Sonntag, 31. Mai 2009

Gratulation: "Oben" legt drittbesten Pixar-Kinostart hin

Ein Computeranimationsfilm über einen alten, mürrischen Quadratschädel, der mit seinem Haus nach Südamerika fliegt und dabei von einem kleinen Pfadfinder begleitet wird, kann einfach kein Erfolg werden. Und wenn das die filmerfahrenen und sich niemals irrenden Experten aus der Finanzwelt sagen, dann muss das so sein.
Und tatsächlich: Oben feierte an seinem Startwochenende keinen Erfolg. Er feierte einen großen Erfolg! Mal wieder wurde bewiesen, dass sich die Leute an der Wall Street nicht irren können!

Aber Mal ernsthaft: Wann sehen die Leute endlich ein, dass Pixar selbst mit solch massenunkompatiblen Themen wie kochenden Ratten oder anspruchsvollen Roboterromanzen vor distopischem Hintergrund Erfolge feiern kann? Und wieso wird ein lustiges Abenteuer über einen liebenswert-grummeligen alten Mann in die selbe Kategorie gesteckt?

So oder so, jetzt werden die Unken mit dem rufen aufhören müssen, denn Oben spielte an seinem US-Startwochenende laut Nikki Finke circa 68,2 Mio. Dollar ein und platziert sich somit hinter Die Unglaublichen (70,4 Mio. Dollar) und Findet Nemo (70,2 Mio. Dollar) auf Platz drei in der ewigen Hitliste der Pixar-Startwochenenden.
Wie Finke meldet, überflügelte Oben somit frühe Schätzungen, die sich zunächst auf maximal 55 Millionen beliefen. Dann jedoch erwies sich Oben als riesiger Renner in Matinee-Vorstellungen und konnte sein Einspielergebnis ordentlich aufplustern. Das Kinopublikum bestand Stichproben zu Folge zu 31% aus Kindern im Alter von 2 bis 11 Jahren, die restlichen 69% des Publikums setzten sich zu gleichen Teilen aus allen Zielgruppen (Jugendliche, Erwachsene, Rentner) zusammen.

Gratulation an Pete Docter und die restliche Produktionscrew von Oben! Und da Toy Story 3 ein garantierter Erfolg ist (und wir 2010 zum ersten Mal seit Jahren keine "Pixar wird erstmals scheitern!"-Rufe zu erwarten haben), steht Pixars Erfolgsrechner bereits bei "11 von 11".

Mehr dazu:

Last Action Hero

Man nehme Action-Regisseur John McTiernan (Predator, Stirb langsam) und Action-Ikone Arnold Schwarzenegger und lässt sie gemeinsam die typischen 80er-Actionfilme über Cops, die ihre eigenen Regeln machen (wie etwa Lethal Weapon) parodieren. Und um das Paket abzurunden, steuert Michael Kamen (Brazil, Lethal Weapon-Reihe, Robin Hood: König der Diebe) die Hintergrundmusik ab, während AC/DC den Titelsong schreibt.

Was kann da schon schiefgehen?
Zwei Worte: "Kinderdarsteller" und "Familienpublikum"!

Im Gegensatz zu vielen anderen Kritikern und Filmfans finde ich die Grundidee, eine Actionparodie nicht einfach so hinzustellen, sondern in die Geschichte eines filmvernarrten Kindes, welches mittels einer magischen Kinokarte in die Welt eines stupiden, übertriebenen und an den Haaren herbeigezogenen Actionfilms gesaugt wird, an und für sich ganz smart. Das hebt Last Action Hero von üblichen Parodien ab und ermöglicht pfiffige Interaktionen zwischen der Filmwelt und der realen Welt. Tatsächlich nutzt Last Action Hero an manchen Stellen diese Chance, etwa wenn der aus unserer Welt stammende Junge dem von Schwarzenegger verkörperten Cop Jack Slater beweisen möchte, dass alles nur ein Film ist, indem er auf die Jugendfreigabe des Films hinweist und ihn bittet ein Schimpfwort vorzulesen.

Jedoch stellt sich Last Action Hero mit seinem kleinen Protagonisten selbst ein Bein: Der kleine, zwölfjährige Danny ist eine vorlaute, naseweise und quäkende Nervensäge und sein Darsteller (Austin O'Brien) spielt viel zu dick auf, klingt unnatürlich (und dabei ist er über weite Teile des Films das einzig "echte" im Streifen) und zeigt hier keinerlei Charisma. Oder umgekehrt - das ist bei diesem Kind schwer zu trennen.

Vor allem riecht die Besetzung und charakterliche Gestaltung des kleinen Rotzbengels verflixt nach einer Anbiederung ans Familienpublikum. Last Action Hero wollt's zu vielen Recht machen: Verfolgungsjagden und Explosionen (plus Schwarzenegger) für die Jugendlichen und Erwachsenen, der ach-so-witzige und soooo-sehr-einen-an-sich-selbst erinnernde Danny für die jüngeren Jugendlichen. Dass die Parodie auf Lethal Weapon und Co. selbst eine niedrigere Freigabe (PG-13 bzw. FSK ab 12 statt R-Rating bzw. FSK ab 18/ 16) hat, ist dabei ein eher sekundärer Problemfall. Sicherlich hätte man mit einer Parodie im R-Rating-Bereich ein paar Knalleffekte mehr einbauen können, andererseits reicht ein PG-13 völlig aus. Und eigentlich hätte es sogar für ein paar Steilvorlagen nützlich sein können ("Wieso fliegt dem Kerl nicht der Kopf ab, das klappt doch sonst auch immer?!" -"Dieser Teil ist ab 12, damit das Studio die Kosten schneller einspielt.").
Viel schlimmer als die Jugendfreigabe ist nämlich der schleimerische Familieninhalt. Je zentraler Danny ins Geschehen rückt, desto stärker geraten die parodistischen Elemente ins Hintertreffen, und umso mehr verwandelt sich Last Action Hero in eine halbgare, alberne Familienkomödie nach Schema F ("Witziges, kluges Kind, das noch etwas lernen muss, gerät dank Magie in ungewöhnliche Situation. Rührende Szenen und peinliche, misslungene Versuche die Kinder 'auf ihrem Niveau' anzusprechen vermögen sind darin inbegriffen"). Vor allem der Schluss mutet mehr nach abgelehntem Drehbuch für einen "Disney Channel Original Movie", als nach kongenialer, absichtlich übertriebener Actionkomödie/-parodie an und lässt sich nur durch zünftiges Augenrollen überstehen.

Nach mehrmaligem Anschauen wird es allerdings kurioserweise immer leichter über die Mängel von Last Action Hero hinwegzusehen und seine albernen, und direkt in den Kern der Polizisten-Actionfilme treffenden, Gags zu lieben. Natürlich könnte es viel mehr davon geben, doch die grandios übertriebenen Szenen sind, wenn man sich auf sie einlässt, extrem witzig, und auch der Ausflug in die reale Welt ist trotz zahlreicher Anflüge von weniger willkommener Albernheit und Klischeebalast (hier nicht mehr als Parodie) zuweilen ganz unterhaltsam.

Last Action Hero ist zwar viel schlechter, als er sein könnte, jedoch zugleich viel besser, als ihn viele seiner Kritiker darstellen. Für simple Unterhaltung und augenzwinkernde Reflektion des Actiongenres ist der letzte Actionheld jedenfalls ganz gut geeignet.

Weitere Rezensionen:

Samstag, 30. Mai 2009

Alestorm: Black Sails at Midnight

Alestorm ist zwar nicht gerade eine Band mit überschaubarer Mannschaftsgeschichte, doch der Kapitän (beziehungsweise Sänger Christopher Bowes) und sein ehrfurchtgebietenes Klangschiff blieben stets die selben. Ebenso blieb Bassist Dani Evans der Band seit er schanghaied und in Alestorms Dienste gestellt wurde der verflucht( gut)en Metal-Piratencrew treu, bloß wanderte er vom Bass ab zur E-Gitarre, während nun ein auf dem Schotten-Schoner gelandeter Ire den Bass zupfen darf.

Was ist sonst so neu, auf der zweiten Langspielplatte der piratigsten Power-, Trash- und Folk-Metal-Band der sieben Weltmeere?
Am markantesten an Black Sails at Midnight, dem bereits zweiten Album der Rockerpiraten, ist wohl, dass die Truppe zwischen der (enttäuschenden) EP Leviathan und dem neusten Werk offensichtlich einen Musikinstrumente verschiffenden Handelsfrachter überfielen: Die übliche Auswahl aus E-Gitarre, Keyboard, Schlagzeug und Bass wird jetzt durch eine irische "Tin Whistle", einem Dudelsack, einer Violine und, einer Posaune und zwei Trompeten verstärkt, was den neuen Titeln wahlweise eine folklorische Würze und einen offensichtlicher an große Soundtracks erinnernden Bombast verleiht.

Dadurch (und dank mehr als seefestem Songwriting) vollbringt die Alestorm-Crew mit Black Sails at Midnight das lobenswerte Kunststück auf der einen Seite ein abwechslungsreiches Album abzuliefern, das nicht einfach vom fantastischen Erstling abkupfert, auf der anderen Seite jedoch ihren Fans genau das liefert, was sie erwarten. Alestorm segelt sozusagen auf den dieser rauen Truppe altbekannten Seewegen, vollführt in den entscheidenden Seeschlachten dafür jedoch so manch neue Kampftechniken und schreckt nicht davor sich zurück die frisch erbeuteten Säbel und Enterhaken mit musikalischem Blut zu beschmutzen. Denn Alestorms Stärke, sich mit sturmerprobt festem Schritt durch die verschiedensten musikalischen Subgenres zu metzeln und alles zu nehmen, was diese Piraten kriegen können, kommt auf diesem Album erneut zum Vorschein:
Black Sails at Midnight
vereinigt die Schnelligkeit und Eingängikeit von Power Metal, die Wildheit von Thrash Metal, den charmanten Anachronismus von Folk Metal und hie und da auch rockige Leichtigkeit miteinander und vereint es zu einem melodiösen, harten, piratenstarken und spaßigem Gesamtpaket. Partysongs und atmosphärischere, ernstzunehmendere Stücke, moderne Titel mit Piratenthema und "echte" Piratensongs (die halt rein zufällig auf die Hilfe von Elektrizität zurückgreifen können), wo Alestorm in ihrer Rolle drin sind, sind auf Black Sails at Midnight gut gegeneinander aufgewogen und werden jeden Alestorm-Fan glücklich stimmen. Und vielleicht gewinnt Alestorm mit dem neuen Album auch wieder einige Fans dazu. Vor allem auf Festivals können die Piraten ab jetzt noch mehr auftrumpfen als noch 2008, schließlich ist ihr ganzes Repertoire jetzt nicht mehr in weniger als einer Stunde runtergespielt.

Die Tracks:

1. The Quest
We sail the endless oceans / we sail the raging sea / The quest is neverending / It leads us to destiny
Mit The Quest findet Alestorm einen tollen Einstieg in das zweite albumgewordene Seefahrtabenteuer. Ähnlich wie bei den Eröffnungstracks des Debütalbums nehmen die Schotten (und der neu dazugewonnene Ire) ihre Rolle hier ernst und erzählen von ihrer unendlichen Seefahrermission. Zwar reicht The Quest nicht ganz an den Energie geladenen Bombast von Over The Seas und Captain Morgan's Revenge heran, dafür gewinnt der im Aufbau stark an typische lange Titel des Viking Metals erinnernde (nur halt mit Piratenthematik versehene) Eröffnungssong des neuen Albums bei mehrmaligem Hören immer mehr am "Instant Cult"-Faktor. Der klare Aufbau und der eingängige, die Quest sehnsüchtig und zugleich beklagend besingende Refrain verleihen The Quest eine zeitlose Qualität, die ihn bei Liveauftritten mitunter zu einem Alestorm-Flagschiff machen könnten.

2. Leviathan
His eyes shine like the raye of morning / His mouth is a burning flame
Leviathan ist einer von zwei Songs, die Alestorm von der Anfang des Jahres erschienenden EP übernommen haben. Die EP gefiel mir ja nicht so wirklich, weshalb ich sicher auch ganz gut ohne diesen Song und Wolves of the Sea ausgekommen wäre, allerdings ist ein Album mit zwei Schwachpunkten unter zehn Songs noch immer sehr stark - und auf Captain Morgan's Revenge habe ich ja auch nicht alle Lieder gleich gemocht.
Mittlerweile kann ich mich zwar etwas besser mit diese Song abfinden, jedoch ist das fast sechsminütige Lied über das gefürchtete Seemonster weiterhin eine der meiner Meinung nach schwächeren Alestorm-Nummern. Zu wenig Energie, zu viel "dunkle Stimmung"-Gemache, dunkles Gemurmel statt piratig-rauem, aber weiterhin wohlklingendem Gesang.

3. That Famous Ol' Spiced
A beverage to rival the Huntmaster's draught / The mere smell of which, the Gods would entice / And them that know call it that Famous Ol' Spice
Wenn sich Freibeuter gerade nicht auf hoher See befinden, dann saufen sie in einer kleinen Spelunke. Kein Wunder also, dass ein gewisser Promillesatz Prozentsatz von Alestorm-Songs Kneipen und/oder Alkohol gewidmet sein müssen, darunter That Famous Ol' Spice. Statt der gemütlich-heiteren Kneipenstimmung der Saufsongs auf dem letzten Album schleudert uns die Schottische Metalmannschaft hier allerdings ein knüppeldickes Stück mit bombastischen Synthieklängen und agressiv hyperaktivem Schlagzeugeinsatz entgegen, das nur im Saufabend kompatiblem, mitgröhlbarem und vor allem zum Alkohol herbeigröhlen geeignetem Refrain und dem angetrunkenen Finale nicht wie ein Kampflied, sondern nach Kneipensong klingt. Die trunkene Aggressivität mit spaßigem Mitgröhl-Refrain von That Famous Ol'Spice braucht ein paar Eingewöhnungssekunden, vor allem weil die Melodieführung außerhalb des Refrains recht komplex ist, aber danach verwandelt es sich zu einem der stärksten Vertreter dieses Albums. Eine ungewöhnliche Mischung aus spritzig und reindonnernd. So, wie ein guter Schuss vom berühmten Ol'Spiced...

4. Keelhauled
Make that bastard walk the plank / With a bottle of rum and a yo ho ho
Mit Keelhauled erreicht das Album selbstironische Gewässer: Der Song handelt davon, dass der Kapitän einen Verräter in seiner Crew ausfindig gemacht hat, der es verdient hat erschossen zu werden. Da der Kapitän allerdings kein grausamer Mann ist, wird die Mannschaft erstmal etwas Spaß mit der stinkenden Qualle haben...
Keelhauled ist ein rasantes, spaßiges Stück das sehr starke Verweise auf Folk Metal inne hat und eine Violine zwischen die ganzen harten Männerinstrumente packt, dabei jedoch das Tempo im Laufe des Songs enorm anschraubt und zum wilden rumpogen (mjam... Rum...), wild durch-die-Gegend-zappeln oder einfach nur laut mitgröhlen einlädt. Eine Instrumentaleinlage kurz vor Schluss, die erst sehr folkloristisch und langsam beginnt und dann nochmal ordentlich aufdreht rundet das Lied perfekt ab und schon haben wir den idealen Song zur beliebten Bestrafungsmethode.

5. To the End of our Days
It seems I'Ve found a reason to live / As I stare at my grave
Ungewohnt melancholische Klänge und komplexe Töne schlägt Alestorm in dieser Piraten-Metal-Ballade an, die einen weniger spaßigen oder abenteuerlichen Blick auf das Seefahrerleben wirft. Dank des schwermütig-männlichen Refrains wird To the End ouf our Days sicherlich einen Stammplatz gegen Ende einer zünftigen Piratenmetalparty finden.

6. Black Sails at Midnight
Out of the darkness they came / With cannons a raging and torches aflame / Slaying all poseurs who stand in their way
Auf dem Debütalbum zeigten mit Death before the Mast und Terror on the High Seas zwei Songs besonders starke Thrash Metal-Einflüsse. Sie waren schneller und wilder als die episch-melodischen, härter und offensiver als die Party-Saufsongs der Band. Auf dem neuen Album ist der Titelsong eine solche Nummer, allerdings ist der Song über eine mörderische Crew eines Schiffs mit schwarzen Segeln stärker "in character" als die etwas anachronistischen Thrash-Songs auf der letzten Langplatte. Außerdem ist Black Sails at Midnight etwas komplexer Geschrieben und bringt verschiedene musikalische Ideen in seinen 3 Minuten 30 Sekunden unter, als die zwei Songs vom Debütalbum. Das macht ihn nicht unbedingt besser, da so etwas von der willkommenen Einfachheit und der simplen Energie von Death before the Mast und Terror on the High Seas fehlt, schlechter ist er allerdings dank seiner vollgepackten, kraftvollen Art auch nicht.

7. No Quarter
Sollten Walt Disney Pictures und Jerry Bruckheimer mit dem Soundtrackalbum von Pirates of the Caribbean 4 verstärkt Metalfans ansprechen wollen, so hat Alestorm mit No Quarter die perfekte Referenz, um sich für einen Bonustrack zu bewerben. Mit simplerem Arrangement und weniger übereinander gelegten Melodien spielte die Ur-Fassung von Alestorm dieses instrumentale Stück bereits unter dem Namen Battleheart und jetzt gibt es mit aufgedrehter Energie und aufwändigerem, besserem Arrangement das ganze nochmal zu hören, sozusagen ind er Luxusvariante. No Quarter ist das energiereiche, megaschnelle Kind von Power Metal und Filmsoundtrack, inklusive geschickt eingearbeitetem, sehr rockigem Metalcover von He's a Pirate. So haben Cover und Remixes des Fluch der Karibik-Erkennungsthemas auszusehen, lieber Herr DJ Tiesto!
(Dass No Quarter mein absoluter Lieblingstrack des Albums ist, muss ich in dem Zusammenhang wohl kaum betonen, oder?)

8. Pirate Song
Those memories were brought with the lives of good men / A price that I paid without scruple
Im simpel betitelten Pirate Song nimmt uns Alestorm mit auf die abenteuerliche und abwechslungsreiche Seereise eines auf sein Piratenleben zurückblickenden, nichts bereuenden Seebären. Der nur 4 Minuten laufende Song besticht mit seiner sehr abwechslungsreichen Melodieführung. Es gibt einen sehr einfach aus Seemannsgarn gestrickten Underliner, der die sehr unterschiedlichen Strophen, den Refrain, die Bridges und die Instrumentalstellen miteinander verbindet und zu einem kompakten, in sich stimmigen Paket aus Piratenmemoiren und Metal-Subgenres verbindet. Sozusagen das musikalische Gesamtangebot von Alestorm in einem einzigen, kleinen Dingi. Großartig!

9. Chronicles of Vengeance
Sold out, betrayed / Attacked, besieged / Outcast, accused / Honour, refused
Chronicles of Vengeance erzählt im an den Titelsong des Debütalbums erinnernden Stilmix aus Metal und epischem Soundtrack ein weiteres Seemannsgarn, hier über einen auf See nach Rache dürstendem Piraten. Erneut ist das eine ganze Geschichte erzählende Stück das längste des Albums, was vor allem den bombastischen Instrumentalstellen zu verdanken ist. Die Gesangsparts sind textlich und melodisch (dem Rachethema angemessen) am Anfang düsterer als beim "Vorbild" Captain Morgan's Revenge, gegen Ende des Songs nimmt dagegen die abenteuerliche, an Swashbuckler-Soundtracks angelehnte Farbnote überhand. Ein wirklich sehr gutes Monstrum an Piratenmetal.

10. Wolves of the Sea
With a hii hii hoo and a hii hii hey!
Ich find's noch immer so lala.

Fans, die gerne etwas mehr ausgeben wollen, können sich übrigens auch das limitierte Digipack holen, dem eine DVD mit Alestorms Liveauftritt auf dem Wacken Open Air 2008 beiliegt (sowie, wenn man direkt beim Publisher bestellt, eine Alestorm-Flagge).
Da ich allerdings das Cover der Single-Edition besser finde und es sich besser ind die anderen Alestorm-Titelbilder einfügt, habe ich auf den Kauf verzichtet. Die Songs habe ich ja schon auf CD, und Alestorm hat ja nicht gerade eine besonders aufwändige Bühnenshow... Da hol ich mir lieber die Version mit hübscherem Cover.

Fazit:

Alestorm hat mit Black Sails at Midnight wirklich alles richtig gemacht. Die Band blieb sich beim zweiten Album treu und schaffte es dennoch ein abwechslungsreiches, dem fantastischen Erstling ebenbürtiges Nachfolgealbum zusammenzustellen. Von den zwei von der EP bekannten Ausrutschern abgesehen (von denen Leviathan ja eigentlich ganz nett ist, nur halt nicht so stark, wie es bei seiner Länge sein sollte) ist das Album proppevoll mit ins Ohr gehenden, Partystimmung, Fernweh und piratiger Abenteuerlust weckenden Krachertiteln.

So kann's weitergehen, Alestorm! Arr...

Mehr Alestorm:

Trend für das erste "Oben"-Wochenende und jede Menge Links


Bei Disney und Pixar werden schon die Sektkorken knallen gelassen: Insidekinos ersten Zahlen zu Folge spielte Oben an seinem gestrigen US-Starttag 21,4 Millionen US-Dollar ein, was sogar die Hits Die Unglaublichen (20,5 Mio. Dollar) Findet Nemo (20,2 Mio. Dollar) und Cars (19,7 Millionen Dollar) alt aussehen lässt. Das relevanteste dieser Startergebnisse ist, wie Mark G. von Insidekino in seinen Short Cuts betont, das von Findet Nemo, der vor sechs Jahren zum selben Termin wie Oben seinen unvergleichlichen Siegeszug durch die Kinos dieser Welt startete.

Je nachdem, wie die Mundpropaganda ausfällt, bedeutet dies für Oben ein Startwochenende von ca. 65 bis 70 Millionen US-Dollar, was ihn zusammen mit Findet Nemo (70.251.710 $) und Die Unglaublichen ($70.467.623 $) auf's Podium für die drei erfolgreichsten Pixar-US-Starts stellen würde. Es müsste also gehörig was schiefliegen mit dem Filmgeschmack der Amis, wenn Oben nach so einem Start nicht mehr einspielt als seine Pixar-Vorläufer Ratatouille und WALL•E.

Während wir auf die endgültigen Zahlen für's Wochenende warten, empfehle ich euch folgende Artikel rund um Oben:

Freitag, 29. Mai 2009

Der "Toy Story 3" Teaser ist online

Pixarfans, aufgehorcht: TheFilmStage.com war so lieb, und stellte den Teaser zu Toy Story 3 in HD online! Und wie es für Pixar lange Zeit Tradition war, besteht der Teaser aus extra für diese Vorschau erstelltes Material.
Dieses Mal versucht Woody mit Hilfe der restlichen Spielzeuge aus Andys Zimmer das Toy Story 3-Logo zu erstellen:



Hach, man muss die Neckereien zwischen Woody und Buzz einfach lieben. Und Pixars kontinuierliche Weiterentwicklung von Ideen. Den ein klein wenig erinnert der Teaser an den zu Toy Story 2:

Toy Story 2- Theatrical teaser Trailer


Unter den Pixar-Teasern bleibt allerdings Die Monster AG der Sieger des Komödiengolds:

Die Monster AG


Toy Story 3 startet am 30. September 2010 in den deutschen Kinos, die 3D-Neuaufführung von Toy Story 1 & 2 erwartet uns ab dem 27. Mai 2010.

Ist "Bioshock" wieder am Start?

Als Bioshock das letzte Mal in den Nachrichten war, zog das produzierende Universal Studio aus Angst vor Gore Verbinskis Budgetvorstellungen die Notbremse. Das Studio versprach einen Kompromiss zu suchen, der Verbinski, welcher dank Fluch der Karibik und vor allem seinen Fortsetzungen mit hohen Budgets verwöhnt ist, und die Geldgeber zufrieden stellt.

Jetzt stolperte Bloody Disgusting über den Twitteraccount von Prison Break-Darsteller Wentworth Miller, wo er von seinem nächsten Projekt spricht: "Prison Break may be ending, but I've got things in the works. Hint...one word: Bioshock"

Konnten Verbinski und Universal also eine Einigung erzielen? Und welche Rolle übernimmt der Fernsehstar in der Videospieladaption?

Donnerstag, 28. Mai 2009

Sean William Scott und Adam Brody mischen bei "A Couple of Dicks" mit

Kevin Smiths erste durch und durch echte Majorstudio-Produktion A Couple of Dicks bekommt Zuwachs: Neben Actionstar Bruce Willis und Komiker Tracy Morgan werden, so The Hollywood Reporter, auch Sean William Scott (American Pie 1 bis 3, Ey Mann, wo ist mein Auto?) und Adam Brody (O.C. California) in der Polizistenkomödie mitspielen.

Scott wird einen aufgrund seiner Hinterlassenschaften am Tatort "Shit Bandit" genannten Einbrecher spielen, während Brody einen von Willis' und Morgans Figuren entnervten Detektiven verkörpern soll. Die Dreharbeiten beginnen kommenden Montag, Kevin Smith verriet jedoch, dass er (weil Warner Bros. ihm nicht so ganz zutraute diese Arbeit gescheit erledigen zu können) für die Actionszenen bereits komplette Storyboards anfertigen musste.

Mehr von Smiths Aussagen über A Couple of Dicks könnt ihr hier nachlesen.

Neu angekündigt: "Pirates of the Caribbean - Armada of the Damned"

Lizzie, musstest du den Titel so früh ausplaudern?

Richtig gelesen. Disney kündigte den neuen Titel aus dem PotC-Franchise bekannt. Das nächste Kapitel in der Saga rund um die fazinierende Piratenwelt hört auf den Namen Pirates of the Caribbean - Armada of the Damned und soll uns bereits im Herbst 2010 erwarten.

Am PC und an den aktuellen Videospielkonsolen.
Ihr dachtet doch nicht wirklich, dass es sich hierbei um eine Meldung über den vierten Film in meiner Lieblingsreihe handelt, oder?

Armada of the Damned ist zeitlich vor der Trilogie angesiedelt und ist ein "Open World"-RPG, in dem ihr euch als frischgebackener Pirat frei bewegen könnt und an moralischen Entscheidungen, finsteren Gesellen und übernatürlichen Begebenheiten messen könnt. Erstellt wird das Game von dem in Vancouver stationierten Entwicklerstudio Propaganda Games, das für Disney Interactives Erwachsenenlabel bereits das 2008er Remake von Turok entwickelte. Im Interview mit IGN verriet der Game Director Alex Peters, dass man die Story in die Zeit vor der Trilogie legte, um sich an der mannigfaltigen Mythologie bedienen zu können. Sicherlich möchte man auf diesem Weg Charaktere wie Davy Jones einbauen, für mich klingt es allerdings tatsächlich ein wenig so, als würde Disney auf die Kontinuität achten und ein gern übersehenes Ergebnis von Am Ende der Welt beschützen wollen.
Eine der Grunderwartungen an ein Pirates-Videospiel ist bislang selbstverständlicherweise das Einbauen eines übernatürlichen Elements - was gemäß den von den Autoren gelegten Hinweisen in der Zeit nach dem dritten Film nicht so ohne weiteres geht. Zumindest Geisterschiffe und so manche Flüche sind angeblich Vergangenheit für Jack Sparrow und Co (Artefakte wie der Jungbrunnen sind wieder eine andere Geschichte) - also siedelt man das Spiel besser vor dem Film an.

Mich stimmt es übrigens zuversichtlich für den vierten Film - wenn das wirklich keine Zufall ist und Disney bereits bei Videospielen so auf die von Elliott und Rossio gesteckte Kontinuität achtet (und nicht weiter lieber sein eigenes Ding anstellt), ist das vielversprechend für einen trotz Regisseurwechsel in der Tradition der bisherigen Trilogie stehenden vierten Teil.

Mittwoch, 27. Mai 2009

"Anchorman 2" ist auf dem Weg

Anchorman war 2004 das Starvehikel des "Frat Packs" (die Komödienkumpanen rund um Ben Stiller, Owen Wilson und Co.) für ihr recht junges Mitglied Will Ferrell. Ferrell übernahm die Hauptrolle eines sexistischen, beschränkten und zur Lokallegende aufgestiegenen Nachrichtensprecher Ron Burgundy und schrieb zusammen mit Regisseur Adam McKay das Drehbuch.
Die Attraktivität von Anchorman beschränkte sich allerdings mehr auf die USA: Von den rund 90 Millionen Dollar weltweitem Einspiel stammen 85 Mio. aus den Vereinigten Staaten, und während die Kritikerrezeption jenseits des großen Teichs sehr gut war und Ron Burgundy Jahre später sogar in einer Top-100-Filmcharaktere-Hitliste des Empire-Magazins vorkam, hatten die meisten Kritiker diesseits des Atlantiks nur Kopfschütteln übrig.

Anchorman ist zugegebenermaßen ein Film, mit dem man sich erst anfreunden muss. Er ist geschwätzig, trocken und zugleich infantil, vulgär und dämlich. Dass er das typische US-Lokalfernsehen parodiert, macht ihn für manche hiesigen Zuschauer noch schwerer verständlich. Ganz zu schweigen von der völlig aus dem Kontext gerissenen, übertriebenen, albernen und nichts mit dem Plot gemein habenden Kampfsequenz in der Mitte des Films (BIG LIPPED ALLIGATOR MOMENT!). Ich allerdings hatte sehr viel Spaß mit dieser Judd-Apatow-Produktion und freue mich deshalb enorm darüber, dass die lange vom Team vor sich hergeschobene Fortsetzung endlich näher rückt: Laut Moviehole trifft sich die gesamte Anchorman-Mannschaft nächste Woche, um die Details über den Film zu besprechen, und (wie Ferrell scherzend sagt), ob seine Co-Stars Paul Rudd ud Steve Carell bereit wären eine Gehaltskürzung hinzunehmen.

"Nick Rachet" - Erste Details zur Stan Lee/Disney-Kooperation

Vor circa einem Jahr gaben Stan Lees POW Entertainment und die Disney-Studios eine Kooperation bekannt. Lee entwickelte als Teil dieser Zusammenarbeit drei Superheldenreihen fürs Kino und den Comicmarkt: Nick Rachet, Blaze und Tigress. Viel mehr sprach sich nach der ersten Ankündigung nicht herum, jedenfalls bis vor einer Woche.

Dort verkündete Disney, dass Nick Rachet ein ein leichtherziger Mysterythriller wird, in dem es um einen charakterlich bescheidenen und bescheiden talentierten Polizeiofficer geht, der eines Tages gegen sein aus der Onlinewelt geflohenes, knallhartes Videospiel-Alter-Ego Nick Rachet antreten muss.

Die Regie wird voraussichtlich Richard LaGravenese (P.S. Ich liebe dich), das aus Stan Lees Idee basierende Drehbuch stammt von Douglas Cook und David Weisberg (The Rock), die für Disney außerdem derzeit an einem Piratenfilm namens Captain Kidd arbeiten. Ob Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Ridley Scott weiterhin an diesem Projekt beteiligt sind, wie ursprünglich geplant, ist mir leider unbekannt.

Dienstag, 26. Mai 2009

Oben Total: Disneys Erwartungen, Interview, Hintergrundbericht

Wie unterschiedlich die Erwartungen sein können: Rechnen Wall Street Experten mit einem Flop, erwartet Disney von Oben einen immensen Erfolg. Möglicherweise haben die zahlreichen guten Kritiken diese Haltung beeinflusst, vor allem aber braucht Disney diesen Erfolg um seine Gewinnkurve wieder aufzupolieren.

Nachdem 2007 mit Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt die außerordentlich populäre und gewinnträchtige Piratenreihe von Megaproduzent Jerry Bruckheimer ihr vorläufiges Ende fand, ist der Mäusekonzern in banger Hoffnung auf einen weiteren Kassenschlager. Das Kinojahr 2008 verlief für Disney ziemlich enttäuschend, WALL•E stand ziemlich alleine als weltweiter Blockbuster dar. Jetzt soll Oben die Wartezeit auf die vom Disneykonzern reich mit potentiellen Megaerfolgen gespickten Jahre 2010 und 2011 überbrücken, wie das Wall Street Journal berichtet. Besonders amüsant, wie sich plötzlich die Perspektive änderte: Hieß es letztes Jahr noch, das ein Roboter-Stummfilm in postapokalyptischen Setting und mit romantischer Hauptgeschichte unmöglich ein Erfolg werden könnte, und dass WALL•E im Vergleich zu seinen grandiosen Kritiken enttäuschend abschnitt, heißt es nun dass Oben ein unwahrscheinlicher Nachfolger für den großen Erfolg von WALL•E sei. Wenigstens lernten die Finanzexperten endlich aus der Geschichte: Die Reaktionen in Cannes suggerieren, dass Oben es trotz seiner Ungewöhnlichkeit schaffen könnte (Hey... es wäre ja undenkbar, dass er es deswegen schafft!).

Ein weiterer Oben-Link, den ich mit euch teilen möchte ist Pete Docters Interview mit SF Gate, in dem er verrät, dass die Muppets durchaus als Inspiration für die Persönlichkeiten der Oben-Charaktere waren und verrät, wie Pixars Meinung zum Merchandisinggeschäft ist: Bei Pixar denkt man während der Produktion nicht über das Merchandising nach, sondern konzentriert sich darauf den bestmöglichen Film zu machen. Da Spielzeuge manchmal als Souvenir eines guten Films dienen, hofft die Pixarcrew einfach, dass bei genügend Mühe bei der Produktion des Films schon etwas tolles für das Merchandisinggeschäft abfällt.

Und für den, der noch nicht genug Pixar-Dosis hat: Auf USA Today gibt es einen hübschen Artikel über ein Pixar-verliebtes Pärchen und eine interaktive Pixar-Zeitlinie.

Mehr Oben:

Remake von "Der Flug des Navigators" angekündigt

1986 veröffentlichte Walt Disney Pictures mit Der Flug des Navigators ein kleines Science-Fiction-Familienabenteuer, das zwar in den Kinos unter den Erwartungen lief, zumindest aber in den USA später zu einem Kultklassiker aufstieg und dessen Fernsehausstrahlungen einen stetigen Erfolg verbuchten.
Es sollte also nicht verwundern, dass Disney nach dem neuen Witch Mountain-Film und der Tron-Fortsetzung mit einem Der Flug des Navigator-Remakes einen weiteren Fanfavoriten aus den 70er/80ern modernisiert zurück ins Kino bringen möchte. Bis zur Ankündigung eines Das schwarze Loch-Remakes ist es sicherlich nur noch eine Frage der Zeit.

Das Drehbuch zum Remake wird von My Name is Earl- und Born to be wild: Saumäßig unterwegs-Autor Brad Copeland verfasst, nach Angaben von The Hollywood Reporter wird der ausführende Produzent des Originals John Hyde auch beim Remake diese Position einnehmen. Coproduziert wird das Remake mit Mandeville Films (Monk; George, der aus dem Dschungel kam).

Das Original von 1986 wurde besonders für seine einmalige Vereinigung von Einfühlsamkeit, Spannung und Humor gelobt. Regie führte Randal Kleiser, der 1978 mit Grease einen weltweiten Hit feierte. Für Disney drehte er später zudem Wolfsblut und Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.

Montag, 25. Mai 2009

Erste Kritiken und Clips zu "The Imaginarium of Dr. Parnassus"

Terry Gilliams skurriler und wundersamer Film The Imaginarium of Dr. Parnassus ist bislang am berühmtesten dafür, dass es Heath Ledgers letzter Film sein wird und dass Gilliam den Film ohne seinen Hauptdarsteller beenden musste, weshalb er ergänzend Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law in Ledgers Rolle castete.

Doch die ersten Kritiken deuten darauf hin, dass es auch Gilliams erster von den Kritkern anerkannter Film seit Twelve Monkeys werden könnte - also seit immerhin vierzehn Jahren!

Wer bis zum Kinostart nicht warten möchte, kann sich hier und hier ein paar Clips aus dem Film ansehen.

Tarantino verlängert seine Basterds (und weitere Basterd-News)

Quentin Tarantino war noch nie ein Meister darin, sich kurz zu fassen: Pulp Fiction und Jackie Brown dauern 154 Minuten, Kill Bill 111 plus 136 Minuten und Death Proof 111 Minuten bzw. läuft Grindhouse 191 Minuten (alle Angaben in NTSC). Die in Cannes aufgeführte Fassung von Inglourious Basterds hatte eine Länge von 147 Minuten, wobei die Kritiken von brilant bis "viel zu lang, viel zu viel Gerede, zu wenig Action" reichten (was erwarten die Leute? Mit Ausnahme von Kill Bill Vol. 1 war Tarantino noch nie der Actionregisseur schlechthin). Da liegt es nahe den Film noch etwas zu trimmen - was viele Pressevertreter direkt als Meldung brachten.

Varieteys Anne Thompson allerdings meldet, dass Quentin Taratino es ausnutzt, dass in seinem Vertrag eine maximale Länge von 168 Minuten steht: Er möchte die Cannes-Version nochmal in den Schneideraum zerren und neben einigen Änderungen wieder eine Szene in den Film einfügen.

Auf Yahoo gibt es übrigens einen weiteren Clip aus dem Film zu sehen und auf Variety gibt es eine knappe schriftliche Zusammenfassung der Pressekonferenz.
Außerdem werde ich angesichts der Filmfestspiele in Cannes meine Oscar-Prognose 2010 ein klein wenig abändern: Brad Pitt, der im Film nur circa 20 Minuten lang zu sehen sein soll, fällt als Anwärter auf eine Oscar-Nominierung wohl raus, doch Christoph Waltz, der in Cannes als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, ist ab jetzt ein Topkandidat für die Kategorie "Bester Nebendarsteller".

Samstag, 23. Mai 2009

Michael Eisner lebt! Und er produziert einen Kaugummi-Film

Michael Eisner, einstmals Retter und Unglücksbote Disneys in Personalunion, kehrt auf Hollywoods Radarschirme zurück: Der einstige Disney-CEO gab diese Woche nach Angaben von The Hollywood Reporter einen Kinofilm in Auftrag, der auf den kleinen Comicstrips basiert, die jeder Bazooka-Kaugummipackung beiliegen.

Das Drehbuch zur Kinoadaption dermilden, kinderfreundlichen kleinen Geschichtchen rund um den eine Augenklappe tragenden Jungen Bazooka Joe wurde von Newcomer und Filmstudent Marc Hammer verfasst, der auch als Regisseur verpflichtet werden konnte.
Eisner, dem neuerdings auch die Produktionsfirma der Bazooka-Kaugummis gehört, wird als Produzent tätig sein.

Was für eine Karriere: In den 80ern einer der Rettungsengel des angeschlagenen Disneykonzerns und mitverantwortlich für erfolgreiche Erwachsenenfilme, der Wiedererstarkung der Disneytrickfilme, dem Bau von Disneyland Paris und der kluge Kopf, der auf die Idee kam Der König der Löwen auf den Broadway zu bringen, dann der egomanische Großkotz, der den schnellen Dollar vor lang anhaltende Imagepflege und Qualitätsprodukte setzte, es sich mit Pixar und den Weinsteins verscherzte (nur gegen Megaproduzent Bruckheimer kam er nicht an) und mitverantwortlich für den Untergang des Disneyzeichentricks. Und jetzt ist Eisner der Produzent eines auf Kaugummiverpackungscomics basierenden Filmes, mit dem er sich erhofft noch mehr Kaugummis zu verkaufen.

Ob der Film auch Happy Meal tauglich wird?

Besser zu spät kommen, als gar nicht

Das Vorspiel hat lang genug gedauert, es wird Zeit für den Höhepunkt: Laut Moviegod plant Senator die Kevin-Smith-Komödie Zack & Miri Make a Porno ins Kino zu bringen!

Sollte sich diese Meldung als richtig herausstellen, wird schon am 20. August der Film mit Elizabeth Banks und Seth Rogen in den Hauptrollen in den deutschen Kinos seinen frivol-herzlichen Geist verspritzen.

Die Kinokarte ist schon so gut wie gekauft. Zwar befürchte ich, dass ich dafür einige Kilometer fahren muss, doch das ist mir der in Thailand verbotene, in den USA an Marketingproblemen leidende und an die MPAA gerasselte Streifen absolut wert.

Spider-Man 4: Raimi deutet auf Morbius an, spricht über Kirsten Dunst

Die Kollegen von CHUD hatten die Gelegenheit Sam Raimi über die Möglichkeit von Vampiren (und somit Morbius) in Spider-Man 4 auszufragen, und Raimis Reaktion sprach Bände. Das Gerücht könnte also durchaus wahr sein.
Da Spider-Man 4 ja ursprünglich so geplant war, dass er mit einem Cliffhanger endet und direkt in Spider-Man 5 fortgesetzt wird, gehe ich allerdings davon aus, dass Morbius nicht der einzige Bösewicht im Film sein wird. Da muss noch eine große Überraschung auf uns warten...

Hinsichtlich Kirsten Dunst gibt's eine kleine Überraschung: Ging man bislang davon aus, dass sie auf jeden Fall wieder dabei sein wird, klang Raimi gegenüber MTVs Splashpage etwas vorsichtiger. Dunst sei über die Möglichkeit einer Rückkehr sehr gespannt und Raimi möchte nach dem Lesen des aktuell in Entwicklung befindlichen Drehbuchentwurfs entscheiden, ob Dunst in Spider-Man 4 zurückkehren wird. Das ist weder eine klare Absage, noch eine Bestätigung, dass Raimi Dunst unbedingt haben möchte - Dunsts Rückkehr steht eher auf der Kippe, wie es scheint.

Freitag, 22. Mai 2009

Disney bringt elfisches Weihnachtsspecial

ABC sicherte sich die Rechte an einem geplanten computeranimierten Weihnachtsspecial namens Prep and Landing. Das Special wird von den ebenfalls zum Disney-Konzern gehörenden Walt Disney Animation Studios produziert und handelt von den Elfen, die vor dem Weihnachtsmann in jedes Haus gehen um es für ihren Chef vorzubereiten.
Die Hauptfigur des Specials ist ein von Dave Foley (Das große Krabbeln, Postal) gesprochener Elf, der auf eine Beförderung hofft, stattdessen jedoch die "Ehre" bekommt mit einem Neuling (Derek Richardson) zusammenzuarbeiten. Sarah Chalke (Scrubs) wird ebenfalls eine Sprecherrolle haben.

ABC verspricht den disneytypischen Sinn für Humor und eine tolle Geschichte, die auch Erwachsene anspricht. Ausführender Produzent des Specials ist John Lasseter, der nach der Disney-Pixar-Übernahme die Zeichner und Animatoren um Ideen für Kurzfilme bat. Chris Williams (der Regisseur von Bolt) kam auf diese Idee, gab sie aus Zeitgründen jedoch in die Hände von Kevin Deters und Steve Wermers (u.a. Storyboarder bei Bärenbrüder), die mit diesem Special ihr Regiedebüt feiern.

Die Grundidee zum Special klingt ganz nett, die für mich größere Meldung ist die von Lasseter ausgerufene Ideensuche für Specials. Jeder Schritt weg vom produzenten und finanziergesteuerten Studio hin zu einem, wo die Kreativen was zu sagen haben ist ein guter Schritt. Mal schauen, was da noch für Ideen umgesetzt werden. Erinnert ein wenig an Eisners Anfangszeit, wo die Vorschläge der Künstler noch was galten und während "Gong Shows" Filme wie Arielle, die Meerjungfrau aufkamen...

Quellen: Animation Guild Blog und Variety

"Crank 2" - Aufgrund leichter Jugendgefährdung gibt's drei Schnittfassungen für zu Hause

Crank 2: High Voltage - Ein gekonnter Griff in die Eier der Jugendschützer

Der wahnwitzige und saulustige Streifen mit Jason Statham ist bereits "nicht feiertagsfrei" - was kann dem Film da noch passieren?
Ganz klar: Ihm wird eine leichte Jugendgefährung attestiert, ähnlich wie Robert Rodriguez' Planet Terror.

Und da uns die Erfahrung lehrt, dass Filme mit dem "SPIO/JK"-Siegel gerne Mal indiziert werden, entschloss sich der Verleih Universum Film laut Schnittberichte.com dazu, den Film am 9. Oktober gleich in drei Schnittfassungen zu veröffentlichen: Einmal gibt's den Heidenspaß als Uncut-Version mit SPIO/JK-Siegel (und somit hoffentlich ohne FSK-Aufdruck), einmal als geschnittene "ab 18"-Version (damit auch was in den 18er-Regalen der Läden liegen kann, sobald der Film indiziert wurde) und einmal als sicherlich völlig verstümmelte "ab 16"-Fassung.

Wer den Film ungeschnitten sehen möchte, schon weiß, dass er im Oktober nicht genug Geld hat und ab November/Dezember keine Lust auf einen Import hat, der sollte sich Crank 2 am besten schnell in einem Schmuddelkino seiner Wahl ansehen. Es lohnt sich - wie ihr auch meiner Rezension entnehmen könnt.

Endlich: Der Trailer für "Surrogates" mit Bruce Willis

Ausgerechnet auf MySpace premierte Touchstone Pictures gestern Abend den Trailer zum kommenden Sci-Fi Film mit Bruce Willis: Surrogates. Und der Trailer verspricht einen wesentlich beeindruckenderen Blockbuster-Type von Film, als die kurze Featurette von letztens:

SURROGATES trailer in HD


Hat vielleicht doch Blockbusterpotential, das ganze... Tja, wenn Touchstone wieder ins Actiongenre zurückkehrt, dann muss es sich auch lohnen, oder?

Donnerstag, 21. Mai 2009

Die Zehn-Satz-Rezension zu "The Illusionist"


  1. The Illusionist erschien 2006 nahezu zeitgleich mit Prestige in den US-Kinos, wobei der von Christopher Nolan gedrehte und mitverfasste Illusionistenfilm Prestige mit Hilfe der Starpower von Christian Bale und Hugh Jackman sowie der geballten Promotionenergie der produzierenden Studios Touchstone Pictures und Warner Bros. sowohl an den US-Kinokassen als auch weltweit der finanziell größere Erfolg wurde, während bei den Kritikern beide Filme ungefähr gleich gut ankamen.
  2. Das unabhängig produzierte Historien-Drama The Illusionist, welches auch Mystery- und Thrillerelemente aufweist, wird aufgrund seines Settings und der Profession seines Protagonisten gern mit dem erfolgreicheren und bekannteren Prestige verglichen, wobei viele ihn ungesehen schnell als schwächeren Abklatsch abtun, was in Deutschland durch den Umstand, dass der Film erst Jahre später veröffentlicht wurde und nicht ins Kino kam, verschlimmert wird.
  3. In Wahrheit haben Prestige und Der Illusionist abgesehen davon, dass die Hauptfigur ein Illusionist ist und dass sie im Europa vor der Jahrhundertwende spielen, nicht sehr viel gemeinsam.
  4. Die Handlung spielt im kaiserlichen Österreich, in dem sich ein junger Tischlersohn mit Zaubererambitionen in die Herzogin von Teschen verliebt, jedoch wird ihre Jugendliebe aufgrund der Ständetrennung jäh gestört.
  5. Nach einer ausführlichen Weltreise verdient sich der Tischlersohn als Erwachsener (gespielt von Edward Norton) unter dem Künstlernamen "Eisenheim, der Illusionist" mit einer verblüffenden Magiershow, in der er auch philsophische Monologe hält, sein Geld.
  6. Als eines Abends der Kaiserssohn mit seiner Verlobten Eisenheims Aufführung besucht, stellt er fest, dass es sich bei der Verlobten des Thronfolgers um niemand geringeres als seine Jugendliebe (gespielt von Jessica Biel) handelt, die Eisenheim wiedererkennt und noch immer liebt, doch dem Glück der beiden stehen der besessene Thronfolger und der Polizisten Walter Uhl (Paul Giamatti) im Weg, eine Konstellation die nur im Unheil enden kann...
  7. Der Film lebt vor allem vom sehr subtilen und ruhigen Schauspiel von Edward Norton und Paul Giamatti, zwischen denen eine magische Chemie besteht, denn Eisenheim ist Uhl gar nicht so unsympatisch, wie es ihm wohl eigentlich lieb wäre, aber auch Jessica Biel kann ausnahmsweise Mal schauspielerisch überzeugen.
  8. The Illusionist ist ein sehr ruhiger und bedächtiger Film mit einem gemächlichen Tempo, und genau darin liegt seine Stärke, so erzeugt er seine zum Setting und Inhalt passende Atmosphäre.
  9. Erst gegen Schluss zieht der Film etwas stärker an und lässt sich die Ereignisse, wie bei einem Zaubertrick, überschlagen, ohne jedoch der Gesamtstimmung einen Knacks zu verpassen.
  10. The Illusionist ist toll gespielt und sehr gut inszeniert, hat allerdings keine nachhaltige Wirkung oder besonders denkwürdige Szenen, einzig die großteils von Edward Norton in echt aufgeführten, allesamt wirklich aus der Zeit vor der Jahrhundertwende stammenden Zaubertricks bleiben länger im Gedächtnis hängen, weshalb man zusammenfassend sagen könnte, dass The Illusionist im Bereich der Illusionistenfilme das stimmungsvolle, bedächtige Fingerkunststück ist, während Christopher Nolans Prestige das faszinierende, einen noch lang begleitende, verschachtelte und hypnotische Glanzstück einer intelligenten Magiershow ist.
Weitere Zehn-Satz-Rezensionen:

Jim Carrey und Robert Zemeckis über ihre Weihnachtsgeschichte

Der erste kurze Clip aus A Christmas Carol / Eine Weihnachtsgeschichte war eine reine Enttäuschung. Nichts von der großen, versprochenen Revolution, dem Erwachsenwerden der Motion-Capturing-Filme. Stattdessen fühlte man sich in die Zeiten der Playstation 2 zurückversetzt.

Da schmerzt es gleich nochmehr zu sehen, wie engagiert und leidenschaftlich Jim Carrey und Regisseur Robert Zemeckis an den Stoff herangingen und surreale, filigrane sowie stimmungsvolle Konzeptzeichnungen zu sehen:



Carreys spontane, kurze Kostprobe seines Scrooges hat mir wirklich enorm gefallen und ich kann mir richtig gut vorstellen, dass er schauspielerisch in dieser Rolle eine Glanzleistung ablegt. Die Konzeptbilder beweisen, dass Zemeckis noch immer einfalslreiche Filme machen kann und seine Deutung der Geschichte als "Zeitreisestory" finde ich auch toll. Sie ist so naheliegend, warum ist mir das nie aufgefallen? Außerdem: Zemeckis macht wieder einen Zeitreisefilm, das kann ja eigentlich nur gut gehen...

Wäre das ganze ein mit beeindruckendem Budget ausgestatteter Spielfilm, der mit seinem Szenenbild und unglaublicher Make-Up-Arbeit auftrumpft und Carrey mühevoll, aber realitätsnah in den alten, grimmigen Scrooge und (mit Hilfe von Effekten) auch in die drei Geister verwandelt.

Stattdessen muss Zemeckis unbedingt den ganzen Film mit der nicht gerade Kosten sparenden Motion-Capturing-Technik verwirklichen (es hätte doch gereicht nur die Geister so einzuarbeiten). Und sofern der endgültige Film nicht tausendmal besser aussieht als der erste Promoclip, dann ist das eine wahre Schande. Denn Zemckis' Eine Weihnachtsgeschichte hätte eine wunderbare, optisch reinklotzende und mit einem Carrey in Hochform bestechende Adaption des Stoffes werden können.

Zach Braff führt wieder Regie

Freude schöner Regieführungsfunken! Zach Braff, der Hauptdarsteller von Scrubs und gelegentlicher Gastregisseur, wird endlich wieder bei einem Kinofilm Regie führen!
Sein Debütwerk (und bislang einziger Kinofilm als Regisseur) Garden State aus dem Jahr 2004 war ein enormer Independent-Hit (der auf DVD erst so richtig einschlug) und begeisterte Kritiker und Filmfans weltweit. Ich selbst zähle den einfühlsamen, herzlichen, großartig mit Musik unterlegten und zugleich herrlich skurril witzigen zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und bin seither enorm auf Braffs nächste Kinoregiearbeit gespannt.

Da es nicht nur mir so geht, wird das wohl ein Mitgrund dafür sein, dass Braff sich mit seinem neuen Projekt soviel Zeit ließ (der andere wären wohl die Dreharbeiten zu Scrubs). Braff weiß sicherlich, dass die Erwartungen auf seine nächste Regiearbeit nahezu unmöglich erfüllt werden können.

Diskussionswürdig ist nun, ob die Ankündigung von Variety die Situation verschlimmert, oder Enttäuschungen vorbeugt: Braff wurde von Paramount Pictures engagiert, um das Drehbuch zur romantischen Komödie Swingles mit Cameron Diaz in der weiblichen Hauptrolle umzuschreiben und dann die Regie zu führen und die männliche Hauptrolle zu übernehmen.

Klar ist, dass ich mit Braff als Drehbuchautor eher glaube, dass er ansatzweise an Garden State herranreichen kann, andererseits würde es im Falle einer Enttäuschung mehr schmerzen, als wäre Braff nur der Regisseur.

Die frühe Drehbuchfassung von Swingles wird von Hollywood-Insidern als "Harry und Sally des 21. Jahrhunderts" beschrieben - was gut sein kann (hohe Qualität, Klassikerpotential), aber auch schlecht (und noch 'ne Kopie).

Ich bin auf jeden Fall enorm gespannt und werde mir anlässlich dieser Ankündigung bei Gelegenheit nochmal Garden State ansehen müssen.

Konzeptzeichnungen zu Burtons Alice aufgetaucht

Endlich gibt's mehr davon zu sehen, was Tim Burton mit seiner Verfilmung von Alice im Wunderland überhaupt vorhat. Auf Filmz.ru gibt es jetzt eine Gallerie mit einigen Konzeptzeichnungen zu bestaunen, darunter das schon letzte Jahr aufgetauchte und mittlerweile als echt bestätigte Bild von Johnny Depp als verrückter Hutmacher.

Die Bilder liefern mehr einen Eindruck von der Stimmung des Films, von den Charakteren gibt's nichts neues zu sehen, aber das ist schon völlig in Ordnung: Meine Erwartung eines verschrobenen, leicht düsteren und zugleich bunt-verrückten Meisterwerks nimmt und nimmt keinen Schaden. Als nächstes wird sie wohl den Trailer überstehen müssen.

Hier geht's zur Gallerie.

Mehr zum Film:

Mittwoch, 20. Mai 2009

Ein berühmtes Lachen ist verstummt

Wie heute bekannt wurde, verstarb am 18. Mai Wayne Allwine in Folge einer Diabeteserkrankung. Er war ein geliebter Ehemann, geschätzter Kollege und seit Jahrzehnten die Stimme der berühmtesten und beliebtesten Maus der Welt.

Allwine sprach Micky Maus erstmals 1977 für die TV-Show The New Mickey Mouse Club, seit dem Kinostart von Mickys Weihnachtserzählung im Jahre 1983 ist er sein offizieller Stammsprecher. Angelernt wurde er von Jimmy MacDonald, der genau wie Allwine in Disney Soundeffektabetilung tätig war, bevor er seinen Mentor als Mickys Stimme ablöste. Nach seiner Festanstellung als Sprecher Mickys verfolgte er kurze Zeit seine Karriere als Soundeffektcutter innerhalb und außerhalb der Disney-Studios weiter, bevor er sich ganz auf seine Arbeit als Mickys Stimme konzentrierte.

Für Allwine war Micky allerdings mehr als nur ein Job, er war eine wahre Leidenschaft, ein unentbehrlicher Teil seines Lebens. Er kannte die Figur besser als alle anderen im Disneykonzern, und oft genug musste er mit Regisseuren oder Marketingexperten über einige Zeiel diskutieren. Wenn auch stets in einer sehr freundlichen Art, denn Allwine war ein sehr warmherziger und zuvorkommender Mitmensch. Trotzdem kämpfte er stets dafür, den Charakter Mickys zu bewahren. Walt Disney wäre sicherlich stolz auf ihn.


Während der Synchronarbeiten lernte Allwine die Sprecherin von Minni Maus kennen. Er und Russi Taylor verliebten sich auf Anhieb und heirateten 1991 auf Hawaii. Jeder, der eines ihrer gemeinsamen Interviews sah, erkannte, dass die zwei füreinander geschaffen waren.

Der am 7. Februar 1947 in Los Angeles geborene ist der erste Sprecher Mickys, der diesen Staffelstab nicht noch zu Lebzeiten an einen Nachfolger weitergab.

Mein Beileid an die hinterbliebenen Freunde und Verwandte, ganz besonders an Russi Taylor. Die Wärme zwischen Micky und Minni wird nicht mehr sein, was sie einst war.

Bevor ein junger Löwe zum König wurde, bevor Aladdin den Dschinni befreite, bevor die Schöne das Biest zähmte...

...rettete die Mäusepolizei einen australischen Jungen vor einem bösartigen Wilderer.


Was!? Womit habt ihr denn gerechnet? Etwa mit Arielle, der kleinen Meerjungfrau? Was seid ihr mir denn für welche? Klar, die gibt's auch, doch wenn ihr diese Liste konsequent weiter verfolgen möchtet, könnt ihr nicht einfach so ungeduldig ins Jahr 1989 preschen!
Denn zwischen Die Schöne und das Biest und Arielle, die Meerjungfrau gibt es noch einen kleinen, gern fallen gelassenen Film namens Bernard & Bianca im Känguruhland, der genauso wie die oben genannten Filme während der Ära der so genannten "Disney Renaissance" ins Kino kam und im Gegensatz zu Arielle wirklich Teil der legendären Disney-90er ist.

Obwohl Disneys erste Fortsetzung eines abendfüllenden Zeichentrickfilms an den Kinokassen um einiges weniger erfolgreich lief wie seine "Kollegen" aus der Disney-Renaissance und die Anzahl der Fans keinem Vergleich mit den begeisterten Verehrern von Arielle, Die Schöne & das Biest, Aladdin und Co. standhält, so ist Bernard & Bianca im Känguruhland ein unentbehrlicher Teil der Disneygeschichte, der völlig zu Unrecht immer weiter in Vergessenheit gerät.

Grund genug, mich an dieser Stelle etwas ausführlicher mit Disneys Meisterwerk von 1990 zu beschäftigen und rauszustellen, was den Film so besonders macht, weshalb er mehr Aufmerksamkeit verdient hat und woran es wohl liegen mag, dass er andauernd unter den Tisch fällt.

Meine Damen und Herren, ich erbitte mir mehr Respekt für...
Bernard & Bianca im Känguruhland

Weshalb Bernard & Bianca im Känguruhland etwas mehr Respekt verdient hat, zeigt sich meiner Meinung nach allein schon im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger Bernard & Bianca aus dem Jahr 1977: Der als Kleinod wertgeschätzte erste Film mit der Mäusepolizei wird in nahezu allen Belangen von seiner Fortsetzung überholt, ach was, zerschmettert!

Bernard & Bianca sieht zunächst einmal ziemlich bescheiden aus. Er hat für einen Disneyzeichentrickfilm schockierend wenig optische Tiefe, die Zeichnungen sind mitunter ziemlich grob und von wenigen Rottupfern abgesehen besteht die Farbpalette aus einem völlig dunklem, dreckigen Mischmasch. Und damit meine ich nicht eine stylische, düstere und dreckige Dunkelheit, nein, der Film ist einfach nur völlig verdunkelt. Er wirkt, als hätte man sämtliche Farbtöpfe mit dem innerhalb eines Jahrzehnts im Disney-Archiv angesammelten Staub gestreckt um Kosten zu sparen.
Die Lieder in Bernard & Bianca finde ich völlig einschläfernd und dafür, dass es im Film um eine von Mäusen geleitete Rettungsaktion für ein von einer wahnsinnigen Cruella-DeVil-Kopie zur Zwangsarbeit in einem wackeligen Schacht geschundenes Mädchen geht, ist die Handlung sehr arm an Spannungspunkten.

Zugegeben: Bernard & Bianca ist nicht völlig schlecht, er versprüht sicherlich durchaus eine kleine Prise Charme, für völlig überbewertet halte ich ihn trotzdem. Er sieht nicht besonders aus, im Gegensatz zu anderen Disneyfilmen hat er keine musikalischen Evergreens produziert und seine zwei Protagonisten gehören auch nicht gerade zu den Dauerkandidaten in von Disneyfans erstellten Hitlisten der beliebtesten Charaktere.
Teil 2 ist zwar nicht gerade das absolute Gegenteil, doch wenn einer der zwei Bernard & Bianca-Filme Wertschätzung als eines der besseren "kleinen" Disney-Meisterwerke verdient hat, dann ja wohl ganz klar der Ausflug nach Australien (der stattdessen viel eher unter ferner liefen gehandelt wird).

Ganz besonders die Optik von Bernard & Bianca im Känguruhland ist außerordentlich gelungen und wäre Grund genug dem Film eine etwas sonnigere Position im Disney-Pantheon zu verleihen. Schließlich ist er eine ausführliche und beeindruckende Demonstration des damals neuen (nicht mit Computeranimation zu verwechselnden) CAPS-Systems, welches hier erstmals den gesamten Film über verwendet wurde.
Dank des in Zusammenarbeit mit Pixar entwickelten, digitalisierten Produktionsverfahrens konnten die von Hand gemalten Hintergründe und die Charakterzeichnungen der Zeichnungen eingescannt werden. Dies ermöglichte wesentlich komplexere Kamerafahrten und eine völlig neue Tiefenwirkung im Film, die selbst mit der Multiplankamera nicht umsetzbar war. Außerdem konnte man die zeit- und kostenaufwändigere Kolorisierung von Hand und das Übertragen der Zeichnungen mit dem so genannten Xeroxverfahren durch digitalisierte Verfahren ersetzen, was vielfältigere Farbgestaltungen ermöglichte.

In Bernard & Bianca im Känguruhland griffen die Regisseure Hendel Butoy (später auch für die "Pinien von Rom"-Sequenz in Fantasia 2000 verantwortlich) und Mike Gabriel (Regisseur des 1995 veröffentlichten Pocahontas) an zahlreichen Stellen auf die neuen technischen Möglichkeiten zurück, fast schon wirkt er wie ein intensives Training mit dem CAPS System: Direkt zu Beginn zoomt die Kamera mit einem Affenzahn quer durch das australische Outback und führt den Zuschauer zur kleinen Hütte in der der tierliebe Junge Cody lebt, welcher einen Hilferuf von seinen tierischen Freunden hört. Nach einem kurzen Querfeldeintrip durch die farbenfrohe Dschungelwelt Australiens befreit er auf einem hohen Felsen die stolze Riesenadlerin Marahute aus einer Wildererfalle. Es folgen atemberaubende Flugsequenzen, die es wirklich vermögen einem das Gefühl des Fliegens zu vermitteln.

Als Cody dann vom fiesen Wilderer McLeach entführt wird, bringt uns der Film kurz ins verschneite, ebenfalls imposante New York, wo Mäusepolizist Bernard in einem schicken Restaurant versucht seiner Kollegin Bianca einen Heiratsantrag zu machen. Doch dank allerlei Missverständnisse und der ewigen Pflicht der Mäusepolizei kommt es, wer hätte es gedacht, ganz anders und stattdessen machen sich die zwei auf zur Rettungsmission des kleinen Codys. Und zwar auf dem Rücken des chaotischen Albatros Wilbur - eine erneute Gelegenheit für tolle Flugsequenzen.

In Australien angekommen treffen Bernard und Bianca auf den "Crocodile Dundee"-Mäuserich Jake, der sich mit seiner Outbackerfahrung und seinem verschmitzen Humor aufspielt und von Bernard gleich als Nebenbuhler eingestuft wird.
Während der Suche nach McLeachs Geheimversteck gibt es weitere beeindruckende Impressionen der australischen Landschaft zu sehen, und McLeachs überdimensionales Jagdgefährt ist mit all seiner (computerunterstüttzen) Komplexizität und Bedrohlichkeit für die Zeit, zu der Bernard & Bianca im Känguruhland produziert wurde, ebenfalls eine unglaubliche Leistung.

Die Fortsetzung sieht nicht nur wesentlich besser aus als der erste Teil, sie ist, zumindest meiner Meinung nach, auch trotz seiner etwas in die Länge gezogenen Eröffnung wesentlich spannender. Bernard & Bianca hatte für mich stets eine einlullende Wirkung, daran änderte selbst die keifende und zeternde Bösewichtin nichts, Teil 2 dagegen ist zumindest ein tolles, mildes Familien-Abenteuer mit sehr witzigen, erfrischenden Szenen mit Wilbur und einer nicht oft genug gelobten Arbeit des fantastischen Disney-Animators Glen Keane, welcher in nur wenigen Szenen der Adlerdame Marahute eine beeindruckende majestätische Ausstrahlung verleiht.

Allerdings gibt es auch einige Elemente, die es durchaus verständlich machen, weshalb Bernard & Bianca im Känguruhland nicht die Popularität anderer Disneyfilme seiner Ära erreichte. Zum einen ist das Repertoire an Nebencharakteren zwar ganz bunt und kurzweilig, jedoch schnell vergessen. Und Jake versprüht manchmal eine zeitgemäße Coolness, oft ist er allerdings eher lästig und unangenehm großkotzig.
Die Hintergrundmusik, die bei Disney-Meisterwerken generell ohrwurmverdächtig sein muss, müsste wesentlich epischer und weniger bescheiden sein, um die beeindruckenden Bilder richtig wirken zu lassen. Und überhaupt bleibt das Visuelle des Films wesentlich besser hängen als die zwar amüsant-spannende, doch nichtssagende Geschichte. Die Pointen werden ebenso schnell wieder vergessen.

Den letzten Nagel im Sarg seiner Bekanntheit bekommt Bernard & Bianca im Känguruhland zweifelsohne aufgrund seiner "Andersartigkeit" verpasst: Er war erst der zweite abendfüllende Disney-Zeichentrickfilm ohne Musikeinlagen (den Song im deutschen Abspann nicht eingerechnet) und erst 2001 bekamen er und Taran und der Zauberkessel mit Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt in ihrem kleinen Club Gesellschaft. Er hat im Gegensatz zu den meisten Filmen der 90er keine überpopuläre Vorlage und generell fühlt er sich mehr an wie ein im Stil der 60er/70er-Disneys gehaltenes Abenteuer im opulenten Gewand der 90er. Kein Wunder, dass er immer wieder aus der Assoziationskette fällt.

Dennoch ist Bernard & Bianca im Känguruhland ein sehr unterhaltsamer, kleiner Film mit großen optischen Werten und einer disneyhistorischen Signifikanz (erste Fortsetzung eines Meisterwerks, erster komplett mit CAPS produzierter Film), der zudem seinen Vorgänger Bernard & Bianca winzigklein aussehen lässt. Er mag der schwächste Vertreter der Disney-Renaissance sein, für etwas mehr als eine Stunde gute Unterhaltung mit fantastischen Flugszenen und Hintergründen als Bonus ist er aber allemal zu haben.

Und deshalb hat Bernard & Bianca im Känguruhland mehr Respekt verdient.

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