit einem Mord, und läuft zur Hälfte in rückwärts arrangierten Szenen ab. Jede zweite Szene endet mit dem Anfang der vorletzten vorangegangenen Szene. Dazwischen läuft der Film chronologisch korrekt ab und liefert uns einen Monolog beziehungsweise Dialog in feinstem Film noir-Stil, der uns die Hauptfigur, den unter einer Gedächtnisstörung leidenden Leonard, näher bringt.
Klingt möglicherweise verwirrend, entwickelt sich für den aufmerksamen und miträtselnden Zuschauer zu einem unglaublich spannenden, das Publikum in eine tiefergehende psychologische Abwärtsspirale mitreißenden Thriller, in dem man nie weiß, was
Memento hat neben seiner spannenden Geschichte, die packend, originell und unglaublich fesselnd erzählt wird (und, um das nochmal anzubringen, trotz allen Anspruchs in ihrer Vertracktheit stets fair gegenüber dem Publikum bleibt) zwei technisch-künstlerische Aspekte aufzuweisen, die für ihn bestechender Wirkung sind. So ist Memento Christopher Nolans erste Zusammenarbeit mit seinem Stamm-Kameramann Wally Pfister, der (so zumindest meine Vermutung) ursprünglicherweise hauptberuflich Hypnotiseur werden wollte.
Anderweitig ist es mir jedenfalls nahezu unerklärlich, wie Pfister es immer und immer wieder vermag Nolans packende Storys, die eigentlich keines optischen Schmankerls bedürfen, in solch grimmen, den Zuschauer in die Geschichte involvierenden und dennoch unwirklich wirkenden Bilder zu packen.
Die Oscar nominierte Leistung des Schnitts ist ebenfalls herauszustellen, da sie Nolans Erzählabsicht, das Publikum in die Welt des unter einem Kurzzeitgedächtnisschaden leidende Figur einzubeziehen, dieses unbehagliche Gefühl der Ahnungslosigkeit zu simulieren.
Die Darstellerriege ist ebenfalls großartig und schafft es, die steten Zweifel die Nolans Drehbuch in ihren Figuren sät gekonnt umzusetzen und dabei trotzdem eine ihnen angemessene Bindung zwischen Figur und Publikum zu ermöglichen. Besonders Guy Pearce als kühler, mit seinem Zustand umzugehen versuchender und von seinem Ziel getriebener Leonard und Joe Pantoliano als der schwer einzuschätzende Teddy sind großartig.
Memento ist intelligent, jedoch nicht selbstverliebt verkopft, hoch spannend, kühn durchdacht und hat eine nachhaltige Sogwirkung. Zusammen mit einem späteren Nolan-Film glasklar der Gewinner meiner persönlichen Silbermedaille und ein wahres Must-See für jeden Filmfan.
Insomnia (2002)
Drehbuch: Hilary Seitz, basierend auf dem norwegischen Film Todesschlaf
Produzenten: Broderick Johnson, George Clooney
Länge: 118 Minuten
Insomnia ist in vielerlei Hinsicht der bislang ungewöhnlichste Film von Christopher Nolan. Im Gegensatz zu Nolans anderen Regiearbeiten, war Nolan hier nicht zusätzlich als (Co-)Autor tätig. Nolan war nicht einmal immer als Regisseur dieses Remakes geplant, man könnte ihn sozusagen als "Auftragsarbeit" bezeichnen, nicht als eigenes Wunschprojekt. Außerdem muss man herausstellen, dass Insomnia von wenigen, sehr kurzen Flashbacks abgesehen, linear abläuft, wie kein weiterer von Nolans Filmen vor The Dark Knight.
Trotzdem ist Insomnia ein bedeutender Teil von Nolans Filmographie: Es ist sein erster Film mit einer hochkarätigen Darstellerriege (ich krieg jetzt bestimmt wieder von einigen Ärger dafür, dass ich Al Pacino und Robin Williams eher als Hochkaräter ansehe als Carrie-Anne Moss), Nolan konnte sich in Insomnia im Inszenieren von Actionszenen einüben, genauso wie im adaptieren und seinem Stil anpassen von bereits (mehr oder minder) bekanntem Material. Außerdem wurde Nolan nach Insomnia (sozusagen seiner Feuerprobe, ob er denn überhaupt mit Budget umgehen kann) für den nächsten Batman-Film angeheuert.
Während bei Following und Memento die Inszenierung und Geschichte die Topstars waren, sind für mich bei Insomnia in erster Linie die darstellerischen Leistungen von Altmeister Al Pacino und von Robin Williams noch vor Nolans hier besonders subtiler Regieführung die denkwürdigsten Elemente des Films. Pacino ist in dieser Geschichte über einen Cop, der zur Zeit während der Mitternachtssonne in Alaska einen Mordfall aufklären soll und sich vergebens von den gegen ihn gerichteten internen Ermittlungen abzulenken versucht, gut wie eh und je und spielt den innerlichen Verfall seiner Figur großartig, während Robin Williams als Hauptverdächtiger eine wahre Glanzleistung abliefert. 2002 war für ihn das Jahr seiner düsteren Rollen, ein klarer Versuch sich in ein abwechslungsreicheres Licht zu rücken und vielfältigere Rollenangebote zu erhalten. Leider gelang ihm das nicht so ganz, was angesichts Insomnia wahrlich verwundert und mich sogar verärgert. Williams zeigte im Laufe seiner Karriere öfters, dass er ein begnadeter Schauspieler sein kann, ob in Insomnia, Good Will Hunting oder in seinen Touchstone-Tragikomödien Good Morning, Vietnam oder Der Club der toten Dichter.
Nolans Stil ist, trotz der Linearität der Geschichte, weiterhin spürbar. Die Charaktere sind komplex und schwer zu durchschauen (auch wenn vor allem die Hauptfigur im norwegischen Original wesentlich dunklere Züge hat), Nolan legt das Hauptaugenmerk auf die Geschichte und liefert im erneut von Wally Pfister in hypnotische, uns in den psychischen Zustand des Protagonisten versetzende, Bilder gepackten Psychothriller genügend Ansätze für tiefergehende Charakterpsychogramme. Und genau wie bei Memento ist nicht so bedeutend, wer den Mord am Anfang begann, sondern wieso, weshalb, warum. Der Unterschied ist nur, dass sich der Zuschauer jetzt fragt, wie es ausgeht, und nicht, wie es anfängt.
Allerdings gibt es bei Insomnia auch ein paar kleinere Gründe zum Meckern: Hilary Swank agiert als vorbildliche Jungpolizistin etwas zu blass, gegen Mitte des Films gibt es ein paar zähe Stellen und irgendwie bin ich mir sicher, dass Nolan das Gefühl der Schlaflosigkeit und innerlichen Zerissenheit etwas stärker und mit nachhaltigeren Mitteln nachstellen kann, als er es hier tat.
Trotzdem ist Insomnia auf Platz Vier meiner Nolan-Bestenliste anzusiedeln. Ein großartig abartig spielender Robin Williams und Pfisters Kameraarbeit heben ihn ganz knapp über Following. Zur Erinnerung sei übrigens nochmal erwähnt: Es gibt zwar bislang sechs Regiarbeiten, doch aufgrund eines Unentschiedens vergebe ich hier bloß fünf Ränge.
Batman Begins (2005)
Drehbuch: Christopher Nolan, David S. Goyer, Story von David S. Goyer, basierend auf Charakteren von DC Comics
Produzenten: Emma Thomas, Larry J. Franco, Charles Rouven
Länge: 140 Minuten
Wer zuvor noch nichts von Christopher Nolan gehört hat, der musste sich nach Kinostart von Batman Begins so langsam tüchtig anstrengen, um diesem Namen weiterhin entgehen zu können. Deutschland erreichte das Fieber rund um den Kinoneustart der Batman-Reihe zwar etwas zeitversetzt und breitete sich erst nach DVD-Beröffentlichung so richtig aus, während der Film in den USA über 205 Mio. Dollar einspielte, doch die Meinung unter denjenigen, die sich Batman Begins angesehen haben war nahezu einhellig: Wow!
Nolan schaffte den Sprung ins Mainstreamkino, ohne sich selbst auf irgendeine Weise untreu zu werden. Einzig und allein der Name Batman genügte, um das Durchschnittspublikum (in Comicfilm affinieren Ländern als Deutschland) wieder anzulocken - und Nolans konsequent düstere Atmosphäre, sein einzigartiger Erzählstil und der dazu passende realistische sowie nachdenkliche Ansatz dieser Neuinterpretierung sorgten generell für Begeisterungsstürme. Bloß ein paar Fans der vorhergegangenen Batman-Filme sprachen von "pseudointellektuell" und einer Entmystifizierung. Bei einer so oft so unterschiedlich gestalteten Figur wie Batman kann man halt nicht jeden glücklich machen.
Wirklich fantastisch ist, welche Darstellerriege sich Nolan hier zusammenstellen konnte: Christian Bale gibt eine intensive Leistung als Bruce Wayne und Batman ab, Gary Oldman schaffte es trotz seiner geringen Screentime Jim Gordon zu einer erinnerungswürdigen Figur zu verwandeln, Morgan Freeman ist sympatisch wie es sich für ihn auch gehört und Michael Caine ist ein witziger, weiser und charmanter Butler Alfred. Auch Cillian Murphy und Liam Neeson sind sehr gut aufgelegt und Katie Holmes ist ebenfalls gar nicht mal so schlecht.
Was mir ebenfalls besonders an Batman Begins gefällt ist seine Bildästhetik. Nolan ist kein "Style over Substance"-Regisseur und an früheren Batmanadaptionen kritisierte er, dass sie zu sehr visuelle Stilistikübungen und zu wenig handlungsorientiert waren (was er ändern wollte), aber das heißt längst nicht, dass Nolan völlig auf die Optik pfeift. Batman Begins ist ganz konsequent in einem Braunschimmer gehalten, der dabei hilft die Düsternis der Geschichte und Zurückgezogenheit der Hauptfigur visuell zu unterstützen ohne dabei auf die übliche Farbklischees dunklerer Filme zurückzugreifen. Außerdem passt sich das rotbraun des Films sehr gut an seine Comicwurzeln an.
Die weitschweifigen Kamerafahrten sind atemberaubend und verleihen Batmans Herkunftsgeschichte ein zeitlos episches Gefühl, vor allem die Kamerafahrten über den zugefrorenen See während des Rückblicks auf Batmans Lehrjahre im fernen Osten sind malerisch, ohne von der Handlung abzulenken.
Die realistische und psychologische Herangehensweise an Batman weiß mir zu gefallen und ich finde Scarecrow einen sehr guten ersten Gegner für diesen Batman. Das Leitthema Angst wird konsequent verfolgt ohne dabei aufgesetzt zu wirken und die Actionszenen sind kurz, aber intensiv. Das Finale kommt mir mittlerweile ein klein wenig zu plötzlich, nachdem ich beim ersten Ansehen noch gegen Ende des zweiten Akts ein paar Längen ausfindig machte. So kann sich die Art und Weise, einen Film zu sehen, ändern. Außerdem ist Batman Begins in manchen Momenten doch etwas zu trocken - der insgesamt nicht minder ernsthafte The Dark Knight konnte seine kleinen Humorspritzen gleichmäßiger verteilen.
Batman Begins belegt in meiner Favoritenliste einen klaren dritten Platz, weniger aufgrund seiner kleinen Schwächen, sondern mehr wegen der schwer bestechlichen Stärken der höher platzierten Nolan-Filme.
Prestige (2006)
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, basierend auf dem Roman von Christopher Priest
Produzenten: Christopher Nolan, Emma Thomas
Länge: 130 Minuten
Prestige... Über dieses schwer in Worte zu fassende Meisterwerk von einem Film könnte ich viel öfter lamentieren. Im Grunde könnte ich so viele Worte über Prestige verlieren, dass ich genauso gut gar nichts sagen könnte. Weder weiß ich, wo ich anfangen soll, noch würde ich, wenn ich erstmal in Schwung komme, zum Punkt kommen. Versuchen wir's trotzdem:
Ich schwärme für diesen erstaunlichen, filmgewordenen Zaubertrick und er hat sich einen wohl bewachten Ehrenplatz in meinem Filmfanherzen verdient.
An Prestige gibt es gar nichts zu mäkeln. Der Film ist hochintelligent und hat eine unglaublich dichte Atmosphäre. Die hypnotische Aura dieses Meisterwerks übertrifft alle anderen Filme Nolans, was wirklich etwas heißen will, schließlich ist Nolan darin begnadet, seinen Filmen eine stimmige, einvernehmende Stimmung zu verleihen.
Prestige ist extrem spannend, ohne dabei auch nur irgendwie ins Thriller-artige abzugleiten. Die Spannung in Prestige entsteht daraus, dass man mehr sehen möchte, sich verzaubern lassen will, vom trüben Rivalitätskampf zweier ungleicher Illusionisten mitgerissen wird und wissen möchte, wer was als nächstes tun wird. Und wie. Bei alledem schaffen es die Dialoge in Prestige hin und wieder einen zum Lachen zu bringen, ohne die mühevoll aufgebaute Aura des Films anzugreifen. Die genialen Pointen in den Dialogen sind rar, aber zielgenau gesetzt.
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen mit Überraschungen gespickten Filmen (und zahlreichen normalen Zaubertricks) verliert Prestige bei wiederholtem Ansehen nichts von seiner Faszination, sattdessen gewinnt er sogar dazu. Mehr noch als Memento. Mit jeder einzelnen Sichtung entdeckt man weitere Details, die an Bedeutung gewinnen, wenn man die ganze Geschichte kennt. Vor allem aber kann man von Prestige immer wieder neu zum Rätseln gebracht werden, da Nolan manche Einzelheiten bewusst im Unklaren lässt und verschiedene Deutungen zulässt. Deshalb ist Prestige ein fantastischer Film, um Kommunikation anzuregen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich Prestige mit lieb gewonnenen Personen anzusehen, allein schon um danach die Geschichte diskutieren zu können. Oder auch die Bedeutung des Films: Prestige liefert nicht nur mit manchen Überraschungen und mehrdeutigen Momenten jede Menge Zündstoff, man kann auch sehr viel in ihn hineininterpretieren und anhand der Geschichte viel über moralische, philosophische und emotionale Streitpunkte grübeln. Zumindest meiner Meinung nach ist Prestige Christopher Nolans bislang tiefsinnigstes Werk - wobei man ihn sogar noch weniger als "Kopffilm" bezeichnen könnte, als Memento, da Prestige dafür zu stark an einen großartigen Zaubertrick erinnert und den Zuschauer für seine Laufzeit in seine eigene, betrüblich-magische Welt entführt.
Wer sich Prestige lieber alleine anschauen möchte, ist übrigens nicht aufgeschmissen: Mit seiner einzigartigen Atmosphäre und dem ungewöhnlichen Gefühl, dass er bei einem hinterlässt, ist Prestige genauso wie Memento ein ebenso guter Kandidat für eine einsame Sichtung in einem dunklem Zimmer, wie für ein kollektives Seherlebnis.
Was an Prestige ebenfalls begeistert, sind die Schauspieler: Christian Bale und Hugh Jackman sind perfekt als Illusionisten-Rivalen und spielen ihre Rollen sehr feinfühlig, schaffen es zugleich die extrovertiertere Bühnenpesönlichkeit ihrer Figur und die besesseneren Züge in das zum Tempo des Films passende ruhige Spiel einfließen zu lassen. In den Nebenrollen überzeugen Scarlett Johansson, Michael Caine und vor allem David Bowie in einer kleinen, aber einschneidenden Rolle.
Wie auch bei Nolans anderen Filmen seit Memento, komme ich nicht umher, seinen Stamm-Kameramann Wally Pfister zu loben, der in Prestige meiner Meinung nach seine bislang mystischsten und wirkungsvollsten, stimmungshaftesten Bilder seiner Karriere machte. Durch Nolans Inszenierung und Pfisters Kameraarbeit erhält auch die realistisch-verfallene Ausstattung von Prestige ihre ganz eigene Sogwirkung. Man fühlt sich förmlich mitten im viktorianischen London, hinter den Kulissen einer Zaubershow.
Was Prestige allerdings den letzten Schliff verleiht und mit dickem Abstand auf Platz Eins meiner Nolan-Hitliste katapultiert ist das Paradox, dass sich dieser Film wie eine Ewigkeit anfühlt, ohne dass während ihm auch nur eine Spur von Langeweile aufkommt oder Szenen vorkommen, die langatmig sind. Prestige ist einfach so reich an Handlung und Themen ausgestattet, dass man nicht glauben kann, dass das alles in nur 130 Minuten abgewickelt wird. Dennoch wundert man sich nach Prestige gleichzeitig, dass so viel Zeit vergangen ist, weil während des Films die Zeit wie im Fluge vergang. Klingt perplex? Ja, richtig. Und das macht Prestige so einzigartig.
The Dark Knight (2008)
Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, Story von Christopher Nolan und David S. Goyer, basierend auf Charakteren von DC Comics
Produzenten: Christopher Nolan, Charles Roven, Emma Thomas
Länge: 152 Minuten
Am 20. August 2008 saß ich, wie einige andere, in der Vorpremiere zu The Dark Knight und war wie gebannt von diesem intelligenten, hochspannenden und zuweilen tragischen Musterbeispiel für einen Thriller, ich fand es einfach außerordentlich, wie Christopher Nolan es schaffte seinem zweiten Batman-Film ein Gefühl von Tiefe zu verleihen. Während dieser Kinovorstellung spielte sich das Geschehen nicht einfach auf der Kinoleinwand ab, das korrupte, im dunkelblauen Nichts zwischen rettungslos verloren und Wiederaufkeimen versinkende Gotham verschlung das Kinopublikum, die Themen von Anarchie und Chaos waren greifbar, ja sogar spürbar, und der Schrecken der unvermeidlichen Eskalation saß einem im Nacken.
Es war ein besonders intensiver Kinobesuch und danach konnte ich nur noch nach Hause fahren und wie in einem Schokzustand meine komplette Filmrezension in einem Rutsch runterschreiben.
Wie sehr mich die geballte Gewalt von Vigilantismus, moderner griechischer Trägodie und purer Zerstörungswut, die sich in The Dark Knight mannifestierte, überwältigte lässt sich wohl am besten daran aufzeigen, dass mich der Film völlig vereinnahmte, obwohl ich an diesem Abend einem besonders nervigen Kinobuplikum ausgesetzt war, welches sich auf Platz 7 der größten Assis in meinem bisherigen Leben als Kinobesucher katapultierte und mich ein paar Tage nach Kinobesuch zu einer Schimpftirade über nervige Kleinigkeiten während des Kinogangs inspirierte. Trotz einer solchen Beschallung konnte sich an diesem Abend bei mir die volle Wirkung von The Dark Knight entfalten - und das muss ein Film erst einmal schaffen.
Nolans The Dark Knight ist ein Glücksfall in der Geschichte der Comicadaptionen. Hier kamen die richtigen Leute mit der richtigen Einstellung zum richtigen Zeitpunkt zusammen. Außerdem ist The Dark Knight eine weitere Leuchtgestalt in der Historie von Hollywoodfortsetzungen. Ohne die inhaltlichen Vorlagen von Batman Begins, hätte Christopher Nolan wohl kaum ein solches Bild von Gotham zeichnen können und Batman in dieser psychologischen Lage porträtiert. Ohne die Fingerspitzenübung namens Batman Begins hätte er wohl kaum solch faszinierenden Actionszenen auf die Beine stellen können, sie so fulminant in die Handlung eingewoben und vor allem hätte kaum ein Filmstudio der Welt ihn das alles genau so machen lassen. Doch man ließ Nolan seine Visionen umsetzen, und es machte sich bezahlt, sowohl für die Filmfans (die ein gewaltiges Meisterwerk geschenkt bekamen), als auch für das Studio (zweiterfolgreichster Film aller Zeiten in den USA, über eine Milliarde weltweites Gesamteinspiel).
Erneut muss man Wally Pfisters meisterliche Kameraarbeit loben. Die dramatischen, rauen und realen Bilder sind ein unersetzlicher Teil der Sogwirkung von The Dark Knight. Nolans Wunsch, den Film zum Teil mit IMAX-Kameras zu drehen war ein echter Volltreffer, die überwältigenden IMAX-Bilder bleiben lange vor dem inneren Auge des Zuschauers haften. Ebenfalls jede Lobpreisung verdient haben sich die Komponisten Hans Zimmer und James Newton Howard, deren Musikuntermalung anarchisch ist und wie ein tollwütiger Hund auf einen hereinbricht. Der Soundtrack ist kühl, düster und bombastisch, jedoch ist er all dies in keinerlei konventionellem Sinne. Der Score zu The Dark Knight ist still, leise, angespannt und einschüchternd, ganz und gar untypisch, ohne dem Zuhörer vor den Kopf zu stoßen.
Natürlich kann man The Dark Knight nicht bejubeln, ohne Heath Ledgers phänomenale Leistung zu erwähnen. Sein Joker ist Anarchie, Chaos, eine Verkörperung des absolut Bösen. Und trotz seiner Abartigkeit hat er eine einvernehmende und wahnsinnig komische Art. Unumstritten ein Stück Schauspielkunst, das verdienterweise in die Geschichte eingehen wird und die Zeit überdauert. Unabhängig von den tragischen Umständen.
Im Vergleich zu Nolans anderen Filmen belegt The Dark Knight auf meiner persönlichen Hitliste gemeinsam mit Memento den zweiten Platz, und irgendwie gehören die zwei Filme auch zusammen. Memento ist ein Paradebeispiel für einen "attraktiven" anspruchsvollen Film, The Dark Knight ist ein Paradebeispiel für anspruchsvolle Unterhaltungsfilme. Beide tragen ganz klar Christopher Nolans Handschrift und sind dennoch grundverschieden. Sie bringen komplexeres Kino und weniger gradlinige, eben nicht nach Hollywoodart gedrehte Thriller einer größeren Masse näher.
Von diesen zwei Filmen ist The Dark Knight natürlich der mit den meisten Schauwerten, aber Memento ist noch einen kleinen Tick hypnotischer. Ich möchte diese zwei brillanten Filme einfach nicht gegeneinander ausspielen - und deshalb bleibe ich bei meiner Entscheidung
(weitere Ausführungen zu The Dark Knight und einige analytische Ansätze findet ihr in meiner Rezension des Films).
Das ist also meine Nolan-Hitliste. Wer ebenfalls alle Filme dieses meisterlichen Regisseurs sah, und eine andere Meinung hat, darf sie gerne in den Kommentaren hinterlassen. Alle anderen füllen bitte ihre Wissenslücken auf. Ihr werdet es mir danken.
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Mittwoch, 24. Juni 2009
Haarspalterei: Wird "Rapunzel" das, was wir uns versprechen?
Rapunzel... Von nichtmals angekündigten Traumprojekten und Pirates of the Caribbean IV mal abgesehen der Film, auf den ich mich am allermeisten freue. Ich brenne geradezu darauf den Film zu sehen, von dem uns Disney-Fans seit fast einem Jahrzehnt vorgeschwärmt wird.
Aufgrund all der hohen Erwartungen, macht sich selbstverständlich auch etwas Sorge breit: Was, wenn Rapunzel nicht die versprochene Offenbarung wird? Bislang können wir uns ja nur durch unsere Hoffnungen und rare Informationen sowie gelegentlich auftauchende Konzeptbilder eine Meinung bilden. Was, wenn der erste Teaser schon enttäuscht? Es wäre nur angebracht bereits jetzt die Stolperfallen aufzuzählen, an denen Rapunzel scheitern könnte. Selbstverständlich dürfen dann jedoch auch die größten Hoffnungsschimmer nicht fehlen - Pessimismus nur um des Meckerns willen ist schließlich nicht (unbedingt) meine Art.
Die Stolperfallen - deshalb könnte Rapunzel möglicherweise enttäuschen:
Rapunzel muss einfach gelingen. Die Indizen sprechen dafür!
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Aufgrund all der hohen Erwartungen, macht sich selbstverständlich auch etwas Sorge breit: Was, wenn Rapunzel nicht die versprochene Offenbarung wird? Bislang können wir uns ja nur durch unsere Hoffnungen und rare Informationen sowie gelegentlich auftauchende Konzeptbilder eine Meinung bilden. Was, wenn der erste Teaser schon enttäuscht? Es wäre nur angebracht bereits jetzt die Stolperfallen aufzuzählen, an denen Rapunzel scheitern könnte. Selbstverständlich dürfen dann jedoch auch die größten Hoffnungsschimmer nicht fehlen - Pessimismus nur um des Meckerns willen ist schließlich nicht (unbedingt) meine Art.
Die Stolperfallen - deshalb könnte Rapunzel möglicherweise enttäuschen:
- Glen Keane ist nicht weiter der Regisseur: Eigentlich ist mein Gedankengang völlig paradox. Ich habe Angst, dass Rapunzel enttäuscht, weil nicht weiterhin ein Regiedebütant für den Film verantwortlich ist, sondern Byron Howard und Nathan Greno, der Co-Regisseur bzw. Storyboard-Director eines guten, wenn auch nicht herausragenden, Films, genauer gesagt des besten Disney-Meisterwerks seit Bärenbrüder (nämlich Bolt). Und dennoch würde ich mich irgendwie entspannter fühlen, wenn weiterhin der begnadete Animator Glen Keane der Regisseur von Rapunzel wäre und völlige kreative Kontrolle über die Produktion hätte, in die er beinahe ein Jahrzehnt lang seine Energie steckte.
- Das kommt alles so plötzlich: Jahrelang wurde in der Vorproduktion an allem rumgezimmert, und mit einem Mal soll das Ganze bis nächstes Jahr fertig sein und trotz relativ kurzer, eigentlicher Produktionszeit viel besser aussehen als alle anderen CGI-Filme? Schön wär's, aber irgendwie bin ich da zweiflerisch...
- Der Liedtexter: Es wurde bereits bestätigt, dass Alan Menken zusammen mit seinem neuen Texter Glenn Slater für die Songs verantwortlich sein wird. Während Menken weiterhn ungebrochen Jubelschreie auslöst, dämpft Slater die Freude ein wenig. Die neuen Songs zur Broadway-Fassung von Arielle, die Meerjungfrau zählen für mich zu Menkens bislang schwächstem Schaffen und auch mit Die Kühe sind los! bekleckerte sich Menken nicht gerade mit Ruhm (von Ob die Sonne je wieder scheint? abgesehen - und von der Melodie von Wild ist der Westen, die Originaltexte sind dagegen... naja, schweigen wir darüber). Und wer schrieb dort die Texte? Genau. Slater. Zufall? Ich glaube kaum. Genauso wenig, wie ich glaube, dass es an Menken liegt. Der lieferte mit Verwünscht nämlich wieder sehr gute Arbeit ab. Und dort verfasste Stephen Schwartz die Texte...
- Die musikalische Inspiration: Alan Menken sagte in einem Interview, ihm schwebe als Inspiration für die Musik zu Rapunzel der typische 60er-Jahre-Rock à la Cat Stevens und Joni Mitchell vor. Manche werden von dieser Ankündigung sicherlich entzückt sein, ich dagegen bin mit dem Freudentaumel etwas vorsichtiger. Ich liebe Rockmusik, mit dieser Sparte des Rocks kann ich allerdings verhältnismäßig wenig anfangen. Cat Stevens ist für mich einfach nur einschläfernd (*sich vor aggressiven Stevens-Fans versteck*). Wenn schon 60er-Rock, warum nicht die Beatles? Mensch, Rock and roll, Glam rock (okay, das ist wirklich nicht mehr 60er Jahre-Musik, dafür würde es aber super zu Disney passen)... das alles würde mich glücklicher machen. Aber dieses langsame Gitarrengezupfe? Hach je... Allerdings besteht für mich (und jeden anderen, den diese Entscheidung besorgt) ein kleiner Hoffnungsschimmer: "Inspiration" kann bei Filmkomponisten einer sehr weiten Definition folgen. Hans Zimmer ließ sich für seinen Beitrag zu The Dark Knight von Kraftwerk und Punk inspirieren. Dennoch verließ niemand den Kinosaal mit dem Gedanken "Meine Fresse, ich muss mir dringend 'ne alte Kraftwerk-Platte kaufen. Oder auf 'n Punkkonzert!" So lange Menken am Ende was großartiges abliefert, kann es mir egal sein, woran er während des Komponierens gedacht hat...
- Der Prinzessinnen-Bonus: Zwar zählen die Prinzessinnenfilme Disneys nicht geschlossen zu meinen absoluten Favoriten (Schneewittchen & die sieben Zwerge ist ein total überschätzter Film, der gewissenlos von seiner historischen Bedeutsamkeit profitiert!), aber bislang haben sie mir allesamt gefallen. Disney hat einfach ein Händchen mit seinen weiblichen (und menschlichen) Hauptcharakteren. Weshalb sollte ausgerechnet Rapunzel einen Knick in die Statistik machen?
- Die bisherigen Konzeptbilder: Dieses Konzeptbild ist ganz nett, das "Titelbild" dieses Postings finde ich klasse, das hier ist auch ganz gut. Und Rapunzel selbst? Seht euch die blonde Maid an, und sagt mir, ihr wollt euch keinen Film von ihr ansehen, ohne zu lügen.
- Die Vorproduktionszeit: Selbst wenn die Geschichte versagt - zumindest optisch muss Rapunzel doch wohl beeindruckend sein. Die Parallelen zu Dornröschen (einem der hübschesten Filme überhaupt) liegen auf der Hand. Lange Vorbereitung. Riesiges Budget. Man will eine andere Kunstform imitieren (Wandteppiche vs. Ölgemälde). Eine blonde, schlanke Dame in der Hauptrolle... Leute, wir haben das nächste Dornröschen vor uns! Nur dass dieses Mal wir es in der Hand haben, wie schnell Disney den Film als Erfolg anerkennt!
- Glen Keane ist weiterhin an Bord: Als Produzent und Animation Director - also als Aufsichtshabender über die Qualität der Animation und deren Design. Keane kämpfte Jahre lang dafür, Rapunzel außergewöhnlich aussehen zu lassen und die Stärken von CGI und traditioneller Animation zu verquicken...
- Kristin Chenoweth: Die Darstellerin von Olive Snook aus Pushing Daisies durfte im Laufe der leider sehr kurzlebigen Serie mehrfach singen, vor allem in der zweiten Staffel verzauberte sie die eh schon charmante und fantastische Serie um einiges mehr. Man muss sich nur mal ihre Version von Eternal Flame und Hello anhören und dabei die Augen schließen. Und schon sieht man die herzzerreißend dahinsäuselnde Disney-Prinzessin direkt vor seinen Augen. Hey, sie könnte sogar das lahme Gitarrengeklimpel in etwas magisches verwandeln, das Menken ja vorschwebt (aus Hello hat sie ja auch schon was bewegendes gemacht).
- Alan Menken: Zum Teufel mit der Broadway-Arielle! Das ganze war ja von Anfang an nichts weiteres als Geldscheffelei. Der König der Löwen, Tarzan, Die Schöne & das Biest, die sind aus kreativen Ideen geboren - bei Arielle hat sich Disney nur gedacht "Mhh, wie könnten wir ganz teure Broadwy-Tickets verkaufen?", was will Alan Menken da schon großartiges draus machen? Und für Die Kühe sind los! kann der arme Mann ja auch nichts. Es war ja nicht seine Idee, den Bösewicht jodeln zu lassen.
Die Lieder, dieDas eine Lied aus dem Film, dass man ihm nicht vordiktierte (Ob die Sonne je wieder scheint schrieb er aus Eigeninitiative nach den Ergeignissen am 11. September 2001) war ja super. Wenn man Menken also Menken sein lässt, ist er ein musikalischer Zauberkünstler. Und deshalb weckt er auch bei Rapunzel mein Vertrauen! Slater hin oder her. - Der legendäre erste Akt: Ich werde das so lange vor mir hertragen, bis ich Rapunzel mit eigenen Augen gesehen habe: Insidern zu Folge stellte Glen Keane in einer frühen Rapunzel-Fassung den besten ersten Akt zusammen, den man in den Disneystudios je gesehen hat. Und bei Disney hat man immerhin solche Glanzstücke der Filmgeschichte wie das Intro von Der König der Löwen gesehen. Schade bloß, dass der Rest des Films angeblich nicht an diesen Anfang anschließen konnte. Deshalb stellte John Lasseter Keane einen Assistentsregisseur zur Seite. Als auch die nächste Version nicht das volle Potential ausschröpfte, kamen die ersten Gerüchte auf, Keane solle abdanken (was er dann aus gesundheitlichen Gründen auch tat). Dennoch - so wie es munkelt, scheint der erste Akt des Films relativ festzustehen und bloß die Geschehnisse danach bräuchten einen Doktor. Natürlich könnte es sein, dass man zum Wohle des ganzen Films auch an den ersten Akt ranmuss (etwa, wenn im grandiosen ersten Akt irgendwelcher Müll aus dem dritten vorbereitet wurde, der so gar nicht mehr existiert). Aber wenn man lediglich die Geschichte ab dem zweiten Akt besser inszenieren muss... bleibt uns Keanes heiliger Gral der Filmeröffnungen womöglich komplett erhalten. Zumindest bezweifle ich, dass Lasseter seine neuen Regisseure etwas perfektes zerstören lässt. Und das macht mich unheimlich zuversichtlich ob dieses Films...
Rapunzel muss einfach gelingen. Die Indizen sprechen dafür!
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