Die Welt ist um einen mutigen Regisseur ärmer. Und um einen Mann, der uns darum brachte, den späten Walt Disney als Spielfilm-Gastregisseur zu erleben. Bei den Dreharbeiten des damals teuersten Disneyspielfilms, Dschungel der 1000 Gefahren (1960) schlug Disney eine Szene mit einem Tiger vor. Der sich sonst den strapaziösen Aufgaben der Abenteuerkomödie stellende Regisseur riet zunächst davon ab und wollte stattdessen lieber mit einem Löwen arbeiten. Walt Disney soll den Regisseur geneckt haben: "Wenn du davor Angst hast den Tiger zu filmen, dann komme ich halt mit einer 16mm-Kamera und dreh es von alleine."
Der Tiger wurde nicht durch einen Löwen ersetzt, und es war nicht Walt Disney, der die Szene drehte. Sondern Ken Annakin.
Der am 10. August 1914 in Beverley, Yorkshire geborene Regisseur Ken Annakin erlag am 22. April im Alter von 94 Jahren den Spätfolgen eines Schlaganfalls. Dies gab seine Tochter Deborah Annakin Peters nach mitteleuropäischer Zeit in der Nacht von gestern auf heute bekannt. Ihr Vater habe den Schlaganfall im Februar erlitten und seither habe sich sein Zustand stetig verschlechtert.
Annakin begann seine von Neugier und romantischen Gefühlen für die Kunst des Drehens getriebene Filmkarrie Mitte der 40er Jahre. Annakin zeichnete sich dadurch aus, dass er sich nie einem einzigen Genre oder Publikumskreis verschrieb. So zählen zu seinen Regiearbeiten neben Pippi Langstrumpfs neueste Streiche und Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten (für die er auch als Drehbuchautor arbeitete) der Jack-London-Abenteuerfilm Ruf der Wildnis, das legendäre 3-Stunden-Kriegsepos Der längste Tag und mehrere Disney-Abenteuerfilme wie der unter US-Disneyfans zur Allgemeinbildung gehörende Dschungel der 1000 Gefahren und der aufwändig produzierte Der dritte Mann im Berg, der als Vorbild für die Matterhorn-Fahrt in Disneyland gilt und trotz ambitionierter Arbeit von Cast & Crew sowie guten Kritiken leider nicht sein Publikum fand.
Annakin erhielt für das Drehbuch von Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten eine Oscarnominierung, wurde allerdings für das komödiantische Piratenmusical Pirate Movie 1983 mit der Goldenen Himbeere abgestraft.
Für seine Verdienste für die Walt Disney Studios wurde er 2002 zur Disney Legende ernannt.
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