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Freitag, 10. April 2009

Die Jagd zum magischen Berg

Flucht zum Hexenberg (1975) und Sieg der Sternenkinder (1978) gehören im us-amerikanischen Disney-Fandom zu den wichtigsten und beliebtesten Disney-Spielfilmen und sind zwei der wenigen erfolgreichen Disneyproduktionen jender Zeit. Im Gegensatz zu weiteren Disney-Kultstreifen der späten 70er und frühen 80er sind die auf Alexander Keys Roman Escapr to Witch Mountain basierenden Filme noch recht disneytypisch und familienfreundlich, während das Studio ja bald darauf mit Das schwarze Loch (1979) inhaltlich sowie finanziell in ein dunkles Zeitalter aufbrach.

Dabei waren die Witch Mountain-Filme thematisch bereits kleine Vorboten der Sci-Fi- und Gruselwelle: Statt zweier Waisen, die gemeinsam mit einem getreuen Tier (vorzugsweise ein Hund, wenn's sein muss gerne auch ein Löwe) durch die Wildnis/Pampa/Amerikas mittleren Westen stapfen und dabei mittelschwere Abenteuer erleben geht es hier um zwei Waisen mit übernatürlichen Fähigkeiten, die vor einem bösartigen Milliardär, der hinter ihren Kräften her ist, und einem wütenden Mob, der sie als Hexen beschuldigt, fliehen und mit der Zeit ihrer außerweltlichen Herkunft ins Gesicht sehen müssen.

In Andy Fickmans Neuinterpretierung wird aus den Zwillingswaisen ein auf der Erde gestrandetes Geschwisterpaar (AnnaSophia Robb und Alexander Ludwig), welches mit Hilfe des Ex-Verbrechers/ charismatischen Taxifahrers Jack Bruno (Dwayne Johnson) zurück zu seinem Raumschiff möchte, welches von einer Sondereinheit des amerikanischen Verteidigungsministeriums in eine Hochsicherheitsstation transportiert wurde. Mit der gewohnt Alien-feindlichen, schwer bewaffneten US-Behörde und einem außerirdischen Kopfgeldjäger nähert sich Die Jagd zum magischen Berg der im Gegensatz zur familienfreundlichen Erstverfilmung rauen Gesamtstimmung der Romanvorlage, entfernt sich zugleich jedoch inhaltlich noch weiter von ihr. Mit der Alien-Wissenschaftlerin Dr. Alex Friedman (Carla Gugino), die dem Taxifahrer und den Geschwistern zur Seite steht, und der Fokusverschiebung von den Aliens auf ihren Helfer entwickelt Fickman weitere eigene Elemente. Konsequenterweise bezeichnete er seinen Film als "neues Kapitel in der Welt von Witch Mountain" und weniger als Remake. Völlig berechtigt.

Hellhörig wurde ich, als Fickman sagte, er hätte den Film nach eigenem Gutdünken gedreht, ohne auf eine Jugendfreigabe zu achten. Er könnte ein PG erhalten, vielleicht auch ein PG-13, ihm sei es gleich und Disney habe keinen Druck auf ihn ausgeübt, das niedrigere Rating zu erreichen (siehe hier). Als dann die US-Freigabe bekannt wurde (PG for sequences of action and violence, frightening and dangerous situations, and some thematic elements), befürchtete ich, dass Disney womöglich doch weiche Knie bekam und die Schere ansetzte.
Die deutsche Freigabe beruhigte mich allerdings wieder: Eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren spricht nicht für einen völlig weichgespülten Film, sondern lässt mich eher vermuten, dass der Film für die MPAA einfach völlig im Rahmen war. Tatsächlich ist der Film sachter als etwa Prinz Kaspian von Narnia, zeigt aber keinerlei Anzeichen von Studiodruck in Richtung PG-Rating.

Die Jagd zum magischen Berg führt den in dieser Dekade verfolgten Trend bei Walt Disney Pictures weiter fort (und lässt solche Kiddie-Kömdchen wie Beverly Hills Chihuaua fast wieder vergessen), jedoch reiht er sich eher neben dem an Jugendliche gerichten Das Geheimnis von Green Lake ein, als dass man ihn mit den letzten Action- und Abenteuerfilmen Disneys vergleichen könnte. Zwar ist er kein Kinderfilm mehr, aber ich würde ihn weiterhin als Familien-Actionfilm einordnen, ganz anders als die primär an ein jugendliches und erwachsenes Publikum gerichten Disney/Bruckheimer-Produktionen, die eher "rein zufällig" jede Altersgruppe zu begeistern wissen.

Deshalb ist die stärkste Parallele zwischen Die Jagd zum magischen Berg und dem letzten Disney-Actionabenteuer (Das Vermächtnis des geheimen Buches) der elektrisch-dynamische Score von Trevor Rabin. Und genauso wie beim zweiten National Treasure-Film wird während des Disney-Logos die gute, alte Wenn ein Stern in finst'rer Nacht-Melodie durch eine neue Melodie aus der Feder Rabins ersetzt. Die am Anfang von Vermächtnis gefiel mir ein wenig besser, stimmig ist die neue Eröffnungsmelodie aber trotzdem.

Überhaupt ist das sehr beschreibend für den Score von Die Jagd zum magischen Berg: Er ist stimmit und dynamisch. Fertig. Rabin liefert zwar solide Arbeit, war jedoch schonmal um einiges besser. Wer weiß, vielleicht schont er seine Kräfte für The Sorcerer's Apprentice?

Der eigentliche Film ist sehr unterhaltsam und eine anständige, modernisierte Neuinterpretation der Vorgängerfilme: Schneller, visuell aufwändiger, mit einem Erwachsenen in der Hauptrolle und Jugendlichen statt Kindern als Service für das mittlerweile gealterte Kernpublikum von (den meisten) Disney-Spielfilmen, weil Kinder in Filmen ja voll uncool und nur was für Kinder sind. Dafür fehlt der Geschichte etwas Charme, der in dieser Version allein von Dwayne Johnson und ein paar spaßigen Szenen mit Sci-Fi-Geeks (inklusive Anerkennung für Tron) versprüht wird.

Die Jagd zum magischen Berg ist kurzweilige, etwas formelhafte Disney-Unterhaltung irgendwo zwischen spannendem Samstagabendfilm für jüngere Jugendliche und ihre Eltern auf der einen Seite, und modernem Disney-Spielfilm für ein sehr breites Publikum, quer durch alle Altersklassen. Das Hauptproblem waren meine Erwartungen: Die von frühen Reaktionen versprochene Mischung aus The Rock, Transformers, 2001 und Starman ist das hier bei weitem nicht. Da fehlen noch ein paar Lichtjahre.


Erläuterung: Mir gefiel Die Jagd zum magischen Berg deutlich besser als der chaotische, pathetische und generell nur miese Transformers, doch anhand der frühen Reaktionen erwartete ich einen ähnlich actionreichen und "jugendlichen" Film. Was Die Jagd zum magischen Berg nicht einhielt.

2 Kommentare:

  1. Bitte was? Dir hatTransformers nicht gefallen? Da gabs Explosionen! Und große Roboter!! Was kann einem daran nicht gefallen?
    ;)

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  2. Hab den Film gestern gesehen. Fand ihn nicht wirklich prickelnd. Eigentlich ist er nur eine zusammenhangslose Abfolge von Logikfehlern, die versucht alle Alienfilmklischees zu erfüllen...

    Kein Wunder, dass nur 8 Personen im Saal waren.

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